die Präsidentinnen [OCR]

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In:

Werner Schwab: F 채 k a l iendram en.

Graz / Wie n 4 2004, S. 13 - 58


VORWORT Das GEMEINE Theater defiliert als ein SELBERFÖRMIGES durch alles: WAS ES GEBEN KANN und findet eine Konkretion als Erfindung bisweilen, was man dann ein Theaterstück heißen muß. Der Erfinder der Erfindung, der als Theaterwasserträger eine erfinderische Person ist, weist auch meist ganzentblößend auf: Übrigens, ich schreibe FÜR das Theater. Dabei wird eben ein rotes Theatertuch nicht einmal richtig GESCHRIEBEN, eher notiert als Partitur, als möglichst krüppelsaubere Krückennotiz, die auch einen Geruchscharakter hat, der sich spielt, ohne daß man ihn treudumm beschreiben müßte, weil er systemimmanent wegtauchen kann. Ein richtiges Theater als Schriftspiel und Schauspielerherzeigefleisch UND SO WEITER als Prozeß: gebärdet sich dem, das sich als Absicht nicht wie ein Theater aufführen will, wie einer zuneigungs­ personellen Einsicht gegenüber, der man einen naturdummen Liebesbrief nicht an den Leib verschriften will, weil man weiß, daß ein Telegramm heißen kann: Komme sicher morgen, womöglich bist du da. Und es darf nicht sicher sein, das DUdaDA als MUSZ, weil sonst ist es da, weil man auf alle Fälle kommt. THEATER IST ALSO DA,falls es kommt, sonst ist es sonstwo. Der Verfasser dieser Schrift strebt für ein Beispiel mit einem leeren geknüllten Nylonsack ein volles Lebensmittelgeschäft an und wird im Schritt gekürzt von einem Mann und einer Frau, also von einer der normalgängigsten Konstellationen, die sich vor dem Schrift­ verfasser zu eigensüchtig langsam fortbewegt. Fast wortgetreulich, aber doch schon sinngemäß, also theaterlich: sagt der Mann: Du bist schon eine Drecksau, immer nur blasen, blasen, blasen... Allen tust du einen abblasen. Die Frau: Aber geh, red nicht so laut, es müssen ja nicht alle alles hören können. Der Mann: Ich leck’ja auch nicht alle, ich laß ja auch manchmal eine aus, aber du läßt keinen einzigen aus. Er haut ihr ins Gesicht. Sie haut ihm ins Gesicht. Der Mann und die Frau trennen sich und rennen in verschiedene Himmelsrichtungen


davon, was dem Verfasser den Weg ins Lebensmittelgeschäft frei­ schaufelt. Ja ist DENN das DENN ein Theaterstück, nur weil es gräßlich ist und brutal? Aber freilich, aber nicht hier. An einer anderen Stelle, auf einem Theaterpapier und auf einer Theaterbühne, UND weil ES im Weg war als ein Menschenstoff dem ungefüllten Nylonsack: und das genügt total als Anlaßfall für ein Theater. DENN die Gleichgültigkeit liegt wie ein dicker toter Mensch auf dem Theaterbegriff: und daher ist es erstaunlich gleichgültig, wovon ein Theater ausgeht, handelt und sich fortnabelt. Die Frage heißt ja: Ja wie ist denn der wieso denn total tot geworden, der Fettsack auf dem Theaterbegriff unter meinen armen Äugen? Und nicht: Wie­ artig ist er jetzt tot, der Pykniker auf unseren Theatervorstellungen? Das Theater zeigt uns durch sich, daß es so unwichtig und unum­ gänglich ist wie eine freundliche Freundlichkeit für einen freund­ lichen Menschenfreund, ALSO bauen wir halt etwas GANZ was SCHÖNES zusammen aus einem sogenannten menschenfeindlichen Material. Denn Theater ist so eine Art metaphysisches Bodenturnen. Man braucht bloß einen möglichst einfachen Sachverhalt, zum Beispiel: man versitzt seine Zeit in einer Gastwirtschaft, solange ins Kreuz treten, bis der anwesenden Bedeutung Brechdurchfall zustößt und sich gezwungen sehen muß, möglichst viele Subzusammenhänge zu übergeben. Man modelliert ein totes Tier und hat den Stoffzu­ sammenhang für die Stoffe.

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DIE PRÄSIDENTINNEN Drei Szenen



Das Stück handelt davon, daß die Erde eine Scheibe ist, daß die Sonne auf- und untergeht, weil sie sich um die Erde dreht; es handelt davon, daß nichts Funktion sein will, nur Zerstreuung. Die Dekoration Eine kleine Wohnküche in der Mitte der Bühne, links und rechts ist es pechschwarz. Die Wohnküche ist bis an die Decke vollgeräumt mit Plunder (Photos, Souvenirs, sehr viel religiöser Kitsch, gerahmte Kalenderbilder, Gefäße u.s.w.), trotzdem ist alles sorgfältig aufge­ räumt. Was seine Anordnung betrifft, soll der Plunder durchaus muse­ alen Charakter haben. Ein kleiner unrealistischer Raum also, der trotzdem als kleinstbürgerliche Wohnküche erkennbar ist. Die Sprache Die Sprache, die die Präsidentinnen erzeugen, sind sie selber. Sich selber erzeugen (verdeutlichen) ist Arbeit, darum ist alles an sich Widerstand. Das sollte im Stück als Anstrengung spürbar sein.

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DIE PRÄSIDENTINNEN ERNA Mindestpensionistin Kleiderschürze, orthopädische Schuhe, auf dem Kopf hat sie eine große groteske Pelzhaube. GRETE Pensionistin Ziemlich fett, hohe Turmfrisur (blond), geschmacklos gekleidet, viel billiger Schmuck, stark geschminkt. MARIEDL Sie ist am ärmlichsten gekleidet, zurückgekämmtes Haar, ihre Füße stecken in viel zu großen Bergschuhen, anfangs wirkt sie etwas idiotisch, Mariedl ist um einiges jünger als Erna und Grete, was sich an ihren oft hektischen Bewegungen bemerkbar machen sollte. In der dritten Szene: Die Original Hinterlader Seelentröster.


ERSTE SZENE

Während das Publikum Platz nimmt, hört man die Übertragung einer Messe, die der Papst mit irgendeiner Masse feiert Die Fernsehsendung geht zu Ende und der Vorhang auf. Ernas groteske Wohnküche. Erna schaltet das TV-Gerät aus. Mariedl sucht unter dem Tisch etwas. Grete sitzt am Tisch ERNA So viele Menschen. So viel Menschen sind zusammengekommen und zusammenge­ blieben und haben eine Gemeinschaft gemacht bei den Füßen des Heiligen Vaters. GRETE Und die Bilder so wunderbar. Die Farben wie aus dem Leben so schön. ERNA Eine ergreifende Friedlichkeit entsteht bei so vielen Menschen. Der Friede ist der Sinn des Lebens, und das Leben ist der Sinn für die Menschlichkeit. GRETE (hebt das Tischtuch und spricht unter den Tisch hinein:) Jetzt laß doch den Knopf, Mariedl, so wichtig ist mir der Knopf nicht. Vergiß jetzt den Knopf und setz dich zu uns. (zu Erna:) Das war aber wirklich gescheit von dir, Erna, daß du dir die Pelzhaube und den Farbfernseher angeschafft hast. Jetzt kommt der Genuß auch in deine Wohnung. Jetzt mußt du dich dem Leben hingeben, Erna, damit das Leben dich genießen kann. 15


ERNA Ja freilich, aber das sagt sich so leichtfertig daher. In Wirklichkeit ist es schon schwer, einen Lebensgenuß aufzunehmen, wenn einem das Sparen in das Fleisch und in das Blut übergegangen ist. Aber einmal im Leben muß ja auch so einen Menschen das Glück erreichen, der immer nur den Schmutz der anderen Menschen wegputzen muß. (Erna stellt sich vor dem Spiegel auf.) Die Pelzhaube, die habe ich aufgefunden vor einem Jahr bei der Mülldeponie. Da darf aber jetzt niemand glauben, daß die Haube jemand einfach so weggeschmissen hat, da ist sie viel zu wertvoll. Da haben sicher nur so böse junge Menschen der Haube einen Streich gespielt. (Sie kehrt dem Spiegel den Rücken und setzt sich) Aber was glaubst du, wie dreckig die Pelzhaube am Anfang war. Dreieinhalb Stunden hab ich mich geplagt, bevor ich die Haube der Polizei ausgeliefert habe. (Grete macht Anstalten, den Pelz der Haube mit zwei Fingern zu prüfen. Erna bückt sich, um Gretes Vorhaben zu erleichtern.) Und jetzt, nach einem Jahr, hat sich wirklich niemand gemeldet wegen der Haube. Und da war auf dem Fundamt so ein netter Polizist, der hat gesagt zu mir: Sie sind eine einfache Frau, weil Sie ehrlich sind. Legen Sie sich diese Haube da unter den Weih­ nachtsbaum, damit Sie auch einmal eine kleine Freude haben können... Ich gönne meinem Leben ja wirklich nicht viel, aber da hab ich mich echt gefreut. GRETE So eine große Sparsamkeit solltest du auch wieder nicht betreiben, Erna, weil so ein geringes Geld hast du ja auch wieder nicht. Und das Leben geht dann auch schneller an einem vorüber, als man sich das ausdenken kann. ERNA Jetzt hab ich mir ja den Fernseher geleistet, auch wenn der Fernseher ein gebrauchter Fernseher ist. Der ist das einzige, was ich mir im Leben geleistet habe für meine Leistung. Sonst aber habe ich mir im Leben alles vom Mund abgespart, auch mein Kind, den Herrmann. Wenn man das Sparen gut versteht, dann kann man sich 16


