Schauensee. Eine Schlossgeschichte

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Schauensee

Schauensee

Pro Schauensee Kriens Museum im Bellpark Kriens

Eine Schlossgeschichte

Verfasst von Silvia Hess und Benjamin Hitz Mit einem Nachwort von Valentin Groebner

Herausgegeben von Pro Schauensee Kriens und Museum im Bellpark Kriens



Schauensee



Schauensee Eine Schlossgeschichte

Verfasst von Silvia Hess und Benjamin Hitz Mit einem Nachwort von Valentin Groebner

Herausgegeben von Pro Schauensee Kriens und Museum im Bellpark Kriens


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Rudolf von Schauensee als erster bekannter Bewohner

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Inhalt 9 Herzlich willkommen Helene Meyer-Jenni 10 Eine Schlossgeschichte Silvia Hess / Benjamin Hitz

für Schauensee

12 Rudolf von Schauensee als erster bekannter Bewohner 13 Leben und Besitz von Rudolf von Schauensee 15 Auf den Spuren der nachfolgenden Besitzer 18 (Wieder-)Aufbau als Landsitz der Stadtluzerner Patrizier 19 Hauptmann, Baumeister, Pleitier: Hans von Mettenwyl 22 Wechselnde Luzerner Patrizierfamilien als Besitzer 28 Legendäre Besitzerin, Besucher und Ereignisse: Herstellung einer Tradition 30 Guta von Rothenburg und Franz von Assisi 31 Zerstörung von Schauensee 32 Stürmung im Bauernkrieg von 1653 34 Das Schloss erhält seine heutige Form 35 Der Gestaltungswille von Josef Leonz Meyer 37 Auf Kriegsfuss mit den Kriensern: Juristische Auseinandersetzungen unter den Meyer von Schauensee 39 Franz Bernhard Meyer von Schauensee und seine Schwester Anna Maria Rüttimann-Meyer 42 Hoher Besuch auf Schloss Schauensee 43 Schloss Schauensee wird Fideikommiss-Gut 46 Sommerhaus der Familie Meyer von Schauensee 47 Franz Xaver Leopold und Francesca Meyer von Schauensee: Rom–Kriens und viele Gäste


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Leopold Maria und Maria Meyer von Schauensee: ­ Standesgemässe R ­ epräsentation und ihre Kosten Das Interieur um 1900 Friedrich und Matilda Meyer von Schauensee: Ein Baron in G ­ eldnot

58 Schloss zu vermieten 59 Die erste Mieterin: Emanuele Meyer-Schweizer. Ärztin, Schrift­stellerin, Vortragsreisende 63 Eingriffe von aussen 63 Fineli von Schauensee 64 Rodolphe und Williamina Meyer von Schauensee: Ein junges ­Forscherpaar saniert den Familiensitz 73 Günstig wohnen mit Aussicht 75 Der letzte Mieter: Ernst Brunner, «Banquier», und seine Familie 80 Kriens kauft das Schlössli 81 In Kriens wird gebaut 85 «Wir wollen das Krienser Schlössli erhalten!» 85 Ein innovatives Aktionskomitee 87 Der historische Zeuge 88 Fideikommiss: Das vermeintliche Erbe 90 Kriens im Schlössli 91 Ideen für Schauensee 91 Wie möbliert man ein Schloss? 92 Festen fürs Schlössli 94 Ein Haus für alle 96 Vom privaten Landsitz zum Wahrzeichen von Kriens 100 Die Vergangenheit Valentin Groebner

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als Versprechen

Chronologie

1 06 Anhang 1 07 Anmerkungen 1 12 Quellen 120 Bildnachweis, Impressum, Dank



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Herzlich willkommen

Vorangehende Seiten: 1. Schloss Schauensee mit Pilatus, um 1960. Ansichtskarte aus dem Verlag Papeterie W. Nägeli, Kriens. 2. Aussicht von Schloss Schauensee ­Richtung Bürgenstock, um 1955. Fotografie Max R. Bütler, Luzern. 3. Gang zum nordöstlichen Eckzimmer, um 1935. Fotografie Jean Gaberell, Thal­­wil.

Schloss Schauensee, das ist viel mehr als ein historisches Gebäude an ­bes­­ter Lage mit wunderschönem Blick über das Krienser Tal, die Stadt ­Lu­zern, über den Vierwaldstättersee zur Rigi und weit in die Alpen. ­«Un­ser Schlössli», das Wahrzeichen der Gemeinde, das als Sujet für unzählige Vereinswappen und -fahnen dient, löst bei der Bevölkerung immer wieder Emotionen aus, lässt Freude, Verbundenheit und sogar etwas Stolz aufkommen, und steht für das besondere Krienser Selbstverständnis. Das war nicht immer so. Die Krienser und Krienserinnen haben sich die­ses Schloss – den einstigen Herrschaftssitz adliger Stadtbewohner – vor genau 50 Jahren auf eindrückliche Weise erkämpft und es damit zur Herzensangelegenheit gemacht. Dieses Jubiläum ist Anlass genug, die Ge­schichte von Schauensee mit seinen jahrhundertealten Erzählungen und Legenden, die die ehemalige Burg auf der Felsnase umranken, wissenschaftlich zu recherchieren, zu bebildern und nun zu veröffentlichen. Das vorliegende Werk schliesst Lücken in der Geschichtsschreibung, würdigt Besonderheiten und ermöglicht Einblicke, die so noch nie präsentiert werden konnten. Im Zentrum stehen dabei die (Lebens-)Geschichten der wechselnden Schlossbewohner und -bewohnerinnen. Auch die Be­ziehungen und Interpretationen, die von der Krienser Bevölkerung im Laufe der Zeit entwickelt worden sind, lassen sich mit Spannung lesen. Zahlreiche Unternehmungen, Stiftungen, Organisationen und Einzelpersonen ermöglichen es dem Verein Pro Schauensee, den Kriensern und Krienserinnen mit dieser Publikation ein eigentliches Jubiläumsgeschenk zu überreichen. Ihnen allen und im Speziellen dem Historikerteam Silvia Hess, Benjamin Hitz und Valentin Groebner sowie Hilar Stadler, dem Leiter des Museum im Bellpark, gebührt ein grosses, herzliches Dankeschön. Wir alle sind eingeladen, in die Schlossgeschichte einzutauchen, Zu­sam­ menhänge zu verstehen, diesen wunderbaren Ort aber auch zu nutzen, zu pflegen und so lebendig zu halten. Erfreuen wir uns immer wieder von Neuem an Schauensee. Helene Meyer-Jenni, Präsidentin Verein Pro Schauensee


Eine Schlossgeschichte für Schauensee Silvia Hess  /   B enjamin Hitz

Was macht die Geschichte eines Schlosses aus? Diese Forschungsarbeit über die Geschichte des Schlosses Schauensee stellt die wechselnden Besitzer und Besitzerinnen – Schauensee war mehrfach in Frauenhand – sowie die späteren Mieter des Schlosses in den Mittelpunkt. Wie haben sie Schauensee genutzt? Wie war das Schloss eingerichtet? Wie wurden das Schlossgut und der dazugehörige Bauernhof betrieben? Neben der gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Funktion des Schlosses wirft auch die Kulturgeschichte Fragen auf: Was steckt hinter den zahlreichen Legenden? In welchem Verhältnis standen die Schlossherren und die Krienser? Und wie wurde aus dem Patrizierschloss das Wahrzeichen von Kriens? Schloss Schauensee blickt auf eine Geschichte von mehr als 700 Jahren zurück. Bisherige Publikationen zu Schauensee benennen Daten und Ereignisse der Schlossgeschichte, die es zu überprüfen und präzisieren galt. Einiges gehört ins Reich der Legende, andere Eckdaten haben sich bestätigt: Ab 1282 wurde Rudolf von Schauensee, der erste bekannte Besitzer, urkundlich erwähnt. Im 14. Jahrhundert wurde die alte Burg verlassen; erst 1595 wurde auf den Ruinen wieder ein Gebäude erstellt. Der heutige Zustand datiert von 1750. Seit nunmehr 50 Jahren ist das Schloss im Besitz der Gemeinde Kriens. Die vorliegende Übersichtsdarstellung benennt die Lücken in der Schlossgeschichte und schliesst diese – so weit möglich – mittels einer quellenbasierten historischen Recherche. Einzelne Ereignisse und Personen, die besonders prägend waren, werden dabei herausgehoben und ausführlich vorgestellt. Die Quellenlage für eine Schlossgeschichte entlang deren Besitzern ist unterschiedlich dicht: Ist die Zeit zwischen 1750 und 1912 relativ gut dokumentiert, namentlich durch das Familienarchiv der Meyer von Schau­ en­see und die Fideikommiss-Unterlagen im Staatsarchiv Luzern, wird die Quellenlage vor 1750 und nach 1912 spärlicher und disparater. Dies gilt ins­ besondere für die Zeit um 1300, deren Geschichte auf vereinzelten Urkunden beruht, die kaum direkte Bezüge zu Kriens herstellen, und erst recht nicht zur Burg Schauensee. Die frühe Besitzergeschichte ist deshalb nicht vollständig zu klären. Die Lücken zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert konnten teilweise dank des Archivs des Stifts im Hof in Luzern, das als klösterlicher Grundherr Verzeichnisse über die zinspflichtigen Grund-


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stücke in Kriens führte, geschlossen werden. Zu den Bewohnern nach 1912, als die Besitzerfamilie Meyer von Schauensee das Schloss vermietete, existierten bislang keine Angaben. So musste in Einwohnerverzeichnissen, bei Zeitzeugen und in den Archiven der Gemeinden Kriens und Luzern nach Hinweisen gesucht werden. Die Ereignisse von 1963 hingegen sind in den Archiven gut dokumentiert. Mit der vorliegenden Publikation wird die Geschichte von Schauensee fortgeschrieben. Sie reiht sich in eine Abfolge historischer Darstellungen ein, die bis in die Anfänge von Schloss Schauensee zurückweisen. Wie dar­­ ge­­legt, interessierten sich die wechselnden Besitzer des Schlosses für dessen Vergangenheit. Schauensee diente ihnen auch zur Repräsentation ihrer Stel­lung und ihres Wohlstands. Dass es durch Quellen und Zeugnisse bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann, unterstreicht sei­ne Bedeutsamkeit für die ehemaligen wie heutigen Schlossherren. Die Geschichte von Schauensee wurde immer wieder für die Bedürfnisse der Zeitgenossen gedeutet. Erweitert durch neue Erkenntnisse oder anekdotische Ergänzungen, wurde sie stetig neu interpretiert. Deshalb ist diese historische Darstellung auch eine Geschichte ihrer Geschichte.


4. Burganlage Schauensee mit Wohnturm. Rekonstruktionszeichnung des 足Architekten August Am Rhyn, um 1940.


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Rudolf von Schauensee als erster bekannter Bewohner

5. Siegel des Rudolf von Schauensee, 1282; späterer Abguss. 6. Siegel des Heinrich Sartor («Schnyder»), 1282; späterer Abguss. 7. Siegel des Rudolf von Schauensee mit Hirschgeweih und Stern, 1300; späterer Abguss.

Leben und Besitz von Rudolf von Schauensee Die kleine Burganlage Schauensee dürfte im späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert entstanden sein – wie viele andere mittelalterliche Burganlagen in der Innerschweiz. Der erste bekannte Besitzer und Bewohner trug schon den Namen der Burg: Ritter Rudolf von Schauensee, der zwischen 1282 und 1317 seine Spuren in verschiedenen Urkunden hinterliess. Das spannendste Dokument ist sein Testament von 1287.1 In diesem Jahr begab sich Rudolf von Schauensee auf Anregung der Äbte von Engelberg und Kappel auf eine Pilgerfahrt in den Westen Frankreichs. Dort hatte der heilige Jost im 7. Jahrhundert als Einsiedler gelebt. Vor dem Auf­ bruch vermachte Rudolf seinen Besitz – mit Zustimmung seiner Erben – verschiedenen kirchlichen Institutionen. Insgesamt 26 Güter sollten 16 ver­ schiedene Klöster, Kirchen und ritterliche Ordenshäuser erben. Zwölf dieser Güter lagen auf dem Gebiet des heutigen Kanton Luzern, zehn in Uri, zwei in Nidwalden und je eines in Schwyz und Bern. Knapp die Hälfte war freier Eigenbesitz, die andere Hälfte hatte er von grossen Adelsfamilien als Lehen erhalten. Das Testament erwähnte Eigenbesitz im Eigenthal und in Kriens, darunter einen Acker namens «Deruntwegs». Von diesen Gütern sollte der Zehnte an das Kloster St. Leodegar gehen. Schauensee wurde nicht erwähnt; es sollte wohl an die Erben übergehen. Rudolf von Schauensee war mit diesem Besitz, den er kaum selbst käuflich erworben, sondern geerbt hatte, ein Vertreter des lokalen Dienstadels, der im Dienste grosser Adelsfamilien oder der einflussreichen Klöster stand. Von welcher Familie der ausgedehnte Streubesitz herstammte, kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden.2 Die Pilgerfahrt ging übrigens glücklich über die Bühne. Rudolf von Schauensee kehrte spätestens 1289 zurück und trug zur Verbreitung des Kults um den heiligen Jost in der Innerschweiz massgeblich bei. Die heute noch bestehende Kapelle St. Jost in Ennetbürgen / nw könnte auf ihn zu­ rück­zuführen sein, besass Rudolf von Schauensee doch dort ein Gut. Ob


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8. Erste Erwähnung von Rudolf von Schauensee (als Sohn Heinrich Schnyders) in einer Urkunde von 1282: «Heinrich Schnyder, Bürger von Luzern, schenkt dem Kloster Rathausen mit Zustimmung seines Sohns, des Ritters Rudolf von Schauensee, zur Stiftung einer ewigen Jahrzeit Güter». 9. Zinsrödel des Stifts im Hof (Ausschnitt), um 1500. Gemäss diesem Verzeichnis über Besitzrechte befand sich die «burg ze Schowense und den gütren da by gelegen» um 1500 im Besitz eines Heini Keller aus Eschenbach.

sein Testament nach der Rückkehr widerrufen oder nach seinem Tod tatsächlich umgesetzt wurde, lässt sich nicht mehr feststellen. Die Burganlage mit Wohnturm und später hinzugefügtem Rundturm er­scheint als typischer Sitz eines lokalen Adligen. Sie gehörte «zu jenen An­­­lagen, die Angehörige des ritterlichen Stadtadels errichteten, um dem Auf­stieg ihrer Familien ein Denkmal zu setzen», war «Statussymbol» und «ein Vorläufer der patrizischen Landsitze».3 In der Innerschweiz gab es viele Wohntürme aus massiven Steinmauern, die mit Holzkonstruktionen ergänzt wurden. Sie waren relativ klein und aus heutiger Sicht sehr un­ kom­fortabel; insbesondere waren sie im Winter wegen der offenen Fensterscharten kaum warm zu bringen.4 Es ist unklar, ob Rudolf in Schauen­ see tatsächlich seinen Hauptwohnsitz hatte: Er war Stadtbürger und als


Rudolf von Schauensee als erster bekannter Bewohner

solcher gemäss den erhaltenen Urkunden auch im Auftrag der Stadt tätig. Um 1311 versteuerte er ausserdem ein Grundstück in der Tribschen.5 Schau­ensee konnte also auch damals schon blosser Landsitz gewesen sein. Der dortige Rundturm wurde mit grösster Wahrscheinlichkeit von ihm errichtet. Der viereckige Wohnturm, der dem Wiederaufbau um 1600 als Basis diente, mochte schon älter sein. Trotz der mächtigen Steinmauern hatte Schauensee einen geringen militärischen Wert. Es konnte keine Rede davon sein, dass die Anlage mit anderen Burgen (darunter Obernau) den Weg über den Brünig «dominierte», wie frühere Darstellungen behaupteten. Auch in den Wehranlagen muss man nach neueren Erkenntnissen eher eine wirtschaftliche und herrschaftspolitische Funktion sehen als eine militärische.6 Die Rekonstruktionszeichnungen, die der Architekt August Am Rhyn in den 1940er-Jahren anfertigte, gingen noch von einer stärkeren militärischen Funktion aus. Trotzdem vermögen sie eine Vorstellung zu geben, wie Schauensee vor dem Bau des Rundturms ausgesehen haben könnte (Abb. 4, 10, 11). Von wem stammte nun Rudolf von Schauensee ab? Die Quellen lassen zwei Möglichkeiten offen, die ähnlich wahrscheinlich sind. In einer Urkunde von 1282 wird Rudolf von Schauensee als «filius» (wörtlich «Sohn») von Heinrich Sartor («Schnyder») bezeichnet (Abb. 8).7 Heinrich Schnyder besass unter anderem Güter in Kriens und war mit Sicherheit adlig, denn nur Adlige betrieben den Tuchhandel und das Schneidergewerbe. Sein Name war mehr Berufsbezeichnung als Familienname, weshalb unklar ist, woher er stammte. Ganz gewiss war Schnyder Bürger von Luzern. Auch wenn Rudolf von Schauensee in der Urkunde fünfmal als «Sohn» bezeichnet wurde, muss dies nicht bedeuten, dass er ein leiblicher Sohn war – er konnte auch Stiefsohn,8 Adoptivsohn oder einfach eine nahe stehende Person sein. Rudolf von Schauensee besiegelte Urkunden mit einem anderen Wappen als Heinrich Schnyder (Abb. 5–7). Als leiblicher Sohn hätte er vermutlich das gleiche Wappen gewählt. Seinem Wappen nach war Rudolf von Schauensee mit der Familie Kellner von Sarnen verwandt, die um 1300 in Luzern wohnhaft war und dort auch den einzigen je bekannten Bürgermeister stellte.9 Für diese zweite Möglichkeit spricht, dass von den vier Erben Rudolfs, die 1317 genannt wurden, zwei Kellner von Sarnen waren und ein dritter zur Familie der Obernau gehörte, die das gleiche Wappen führte.10 Da beide möglichen Vorfahren Stadtbürger von Luzern waren, wird auch Rudolf von Schauensee das Stadtbürgerrecht besessen haben. Der grosse verstreute Besitz von Landgütern in der Hand von Rudolf von Schauensee kann allenfalls von beiden Familien herstammen. Ob vor ihm die Kellner von Sarnen oder die Schnyder die Burg Schauensee besessen und bewohnt haben, bleibt offen.

Auf den Spuren der nachfolgenden Besitzer Rudolf von Schauensee hatte ziemlich sicher eine Schwester, Berchta von Schauensee,11 aber keine Kinder. Sein grosser Güterbesitz zerfiel nach seinem Tod. Allenfalls wurde sein Testament von 1287 in Kraft gesetzt und

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der Besitz unter den vielen Kirchen und Klöstern aufgeteilt. Unter den oben erwähnten Erben übernahm Heinrich Kellner von Sarnen wohl die Burg und sicher den Zunamen Schauensee. Zusammen mit seinem Bruder verkaufte er noch 1317 mehrere Güter in Kriens, von dem jedoch keines als Burg oder Burghof identifiziert werden kann.12 Das ist ein Hinweis darauf, dass Rudolfs Erben Kriens verliessen. Ein Heinrich, genannt Kellner von Schauensee, fand sich 1338 und 1348 in Thun.13 Aber auch in der Nähe von Luzern tauchte der Name vereinzelt auf. Eine Hemma von Schauensee bezahlte 1317 dem Kloster im Hof einen Schilling.14 1352 bezahlte ein Heini Schowensee als in Kriens wohnhafter Bürger der Stadt Luzern fünf Schilling Steuern an die Stadt.15 Ob der Heinrich in Thun mit dem Heinrich von Kriens identisch ist, muss offen bleiben. Um 1360 traten Niklaus, Welti und Heini (von) Schauensee als Zeugen auf für das Recht des Klosters St. Leodegar in Luzern, bei Todesfall eine Steuer einzuziehen.16 Ein «Claus Zimberman [= Zimmermann] von Schowense» wurde 1381 Bürger von Luzern.17 Während die drei von Schauensee um 1360 durchaus noch Erben von Rudolf von Schauensee sein konnten und allenfalls noch die Burg be­wohnten, war Claus Zimberman ein neuer Besitzer der Burggüter, die in­zwischen von den ursprünglichen Besitzern verlassen worden waren. Schauensee war hier nicht mehr ein Nach- oder Zuname, sondern eine Herkunftsbezeichnung.


Rudolf von Schauensee als erster bekannter Bewohner

10. «Die Vesti Schowensee um 1250». Rekonstruktionszeichnung des Architekten August Am Rhyn, um 1940. 11. Grundriss der Burganlage mit befestigtem Wohnturm. Rekonstruktionszeichnung des Architekten August Am Rhyn, um 1940.

Der Name Schauensee starb aber nicht aus. So wurde 1430 ein Hof bei Adligenswil als ehemaliger Besitz von Klaus von Schauensee bezeichnet.18 Ungefähr zur gleichen Zeit tauchte auch in Kriens wieder ein Schauensee auf, nämlich Bürgi. Das Erbe seiner Tochter, die kinderlos gestorben war, wurde 1467 von einer Graubündner Familie namens Salplona eingefordert. Noch um 1500 war bekannt, welcher Hof einmal Bürgi Schauensee gehört hatte. Es handelte sich um ein Gut in der Ei.19 Bürgi Schauensee, der letzte bekannte Träger dieses Namens, war also nicht mehr Besitzer der Burg. Diese muss folglich von den ursprünglichen Eigentümern vor 1380 verlassen worden sein. Sie teilt damit das Schicksal vieler Burgen in der Innerschweiz, deren Besitzer aus dem niederen Adel stammten und schon im Verlauf des 13. Jahrhunderts ihre Burgen wieder aufgeben mussten.20 Die Burg Schauensee wurde also im 14. Jahrhundert verlassen und die Burg­güter wurden zu einem einfachen Bauernbetrieb. Dieses Gut «ze schö­­­­ wensee» übernahm 1470 ein namentlich nicht genannter Müller von Kriens von seiner Mutter.21 Ab 1500 wurde er in den Verzeichnissen des Klosters St. Leodegar in Luzern aufgeführt. Um 1500 war ein Heini Keller aus Eschen­bach im Besitz der «burg ze Schowense und den gütren da by gelegen» (Abb. 9). Als vorheriger Besitzer wird Heinrich Hohfurter genannt. Pächter war Thomas Müller. 1538 wurden zwei Teile «von dem guott zur burg» genannt, das eine als Eigentum von Thomas Zurburg, das andere im Besitz des Heilig-Geist-Spitals Luzern. Danach musste Peter Kretli dem Spital jährlich fünf Gulden bezahlen. Er hatte wohl das Grundstück gekauft, die Teilung rückgängig gemacht und das wieder vereinte Gut verpachtet, denn ein Kleinhans Lazarus bezahlte die Schuld jeweils. Lazarus besass auch Güter im Hasli, unweit von Schauensee. Er musste noch 1573 die kleine Summe von einem Schilling als jährlichen Zins (Zehnten) an das Kloster St. Leodegar abführen. 1576 zahlte dann Jakob Lazarus, wohl sein Sohn, bevor 1581 Hans Himmelrich das Gut übernahm. Allenfalls waren die Lazarus auch nie Besitzer, sondern immer nur Pächter des Grundstücks.22 Bis 1591 gelangte das Gut in die Hände von Melchior Birrer, der es in diesem Jahr für 1870 Gulden an den Luzerner Bürger und Grossrat Wendel Schumacher verkaufte.23 Diese Verkaufssumme bewegt sich auf der üblichen Höhe der Liegenschaftspreise, die in Kriens anlässlich des Verkaufs von Bauernhöfen bezahlt wurden.24 Sie steht jedoch in einem gewissen Widerspruch zu den tiefen Zehnten, welche die Besitzer des Gutshofes zu­ vor dem Kloster bezahlen mussten. Ob auf diesem Gut noch Gebäude stan­den, ist unklar. Die Bezeichnung als «Burgmatte» im Jahr 1594 und die Tatsache, dass Lazarus als Pächter noch ein anderes Gut besass, sprechen eher dafür, dass sich keine Wirtschaftsgebäude mehr auf dem Grundstück befanden.25

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12. Detail aus der Darstellung der Guta von Rothenburg; das Gem채lde zeigt die fr체heste heute bekannte Darstellung von Schloss Schauensee mit Rundturm und Kapelle.


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(Wieder-)Aufbau als Landsitz der Stadt­­ luzerner Patrizier Hauptmann, Baumeister, Pleitier: Hans von Mettenwyl Hans von Mettenwyl stammte aus dem Luzerner Patriziat. Seit 1571 sass er im Grossen Rat der Stadt Luzern, ab 1577 gar im Kleinen Rat. Er übernahm 1593 zudem das Amt des Baumeisters und damit Zuständigkeit für die städtischen Bauten. Ab 1594 war er als Bannerherr Fähnrich der Luzerner Truppen.26 Mettenwyl zog mindestens dreimal als Hauptmann in den Solddienst, das letzte Mal 1592. Seine abschliessenden zwei Feldzüge nach Frankreich im Dienste der Katholischen Liga (und unterstützt vom Papst) wurden finanzielle Desaster. Hans von Mettenwyl konnte die Schulden, die er zur Ausrüstung der Kompanien gemacht hatte, nicht zurückzahlen und sah sich ausserdem permanent mit den Forderungen der Söldner konfrontiert, die noch auf ihren Sold warteten. Fast 20-mal musste er sich zu Lebzeiten vor Gericht den Klagen unbezahlter Söldner stellen. Besonders drastisch formulierte ein gewisser Hans Fry die Kritik an seinem Hauptmann. Im Gasthaus Sternen in Luzern fluchte er und meinte, Mettenwyl habe ihn «verkhoufft uff der fleischbanck», verkauft also auf dem Schlachttisch der Metzger.27 Er meinte mit diesem Bild, dass Mettenwyl ihn und seine Mitstreiter verraten habe, als er Geld, das für die Kompanie gedacht war, in die eigene Tasche steckte. Drückender als diese Vorwürfe waren aber die Kredite, die von Mettenwyl nicht zurückbezahlen konnte. Schon 1588 sprang die Stadt mit 1000 Gulden für ihn ein. Bei seinem Tod 1599 belief sich seine Schuld gegenüber der Stadt auf die stolze Summe von 2000 Gulden. Er hatte sie nicht zurückzahlen können und deshalb einen Schuldschein auf ein Grundstück in Kriens als Pfand gegeben. Noch nach seinem Tod waren die finanziellen Angelegenheiten mit seinen ehemaligen Söldnern nicht geklärt.28 Trotz der finanziell engen Situation stellte sich Hans von Mettenwyl die Aufgabe, die Burgruine in Schauensee zu einem Landsitz auszubauen. 1594 kaufte er die Ruine mitsamt dem dazugehörigen Land. Gemäss dem damaligen Luzerner Stadtschreiber Renward Cysat war von der alten Burg «der thurm verbliben allein dz er ober har geschedigt gsin sampt noch


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13. Wappen der von Mettenwyl in der ­ a­pelle auf Schloss Schauensee, wohl K um 1600. Nachträglich wurde in der Mitte das Familienwappen der Meyer von Schau­­ensee ergänzt. 14. Familienwappen der Meyer von Schauensee im Wappenbuch der Luzerner Bürger, erschienen 1934.

einem guoten theil des gemürs vom schloss» – der Turm war ziemlich gut erhalten, vom Rest standen wohl nur noch die Grundmauern.29 Um den Kauf und den Aufbau zu finanzieren, verkaufte von Mettenwyl 1594 den Hof im Schachen mitsamt Sommerhaus und Rotsee für 6500 Gulden an Melchior Zurgilgen.30 Am 11. August 1595 erlaubte ihm der Rat der Stadt Luzern, dass er «die allt Burg zu Kriens buwen möge». Dabei wurde Hans von Mettenwyl vor zu hohen Kosten gewarnt, die seinen Kindern zum Nachteil gereichen könnten.31 Seine Bautätigkeit in Kriens war in der Folge vom Gerücht begleitet, er verbaue dort Geld der Stadt, was er als Baumeister relativ einfach hätte tun können. Hans von Mettenwyl wehrte sich gegen den Vorwurf und bot sein Amt als Baumeister an. Doch seine Ratsfreunde schenkten dem Gerücht keinen Glauben und liessen ihn im Amt.32 Ende Oktober 1595 wurde die Sanierung des Turms abgeschlossen, wie in der Turmakte nachzulesen ist. Gemäss diesem Dokument, dass in der Turmkugel versteckt wurde – ein durchaus übliches Vorgehen – hatte Hans von Mettenwyl die «allte Burg, Schloss und Veste Schowensee» mit seiner Arbeit «widerumb erbuwen, ernüweret und in wäsen gebracht».33 Diese Formulierung lässt allerdings offen, wie stark sich der Bauherr von der alten Substanz leiten liess. 1596 kaufte von Mettenwyl ein Gut von Moritz Anderallmend, wohl um damit den Burghof zu vergrössern.34 Mettenwyl liess den Turm allenfalls erhöhen und ein neues Dach erstellen. Östlich an den Turm wurde ein neues Gebäude angefügt, vermutlich auf den Grundmauern des mittelalterlichen Wohnturms. Den ehemaligen Burghof deckte nun eine einstöckige Laube.35 Auch die Kapelle mit einem Wappenbild der von Mettenwyl stammt vermutlich von Hans


(Wieder-)Aufbau als Landsitz der Stadtluzerner Patrizier

von Mettenwyl (Abb. 13).36 Den Zustand nach dem Wiederaufbau liess er auf dem Bild der Gräfin Guta von Rothenburg festhalten (Abb. 12). Zwei Be­ ­ schreibungen aus dem 18. Jahrhundert bezeichnen von Mettenwyls Werk als unvollständige Rekonstruktion der alten Burg; erst die Umbauten des 18. Jahrhunderts hätten sie vollendet.37 Auch wenn es gut möglich ist, dass die alten Grundmauern die Basis für von Mettenwyls Bau bildeten, kann von Rekonstruktion keine Rede sein. Der Bau folgte den Idealen der Zeit und war – wenn überhaupt – eine Neuinterpretation der Burganlage als Landsitz einer Patrizierfamilie. Im 16. Jahrhundert entstand unter den Luzerner Patriziern ein richtiggehender Wettbewerb um Landschlösser und Landsitze. Im Vergleich zu den etwas früher entstandenen Schlössern Altishofen, Wyher und Buttis­ holz etwa war Schauensee aber ein bescheidener, prunkloser Bau.38 Was Schauensee neben seiner aussichtsreichen Lage und der Stadtnähe interessant machte, war seine Geschichte. Es war nämlich durchaus beliebt, Land­schlösser an Orten zu erstellen, wo schon im Mittelalter Burgen ge­ standen hatten. Auch alte Bausubstanz wurde dabei gerne integriert.39 Die Patrizierfamilien, die oft erst vor wenigen Generationen in eine mächtige Stellung aufgerückt waren, konnten sich so in die Linie einer Adels­ tradition stellen. Das Prestige, das aus solchen Schlössern resultierte, zeigt sich auch in der Ergänzung der Familiennamen – als Beispiel dienen hier die Pfyffer, deren verschiedene Linien den Zusatz von Altishofen, von Wyher oder von Heidegg trugen. Im 18. Jahrhundert nannten sich dann auch die Mey­­er «von Schauensee». Das legendäre Wappen von Schauensee, ein schwar­­zer Stern auf gelbem Grund, eigneten sich die Besitzer ebenfalls an; es schmückte das Schlösslein zusammen mit den ursprünglichen Wappen der Familie (Abb. 14).40 Im Gegensatz zu vielen der Patrizierschlösser war Schauensee mit keinen speziellen Rechten und Privilegien ausgestattet.41 Die Besitzer von Schauensee konnten weder Zehnten noch andere Abgaben einziehen und hatten auch keine Gerichtsbarkeit. Ebenso wenig waren sie von Abgaben befreit, sondern mussten zum Beispiel ihrerseits den Zehnten bezahlen,

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wie die Pachtbriefe aus dem 17. und 18. Jahrhundert zeigen. Grund für das Fehlen solcher Privilegien war wohl die Tatsache, dass Schauensee schon im Mittelalter lediglich Wohnsitz eines Adligen ohne weiter gehende Rechte war. Ausserdem war es ja mehr als 200 Jahre nicht in adliger Hand, bevor Hans von Mettenwyl es kaufte. Dieser wurde übrigens Ende 1595 zum «Kellerherrn» von Kriens: Der Luzerner Rat verlieh ihm für 100 Gulden pro Jahr den Kellerhof in Kriens und das damit verbundene Recht, die Zehnten ebendort einzuziehen. Nach Mettenwyls Tod gelangte dieses Recht aber wieder in andere Hände, war also nicht direkt mit dem Besitz von Schauensee verknüpft.42

15. Stammbaum der Anderallmend, um 1700. Folgende Doppelseite: 16. Schloss Schauensee, 1754. Kupferstich (Ausschnitt) von David Herrliberger. Die Darstellung aus dem 1754 erschienenen Sammelwerk «Neue und vollständige Topographie der Eydgnoßschaft» zeigt das Schloss vor dem Umbau von 1750.

