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C losed Cavity Fassaden im nachhaltigen Bauen
Im nachhaltigen Bauen sind besonders energieeffiziente Glasfassaden gefragt. Eine zentrale Rolle spielen Closed Cavity Fassaden, die den sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz sowie den Schallschutz verbessern und mehr Tageslicht ermöglichen. Dieser geschlossene zweischalige Fassadentyp wurde jetzt weiterentwickelt und wird am Beispiel mehrerer Hochhäuser und Bürobauten erläutert.
In der Klimadebatte wird auch die Energiebilanz von verglasten Hochhäusern kritisch hinterfragt. Bei bestimmten einschaligen oder einfach konstruierten Fassaden können sich die Gebäude im Sommer stark aufheizen und viel Strom durch Klimaanlagen verbrauchen. Städte wie London und New York wollen den Energieverbrauch von Neubauten nun deutlich senken.
Vor dem Hintergrund dieser Debatte werden Closed Cavity Fassaden (CCF) zunehmend nachgefragt und eingesetzt. Ein geschlossener Zwischenraum zwischen der inneren und äußeren Verglasung ermöglicht bei der CCF den Einsatz von hochtransparentem Glas und eines windunabhängigen sowie hochsensiblen Sonnenschutzes, um Transparenz, Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit zu verbessern. „Bisher standen die Anforderungen an Transparenz im Widerspruch zum Wärmeschutz. Um einen hohen sommerlichen Wärmeschutz zu erzielen, musste die Lichtdurchlässigkeit der Gläser durch Sonnenschutzbeschichtungen eingeschränkt werden, die auch die Farben verändern“, so Jürgen Wax, Geschäftsführer der Josef Gartner GmbH. Zusammen mit dem Fraunhofer Institut hat das Unternehmen vor zehn Jahren den Fassadentyp zur Serienreife entwickelt.
Bauphysikalisch hat die CCF in vielen Bereichen neue Maßstäbe gesetzt. So wird ein U cw -Wert von 0,59, ein g-Wert von 0,08 mit Sonnenschutz und von 0,44 ohne Sonnenschutz, ein Schallschutz von bis zu R w dB 50 sowie eine Lichttransmission von 0,63 ohne Sonnenschutz und von 0,10 mit Sonnenschutz er
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(Foto: © Simon Kennedy)
Die geschosshohen und hochtransparenten CCF-Elemente am 22 Bishopsgate, deren Gesamttiefe höchstens 250 mm beträgt, bieten eine Schalldämmung von R w = 52 dB
reicht. Beim stufenförmigen, 180 m hohen Roche Hochhaus in Basel, dem höchsten Gebäude der Schweiz, wird durch die CCF im Zusammenspiel mit einer Heizung durch Abwärme und einer Kühlung durch Grundwasser ein Primärenergiebedarf von 80,2 kWh (m²-a) erzielt.
Gartner hat die CCF seit der Einführung kontinuierlich weiterentwickelt und am Hauptsitz im bayerischen Gundelfingen eine neue Fertigungslinie zum Zusammenbau von Glas und Rahmen mit einer speziellen Waschanlage und Sauberbereich eingerichtet. Denn erst höchste Sauberkeit und Präzision bei der Fertigung ermöglichen einwandfreie Funktionen dieses besonderen Fassadentyps, für den Gartner die verbauten Materialien nach Anforderungen aus der Automobilbranche testet.
Circle in Zürich mit einer gebogenen und geneigten CC F

Im Herbst 2020 soll der Dienstleistungskomplex The Circle am Flughafen Zürich eröffnet werden, der eine Nutzfläche von
(Foto: © Simon Kennedy)


Im Hauptwerk Gundelfingen fertigte Gartner die CCF-Fassaden für The Circle am Flughafen Zürich
(Foto: Stephan Liebl, Dillingen)
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Die kaltverformten CCF-Elemente in der Ringfassade von The Circle bilden eine homogen gebogene Außenhaut


Die CCF-Fassade von The Circle neigt sich quasi über den Autobahnring – von der Attika bis zum Fußpunkt beträgt die Neigung bis zu 15 m
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In Paris-Saclay verkleidet Gartner das neue Pharmazeutische Forschungszentrum von Servier mit zweidimensional gewellten VSG-Scheiben, einer Zweiten-Haut-Fassade und einer CCF
180.000 m² bietet. Bis zu 15 m neigt sich die hoch schalldämmende CCF – gerechnet von der Attika bis zum Fußpunkt – über den Autobahnring und bildet mit kaltverformten Prallscheiben in der Ringfassade eine homogen gebogene Außenhaut.
Dazu wurden ca. 1.600 loxogonale (schiefwinklige) Gläser an einer Ecke um bis zu 50 mm kaltverformt. Architekt Riken Yamamoto entwarf Häuser mit einer maximalen Gebäudehöhe von 38 m und 9 bis 11 Stockwerken, bei denen das Nachhaltigkeitslabel LEED Platin sowie eine Zertifizierung nach MINERGIE angestrebt werden. Plätze und Gassen werden mit einem . luftdurchlässigen Glasdach überspannt, das eine regengeschützte Freiluftatmosphäre schafft.
22 Bishopsgate in London mit hochtransparenter und schallgedämmter CC F
Noch in diesem Jahr wird an einer der Hauptstraßen Londons, der A 10, der höchste Wolkenkratzer der City eröffnet. Das 278 m hohe 22 Bishopsgate ist mit einer schalldämmenden, ca. 67.000 m 2 großen Closed Cavity Fassade verkleidet, die eine Schalldämmung von R w = 52 (–2; –6) dB erreicht. Trotz hoher Lärmbelastung von der Straße und einer nahegelegenen Baustelle ist es in den Räumen sehr ruhig. Die Gesamttiefe der geschosshohen und hochtransparent verglasten Elemente wurde auf ein Minimum beschränkt und beträgt höchstens 250 mm. Im geschlossenen Innenraum befinden sich elektrisch betriebene zweifarbige Lamellen zum Sonnen- und Blendschutz. Der Bürobereich wird mit geschosshohen Elementen verkleidet mit 4.040 mm, 3.550 mm oder 3.890 mm hohen und unterschiedlich breiten Elementen. Innen sind die structural glazing versiegelten Elemente mit Low-E-Beschichtung ausgeführt, außen mit VSGScheibe mit selektiver Beschichtung, die ohne carrier frame direkt auf die thermisch getrennte Umrahmung verklebt werden.
CC F-Fassaden für Mizal in Düsseldorf und Servier in Paris
Das Neubauprojekt Mizal in Düsseldorf, ein zukunftsweisender Office-Campus, bestehend aus einem 44 m hohen und mehreren bis zu 22 m hohen Bauten am Medienhafen, sollte zunächst mit einer einschaligen Fassade verkleidet werden. Gartner konnte die Bauherren dann bei einer Besichtigung von 22 Bishopsgate in London von der CCF überzeugen. Denn trotz hoher Lärmbelastung ist es in den tageshellen Räumen angenehm ruhig. Bis 2021 soll das Mizal jetzt mit einer 17.630 m 2 großen CCF verkleidet werden, die größte bisher in Deutschland gebaute CCF. Die geschuppte Fassade folgt der komplexen Zick-Zack-förmi