das Leben auch viel besser einteilen. Man kann überall sparen. Statt einen Kaffeefilter, zum Beispiel, kann man auch ein Klopapier nehmen, und statt einem Klopapier kann man auch ein Zeitungs­ papier benützen, das man ja aufsammeln kann im Stiegenhaus, dort wo das Papier ist für die Altpapiersammlung... Und ich für meinen Teil, ich erspar mir den Kaffee ja überhaupt, weil zum Glück vertrag ich einen Kaffee ja gar nicht. Aber der Herrmann frißt seine Leberkässemmel ja nicht, wenn er sie nicht mit einem schwarzen Kaffee hinunterlassen kann, wie er sagt. Als ob die Leberkässemmel ein menschlicher Stuhl wär und sein Bauch der Abort. MARIEDL (unterm Tisch) Ich glaub nicht, daß das recht ist, Erna, mit deiner Sparsamkeit. Deine Sparsamkeit ist viel zu groß und viel zu übertrieben. Der Herrgott will nicht, daß es den guten Menschen schlecht geht. ERNA (wütend, hebt das Tischtuch) Du hast ein leichtes Reden, meine liebe Mariedl, du warst immer alleine und ohne eine richtige Bindung. Du hast immer herumfahren können in der Welt, wenn du eine Freizeit bekommen hast in deinem Leben. Du warst heuer schon in Lourdes, in Medjugoije und zweimal in Mariazell. Du hast keine Verantwortung für ein abtrünniges Kind. GRETE Aber der Herrmann ist doch schon ein männlicher Mann. (Mariedl taucht auf, setzt sich, zuckt ratlos die Schultern und beginnt den Oberkörper rhythmisch nach vor und zurück zu bewegen.) ERNA Ein Mannsbild ist er schon. Die Weiber drehn sich eh alle um nach dem Herrmann, so schamlos wie die sind in der heutigen Zeit. Aber er leugnet ja alles ab, was schön ist im Leben und was einen guten Sinn hat. Da oben, sag ich immer zum Herrmann, da oben kommen einmal die Bilder von meinen Enkerln hin. (Sie zeigt auf zwei weiße, rechteckige Flecken an der Wand.) Aber den Gefallen tut er mir nicht 17


an, der macht mir keine Enkelkinder. Dabei hab ich früher einmal fünf freie Platzerln freigehalten für die Enkelbilder, jetzt hab ich eh schon drei Plätze aufgebraucht für die erste Zeit, damit der Herr­ mann nicht so geschreckt ist. Dabei könnte er so leicht Verkehr haben in der heutigen Zeit. Heute haben die Menschen ja den ganzen Tag einen Verkehr. Und der Herrmann gibt ja auch zu, daß er immer einen Verkehr haben könnte, aber er hat eben absichtlich nie einen Verkehr, weil so ein Verkehr kann ja eine richtige Schwangerschaft einleiten, und so etwas wäre zusammengezählt unter dem Strich womöglich ein Enkerl. GRETE Geh hör auf, Erna, der ist doch eh so groß und fesch, der Herrmann. Die Richtige wird ihn schon noch finden. ERNA Ja, das ist meine einzige Hoffnung, derweilen ich noch leben muß, daß der Herrgott meinen Herrmann in die Hand nimmt, (weinerlich) Er kommt ja viel herum, der Herrmann, als Vertreter, da könnte schon einmal was passieren, aber dann schreibt er mir immer wieder diese schrecklichen Karten, wo vorne eine schöne Landschaft aufgebildet ist und hinten schreibt er, daß er schon wieder einen Verkehr haben hätte können, daß er aber akkurat wieder keinen Verkehr aufgenommen hat. (weint) GRETE (klopft Erna beruhigend den Rücken) Aber Erna, wenn die Richtige kommt, dann wird sie sich den Herrmann ganz einfach schnappen und ihm ein Busserl geben. Und dann kommt der Verkehr ja ganz von selber nach. (Sie singt) Die Liiiebe die Liiiiebe ist eine Himmels... (hältplötzlich inne) Aber was soll denn dann eigentlich ich sagen, da mußt du erst einmal mein Schicksal betrachten, Erna, dein Herrmann denkt wenigstens noch an dich und schickt dir immer eine Verkehrskarte, aber ich? Meine Tochter ist schon vor neun Jahren ausgewandert nach Australien, aber vorher hat sie sich noch ausnehmen lassen wie ein Hendl, die Eierstöcke und was weiß ich, eben alles was man braucht für die Enkelkinder. In neun Jahren eine einzige Karte. Ich 18


bin gut angekommen und es geht mir durch und durch gut, hat sie geschrieben vor achteinhalb Jahren. Jetzt hab ich nur noch die Lydia. ERNA Aber der Herrmann muß doch nicht immer solche Karten schreiben, daß er den Verkehr für immer einstellen will oder daß er den Samenleiter durchschneidet. GRETE Ja ja, die Hannelore, meine Tochter, jetzt ist sie auch schon eine alte Schachtel, auch schon bald vierzig. Aber sie hat auch immer so ein ausgefallenes Getue gehabt, fast ein bisserl wie der Herrmann. Die Hannelore hat auch oft vergessen, daß sie nicht die Tochter ist von irgendwelchen schlechten Menschen. Und wie oft hat sie nicht so getan, als ob sie gar keine Erziehung hätte. Mit dem Gesicht hat sie manchmal eine Fensterscheibe zerstört und dann auch noch seelenruhig die Scherben aufgegessen, und richtig herzlich gelacht hat sie immer, wenn sie sich dann die Wangen aufgeschnitten hat und den Busen. Und wenn ich dann gesagt hab: So, Lore, jetzt schaust wenigstens aus wie eine tranchierte Sau, da werden sich die Männer aber um dich reißen; da ist sie dann immer ganz ruhig geworden, hat sich den Daumen in den Mund gesteckt und hat dreißig Stunden verschlafen. ERNA Ja, so ist das menschliche Leben. Da versucht man das ganze Leben lang einen ordentlichen Lebensweg zu gehen, und dann wenden sich die leibeigenen Kinder ab vom Leben und von der Menschlichkeit. GRETE Na ja, soll die Hannelore halt ihr Glück drüben finden, in Australien, auch ohne Eierstöcke oder was weiß ich, wenn es sein muß. ERNA Der Herrmann ist ja so weltfremd. Wenn er einen Menschen sieht, dann muß er gleich einen Weinbrand trinken und eine Zigarette 19


rauchen, sonst kriegt er den Augenkrebs, wie er sagt. Den Herrmann graust es vor allen Menschen, darum ist er ja auch Vertreter geworden, weil er da mit vielen Menschen Zusammen­ kommen muß, da hat er täglich eine Ausrede, wenn er jeden Tag be­ trunken heimkommt. MARIEDL Da sind aber schon sehr viele Heilige entstanden unter den Menschen, die ihr Antlitz in ihrer jugendlichen Zeit verbergen vor der Welt. ERNA Jugendliche Zeit? Der Herrmann ist doch auch schon bald vierzig Jahre alt. MARIEDL Jeden Tag kann der Mensch einen inwendigen Stoß bekommen und auf einmal geht ihm der Knopf auf. ERNA Da muß aber schon mehr aufgehn beim Herrmann als ein kleiner Knopf, eine ganze Knopffabrik muß da in die Luft gehn. Er kann ja seinen eigenen Menschen in sich nicht aushalten. Wenn er sich bei der Wasserleitung das Gesicht abschwemnt, dann muß ich ihm vorher den Spiegel zugehängt haben mit einem Handtuch. Beim Rasieren schneidet er sich manchmal das halbe Gesicht weg, weil er keinen Spiegel nehmen will, weil so ein Spiegel eine Drecksau ist, wie er sagt; oder auf der Straße spiegeln die Auslagenscheiben, und der Herrmann sieht den Herrmann, da muß er sofort speiben, wenn er keinen Rausch hat. Und sowas muß ich mir jeden Tag anhören, mit jedem Wort und mit jedem Rausch verkürzt er mir mein Leben. MARIEDL Gerade solche Menschen werden dann oft entdeckt von einem Jesus oder einer Jungfrau Maria voller Gnade, der Herr sei mit Dir. Und von einem Tag auf den anderen stürzt des Heilige heraus aus dem gemütskranken Herzen. Sowie auf den Saulus ein Paulus gekommen ist, kann es auf den Herrmann einen Herzmann geben. 20


ERNA Das wär ja meine größte Hoffnung, daß sich innen beim Herrmann eine große Lebensänderung durchsetzen könnte. Aber was willst du schon von einem Menschen erwarten, der sich jeden Tag den ganzen Tag über von allem abwendet, was das Leben lebenswert macht. Und wenn ich ein paar gute Worte zu ihm sage, dann lacht er nur und nimmt einen Schluck Magenbitter oder einen Schluck Weinbrand. GRETE Die meisten Menschen verstehen das Leben eben nicht. Wenn das Leben die Menschen anspricht und ihnen einen guten Auftrag mitteilt dann schütteln die Menschen nur den Kopf und benehmen sich wie die Gastarbeiter. Nix verstehen, nix verstehen, heißt es dann immer. Bei meiner Lydia ist das anders, die Lydi versteht alles. Und wenn sie einmal bei einem fremden Scheißdreck nascht, dann sag ich immer: Lydi, tu nix Scheißdreck fressen. Und schon hebt sie das Köpferl und nickt. Das hat sie einmal bei einem Holzdackel angeschaut und sofort gelernt. MARIEDL (begeistert) Wirklich wahr? GRETE Ja, das war so ein Hunderl auf Räder, das so ein Kind gehabt hat. Wenn man den an der Schnur gezogen hat, dann hat das Schwanzerl gewackelt und das Kopferl hat immer jaja genickt, immer auf und ab, immer jajajajajaja (Grete nickt heftig,Mariedl lacht hysterisch) Und der Dackel war aus einem so schön angemalten Holz und genau gleich groß wie die Lydi, und so gut gefallen hat er ihr. Und seitdem wackelt die Lydi genauso mit dem Kopferl, wenn ich sag: Lydi, tu nix Scheißdreck fressen. (Mariedl lacht wieder auf, hält sich aber beide Hände vor den Mund.)

