espresso Magazin, März 2013
Portrait 13
Der „Schumi“ auf dem Catwalk Der Ingolstädter Michael Schuhmacher ist Model und Betriebswirt Hätte ein Drehbuchautor diese Szene geschrieben, man hätte gesagt: „ja, ja, so ein Zufall...“ Aber Michael Schuhmacher wurde wirklich in der Münchner Nobeldisco P1 angesprochen, ob er nicht modeln möchte. Schon hatte er die Visitenkarte einer Agentur in der Hand – und damit begann eine echte Weltkarriere: der junge Mann, der in Ottobeuren aufgewachsen ist und jetzt in Ingolstadt lebt, hat für Fotoshootings und Fashionshows seitdem nahezu die ganze Welt bereist. Einer seiner ersten Einsätze führte ihn nach Athen, der Stadt, in der sich Anfänger aus aller Herren Länder die ersten Sporen verdienen. „Bei einem Lack und Leder Shooting für den griechischen Playboy wurden einem amerikanischen Kollegen auch noch Fesseln angelegt. Da war für mich persönlich Schluss“, erinnert sich Michael Schuhmacher. Hart gesotten muss man schon sein in einer Branche, deren Glitzerfassade oft über die Schattenseiten hinweg täuscht. Man muss es ertragen können, wenn man beim Casting von oben bis unten gemustert wird und der Job vielleicht an einer zu großen Nase scheitert. Das große Geld machen außerdem nur ein paar wenige, meist weibliche Supermodels: „In Paris habe ich die gesamten Kosten für Wohnung und Lebensmittel ein halbes Jahr lang vorgeschossen, dann ist die Agentur, von der ich eigentlich alles zurückerstattet bekommen sollte, Pleite gegangen.“ Seine Familie habe ihn auch in schwierigen Zeiten nie fallen gelassen, dafür ist der heute 31-Jährige sehr dankbar. Genauso für die unvergesslichen, großen Momente, wie den ersten Einsatz für Modelegende Giorgio Armani bei der Mailänder Fashion Week: „Das war zu der Zeit, als Michael Schumacher gerade für Ferrari einen
Michael Schuhmacher.indd 3
Sieg nach dem anderen geholt hat. Ich musste gar nichts anprobieren, die haben auf meiner Karte nur den Namen gelesen und dann kam der Kommentar: i love Michael Schumacher.“
Michael Schuhmacher „in zivil“ (oben) und unten als Model
Die internationale Karriere gewann daraufhin an Fahrt, es folgten Engagements von London bis New York, von Amerika bis Asien. „Ich musste gar nicht mehr groß bei Castings antreten, meist wurde ich direkt gebucht“, erinnert sich der Mann mit den Idealmaßen (Größe: 1,89 m). Er traf Promis wie Enrique Iglesias, Sylvie van der Vaart oder Wayne Rooney und modelte für BMW zusammen mit Robert Kubica und Nick Heidfeldt. Letzterer war neben Ralf Schuhmacher und Juan Pablo Montoya auch sein „Shootingkollege“ bei Aufnahmen für die deutsche Vogue. Starfotograf Michel Comte (Gage: 20 000 Euro) und sein 20-köpfiges Team setzten die Männer in Szene. Trotz „bester Auftragslage“ begann Michael Schuhmacher 2005 mit dem BWL-Studium, für das es ihn dann auch nach Ingolstadt verschlug. Es gibt ja noch ein Leben nach oder außerhalb der Modelkarriere: „Man verzichtet auf vieles, wie Freunde, Familie oder Hobbies.“ 2010 war er schließlich zum letzten Mal bei einer großen internationalen Fashionshow auf dem Catwalk zu sehen – und zwar da, wo alles so richtig begann, nämlich bei der Fashion Week in Mailand. „Ich habe durch das Modeln viel gesehen und viel erlebt. Es war eine tolle Zeit, die mich auch in meiner Persönlichkeit weiter gebracht hat.“ Inzwischen arbeitet der Diplom-Betriebswirt bei BFFT in Gaimersheim und nimmt nur noch gelegentlich Modelaufträge an. „Der Job geht vor“, schmunzelt er und ergänzt: „Für Armani wäre ich jetzt außerdem zu breit.“ (ma)
25.02.2013 18:15:33