Wechselnde Luzerner Patrizierfamilien als Besitzer Die Besitzergeschichte von Schauensee nach Hans von Mettenwyl ist in groben Zügen bekannt. Es existieren jedoch in der Literatur verschiedene, zum Teil widersprüchliche Angaben. Deshalb wird hier der wahrscheinlichste Verlauf der Besitzerwechsel wiedergegeben, der aber auch mit Unsicherheiten verbunden ist. Dies gilt vor allem, wenn das Schlössli in Frauenhand kam, was mehrfach geschah. Nach dem Tod von Hans von Mettenwyl erbten seine Kinder, Maria Jakobea, die rund 21 Jahre alt war, sowie Moritz Hans Rudolf, der noch minderjährig war.43 Hans Albrecht Segesser, der Ehemann von Maria Jako­ bea von Mettenwyl, gab gegenüber der Obrigkeit eine Garantie ab, die Schulden seines Schwiegervaters zu bezahlen.44 Segesser war zum Leutnant der Schweizergarde in Rom gewählt worden, liess sich dort allerdings vertreten. Vielleicht um Schauensee in der wegen Schulden bedrohten Erbmasse zu schützen, kaufte er das Schloss 1602 von den Erben für 4000 Gulden.45 Da schon der Burghof um 1590 einen Wert von fast 2000 Gulden hatte, wurde das Schlössli folglich als nicht sehr wertvoll erachtet – verglichen etwa mit Schloss Altishofen, das 1618 für 61 000 Gulden die Hand wechselte.46 Segesser konnte Schauensee nicht viel länger geniessen als sein Schwiegervater, denn er starb bereits 1611. Das Schlössli ging vermutlich in den Besitz von Maria Jakobea von Met­tenwyl über. Sie erhielt einen Vogt zugesprochen, der sich auch um die Schulden kümmern musste, die immer noch von ihrem Vater Hans von Mettenwyl herstammten. Ihr zweiter Mann Hans Leopold Grebel starb schon vor 1615; wahrscheinlich blieb diese Ehe kinderlos. Danach verliert sich ihre Spur.47 Ihre Tochter Maria Jakobea Segesser als einzige Erbin – ihr Bruder starb 1617 – heiratete Jost Anderallmend, der 1639 einen Pachtvertrag als Besitzer oder mindestens Verwalter von Schauensee unterzeichnete.48 Da Frauen zu dieser Zeit keine juristischen Vorgänge oh­ne Vormund vornehmen konnten, ist es unmöglich zu sagen, wie lange Schauensee in Frauenhand war, bevor es in den Besitz der Familie Anderallmend kam. Diese war übrigens schon seit längerer Zeit in Kriens begütert. Sie be­sass insbesondere ein Nachbargrundstück von Schauensee.49 Nach dem Tod von Jost Anderallmend (1645) erbten seine Kinder. Das Schlössli wurde von Josef Anderallmend verwaltet, bis er 1682 seine Geschwister aus­­zahlte


(Wieder-)Aufbau als Landsitz der Stadtluzerner Patrizier

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Rudolf von Schauensee als erster bekannter Bewohner

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17. Wappenscheibe von Franz Ander­ allmend auf Schauensee, 1696.

und Schauensee übernahm. Er bezahlte seiner Schwester Maria Bea­trix und seinen zwei Brüdern Karl und Ludwig insgesamt 4250 Gulden.50 Nach seinem Tod 1695 ging es an Franz Anderallmend, seinen Sohn (Abb. 17). Dieser wiederum verkaufte Schauensee 1713 für 6000 Gulden an seinen Cousin Jo­sef Christoph Anderallmend.51 Ein Stammbaum aus dieser Zeit stellt die Zweige der Familie dar, die in Verbindung zum Schlössli standen. Das prachtvolle Werk war also auf Schauensee zugeschnitten, indem die anderen Äste weggelassen wurden (Abb. 15).52 Nach Josef Christophs Tod 1733 ging Schauensee an dessen Sohn Jost Josef über. Unter Jost Josef wurde Schauensee renoviert. Er liess das Brunnenhaus bauen und erstellte eine neue Südmauer, ein neues Portal und die Steinbrücke. Dazu kam ein französisch angelegter Garten mit Gartenhaus. Die hölzerne Laube oberhalb des ehemaligen Burghofs wurde auf zwei Stöcke erhöht (Abb. 16). Das im Schlossinneren häufig anzutreffende Wappen der Anderallmend lässt auf Renovationsarbeiten im Inneren schliessen, die sich jedoch nicht datieren lassen (Abb. 19).53 Jost Josef Anderallmend starb 1736 kinderlos als letzter männlicher Vertreter seines Geschlechts. Schauensee ging so wieder in Frauenhand über. Maria Barbara Anderallmend, Franz Anderallmends Schwester, erbte laut Testament das Schlössli.54 Ihr Mann war Franz Josef Meyer, der 1741 starb. Es scheint aber, dass nicht er die Verwaltung des Guts seiner Frau übernahm, sondern der Sohn Josef Leonz, der nach dem Tod der Mutter Besitzer von Schauensee wurde.


(Wieder-)Aufbau als Landsitz der Stadtluzerner Patrizier

Wann dies genau war, ist unsicher. Ein Eintrag im Fall- und Ehrschatzprotokoll des Stifts im Hof in Luzern lässt das Jahr 1741 plausibel erscheinen.55 Bis 1963, als es an die Gemeinde Kriens verkauft wurde, blieb Schauensee in der Hand der Familie Meyer. Sämtliche Besitzer von Schauensee waren dem Luzerner Patriziat zuzurechnen; als Kleinratsfamilien gehörten sie sogar zu den mächtigsten Geschlechtern. Die Anderallmend waren 1543, die Segesser 1564 und die Meyer 1581 das erste Mal im Kleinen Rat und damit im inneren Kreis der Macht in Luzern vertreten.56 Schon vor 1500 waren die von Mettenwyl in diesen Zirkel aufgestiegen. Zu Handwechseln kam es zweimal, weil die Familie in der männlichen Linie ausstarb (von Mettenwyl 1599, Anderallmend 1736). Bei jedem Wechsel zwischen den Besitzerfamilien gelangte Schauensee vorübergehend in Frauenhand.

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18. Guta von Rothenburg, um 1610, ­ Öl auf Leinwand, 75 × 66 cm. Porträt von unbekannter Hand.


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Legendäre Besitzerin, Besucher und Ereignisse: Herstellung einer Tradition Frühere Historiker verfolgten oft ganz andere Ziele als die heutigen. Chronisten des 15. und 16. Jahrhunderts vermischten Legenden und historische Fakten ohne Scheu und schufen dabei vor allem eines: ausgeschmückte, stimmige Geschichten. Gerade Burgruinen wie Schauensee beflügelten die Fantasie – erst recht, wenn ein Wiederaufbau geplant war, wie 1595. Der Luzerner Stadtschreiber Renward Cysat erwähnte Schauensee öfter, listete auch kurz die Herren von Schauensee auf: «Rudolff 1199, Heinrich und Peter gebrüder 1190, Heinrich der letst 1372 [am Rand: Walther 1293]». Angesichts dessen, was über Rudolf von Schauensee bekannt ist, sind die von Cysat genannten Daten als durchwegs unkorrekt zu bezeichnen. Sie wurden aber noch 1900 im Luzerner «Fremdenblatt» unkommentiert übernommen.57 Legenden bestehen fort, wenn ältere Angaben, ohne sie zu hinterfragen, übernommen und für eigene Zwecke eingesetzt oder ausgeschmückt werden. Oftmals schlagen schon diese älteren Angaben Brücken in weit zu­­rückliegende Zeiten. Cysat sah im Rundturm, der vermutlich von Rudolf von Schauensee gebaut wurde, ein Relikt aus älteren Zeiten. Bei David Herrliberger, dem Autor der eidgenössischen Topographie, wurde der Turm gar zum Zeugen der Römerzeit.58 Eine abenteuerliche Verbindung wurde auch geknüpft zwischen Schauensee und zwei Adligen namens Atha und Chriemhild. Diese haben gemäss dem Traditionsrodel des Klosters im Hof in Luzern im frühen Mittelalter ihre Güter zwischen Pilatus und See dem Kloster vermacht. Der Rodel stammt aber aus späterer Zeit und diente vor allem der «Herstellung von Tradition».59 Schauensee wird in dieser Quelle mit keinem Wort erwähnt. Trotzdem wurden Atha und Chriemhild von David Herrliberger als Besitzer von Schloss Schauensee dargestellt. Melchior Schnyder, der im Pachtgebäude auf Schauensee aufgewachsen war, übernahm diese Ansicht noch im 19. Jahrhundert.60 Dass die zwei Adligen gemäss den Quellen Güter in Kriens besessen haben, war offenbar Grund genug für diese Zuschreibung. Gerade Zeitungsartikel, die zur Zeit der Auseinandersetzungen um Schauensee in den 1960er-Jahren


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publiziert wurden, verbreiteten viele solcher Legenden völlig unkritisch – die fabelhaften und schönen Geschichten unterstrichen ja den Wert des Schlösslis. Mangels Gegenbeweisen können Legenden selten direkt widerlegt ­werden. Es soll hier deshalb nicht alles in Bausch und Bogen verneint wer­ den. Windschiefe Belege zeigen jedoch, dass auch seriöse Untersuchungen nur zu gerne jene Verbindungen herstellen, die eine schöne Geschichte schaffen. So sah etwa ein Forscher des frühen 20. Jahrhunderts im Namens­­­­­ zu­satz «de monte» («vom Berg») den Beleg dafür, dass Heinrich Schnyder, der «Vater» von Rudolf von Schauensee, schon auf Schauensee gelebt habe.61

Guta von Rothenburg und Franz von Assisi Eine Gräfin Guta von Rothenburg war gemäss diversen Chroniken aus dem 16. bis 18. Jahrhundert die Gründerin beziehungsweise Stifterin des Barfüsserklosters in Luzern. Diese Gründung fand im 13. Jahrhundert statt. Fast 300 Jahre nach dem legendären Gründungsdatum tauchte Guta in den Chroniken von Melchior Russ (1482) und von Diebold Schilling (1513) auf, allerdings noch ohne Bezug zu Schauensee.62 Diesen stellte Renward Cysat her, der in Guta von Rothenburg die Frau eines nicht näher bestimmten «Fryherren von Schowensee ob Kriens» sah.63 Die Chronisten des Franziskanerordens nahmen diese Tradition im 17. und 18. Jahrhundert auf.64 Ihnen zufolge hatte der Ordensgründer Franz von Assisi 1215 Luzern besucht und dabei auf Schauensee residiert. Guta von Rothenburg sei dabei in den Besitz von etwas Blut des Heiligen gekommen, welcher der Legende nach ja Wundmale an den Händen hatte wie Jesus. Die Blutreliquie stammte entweder von einem Aderlass bei diesem Besuch oder wurde später von Ordensbrüdern überbracht. Die Reliquie selbst – über deren Echtheit keine Klarheit besteht – wurde 1637 halbiert und wird heute in der Pfarrkirche Kriens und in der Kapuzinerkirche in Luzern aufbewahrt. Wie über die Herkunft der Reliquie widersprachen sich auch die Berichte über Guta von Rothenburg: Mal war sie Gräfin von Rothenburg, mal nur die Gattin eines Grafen von Rothenburg. Hans von Mettenwyl, der um 1595 Schauensee wieder aufbaute, kannte die Geschichte von Guta ebenfalls, denn er liess ein Bild von ihr anfertigen, das im Hintergrund den baulichen Zustand von Schauensee nach dem Wiederaufbau zeigte (Abb. 12, 18). Aus­ serdem wurde ein Assisi-Zimmer eingerichtet, ausgestattet mit einem präch­tigen Gemälde, das Franz von Assisi darstellte.65 Die Akten, die im Turm von Schauensee bei baulichen Änderungen eingelagert wurden, ent­ halten auch eine Erwähnung von Guta als ehemaliger «besitzerin dieses schlos­ses Schauinsee».66 Soweit die Legende. Ob eine Gräfin Guta von Rothenburg tatsächlich gelebt hat, ist mehr als fraglich: Die Freiherren von Rothenburg waren keine Grafen, und in ihren Stammbäumen taucht keine Guta auf. Es ist auch keine einzige Urkunde erhalten, welche Guta erwähnt. Die legendäre Gründung des Barfüsserklosters liegt zudem einige Jahre vor dem


Legendäre Besitzerin, Besucher und Ereignisse

vermuteten Gründungsdatum. Auch der Besuch von Franz von Assisi, der wenig reiste, ist eher unwahrscheinlich. Für Legenden typisch ist, dass in späteren Versionen Einzelheiten zur Person auftauchen, die zuvor nicht erwähnt wurden – wie etwa der Bezug von Guta zu Schauensee. Er wurde wohl hergestellt, weil sie als Stifterin eines Klosters galt, das auch von den Schnyder beschenkt worden war, steht also auf wackligen Füssen. Der zweite mögliche Bezug besteht im Irrtum, in Schauensee den Sitz einer freien Herrschaft unter den Freiherren von Rothenburg zu sehen: Kriens gehörte ab 1291 zur habsburgisch-österreichischen Vogtei Rothenburg.67 Dies liess die Chronisten wohl eine Verbindung zwischen der Familie von Rothenburg und Kriens herstellen. Der Legende nach hat Guta aber früher gelebt. Es ist also höchst unwahrscheinlich, dass Guta eine Ahnin der Schnyder oder Rudolfs von Schauensee war. Wir müssen in ihrer Figur viel eher das Bedürfnis der Chronisten sehen, wichtige Ereignisse mit Personen und Details auszustatten, wenn wenig darüber bekannt war.68

Zerstörung von Schauensee Was mit der Burganlage nach dem Tod von Rudolf von Schauensee geschah, ist unklar. Mit Sicherheit wurde sie im Verlauf des 14. Jahrhunderts verlassen und war um 1600, zur Zeit des Wiederaufbaus, nur noch eine Ruine. Schauensee teilte dieses Schicksal mit unzähligen Burganlagen in der Innerschweiz. Es gilt heute als sicher, dass nur ganz wenige davon nach kriegerischen Auseinandersetzungen zerstört, die meisten jedoch aus wirtschaftlichen oder anderen Gründen einfach aufgegeben wurden.69 Für die Chronisten des 16. Jahrhunderts hingegen lag ein Burgenbruch als Erklärung näher. Man stand in der Tradition der eidgenössischen Befreiungsgeschichte, gemäss der die fremden Vögte mit Gewalt vertrieben und ihre Burgen zerstört worden waren. Für den Stadtschreiber Renward Cysat stellte sich deshalb nur die Frage, wann dies geschah.70 Der erste mögliche Zeitpunkt war der Mord am römisch-deutschen König Albrecht von 1308, der tatsächlich im Gebiet der heutigen Eidgenossenschaft zu Kämpfen um Burgen der beteiligten Adligen führte. Schauensee gehörte allerdings nicht dazu.71 Rudolf von Schauensee war österreichisch-habsburgisch gesinnt und somit nicht aufseiten der Königsmörder. Eine Zerstörung um 1308 ist deshalb sehr unwahrscheinlich, zumal sich Rudolfs Erbe noch 1348 als «von Schauensee» bezeichnete. Der zweite mögliche Zeitpunkt liegt in den Jahren um 1350, als sich Luzern und Habsburg in den Haaren lagen. Belegt ist die Zerstörung der Burg Neu-Habsburg in Meggen im Jahr 1352. Weitere Burgen wurden aber nicht geschleift; der von Cysat erwähnte Bruch von Burgen fand nicht statt.72 1344 musste die Familie von Obernau, die auch Erbin Rudolfs von Schauensee war, nach einem Konflikt mit der Stadt Luzern einlenken und starben später aus. Die Vermutung, dass die Burg Obernau – und auch Schauensee als Erbgut der Familie – zu diesem Zeitpunkt zerstört wurde, ist nicht ganz auszuschliessen.73 Eher aber wurde sie einfach verlassen, denn nach dem Einlenken der Obernauer gab es kaum noch Gründe, die

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Burg zu schleifen. Der Zustand vor dem Umbau von 1595, wie er von Cysat beschrieben wurde, schliesst mit ziemlicher Sicherheit aus, dass die Burg systematisch niedergerissen wurde.74 Wahrscheinlicher als eine Zerstörung nach kriegerischer Eroberung ist also, dass die Burg Schauensee von ihren Besitzern verlassen wurde und in der Folge zerfiel. Die Gründe dafür konnten vielfältig sein. Neben den fehlenden Einkommensmöglichkeiten sind sie vielleicht darin zu suchen, dass Rudolf von Schauensee kinderlos blieb und seine Erben andere Wohnsitze hatten. Heinrich der Kellner, der sich «von Schauensee» nannte, urkundete in Thun, bewohnte dort vielleicht ein Grundstück, das aus Rudolfs Erbe stammte. Eine weitere Legende will, dass Bruder Klaus in Schauensee zu Besuch war. Sie wird im Schlössli selbst gepflegt: Im Saal des Erdgeschosses hängt ein neueres Bild von Niklaus von Flüe, dem in der Eidgenossenschaft überaus beliebten Einsiedler, zu dem auch in den Stammbäumen vieler Innerschweizer Familien Bezüge hergestellt wurden. Bruder Klaus’ politisches Wirken fällt in die 1480er-Jahre. Zu dieser Zeit wäre er bei einem Besuch in Schauensee nur auf eine Ruine gestossen, die seit Jahren nicht mehr bewohnt wurde.

Stürmung im Bauernkrieg von 1653 1653 flammten in der ganzen Eidgenossenschaft Konflikte zwischen Untertanengebieten und ihren Obrigkeiten auf. In Luzern erhoben sich zehn Landvogteien, stellten eine mehr schlecht als recht ausgerüstete Armee zusammen und zogen vor die Tore der Stadt Luzern, um dort Zugeständnisse zu erzwingen. Ende Mai 1653 lagerte ein grosser Teil dieser Truppen in Kriens. Dabei sei der Landsitz des zu strengen Landvogts Josef Ander­ allmend gestürmt und das Mobiliar als Beute betrachtet worden, wobei die Glocke aus der Kapelle als Sturmglocke gedient habe. Der vertriebene Anderallmend mitsamt seiner Glocke seien nach Unterdrückung des Aufstands im Sommer 1653 nach Kriens zurückgekehrt.75 An dieser Geschichte scheint mindestens ein wahrer Kern zu sein: Zwei Berichte aus dem Sommer 1653 erwähnten, dass die Aufständischen die Schlösser und Herrensitze plünderten. Sie hätten «sy u ­ nderschydliche schlösser und herrensitz angefallen, wyn, korn, waaffen unnd wöhr [Wein, Getreide, Waffen und Rüstungen] unnd andere fahrhaab daruss entfrömbdet». Sogar über die Misshandlung von Gegnern wurde berichtet.76 Dass Josef Anderallmend direkt Opfer wurde, scheint wenig wahrscheinlich, denn die Lage hatte sich seit Wochen zugespitzt, sodass er sich kaum auf seinem exponierten Sommersitz aufhielt. Die Plünderung des Schlösschens hingegen ist sehr plausibel, war es doch eines der Symbole der städtischen Selbstherrlichkeit. Es sollte gemäss dem später hingerichteten Hans Spengler, Untervogt von Kriens, im Falle eines Angriffs durch Luzerner Truppen sogar als Rückzugsort und Festung dienen.77 Was genau aus dem Schlössli mitgenommen wurde, konnte nicht eruiert werden. Es existiert aber eine Quittung von Josef Anderallmend, der bestätigt, «wegen


Legendäre Besitzerin, Besucher und Ereignisse

der Kriensern «rechtspruoch [wohl: Rechtsbruch]» 50 Gulden erhalten zu haben.78 Mit grosser Wahrscheinlichkeit wurde also Anderallmend Opfer von Plünderungen auf seinem Sommersitz. Der Schaden scheint dabei aber eher klein gewesen zu sein. Josef Anderallmend war übrigens zu diesem Zeitpunkt nicht Landvogt von Kriens, konnte also kaum wegen seiner Strenge als solcher angegriffen werden. Er wurde aber noch im gleichen Jahr zum Landvogt ernannt – vielleicht als eine Art Rache der Obrigkeit an den widerspenstigen Untertanen.79 Nebenbei: Schauensee war nie offizieller Sitz des Landvogts oder eines anderen städtischen Amtsträgers. Hin und wieder jedoch waren die Besitzer des Schlösschens auch Landvögte. Hier die Auflistung all dieser Besitzer:

Landvögte auf Schauensee 80 Hans Albrecht Segesser Josef Anderallmend Franz Rochus Anderallmend Josef Christoph Anderallmend Jost Josef Ignaz Anderallmend Josef Leonz Meyer

19. Deckenmedaillon mit Wappen der Anderallmend auf Schauensee. 20. Barockschild mit AnderallmendWappen. Bis 1944 zierte das Wappen das Cheminée im grossen Saal des zweiten Obergeschosses.

1607–1609 1653–1655 1691–1693 1701–1703 1727–1729 1739–1741

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21. «Schauensee. Schloß im Lucerner Gebiet. Renoviert Anno 1750», Kupferstich von David Herrliberger. Die Darstellung aus der 1755 erschienenen Ausgabe des Werks «Neue und vollständige Topographie der Eydgnoßschaft» zeigt das Schloss nach dem Umbau von 1750.


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Das Schloss erhält seine heutige Form Der Gestaltungswille von Josef Leonz Meyer Schon kurz, nachdem Schauensee an seine Mutter Maria Barbara Anderallmend übergegangen war, nahm Josef Leonz Meyer die Angelegenheiten des Schlösslis in die Hand. Das galt für den Bauernbetrieb ebenso wie für den baulichen Zustand. Beim Tod von Jost Josef Ignaz Anderallmend 1736 wurde ein Inventar erstellt.81 Zimmer für Zimmer wurden unzählige Bilder, Möbel und Einrichtungsgegenstände aufgelistet. Vor allem Bilder gab es in jedem Raum viele. Sie wurden mit Angaben zu den Rahmen aufgeführt. Nicht alle dieser Bilder genügten höheren Ansprüchen, wenn es etwa hiess, in der Winterstube habe es «5 schlechte landschäfftli mit schwartzen ramen». Im Gegensatz zu den vielen Bildern wurden aber nur relativ wenig Möbel aufgeführt, die zudem eher einfach schienen. Ein geschnitzter Tischfuss wurde speziell als «von bildhauer arbeit» erwähnt. Zu jedem Bett gab es einen Laubsack als Matratze. Diese einfache Möblierung ist noch weit vom repräsentativen Interieur entfernt, das später von den Meyer angestrebt wurde. Dies war also der Zustand des Mobiliars, als es Josef Leonz Meyer übernahm. Er liess in der Folge das Schloss baulich erweitern. Die zweistöckige Laube oberhalb des ehemaligen Burghofs wich einem dreistöckigen Bau. Auch das Dach wurde angepasst. Aus den Jahren 1749 und 1750 sind verschiedene Abrechnungen des Zimmermanns Ludwig Scherer erhalten. Zwischen Februar und April 1750 etwa verrechnete er 91 Gulden.82 So entstand der heutige Zustand, der schon bei der Fertigstellung um 1750 weiss verputzt wurde. Die Umbauten unter der Familie Meyer unterlagen, was Stil und Ausstattung anbelangt, französischem Einfluss.83 Seit diesem letzten Ausbauschritt wurde an der Bausubstanz von Schauensee nur noch wenig verändert (Abb. 21). Es war weit verbreitet, dass Patrizierlandsitze ein Bauerngut umfassten. Landsitze waren auch Kapitalanlage, und das Einkommen aus der Land­­wirtschaft der entsprechende Ertrag.84 Wie alle Patrizierfamilien be­­ wirtschafteten die Besitzer von Schauensee den Burghof nicht selbst. Im


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22. Schloss Schauensee mit Panorama von Luzern bis zur Rigi, um 1830. ­Kolo­rierte Umrissradierung von Friedrich Wilhelm Delkeskamp.