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ERNA Geh, Grete, ich kann das gar nicht mehr anhören, diese schlechten Ausdrücke. Immer nimmst du so ordinäre Wörter in den Mund. Immer hört man bei dir nur: Scheißdreck, Scheißdreck, Scheißdreck. Man kann ja auch Haufi sagen oder Stuhl, nicht immer: scheißen, scheißen, scheißen. GRETE Immer tust du alles bekritteln, immer tust du alles kritisieren, alle Menschen tust du ihr ganzes Leben lang heruntermachen, und dann wunderst du dich, daß der Herrfnann keinen Verkehr haben will. ERNA (etwas kleinlaut) Aber dann ist das Leben ja nicht lebenswert, wenn bei allen Sachen, die man anschaut, gleich ein stinkender Stuhl danebenliegt. Oft sind es die wenigen schönen Dinge im Leben, und kaum greift man diese schönen Sachen an, schon hat man schon wieder einen Scheiß­ haufen in der Hand. MARIEDL Ich habe keine Angst vor den unteren Wörtern und auch nicht vor einem echten Stuhl. Weil was ist es schon, wenn einer nicht weiß was es ist? Weich ist es und warm, wenn es frisch ist. (Sie richtet sich stolz auf.) Die Menschen sagen immer: Oje, das Klo ist verstopft, schnell, geht zur Mariedl und holt sie her, die macht es auch ohne. Weil die Leute wissen schon, daß die Mariedl keine Gummihandschuhe annimmt, wenn sie hinuntergreift in den Abort. (Erna erbricht fast, sie dreht sich weg.) Da kommen die Menschen aus den besten Häusern zu mir, wenn eine Verstopfung stattfindet. Da kommt die Mariedl in die feinsten Häuser hinein und wird überall freundlich behandelt. Mich würgt es halt auch wirklich überhaupt nicht, wenn ich hinunter greife in die Muschel, ich opfere das auf für unseren Herrn Jesu Christ der für uns am Kreuze gestorben ist. Die feinen Menschen aus den guten Häusern fragen mich immer, ob ich nicht Gummihandschuhe 22


Cnehmen will, weil die haben einen guten Anstand und eine feine Erziehung. Aber die Mariedl sagt NEIN, weil wenn der Herrgott die ganze Welt angeschafft hat, dann hat er auch die menschliche Jauche erschaffen. ERNA Mein Gott, Mariedl, du bist schon eine richtige Sau, da mußt du mir bitte verzeihen, aber ich bitte dich, hör auf. Es ist ja auch schon so schlimm genug, daß der Mensch immer einen Haufen machen muß und oft so schlechte Gefühle hat. Ich habe mich schon oft gefragt, warum der Mensch einen Hintern haben muß. Der ist ja überhaupt nicht schön, so ein Hintern, aber die Menschen stellen immer einen Hintern her und machen eine Abbildung von ihm. GRETE (kümmert sich überhaupt nicht um Erna) Und da kommen viele bessere Menschen zu dir und holen deine Hilfe? MARIEDL Da waren schon ganz reiche und ganz feine Menschen bei der Mariedl, und einmal bin ich sogar mit einem großen Auto abgeholt worden zu so einem kranken Abort. Aber bei denen, das ist gar kein richtiger Abort, da ist alles ganz fein, da riecht es ja gar nicht nach einem Stuhl, da riecht der Abort genau so wie die feinen Damen. Zweimal hat mich auch schon der Herr Katechet in den Abort geholt und einmal der Herr Pfarrer. Und der Herr Pfarrer hat der Mariedl in die Hand versprochen, daß er seinen Pfarrkindem die Fähigkeiten von der Mariedl weitererzählen wird, damit mich auch andere Menschen heranrufen können, wenn ein Abort verstopft ist. ERNA Ich verstehe das nicht, meine Muschel ist nie verstopft. Die Menschen sind halt wahrscheinlich so gedankenlos und stopfen ganz fremde Sachen hinein, weil von einem Stuhl alleine ist so eine Muschel nicht so leicht verstopft. Ich habe ja auch oft einen großen festen Stuhl, weil sich der Stuhl wegen der Sorgen um den Herrmann in meinem Körper angesammelt hat. Dann muß man 23


o eben mit dem KJobesen ordentlich nachstoßen und ein paarmal hinunterlassen. Aber zu viel Klopapier darf man freilich auch nicht hinunterstopfen, weil dann, ja dann kann alles Vorkommen. Der Herrmann schimpft immer so mit mir, wenn er einen Stuhl hat, und ich horche an der Klotür, wieviel Stücke Klopapier er abreißt. Das ist aber wichtig, sage ich immer, weil erstens kann man da nämlich sparen und zweitens ist das dann schon gefährlich, wenn sich das Papier mit seinem schlechten klebrigen Stuhl vermischt. Aber der Herrmann lacht ja nur immer und trinkt seinen Magenbitter. GRETE (interessiert, zur Mariedl:) Was werfen denn die feinen Menschen so in ihre Muschel, was die Muschel dann so schrecklich verlegt? MARIEDL Einmal war es ein Marmeladeglas mit roten Würmern für die Aquarienfische, dann war es ein ganzes Hendl, das aber sicher schon vor dem Hineinwerfen in die Muschel gestunken hat. Einmal waren es Hefte mit nackten Menschen, dann eine blutige Unterhose oder eine angemachte... (Erna erbrichtfast.) Geh Erna, das mußt du nicht so tragisch nehmen, alles nimmst du so ernst im Leben. Das Leben ist eben ehrlich und zeigt den Menschen, aus was es gemacht ist. Wenn man einmal hineinge­ griffen hat in die Muschel, dann sind die ganzen fürchterlichen Gefühle auch schon vorbei, dann ist es der gleiche Eindruck, wie wenn du einem Menschen die Hand gibst. (Erna erbrichtfast.) GRETE Wenn es die Hauferln von der Lydia sind, dann graust es mich auch gar nicht, weil da weiß ich ja, was sie gegessen hat. Aber bei den Menschen... die fressen ja alles zusammen bei der großen Ernährung heutzutage, wo sich auch die schlechten Menschen alles kaufen können. ERNA Ich könnte das nicht. Ich könnte das einfach nicht. 24


o Mich täte es nur würgen. Den Magen täte es mir aus dem Bauch herausmartern. Mich würgt es ja schon beim Zähneputzen. Und wenn der Herrmann dann sieht, wie es mich würgt beim Zähneputzen, dann tut er auch so, als ob es ihn würgen tat. Absicht­ lich macht er dann diese menschlichen Geräusche, die passieren müssen, wenn es einen würgt. Und dann spielt er absichtlich so lange herum mit dem Würgen, bis er seine Leberkässemmel wirk­ lich heraufspeibt. Und dann sagt der Saubär auch noch seelenruhig: Siehst, Mamma, ich vertrag den Leberkäs wirklich nicht. GRETE Geh, Erna, daß du immer in einer solchen Übertreibung leben mußt. Der Herrmann ist doch wirklich ein großer stattlicher Mann, dem nur eine richtige Frau fehlt. Wenn ich in der heutigen Zeit ein junges Mädchen war... ich weiß nicht, wo doch alles mit so einer Leichtigkeit rutscht heutzutage mit der Liebe... (kichert) ERNA Also da weiß ich wirklich nicht, Grete, bei dir gibt es immer nur einen Sex und einen Scheißhaufen im Reden. Ich kann meinen Glauben einfach nicht mit einem Sex und den Hauferln vereinigen. Da darfst du jetzt keine böse Meinung von mir haben, wenn ich das sage, aber unsere Grete war halt schon immer eine Lustige. Du warst schließlich zweimal verheiratet und deine Wohnungstür hat auch nicht immer ordentlich geschlossen, wenn sie dich verschließen hätte sollen. GRETE Das muß ich mir aber auch nicht gefallen lassen, was deine schlechte Einbildung da auf den Tisch wirft, Erna. Ich hab mir doch nur so meine Gedanken über den Herrmann gemacht, weil oft, wenn ich am Fenster aufpassen muß, ob nicht womöglich wieder die Tauben das Vogelfutter fressen, dann seh ich den Herrmann auf der Straße... 25


