Espresso Magazin Oktober 2017

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Gesellschaft

espresso Magazin, Oktober 2017

A8 oder g-tron? Audi Boss Rupert Stadler und Bischof Gregor Maria Hanke im Gespräch

Aktueller, ja brisanter hätte das Thema gar nicht sein können: Traf da doch in Zeiten des DieselSkandals der Vorstandsvorsitzende der AUDI AG, Rupert Stadler auf den „grünen“ Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, um über „Nachhaltigkeit und Mobilität“ zu sprechen. Das taten sie auf Einladung der Katholischen Akademie in Bayern, die dieses Jahr ihr 60-jähriges Bestehen mit einer Reihe von solchen Veranstaltungen (in jedem bayerischen Bistum eine) feiert.

„Ich will die beiden nicht aufeinander hetzen,“ erklärte gleich zu Beginn der Direktor der Katholischen Akademie in Bayern, Florian Schuller, der das Gespräch moderierte. Und so ergab sich denn auch keine hitzige Debatte, sondern eher ein Gedankenaustausch, bei dem beide Seiten ihre Philosophien von einer nachhaltigen Wirtschaft und Lebensweise darlegten. Dabei ging es um die Mobilität der Zukunft, um Ressourcenschonung und um die Technik, die zu einer Vernetzung und Beschleunigung der Gesellschaft führen. Am Thema Diesel kam Rupert Stadler trotzdem nicht ganz vorbei. Nach der Zukunft der Antriebstechnologie gefragt, erklärte er: „Der Diesel mit seiner EU 6 Abgasnorm ist ein sauberes Produkt.“ Darüber sollte auch die Diskussionslage nicht hinwegtäuschen.

„Wir haben ja bei Audi selber leidvoll anerkennen müssen, dass Fehler gemacht worden sind. 60

Rupert Stadler, Gregor Maria Hanke und Florian Schuller. Foto: Arzenheimer

Diese Fehler muss man annehmen, die muss man aufarbeiten und man muss aus Fehlern lernen. Und man muss gucken, dass man dieses Mehraugenprinzip weiter strapaziert und organisiert, dass diese Sorte Fehler nicht mehr passiert. Aber deswegen weil Fehler gemacht worden sind zu sagen, er hat keine Zukunft, das glaube ich ist ein Granatenfehler!“ Bischof Hanke erläuterte im Gespräch seine Forderung von einer „Ökologie des Herzens“, als ein „elterliches Verhalten“ gegenüber der Schöpfung und nachkommenden Generationen. Allerdings betonte er auch:

„Ich wehre mich gegen eine ökologische Miesepeterhaltung!“ Einen A8 würde er sich nicht leisten wollen, dafür habe er aber einen Audi g-tron (erdgasbetrieben) bestellt. Auch Privates kam zur Sprache. So „beichteten“ beide, gerade mit dem Flugzeug unterwegs gewesen zu sein. Für Rupert Stadler eine Routineangelegenheit, aber für den bekennenden Zugfahrer Hanke schon eine „kleine Sünde“. Beide fahren außerdem Motorrad, was für einen Vorstandsvorsitzenden, zu dessen Unternehmen auch die Firma Ducati gehört, fast schon logisch erscheint. Bei einem Bischof, der viele Jahre das „grüne“ Kloster Plankstetten geleitet hat, ist das schon eher ungewöhnlich:

„Motorradfahren ist ein schwarzer Fleck auf meiner ökologischen Seele,“ gab Hanke zu. (ma)


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