ältesten erhaltenen Vertrag von 1639 verpachtete Jost Anderallmend den Hof für einen Zins von 125 Gulden im Jahr an Hans Schärer.85 Dieser betrieb den Hof auf eigene Rechnung und Risiko. 1713 betrug der Zins auf das gleiche Gut mit etwas mehr Gebäuden schon 160 Gulden. Der Ertrag gewisser Obstbäume blieb aber der Besitzerfamilie. Bereits 1715 wurde ein neuer Vertrag aufgesetzt, der einen Zins von 150 Gulden vorsah. 1724 und 1730 wurde je noch ein Zins von 100 Gulden vereinbart, 1736 stieg er wieder auf 120 Gulden. Diese Zinsentwicklung spiegelte eine allgemeine Krise der Krienser Landwirtschaft in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.86 Vereinzelt wurde in den Pachtverträgen auch die Lieferung von Milchprodukten an die Besitzer geregelt, wenn diese in Schauensee waren. Die Pächter mussten ausserdem Brennholz in die Stadt liefern. Als Josef Leonz Meyer die Verwaltung von Schauensee übernahm, stand auch der Burghof viel stärker unter seiner Kontrolle. Er wurde nicht mehr verpachtet, sondern von einem «Werckman», gewissermassen einem Angestellten, im Auftrag Meyers bewirtschaftet. Dabei übernahm der in Meyers Diensten stehende Klaus Villiger alle anfallenden Arbeiten. Im Gegenzug erhielt er die Hälfte des Ertrags an Getreide, Obst, Gemüse und Milchprodukten (Letztere wurden mit 12 Gulden pro Kuh entschädigt, weil die Teilung kaum praktikabel war). Eine Liste führte Ausnahmen beim Edelobst auf, das der Eigentümer für seinen Bedarf sicherte. Durch diese Regelungen übernahm Meyer einen Teil des Risikos und sicherte sich eine viel grössere Mitsprache im Betrieb. Der Arbeiter konnte gegen eine kleine Entschädigung zudem verpflichtet werden, auch auf anderen Gütern der Meyer zu arbeiten. Eine Zusammenstellung von 1749 listete den Ertrag an Getreide auf. Die fünf für Schauensee aufgeführten Getrei-


Das Schloss erhält seine heutige Form

desorten ergaben einen Ertrag von 37 Mütt.87 Das war mehr als ein Drittel des Gesamtertrags der Meyer’schen Güter. Auch der Pachtvertrag von 1767 zwischen Franz Rudolf Meyer und Sebastian Studhalter basierte auf dem gleichen Prinzip und führte die Pflichten des Angestellten noch präziser auf. Im 19. Jahrhundert ging man wieder zum Pachtvertrag über, der für die Besitzer sicher mit weniger Aufwand verbunden war. 1840 betrug der Zins 250 Gulden, 1849 schon 330 Gulden. In der Pachtvereinbarung von 1866 schliesslich wurde ein massiv höherer Zins von 1600 Franken vereinbart.88 Im Familienarchiv der Meyer von Schauensee ist ein sogenanntes Wochenbuch erhalten, in welchem die Ausgaben, die monatlich auf Schauensee anfielen, notiert wurden. Darunter waren auch die Kosten für die Angestellten. Die Auswertung der wöchentlich erstellten Lohnlisten fürs Jahr 1746 ergab: Die Anzahl Personen schwankte zwischen drei im März und 14 in den Monaten Mai, August und September. Es waren immer wieder die gleichen Personen, die bezahlt wurden. Die Männer erhielten zwischen 12 und 15 Schilling pro Tag, die Frauen meist 10, ausser eine Magd namens Bethli, die auf jeder Liste aufgeführt war. Sie war wohl die eigentliche Schlossmagd und erhielt bloss 3 Schilling am Tag.89 Die anderen wurden – nach Bedarf des Schlossbetriebs und der Landwirtschaft – tageweise angestellt und bezahlt. Im März wurden 46,5 Arbeitstage entlöhnt, im Mai hingegen 193. Die Beschäftigung wies also einen starken saisonalen Verlauf auf, mit einer Baisse im Monat Juni. Die wenigen geleisteten Arbeitstage in den Monaten Dezember bis März bestätigen, dass Schauensee im Winter sehr eingeschränkt genutzt wurde.90 Die Beschäftigung mit der Landwirtschaft war für die Besitzer von Schauensee aber sicher nur ein Nebenaspekt. Im Zentrum war der standesgemässe Aufenthalt im Schlössli. Dazu gehörte im 18. Jahrhundert auch die Musik. Franz Josef Leonz, ein Bruder von Josef Leonz, war ein bekannter Kirchenmusiker und Komponist. Er wurde von seinem Vater, der ebenfalls ein Musikliebhaber war und aus Italien eine wertvolle Geige heimgebracht hatte, gefördert. Auch Josef Leonz selbst und seine Gattin Anna Cecilia Rusconi musizierten gerne, er mit dem Hammerklavier, sie als Sängerin. So wurde Schauensee im 18. Jahrhundert offenbar ein beliebter Treffpunkt für Musikfreunde.91

Auf Kriegsfuss mit den Kriensern: Juristische Auseinandersetzungen unter den Meyer von Schauensee Kaum war Josef Leonz Meyer in den Besitz von Schauensee gekommen, geriet er mit den Nachbarn und der Bürgergemeinde Kriens in rechtliche Auseinandersetzungen. Er suchte zu verhindern, dass die Krienser Bürger ein Wegrecht durch den Burghof hatten. Das scheiterte 1739 – genau gleich wie ein Versuch seines Enkels Franz Bernhard 1843. Wenig später wollte der Eigentümer des Talackers verhindern, dass die Besitzer von Schauensee sein Gut mit Fuhrwerken befahren konnten. Interessant ist die Begründung Meyers anlässlich der gütlichen Regelung: Schauensee sei in österrei-

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23. Sonnenuhr aus der Zeit von Josef Leonz Meyer. 24. Porträt des Franz Bernhard Meyer von Schauensee. 25. Porträt der Anna Maria RüttimannMeyer.

chischen Zeiten eine freie Herrschaft gewesen und so vermögend, dass es zwei Klöster habe stiften können. Da werde wohl eine freie Zufahrt zum Schloss dazugehört haben. Diese sei ja auch ungefähr 570 Jahre lang problemlos genutzt worden. Meyer spielte damit auf die legendäre Stiftung ans Kloster im Hof im 9. Jahrhundert und an die Stifterin von Rathausen, Guta von Rothenburg, an. An die Stelle einer juristischen Argumentation setzte er mittelalterliche Legenden, die kaum Beweiskraft hatten, und eine zumindest fragwürdige Kontinuität in der Besitzerlinie. Die Bezüge auf die Geschichte zeigen aber seine Wahrnehmung der Schlossgeschichte und Bedeutung der Burg im Mittelalter.92 Länger und heftiger war die Auseinandersetzung von Franz Rudolf, Josef Leonz’ Sohn, um das Bürgerrecht von Kriens, das ihn zur Nutzung der Allmenden und Wälder berechtigt hätte. Mittels bis ins 14. Jahrhundert zurückreichender Dokumente versuchte er zu belegen, dass die Besitzer von Schauensee einen Anspruch auf dieses Bürgerrecht hatten. Sogar nach­­ dem es ihm 1767 zugestanden worden war, brachen die Konflikte nicht ab; es musste gar eine Kommission eingesetzt werden. Noch 1809 fürchtete Meyer, bei der Teilung von Allmendwald leer auszugehen.93 Die von ihm vorgelegten Dokumente belegten auch eine lange Tradition von Auseinandersetzungen um Rechte der Stadtbürger, die in Kriens Land besassen.


Das Schloss erhält seine heutige Form

Die Krienser versuchten, die ohnehin schon privilegierten Stadtluzerner von den Vorteilen, die sich aus dem Krienser Allmendrecht ergaben, möglichst fernzuhalten – ein klassischer Stadt-Land-Konflikt, an dem sich die Meyer von Schauensee ebenfalls beteiligten.

Folgende Doppelseite: 26. «Schloss Schauensee bey Kriens, Kant. Luzern». Anfang 19. Jahrhundert. Gouache von unbekannter Hand.

Franz Bernhard Meyer von Schauensee und seine Schwester ​­ Anna Maria Rüttimann-Meyer Unter den vielen Besitzern von Schauensee, die politisch tätig waren, sticht einer besonders heraus: Mit Franz Bernhard Meyer von Schauensee erreichte die Patrizierfamilie Meyer einen Höhepunkt an politischer Bedeutung und Einfluss (Abb. 24). Geboren 1763, durchlief er eine für einen Patriziersohn durchaus typische Jugend.94 Nach dem Gymnasium begann er ein Studium in Recht und Philosophie in Pruntrut (Porrentruy, ju), das er aber schon nach kurzer Zeit abbrach, um in Frankreich eine Karriere als Solddienst­ offizier anzustreben. Mit 19 Jahren war er bereits Hauptmann, als er nach Luzern zurückkehrte und in den Grossen Rat gewählt wurde. Ab 1787 war er Landvogt und hatte noch weitere Ämter inne. Bei einem Aufenthalt im revolutionären Paris des Jahres 1790 liess sich Meyer anstecken von den Idealen der Revolution. Obwohl selbst Teil der alten Herrschaft, begann er diese heftig zu kritisieren. Auch am Solddienst liess er kein gutes Haar mehr. Meyer trat in Kontakt mit den wichtigsten Köpfen der Aufklärung und des politischen Reformwillens in der Eidgenossenschaft, unter anderem mit Johann Caspar Lavater, Heinrich Pestalozzi, Paul Usteri und Peter Ochs. Er befürwortete eine starke Anlehnung an Frank­­reich: «Wir müssen uns endlich eng an Frankreich anschliessen und das Heil unseres Vaterlandes mehr beherzigen als das Interesse unserer F ­ amilien.»95 Franz Bernhard Meyer wurde «der jüngere Typus des schweize­ri­schen ‹Aufgeklärten› und Revolutionsfreundes in der katholischen In­ner­schweiz».96 Als sich die politischen Verhältnisse in der Eidgenossenschaft 1798 umwälzten, war er zur Stelle, um im neuen Einheitsstaat mitzuarbeiten. Mit 35 Jahren wurde er dank seiner vielfältigen Kontakte – auch nach Frankreich – zum helvetischen Polizei- und Justizminister. Schon 1801 trat er nach einem Putsch aus der krisengeschüttelten Regierung zurück. In der Folge versuchte er sich als Kaufmann. Gemäss seinem Biografen war sein liebster Aufenthaltsort «nun im Sommer sein Schlösschen, das ihn dem politischen Getriebe der Stadt entrückte».97 In dieser Zeit trafen ihn harte Schicksalsschläge: Die Kinder Nanette († 1807) und Ludwig († 1810), sein Vater († 1810) und seine Frau († 1812) starben innert weniger Jahre. Erst im Herbst 1813 griff Meyer wieder ins politische Geschehen ein, nun nach einem spektakulären Meinungswandel. Enttäuscht von der Französi­schen Revolution und insbesondere von Napoleon, wandte er sich dem kon­­ servativen Lager zu. Im Februar 1814 wurde Meyer Teil der neuen Luzerner Re­gierung, welche die Verhältnisse von vor 1798 wieder herzustellen such­te. Bis zu deren Sturz 1831 war er als Säckelmeister für die Kantonsfinanzen zuständig. Nach dem endgültigen Rückzug aus der Politik lebte er noch 18 Jahre. Oft und gern hielt er sich in Schauensee auf, das ihm

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1810 aus dem Erbe seines Vaters zugefallen war. Er starb im November 1848 im Alter von 85 Jahren, nachdem er die Anfänge des neuen Bundesstaates noch am Rande mitverfolgt hatte. Anna Maria Meyer von Schauensee, Franz Bernhards jüngere Schwester, heiratete 1794 Vinzenz Rüttimann (Abb. 25).98 Rüttimann war Politiker und üb­te in der Zeit der Helvetik (1798 – 1803), der Mediation (1803 – 1814) und noch bis 1831 wichtige Ämter in Luzern und der Eidgenossenschaft aus. Die Verbindung der zwei Familien wurde noch enger, als Franz Bernhard Meyer 1796 die Schwester seines Schwagers, Maria Josephine Rüttimann, heiratete. Anna Maria Rüttimann-Meyers Alltag war geprägt von der Haus­­arbeit und der Erziehung ihrer Kinder, für die ihr übrigens Rousseaus Erziehungsideen Vorbild waren. Sie stand aber in regem Austausch mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten ihrer Zeit, unter anderem auch Paul Usteri. In ihren Briefen nahm sie immer wieder energisch und mit hohem Urteilsvermögen Stellung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Ihre Ratschläge fanden bei den Empfängern durchaus Anklang. Wie ihr Bruder war sie der Idee des Einheitsstaats verpflichtet. Nach dessen Scheitern 1802 konnten ihre Kommentare zum politischen Alltag auch zynisch oder sarkastisch klingen. Obwohl sie als Frau vom aktiven politischen Leben ausgeschlossen war, konnte sie doch Einfluss erlangen. So nah sie an der Tagesaktualität war, ihre Pflichten als Mutter hinderten Anna Maria Rütti­ mann-Meyer daran, stärker persönlich am Ort des Geschehens zu sein. Im Speziellen musste sie darauf verzichten, ihren Bruder nach Paris an die sogenannte Konsulta zu begleiten. Dort wurde von Napoleon die neue Verfassung der Eidgenossenschaft, die von 1803 bis 1814 als Mediationsverfassung in Kraft war, diktiert.

Hoher Besuch auf Schloss Schauensee Wir haben gesehen, dass die Besuche von religiösen Persönlichkeiten des Mittelalters – wie Franz von Assisi und Niklaus von Flüe – auf Schauensee eher ins Reich der Legenden gehören. Viel wahrscheinlicher ist es, dass be­kannte Grössen der Aufklärung und politische Akteure des frühen 19. Jahrhunderts ins Schlössli kamen. Franz Bernhard Meyer pflegte einen ausgedehnten Briefverkehr mit dem Pädagogen und Reformer Heinrich Pestalozzi, mit dem bekannten Philosophen und Schriftsteller Johann ­Caspar La­vater sowie dem ebenfalls aus Zürich stammenden Publizisten und Po­li­tiker Paul Usteri. Pestalozzi kannte mit dem Krienser Schulmeister Melchior Schnyder jemand weiteren, der direkt mit Schauensee verbunden war. Schnyder war nämlich im Pförtnerhaus von Schauensee aufgewachsen und arbeitete später mit Pestalozzi in Yverdon.99 1794 besuchte Pestalozzi Franz Bernhard Meyer in Schauensee.100 Ein weiterer Besucher des Schlösslis war Paul Usteri, der sich 1801 nach dem Staatsstreich, den ihn wie Meyer aus allen öffentlichen Stellungen verdrängte, mit ihm zusammen nach Luzern zurückzog.101 Da sich Franz Bernhard Meyer gerne auf Schauensee aufhielt, ist davon auszugehen, dass auch Usteri manchmal mitkam.


Das Schloss erhält seine heutige Form

Schloss Schauensee wird Fideikommiss-Gut Am 12. November 1834 legte Franz Bernhard Meyer von Schauensee dem Kleinen Rat von Luzern ein von allen Familienmitgliedern unterschriebenes Gesuch vor, dass er den Hof Eggisbühl in Weggis aus dem Fideikommiss verkaufen und als Ersatz den Burghof Schauensee darin einschliessen wolle. Diese Transaktion wurde 1835 genehmigt und Schau­en­see zum Fideikommiss-Gut. Das Fideikommiss Meyer von Schauensee war – wieder via Frauenbesitz – von der Familie Feer über die Familie Fleckenstein 1802 in den Besitz der Familie Meyer von Schauensee gelangt. Fideikommisse sind Familienstiftungen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die einen Vermögensteil (meist Liegenschaften, aber auch Kapital) aus der üblichen Erbteilung herausnehmen und nur einem Erben, oft dem ältesten Sohn, zuweisen. Dadurch soll die Zersplitterung des Familienvermögens verhindert werden, und wenigstens ein Familienmitglied soll das Ansehen des Geschlechts auf der Basis des Fideikommiss-Gutes wahren können. Ein solches Gut darf deshalb weder verkauft noch verpfändet werden. Der Fideikommissar verfügt folglich nicht frei über sein Erbe. Für Änderungen am Fideikommiss benötigt er das Einverständnis aller erbberechtigten Familienmitglieder und vor allem der zuständigen politischen Behörde. Die Rechtsfigur des Fideikommiss wurde 1907 vom schweizerischen Zivilgesetzbuch verboten, weil sie dem Gedanken der Rechtsgleichheit widersprach. Die bestehenden Fideikommisse blieben aufrecht und stellten im 20. Jahrhundert manche Behörde vor rechtlich schwierige Entscheide. 102

Folgende Doppelseite: 27. Schloss Schauensee und Panorama mit der Rigi, um 1900. Fotografie Emil Kreis, Kriens.

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Rudolf von Schauensee als erster bekannter Bewohner

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Sommerhaus der Familie Meyer von ­Schauensee

28. Gästebuch der Meyer von Schauensee, um 1870. 29. Porträt des Franz Xaver Leopold Meyer von Schauensee.

Franz Xaver Leopold und Francesca Meyer von Schauensee: Rom–Kriens und viele Gäste Seit Mitte des 19. Jahrhunderts lebte die Fideikommiss-Linie der Familie Meyer von Schauensee in Italien. Franz Xaver Leopold Meyer von Schauensee, genannt Leopold (1803 – 1860), war von 1848 bis 1860 Kommandant der Schweizergarde in Rom (Abb. 29) und heiratete die gebildete Römerin Fran­cesca Cantalamessa-Papoti.103 1852 kam ihr einziges Kind Leopold zur Welt.104 Auch nach dem frühen Tod ihres Gatten verbrachte Francesca Meyer von Schauensee mit ihren Kindern und Hausangestellten die Sommermo­na­te auf Schloss Schauensee. Im Staatsarchiv Luzern befindet sich ein Gäs­te­­buch, in welchem die Familie ab 1864 ihre Besucher mit buchhalterischer Genauigkeit auflistete. Dazu wurden die benutzten Seiten aus einem Ausmesserbuch, einer Art Milchbüchlein, gerissen, um es fortan als Gäste­ buch zu verwenden. Der erste Eintrag hält den Besuch des Bischofs von Basel, Eugène Lachat, fest. Das Buch zeigt, dass die Meyer von Schauensee während ihrer Sommeraufenthalte intensive Kontakte zu den Luzerner Patrizierfamilien pflegten, von Klerikern regelmässig die Messe lesen lies­ sen und auch internationale Gäste wie die zwei süditalienischen Prinzessinnen Pignatelli bewirteten und beherbergten. Besonders häufig waren die verwandten Familien Rüttimann, Falcini und Crivelli zu Besuch, und auch der päpstliche Nuntius war ein öfters gesehener Gast: Joseph Marie Bo­vieri logierte 1864 ganze drei Wochen im Schloss.105 Neben den Namen no­tierten die Meyers die Anzahl der Besucher und deren Besuchsrahmen – «au déjeuner», «au dîner» oder «en séjour». Ab 1886 begannen die Gäste, sich selbst einzutragen (Abb. 28). Schloss Schauensee wurde zwischendurch auch von weiteren Familienmitgliedern als Landsitz genutzt, etwa von der Zwillingsschwester Leopolds, Elisabetha Meyer von Schauensee. So war sie 1848 und 1869 bei Dachreparaturen vor Ort und ergänzte die in der Turmkugel aufbewahrten Notizen zur Familiengeschichte.106


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30. Bischöfliche Zelebrationsbewilli­ gung für die Schlosskapelle von 1811, erneuert 1834. 31. Porträt des Leopold Maria Meyer von Schauensee in Gardistenuniform, 1897. 32. Leopold Maria Meyer von Schauen­ see im Harnisch; Porträt der Todesan­ zeige von 1910. Von 1901–1910 war Meyer Kommandant der Schweizergarde in Rom.

1866 bat Francesca Meyer von Schauensee den päpstlichen Nuntius in Luzern, Angelo Bianchi, in der Schlosskapelle, die den Status einer pri­ vaten Hauskapelle hatte, eine Messe zu lesen. Jeweils beim Tod eines Besitzers holte die Familie schriftlich eine neue bischöfliche Erlaubnis ein (Abb. 30). Als jedoch Bianchi auf Schauensee die bischöflichen Zelebrations­ bewilligungen vorgelegt erhielt, weigerte er sich, die Messe zu lesen, da – nach seiner vielleicht etwas strengen Auslegung des Kirchenrechts – eine Privatkapelle eine päpstliche Bewilligung benötige.107 Der Nuntius schlug vor, sie als öffentliche Kapelle zu benedizieren, was in der Befugnis des Bischofs lag. Weil die Schlosskapelle auf einen allgemein zugänglichen Hof führte sowie einen Glockenturm besass, erfüllte sie die baulichen Bedingungen für eine öffentliche Kapelle. Der Unterhalt sollte aber weiterhin Sache der Besitzerfamilie bleiben. Bischof Lachat stimmte dem Antrag am 17. August 1866 brieflich zu, und am 24. Oktober 1866 wurde die Schlosskapelle vom Chorherrn des Luzerner Hofstifts, Franz Xaver Schmid, als öffentliche Kapelle eingesegnet.108 Ende der 1860er-Jahre lebte Francesca mit Sohn Leopold dauerhaft in Luzern und Kriens, wie ihre Schwägerin Elisabetha 1869 in den Turmakten von Schauensee vermerkte.109 Im August 1871 vermietete Francesca das Schloss für einen Monat an die in London lebende griechische Familie Kati­nakis, die eine ansehnliche Miete von 1000 Franken bezahlte.110


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Folgende Doppelseiten: 33. «Rittersaal in Schloss Schauensee, Ostseite», vor 1910. Postkarte der Buchdruckerei Kriens, E ­ igensatz & Cie. Das Gemälde der Guta von Rothenburg ist Teil der Ausstattung. 34. Grosser Saal im zweiten Obergeschoss, ehemaliger «Rittersaal», um 1910.

Leopold Maria und Maria Meyer von Schauensee: Standesgemässe Repräsentation und ihre Kosten Leopold Maria Meyer von Schauensee (1852 – 1910) zog es zurück nach Rom, wo er bei der Schweizergarde wirkte, deren Kommandant er in sei­ nen letzten Lebensjahren 1901 – 1910 war. In erster Ehe heiratete Leopold die aus dem vornehmen Haus der Herzöge von Lante delle Rovere stammende Hyacintha Dari, welche einen Monat nach der Geburt des ersten Kindes Friedrich Meyer von Schauensee (1875 – 1954) in Italien starb. In zweiter Ehe vermählte sich Leopold 1876 mit Maria de Cadilhac, einer Verwandten seiner ersten Frau.111 Am 20. Juni 1878 gebar Maria Meyer von Schauensee in Schloss Schauensee ihre erste Tochter, die vier Tage später in der Hauskapelle auf den Namen Giacinta Maria Giuseppa Ida Giovanna Battista getauft wurde.112 Auf Giacinta folgten noch drei Söhne: Maximilian, Franz Bernhard und Sigismondo. Leopold und seine Familie hielten sich im Sommer meist für zwei bis drei Monate in Schloss Schauensee auf. Ende des 19. Jahrhunderts stieg der Wert des Schlossguts aufgrund der höheren Bodenpreise an, doch die realen Einnahmen aus dem Landwirtschaftsbetrieb deckten gerade die Steuern und die nötigsten Unterhaltskosten ab.113 1903 beantragte Leopold, 31 755,24 Franken aus dem Kapitalfonds des Fideikommiss zu beziehen, weil er eine neue Scheune auf Schauensee erstellen lassen und das ebenfalls im Fideikommiss enthaltene Haus am Sternenplatz in Luzern saniert habe. Trotz Opposition des Luzerner Ortsbürgerrates, der auf den «sehr vernachlässigten Zustand» des Schlosses aufmerksam machte, erfüllte der Regierungsrat schliesslich den Wunsch, da der Kapitalbezug dem Mehrwert der Liegenschaften entspreche.114 Weshalb unterhielt Leopold das Schloss nicht besser? Interessierte er sich zu wenig für das Erbe oder fehlte ihm das Geld für weitere Investitionen? Die zweite Vermutung erscheint plausibler: Als Schweizergardist zu dienen, galt zwar als sehr ehrenvoll und entsprach einer Tradition in den

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35. Schloss Schauensee, Grundrisse und Aufriss der Ostfassade, um 1920. Darstellung aus der Publikation «Das Bürgerhaus der Schweiz».


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Luzerner Patrizierfamilien, doch der Lohn für gewöhnliche Gardisten war niedrig und selbst für einen Gardekommandanten eher mässig.115 Für eine siebenköpfige Familie, die einen kostspieligen Lebensstil in Rom pflegte, reichte er nicht aus. Gegen ein Desinteresse für Schauensee spricht auch, dass Leopold sich gerne als «Adliger» darstellte, was er mit dem Familienschloss unterstreichen konnte. Auf Fotografien präsentierte sich Leopold in historisierender Manier: Eine Porträtaufnahme von 1897 zeigt einen mit Orden bestückten, bereits ergrauten Mann mit imposantem Schnurrbart im Gewand der Schweizergardisten (Abb. 31). Auf seiner Todesanzeige dann ist Leopold in einer altertümlichen Ritterrüstung, wie sie Gardekommandanten an ho­ hen Anlässen tragen, abgebildet (Abb. 32).116

Das Interieur um 1900 Um die Jahrhundertwende interessierten sich Heimatschutzbewegung, Heimatstil und Reformarchitektur für das Aussehen von sogenannten Bürgerhäusern, wozu auch Landsitze und Schlösser wie Schauensee gezählt wurden. In der Suche nach traditionellen Bauweisen steckte der Wunsch, eine «ursprüngliche» Schweizer Bau- und Wohnkultur zu finden und im modernen Bauen aufzugreifen. Schauensee entsprach der dabei gepflegten romantischen Idee vom Schloss im Grünen. Deshalb wurden in Band 8 der Reihe «Das Bürgerhaus der Schweiz» (1920) auf zwei Seiten Grundrisse, Fassadenskizzen und eine Aussenaufnahme von Schauensee (Abb. 35) abge­ bildet.117 Wie sah es um 1900 in Schloss Schauensee aus? In diesen Jahren wurde von einem unbekannten Fotografen eine Serie von Innenaufnahmen her­ gestellt, die das zeitgenössische Interesse an «alten» Bürgerstuben spiegeln. Eine der Fotografien wurde als Postkarte vervielfältigt und verkauft, ebenso zwei gezeichnete Versionen davon. Auf dieser Karte ist der «Rittersaal von Schloss Schauensee» zu sehen, in dem auf kleinstem Raum die Selbstdarstellung der Meyer von Schauensee als Patrizierfamilie zum Ausdruck kommt: Eine Ritterrüstung ist umgeben von Gemälden (eines davon das Guta-Bild), Weihwasserbehältern, Lilienstickereien und einem Stuhl mit eingeschnitztem Familienwappen. Die auffälligen Butzenscheiben hatten Ende des 19. Jahrhunderts eine Renaissance; sie galten als «heimatliche» Fensterform und wurden sogar neu produziert (Abb. 33).118 Die repräsentative Einrichtung, wie sie auf Fo­to­­­grafien in den 1900erJahren zu sehen ist, sollte neben einer idealisierten Wohn­kultur auch Geschichte zeigen – vergleichbar einem Familienmu­seum (Abb. 34). Die Ge­mälde in Schauensee stellten Familien- und Schlossgeschichte dar. So kommt ein Assisi-Bild neben Ahnengemälde zu hängen. Be­sonders dicht de­koriert mit Darstellungen, die Ahnen, Heilige und Land­schaften zeigen, wa­ren der Rittersaal und das sogenannte Assisi-Zim­mer, von dem aber in den Archiven keine Aufnahme vor 1930 existiert. Eine repräsenta­­­tiv-mu­ seale Nutzung des Schlosses entsprach auch den ursprünglichen Absichten der Rechtsfigur «Fideikommiss»: Mindestens ein Familienmitglied sollte

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36. Gesuch um die Gewährung einer ­ ypothek an den Luzerner Regierungsrat, H 5. Februar 1912. 37. Schloss Schauensee mit Gartenhaus, um 1930. Fotografie Jean Gaberell, Thalwil. Die Aufnahme zeigt den Zustand vor dem Umbau von 1932/1933.

das Ansehen des Geschlechts hochhalten und zugleich ehrenvolle, aber an Verdienst arme Positionen einnehmen können – dieses Kalkül aus dem 18.  Jahrhundert ging aber bereits Ende des 19.  Jahrhunderts nicht mehr auf.119 Nach Leopolds Tod 1910 sah die Finanzlage der Familie schlecht aus und sie liess das kostbare Mobiliar versteigern. Ein Teil davon landete über den Architekten August Am Rhyn im Landhaus Geissenstein in Luzern, von wo es später an unbekannte Besitzer weiterverkauft wurde.120

Friedrich und Matilda Meyer von Schauensee: Ein Baron in Geldnot Schloss Schauensee ging 1910 an den 35-jährigen Friedrich (auch Fritz) Meyer von Schauensee, der zeitlebens in Rom und Florenz lebte. Friedrich war den grössten Teil seines Lebens von Beruf «Baron» – ein Titel, mit dem sich bereits sein Vater in Italien zu schmücken pflegte. Er heiratete die USAmerikanerin Matilda Toland, mit der er zwei Söhne hatte. Matilda lebte teils in Rom, zog jedoch ab 1913 für längere Aufenthalte mit ihren Söhnen in ihre Heimatstadt Philadelphia zurück.121 Friedrich konnte offensichtlich nicht mit Geld umgehen: Er lebte im Stile eines Grandseigneurs über seine Verhältnisse und verschuldete sich, wie er später erklärte, «in jugendlichem Leichtsinn, Übermut und Uner-


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fahrenheit». 1924 betrug sein Schuldenberg 200 000 Franken, eine horrende Summe für jene Zeit.122 Mehrmals beantragte Friedrich Hypotheken beim Regierungsrat von Luzern. 1912 wurde ihm im Rekurs eine Hypothek gewährt, nachdem er auf einen angeblichen Präzedenzfall und die grossen Erbaussichten seiner Frau verwiesen hatte. 1918 wies der Regierungsrat ein weiteres Gesuch ab (Abb. 36).123 Das Haus am Sternenplatz in Luzern, die zweite Liegenschaft im Meyer’schen Fideikommiss, befand sich ab den 1910er-Jahren in einem baulich derart schlechten Zustand, dass es eine Gefahr für Passanten darstellte. Möglicherweise versuchten Friedrich Meyer von Schauensee und seine Rechtsvertreter auf diese Weise zusätzlichen Druck für eine Hypothek- oder Verkaufsbewilligung aufzusetzen.124 1949 gestattete schliesslich der Regierungsrat den Verkauf des Hauses am Sternenplatz.125

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Schloss zu vermieten 1916 pfändete das Betreibungsamt Kriens aufgrund von Gläubigerforderungen das Nutzungsrecht des Schlosses und stellte es unter seine Zwangsverwaltung. Friedrich Meyer von Schauensee zog diesen Entscheid bis vors Bundesgericht, um eine zwangsweise Vermietung des Schlosses an Dritte zu verhindern. Er argumentierte, dass das Schloss nicht betrieben werden dürfe, da er es als Fideikommiss-Gut nicht verkaufen könne. Zudem werde er nächstens mit seiner Familie wieder in das Schloss ziehen. Offen­sichtlich war Meyer von Schauensee trotz Geldnot nicht willens, das Schloss zu vermieten. Doch das Bundesgericht wies die Beschwerde ab, weil eine Vermietung nur das Nutzungsrecht, nicht aber das Eigentumsrecht beschneide.126 So war der Weg frei für eine Erstvermietung des Schlosses, nachdem es länger leer gestanden hatte. 38. Schlossgarten nach dem Umbau, um 1935. Fotografie Jean Gaberell, Thalwil. 39. Emanuele Meyer-Schweizer bei der Schlosspforte, nach 1918.