c MARIEDL Aber wieso denn die Tauben? Die Tauben sind doch auch ganz göttliche Geschöpfe. GRETE Geh, Mariedl, also wirklich... (zeigt Mariedl einen Vogel). Also wenn ich den Herrmann dann so sehe, groß, blond, blaue Augen, da muß ich oft denken, daß der Herrmann eine angenehme Ausstrahlung hat. Der Herrmann erinnert mich dann oft an meine Sünden in der Jugendzeit (lächelt schelmisch). MARIEDL Aber wieso haben denn die Tauben keine Rechte in deinem Vogelhaus? Die Tauben sind ja auch Vögel. GRETE Also was ist denn jetzt mit deinem Kopf passiert, Mariedl? Was verstehst denn du von der Natur? Die Tauben zerstören ja alles in einem Vogelhaus vor dem Fenster. Die Tauben fressen sogar die jungen Meisen. Die Lydi ist auch immer ganz fertig, wenn sie gestört wird von den Mistviechern. Das müßtest du einmal erleben, wie der Lydi das Herzerl klopft, wenn sie sich über die Tauben ärgert, dann würdest du nicht so komisch daherreden. ERNA Ich bin halt dafür, daß man jedes Lebewesen gut behandelt auf dieser Welt. Ich bin die erste, die immer so entsetzt ist, wenn sie im Fernsehen dieses Grauen auf der Welt zeigen. Da hat es aber schon wirklich einen guten Sinn gehabt, wie der Bundespräsident bei der letzten Ansprache gesagt hat, daß er sich für den Frieden und für das Verzeihen einsetzen will. Verzeihen ist das erste auf der Welt, sage ich immer. Ich kann auch dem Herrmann immer alles ver­ zeihen. Wenn er wieder einmal zu viel Alkohol in seinem Körper gehabt hat, dann sage ich immer: Herrmann, eine Mutter verzeiht immer. Aber immer, wenn ich dann verzeihe, dann nimmt er sofort die Flasche und sauft, da nimmt er dann nicht einmal ein Stamperl zur Hand. 26


c MARIEDL Die Menschen müssen immer eine Nächstenliebe auf dem laufenden halten. Wenn ich eine Hilfe abgeben kann, dann kommt sofort das Glück in die Kammer meines Herzens. Und wenn einmal niemand von den Menschen die fleißigen Hände von der Mariedl brauchen kann, dann sitze ich ganz unglücklich in meinem Zimmer. Ich bin nicht so gerne in meinem Zimmer, darum brauche ich nur so ein kleines Zimmer, weil ich überhaupt nicht gerne zu Hause bin in einem Zimmer. Zum Glück werden aber überall auf der Welt fleißige Hände gebraucht, die innen drinnen eine Nächstenliebe haben. Meine Kinder sind die Menschen, denen ich helfen habe dürfen. Jawohl, das sind meine Kinder, und meine Kinder sind immer freundlich. Wenn sie die Mariedl sehen, dann sagen sie: Ah, die Mariedl, schon wieder unterwegs? Die ist was fleißig, so eine mögen die Menschen, die machts euch ohne, die Mariedl. (schnellt plötzlich hoch und brüllt:) Alle haben was übrig für die Mariedl, wegen ihrer vielen guten Werke... ERNA Ja ja, wir wissen ja, daß du eine fleißige Seele bist. Auch du wirst einmal deine Belohnung finden können. Der Glaube ist die einzige Brücke über dieses Tal der Tränen. Aber jetzt machst du den gleichen Fehler wie ich, jetzt nimmst du das ganze Leben auch viel zu schwer. Nicht so wie unsere Grete, die war schlau im Leben, die war immer eine Lustige. GRETE (empört) Du bist vielleicht gemein. Wie du einem mit einem lachenden Gesicht so gemein daherkommen kannst. Glaubst du denn, mein Leben war nur eine einzige Lust? Einmal geschieden, einmal eine Witwe. Glaubst du, die Ehe ist nur ein einziges Lustvergnügen in einer menschlichen Gemeinschaft? Und der Kurti, mein erster Mann? Und die Hannelore? Und wenn man weiß, daß man wissen muß, daß der eigene Ehemann die eigene Tochter im eigenen Ehebett bestraft? Was ist dann bitteschön? Warten muß man und zuschaun, was die Vorsehung zusammenbaut 27


mit den Menschen. Aber man muß die Vorsehung eben auch in Ruhe arbeiten lassen, damit man dann erkennen kann, was es geworden ist. Und wenn die Vorsehung dann einmal fertig ist, dann tut einem das Leben gar nicht mehr so weh. Weil, zu was soll denn so eine Aufregung denn überhaupt führen, hineingreifen in die Vorsehung kann man sowieso nicht. Ich kann doch nicht die Vorsehung bei der Gurgel packen und verlangen: So, jetzt mach mich glücklich (sie drückt eine imaginäre Gurgel). Na ja, und irgendwie versteh ich das ja auch mit dem Kurti und der Hannelore. In der Liebe ist ja so oft eine schöne Erinnerung. Der Kurti hat oft gesagt: Die Hannelore ist jetzt genauso schön wie du, wie du ein Mädel warst. Natürlich war das nicht recht, was da geschehen ist, außerdem war die Hannelore ja auch viel zu jung damals. Aber man muß halt auch den Kurti verstehen. Im Krieg war er so ein schöner stolzer Offizier und er hat halt damals denken müssen, wie die ersten Siege gekommen sind, daß jetzt so einem wie ihm gleich die ganze Welt gehören muß. Und diese Siegeslust hat er dann das ganze Leben lang nicht mehr ablegen können. Und wie die Hannelore dann nach Australien ist, da hat er sich von mir scheiden lassen und hat diese Chinesin oder Thailänderin, was weiß ich, geheiratet. Das hab ich nie ganz verstanden, was er an einer achtzehnjährigen finden kann, die Schlitzaugen hat. ERNA Das Geschlechtliche ist immer verheerend für die Menschen. Auch gute Menschen sind schon oft von der Zügellosigkeit zerstört worden. Wenn man ein junger Mensch ist und die Welt bricht herein mit ihrer Geschlechtlichkeit in die Menschlichkeit, dann ist es oft das Geschlechtliche, was das Menschliche hinaustreibt aus der Welt. GRETE Ja, und weil einem das Leben eben so seine Erlebnisse erzeugt, bin ich heute schon ganz abgewendet von der Liebe, obwohl ich ja wirklich noch genug Möglichkeiten hätte, ein Angebot kriegen zu können. Aber mit leichtem Herzen sagt die Grete heute schon immer einfach NEIN. Und wenn dann noch manchmal diese alten warmen Gefühle herauskommen, dann kauf ich mir eine Braun28


schweigerwurst und einen Emmentaler, dazu Gurkerl und ein Flascherl Bier, und schon bekommt das Leben wieder ein friedliches Gesicht. ERNA Gerade beim Essen kann man so schön sparen. Ich weiß da ganz was günstiges, den Wottila. Der hat den Leberkäs im Dauersonder­ angebot. Nirgends ist der Leberkäs so günstig wie beim Wottila Karl. Ich kann mich schon gar nicht mehr erinnern, wie lange ich den Leberkäs jetzt schon beim Wottila einkauf. Der Wottila hat mir nämlich einmal gesagt, daß er dem Leberkäs an sich sehr viel zu verdanken hat, geschäftlich, und daß er ihn deswegen lebenslänglich gesenkt hält, preislich, den Leberkäs. So wie ein Gelübde ist das beim Wottila, das hat er mir genau erklärt. Wenn er jemals ein eigenes Fleischergeschäft bekommen täte in seinem Leben, das hat er sich geschworen, dann bliebe der Leberkäspreis im Keller, ein ganzes Leben lang. Ja, und so ist er halt wirklich an das Fleischer­ geschäft geraten, und jetzt stehen die Menschen Schlange, um den billigen Leberkäs zu erreichen. Der hat auch ein wirklich interes­ santes Leben gehabt, der Wottila, geboren ist der nämlich in Polen, das hat er mir alles erzählt, wie er einmal auf Besuch war bei mir. GRETE Der Wottila hat einen Besuch bei dir gemacht? ERNA Jawohl, sogar mit Blumen und einem Kilo Gulaschfleisch. MARIEDL Der Wottila ist ein frommer Mann. Der Wottila hat einen starken Glauben. GRETE Erna Erna, der wär der richtige für dich, auch wenn er ein Pole ist. Aber der raucht keine Zigaretten und trinkt auch den Alkohol nicht. Kommt er denn jetzt nicht mehr zu dir auf Besuch? 29


ERNA

(weinerlich)