Die erste Mieterin: Emanuele Meyer-Schweizer. ­ Ärztin, Schrift­stellerin, Vortragsreisende Als erste Mieterin konnte Emanuele Meyer-Schweizer 1918 die «Schlosswohnung Schauensee» beziehen (Abb. 39, 42). Die Angaben über ihre Vita stammen aus einer Lebensbeschreibung, die Meyer-Schweizer im hohen Alter einer Freundin aus der katholischen Frauenbewegung diktierte. Diese Beschreibung zeichnet ein bewegtes Bild ihres Lebens. Leider lässt sich die folgende biografische Skizze nur teilweise anhand von weiteren Quellen wie Briefen oder amtlichen Dokumenten überprüfen.127 1866 als Tochter eines fahrenden Zirkusreiters geboren, in einem Waisenhaus bei Wien aufgewachsen und zum katholischen Glauben konvertiert, wurde Emanuele Schweizer dank herausragender schulischer Leistungen für ein Medizinstudium in Innsbruck zugelassen. In Europa war es Frauen allerdings noch verwehrt, den Doktortitel in Medizin zu erwerben. So arbeitete Schweizer angeblich nach dem Studium für den Heilpfarrer Sebastian Kneipp. Bei einem Kuraufenthalt lernte sie 1890 Franz Xaver Meyer aus dem luzernischen Hitzkirch kennen. Sie reiste mit ihm nach New York, wo sie ihn heiratete und – in den USA war dies möglich – ihr Studium mit der Promotion abschloss. Ihr Mann verschwieg ihr vorerst


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40. Schreiben der Rechtsagentur Franz Renner an Emanuele Meyer-Schweizer bezüglich des Mietvertrags, 16. September 1918. 41. Rechnung der Speditionsfirma A. Gmür’s Erben Luzern für den Umzug nach Schauensee, 28. Oktober 1918. 42. Emanuele Meyer-Schweizer mit einer der Töchter im Schlossgarten, nach 1918. 43. Schlosskapelle, um 1935. Fotografie Jean Gaberell, Thalwil.

erfolgreich, dass er in Disentis die Priesterweihe erhalten hatte. Erst ­Jah­­re später, nach der Geburt von drei Kindern, erfuhr Emanuele MeyerSchweizer davon. Erschüttert reiste sie mit ihren Kindern per Schiff nach Europa zurück. In ihrer Lebensbeschreibung berichtet sie, dass sie beim Fürstabt von Einsiedeln um die Aufhebung ihrer Ehe gebeten habe und sich zur Annahme einer entbehrungsreichen Missionsstelle in Kalifornien überreden liess. Dort habe sie, auf einem Esel unterwegs, Farmern und Indianern ärztliche Hilfe gebracht. In Kalifornien habe sie auch das Urteil der Amtskirche erreicht: Die Ehe des Gatten wurde für ungültig erklärt, weil das Priestersakrament ein Ehesakrament verhinderte; die Ehe der Gattin blieb gültig, weil sie ohne Wissen um die Priesterweihen abgeschlossen worden war. Meyer-Schweizer verstand sich fortan als verheiratete Frau ohne Ehegatten mit drei ehelich geborenen Kindern, für die sie alleine zu sorgen hatte. 1905 versuchte Emanuele Meyer-Schweizer, sich in München eine Existenz als Ärztin aufzubauen. Zwar durften seit 1899 Frauen in Deutschland promovieren, im Ausland erworbene Doktortitel waren aber nicht anerkannt, weshalb sie nur beschränkt praktizieren durfte. Sie hielt «volkserzieherische» Vorträge zu Sittlichkeitsfragen und veröffentlichte 1912 ihren Ratgeber Vom Mädchen zur Frau. Ein zeitgemässes Erziehungs- und Ehebuch, der ein Bestseller werden sollte. Während des Ersten Weltkriegs arbeitete Meyer-Schweizer als Sozialarbeiterin avant la lettre in Köln, wo sie unter an­­ derem Kriegskinderhorte einrichtete. Ihre eigenen Kinder wuchsen mehr­­­ heitlich in Instituten auf. Am 4. Oktober 1918 transportierten drei Zweispänner der Speditionsfirma Gmür das Hab und Gut der Ärztin und ihrer beiden jugendlichen


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Töchter Pia und Josephine nach Schloss Schauensee (Abb. 41). Das aussergewöhnliche Mietobjekt hatte Meyer-Schweizer entdeckt, als sie in Luzern zu Besuch war. Sie sei von der idyllischen Lage begeistert gewesen und wünschte, sich in der Zentralschweiz niederzulassen. Der damalige Sachverwalter des Fideikommisses, Franz Renner, handelte den Mietvertrag mit Emanuele Meyer-Schweizer aus und setzte einen jährlichen Mietzins von 2400 Franken fest; im Zeitvergleich ein günstiger Betrag. Für die Erst­vermietung musste das Schloss vorgängig gereinigt und erstmals Elektrizitätsleitungen verlegt werden.128 Auch eine Telefonleitung wurde installiert – unter der Rufnummer 1475 erreichte man fortan Frau Meyer in Schauensee (Abb. 40). Die wenigen Fotos, die von Meyer-Schweizers Aufenthalt auf Schauen­ see existieren, zeigen eine vernachlässigte Liegenschaft.129 In ihrem Le­bens­­ rückblick beschrieb Meyer Schauensee sogar als zerfallenes Schloss. Auf eigene Rechnung habe sie die Schlosskapelle restaurieren lassen (Abb. 43). Im Frühling 1919 beantragte sie beim Bischof von Basel, das «Allerheiligste», d. h. geweihte Hostien, in der Kapelle aufbewahren zu dürfen, da ihr im Winter der Fussweg in die Galluskirche beschwerlich sei.130 Der Pfarrer von Kriens, Josef Ambühl, unterstützte dieses Gesuch in einem separaten Schreiben an den Bischof, in welchem er die Schlossbewohnerin trotz ihrer «Fama» in sachlichen Worten als «Homöopathin […], begabte Rednerin […] und entschiedene Verfechterin der Frauenrechte» beschrieb und ihren Pflegeeinsatz während der Spanischen-Grippe-Epidemie lobte. Ambühl ver­langte allerdings, dass die wöchentliche Messe in der Schlosskapelle von einem auswärtigen Priester zu lesen sei, weil sein Pfarramt ausgelastet sei.131 Ob die Bewilligung erteilt wurde, ist unbekannt, aber eher unwahrscheinlich. 1920 erregten zwei Skandale um die Familie Meyer-Schweizer Aufsehen: Die «Ehe» mit einem katholischen Priester und das Verhältnis ihrer Tochter Pia mit einem Luzerner Arzt wurden bekannt. Zudem gelang es Meyer-Schweizer nicht, sich beruflich in der Schweiz zu etablieren. So stiess sie bei einem Vortrag in Sachseln auf Ablehnung. In den vier Jahren, die Emanuele Meyer-Schweizer Schauensee gemietet hatte, trafen sie schwere Schicksalsschläge: Ihr 20-jähriger Sohn Emanuel wurde im Dezember 1918 bei einer Schiesserei in Hamburg tödlich verletzt, ihre Tochter Josephine verschwand 1921 nach Betrügereien spurlos in Frankreich und die Tochter Pia erkrankte, vermutlich nach einer Abtreibung, und starb in jungen Jahren. 1922 konnte sich Meyer-Schweizer ihren Wohnsitz im Schloss nicht mehr leisten und zog in eine bescheidene Wohnung in Luzern um. Sie lebte von Vortragsreisen durch Deutschland, bis sie in den 1930er-Jahren schwer erkrankte und in der Folge verarmte. Die letzten Lebensjahre verbrachte sie fürsorgeabhängig in Pensionen in Bischofszell und später in Arosa, wo sie 1949 im Alter von 82 Jahren starb.132 Nach dem Auszug von Emanuele Meyer-Schweizer war das Schloss bald wieder vermietet – an wen, ist unbekannt.

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44. Saal mit Bibliothek im Erdgeschoss, um 1935. Fotografie Jean Gaberell, Thalwil. 45. Eingangshalle, um 1935. Fotografie Jean Gaberell, Thalwil. 46. Renaissance-Cheminée aus dem Ritter’schen Palast. 47. Buchvignette aus dem Roman ­«Fineli von Schauensee», verfasst von Charlotte Tiocca, erschienen 1923 im ­Räber Verlag Luzern.

Eingriffe von aussen 1921 hiess der Luzerner Regierungsrat ein Gesuch gut, das Familienarchiv in Schloss Schauensee zu inventarisieren. Weil Historikern der Zutritt zu Familienakten verwehrt worden war, fürchtete man, das Archiv sei teils bereits veräussert worden. Der Zürcher Professor Karl Meyer vermutete eine äusserst wertvolle Korrespondenzsammlung im Schloss, die unter anderem Briefe von Napoleon Bonaparte enthalten solle (Abb. 44).133 Nachdem die Beschwerde von Friedrich Meyer von Schauensee gegen eine Archivinventarisierung abgewiesen worden war, sichteten der Staatsarchivar Peter Xaver Weber und der Kantonsbibliothekar Johann Bättig 1922/1923 vor Ort die Handschriften. Im Abschlussbericht klagte Weber: «Aus dem Schloss Schauensee aber scheinen derzeit die alten Hausgeister ausgezogen zu sein, nur so wird der in letzter Zeit äusserst mangelhafte Zustand des Familienarchivs erklärlich.»134 Die Briefe und Schriften der Familie seien angesichts der Fremdvermietung ungesichert und befänden sich ungeordnet in verschiedenen Räumen, sogar in einem Reise- oder Wäschekorb in einem Dachverschlag. Weber erlaubte sich, einen Bruchteil der Schriften ins Staatsarchiv mitzunehmen. Die erhofften Briefe Napoleons blieben unauffindbar. Dass Webers Sorgen nicht ganz unbegründet waren, zeigte sich bei der Dachrenovation 2001: Im Ziegeldach waren Briefe aus dem 1810er-Jahren als Einlage verwendet worden. Der Krienser Gemeinderat und Betreibungsbeamte Albert Arnet, der seit 1914 für die Zwangsverwaltung des Schlosses zuständig war, schlug 1923 Alarm: Die Westfassade des Schlosses bedürfe einer dringenden Renovation. Der Regierungsrat von Luzern bewilligte in der Folge, ein Grundpfandrecht von 8000 Franken auf Schloss Schauensee zu erstellen, um die Kosten zu decken.135 Im selben Jahr stimmte der Luzerner Regierungsrat zu, das nicht ange­ schlossene, dekorative Renaissance-Cheminée, welches in den 1830er-Jahren vom Ritter’schen Palast in Luzern nach Schauensee gebracht worden war, dürfe an die Gottfried-Keller-Stiftung verkauft werden, und hielt in seinem Beschluss – reichlich spät – fest, dass das Mobiliar des Schlosses nicht zum Fideikommiss gehöre (Abb. 46).136 Fineli von Schauensee 1923 wurde Schloss Schauensee zum Schauplatz eines historischen Romans. Beim Räber Verlag in Luzern erschien der Kurzroman Fineli von Schau­ensee der Schriftstellerin Charlotte Tiocca-Bodmer (Abb. 47). Die Hand­lung ist En­de des 18. Jahrhunderts angesiedelt und beginnt auf Schloss Schauensee, wo der schrullige, perückentragende Philibert von Schauensee, ein ehema­ liger Kommandant der Schweizergarde, seinen Lebensabend verbringt. Zusammen mit seinem Neffen Thomas, der ein begabter Geigenspieler ist, reist Philibert nach Florenz an eine Musikhochschule. Dort findet er überraschend seine stumme Enkelin Fineli wieder, die vor Freude ihre Stimme erlangt. Fineli, die einst mit ihrer Mutter nach Italien gereist war, kehrt mit dem Grossvater nach Schauensee zurück, wo sie glücklich leben. Der

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48. Rodolphe Meyer von Schauensee. 49. Williamina Meyer von Schauensee; Visum für Thailand, 1920er-Jahre. 50. De-Schauensee-Anakonda (Eunectes deschauenseei). 51./52. Grundriss-Skizzen des Erdgeschosses, aufgenommen vom Architekten August Am Rhyn, um 1930.

musikalische Neffe ertrinkt allerdings tragisch in einem Sturm auf dem Vier­­waldstättersee. Charlotte Tiocca beschreibt die Lage und das Aussehen von Schauensee als Abbild der «Schauenseer», die die Herausforderung lieben würden und deshalb den felsigen Vorsprung im Schatten des Pilatus als Bauplatz für ihren Familiensitz gewählt hätten.137 Wie unschwer zu erkennen ist, spielt der Roman auf reale Begebenheiten der Besitzer und Bewohner von Schauensee an.

Rodolphe und Williamina Meyer von Schauensee: Ein junges ­Forscherpaar saniert den Familiensitz 1932/1933 hielt sich der zweite Sohn des Fideikommiss-Inhabers Friedrich Meyer von Schauensee, Rodolphe, mit seiner Gattin Williamina, geborene Wentz aus New York, jeweils für die Sommermonate in Schloss Schauensee auf (Abb. 48, 49). Als Bedienstete stellten sie 1932 den Kellner Ernst Kohler, das Zimmermädchen Julie Kaufmann und den Koch Oskar Bachmann-Müller ein. 1933 fanden die Köchin Marie Bucher, die Wäscherin Anna Müller und der Gärtner Hans Zürrer vorübergehend Arbeit auf Schloss Schauensee.138 Das junge Paar veranlasste Renovationsarbeiten am Dach, am Mauer­ werk und beim Innenausbau des Schlosses sowie den Neubau eines Bauernhauses mit Stall. Auch die Wasserleitungen und die Zufahrtsstrasse wurden erneuert. Von den Renovationsarbeiten existieren handgezeichnete Pläne der Architekten August Am Rhyn und Karl Mossdorf, die seit 1912 mehrmals bei Sanierungen zugezogen worden waren.139 August Am Rhyn entwarf etwa das Holzgeländer für das Treppenhaus im Schloss (Abb. 51, 52). Vermutlich wurden bei dieser Gelegenheit neue Fensterläden mit gelb-schwarzen Schrägstreifen («Sparren») angefertigt; ein Muster, wie es an vielen Schlössern und Burgen in der Region zu finden ist. Schwarzgelb waren auch die heraldischen Standesfarben der Familie Meyer von Schauensee.140 Möglicherweise war die Bemalung der Fensterläden eine An­­regung von August Am Rhyn, der an Heraldik interessiert war und Schauensee einem idealisierten Schloss- und Burgenbild anzugleichen


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Folgende Doppelseiten: 53. Kleiner Saal mit Wandbuffet im zwei­­ten Obergeschoss, auch als «Kasset­ten­ zimmer» bezeichnet, um 1935. ­Foto­grafie Jean Gaberell, Thalwil. 54. Grosser Saal im zweiten Obergeschoss, früher als «Rittersaal» bezeichnet, um 1935. Fotografie Jean Gaberell, Thalwil. 55. Das sogenannte «Assisi-Zimmer», um 1935. Fotografie Jean Gaberell, Thalwil.

ver­suchte (Abb. 4, 10). Für sämtliche Kosten (130 000 Franken, davon 43 000 Franken allein für das Bauernhaus) kam Williamina auf – obwohl ihr Gatte als Zweit­geborener nicht mit einem Erbe des Fideikommisses rechnen durfte. Rodolphe hatte in den 1920er-Jahren Biologie an der Academy of ­Natural Sciences in Philadelphia studiert und war dabei, sich als Ornithologe und Reptilienforscher einen Namen zu machen.141 Auf Expeditionen in Südamerika, Afrika, Thailand, Burma und im Südpazifik sammelte er – oft begleitet von seiner Frau – lebende Tiere oder Tierhäute, vor allem Vögel, Schlangen und Fische. Während des Schauensee-Aufenthalts veröffentlichte er seinen Forschungsbericht «A Collection of Birds from Southwestern Africa» (1932). Der niederländische Prinz Hendrik gratulierte ihm brieflich zu dieser Publikation und besuchte den weit gereisten Naturforscher am 22. Juli 1932 auf Schloss Schauensee.142 Nach Rodolphe Meyer von Schauensee sind mehrere Tierarten benannt, unter anderem eine De-Schauensee-Anakonda (Eunectes deschauenseei), die Rodolphe als Erster beschrieben hatte (Abb. 50). Kaum war das junge Paar Rodolphe und Williamina zurück nach Amerika gereist, stellte Friedrich Meyer von Schauensee den nächsten Pfändungsantrag an den Regierungsrat. Mit dem gelösten Betrag von 49 000 Franken wolle man die Sanierungsarbeiten abschliessen, die Williamina aufgrund des Dollarsturzes nicht mehr finanzieren könne. Auch mache es Williamina zur Bedingung für ihre Rückkehr, dass die Scheune vom Schloss wegversetzt werde, um die Mücken zu vertreiben. Der Regierungsrat bewilligte wiederum, auch um in der Wirtschaftskrise Aufträge an regionale Handwerker zu bewirken.143 Ende der 1930er-Jahre erstellte der Fotograf Jean Gaberell eine Serie von Innenaufnahmen im Schloss Schauensee, die beispielsweise in der «Lu­zerner Illustrierte» veröffentlicht wurden.144 In wessen Auftrag und zu welchem Zweck die Fotos hergestellt wurden, ist unbekannt – möglicherweise arbeitete Gaberell in eigenem Auftrag für eine Publikation in einem Fotobuch, für die Verwendung an Diavorträgen oder Ausstellungen.145 Die Aussenaufnahmen Gaberells zeigen Schauensee nach den Renovationen

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von 1932/1933 mit den aufgefrischten Fensterläden und neu gestalteter Gartenanlage (Abb. 56,57). Die Innenaufnahmen präsentieren die sorgsam eingerichteten Wohnräume mit unterschiedlichem Ambiente, etwa das Treppenhaus, das elegante Wohnzimmer mit Cheminée und das schlicht gehaltene Esszimmer mit Renaissancebuffet und Kachelofen (Abb. 53–55).

56./57. Aussenansicht vor und nach der Renovation. Fotografien Jean Gaberell, Thalwil. 58. Katalog der «Bibliothek Schloss Schauensee», erschienen anlässlich der Ver­steigerung in Bern vom 22. und 23. Juni 1945. Angekündigt werden «kostbare illustrierte Bücher des 18. Jahrhunderts in reichen Einbänden der Zeit».

Günstig wohnen mit Aussicht Schloss Schauensee war in den folgenden Jahrzehnten günstig zu mieten. Das Haus war jedoch im Winter schlecht beheizbar, was einen relativ häu­ figen Mieterwechsel bewirkte. Von April 1941 bis Herbst 1944 mietete die Familie Segesser von Brunegg-Fischer das Schloss.146 Der Arzt und Chemiker Andreas Segesser, Bruder des damaligen Fideikommiss-Verwalters, war in diesen Jahren oft im Aktivdienst unterwegs. Seine Frau Leni Segesser-Fischer war eine bekannte Kunstmalerin. 1942 kamen die Zwillingstöchter der Segessers zur Welt, 1944 zog die Familie nach Luzern. Franziska Kunz-Segesser von Brunegg erinnert sich aus den Erzählungen ihrer Eltern, dass die Kinder in Zubern im Garten gebadet hätten, dass man einen mühsamen Fussweg ins Dorf zu bewältigen hatte und dass die Kinderzimmer im Winter nie wärmer als 11° C gewesen seien. Letzteres sei auch der Grund gewesen, weshalb man den Ort wieder verlassen habe. Andreas Segesser habe Schauensee gemietet, weil er Schlösser mochte und um die günstige Wohngelegenheit in den wirtschaftlich schwierigen Jahren froh gewesen sei, mutmasst seine Tochter heute.147 1945, als das Schloss vermutlich vorübergehend unbewohnt war, wurde die «Bibliothek Schloss Schauensee» von einem Berner Antiquar versteigert. Im broschierten Versteigerungskatalog sind 1116 Werke auf­gelistet (Abb. 58).148 Es lässt sich allerdings nicht mehr rekonstruieren, welche Bücher aus Schloss Schauensee oder dem Haus am Sternenplatz stammten, und welche aus anderen Beständen gleichzeitig unter den Hammer kamen. 1947 – 1950 wohnte die Familie Studer-Vasalli mit den Söhnen Ado, Armand und Mario auf Schloss Schauensee.149 Siegfried Studer arbeitete als Jurist bei der eidgenössischen Militärversicherung, die 1901 als erste Sozialversicherung der Schweiz eingeführt worden war und 1949 revidiert wurde. 1951 – 1959 bewohnte die Familie Max und Vera Bütler-Mayer mit Sohn Urs das Schloss. Max R. Bütler war freischaffender Fotograf. Die ­Schwie­gertochter Theres Bütler erinnert sich an folgende Erzählungen: «Im Winter war praktisch nur ein Zimmer bewohnbar und zum Kochen musste man einen Wintermantel tragen. – Die Gegend von Luzern nach Kriens war damals sehr dünn besiedelt, sodass Sohn Urs am Abend das Autolicht der heimkehrenden Eltern von Luzern bis Kriens mitverfolgen konnte.»150

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59.–64. Familie Brunner auf Schauensee, um 1960. Folgende Doppelseite: 65. Schloss Schauensee, um 1960, als Märchenschloss inszeniert. Postkarte, Aufnahme und Verlag Max R. Bütler, Luzern.

Der letzte Mieter: Ernst Brunner, «Banquier», und seine Familie Am 30. Juni 1917 kam Ernst Brunner als Sohn eines Standesbeamten in Luzern zur Welt. Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen im Luzerner Bruchquartier auf, machte das Handelsdiplom und gründete erste Firmen: eine Agentur für Veloversicherungen, eine weitere Versicherungsgesellschaft, ein Treuhandbüro, eine Konzertagentur und die Firma Panchemie, die mit Medikamentenhandel in den kriegszerstörten Ländern Europas gross Geld machte. 1946 eröffnete er schliesslich die Bank Brunner & Cie. mit Geschäftssitz in Luzern.151 In seiner Bank an der Pilatusstrasse, später an der Sempacherstrasse 15 in Luzern, nahm Brunner Spargelder entgegen, die er mit 7 bis 18 Prozent Zins anzulegen versprach. Im Wirtschaftsboom der Nachkriegszeit schien nichts unmöglich, und die gesellschaftliche Position Brunners verwischte letzte Zweifel. Erst spät durchschaute die Bankenaufsicht sein kompliziert verschachteltes Firmensystem – die Bank Brunner gründete auf Hochstapelei. Die Spareinlagen flossen um ein paar Ecken in seine eigene Tasche, die er für die Unterhaltung seines illustren Bekanntenkreises, für mäzenatische Kunstkäufe und für die Blendung neuer Bankkunden grosszügig öffnete. Ernst Brunner führte keine Buchhaltung und fälschte kraft seiner Einzelunterschrift die Bilanzen.152 Am 20. Februar 1959 unterzeichnete der «Banquier» Brunner einen Mietvertrag über fünf Jahre für das Schloss Schauensee, beginnend auf den 15. September 1959. Das Schlossgut und «Höfchen, Kapelle, südlich gelegene 3 Gartenterrassen samt Gartenhaus auf der 1. Terrasse, Wasserbassin auf der 1. und Teich auf der 2. Terrasse und die auf den 3 Terrassen befindlichen Bäume und andere Pflanzen und deren Früchte sowie separate Autogarage» vermietete der Fideikommiss-Verwalter für einen jährlichen Mietzins von 4200 Franken, zahlbar in dreimonatlichen Raten, an Brunner.153 Zum Vergleich: Eine 4-Zimmer-Wohnung mit Bad kostete 1959 in Luzern zirka 3000 Franken Jahresmiete.154 Das Schloss brachte jedoch hohe Heizund Unterhaltskosten mit sich. Kurz nach der Hochzeit von Ernst Brunner und Adelheid Schmid Ende August 1959 in London zog die Familie in Schauensee ein. Reges familiäres und gesellschaftliches Leben hielt im Schloss Einzug. Der umtriebige Brunner nutzte das Schloss für Hauskonzerte, Kunstausstellungen und «Chrien­ ser­abende». Er pflegte einen neofeudalen Lebensstil, hielt Pferde, veranstaltete wilde Fuchsjagden, sammelte Antiquitäten und Kunst und gab rauschende Feste.155 Brunner spielte auch leidenschaftlich die Hammondorgel und komponierte einen Foxtrott mit dem Titel «Cocktail-Party».156 Für Brunner war das Schloss – und nicht «Schlössli» – ein exklusives Statussymbol, eine ideale Bühne und Erfolgskulisse (Abb. 59–64). «Willkommen in meiner bescheidenen Hütte», soll er eine Abendgesellschaft begrüsst haben.157 Mit einer Prise Selbstironie inszenierte sich Ernst Brunner gewitzt als Schlossherr und demonstrierte damit seinen gesellschaftlichen und finanziellen Aufstieg. Im Frühling 1962 porträtierte sogar die Frauenzeitschrift «Annabelle» in einer Homestory die Familie Brunner auf Schloss Schauensee.158 Der «Annabelle»-Journalist zeigte die Schlossbewohner als

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66. «Glückliches Leben auf Schloss Schauensee», Reportage von Ernst G. Suter in der Zeitschrift «Annabelle», 1962.

erfolgreiche, moderne und sehr kulturbeflissene Familie mit distinguiertem Lebensstil (Abb. 66). Ernst Brunner hätte Schloss Schauensee gerne gekauft und habe sich 1963 geärgert, dass ihm der Fideikommiss kein Vorkaufsrecht einräumte – die «Rettung» des Schlösslis durch die Krienser Gemeinde habe ihn hingegen gefreut.159 Brunner zeigte sich kooperationsbereit und löste den Mietvertrag frühzeitig auf. Auch schenkte er den neuen Eigentümern drei Schauensee-Stiche und überliess ihnen einige antike Möbel zu günstigen Preisen.160 Der Kauf der Villa Anna Maria in Kastanienbaum war bereits im Winter 1963 eingefädelt worden, und die Familie Brunner zog im Frühjahr


Schloss zu vermieten

1963 um. Nach seinem Auszug hat Ernst Brunner angeblich einen Brief an die Gemeinde Kriens gesandt, in welchem er sich über die Wohnbedingungen im Schloss beschwerte, unter anderem über die Heizung und die Wasserqualität, die Gelbsucht verur­sacht habe. Der Brief ist nicht mehr auffindbar.161 Im Herbst 1970 begann die Bankenaufsicht eine Spezialrevision in der Bank Brunner. Der Bankier wartete den Skandal nicht ab: Noch während er am 6. Dezember 1970 eine Gästeschar in der Villa Anna Maria bewirten liess, nahm er im oberen Stock seines Hauses eine tödliche Dosis Cyanid zu sich.162 Die Nachrufe in den Zeitungen übertrafen sich an Lob auf den «unglaublichen, selbsterarbeiteten Erfolg» des «bestangezogenen Mannes in der Stadt».163 «Ernst Brunner war nicht im Mittelpunkt. Ernst Brunner war der Mittelpunkt», hiess es in den «LNN», er sei «extravagant, exklusiv» gewesen.164 Und: «Seine grossen Verdienste um die Erhaltung des Schlosses Schauensee» seien noch in frischer Erinnerung.165 Gemeint waren vermutlich selbst finanzierte Unterhaltsarbeiten, wie etwa der Einbau von Kohle­öfen. Zwei Wochen nach seinem Tod schloss die Bank zahlungsunfähig ihre Schalter. Kurz darauf nahm sich ihr Verwaltungsratspräsident Max Wai­bel, ein angesehener Oberstdivisionär, ebenfalls das Leben. Waibel hat­te Brunner und dessen Bank für vertrauenswürdig gehalten. Brunners glänzender Karriere schloss sich nach seinem Ableben ein langwieriges Konkursverfahren an – nebst einer gut besuchten Versteigerung seines legendären Weinkellers. 2007 produzierte Eva Brunner, die Stieftochter Ernst Brunners, das preisgekrönte Hörspiel Blauensee. Ein Märchen mit fatalen Folgen. Die fiktionalisierte Bezeichnung «Blauensee» spielt darauf an, dass vom Schloss aus der blaue Vierwaldstättersee zu sehen ist und dass Ernst Brunner in späteren Jahren immer häufiger «blau» gewesen sei. Eva Brunner erinnert sich an ihre Kindheitsjahre auf Schauensee: «Für ein Kind war es ein Paradies, ein Märchenschloss voller Geheimnisse. Ich erinnere mich vor allem an die vielen Treppen und die dicken Mauern im runden Turmbereich. Besonders aufregend war es, über eine schmale, steile Treppe hinauf in den Estrich zu gelangen. Diese führte in einen Durchgangsraum, der zum Aufhängen der Wäsche benutzt wurde und zu drei weiteren Zimmern führte, die von den Hausangestellten bewohnt wurden. Manchmal hängten sich Fledermäuse an den Wäscheleinen auf. […] Viel Zeit verbrachte ich auch beim Schmied, Herr Renggli, in dem kleinen Haus neben dem Schloss, bei dem ich Lehrling spielen durfte. – Wie geheizt wurde, kann ich mich nicht mehr erinnern, ausser dass wir das grosse Cheminée im Rittersaal im Winter oft nutzten. Kalt war uns jedenfalls nicht. Nur dass es recht abenteuerlich war, den Hügel rauf- und runterzukommen, wenn es viel geschneit hatte.»166

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67. Krienser Schüler mit einem Modell des Schlosses gehen voraus, 9. März 1963. Folgende Doppelseite: 68. Marsch der Krienser Bevölkerung nach Luzern, 9. März 1963.

In Kriens wird gebaut Der Schlosskauf steht mitten in den rasanten Wachstumsjahren von ­­Kriens, in denen die Bevölkerung von 8000 (1950) auf 20 000 Personen (1970) anwuchs und man sich in der Gemeindeplanung sogar auf eine Einwohnerzahl von 50 000 Personen vorbereitete. Das Ortsbild von Kriens veränderte sich stark; viele ältere Gebäude wurden abgerissen und neue Wohnquartiere entstanden.167 Als die Gemeinde 1955 den Bell-Park kaufen wollte, dafür aber wegen des Vorkaufsrechts eines Dritten 1961 bis vor das Bundesgericht ziehen muss­­te, engagierten sich bereits einige Krienser für die Erhaltung und öffent­liche Nutzung dieser Grünzone und ihrer Bauten im Dorfzentrum.168 Beim Schlosskauf von 1963 machte der Gemeinderat anfänglich eine weniger gute Figur: Er ignorierte 1961 Kaufangebote des Fideikommisses, weil seine Mitglieder mehrheitlich von einer Unverkäuflichkeit des Fideikommiss-Gutes überzeugt waren.169 Erst die Nachricht, dass Schloss und Umgebung an eine St. Galler Immobiliengesellschaft namens Belsa AG verkauft worden seien, weckte im Januar 1963 die Gemeinde auf. Der Gemeinderat lud auf den 13. Februar 1963 unter dem Motto «Das Schlössli ist in Gefahr» zu einer gut besuchten Informationsveranstaltung ins Hotel Pilatus ein, an der ein Aktionskomitee gewählt wurde.170 Das Aktionskomitee Pro Schauensee, breit abgestützt, aber liberal dominiert, nahm in den sich bald überstürzenden Ereignissen das Zepter in die Hand. Eigentlich schwebte Schloss Schauensee selbst nie in Gefahr, abgeris­ sen zu werden. Die Baupläne der Käuferschaft hätten den gesamten Schloss­hügel mit Ein- und Zweifamilienhäusern zugedeckt und rund ums Schloss nur 20 000 m2 Grüngürtel belassen.171 Doch in den Parolen der Kaufbefürworter wurde das Freihalten des Hügels gleichbedeutend mit einer «Rettung» des Schlosses, welches – nach dieser Lesart – mit der Bebauung seines Umlands und den neuen Eigentümern ebenfalls «verloren» gewesen wäre. Und gegen einen Erhalt des Schlosses war in Kriens kaum jemand. Die Gegner des Kaufs waren entweder wie der Gemeinderat der Meinung, das Schloss sei gar nicht in Gefahr, oder Kriens könne sich den


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Landkauf nicht leisten, weil wichtigere Investitionen anstünden.172 Die zweite Sichtweise vertrat vor allem die Sozialdemokratische Partei. Deren Mit­glieder woll­ten keine Landkäufe auf Kosten der Sozialwerke und wichtiger In­frastrukturprojekte gutheissen.173 Kriens stand in den 1960er-Jahren tatsächlich finanziell knapp da und plante gerade den Bau eines Sportplatzes auf dem Kleinfeld, eines Altersheims, eines Schwimmbads und neuer Schulhäuser.174

«Wir wollen das Krienser Schlössli erhalten!» Am 9. März 1963, einem Samstag, marschierten ungefähr 2000 Personen von Kriens nach Luzern, um für das Schloss Schauensee – nun in erster Linie: «das Krienser Schlössli» – einzustehen. Die Feldmusik Kriens spielte den «Schloss-Schauensee-Marsch», dann folgten in militärischer Formation die Schüler ab der 5. Klasse, Trachtenmädchen, Harmoniemusik, Behördenmitglieder, Vereins-Fahnenwald, Galli-Zunft, das Aktionskomitee Pro Schauensee und das «Volk», darunter viele Frauen.175 Mitgetragene Transparente forderten: «Wir wollen das Krienser Schlössli erhalten», «Skifahrer und Wanderer rettet den Schlosshügel» oder «Tut um Gottes Willen etwas Tapferes» (Abb. 67–70).176 Die aufsehenerregende Kundgebung führte zum gewünschten Erfolg für das Aktionskomitee. Noch am Nachmittag des 9. März unterzeichneten Komiteepräsident Alexander Wili und Leo Balmer-Ott, Vertreter der Immobilienfirma Belsa AG, den Kaufvertrag. Die Gemeinde Kriens erwarb die Schlossliegenschaft für 1,5 Millionen Franken – denselben Preis, den die Belsa dem Fideikommiss bezahlt hätte. Indem die Gemeinde Kriens auf die Grundstückgewinnsteuer verzichtete, erhielten die Erstkäufer aus St. Gallen eine Art Abfindung für den geplatzten Kaufvertrag.177 Eineinhalb Monate später, am 28. April 1963, segneten in einer Volksabstimmung 1855 Krienser den Kauf und damit die Aufnahme eines Kredits ab, 550 Krienser stimmten dagegen. Die Stimmbeteiligung lag bei überdurchschnittlichen 59 Prozent.178

69. Schuljugend, Vertreter der Vereine, die beiden Krienser Musikgesellschaften sowie die Mitglieder von Gemeinde- und Einwohnerrat – alle waren auf den Beinen, um der Luzerner Regierung eine Bittschrift zum Erwerb von Schauensee zu überbringen. 70. Versammlung im Innenhof des Regierungsgebäudes in Luzern, 9. März 1963. Auf bis zu 2000 Personen schätzten die Zeitungen den Aufmarsch.

Ein innovatives Aktionskomitee Organisiert hatte den Marsch das Aktionskomitee Pro Schauensee, das vor allem auf öffentlichen Druck, persönliche Einflussnahme, die geschickte Einbindung von lokalen Persönlichkeiten und Vereinen sowie eine breite Palette von Argumenten setzte – von der «Liebe zur Scholle» über «Sicherung der Skiabfahrt» und «wertbeständige Geldanlage» bis zur «Verhinderung der spekulativen Verschandelung».179 Bemerkenswert ist, dass mehrere Frauen im Komitee mitwirkten, obwohl sie 1963 kein politisches Mitspracherecht besassen. Komiteepräsident Alexander Wili, Anwalt und liberaler Politiker, achtete vor allem darauf, den Schlosskauf als ein überparteilich abgestütztes Anliegen zu lancieren. Mit dieser Absicht überzeugte auch die Aktuarin des Komitees, die Pianistin und Dirigentin Hedy Salquin-Graber, «in letzter Minute» die mehrheitlich konservative Harmoniemusik, nach Luzern mitzumarschieren.180

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Der Gang nach Luzern war die ungewöhnlichste Aktion der Kaufbefürworter. Eine Demonstration – gehörte sich das? In seiner Ankündigung betonte das Aktionskomitee: «Es soll eine würdige Veranstaltung und keine negative Demonstration geben. Wir wollen niemanden verletzen, sondern um die Gunst der Behörden, der heutigen Eigentümer und aller interessier­ ten Kreise bitten.»181 Um dies zu unterstreichen, wurde der Marsch auch als «Bittgang» bezeichnet (Abb. 71). Ein Lehrer opponierte dennoch gegen die Mobilisierung der Schülerinnen und Schüler: «Die Erziehung der Jugend zu Umzügen und Kundgebungen kann ich nicht befürworten.»182 Auch der reformierte Pfarrer von Kriens, Friedrich Hadorn, selbst ein Befürworter des Kaufs, verlangte in einem Brief, dass der Schuljugend die Teilnahme freigestellt werden solle, und warnte vor «Aktionen, die leicht der Lächerlichkeit verfallen könnten».183 Doch die Aktion wurde positiv aufgenommen. Die regionalen Zeitun­ gen berichteten durchgehend sehr wohlwollend vom Anlass. Das Schweizer Fernsehen strahlte am Montag, 11. März 1963, zur besten Sendezeit um 20 Uhr, im Programm «Die Antenne» einen Beitrag über die Kundgebung aus, der das Anliegen in bestem Licht darstellte.184 Der schnelle Erfolg und die breite Unterstützung dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das politische Klima in Kriens 1963 rau war. Die bevorstehenden kommunalen Wahlen verschärften den Ton zusätzlich. Die sozialdemokratische Flugschrift «Das freie Wort» veröffentlichte kurz nach der Abstimmung einen Artikel, in welchem Alexander Wili in einem anderen Fall der Spekulation bezichtigt wurde.185 Auch ein spöttischer Artikel des in Kriens lebenden Journalisten Alfred N. Becker, der in der Basler «NationalZeitung» und im «Tages-Anzeiger» erschienen war und an den «Krienser Magistraten» kein gutes Haar liess, lässt erahnen, dass mit harten Bandagen politisiert wurde.186


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71. Flugblatt des Aktionskomitees Schloss Schauensee zur Urnenabstimmung vom 27./28. April 1963. 72. «Schlössli ja», Plakat der Befürworter des Schlosskaufes, gestaltet durch den Künstler Hugo Bachmann, 1963. 73. «Bittschrift an eyne hochgeachtete, wohlwiise und gnädige Regierung des Standes Luzern zuo Luzern», in historisierender Sprache verfasst von Franz Schütz und gestaltet von Max Herzog. Diese Bittschrift wurde der Luzerner Regierung vorgetragen.

Unterstützt wurden die Kaufbefürworter durch den Heimatschutz. Die Opposition gegen eine Überbauung des Schlosshügels entsprach einer wachsenden Aufmerksamkeit für den Landschafts- und Kulturgüterschutz auf nationaler Ebene. Die Schweiz hatte 1962 das Haager Abkommen zum Schutz der Kulturgüter ratifiziert. 1966 wurde nach jahrelangem Ringen das Bundesgesetz über Natur- und Heimatschutz erlassen. Der Bauboom ohne griffige Raumplanung stärkte das Anliegen, ausgewählte Grünflä­ chen und Ortsbildteile zu erhalten. Die geschützten Objekte wurden in der Fol­ge auch als symbolische Kompensation für abgerissene Häuser oder gar als Stellvertreter für das alte, «verschwundene» Kriens angesehen. Die Geschichte des Schlosses erhielt deshalb 1963 ein höheres Gewicht und eine neue Bedeutung.187

Der historische Zeuge Die Vergangenheit des Schlosses, das die allermeisten Krienser bislang nur von aussen kannten, war ein wichtiges Argument der Befürworter eines Kaufs. So referierte Rektor Franz Schütz im Frühjahr 1963 wiederholt über dessen Geschichte, um seine Bedeutung zu unterstreichen.188 In der Abstimmungsbotschaft der Gemeinde, die pikanterweise von den Komiteemitgliedern Alexander Wili und Franz Schütz verfasst wurde, führte Schütz die grosse Vergangenheit des Schlosses aus, um zu folgern: «Wenn auch nie eine eigentliche Herrschaft über unser Tal bestand, die von Schauensee ausgeübt wurde, so war doch das Krienservolk immer eng verbunden mit den Bewohnern des Schlosses und des Schlossgutes. Man war stolz darauf, eine Feudalbaute zu besitzen […].» Man solle alles unternehmen, «damit dieser historische Zeuge über ein Jahrtausend hinweg […] für immer erhalten bleiben kann».189 Schauensee wurde nicht mehr als unzugänglicher Sommersitz von Luzerner Patriziern wahrgenommen, son-

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dern als ein für Kriens historisch bedeutsamer, identitätsstiftender Ort oder vielmehr: Anblick. Dieser Anblick und damit das Sujet Schloss Schauensee sollten erhalten bleiben.190 In derselben Broschüre brachte es Alexander Wili auf den Punkt: «Schloss Schauensee ist das Wahrzeichen unserer Gemeinde. Der ‹Schlosshoger› gehört dazu wie der Rahmen zu einem Bild.»191 Schauensee galt bereits als Wahrzeichen von Kriens, weil das Schloss «schon immer» in markanter Gestalt an gut sichtbarer Lage stand. Die Schlossgeschichte wurde 1963 frisch interpretiert: Als die Kundgebung vom 9. März vor dem Luzerner Regierungsgebäude angekommen war, übergab ein Trachtenmädchen den Regierungsvertretern die Bittschrift «üsere Burg», in der untertänig um Hilfe bei der Erhaltung des Schlosses und seines Umschwunges ersucht wurde.192 Sowohl die altertümliche Sprache, die Frühneuhochdeutsch nachahmte, als auch die Zierschrift, das Siegel, die Dekoration und die gerollte Form des Dokuments simulierten eine mittelalterliche Urkunde (Abb. 73). Die «Rät und Burger einer löblichen Thalschaft zu Kriens» beriefen sich darin auf die Vergangenheit, in der sie zu «Stand und Stadt» gehalten hätten.193 Diese Konstruktion mittelalterlicher Geschichte stand für eine neue Wahrnehmung von Schloss Schauensee und seiner Bedeutung für Kriens. Das Schloss sollte nicht nur im Grundbuch, sondern auch in der öffentlichen Wahrnehmung zum Krienser Schlössli, zu einem «historischen Stück Heimat»194, zu etwas Eigenem und Lokalem werden. Ein Stück Heimat und ein Kulturerbe zu erhalten, war eine einigende Formel. Weshalb wurde Schauensee als Heimat betrachtet? War es der vertraute, weitherum sichtbare Anblick über dem Dorf, der dem Schloss diesen Stellenwert einbrachte? Gefiel den Kriensern der vornehme Nimbus des Patrizierlandsitzes? 195 Die Überhöhung zu einem Flecken Heimat und die Ernennung zum Kulturerbe waren von einer bestimmten, vorteilhaften Interpretation der eigenen Vergangenheit und Gegenwart begleitet. Diese erlaubte sogar, einen Feudalbau retrospektiv als «stolzen Besitz» einer Gemeinde und ihrer Bewohner darzustellen. Schloss Schauensee ist ein Beispiel, wie ein Kulturerbe zuerst definiert und dann – als neu erfundener Teil der Lokalgeschichte – erhalten wird.196

Fideikommiss: Das vermeintliche Erbe «Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.» Dieses Zitat aus Goethes Faust wandte ein Leserbriefschreiber 1963 auf den Schlosskauf an.197 Schauensee war das «Erbe», welches nun – ganz wörtlich verstanden – erworben werden müsse. Die Annahme, dass die Gemeinde das Schloss eines Tages erben würde, war in Kriens verbreitet. Tatsächlich hatte beispielsweise die Stadt Luzern Fideikommiss-Gut von erloschenen Familien geerbt. Doch wie verhielt es sich mit dem Fideikommiss Meyer von Schauensee? Wer hätte das Schloss erhalten, wenn der kinderlose Fideikommissar gestorben wäre? Das Fideikommiss hätte zwar als Primogenitur bevorzugt vom Vater auf den erstgeborenen Sohn fallen müssen, doch war es bereits im Stiftungsbrief von 1757 vorgesehen, dass,


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falls keine Söhne vorhanden seien, das Fideikommiss an eine weibliche Nachfahrin übergeben werde – hingegen niemals an einen «geistlichen» Nachkommen. Und sollte «alle männliche und weibliche Deszendenz ausgelebt» sein, dann solle das Fideikommiss durch den Rat von Luzern einer «ehrlich-wohlverdienten, bürgerlichen, bedürftigen oder in armut gefallenen famille zu vergaben» sein.198 Gemäss Stiftungsbrief konnte Kriens nicht auf ein Erbe hoffen. Das Goethe-Zitat war dennoch passend, weil es meint, geerbtes «altes Zeug» nütze nur, wenn man es sich in der Gegenwart aneigne – genau dies machten die Krienserinnen und Krienser, als sie über den Erhalt der Schlossanlage und deren Bedeutung für die Bevölkerung diskutierten. Allerdings war es 1963 ungewiss, ob der Stiftungsbrief auch beachtet werden würde. Bereits mehrmals hatten politische Gremien Entscheide ge­­troffen, die gegen den Wortlaut der Stiftung verstiessen, so etwa die Hypothekenaufnahme, der Möbelverkauf oder die Veräusserung des Hauses am Sternenplatz 1949. Bereits der «Eintausch» von Schauensee gegen das Weg­giser Gut widersprach dem Stifterwillen, die Stiftung unverändert zu las­sen. In anderen Luzerner Fideikommissen waren ähnlich umstrittene Ent­scheide getroffen worden. Es herrschte offenbar eine grosse Rechtsun­ sicherheit, wie mit den Familienstiftungen umgegangen werden sollte. Zu­dem gab es mehrere Aufsichtsinstanzen, die oft uneinig waren. Im Falle Schauensee sprach sich der Ortsbürgerrat wiederholt gegen jedwelche Veränderungen im Fideikommiss aus, während der Regierungsrat das Interesse der lebenden Agnaten stärker gewichtete. Weil auch in anderen Kantonen situativ über das Schicksal der Fideikommisse entschieden wurde, gab es keine national gültige Rechtspraxis.199 Der Hoffnung auf ein Erbe zugunsten der Gemeinde stand die Besitzform Fideikommiss sogar eher im Weg. Denn die Schweizer Kantone und (seltener) die Standortge­ meinden erbten während des 20. Jahrhunderts Burgen und Schlösser, de­­ren Besitzer keine direkten Nachkommen hatten – beispielsweise der Kan­ton Luzern 1950 das Schloss Heidegg oder die Stadt Luzern 1929 das Schlössli Wartegg. Die Familienstiftung Meyer von Schauensee verhinderte eine solche Schenkung, solange Verwandte lebten. Das Fideikommiss Meyer von Schauensee existierte nach 1963 noch weiter: Aus dem Verkaufserlös von Schloss Schauensee erstanden die In­ ha­ber die Liegenschaft Löwengrube 2/4 in Littau.200 Nach dem Tod von Max­imilian Meyer von Schauensee 1982 war sein Bruder Rodolphe für zwei Jahre Fideikommiss-Inhaber. Den folgenden Fideikommiss-Erben such­ten die Luzerner Behörden drei abenteuerliche Jahre lang, bis sie in Buenos Aires Maximilian Leopoldo Meyer von Schauensee fanden. Auf dessen Tod 1999 folgten Tommaso Antonio und 2003 Sigismondo Meyer von Schauensee, der heute als Anwalt in Rom lebt. 2011 wurde das Fideikommiss Meyer von Schauensee aufgelöst.201

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Kriens im Schlössli Ideen für Schauensee Am Wochenende des 13./14. Juni 1964 fand die erste öffentliche Besichtigung des Schlosses statt, an der mehrere hundert Besucherinnen und Besucher teilnahmen. «Zu Hunderten sind sie hinaufgepilgert, fühlten sich zu den Klängen unserer beiden Musikkorps und der sinnigen Aufwartung der Trachtengruppe Kriens für kurze Zeit als Schlossbesitzer, […] und dis­ kutierten eifrig, was nun mit diesem historischen Baudenkmal […] geschehen soll», berichtete die «Pilatus-Post».202 Anlässlich der Besuchstage war das Schloss erstmals seit Frühjahr 1963 nachts von Scheinwerfern beleuchtet und wurde damit auch im Dunkeln zum weithin sichtbaren Fixpunkt in Kriens (Abb. 86). Vorerst standen drei Nutzungsideen für das Schloss im Vordergrund: ein Heimatmuseum, ein Kulturzentrum für öffentliche Veranstaltungen so­­wie Repräsentationsräume für die Gemeinde.203 Die Idee, das Schloss je­des Wochenende oder gar täglich offen zu halten, wurde jedoch gemeinsam mit der Museumsidee verworfen, weil es zu wenig zentral gelegen war. 1964 einigte sich der Verein Pro Schauensee, der aus dem Aktions­ komitee gleichen Namens hervorgegangen war, mit dem Gemeinderat, dass jener den Gebäude- und Geländeunterhalt, der Verein hingegen die Arbeit für die Innenausstattung und Möblierung übernehme. Der Verein solle sei­ne Ausgaben wenn möglich über Drittmittel einholen, ansonsten aber Ge­meindegelder beantragen dürfen.204 Dieses Verwaltungskonzept bedeutete, dass der Verein Pro Schauensee in den nächsten Jahrzehnten immer eng mit der Gemeindeverwaltung zusammenarbeitete.

74. «Schlössli Schauensee im Mittelpunkt», «Luzerner Neuste Nachrichten», 27. 6. 1966.

Wie möbliert man ein Schloss? Unbestritten war, dass das leer stehende Schloss eine Innenausstattung be­ nötigte. Aber wie sollten die neuen Möbel aussehen: antik oder modern? Und was hiess «antik» genau? Innerhalb des Vereins Pro Schauensee ent­ stand eine Diskussion, die darauf hinauslief, dass man sich für «stilechte ­Mö­­­­bel, die wirklich in die Räume passen», entschied.205 Stück für Stück kauf­ ­te der Verein historisierende Schränke, Tische und Stühle ein, die mehr­


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heitlich vom Schreiner Albert von Ah in Sachseln neu angefertigt wurden. Vergleicht man die Innenaufnahmen von 1900 und 1930 mit der in den 1960er-Jahren gewählten Ausstattung, so fällt auf, dass die neuen Möbel, beispielsweise die Stabellenstühle, eine typisch zeitgebundene Interpreta­ ti­on von «antik» vertreten. Die Gemälde, die neu aufgehängt wurden, stell­­ ten vor allem Aussenansichten des Schlosses und Personen der legendären Schlossgeschichte – wie Bruder Klaus – dar. 1967 kostete ein Fehlkauf das «Unterkomitee Möblierung» einige Nerven: Man hatte der St. Charles Hall in Meggen eine ganze Ladung edler An­tik­möbel zu günstigen Konditionen abgekauft, doch «beim Plazieren der Möbel zeigte sich sofort, dass diese nicht in unser einfaches Schlössli passten» – glücklicherweise nahmen die Verkäufer das Erworbene wieder zurück. Fortan stellte man zuerst die Möbel probehalber in die Räume, bevor man sie kaufte.206 Dem Schloss mangelte es auch an zeitgemässer Infrastruktur. Als Ers­tes liess die Gemeinde in den folgenden Jahren eine Zentralheizung und sani­ täre Einrichtungen einbauen. Nach der Unterschutzstellung am 9. März 1965 – auf den Tag zwei Jahre nach dem Marsch auf Luzern – entwarf die Gemeindeverwaltung in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege ein Ge­samtrenovationsprogramm, das 1981 mit der Aussenrenovation abgeschlossen wurde.207

75.–81. Impres­sionen vom «SchlössliFäscht». Stand­bilder aus einem Beitrag der SRG, 1966.

Festen fürs Schlössli «Du hättest halt am Schlössli-Fäscht dabei sein müssen», habe man ihm im­ mer wieder gesagt, berichtete der Lehrer Heinz Stalder in einem Gespräch 2003. Das Fest habe die Krienser Bevölkerung verbunden. Die Leh­rerin Ruth Murer folgerte, dass sich die Krienser Geschichte in eine Ära vor und eine Ära nach dem Schlösslifest zu teilen scheine.208 Schlösslirettung und Schlösslifest sind im Rückblick zu einem einzigen epochalen und emotional aufgeladenen Ereignis verschmolzen. War der Marsch auf Luzern und die Abstimmung eine eher ernste Sache mit unsicherem Ausgang gewesen, an der ein verhältnismässig kleiner Bevölkerungsanteil aktiv teilgenommen hatte, bot das unbeschwerte Schlösslifest allen die Gelegenheit, sich am gemeinsamen Ziel zu beteiligen und um das Schlössli verdient zu machen – sei es mit einem Loskauf, einem Festzeltbesuch oder als Zuschauer


Kriens im Schlössli

beim Zunftumzug. Beide Ereignisse zusammen sind als «Schlösslirettung» in die Erinnerung eingegangen. «Die Krienser festen. Es geht hoch her in Dorf und Stadt am Fusse des Schlos­ses Schauensee» (Abb. 74), betitelten die «Luzerner Neusten Nachrichten» einen ganzseitigen Bericht.209 Ganze zwei Wochen – vom 24. Juni bis 10. Juli 1966 – feierte man in Kriens das «Schlössli-Fäscht», mit dem Geld für die Innenausstattung des Schlösslis gesammelt wurde. Kunst- und Gewerbe­ausstellungen, Unterhaltungsabende, Markt, Festumzug, Tombola und Jugend-Dancing lockten scharenweise Besucher aus der ganzen Region nach Kriens. Allein ein Seifenkistenrennen mit 115 Wagen zog bis zu 7000 Zuschauer an. Das zweiwöchige Fest brachte einen beachtlichen Gewinn ein (Abb. 75–81).210 Gemeindepräsident Otto Schnyder stand auch dem Organisationskomitee vor. Er schrieb im Vorwort des «Fäschtführers», dass das Fest neben der Geldsammlung auch «die Dorfgemeinschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl unserer schnell wachsenden Gemeinde» festigen solle.211 Diesen Effekt erreichte das Schlösslifest vor allem durch die Mitarbeit vieler Vereine, beispielsweise der Quartiervereine, wie auch der Gewerbevertreter und der Kulturschaffenden. Obwohl das Fest mehrheitlich im Dorfzentrum stattfand, war das Schloss dennoch ein präsentes Thema. So berichtete Hans Schriber, Mitarbeiter bei der Ausstellung «Schaffendes Kriens», in einem nachträglichen Brief an den Gemeindeammann, dass man am Fest über die «richtige» Aneinanderreihung der Krienser Farben auf dem «Fäschtführer» und den Fahnen diskutiert habe: In welcher Reihenfolge sollten Rot, Gelb und Grün stehen? Schriber regte an, man könne auch die Farben Schwarz und Weiss des älteren Gemeindewappens wieder in den Vordergrund rücken. Jedenfalls sollten die Gemeindefarben in der Innenausstattung des Schlösslis eine Rolle spielen.212 Diese Idee wurde nicht umgesetzt, sie deutet aber darauf hin, dass sich die Festteilnehmer das Schloss ideell aneigneten und als gemeinsamen Besitz verstanden. Auf das Schloss bezogen sich auch Programmpunkte wie die Schlösslistafette, Einrichtungen wie der Schlosskeller, Musikgruppen wie die Schlössli-Musik und käufliche Erzeugnisse am Markt, beispielsweise mit dem Schlössli bedruckte Taschentücher oder hochprozentiger Schlössli-Geist.213

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Die Deutungshoheit über die Ereignisse von 1963 war bereits am Schlöss­lifest nicht unumstritten, wie die Episode um eine zweite historisierende Urkunde zeigt. Der Gemeinderat liess für das Fest in kalligrafischer Schönschrift die Geschichte von Schloss Schauensee nochmals legendenge­schmückt zusammenfassen und übergab jedem Ehrengast ein Exemplar. Im Text schrieb er sich zu, die Kaufverhandlungen mit dem Baron Meyer von Schauensee geführt zu haben.214 Diese Ungenauigkeit – Alexander Wili hatte im Auftrag des Gemeinderats die Verhandlungen geführt – zog mindestens einen empörten Brief mit Bitte um Richtigstellung nach sich.215 Wer verdiente die Lorbeeren für die Rettung des Krienser Wahrzeichens?