Da, auf dem Platz sind wir gesessen und haben so schön gesprochen zusammen, so einen tiefen Sinn hat alles gehabt. Da ist der Herrmann, diese Drecksau, hereingekommen, gerade erst seinen Rausch herausgeschlafen, und öha, öha, hat er gesagt und so komische Nasenlöcher gemacht, da stinkts nach einem Leberkäs, da brauch ich schnell ein Stamperl... Am liebsten wär ich im Erdboden versunken vor Scham. Der Wottila ist aber sehr ruhig geblieben, er hat nur gesagt, daß der Herrmann nicht so aussehen tät, als ob er jemals eine ewige Seligkeit erreichen könnte. Das täte man schon dem Gesicht des Herrmann ansehen, es wär ganz einfach nicht kernig genug, und innen im Schädelfleisch täte kein ewiges Licht aufleuchten. GRETE Geh Erna , alles mußt du aber auch nicht glauben, was der Wottila sagt. ERNA Das ist aber die jahrelange Erfahrung von dem Wottila. Das ist nämlich das Hobby von ihm, das Studieren von Gesichtern der ganzen Fleischkundschaft. Bei mir hat er einmal gesagt, daß ich eine gute Frau bin, aber ein unglückliches Leben habe, und das hat genau gestimmt. MARIEDL Man darf die Menschen eben niemals verlassen. Man muß immer bei den Menschen bleiben und versuchen, die Menschen mit einer Vorsichtigkeit und einer Nachsicht in den Glauben hineinzutreiben, sagt der Herr Pfarrer. ERNA Der Wottila ist halt ein sehr strenger Mensch, weil er alleine lebt. Ich hab ja auch gesagt, daß ich mein leibeigenes Kind nicht verstoßen kann. Aber man muß auch bedenken, daß der Wottila einmal eine richtige Erscheinung gehabt hat auf einer Lichtung, 30


mitten in der Finsternis des Waldes. Gerade wollte er sich damals eine Zigarette anzünden und einen Schluck Magenbitter trinken, da ist ihm die Jungfrau Maria erschienen. Es hat ihn ausgehoben und er ist auf den Rücken gefallen. Dreieinhalb Meter groß war die Maria und sehr schön angezogen, da hat sie gesagt: Rauchen und Trinken ist eine ungesunde Sünde, hör auf, kehre um und tue Buße, verkünde das der ganzen Welt. Da ist der Wottila in eine ganz tiefe Ohnmacht gefallen, die viele Stunden gedauert hat. Und wie er wieder aufgewacht ist, hat er einen Strauß weißer Rosen vorge­ funden und eine Rasche Mineralwasser. Da hat er an dieser Stelle einen Bildstock gespendet und nur noch Mineralwasser getrunken, höchstens in der Frühe einen Milchkaffee, aber niemals wieder einen Magenbitter. GRETE Ja, das kann schon stimmen, aber überall hat der Wottila auch nicht recht. Du hast selber einmal gesagt, daß der Wottila gesagt hat, daß der Herrmann viel Leberkäs essen soll, wegen seiner schlechten alkoholisierten Leber. Und das, meine liebe Erna, ist nämlich falsch, ganz falsch, weil das ist wissenschaftlich erwiesen, ich hab da nämlich einen echten Frauenarzt gefragt, nämlich meinen Frauenarzt. ERNA Wissenschaftlich... wissenschaftlich, da gibt es auch verschiedene Ansichten unter den Wissenschaftlern, aber die meisten sind gläubige Menschen, auch der Albert Einstein, hat der Herr Pfarrer gesagt. Und alles lasse ich mir auch nicht einreden von den Wissenschaftlern, so geht das nicht. Daß der Leberkäs vom Wottila nicht gut sein soll für die Leber von meinem Herrmann, das kann ich aber auch gar nicht glauben. Wo doch der Wottila so redlich und reinlich arbeitet bei den Würsten, da kommt mit einer echten Sicherheit keine Unreinheit hinein und keine giftigen Stoffe, die den Menschen schaden könnten. Na, und deine Frauenärzte können mir auch gestohlen bleiben, die täuschen sich sicher, weil die immer nur mit einer Geschlechtlichkeit zu tun haben. 31


GRETE Geh... geh, Erna, also wirklich... (lacht) über den Wottila Karli läßt du halt nichts kommen, weil du verliebt bist in den, weil der so ein Betbruder ist. MARIEDL (sehr laut:) Betbruder sagt man nicht. ERNA (springt auf) Duuu... du bist ja eine Nazi, eine Geschiedene bist du, du darfst ja nicht einmal eine richtige Kommunion zu dir nehmen. GRETE (springt auf) Du bist ja selber eine Geschiedene, du alte Betschwester. ERNA Aber ich bin eine unschuldige, ich darf meine Kommunion aufessen. GRETE Jaaa, weil du so ein krankes Geschlecht auf deinem Bauch hast, wo höchstens ein Stück Leberkäs hinein geht. (Mariedl beginnt zu weinen.) ERNA Geschlecht... Geschlecht, das ist alles was du kannst. Du bist ja eine richtige Hur, eine hitlerische Nazihur. GRETE Nazi..., Nazi, was verstehst denn du von den Nazi. Alle Menschen waren damals Nazi. Und wenn ich eine Hur bin, dann bist du eine zugenähte Klosterschwester. ERNA (brüllt) In Wirklichkeit war niemand ein Nazi in unserem Land, höchstens 32


eine Handvoll. In unserem Land niiiie, das war Hitler, der ver­ führerische Mensch der schlechte. So ähnlich hat das sogar der Herr Bundespräsident gesagt, oder? Aber was red ich denn überhaupt mit einer, die nicht einmal so gescheit ist, daß sie regelmäßig in die Kirche geht. Menschen, die sich vom Hochamt abwenden, gehören in die Würst, wie der Wottila sagt. GRETE (voller Haß, tritt an Erna heran) Jaaaaaa, es ist halt wirklich schad, daß der Hitler damals vergessen hat auf deinen polnischen Leberkäsbischof. (Erna kreischt auf und stürzt sich auf Grete. Ein langes erbarmungs­ loses Handgemenge beginnt. Mariedl versucht laut zu beten, wird aber immer wieder durch ihr eigenes Schluchzen unterbrochen, Plötzlich, wie versteinert, halten die Kämpferinnen inne. Verlegen lösen sie sich voneinander und beginnen sich zurechtzuzupfen. Mariedl beginnt sich zu beruhigen und sammelt die Haarteile von Gretes Turmfrisur ein. Erna und Grete sitzen ratlos am Boden. Schließlich steht Erna auf und hilft zusammen mit Mariedl der dicken Grete auf die Beine.) ERNA So ein Blödsinn, wegen so einer Kleinigkeit. MARIEDL (Eilfertig räumt sie die Wohnküche auf) Jetzt vertragt ihr euch wieder, jetzt muß wieder eine Nächstenliebe aufgebaut werden. GRETE Du mußt schon andere Meinungen auch akzeptieren, Erna, das muß man können, das hat der Herr Bundespräsident nämlich auch gesagt. ERNA Du auch, du aber auch. 33


GRETE Ja was?, glaubst du denn, daß ich keinen ordentlichen Glauben hab? Ich habe sehr viel Glauben, aber für mich ist das alles viel schwieriger als für normale Menschen. Na und warum? Wegen der Lydi natürlich. Soll ich die Lydia womöglich alleine lassen, wenn ich in die heilige Messe gehe? Da siehst du es, das wollte ich dir schon immer einmal sagen, Erna. Und von der aufgeweckten Lydi kann ich nicht verlangen, daß sie eine so lange Zeit ganz still in der Kirche sitzt, wenn sie überhaupt hinein dürfte. Also bitte, was soll ich am Sonntag mit der Lydi machen? ERNA Ich versteh das ja eh, Grete, daß das ein schwieriges Problem ist. In Wirklichkeit hab ich das ja gar nicht so gemeint. GRETE Ich hab das ja auch nicht so gemeint, das mit dem Wottila. Sein Leberkäs ist sicher nicht schlecht, sogar die Lydi frißt manchmal ein Stückerl davon und die ist sonst aber schön heikel. MARIEDL Jetzt ist die Nächstenliebe wieder aufgebaut. So, jetzt gebts euch ein Busserl und es ist alles gut. (Sie drückt die Köpfe von Grete und Erna aufeinander zu. Erst sind Grete und Erna unwillig, dann fallen sie einander in die Arme.) ERNA Laßt uns den ganzen Lebensschmutz vergessen. Am besten, wir sind etwas lustig zusammen. Der Herrmann ist im Wirtshaus, deine Tochter in Australien und der Mariedl geht es sowieso gut. Vergessen wir die ganzen Sorgen und die ganze Politik. GRETE Genau, warum solln nicht auch ein paar alte Blunzen, wie wir welche sind, eine Hetz haben. Ich geh rüber und hol einen Wein. MARIEDL Was ist das noch schnell, eine Blunzen? 34


GRETE Blutwurst. ERNA Ha ha, da w채rn wir ja schon wieder beim Wottila Karli.

Ende der ersten Szene.


ZWEITE SZENE

Wieder Ernas Wohnküche. Die Einrichtung ist zwar noch dieselbe, aber der Raum hebt irgendwie ab. Er ist als soziales Merkmal undeutlicher geworden, hat festlichen Charakter, gewissermaßen Jahr­ marktatmosphäre angenommen. Auf dem Tisch steht ein geöffnetes Stifterl mit drei viel zu großen Gläsern und ein Körberl trockene Semmeln. Das TV-Gerät ist angedreht, es zeigt ein Testbild. Man sitzt bequem und nippt vom Wein. ERNA Da kann ich hundertmal sagen: Jetzt setz dich halt her, Herrmann, der hat einen guten Sinn, der Film, das ist eine Erholung für dein Gewissen. Aber akkurat schaut er dem Film nicht zu. MARIEDL Fast alle Filme sind wunderschön. Die Berge und das Meer, die Menschen küssen sich auf den Mund und bekommen richtige Kin­ der. Und immer gibt es ganz schwere Schwierigkeiten, die dann von den guten Menschen abtransportiert werden von der Welt. ERNA Ein guter Film zeigt halt das Leben, wie es sein könnte, wenn die Menschen gütig wären zueinander. Gute Menschen muß man in den Filmen zeigen, damit die Menschen gütiger werden, vor allem die jungen Leute zu den älteren Menschen. GRETE In einem Film muß es lustig zugehn in erster Linie, damit das Leben eine Entspannung kriegen kann. ERNA Ja, eine kleine Unterhaltung braucht das tägliche Leben. Aber einen Problemfilm mit einem guten Sinn mag ich auch gern, bei meinem 36


Lebenskreuz, das ich tragen muß wie eine Bestrafung, wegen dem Herrmann eben... MARIEDL Lustig sein ist der Blütenstaub für die Seele, wenn es sittlich zugeht. Der Herr liebt seine Schafe, wenn sie fröhlich sind, sagt der Herr Pfarrer. GRETE (hebt ihr Glas) Prost! (singt:) Trink ma no a Glaserl Wein, hollaadaro... ERNA (lacht) Du bist halt wirklich ein lustiger Mensch, Grete, du hast eben wirklich eine Unterhaltungskunst in deinem Gemüt. Das muß man \auch können, das fröhliche Leben. Aber dich bedrückt dein abge­ trenntes Kind ja auch nicht so stark, wie mir der Herrmann auf der Seele lastet. GRETE Schluß jetzt mit den Herrmannsorgen, (singt) Maaamaa, du wirst doch nicht um deinen Jungen weinen... (Mariedl klatscht begeistert) ERNA (mild) Du sollst mich aber nicht verhöhnen, Grete. GRETE Aber geh, jetzt feiern wir halt einmal die Pelzhaube und den Farbfernseher und damit basta... (zu Mariedl) Los Mariedl, sing du einmal ein flottes Liedl. MARIEDL (denkt nach) (singt) Zipfel eini, Zipfel außi, aber heit gehts guat, aber heit gehts guat... 37


ERNA Na so was... (Mariedl verstummt, Erna und Grete schauen verblüfft Plötzlich beginnt Grete laut zu lachen und zu kreischen.) GRETE Die versteht gar nicht, was sie da singt, hahaha... ERNA Du mußt nicht schon wieder das schlechteste denken, Grete, das ist doch nur ein Volkslied. GRETE Was glaubst du denn, was der Zipfel für eine Bedeutung hat? Du bist ja nicht so eine harmlose wie die Mariedl. ERNA Ja, schon, aber das darf man nicht so ordinär sehen, das ist doch nur sinnbildlich gemeint, man muß das nur so sehen können. (Mariedl begreift nichts und schüttelt nur ratlos den Kopf) GRETE Ach was, man muß die Wörter sprechen wie sie heraus wollen und die Feste feiern wie sie herunterfallen. Jetzt denkt mein Inneres eben an die Zeiten, wie die Grete noch verliebt war. Und das feiert mein Inneres jetzt mit einem Glaserl Wein. MARIEDL Die Mariedl spürt es ganz genau, wenn die Herzen der anderen Menschen feierlich werden und zu springen anfangen wie ein Gummiball. (Sie steht auf und versucht ein paar Tanzschritte, setzt sich aber gleich wieder.) ERNA Ich stell mir höchstens vor, daß ich einmal mit dem Wottila nach Rom fahren könnt. Ein urbi et orbi auf dem Petersplatz, das wär was Schönes, oder wenigstens einmal hinaus ins Grüne... oder auf ein nettes Fest vielleicht. 38


GRETE Genau. Ein großes schönes Fest wäre das richtige für die Grete. Es müßten viele Menschen und Musikanten da sein, alle in herrlichen Trachten. Einer von den Musikanten muß ein besonders großer starker sein, ein fescher Spitzbub, der ist so stark, daß er die Tuba blasen kann. Und genau der zwinkert der Grete schon die ganze Zeit so frech an. Man sieht ja auch gleich, daß er der größte Lauser ist von den Musikanten, weil er der einzige ist, der die Trachtenhemdsärmel aufgekrempelt hat. Und wie da einmal eine musikalische Pause ist, da trinkt der fesche Kerl aus einem riesigen Humpen Bier und prostet der Grete zu. Die Grete nimmt ihr Achterl und hebt es auch ein bißchen. Und ohne daß es die vielen ausgelassenen Menschen merken, entsteht zwischen der Bühne mit den Musikanten und dem Tischerl, wo die Grete sitzt, eine Liebschaft. Und jetzt ist, sagen wir, einmal eine längere Pause in der Musik, und einer steigt auf die Bühne, der gut Witze erzählen kann. Der fesche Bursch, sagen wir, er heißt Freddy, hat jetzt eine ausführliche Zeit, die Grete zu betrachten. Die Grete schaut jetzt aber nur wenig hin zu ihm, weil sie ist ja nicht eine, die sofort in der Kombinesch vor einem steht, wenn er sie anschaut. Aber die Grete spürt, wie die Liebe bei der Türe hereinkommt und einen festen Besitz nimmt von der Grete und von dem Freddy. MARIEDL Und die Mariedl darf auf dem Fest hinten bei der Schank mithelfen. Fleißig wischt sie alles sauber und manchmal darf sie auch einen Gast bedienen. Die Augen der Menschen bewundern die ge­ schickten Hände von der Mariedl, wie sie den Aufwischfetzen be­ dienen. Und da stürmt ein feiner Herr herein in das Fest und erzählt ganz erschreckt den vergnügten Menschen, daß der Abort verstopft ist, daß alle Aborte verstopft sind, daß die menschliche Jauche schon bis an den Abortrand heraufreicht. ERNA Die Menschen dürfen jetzt fröhlich sein, weil die Seele eine Pause braucht. Aber vor dem Fest waren die guten Menschen noch im Hochamt, weil man sich beim Allmächtigen bedanken muß, wenn 39


eine Ausgelassenheit und ein Glück bevorsteht. Dem Wottila seine Stirn ist noch ganz naß vom Weihwasser, wie er mit der Erna am Arm in das Fest hineingeht. Und überall werden dem Wottila die alkoholisierten Getränke unter die Nase gehalten und die schädlichen Zigaretten. Aber der Wottila sagt nur: Besinnt euch, kehrt um, verkündet dies der ganzen Welt. Und die Erna schaut glücklich auf zu ihm. (Alle drei Frauen phantasieren jetzt gelegentlich mit zurückgelegtem Kopf und geschlossenen Augen.) GRETE Der Freddy hat inzwischen so viel Tuba gespielt, daß er sich eine Reserve herausgeschunden hat. Und jetzt gibt der Freddy den anderen feschen Musikanten so ein Zeichen, daß sie ihre Musik umstellen müssen auf eine Musik ohne eine Tuba, weil er jetzt womöglich keine Zeit hat zum Spielen (kichert). MARIEDL Und die Menschen trinken viel von dem guten Bier und essen das gute Fleisch, und da bekommt ein jeder einen Drang, einen fürchterlichen Drang, weil die Lebensmittel heraus wollen aus dem menschlichen Körper, wenn die Nahrhaftigkeiten herausverdaut sind. Aber was soll man machen, es ist ja alles verstopft, kein einziger Abort ist frei. Außerdem wird die Aufregung immer größer, weil ein Abort schon übergegangen ist. Die Menschen fuchteln mit den Armen und rufen: Wo ist die Mariedl, die machts auch ohne; holt die Mariedl, weil das Klo muß erst verstopft werden, das der Mariedl widerstehen kann. ERNA Und die Erna trinkt ganz keck ein Glaserl Wein, und der Wottila schaut sie ganz spitzbübisch an. GRETE Und der Freddy lächelt erst recht ganz spitzbübisch, aber er ist jetzt schon sehr verlegen. Jetzt hat er nämlich einen Mut gefaßt und sich dazugesetzt zur Grete. Die Grete schaut mit einem Augenwinkel hin zu ihm und sieht, daß der arme Freddy ganz rot geworden ist bis 40


in die blonden Haarwurzeln. Die Lydi unter dem Tisch von der Grete bellt ganz laut, weil sie durch und durch eifersüchtig ist (lacht). Aber der Freddy steckt den Kopf unter den Tisch und streichelt die Lydi so raffiniert, daß der Lydi auch gleich ganz das Kopferl verdreht ist. MARIEDL Und da ist die Mariedl auch schon entdeckt worden zwischen den Menschen. Die Menschen lassen die Mariedl hoch leben. Hoch, hoch hoch, rufen die Menschen und tragen die Mariedl auf den Schultern hinaus auf den Abort. Da wartet schon der Herr Pfarrer und lächelt auch so spitzbübisch, der hat nämlich ein frisches Paar rosarote Gummihandschuhe in der Hand und baumelt damit herum vor dem Gesicht von der Mariedl. Aber die Mariedl schüttelt nur den Kopf. Da lachen die Menschen, weil sie schon gewußt haben, daß die Mariedl den Kopf schütteln wird. Und alle Menschen machen jetzt den Platz frei, weil die Mariedl an die Arbeit schreiten will. Da zieht die Mariedl auch schon ihre grüne Weste aus und krempelt sich die Ärmel hoch von ihrer rosaroten Bluse. ERNA Ja, aber inzwischen ißt die Erna gerade ein Selchfleischbrot mit Gurkerln, das ihr der Wottila gekauft hat. Der Wottila ist zur Schank gegangen und hat an den Selchfleischbroten gerochen und gesagt, daß das kein richtiges Selchfleisch ist, wie er es in seinem Geschäft hat. Aber es ist besser als gar nichts, sagt er, und der Mensch darf nicht heikel sein. Der Erna schmeckt es, weil sie so gut aufgelegt ist, und der Wottila schaut auch ganz menschlich drein und sagt sogar, daß man schon einmal tanzen könnt bei einer langsamen Musik. GRETE Und der Freddy, der kann erst tanzen. Der drückt die Grete und wirbelt sie herum im festlichen Saal. Ein echter Musikant, der kann sowas, da schaun die anderen Mädchen aber, die mit ihren halbverreckten Buberln. Und da sagt er der Grete auch schon dauernd solche Sachen ins Ohr, wo aber schon die Grete rot wird jetzt. Und einmal hat der Freddy ihr auch schon hineingezwickt bei 41