Ein Haus für alle Am Schlösslifest initiierte die Pianistin und Dirigentin Hedy Salquin die Schlosskonzerte. Während 30 Jahren, 1966 – 1996, organisierte sie jeweils im Mai und Juni einen Konzertzyklus auf Schauensee. Hedy SalquinGraber (1928 – 2012) hatte Klavier und Komposition in Genf studiert und als erste weibliche Teilnehmerin in der Schweiz Dirigentenkurse besucht, die sie 1952 mit Auszeichnung abschloss. Als erste Frau dirigierte Salquin zahlreiche Orchester in der Schweiz und im Ausland und war eine gefeierte Pianistin und Komponistin. 1958 heiratete sie den Juristen Josef Graber aus Kriens und gründete mit ihm eine Familie.216 Dank ihrer Beziehungen in der Musikwelt holte die künstlerische Leiterin der Schlosskonzerte bekannte Solisten, aber auch junge Musiker, die am Anfang einer internationalen Laufbahn standen, nach Schauensee (Abb. 82, 83). Immer wieder trat Salquin auch selbst mit Klavierkonzerten im Rittersaal auf. Die Beliebtheit der Schlosskonzerte ist auf ihre musikalische Kennerschaft und auf die intime Atmosphäre der Kammerkonzerte im meist voll besetzten Rittersaal zurückzuführen. 1996, zum Abschluss des dreissigjährigen Engagements in Schauensee, ehrte die Gemeinde Kriens Hedy Salquin-Graber mit dem Kulturpreis der Gemeinde. Die Luzerner Galerie Raeber empfing zwischen 1964 und 1969 im Anschluss an die Vernissage der Musikfestwochen-Ausstellung den jeweiligen Künstler auf Schauensee, beispielsweise 1965 den russisch-französischen Maler Serge Poliakoff (Abb. 84) oder 1968 den amerikanischen Maler Paul Jenkins. Im Schloss waren für diese Anlässe Porträts des Künstlers ausgestellt. Der Galerieleiter Beni Raeber berichtet: «Wir empfingen die Künstler in einem familiären Rahmen im Schloss, engagierten einige Musiker und grillten draussen Würste. Es waren sehr schöne Abende, welche die geladenen Gäste begeisterten. Das Schloss war noch nicht entsprechend eingerichtet für solche Anlässe, aber mit etwas Improvisation ging es tadellos. Für einen Abend kostete das Schloss übrigens nur 100 Franken.» Die öffentlichen kulturellen Veranstaltungen im Schloss Schauensee waren oft zu wenig gut besucht. Auch der Bau eines Parkplatzes 1973/1974 half den Schwierigkeiten, die Krienser Bevölkerung ans Jahresprogramm des Vereins Pro Schauensee zu locken, nicht ab.217 Insbesondere lokale Pro­­ duktionen erfreuten sich hingegen grosser Publikumsbeliebtheit. Dazu


Kriens im Schlössli

82. Die Initiantin der Schlosskonzerte, Hedy Salquin, mit dem Solocellisten der Berliner Philharmoniker, Ottomar Borwitzky, auf Schauensee, um 1970. 83. Hedy Salquin, Pianistin, Komponistin und Dirigentin, am Flügel. 84. Empfang der Galerie Raeber auf Schauensee, August 1965. Der Galerist Beni Raeber mit dem Ehepaar Poliakoff. 85. Freilichtspiel der Bunten Bühne Kriens auf Schloss Schauensee, 1988. Aufgeführt wurde das Stück «Der böse Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt» von Nestroy.

ge­hörten die Auftritte des «Kabarettli Kriens», das in den 1980er-Jahren in wechselnder Besetzung vor vollem Saal auftrat. Robi Giger, Seppi Giger und Rony Hartmann setzten die Texte von Herbert Blättler in abendfüllenden Kabarettprogrammen um. Die Theatergesellschaft «Bunte Bühne Kriens» lud 1988 anlässlich des 25. Jubiläums des Schlosskaufs zu Freiluftaufführungen auf Schauensee. Der Regisseur Arthur Müller inszenierte unter freiem Himmel die Komödie «Lumpazivagabundus» von Johann Nepomuk Nestroy (Abb. 85). Josette Gill­mann, die als Schauspielerin mitwirkte: «Wir bauten keine Tribüne, sondern spielten im Schlossgarten vor Bistrotischen, was gut funktionierte.» Während des 50-Jahre-Jubiläums 2013 wird die Bunte Bühne mit Gillmann als Regisseurin das Stück «Der schwarze Hecht» von Paul Burkhard auf Schauensee aufführen. Das Schloss wurde auch als Mietraum für private Anlässe genutzt, sei es für Geburtstagsfeiern, Zivilhochzeiten oder Vereinsanlässe. Für diese Bewirtschaftungsform war eine «Schlosswartin» vonnöten, die mithilfe von Personal das Schloss herzurichten und die Gäste zu bewirten wusste. 1964 – 1978 amteten Annemarie Michel, 1978 – 1987 Martha Hummel, 1987 – 1998 Olga Steffen und ab 1998 Beata und Hans-Ruedi Wüest als Gastgeber auf Schauensee.218 Nach dem Tod des Kunstschlossers Joseph Renggli 1989, der seit 1939 das Pförtnerhaus unmittelbar neben der Schlossanlage bewohnt hatte, wur­ de das um 1684 erbaute und 1868 erneuerte Pförtnerhaus am 29. August 1995 zusammen mit dem Brenn- oder Waschhaus unter Denkmalschutz gestellt und saniert.219 Im Jahr 2000 mussten am Schloss vom Sturm beschädigte Ziegel ersetzt werden; im selben Zug wurde das Dach repariert und die Fassade frisch gestrichen. Gegenwärtig wird Schloss Schauensee für Familien-, Vereins- und Betriebsanlässe mit maximal 50 Personen vermietet. Ortsansässige Benutzer profitieren von einer reduzierten Mietgebühr. Auch gemeindeeigene Anlässe finden im Schloss statt, beispielsweise die Sportlerehrung, die Ehrung zum Preis für gute Jugendarbeit, die Weihnachts- und Präsidentenfeiern des Einwohnerrats oder Klausuren des Gemeinderats. Organisiert wird die Vermietung der Schlossräume durch die Schulverwaltung der Gemeinde Kriens. Nach deren Angaben fanden im Jahr 2012 insgesamt 96 Veranstaltungen statt, was einer durchschnittlichen Benutzung entspricht. Auswärtige und ortsansässige Interessenten halten sich ungefähr die Waage.220 Der Verein Pro Schauensee, der heute 200 Mitglieder umfasst und von einem achtköpfigen Vorstand ehrenamtlich geleitet wird, führte bis 2007 jedes Jahr ein Programm mit öffentlichen Veranstaltungen durch, die jedoch grundsätzlich zu wenig gut besucht waren und deshalb aufgegeben wurden. Seither konzentriert sich der Verein auf Führungen, den Unterhalt der Schlossausstattung und auf die «Abende des offenen Schlosses». Im Jubiläumsjahr 2013 organisiert der Verein ein Veranstaltungsprogramm mit Theater, Stubeten und Literaturinszenierungen, und es erklingen auch wieder Schlosskonzerte.221

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86. Schauensee bei Nacht, um 1963. 足 otografie Fritz Kehrer, Kriens. F Seit Fr端hjahr 1963 wird das Schloss nachts von Scheinwerfern beleuchtet.


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Vom privaten Landsitz zum Wahr­zeichen von Kriens Nach der Beschreibung von Melchior Schnyder, welcher um 1800 im Pförtnerhaus aufgewachsen war, liegt Schauensee auf einem «300 Fuss erhabnen Felsenhügel». Dort seien «Aussicht und Sommeraufenthalt sehr angenehm», vor allem unter der «dabey stehenden hübschen grossen Linde».222 Landschaftliche Schönheit, gepaart mit einer besonderen Aussicht – der Name des Schlosses spricht Bände – sind mehr als romantische Vorstellungen aus dem 19. Jahrhundert. Die aussichtsreiche Lage nahe der Stadt zog etwa Hans von Mettenwyl an, und Jahrhunderte später liess der vertraute Anblick des grünen Schlosshügels die Krienser gegen eine Überbauung protestieren. Stadtnähe, schöne Lage und Ausblick – eine Geschichte, die ins Mittelalter zurückreicht. Diese Vorzüge des eigentlich in Grösse und Ausstattung bescheidenen Schlosses am Schattenhang des Pilatus machten Schauensee für die Luzerner Patrizier zum geschätzten Familiensitz. Welche Funktion erfüllte dieser Sommersitz? Es gehörte für die Patrizierfamilien als städtische Führungselite zum guten Ton, einen Landsitz zu haben, den man für repräsentative Zwecke, aber auch als Rückzugsort aus der Stadt nutzte. Nicht zuletzt wirkte ein Schloss auf dem Land auch nobilitierend. Sehr schön sieht man dies an der Familie Meyer, welche «von Schauensee» als Adelsprädikat in den Namen und den Schauensee-Stern ins Familienwappen aufnahm. Nobilitierend wirkte ebenso die historische Bedeutsamkeit, die von al­ len Besitzern Schauensees angestrebt und auch gezielt hergestellt wurde. Diese Konstruktion von Geschichte und Tradition richtete sich nach der jeweils aktuellen Neudeutung des Schlosses. Ob als angeblicher alter habsburgischer Herrschaftssitz in der Hand von bedeutenden Klosterstiftern vor 1300 oder als Aufenthaltsort wichtiger Persönlichkeiten wie Franz von Assisi oder Heinrich Pestalozzi (wobei nur Ersterer ins Reich der Legenden ge­hört): Eine glorreiche Vorgeschichte konnte von jedem Besitzer des Schlos­­ses in Anspruch genommen werden – auch wenn sie auf kühnen Schlussfolgerungen basierte oder gänzlich an den Haaren herbeigezogen


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87. «Kriens heute. Offizielles Mitteilungsblatt der Gemeinde Kriens und der Krienser Vereine», Juni 1978. Titelfotografie Fritz Kehrer, Kriens. 88. «Kriens heute», Februar 1981. Titelfotografie Fritz Kehrer, Kriens. 89. «Willkommen in Kriens». Begrüssungsschrift der Gemeinde Kriens, 1993.

war. Das gilt für den Wiedererbauer Hans von Mettenwyl ebenso wie für die Krienser Akteure in den 1960er-Jahren. Entscheidend ist dabei nicht der historische Gehalt dieser Geschichten, sondern dass sie einem bestimmten Kontext entsprangen und die Magie des Ortes unterstrichen. Eng mit der Bedeutung der Geschichte Schauensees ist auch die Vorstellung verbunden, mit dem Wiederaufbau den ursprünglichen Zustand – wenngleich in zeitgemässer Ausschmückung – herzustellen. Das war durchaus üb­lich; viele der heute erhaltenen Bauten haben eine Rekonstruktion durch­laufen, die sich immer auch an zeitgenössischen Vorstellungen über die ältere Zeit orientierte. Was hat die Schlossgeschichte mit Kriens zu tun? Vor 1963 war Schau­en­ see immer im Besitz von Patrizierfamilien, die aus der Stadt Luzern stammten. Es war zwar nie Amtssitz oder sonst direkt mit der Luzerner Herr­ schaft verbunden; die dort residierenden Patrizier konnten aber durch­aus Landvögte der Vogtei Kriens und Horw sein. Während des Bau­ernkriegs wurde Schauensee sogar als Symbol der Luzerner Unterdrückerschicht geplündert. Die Besitzerfamilie Meyer von Schauensee versuchte zwar im 18. Jahrhundert, das Krienser Bürgerrecht zu erlangen, allerdings nicht, weil sie sich als «Krienser» sahen, sondern um von der Allmend zu profitieren. Im Zeitalter der Aufklärung wurde auf Schauensee das distinguierte Gespräch gesucht, musiziert und ein weit gespanntes Netzwerk gepflegt, hingegen kaum Kontakte ins Dorf. Die Geschichte der Schlossbesitzer ist überraschend wenig mit der Lokalgeschichte von Kriens verstrickt. Wie kommt es also, dass das Sommerhaus der ungeliebten Städter zum Wahrzeichen von Kriens wurde? Ab 1880 bewohnte die Besitzerfamilie Meyer von Schauensee das Schloss seltener und investierte zu wenig in den baulichen Unterhalt. Auf vielen Fotos aus der Jahrhundertwende sind die Fensterläden des Anwesens geschlossen. Zwar kehrte ab 1918 mit den Mietern ganzjährig neues Leben


Vom privaten Landsitz zum Wahrzeichen von Kriens

in Schauensee ein, doch blieben diese jeweils nur wenige Jahre im ungewöhnlichen Mietobjekt. Als Maximilian Meyer von Schauensee 1963 das unrentable und renovationsbedürftige Familienschloss an eine Immobiliengesellschaft verkaufte, setzten sich viele Krienserinnen und Krienser für einen Kauf der Liegenschaft durch die Gemeinde ein. Schloss Schauensee wurde zum «Krienser Schlössli» umgedeutet. Als Wahrzeichen war es be­­ reits zuvor eingesetzt worden; ab 1963 verstärkte sich diese Funktion. Schauensee war durch seine markante, weithin sichtbare Anlage mit Umschwung dafür prädestiniert. Der Kauf des Schlosses durch die Gemeinde lässt sich nicht nur mit topografischen und ortsgeschichtlichen Besonderheiten erklären, ­sondern steht auch im Kontext einer wachsenden Aufmerksamkeit der Bevölkerung für den Kultur­güter- und Landschaftsschutz in den 1960er-Jahren. Aufgerüttelt durch das Aktionskomitee Pro Schauensee, ergriff die Ge­ mein­de Kriens in letzter Sekunde die Gelegenheit des Handwechsels und kaufte das Schloss samt Grüngürtel. Innert weniger Jahren wurde die «Schlössli-Rettung» zum Mythos, der durch die turbulenten Ereignisse stark aufgeladen war. Seit 1963 wird das Schloss als Raum für Ehrungen und Empfänge, für private und öffentliche Feierlichkeiten genutzt. Die öffentlichen Kulturveranstaltungen des Vereins Pro Schauensee wurden allerdings wegen Besuchermangels abgesetzt. Schauensee wurde 1969 – 1981 und 2000 in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege renoviert und wird heute von der Gemeinde, dem Verein Pro Schauensee und den angestellten Schlossverwaltern sorgfältig unterhalten. «Nescit occasum» – es kennt keinen Untergang. So lautet seit dem 16. Jahrhundert der Wahlspruch von Schauensee, der über mehreren Tü­ ren – zusammen mit dem fünfstrahligen Stern – eingemeisselt ist. Dass Schauensee heute noch steht und von der Öffentlichkeit genutzt werden kann, verdankt es letztlich den Wiedergeburten, die das Schlössli in seiner Geschichte erlebt hat.

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Die Vergangenheit als ­Versprechen Valentin Groebner

90. Der Künstler vor dem Motiv, um 1955. Fotografie Max R. Bütler, L ­ uzern.

Das Prinzip ist einfach, und es heisst: Überschaubarkeit. Unten das Dorf, oben das Schloss. In der Moderne kündet jedes Schloss davon, dass die Welt früher, in der Vergangenheit, klarer geordnet gewesen sei: Ein richtiges Dorf muss ein Schloss haben. Und umgekehrt: Damit das Dorf sich als überschaubare Gemeinschaft von (mehr oder weniger) Gleichen fühlen kann, braucht es das Schloss, zu dem es hinaufschauen kann. Der Landvermesser K., der in Franz Kafkas Roman Das Schloss an seiner neuen Arbeitsstätte ankommt, weiss deswegen gleich, worauf er seinen Blick zu richten hat. «Nun aber sah er oben das Schloss deutlich umrissen in der klaren Luft.» Aber was sieht man vom Schloss aus? Schauensee, dessen Geschichte dieses Buch nachzeichnet, trägt in seinem schönen Namen ein Prinzip. Von dort, so macht die Bezeichnung deutlich, kann man den See sehen, der vom Dorf aus unsichtbar bleibt. Vom Schloss aus sieht man mehr, und was in einem Schloss geschehen ist, muss wichtig und bedeutsam gewesen sein – wäre es sonst ein richtiges Schloss? Ein solches Gebäude ist jedenfalls nicht nur ein Ensemble aus Steinen, Mörtel, Holz und Dachziegeln. Sondern immer auch eine Art Versprechen. Denn es stammt aus dem Mittelalter, und das Mittelalter ist nicht nur vergangene historische Epoche, doch mindestens ebenso sehr modernes Bilderreservoir, Imaginationsspeicher, Sehnsuchtsort. Wenn man jemanden fragt, was ihm oder ihr zum Mittelalter einfällt, dann kommt sehr rasch, vermutlich als Erstes (vor allem dann, wenn die befragte Person Kinder hat): Ritter. Ein richtiger Ritter aber – Kinder wissen das genau – ist deswegen einer, weil er ein Schloss hat. An der Geschichte des Schlosses Schauensee lässt sich deswegen eine ziemlich grundlegende Unterscheidung klarmachen, die im alltäglichen Reden über Vergangenheit leicht verwischt wird: die zwischen Geschichtsbildern und Geschichte. Geschichtsbilder kann man sich leicht merken; sie sind logisch, eingängig und überzeugend. Man erkennt sie daran, dass sie einem irgendwie bekannt und vertraut vorkommen, ohne dass man genau weiss, woher. Hierher gehören nämlich die Ritter und ihre Schlösser. Ge­schichtsbilder bieten Antworten auf die vermeintlich schlichte Frage, wo man eigentlich herkomme und wie das früher so war mit den Herren und


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den Bauern, mit oben und unten. Und die Antworten sind deswegen so plausibel, weil man sich das so irgendwie auch schon immer gedacht hatte, mit dem Mittelalter, dem Dorf und dem Schloss. Ein richtiges Schloss muss daher von wichtigen Leuten besucht worden sein, am besten von Heiligen oder solchen, die es bald werden würden. (Das ist das fromme Mittelalter, das in diesem Buch mit angeblichen Besuchen von Franz von Assisi und Nikolaus von der Flüe seinen Auftritt hat). Ein richtiges Schloss muss, wenn es in der Schweiz liegt, von Bauern gestürmt und geplündert worden sein. (Auch dieses patriotische Mittelalter kommt vor – selbst wenn dort nie ein Landvogt residiert hat.) Und ein richtiges Schloss muss ein Geheimnis haben, entweder einen Geheimgang, ein Verlies oder einen versteckten Schatz. Damit kann das friedliche Schauensee nicht so richtig dienen, ausser mit den vermeintlichen Originalbriefen von Napoleon Bonaparte, nach denen in den 1920er-Jahren im Gebäude erfolglos gesucht wurde. Doch vielleicht war das angeblich riesige Vermögen des Bankiers Ernst Brunner auch noch Teil dieses Redens von geheimnisvollen Reichtümern? Geschichtsbilder sind immer ein bisschen therapeutisch. Sie funktionieren als tröstliche Versicherung, dass es eine Zeit gegeben habe – die Vergangenheit nämlich –, in der alles an seinem richtigen Platz gewesen sei: das Schloss, das Dorf, und die Welt drumherum auch. Vielleicht ist das Ursache für ihre ungebrochene Anziehungskraft. Sie versprechen Ordnung. Auch wenn die nur nachträglich hergestellt worden ist. Geschichte als Wissenschaft, so zeigt dieses Buch zu Schauensee, hat gegenüber den Geschichtsbildern eine Menge Nachteile. Sie ist gewöhnlich nicht plausibel, sondern kompliziert, und nicht vertraut, sondern ambivalent. Und sie ist nur selten in der Lage, auf die grossen Fragen – «Wie war es damals?» – so griffige Antworten zu liefern, wie die Geschichtsbilder das tun. Denn die Historiker wollen es eben genau wissen. Wo steht das? Wann genau ist das aufgeschrieben worden? Von wem? Für wen? Deswegen handelt Geschichte notgedrungen von Fragen, Bruchstücken und Lücken. Also davon, was wir nicht wissen und, in vielen Fällen, auch nicht wissen können. Während Geschichtsbilder die Vergangenheit nachkolorieren und zum Glänzen bringen, sind die Historiker immer die genauen Gegenspieler des sagenhaften König Midas: Was sie anfassen, hört sofort auf, wie Gold auszusehen. Und verwandelt sich zurück in staubiges altes Papier. Und das Krienser Schloss? In der mittelalterlichen Wirklichkeit war es ein Bauernhof mit einem befestigten Turm, unbeheizt und vermutlich nur zeitweise genutzt. Es ist nicht mit Gewalt zerstört worden, sondern wurde verlassen und zerfiel. Das ist recht banal (der allergrösste Teil der Burgen in der Innerschweiz teilt dieses Schicksal), ohne prominente Bewohner und ohne Ursache, die dramatisch zugespitzt werden könnte. Aber damit ist die Geschichte nicht zu Ende – sie fängt gerade erst an, wie Silvia Hess und Benjamin Hitz zeigen. Denn die Geschichtsbilder vom Mittelalter und die Wünsche nach der pittoresken «richtigen» Vergangenheit konnten die


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dazu passenden Wirklichkeiten auch im Nachhinein erzeugen. Das Mittel­ alter war schon lange vorbei, als die späteren Besitzer von Schauensee im 16., 18. und 19. Jahrhundert ein Schloss wieder errichteten, das in der Ver­gangenheit nie existiert hatte; in einer Kette von fantasievollen Restau­ ra­tionen, komplett mit prunkvollen Einrichtungsstücken. Schauensee ist des­­­­wegen immer schon ein Wunsch gewesen, nach der wirkungsvollen Kulisse einer malerischen Vergangenheit und einem angeblich traditionellen adeligen Lebensstil. Die Renovationen in den 1930er-Jahren und die Suche nach passendem Mobiliar nach dem Erwerb durch die Gemeinde Kriens haben dieses Muster wiederholt. Vom echten Alten war immer zu wenig da, und diese Lücke musste gefüllt werden: mit Reproduktionen. Geschichtsbilder, so zeigt die Historie von Schauensee, sind nicht ein­ fach nur das Gegenteil von Geschichte, sie produzieren auch selber welche. Solange ein Schloss als handfester Beweis von alter Herkunft galt, konnte man ein solches Gebäude umso wirk­samer dazu benutzen, sich in jemanden mit weit zurückreichender nobler Vorgeschichte zu verwandeln, vom reich gewordenen Kriegsunternehmer Hans von Mettenwyl in den 1580erJahren bis zum Vorzeigebankier Ernst Brunner Anfang der Sechzigerjahre. Je weniger etabliert die jeweiligen Besitzer, desto stärker ihr Wunsch nach möglichst alten Ursprüngen. Auch die Gemeinde Kriens hat sich dem besonderen Zauber dieser nachgemachten Vergangenheit nicht entziehen mögen, als sie 1963 das Schloss rettete und (im Gegensatz zu früheren Besitzern) ordentlich instand setzen liess. Das «Krienservolk», so formulierte der Text der Abstimmungsbotschaft, sei «immer eng verbunden mit den Bewohnern des Schlosses» gewesen, Schauensee selbst «ein historischer Zeuge über ein Jahrtausend hinweg». So richtig stimmt das eigentlich nicht. Es ist eher die Beschwörung eines Gefühls, oder eben ein Wunsch. Aber wieso soll das Dorf keine haben? Geschichtsbilder sind nun mal starker Klebstoff. Aber merkwürdig ist das schon. Die Fabriken, die den Alltag im Kriens der Vergangenheit tatsächlich über mehr als hundert Jahre geprägt haben, und das Grand Hotel Son­­ nen­­ berg konnten problemlos abgerissen werden. Schlossberg und Schloss aber, stimmungsvolle Kulisse, wurden zum Symbol für die kollektive ­eigene Geschichte schlechthin. Und deswegen sind sie heute immer noch da. Wenig, so scheint es, erzeugt eine so grosse und nachhaltige Wirkung wie jene Vergangenheit, die man nicht gehabt hat.


Chronologie Burg /Burghof Schauensee 1282 – 1317 B Rudolf von Schauensee (? – 1317), erster bekannter Bewohner 1317 – 1348 B Heinrich Kellner von Sarnen, der Schauensee vermutlich verlässt 1470 B Heinrich Hohfuhrter um 1500 B Heinrich Keller von Eschenbach 1538 B Ein Teil gehört Thomas Zer Burg, der andere dem Spital von Luzern um 1559 B Peter Krettli (wieder vereinter Burghof ?) 1573 – 1581 P Kleinhans Lazarus und Jakob Lazarus 1581 – 1585 B Hans Himmelrich 1591 – 1594 B Wendel Schumacher Auf bau Schloss Schauensee 1595 – 1602 B Hans von Mettenwyl (? – 1599) baut Schauensee wieder auf. Nach seinem Tod 1599 geht das Schloss an seine Kinder 1602 – 1611 B Hans Albrecht Segesser, Schwiegersohn von Hans von Mettenwyl 1611 – ? B (erneut) Hans von Mettenwyls Tochter Maria Jakobea, danach ihre Tochter Maria Jakobea Segesser (1600 – ?), die mit Jost Jodok Anderallmend verheiratet ist 1645 – 1682 V Josef Anderallmend (im Namen der Erben von Jost Jodok Anderall mend) 1653 Plünderung durch aufgebrachte Untertanen während des Bauernkriegs 1682 – 1697 B Josef Anderallmend (? – 1697) kauft Schauensee von seinen Geschwistern um 1684 Bau des Pförtnerhauses 1697 – 1713 B Franz Anderallmend 1713 – 1733 B Josef Christoph Anderallmend kauft Schauensee von seinem Cousin Franz Anderallmend und besitzt es bis zum Tod 1726 Der Turm wird neu gedeckt 1733 – 1736 B Jost Josef Ignaz Anderallmend Ausbau der Laube, Bau des Brunnenhauses und weitere Renovationen 1736 – 1741 B Maria Barbara Anderallmend, verheiratet mit Franz Josef Meyer V (1672–1741); als Verwalter amtet deren Sohn Josef Leonz Meyer 1734 Ein Blitzeinschlag deckt den Turm teilweise ab. Die Ziegel beschädigen das Dach der Kapelle; Menschen kommen keine zu Schaden 1736 – 1764 B Josef Leonz Meyer von Schauensee (1695 – 1764)


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Ausbau (heutiger Bauzustand) 1749 – 1750 1764 – 1810 B 1773 1794 1810 – 1848 B

Ausbau von Schauensee zum heutigen Bauzustand Franz Rudolf Dietrich Meyer von Schauensee (1725 – 1810) Neue Fahne auf dem Turm Besuch von Heinrich Pestalozzi Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763 – 1848)

Fideikommiss Familie Meyer 1835 Schauensee wird in den Fideikommiss der Familie Meyer aufgenommen 1848 Reparaturen am Dach des Turmes, insbesondere Kugel und Fahne 1848 – 1860 B Franz Leopold Meyer von Schauensee (1803 – 1860) 1860 – 1910 B Leopold Maria Meyer von Schauensee (1852 – 1910) 1910 – 1954 B Friedrich Meyer von Schauensee (1875 – 1954) ab 1914 Zwangsverwaltung des Schlosses Schauensee aufgrund von Gläubiger forderungen Vermietung 1918 – 1963 1923 1945

Vermietung des Schlosses Notsanierung mit Hypothek, Archivinventarisierung, Verkauf Renaissance-Cheminée Versteigerung der «Bibliothek Schloss Schauensee» in Bern

Erwerb Gemeinde Kriens 9. März 1963 28. April 1963 B 9. März 1965 24. Juni bis 10. Juli 1966 1966 – 1996 1969 – 1981 2013

Marsch nach Luzern Abstimmung zum Erwerb des Schlosses; Gemeinde Kriens wird Besitzerin Unterschutzstellung des Schlosses Schlösslifest Schlosskonzerte Gesamtrenovation Jubiläum «50 Jahre Krienser Schlössli» im Besitz der Gemeinde Kriens

B: Besitzer/Besitzerin; P: Pächter; V: Verwalter

Folgende Seite: 91. Schlosskapelle und Turm, um 1955. Fotografie Max R. Bütler, Luzern.



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Anhang Anmerkungen Rudolf von Schauensee als erster ­bekannter Bewohner 1 Das Testament wurde ediert in: Felix Marbach, «St. Jost und die Innerschweiz», in: Innerschweizerisches Jahrbuch für Heimatkunde, 11/12 (1947/1948), S. 145 ff. Siehe auch Franz Schnyder, «Güterbesitz und Herkommen des Ritters Rudolf von Schauensee und der Rathauser Stifterfamilie Schnyder von Luzern», in: Historisches Neujahrsblatt Uri, 28/29 (1973/1974), S. 66–88. 2 Infrage kommen unter anderem die Rothenburg, die Brienz (die auch in Uri viel Land besassen), die Eschenbach, die von Meggen (via Heinrich Schnyder). Siehe dazu Schnyder, Güterbesitz, und Theodor von Liebenau, Die Familie Schnyder von Wartensee, Luzern 1906, die sich jedoch gegenseitig widersprechen. 3 Christine Barraud / Alois Steiner, ­Kriens. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, ­Kriens 1984, S. 39, 50. 4 Werner Meyer / Eduard Widmer, Das grosse Burgenbuch der Schweiz, Zürich 1977, S. 29 f. 5 Quellenwerk zur Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft, Aarau 1933 – 1975, Abt. 2, Bd. 3, S. 40. Zur Tätigkeit als Stadtbürger als Zeuge, Schiedsrichter und Abgeordneter: Quellenwerk, Abt. 1, Bd. 2, S. 64 ff., 83 f., 101 f. 6 Werner Meyer, «Die Eidgenossen als Burgenbrecher», in: Der Geschichtsfreund, 145 (1992), S. 5–95, hier S. 16, 19. 7 StALU Urk 561/11271, ediert in: Josef Schneller, «Beweisetitel zur Begründung der ältesten Geschichte Rat­hau­sens (1181 – 1298)», in: Der Geschichtsfreund, 2 (1845), S. 41–81, hier S. 69 f. 8 Dafür spricht, dass die Quelle eine Hem­ ma als Gattin Heinrichs erwähnt. Eine Hemma von Schauensee aber zinste 1317 dem Kloster im Hof (Luzern, Quellenwerk, Abt. 2, Bd. 3, S. 87).

9 Angelo Garovi, «Die untere Burg und die Kellner von Sarnen», in: Obwaldner Geschichtsblätter, 13 (1988), S. 108–125, hier S. 118 ff. 10 StALU Urk 577/11595. Das Siegel der Obernau findet sich in StALU Urk 491/8744. Zur Herkunft der Schnyder siehe Liebenau, Familie, S. 17; ­Schny­der, Güterbesitz, S. 76 f., 86. 11 Berchta wird erwähnt in einer Jahrzeit­ stiftung der Familie von Küssnacht aus dem Jahre 1331. In dieser Urkunde wird auch auf Rudolf von Schauensee verwiesen; StALU Urk 574/11552. 12 StALU Urk 127/1894, ediert in: ­«Urkun­denlese aus den fünf Orten», in: Der Geschichtsfreund, 26 (1871), S. 323–354, hier S. 325 ff. Vermutlich handelt es sich nicht um Güter aus dem Besitz von ­Rudolf von Schauensee, sondern aus sonstigem Familienbesitz (Garovi, Burg, S. 120). 13 Liebenau, Familie, S. 8. 14 Quellenwerk, Abt. 2, Bd. 3, S. 87. 15 Quellenwerk, Abt. 2, Bd. 3, S. 290. 16 StALU Stiftsarchiv im Hof, A 22 (eine Abschrift von 1460); siehe auch Josef Schneller, «Des Gottshauses Lucern Erb- und Fallrecht auf seinen Ding­ höfen, im 14. Jahrhundert», in: Der Geschichtsfreund, 11 (1855), S. 173–176. 17 Peter Xaver Weber, «Das älteste ­Lu­­zerner Bürgerbuch (1357  –  1479). Teil 1», in: Der Geschichtsfreund, 74 (1919), S. 178–256, hier S. 235. 18 Josef Schneller, «Codex diplomaticus des Stiftsarchivs Luzern. C, Urkunden des 15. Jahrhunderts», in: Der Geschichtsfreund, 27 (1872), S. 103–149, hier S. 116. 19 Quellen zu Bürgi Schauensee: StALU Akt 113/1765; StALU Urk 394/7279; StALU Stiftsarchiv im Hof, Bd. 104, Fol. 69v; StALU Stiftsarchiv im Hof, Bd. 104, Fol. 75r f.; StALU Stiftsarchiv im Hof, Bd. 309, Fol. 26v ff., 44r, 52r. 20 Meyer, Burgenbuch, S. 94. 21 Er weigerte sich dabei erfolglos, den ­sogenannten «Fall» zu bezahlen, der

beim Tod des vorigen Besitzers geschuldet war – das beste Stück Vieh musste er hergeben. StALU RP 5A, 259r. 22 Die Angaben über Zinszahlungen ab den Gütern Schauensee stammen aus folgenden Quellen: StALU Stiftsarchiv im Hof, Bd. 104, 71r; StALU Stiftsarchiv im Hof, Bd. 100, 16v; StALU Cod 2565, 98r; StALU Archiv Stift St. Leodegar im Hof, Bd. 96, 94r, 112v, 139v, 155v, 203r, 215r; StALU Cod 2575, 80r; StALU Stiftsarchiv im Hof, Bd. 106, 61v. Es handelt sich hier um Verzeichnisse von geschuldeten Zinsen der Höfe im Einflussgebiet des Klosters. 23 Diese Information stammt aus den ­Notizen des späteren Besitzers Franz Bernhard Meyer von Schauensee, StALU PA 664/35. 24 Vergleichswerte fanden sich im Fallund Ehrschatzprotokoll von Kriens, StALU Stiftsarchiv im Hof, Bd. 150. 25 Zur Bezeichnung als «Matte» siehe das Gültprotokoll (StALU Cod 3900, 6r). Als Matte wurde normalerweise eine Wiese zur Heugewinnung ohne Gebäude bezeichnet. ( Wieder-)Aufbau als Landsitz der ­Stadt­luzerner Patrizier 26 Kurt Messmer, «Zum Luzerner Patri­ ziat im 16. Jahrhundert», in: Peter Hoppe / Kurt Messmer, Luzerner Patriziat: sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Studien zur Entstehung und Entwicklung im 16. und 17. Jahrhundert, Luzern 1976, S. 31–214, hier S. 206. 27 Gemäss der Aussage der Sternenwirtin: StALU Akt A1 F1 Sch. 31; Benjamin Hitz, «Von ehrlichen Kriegsleuten, Schelmen und Fleischbänken. Reden über den Solddienst», in: Der Geschichtsfreund, 164 (2011), S. 11–36, hier S. 23 ff. 28 Siehe Gerichtsurteile von 1602 im Rats­ protokoll und den Stadtgerichtsbüchern (StALU RP 48, 139v), 1603 (StALU XD 2/9, 68r), 1606 (StALU XD 2/9, 248v) und 1611 (StALU RP 51, 139r f.)


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29 ZHBLU SoSa, MS 99/fol., 250r. 30 Messmer, Patriziat, S. 206. 31 StALU RP 44, 313v. 32 StALU RP 44, 349v. 33 StALU PA 134/1. Zu den Turmakten siehe Aldo Colombi / André Colombi, Die Turmakten von Luzern, Norderstedt 2010. 34 StALU Archiv Stift St. Leodegar im Hof, Bd. 150, 27r. 35 Herrlibergers Schrift, die entstand, als der Bau um 1750 erweitert wurde, er­­ wähnt die Grundmauern (Herrliberger, Topographie, S. 226). Dies lässt ­plausibel erscheinen, dass tatsächlich auf den alten Grundmauern des Wohnturms und des Burghofs gebaut wurde. Allerdings wurde Schauensee nie archäologisch untersucht, um diese Vermutungen zu bestätigen. 36 Manuskript von August Am Rhyn aus den 1940er-Jahren (StALU PA 38/860); Hennig, Kunstdenkmäler, S. 222 f. 37 Der Ausschnitt aus Johann Jacob Leu, Schweizer Lexikon liegt in StALU PA 398/207; Herrliberger, Topographie, S. 226. 38 Waltraud Hörsch, «Das Schloss ­­But­tis­holz. Die Baugeschichte der Schlossgebäude», in: Jahrbuch der histo­ rischen Gesellschaft Luzern, 23 (2005), S. 48–58, hier S. 50 f.; Hans Marti (Hg.), Alteloshouen, Altishofen, 1190 – 1990. 800 Jahre Altishofen, Altishofen 1990, S. 27 ff.; allg.: Christian Renfer / Eduard ­Widmer (Hg.), Schlösser und Landsitze der Schweiz, Zürich 1985, zu Luzern: S. 180 ff. 39 Meyer, Eidgenossen, S. 12; Meyer, Auf­ lassung, S. 12; Werner Meyer, Burgen in Uri. Adeliges Leben, Burgenbau und ­Burgenbruch im Lichte der heutigen For­ schung [Separatdruck aus Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins], ­Altdorf 1985, S. 6, nennt als Beispiele A Pro in Seedorf, Rudenz in Flüelen, das Höfli in Stans. Siehe auch: Jürg Schweizer, «Schlösser und Landsitze», in: André Holenstein (Hg.), Berns mächtige Zeit. Das 16. und 17. Jahrhundert neu entdeckt, Bern 2006, S. 520–533, hier S. 524, über Schlösser und Landsitze in Bern. 40 Das Wappen wurde von Renward Cysat um 1600 erwähnt als Wappen der Herren von Schauensee (ZHBLU SoSa, MS 97/fol., 193r; gemäss einer Darstellung im Kloster Rathausen, die aber nicht mehr existiert). Tatsächlich ist kein solches Wappen aus der Zeit um 1300 überliefert. 41 Vgl. Renfer, Schlösser, S. 8 f. 42 Es ist aber wahrscheinlich, dass Hans von Mettenwyl dank Schauensee da-

zukam, StALU RP 44, 380r; StALU RP 46, 284r. 43 Gemäss den Turmakten von Schauensee, StALU PA 134/1. 44 StALU Cod 1435/12, 138. 1600 wurde Segesser ein Aufschub gewährt, StALU RP 47, 104r. 45 StALU Archiv Stift St. Leodegar im Hof, Bd. 150, 32v. Philipp Anton von Segesser, Die Segesser in Lucern und im deutschen Reiche von Mitte des sechszehnten bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts, Bern 1885, S. 25 46 Marti, Altishofen, S. 31. 47 Gesucht wurde im Ratsprotokoll: StALU RP 52, 163r, 293v; StALU RP 53, 192r; StALU RP 54, 132b. 48 Segesser, Segesser, S. 27; StALU PA 664/561. 49 Gemäss einem Verzeichnis des Stifts im Hof in Luzern von 1580 grenzte das Gut der Anderallmend an den Burghof, StALU Stiftsarchiv im Hof, Bd. 103, Fol. 62v. 50 StALU PA 664/559. 51 StALU Archiv Stift St. Leodegar im Hof, Bd. 150, 67v. Er bezahlte 1,5 Prozent Ehrschatz (eine Art Handänderungssteuer) ans Stift im Hof in Luzern. 52 StALU PLA 136/1. Gemäss einem Inven­ tar von 1736 hing auf Schauensee ein Stammbaum der Anderallmend (StALU PA 664/20). Es ist gut möglich, dass dieser nun im Staatsarchiv Luzern aufbewahrt wird. 53 StALU PA 38/860 (Darstellung von ­August Am Rhyn). 54 Sie war Alleinerbin, StALU PA 664/559. 55 Josef Leonz Meyer bezahlte am 25. 1. 1741 32 Gulden wegen den von seiner Mutter verehrten [sic] Gütern mitsamt Schloss Schauensee, StALU Archiv Stift St. Leodegar im Hof, Bd. 150, 82v. 56 Peter Hoppe, «Zum Luzerner Patriziat im 17. Jahrhundert», in: Hoppe / Messmer, Patriziat, S. 217–502, hier S. 243. Legendäre Besitzerin, Besucher und Ereignisse: Herstellung einer Tradition 57 Angaben Cysat in: ZHBLU SoSa, MS 98/fol., 141r; das «Fremdenblatt» findet sich in StALU PA 237/4. 58 ZHBLU SoSa, MS 99/fol., 250r; der Turm habe gemäss Herrliberger «schon zu Julii Caesaris Zeiten gestanden» ­(zitiert in Theodor Ottiger, Schauen­ see, Kriens 1973, S. 4). Herrliberger korrigierte sich allerdings in der neuen Auflage seiner Topographie. 59 Regula Schmid, «Ego Wichardus et frater meus Rupertus. Der Traditions­rodel des Luzerner Klosters im Hof in der Geschichtsschreibung des 12. bis 16. Jahrhunderts», in: Jahrbuch der historischen

Gesellschaft Luzern, 22 (2004), S. 42–59, hier S. 42. Die Datierung ist ungewiss; die Zeit um 1200 erscheint wahrscheinlich. Die Quelle will bewusst älter erscheinen, nimmt wohl Bezug auf ältere Urkunden. Die gewählte Datierung machte es unmöglich, den Zeitpunkt des Beschriebenen festzulegen; somit ist der Wahrheitsgehalt des Inhalts nicht bestimmbar. 60 David Herrliberger, Neue und vollständige Topographie der Eydgnoßschaft [Faksimile-Ausgabe], Frankfurt 1928, S. 224 ff. Melchior Schnyders Beschreibung von Kriens findet sich in: ZHBLU SoSa, MS 85/5, S. 8. 61 August Am Rhyn in einem Manus­ kript über Schloss Schauensee, StALU PA 38/860. 62 Alfred Schmid (Hg.), Die Schweizer ­Bilderchronik des Luzerners Diebold Schilling 1513, Luzern 1981, S. 22 f.; Josef Schneller (Hg.), Melchior Russen eidgenössische Chronik, Bern 1834, S. 38. 63 Der entsprechende Ausschnitt aus ­Cysats Kollektaneen ist wiedergegeben bei Peter Xaver Weber, «Das älteste Jahrzeitbuch der Barfüsser zu Luzern (ca. 1290 – 1518)», in: Der Geschichtsfreund, 72 (1917), S. 1–67, hier S. 51 ff. 64 Die Auszüge aus Chroniken und anderen Schriften sind zusammengestellt in: Beda Meier, «Die Blutreliquie des hl. Franziskus in Kriens und Luzern», in: Helvetia Franciscana, 7 (1957), S. 65–104, hier S. 85 ff. 65 Gemäss Inventar von 1736 (StALU PA 664/20). Es gab noch zwei weitere Por­träts des Heiligen und Ordensgründers. 66 Anlässlich eines Umbaus von 1734, StALU PA 134/3. 67 Barraud, Kriens, S. 32 f. 68 Zur Frage, ob Guta von Rothenburg existiert hat: Weber, Jahrzeitbuch, S. 27 ff., der die Möglichkeit jedenfalls nicht verneint; Meier, Blutreliquie, S. 67, der zumindest die Existenz einer ­Gön­nerin des Klosters geltend macht und auch den Bezug zu Schauensee für möglich hält; Schnyder, Güterbesitz, S. 79, der in ihr die Ahnin der Schnyder sieht; für nicht existent erklärt sie hin­ gegen Liebenau, Familie, S. 7. 69 Meyer, Eidgenossen, S. 7 ff. Gemäss Meyer wurden höchstens 5 Prozent der Burgen wegen kriegerischer Auseinandersetzungen verlassen, und auch dann war die Zerstörung einer Burg nur äusserer Anlass, nie aber die Ursache des Verlassens einer Burg. 70 Cysats Angaben zur Zerstörung finden sich in seinen Kollektaneen: ZHBLU SoSa, MS 98/fol., 141r, 288r. Zum Bur-


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genbruch als Klischeevorstellung siehe Werner Meyer, «Zur Auflassung der Burgen in der spätmittelalterlichen Schweiz», in: Château Gaillard, 12 (1985), S. 11–20, hier S. 11 f. Siehe auch Meyer, Eidgenossen, S. 85, der den Burgenbruch um 1300 in der Innerschweiz ins Reich der Ideologie verbannt. 71 Werner Meyer, «Die Burgen in der Blut­rachefehde von 1308/09 gegen die Mörder König Albrechts I», in: Château Gaillard, 19 (2000), S. 191–204, hier S. 197, hält es für sehr unwahrscheinlich, dass ausser den urkundlich bekannten Burgen weitere zerstört wurden. 72 Meyer, Eidgenossen, S. 86 f. 73 Barbara Hennig / André Meyer, Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Das Amt ­­Luzern: die Landgemeinden, Bern 2009, S. 226. 74 Meyer, Eidgenossen, S. 61 f. 75 Theodor von Liebenau, «Der luzer­ ni­­sche Bauernkrieg vom Jahre 1653», in: Jahr­buch für schweizerische Geschichte, 20 (1895), S. 1–233, hier S. 67, 179; His­to­ risch-biographisches Lexikon der Schweiz, Neu­en­burg 1921 – 1934, Bd. 6, S. 152; August Am Rhyns Manuskript über Schauensee (StALU PA 38/860); zu Anderallmend als strengem Vogt insbe­ sondere Fritz Hauswirth, Burgen und Schlösser der Schweiz, Luzern, Zug (Bd. 5), Kreuzlingen 1969, S. 88; Ottiger, Schauensee, S. 9. 76 StALU Akt 13/3689; StALU Akt 13/3845. 77 Er sagte im Verhör aus: «[…] so man uss der statt fallen werde, so wellent sy in das schlösslein unnd wehren bis andere embter inen zu hilff komen», StALU Akt 13/3782. 78 StALU Akt 113/48. 79 Josef Anderallmend wurde am 20. 9. 1653 zum Landvogt von Kriens und Horw ernannt; RP 71, 153r. 80 Gregor Egloff u. a., Verwaltung und Politik im Stadtstaat. Liste der Ämter und deren Inhaber, Ende 14. Jh. – 1798, Luzern 1995, S. 172 f. 81 StALU PA 664/20. Das Schloss erhält seine heutige Form 82 StALU PA 664/20. 83 Hauswirth, Burgen, S. 90. 84 Renfer, Schlösser, S. 20. 85 Die elf erhaltenen Pachtverträge finden sich in: StALU PA 664/16; StALU PA 664/26; StALU PA 664/561. 86 Barraud, Kriens, S. 142 f. (vor allem zu Problemen der Überschuldung). 87 StALU PA 11/3, 68v. 1 Mütt entsprach in der Innerschweiz 138–150 Liter (Anne-­ Marie Dubler, «Mütt», in: Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 9, S. 48).

88 1 Schweizer Franken entsprach ungefähr 2 Gulden. 89 Eine Schlossmagd hatte es schon früher gegeben: Jost Josef Anderallmend vererbte 1736 der Magd im Schlössli 10 Gulden (StALU PA 664/559). 90 Vgl. Barraud, Kriens, S. 50. 91 StALU PA 38/860 (Manuskript von ­August Am Rhyn). 92 Unterlagen zu Streitigkeiten über Wegrechte in: StALU PA 664/13; StALU PA 664/14; StALU PA 664/15; StALU PA 664/19; StALU PA 664/29. 93 StALU PA 664/17; StALU PA 664/18; StALU PA 664/22; StALU PA 664/23; StALU PA 664/25. 94 Diese Darstellung stützt sich auf Hans Jakob Dommann, Franz Bernhard Meyer von Schauensee [Separatdruck aus Zeitschrift für schweizerische Geschichte], Stans 1925 – 1926. 95 Ebd., S. 85. Die Übersetzung des französischen Briefausschnitts stammt von Dommann. 96 Ebd., S. 97. 97 Ebd., S. 122. 98 Die Angaben über Anna Maria Rütti­ mann-Meyer aus: Evelyn Boesch, «‹Ich weiss bald nicht mehr, wie ich in meinem Zimmer sitzen will.› Was für die Patrizierin Anna Maria Rüttimann die helvetische Politik bedeutete», in: Verein Frauenstadtrundgang Luzern (Hg.), Mit Pfeffer und Pfiff. Luzernerinnen zwischen 1798 und 1848, Luzern 1998, S. 46–59. Siehe auch ­Esther Nünlist, Helvetische Revolution und «Weiber ­Instinkt»: der politische Einfluss der Repu­ blikanerin Anna Maria Rüttimann [Lizentiatsarbeit Universität Bern], Saarbrücken 2010. 99 Dommann, Franz Bernhard Meyer von Schauensee, S. 43, 55, 59; Barraud, Kriens, S. 212 ff., zu Melchior Schnyder. 100 Hans Jakob Dommann, «Einflüsse der Aufklärung auf die kulturpolitische Haltung Luzerns im 18. Jahrhundert», in: Innerschweizerisches Jahrbuch für ­Heimatkunde, 3 (1938), S. 7–23, hier S. 11; Hans Jakob Dommann, Pestalozzis und Niederers persönliche Beziehungen zu Luzern ­[Separatdruck aus Vaterland], ­Luzern 1927, S. 3. 101 Allgemeine Deutsche Bibliographie, Leipzig 1875 – 1912, Bd. 39, S. 404. 102 Alfred Sautier, Die Familienfideikommisse der Stadt und Republik Luzern, Bern 1909, S. 328–354, René Pahud de ­Mortanges, «Fideikommiss», Version vom 29. 11. 2005, in: Historisches Lexikon der Schweiz.

Sommerhaus der Familie Meyer von Schauensee 103 Meyer von Schauen­see, Francesca: Korrespondenzen, Diplome, StALU PA 664/513. 104 Zwei Jahre vor seinem Tod sorgte Franz Xaver Leopold für die Einbürgerung seiner unehelichen Tochter Agatha Apollonia Meyer (geb. 1826) in Honau, StALU PA 664/488. 105 Gästebuch, StALU PA 11/1. 106 Turmakten Schloss Schauensee, StALU PA 134. 107 Artikel «Oratorium», in: Lexikon für Theologie und Kirche, Ausgabe 1962, S. 1192 f. 108 Bischöfliches Archiv der Diözese Basel, Solothurn (BiASo) A 1393, Korrespondenz zur Weihung der Schlosskapelle Schauensee 1849 – 1866; StALU PA 664/513; PA 664/507. 109 Turmakten Schloss Schauensee: Nachtrag 1869, StALU PA 134. 110 Gästebuch, S. 6, StALU PA 11/1. 111 Schweizerisches Geschlechterbuch, Bd. III, Basel 1909, S. 268. 112 Giacinta ist die italienische Form für ­Hyacintha, wie die verstorbene erste Frau Leopolds hiess; Gästebuch, S. 6b, StALU PA 11/1. 113 Ablehnung eines Einspruchs gegen die Taxation, 1868, StALU PA 664/32. 114 Unterlagen zum Gesuch um Kapitalbezug von 1903, StALU AKT 45/46. 115 Paul M. Krieg u. a. (Hg.), Die Schweizergarde in Rom, Zürich 2006, S. 248 f. 116 PR. Meyer-Schauensee, ZHBLU SoSa. 117 Das Bürgerhaus im Kanton Luzern, 8. Band der Reihe «Das Bürgerhaus in der Schweiz», hg. vom Schweizerischen ­In­genieur- und Architektenverein, Zürich 1920, S. 89 f.; Georg Carlen, «Heimatstil und Reformarchitektur», in: Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern, 24 (2006), S. 49–72, hier S. 51. 118 ZHBLU SoSa LKA 50:5:36. 119 Zum Zweck der Fideikommisse siehe René Pahud de Mortanges, «Fideikommiss», Version vom 29. 11. 2005, in: Historisches Lexikon der Schweiz. 120 PR. Meyer-Schauensee, ZHBLU SoSa. 121 Fideikommiss Meyer von Schauensee, StALU AKT 45/47. 122 Regierungsratsprotokolle vom 26. 5. 1923 sowie vom 24. 5. 1935, StALU AKT 45/47. 123 Unterlagen zu Gesuchen, 1912, 1918, StALU AKT 45/46. 124 Brief Franz Renner an den Luzerner Regierungsrat, 2. 7. 1918, StALU AKT 45/46. 125 Botschaft des Regierungsrates des Kantons Luzern an den Gros­sen Rat, 26. 6. 1963, S. 3, StALU RZ 4/6.


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Schloss zu vermieten 126 Bundesgerichtsurteil vom 21. 6. 1916, DFR-BGE 42 II 255_servat.unibe.ch [10. 10. 12]. 127 Der Nachlass von Meyer-Schweizer befindet sich im Archiv der GosteliStiftung in Worblaufen und wurde von Selina Krause inventarisiert. Die Dar­ stellung stützt sich auf ihre Lizentiats­ arbeit: Selina Krause, Dr. med. Emanuele Meyer-Schweizer (1866 – 1949). Ärztin, Schriftstellerin, «Volkserzieherin». Eine historische Annäherung an ihr Leben und ihr Werk über das Thema Mutterschaft [Lizentiatsarbeit Universität Bern 2002], S. 8–44. 128 Zwei Briefe von Franz Renner an Emanuele Meyer-Schweizer vom 17. 7. 1918 sowie 16. 9. 1918, Archiv Gosteli-Stiftung, Worblaufen (AGoF), EMS Bestand 554, Schachtel 9, Dossier 9.1. 129 AGoF EMS A 22–24 sowie A 55–56. 130 Brief Emanuele Meyer-Schweizer an den Bischof von Basel vom 2. 4. 1919, BiASo A 1393. 131 Brief Pfarrer Josef Ambühl an Bischof Jakob Stammler vom 12. 4. 1919, BiASo A 1393. 132 Krause, Meyer-Schweizer, S. 8–44. 133 Gesuch von Otto Sidler, Karl Müller und Hans Bachmann an den Luzerner Regierungsrat, 23. 3. 1921, StALU AKT 45/46. 134 Bericht P. X. Weber an den Regierungsrat von Luzern, 5. 6. 1923, StALU AKT 45/47. 135 Verhandlungsprotokoll des Regierungsrats des Kantons Luzern vom 13. 1. 1923 und Unterlagen, StALU AKT 45/47. 136 Für das Cheminée wurden 4000 – 5000 Franken bezahlt, Regierungsratsbeschluss vom 10. 10. 1923, StALU AKT 45/47; laut Stiftungsbrief von 1757 gehörte das Mobiliar zum Fideikommiss. 137 Charlotte Tiocca, Fineli von Schauensee, Luzern 1923, S. 8. 138 Die Aufenthalte dauerten laut Einwohnerkontrolle vom 1. 6. – 18. 9. 1932 und vom 12. 7. – 10. 10. 1933, Gemeindearchiv Kriens (agk), Einwohnerkontrolle, Chronologische Schriftenreihe, Nr. 15 839 ff., 15 854, 16 588, 16 612 ff. 139 Pläne 1912 – 1931, StALU PA 38/646. 140 Zuvor waren die Läden von Schauensee unifarben gewesen; im Roman von Charlotte Tiocca sind sie grün gestrichen. 141 Laut Wikipedia arbeitete Rodolphe auch mit dem amerikanischen Ornithologen James Bond zusammen, dessen Name Ian Fleming für seine Agentenfigur übernahm. 142 Gästebuch, StALU PA 11/1.

143 Gesuch zur Bewilligung der Errichtung von Schuldbriefen, 7. 8. 1934, StALU AKT 45/47. 144 Fotos Gaberell, StALU PA 38/861; ­Luzerner Illustrierte. Beilage der Luzerner Neusten Nachrichten, 3. 9. 1936. 145 Gaberell führte einen eigenen Foto-, Postkarten- und Buchverlag in Thalwil; Sylvia Bärtschi-Baumann, «Jean ­Gaberell», Version 11. 5. 2005, in: Historisches Lexikon der Schweiz . 146 Agk, Einwohnerkontrolle, Abmeldungen 1941 – 1960: Kontroll-Nr. 22 368. 147 Gespräch mit Franziska Kunz-Segesser von Brunegg am 31. 8. 2012. 148 Auktionskatalog, 22./23. 6. 1945, StALU PA 546/6. 149 Agk, Einwohnerkontrolle, Abmeldungen 1941 – 1960: Kontroll-Nr. 27 585. 150 Agk, Einwohnerkontrolle, Abmeldungen 1941 – 1960: Kontroll-Nr. 30 189, 151 Christoph Fellmann, «Der kleine Gatsby», in: Kulturmagazin, (10) 2007, ­Luzern, S. 6–9; «Nachruf Ernst Brunner», in: Luzerner Tagblatt, 9. 12. 1970; ­­«Nach­­­­ruf Ernst Brunner», in: Luzerner Neuste Nachrichten (LNN), 9. 12. 1970. 152 Artikel «Heisse Fragen zum Fall Brunner – meist offen beantwortet», in: LNN, 20. 2. 1971. 153 Mietvertrag, Archiv Museum im Bellpark Kriens, Inv.-Nr. 003 751. 154 Hansjörg Siegenthaler (Hg.), Historische Statistik der Schweiz, Zürich 1996, S. 516 f. 155 Eva Brunner, Blauensee. Ein wahres Märchen mit fatalen Folgen, Hörspiel Radio Drs im Christoph Merian Verlag, Basel 2007; Fellmann, Gatsby. 156 Artikel «Der Bankier als Komponist», in: Luzerner Tagblatt, 18. 2. 1969. 157 Brunner, Blauensee. 158 Ernst G. Suter, «Glückliches Leben auf Schloss Schauensee», in: Annabelle. Das Schweizerische Frauenmagazin, Jg. 25, Nr. 297 (Frühjahr), Zürich 1962, S. 80 f. 159 Angaben Eva Brunner vom 20. 7. 2012; «Nachruf Ernst Brunner», in: Luzerner Tagblatt, 9. 12. 1970. 160 Protokoll, Archiv MiB, Inv.-Nr. 003 751; Brief Ernst Brunner an das Gemeindeammann-Amt, 18. 2. 1964, Baudepartement Kriens, Archiv (ABK), 2500, L2.1.2. 161 Angaben Peter Becker. 162 Brunner, Blauensee. 163 «Nachruf Ernst Brunner», in: Luzerner Tagblatt, 9. 12. 1970. 164 «Nachruf Ernst Brunner», in: LNN, 9. 12. 1970. 165 Ebd. 166 Eva Brunner; schriftliche Auskunft vom 31. 7. 2012.