der Hüfte irgendwo. Aber die Lydi ist jetzt ganz arm momentan. Die Grete hat sie nämlich anbinden müssen... draußen vor dem Fest, wegen dem Lärm. Und so tapfer... nicht gebellt, nur gewinselt. MARIEDL Jetzt ist die Mariedl schon mitten in der Arbeit, aber sie hat noch nichts gefunden. Das ist nämlich ganz tief unten, was die so bedrückt, und die Menschen haben auch so einen festen Stuhl hineingemacht, einer nach dem anderen kommt zum Vorschein. Da spürt die Mariedl etwas, das gleich noch fester ist als ein Stuhl. Hart und glatt ist es und irgendwie rund. Jetzt kriegt sie es in die Finger und da ist es eine Konservendose, und noch dazu eine Dose, die noch gar nicht aufgemacht ist. Und da klatschen die Menschen, wie die Mariedl die Dose in die Höhe hält und das Klo durchrauscht Und da sagt der Herr Pfarrer, daß die Dose jetzt der Mariedl gehört und wirft ihr einen Dosenöffner zu. Sie soll doch hineinschaun was da gutes drinnen ist. Schnell wird der Stuhl von der Dose weg­ gewischt und die Dose geschickt aufgemacht. Und da ist es ein Gulasch, wie die Dose offen ist, und wie das schon gut riecht. Daß es ein ungarisches Gulasch ist, sagt der Herr Pfarrer, ein würziges, und da wirft er der Mariedl eine Gabel zu und eine Semmel. GRETE Ja, jetzt ist die Lydi vielleicht noch arm, aber sie weiß ja noch nicht, daß sie schon bald ganz entsetzlich glücklich sein wird. Der Freddy zwickt die Grete nämlich immer öfter und ist selber schon ganz dick geworden in der Hose. Er hat ihr inzwischen erzählt, daß er einen großen Gutshof daheim hat, mit'vielen Dienstboten und einer eigenen Schlächterei. Da gibt es viel Platz für den Auslauf von der Lydi und nur die allerbesten Fleischsachen. Und daß die Grete genau die richtige wär, sagt der Freddy, für eine resche Chefin. Jetzt merkt die Grete aber schon ganz genau, daß die Vorsehung jetzt das heranschafft, was der Grete zusteht. Der Freddy sagt dann auch, daß er ganz gern mit der Grete draußen ein stilles Platzerl suchen tät. Aber da hebt die Grete den Zeigefinger und schimpft ein bisserl. Sie ist nämlich eine ernste Partie, sagt sie, nicht daß sie den Freddy nicht verstehen tät, aber eine Ordnung muß man einfach einhalten. Das weiß der Freddylein dann auch zu schätzen. Du bist die Frau für 42


das ganze Leben, sagt er, und da hat er ganz recht. Und ich sag ihm auch: Wo du recht hast, da hast du recht. Und da wird er gleich noch dicker in der Hose unten. MARIEDL Und die Mariedl steckt schon eine halbe Semmel in die Gulaschdose... ERNA Na na, das kommt jetzt aber noch nicht (funkelt böse die Mariedl an). Merkst du nicht, daß jetzt eine langsame Musik kommt? (sie hebt versonnen den Kopf) Also jetzt spielt die Musik endlich etwas Langsames... Der Wottila greift der Erna an den Ellenbogen und fragt, ob er bitten darf. Er sagt dann auch gleich, daß er kein guter Tänzer ist, weil ein gottesfürchtiger Mann, der zu einer eigenen Fleischerei gekommen ist, halt schon gar keine Zeit hat, das Tanzbein zu schwingen. Und jetzt lacht er sogar ein bisserl, der Wottila, wenn man zu etwas Ordentlichem kommen will, dann muß man sich den Tanz vom Tanzbein und das Fleisch vom Mund absparen, sagt er. Und die Erna versteht ihn ja so gut, sie kennt das Leben unter der Sparsamkeit, und das Herz wird ihr ganz lau. Da ist der Tanz dann auch im Ausklang, und der Wottila sagt der Erna ganz leise ins Ohr, daß er auf den Abort gehen muß, weil die Hosenträger hinten aufgegangen sind, das muß er sich jetzt richten, und vielleicht hat er bei der Gelegenheit auch gleich einen Stuhlgang. Ja ja, sagt der Wottila, so ein Junggeselle hat ein schweres Leben. Da sieht man, was für ein Vertrauen er schon hat zur Erna, daß er ihr schon solche inneren Sachen berichtet. MARIEDL Jawohl, da kann er schon kommen, der Herr Karl Wottila, der eine Abort ist ja schon befreit von der Mariedl. Und gestärkt ist sie jetzt auch schon wieder mit dem Gulasch. Das hat die Mariedl ja auch wirklich noch nie erlebt, daß man eine Kloverstopfung aufessen kann. Die Menschen stehen im Kreise um die Mariedl herum, halt ein paar Meter weg, versteht sich ja, weil die sind ja alle so empfindsam wegen dem Abortgeruch. Aber sie vergönnen der Mariedl das schmackhafte Gulasch, das kann man genau sehn, weil


die Menschen alle so lächeln. Und jetzt, wo das Gulasch ein Ende hat, da rufen sie ihr zu: hopp hopp hopp hopp. Alle zugleich tun sie die Mariedl anfeuern für den nächsten Abort. Und da lacht der Herr Pfarrer schon wieder so spitzbübisch und wedelt mit den Gummi­ handschuhen. Da rufen dann die lustigen Menschen gemeinsam im Chor: Die Mariedl machts auch ohne, die Mariedl machts auch ohne... Und schon langt die Mariedl kräftig hinunter, die kann was schaffen, die Mariedl. Das aufgeweichte Klopapier hat sie schon heraufgefischt und den dünneren Stuhl auch, da spürt sie schon wieder etwas Hartes... wie ein Glas ist das, denkt sie sich, und schwupp, da ist es schon am Tageslicht. In der Muschel rauscht es wieder durch, daß es eine Freude ist, und was hat die Mariedl in der Hand? Eine Bierflasche, eine ganze Hasche Bier und auch noch ungeöffnet. Aber das paßt ja so gut zum Gulasch dazu, danke Hochwürden, sagt sie, weil sie weiß ja ganz genau, daß der Herr Pfarrer der Mariedl eine Freude hat bereiten wollen und da hat er wie ein Osterhase die Überraschung im Abort versteckt, eine Flasche gutes steirisches Bier. Und jetzt weiß die Mariedl auch, warum der dritte Abort ebenfalls verstopft ist. Wahrscheinlich hat der Herr Pfarrer, der Gauner, da auch was versteckt. Da bin ich ja schon so neugierig, was in der dritten Muschel verborgen liegt. ERNA Jetzt wird es aber Zeit, daß der Abort von der Mariedl eine Ruhe bekommt, weil jetzt endlich so ein aufrichtiger Mensch wie der Wottila wieder an die Rede kommen muß. GRETE Und der Freddy? Soll sich der mit seiner Liebe aufselchen lassen? Der Wottila sitzt jetzt ja eh auf dem Abort, den die Mariedl ausgeräumt hat. Jetzt kommt der Freddy wieder und die Grete. (Grete schließt die Augen und lächelt versonnen. Erna zeigt der Grete die Faust und betrachtet sie noch lange und haßerfüllt Mariedl trinkt glücklich eine imaginäre Flasche Bier.) GRETE Ja, beim Zeigefinger bin ich stehen geblieben. Da zeigt die Grete dem Freddy also den Zeigefinger wie einem kleinen Buben, und was