Kriens kauft das Schlössli 167 Christoph Fellmann, «Wie das ­Krien­ser Volk in rauhen Mengen dem Ruf zum Marsch auf Luzern folgte», in: L­ uzern heute, 9. 3. 1998. 168 Barraud, Kriens, S. 357 f. 169 Protokoll der ausserordentlichen Sitzung des Gemeinderates mit dem Juristenausschuss des Aktionskomitees Pro Schauensee, 9. 3. 1963, ABK, 2500, L2.01.02, Schloss Schauensee, Akten 1963. 170 Einladung zur öffentlichen Versammlung, Gemeinderat Kriens, 6. 2. 1963, StALU PA 398/207. 171 Leider sind die Baupläne nicht mehr auffindbar. Michael Töngi, «Wir wollen das Krienser Schlössli erhalten», in: K ­ riens für Zeitgenossen, hg. von Hilar Stadler u. a., Kriens 2003, S. 164–177, hier S. 166; Gespräch mit Alexander Wili, 13. 9. 2012. 172 Leserbrief des Kaufgegners W. G., in: Luzerner Tagblatt und LNN, Nr. 95, 25. 4. 1963. 173 Artikel «Stimmfreigabe zum abgeänderten Voranschlag 1963», Tages-Anzeiger, 11. 3. 1963. 174 Töngi, Krienser Schlössli, S. 173. 175 Flugblatt Kundgebung, 9. 3. 1963, Archiv MiB, Inv.-Nr. 003 751. 176 Töngi, Krienser Schlössli, S. 169. 177 Ebd., S. 169. 178 Ebd., S. 172, 174. 179 Flugblatt Kundgebung, 9. 3. 1963, Archiv MiB, Inv.-Nr. 003 751. 180 Alexander Wili, «Wie die Krienser zu ihrem Schlössli kamen», Vortrag vom 31. 10. 1970 vor der Gesellschaft Eintracht in Schloss Schauensee, archiviert u. a. im Archiv MiB, Inv.-Nr. 003 751. 181 Flugblatt Kundgebung, 9. 3. 1963, Archiv MiB, Inv.-Nr. 003 751. 182 Brief Willy Kollros an Alexander Wili, 4. 3. 1963, ABK, 2500, L2.01.02. 183 Brief Pfarrer Fr. ­Hadorn an Alexander Wili, 2. 3. 1963, ABK, 2500, L2.01.02. 184 Archiv Schweizer Fernsehen SRF, ­Zürich, ANR 9 307 528, 11. 3. 1963. 185 Artikel «Heimatschutz sagt man, Spekulation meint man», in: Das freie Wort, hg. von der Sozialdemokratischen Partei des Kantons Luzern, Nr. 7, Anfang April 1963. 186 Artikel «Gilt der Kauf oder gilt er nicht?», in: National-Zeitung, Basel, Nr. 115, 11. 3. 1963. 187 Fellmann, Krienser Volk; Töngi, ­Krienser Schlössli. 188 Bereits an der ersten Orientierungsversammlung vom 13. 2. 1963; Töngi, ­Krien­ser Schlössli, S. 168. 189 Botschaft des Gemeinderates von Kriens über den Kauf der Schlossliegenschaft


Anhang 111

Schauensee, Urnenabstimmung vom 28. 4. 1963, Archiv MiB, Inv.-Nr. 003 751. 190 Gerold Kunz bezeichnete das Schloss als Sujet, das man freihalten wollte; Trudi Dinkelmann / Christoph Fellmann, «Eine Stadt in der Challenge League. Schlussgespräch über 15 Thesen zu Kriens», in: Stadler, Kriens für Zeitgenossen, S. 182–189, hier S. 185. 191 Ebd. 192 Die Bittschrift hängt heute im Eingangsbereich von Schloss Schauensee; Töngi, Krienser Schlössli, S. 176. 193 Bittschrift vom 9. 3. 1963, in: Töngi, Krienser Schlössli, S. 176. 194 Willy Renggli, «Das Krienser Schlössli verkauft», in: Luzerner Tagblatt, 24. 1. 1963. 195 Dinkelmann / Fellmann, Challenge League, S. 184 f. 196 Allg. dazu: Ulrike Sommer, «Methods used to investigate the use of the past in the formation of regional identities», in: Marie Louise Stig Sørensen / John Carman (Hg.), Heritage studies. Methods and approaches, London / New York, S. 103–120, hier S. 103. 197 Artikel «Gedanken eines Luzerners», in: Zeitungsartikelsammlung, April 1963, Archiv MiB, Inv.-Nr. 003 751. Der Spruch wurde auch in weiteren Zeitungsarti­ keln übernommen, z. B. in Vaterland, 29. 4. 1963. 198 Stiftungsbrief der drei Feer’schen Fideikommisse vom 18. 6. 1757, in: Alfred Sautier, Die Familienfideikommisse der Stadt und Republik Luzern, Bern 1909, S. 328–340. 199 Botschaft des Regie­rungsrates des Kantons Luzern an den Grossen Rat, 26. 6. 1963, StALU RZ 4/6; Sautier, ­Familienfideikommisse; Pahud de Mortanges, «Fideikommiss»; Hermann Heller, Artikel «Das Krienser Schlössli und der Ortsbürgerrat von Luzern», in: Luzerner Tagblatt, 6./7. 3. 1963. 200 Töngi, Krienser Schlössli, S. 173. 201 Ebd., S. 173; Brief von Beat Landis an Alexander Wili, 22. 5. 2003, Agk. Kriens im Schlössli 202 Artikel «Zu vielen Hunderten zogen die Krienser ins Schlössli hinauf», in: PilatusPost, 20. 6. 1964. 203 Artikel «Die Krienser nehmen Besitz von ihrem Schloss», in: LNN, 15. 6. 1964. 204 Protokoll der Sitzung des Gemeinde­ rates mit einem Ausschuss des Aktions­ komitees Pro Schauensee, 22. 4. 1964, S. 3 f., Archiv MiB, Inv.-Nr. 003 571. 205 Ebd., S. 1. 206 Protokoll der Vorstandssitzung der Pro Schauensee, 28. 9. 1967, Archiv MiB, Inv.Nr. 003 751.

207 ABK, 2500, L2.1.2, Schloss Schauensee: Restauration Schloss Schauensee, A. Brun, Hochbauamt, 28. 9. 1981; Baubewilligung für Zentralheizung, 16. 1. 1968. 208 Trudi Dinkelmann / Christoph Fellmann, «Ein ‹stinknormaler› Ort. Kriens als Agglo: Ein Gespräch mit Ruedi Meier, Ruth Murer, Heinz Stalder und Alexander Wili», in: Stadler, Kriens für Zeitgenossen, S. 106–113, hier S. 109. 209 Artikel «Die Krienser festen», in: LNN, 27. 6. 1966. 210 «Fäschtführer». Krienser Schlösslifäscht, 24. 6. – 10. 7. 1966; Artikel «Die Krienser festen», in: LNN, 27. 6. 1966; Töngi, ­Krienser Schlössli, S. 173. 211 «Fäschtführer». Krienser Schlösslifäscht, 24. 6. – 10. 7. 1966, Kriens 1966. 212 Um- und Ausbauarbeiten: Brief Hans Schriber an Willy ­Renggli vom 3.8.1966, ABK, 2500, L2.1.2. 213 «Fäschtführer». 214 Schloss Schauensee, Urkunde, StALU PA 398/207. 215 Brief Werner Wili an Gemeinderat, Mai 1967, Agk. 216 Irène Minder-Jeanneret, «Hedy ­Salquin», Version vom 25. 6. 2012, in: ­Historisches Lexikon der Schweiz; 25 Jahre Pro Schauensee. Rückblick, hg. vom ­Verein Pro Schauensee, Kriens 1988, S. 11. 217 Artikel «Die Neumöblierung im ‹Schauensee› wird fortgesetzt», in: Anzeiger Luzern, 27. 9. 1971. 218 25 Jahre Pro Schauensee, S. 10. 219 Hennig, Kunstdenkmäler, S. 225 f. 220 Angaben Nicole Lanz, Präsidialabteilung Gemeinde Kriens, 14. 2. 2013. 221 www.pro-schauensee.ch [12. 2. 2013] Vom privaten Landsitz zum Wahrzeichen von Kriens 222 ZHBLU SoSa, MS 85/5, S. 6.


112

92. «Schloss Schauensee bei Kriens» mit «Rittersaal», um 1915. Postkarte des Verlags der Buchdruckerei Kriens, ­Eigensatz & Cie. 93. «Paysanne du Canton de Lucerne», um 1800. Kolorierte Umrissradierung Gabriel Ludwig Lory. 94. Schloss Schauensee, um 1915. Foto­ grafie vermutlich Niklaus Grüter-Fuchs, Kriens.

Quellen Archive Staatsarchiv Luzern (StALU) AKT 13/3689, 3782, 3845 Akten zum Bauernkrieg 1653 AKT 45/46, AKT 45/47 Fideikommiss Meyer von Schauensee AKT 113 Personalia Cod 1435 Formularbücher der Stadtschreiber Cod 2565, 2575 Urbare des Heilig-GeistSpitals Luzern Cod 3900 Gültprotokoll Kriens und Horw PA 398/207 Schloss Schauensee: Texte, ­Zei­tungsartikel, Gemeindemitteilungen, Fotos PA 38/860 Schloss Schauensee Kriens: Materialien, Manuskript PA 38/861 Schloss Schauensee: Abbildungen PA 11/1 Gästebuch Meyer von Schauensee 1864 f. PA 11/3 Wochenbuch von Schauensee, 18.  Jahrhundert PA 134 Turmakten Schloss Schauensee PA 237/4 Zeitungsausschnitte zu Schloss Schauensee PA 546/6 Nachlass Plazid Meyer von Schauensee PA 664 Familienarchiv Meyer von Schauen­ see, daraus: PA 664/14–35 Besitzverhältnisse der Familie Meyer von Schauensee PA 664/316 Akten Franz Rudolf Dietrich Meyer von Schauensee PA 664/488 Meyer von Schauensee, Xaver Leopold PA 664/507 Francesca Cantalamessa PA 664/513 Meyer von Schauensee, Francesca: Korrespondenzen, Diplome PA 664/559, 561 Akten Familie Ander­ allmend PLA 136/1 Stammbaum Anderallmend RP 5 A, 44, 46, 47, 48, 51, 52, 53, 54, 71 ­Rats­protokolle des Luzerner Kleinen und Grossen Rats

RZ 4/1, 4/6 Kantonsrat Luzern: Verhandlungen Stiftsarchiv im Hof, A 22 Urkunde des Stifts­archivs St. Leodegar im Hof Luzern Stiftsarchiv im Hof, Bd. 96, 100, 103, 104, 106, 150, 309 St. Leodegar im Hof Luzern, ­Urbare und Zinsrödel Urk 330/6071; Urk 394/7279; Urk 449/8052a; Urk 491/8744; Urk 561/11271; Urk 574/11552; Urk 577/11595 Archiv Museum im Bellpark, Kriens (Archiv MiB) Inv.-Nr. 003 751, Sammlung Krienser Schlössli Gemeindearchiv Kriens (AGK) Einwohnerkontrolle, Chronologische Schriftenreihe, bis 1940 Einwohnerkontrolle, Alphabetische Einwohnerkontrolle 1941–1960 Baudepartement Kriens, Archiv Liegenschaften/Bau (ABK) Nr. 2500, L2.01.02, Schloss Schauensee, ­Aktionskomitee Pro Schauensee: Akten 1963 / Historische und rechtliche Ausführungen / Presse Nr. 2500, L2.1.2, Schloss Schauensee, Umbauund Ausbauarbeiten: Akten 1964–1968 Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, Sondersammlung (ZHBLU SoSa) PR. Meyer-Schauensee Graphische Sammlung LK MS 85/5 Melchior Schnyders Krienser Chronik MS 97–99/fol. Kollektaneen von Renward Cysat Gosteli-Stiftung, Archiv, Worblaufen bei Bern (AGoF) EMS Bestand 554, Schachtel 9, Dossier 9.1: Aufenthalt in Pensionen in der Schweiz EMS A 22–24 sowie A 55–56: Fotografien Emanuele Meyer-Schweizer Bischöfliches Archiv der Diözese Basel, Solothurn (BiASo) A 1393: Korrespondenz zur Schlosskapelle Schauensee 1849 – 1966


Anhang 113

95. Kriens-Mitteldorf und Schloss Schauensee, um 1900. Postkarte von ­Fran­ziska Hug, Papeterie und Haus­­hal­ tungs­artikel, Kriens. 96. Schloss Schauensee ob Kriens mit Blick auf Luzern, um 1900. Postkarte von E. Goetz, Fotograf, Luzern. 97. Schloss Schauensee mit Bauernhaus, um 1910. Postkarte von Fr. EigensatzSchürch, Papeterie & Buchdruckerei, Kriens.

Archiv Schweizer Fernsehen Srf, Zürich «Schloss Schauensee», Antenne, ANR 9307528, 11. 3. 1963 «Schlösslifäscht», Antenne, ANR 9500582, 27. 6. 1966

Gedruckte Quellen Bundesgerichtsurteil vom 21. 6. 1916, DFRBGE 42 II 255_servat.unibe.ch [10. 10. 12] Das Bürgerhaus im Kanton Luzern, 8. Band der Reihe «Das Bürgerhaus in der Schweiz», hg. vom Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein, Zürich 1920, S. 89 f. «Fäschtführer». Krienser Schlösslifäscht, 24. 6. – 10. 7. 1966, Kriens 1966 Herrliberger, David: Neue und vollständige Topographie der Eydgnoßschaft [FaksimileAusgabe], Frankfurt 1928 Quellenwerk zur Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Aarau 1933–1975 Schmid, Alfred (Hg.): Die Schweizer Bilderchronik des Luzerners Diebold Schilling 1513, ­Luzern 1981 Schneller, Josef (Hg.): Melchior Russen eidgenössische Chronik, Bern 1834 Schneller, Josef: «Beweisetitel zur Begründung der ältesten Geschichte Rathausens (1181–1298)», in: Der Geschichtsfreund, 2 (1845), S. 41–81 Schneller, Josef: «Des Gottshauses Lucern Erb- und Fallrecht auf seinen Dinghöfen, im 14. Jahrhundert», in: Der Geschichtsfreund, 11 (1855), S. 173–176 Schneller, Josef: «Codex diplomaticus des Stiftsarchivs Luzern. C, Urkunden des 15. Jahrhunderts», in: Der Geschichtsfreund, 27 (1872), S. 103–149 Schnyder, Josef: Kriens: Geschichte und ­Chronik (nach geschichtlichen Niederschriften von Melchior Schnyder und Josef Felix Anton Balthasar), Kriens 1977 [Nachdruck] Tiocca, Charlotte: Fineli von Schauensee, Luzern 1923 «Urkundenlese aus den fünf Orten», in: Der Geschichtsfreund, 26 (1871), S. 323–354

Weber, Peter Xaver: «Der älteste Steuerrodel Luzerns (1352)», in: Der Geschichtsfreund, 62 (1907), S. 185–252 Weber, Peter Xaver: «Das älteste Jahrzeitbuch der Barfüsser zu Luzern (ca. 1290–1518)», in: Der Geschichtsfreund, 72 (1917), S. 1–67 Weber, Peter Xaver: «Das älteste Luzerner Bürgerbuch (1357–1479). Teil 1», in: Der Geschichtsfreund, 74 (1919), S. 178–256

Zeitungs-/Zeitschriftenartikel Annabelle. Das schweizerische Frauenmagazin, Zürich Das freie Wort, hg. von der Sozialdemokratischen Partei des Kantons Luzern Luzern heute. Unabhängige Wochenzeitung für die Stadt Luzern und Umgebung, Luzern Luzerner Neuste Nachrichten (LNN). Unabhängige Tageszeitung, Luzern Luzerner Tagblatt. Fortschrittlich-liberale Tageszeitung, Luzern National-Zeitung, Basel Pilatus-Post. Lokalblatt für die Gemeinden Horw, Kriens, Littau, Malters, Schwarzenberg, ­erscheint jeden Samstag im Luzerner Tagblatt Vaterland. Schweizerische Tageszeitung, Luzern

Sekundärliteratur 10 Jahre Schlosskonzerte Schauensee Kriens 1966– 1976, Jubiläumsschrift, Kriens 1976 25 Jahre «Pro Schauensee Kriens»: Rückblick, Kriens 1988 Barraud, Christine / Alois Steiner: ­Kriens. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Kriens 1984 Boesch, Evelyn: « ‹Ich weiss bald nicht mehr, wie ich in meinen Zimmer sitzen will.› Was für die Patrizierin Anna Maria Rüttimann die helvetische Politik bedeutete», in: Verein Frauenstadtrundgang Luzern (Hg.), Mit Pfeffer und Pfiff. Luzernerinnen zwischen 1798 und 1848, Luzern 1998, S. 46–59 Brunner, Eva: Blauensee. Ein wahres Märchen


114

98. Schloss Schauensee, Kriens, um 1910. Postkarte des Verlags E. Synnberg & R.V. Pfyffer, Luzern. 99. Talstation der Kriensereggbahn mit Schloss Schauensee, um 1960. Post­ karte des Verlags Beringer & Pampaluchi, Zürich. 100. Kriensereggbahn mit Schloss ­Schauensee und Pilatus, um 1955. Postkarte des Verlags H. Heggli, Fotografie Max R. Bütler, Schloss Schauensee.

mit fatalen Folgen, Hörspiel Radio DRS im Christoph Merian Verlag, Basel 2007 Carlen, Georg: «Heimatstil und Reformarchitektur», in: Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern, 24 (2006), S. 49–72 Colombi, Aldo / André Colombi: Die Turm­akten von Luzern, Norderstedt 2010 Dinkelmann, Trudi / Christoph Fellmann: «Ein ‹stinknormaler› Ort. Kriens als Agglo: Ein Gespräch mit Ruedi Meier, Ruth Murer, Heinz Stalder und Alexander Wili», in: Stadler, Zeitgenossen, S. 106–113 Dinkelmann, Trudi / Christoph Fellmann: «Eine Stadt in der Challenge League. Schlussgespräch über 15 Thesen zu Kriens», in: Stadler, Zeitgenossen, S. 182–189 Dommann, Hans Jakob: Franz Bernhard Meyer von Schauensee [Separatdruck aus Zeitschrift für schweizerische Geschichte], Stans 1925–1926 Dommann, Hans Jakob: Pestalozzis und ­Nie­derers persönliche Beziehungen zu Luzern [Separatdruck aus Vaterland], Luzern 1927 Dommann, Hans Jakob: «Einflüsse der Aufklärung auf die kulturpolitische Haltung Luzerns im 18. Jahrhundert», in: Innerschweizerisches Jahrbuch für Heimatkunde, 3 (1938), S. 7–23 Dubler, Anne-Marie: «Mütt», in: Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 9, S. 48 Egloff, Gregor u. a.: Verwaltung und Politik im Stadtstaat. Liste der Ämter und deren Inhaber, Ende 14. Jh. – 1798, Luzern 1995 Fellmann, Christoph: «Der kleine Gatsby», in: Kulturmagazin 10 (2007), S. 6–9 Garovi, Angelo: «Die untere Burg und die Keller von Sarnen», in: Obwaldner Geschichtsblätter, 17 (1988), S. 108–125 Grossmann, Georg Ulrich / Hans Otto­ meyer: «Die Burg – Einführung zum Begleitband», in: Dies. (Hg.): Die Burg. Wissenschaftlicher Begleitband zu den Ausstellungen «Burg und Herrschaft» und «Mythos Burg», Berlin 2010, S. 8–16 Hauswirth, Fritz: Burgen und Schlösser der

Schweiz. Luzern, Zug (Bd. 5), Kreuzlingen 1969 Hennig, Barbara / André Meyer: Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Das Amt ­Luzern: die Landgemeinden, Bern 2009 Hitz, Benjamin: «Von ehrlichen Kriegsleuten, Schelmen und Fleischbänken. Reden über den Solddienst», in: Der ­Geschichtsfreund, 164 (2011), S. 11–36 Hoppe, Peter: «Zum Luzerner Patriziat im 17. Jahrhundert», in: Hoppe, Peter / Kurt Messmer, Luzerner Patriziat: sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Studien zur Entstehung und Entwicklung im 16. und 17. Jahrhundert, Luzern 1976, S. 21–502 Hörsch, Waltraud: «Das Schloss Buttisholz. Die Baugeschichte der Schlossgebäude», in: Jahrbuch der historischen Gesellschaft Luzern, 23 (2005), S. 48–58 Krause, Selina: Emanuele Meyer-Schweizer (1866–1949). Ärztin, Schriftstellerin, «Volkserzieherin». Eine historische Annäherung an ihr Leben und ihr Werk über das Thema Mutterschaft [Lizentiatsarbeit Universität Bern], Bern 2002 Krieg, Paul M. u. a. (Hg.): Die Schweizergarde in Rom, Zürich 2006 Liebenau, Theodor von: «Der ­luzernische Bauernkrieg vom Jahre 1653», in: ­Jahrbuch für schweizerische Geschichte, 20 (1895), S. 1–233 Liebenau, Theodor von: Die Familie Schnyder von Wartensee, Luzern 1906 Marbach, Felix: «St. Jost und die Innerschweiz», in: Innerschweizerisches Jahrbuch für Heimatkunde, 11/12 (1947/1948) Marti, Hans (Hg.): Alteloshouen, Altishofen, 1190-1990. 800 Jahre Altishofen, Altishofen 1990 Meier, Beda: «Die Blutreliquie des hl. Franziskus in Kriens und Luzern», in: Helvetia Franciscana, 7 (1957), S. 65–104 Messmer, Kurt: «Zum Luzerner Patriziat im 16. Jahrhundert, in: Hoppe, Peter / Kurt Messmer, Luzerner Patriziat: sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Studien zur Entstehung und Entwicklung im 16. und 17. Jahrhundert, Luzern 1976, S. 31–214


Anhang 115

101. Schloss Schauensee mit Pilatus, um 1970. Postkarte der Globetrotter GmbH, Luzern. 102. Kriens, um 1980. Postkarte des ­Verlags Karl Engelberger, Stansstad. 103. Schloss Schauensee, «Kassetten­­ zimmer», um 1970. Postkarte, Fotografie Urs Bütler, Luzern.

Folgende Doppelseiten: 104. Blick von Schloss Schauensee Richtung Süden, 2013. Fotografie Mario Kunz, Kriens. 105. Kriens und Schloss Schauensee, 2013. Fotografie Mario Kunz, Kriens.

Meyer, Werner / Eduard Widmer (Hg.): Das grosse Burgenbuch der Schweiz, Zürich 1977 Meyer, Werner: «Burgen in Uri. Adeliges Leben, Burgenbau und Burgenbruch im Lichte der heutigen Forschung» [Sepa­rat­­ druck aus Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins, 2 (1985)], Altdorf 1985 Meyer, Werner: «Zur Auflassung der Burgen in der spätmittelalterlichen Schweiz», in: Château Gaillard, 12 (1985), S. 11–20 Meyer, Werner: «Die Eidgenossen als Burgenbrecher», in: Der Geschichtsfreund, 145 (1992), S. 5–95 Meyer, Werner: «Die Burgen in der Blutrachefehde von 1308/09 gegen die Mörder König Albrechts I.», in: Château Gaillard, 19 (2000), S. 191–204 Nünlist, Esther: Helvetische Revolution und «Weiber Instinkt»: der politische Einfluss der Republikanerin Anna Maria Rüttimann [Lizentiatsarbeit Uni Bern], Saarbrücken 2010 Ottiger, Theodor: Schauensee, Kriens 1973 Renfer, Christian / Eduard Widmer (Hg.): Schlösser und Landsitze der Schweiz, Zürich 1985 Schmid, Regula: «Ego Wichardus et frater meus Rupertus. Der Traditionsrodel des Luzerner Klosters im Hof in der Geschichtsschreibung des 12. bis 16. Jahrhunderts», in: Jahrbuch der historischen Gesellschaft Luzern, 22 (2004), S. 42–59 Schnyder, Franz J.: «Güterbesitz und Herkommen des Ritters Rudolf von Schauensee und der Rathauser Stifterfamilie Schnyder von Luzern», in: Historisches Neujahrsblatt Uri, 28/29 (1973/1974), S. 66–88 Schweizer, Jürg: «Schlösser und Landsitze», in: Holenstein, André (Hg.), Berns mächtige Zeit. Das 16. und 17. Jahr­­ hundert neu entdeckt, Bern 2006, S. 520–533 Segesser, Philipp Anton von: Die Segesser in Lucern und im deutschen Reiche von Mitte des sechszehnten bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts, Bern 1885 Sommer, Ulrike: «Methods used to investi-

gate the use of the past in the formation of regional identities», in: Stig Sørensen, Marie Louise / John Carman (Hg.), Heritage studies. Methods and approaches, London/New York, S. 103–120 Stadler, Hilar (Hg.): Kriens für Zeitgenossen, Kriens 2003 Stalder, Heinz: «Grosse Zeiten», in: Stadler, Zeitgenossen, S. 126–135 Töngi, Michael: «Wir wollen das Krienser Schlössli erhalten», in: Stadler, Zeitgenossen, S. 164–177

Nachschlagewerke Allgemeine Deutsche Bibliographie, Leipzig 1875–1912 «Oratorium», in: Lexikon für Theologie und Kirche, Ausgabe 1962, S. 1192 f. «Rodolphe Meyer de Schauensee», in: Wikipedia. Die freie Enzyklopädie, de.wikipedia.org/wiki/Rodolphe_ Meyer_de_Schauensee [25. 10. 2012] Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, Neuenburg 1921–1934 Lischer, Markus: «Meyer von Schauensee», Version vom 10. 11. 2009, in: Historisches Lexikon der Schweiz, www.hls-dhs-dss.ch/ textes/d/D22241.php Minder-Jeanneret, Irène: «Hedy Salquin», Version vom 25. 6. 2012, in: Historisches Lexikon der Schweiz, www.hls-dhs-dss.ch/ textes/d/D44522.php Pahud de Mortanges, René: «Fideikommiss», Version vom 29. 11. 2005, in: Historisches Lexikon der Schweiz, www.hls-dhs-dss.ch/ textes/d/D8976.php Schweizerisches Geschlechterbuch, Bd. III, Basel 1909 Siegenthaler, Hansjörg (Hg.), Historische Statistik der Schweiz, Zürich 1996 Bärtschi-Baumann, Sylvia: «Jean Gaberell», Version 11. 5. 2005, in: Historisches Lexikon der Schweiz, www.hls-dhs-dss.ch/ textes/d/D29465.php






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Archiv Bunte Bühne Kriens Abb. 85 Archiv Galerie Raeber, Luzern Abb. 84 Archiv Galli-Zunft Kriens Abb. 67, 70 Archiv Gemeinde Kriens Abb. 26 Archiv Museum im Bellpark Abb. 13, 16, 17, 19, 20, 21, 22, 27, 33, 65, 68, 71, 72, 73, 83, 87, 88, 89, 92, 93, 95, 97, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105 Archiv Schweizer Fernsehen SRF Abb. 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81 Bischöfliches Archiv der Diözese Basel A 1393: Abb. 30 Gosteli-Stiftung, Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung, Worblaufen Abb. 39, 40, 41, 42 Nachlass Max R. Bütler, Luzern Abb. 2, 90, 91, Umschlag hinten Privatarchiv Familie am Rhyn Abb. 12, 18 Reprofotografie: Andri Stadler, Luzern © Familie Marino, Peter und Jost am Rhyn Privatarchiv Familie Brunner Abb. 59, 60, 61, 62, 63, 64 Privatarchiv Familie Graber Abb. 82 Privatarchiv Heinz Schwarz, Kriens Abb. 94, 96 Sondersammlung Zentral- und Hochschul­ bibliothek Luzern Abb. 1, 24, 25, 31, 32, 34, 86 Staatsarchiv Luzern AKT 45/46: Abb. 36 AKT 45/47: Abb. 46 PA 11/1: Abb. 28 PA 38/860: Abb. 4, 5, 6, 7, 10, 11, 49, 51, 52 PA 38/861: Abb. 3, 23, 37, 38, 43, 44, 45, 53, 54, Umschlag vorne, 55, 56, 57, 98 PA 546/6: Abb. 58 PLA 136/1: Abb. 15 Stiftsarchiv im Hof, Bd. 104, Fol. 71r.: Abb. 9 URK 561/11271: Abb. 8 www.herpnation.com Abb. 50 The Auk. A Quarterly Journal of Ornithology, The American Ornithologist’s Union, Nr. 102 (1986) Abb. 48 Paul M. Krieg u. a. (Hg.), Die Schweizergarde in Rom, Zürich 2006 Abb. 29

Herausgeber Pro Schauensee Kriens und Museum im Bellpark Kriens Redaktion Hilar Stadler; Ralf Keller Autoren Silvia Hess, Benjamin Hitz; Valentin Groebner Lektorat Yasmin Kiss, Zürich Gestaltung Monika Sommerhalder, Luzern Schrift Dante von Giovanni Mardersteig, Linotype Papier Luxo Art Samt, 135 gm2 Druck, Lithografien, Bildbearbeitung Brunner AG, Druck und Medien, Kriens Einband Buchbinderei Burkhardt AG, Mönchaltorf

Pro Schauensee und Museum im Bellpark danken all jenen, die durch ihre Mitarbeit oder ihr Entgegenkommen zur Veröffentlichung dieser Chronik beigetragen haben. Unser spezieller Dank gilt den Leihgeberinnen und Leihgebern, die mit ihrem Interesse, ihrem Vertrauen und ihrer Mithilfe das Projekt ermöglicht haben.

© 2013 Pro Schauensee Kriens und Museum im Bellpark Kriens Alle Rechte vorbehalten © 2013 Die Textrechte liegen bei den Autoren, die Bildrechte bei den Leihgebern und den Autoren. isbn 978-3-9523729-3-7

Die vorliegende Publikation wurde in ­dankenswerter Weise unterstützt durch: Hauptsponsoren

Josef Müller Stiftung, Muri

www.maler-hodel.ch

Co-Sponsoren Art Club Museum & Bellpark Kriens

Jules Grüter Stiftung, Kriens

Dr. iur. Alexander Wili, Kriens Donatoren BDO AG, Luzern Eberli Entwicklung AG, Sarnen Garage Galliker AG, Kriens Restaurant Krienserhalle, Kriens Guido Solari, Gemeindeschreiber und Notar, Obernau/Kriens



Schauensee

Schauensee

Pro Schauensee Kriens Museum im Bellpark Kriens

Eine Schlossgeschichte

Verfasst von Silvia Hess und Benjamin Hitz Mit einem Nachwort von Valentin Groebner

Herausgegeben von Pro Schauensee Kriens und Museum im Bellpark Kriens


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