c macht der Lauser?, er zeigt der Grete auch einen Zeigefinger, aber den eigenen Zeigefinger. Und der Freddy hat einen ganz dicken schönen Zeigefinger, und was macht der Lauser mit seinem Zeigefinger? Kaum hat er mit der Grete aus dem Scheinwerferlicht herausgetanzt, steckt er der Grete den Zeigefinger in den Hintern. Das ist schon eine lustige Freude für die Grete, aber sie muß da ihr Schatzerl in die Wirklichkeit zurückzwicken. Der Freddy sieht das alles gleich ein natürlich, er will ja keine Hur zur Frau. Da zieht die Grete also flugs den Finger wieder heraus aus ihrem Hintern, und der Freddy schaut ganz glücklich den Finger an und drückt einen Kuß darauf. Ja ja, sagt die Grete zu ihrem Schatzerl, jetzt hast deinen Finger in das Schatzkisterl von der Grete stecken können, das ist halt was anderes, als die toten Suppenhendln, die die anderen Weiber in ihrer Unterwäsch haben. Und was macht der Freddyschatzi da?, er macht der Grete auf der Stelle einen rechtmäßigen Heiratsantrag. Aber die Grete ist halt eine, die sich auskennt im Leben, die sagt einfach, daß sie jetzt noch ein bisserl tanzen will, und daß sich später schon eine Antwort finden wird von der Grete für den Freddy. MARIEDL Und das Bier ist ein gutes Lebenselixier für die Mariedl... ERNA Moment, also so geht das aber überhaupt nicht. Du haltest jetzt die Goschn, Mariedl. Da muß nämlich keiner glauben, daß der Wottila noch immer auf dem Abort sitzt, der ist ja nicht krank bei seinen Gedärmen. Wie er also zurückgekommen ist, hat er gleich gesagt, daß er einen schnellen festen Stuhl gehabt hat, weil er ja nicht so ein krankes Schwein ist wie die anderen Menschen, die so schlechte Parolen gegen alles auf die Abortwände schmieren. Die schlechten Abortsprüche hätten seinen Stuhl sogar noch beschleunigt. Der Papst, der Bundespräsident, alles wird da in den Schmutz gezogen, sagt er, der Wottila, und gibt der Erna sogar einen Kuß auf die Nasenspitze. Aber freilich täte auch viel von einer günstigen Ernährung abhängen, sagt er, ein schlechter Stuhl komme nämlich nur von einer schlampigen Ernährung. Und wer einen schlechten Stuhl hat, muß lange Zeit auf dem Abort zubringen, und dann 45


kommen die schlechten Gedanken, die so ein Mensch hat, der seine ganzen Schlechtigkeiten auf die Abortwände schmiert. Der Wottila ist ja so ein gescheiter Mensch. Da sagt er zum Beispiel, daß es gescheit wär, ein schlichtes Kreuz gegenüber der Klomuschel aufzuhängen oder eine Photographie vom Bundespräsidenten, weil in der Schule und im Amt hängt ja auch immer so ein Bild. Das täte die Menschen auf ihre Minderwertigkeit hinweisen, da könnten sich die Menschen besinnen, daß sie selber nur kleine Scheißhaufen sind und nicht die Wände beschmieren dürfen. Aber was soll man dieser Welt noch sagen, sagt der Wottila, kaum sammeln sich die schlechten Stoffe in einem menschlichen Körper, schon müssen sie ihre Krüppelhaftigkeit auf der ganzen Umgebung verewigen. Der hat ja so recht, der Wottila, der ist wirklich ein berufener Mensch, darum ist er jetzt ja auch ein Pfarrgemeinderat geworden. Jetzt hab ich die Verantwortung für das Weltliche und für die ganze Kirchenentwicklung, sagt er. (Mariedl hat gebannt zugehört. Wäh­ rend Ernas Ausführungen ist sie mit ihrem Sessel Erna ganz nahe gerückt. Jetzt entfernt sie sich laut und umständlich.) MARIEDL Da bin ich aber wirklich froh, daß die Mariedl den ganzen Abort entsorgt hat, weil das ist ja wirklich ein Mensch, der einen Respekt hineintreibt in die Menschen, der Herr Karl Wottila, wo er jetzt auch noch Pfarrgemeinderat ist... (erst nachdenklich, dann plötzlich sprühend:) Aber das, das weiß nicht einmal der Herr Pfarrgemeinderat Wottila, was für eine Überraschung im dritten Abort versteckt ist. Das wissen nämlich nur der Herrgott und der Herr Pfarrer und die Engel vielleicht, naja, die Mutter Maria natürlich sowieso. Also beim dritten Abort wartet schon ein riesiger Haufen Menschen, und diese Menschen, die johlen auch am stärksten, wie die starke Mariedl den ganzen Arm hineinsteckt in die Muschel bis zu den Achselhaaren. Da war aber gar nix hartes oder glattes in dem Loch unten. Komisch, denkt sich die Mariedl, ist der Abort womöglich wirklich nur mit einem Stuhl verstopft, aber da hat der Herr Pfarrer schon wieder so ein spitzbübisches Lachen gehabt und gesagt, daß ich nur weitergreifen soll. Sie sind mir aber ein Schelm, sagt die Mariedl 46


zum Herrn Pfarrer und greift in der Muschel noch einmal alles durch. Da spürt sie so ein komisches Ding und zieht es hervor, und da ist es ein Packerl, eingewickelt in ein Nylonsackerl, damit sich das Geschenkpapier nicht ansauft mit dem Stuhlwasser. Und jetzt klatschen die Menschen und singen: hoch soll sie leben, hoch soll sie leben, dreimal hoch. Und die Menschen freuen sich, daß die Mariedl so eine große Freude hat. Und der Herr Pfarrer sagt, daß das Packerl eine Anerkennung ist für den Arbeitseifer von der Mariedl. Schnell ist das Packerl aufgemacht. Und was ist drinnen? Ein französisches Parfüm, ein echtes, damit sie gut riechen kann, die Mariedl. GRETE So eine wie die Grete, die braucht gar kein Parfüm, obwohl sie freilich dauernd eines geschenkt kriegt von ihren Verehrern. Aber die Grete hat schon so einen guten Körpergeruch, daß sie fast gar keinen fremden Duft braucht. Der Freddy hat ja auch gleich gesagt, daß ich so gut riechen tu wie sein Lieblingsessen, Schweinsbraten mit mitgebratene Erdäpfel. Und das ist schon einmal eine wichtige Voraussetzung für eine Frau, daß sie wenigstens so gut riecht wie das Lieblingsessen von ihrem Mann. Aber jetzt hat die Grete eine schwere Entscheidung und eine riesengroße Verantwortung: Soll sie dem Freddy die Hand überreichen für das ganze Leben? Sie geht jetzt ein wenig hinaus vor das Fest, um sich mit der Lydi zu beraten, aber die Lydi ist ja auch in so einem entsetzlichen Zwiespalt eingefangen. Einerseits der große Auslauf und das herrliche Fressen, und andererseits muß sie ihr Frauerl mit dem Freddy teilen. Das ist nicht leicht für die Lydi, das muß man schon verstehn, obwohl der Freddy der Lydi auch so gut gefallen tut. Und wie die Grete schon gar nicht mehr weiß, welche Entscheidung sie auf­ greifen soll, da wackelt die Lydi auf einmal wieder so mit dem Kopferl und sagt jajajaja. Jetzt weiß die Grete, daß sie den Freddy aufgreifen kann in Gottes Namen. Und da bekommt sie eine große starke Freude in ihrem Herzen und geht mit einem festen Schritt hinein in das Fest. Der Freddy kommt der Grete schon entgegen und seine Augen flackern vor lauter Erwartung und Angst, vor einem Begehren und einer Begierde. Und sinkt auf die Knie und 47


sagt, daß er sich umbringt, wenn sie ein Nein auf ihn hinunter­ schmettert. Aber was bist du denn nur für ein liebes Dummerl, sagt die Grete und krault sein goldenes Haar. Ich sage ja eh ein Ja, sagt die Grete. Da springt er wie von einer wilden Sau gebissen hoch und jauchzt und jodelt, daß es eine Freude ist. Sie nimmt mich doch, sie nimmt mich doch, jubiliert er und ist auch schon auf der Bühne. Seine musikalischen Kameraden gratulieren ihm alle zur feschen Grete, und dann spielt der Freddy auf der Tuba, daß die Tuba fast auseinanderbricht. Alle Menschen unter dem Fest sind glücklich und tanzen um das junge fesche Paar herum. Viele Männer sind aber ganz niedergeschlagen, weil sie auch gern die Grete aufgegriffen hätten, aber die Grete hat gewählt und muß die traurigen Männer fortjagen, weil was sie sich gewählt hat, das ist unter ihrem Besitz und verträgt keine ähnlichen Sachen. (Grete ist erschöpft und glücklich, sie trocknet sich den Schweiß) Aaah, herrlich war das... MARIEDL Und die Mariedl macht das Rascherl auf und nimmt gleich einen Schluck Parfüm... ERNA Das hab ich nicht gewußt, was du für eine vorlaute Abortgoschn haben kannst, Mariedl. Siehst du denn nicht, daß die Erna und der Wottila immer gemütlicher zusammensitzen? Da wirst du ja wohl noch begreifen, daß das so eine Freude ergibt, daß man eine Mitteilung machen muß. (Sie hebt den Kopf und wird wieder versonnen.) Außerdem essen die zwei jetzt noch ein Selchfleischbrot, nur daß die Erna jetzt einen Milchkaffee dazutrinkt, weil noch ein Achterl Wein, das kann die Gefühle schon in den Abgrund hinunterstürzen lassen. Noch dazu hat jetzt der Wottila eine arbeitsame Hand von der Erna in die Hände genommen und betrachtet andächtig die ausgeschundenen Finger. Die Gottesmutter, die ihm auf der Waldlichtung erschienen ist, hätte eine richtige Ähnlichkeit mit der Erna, sowie sie auch seiner Mamma ähnlich geschaut hätte, nur daß die Gottesmutter kleidermäßig viel großartiger gewesen wär und eine irrsinnige Lichtanlage um sich herum gehabt hätt. Wie die Erna 48


das hört, da ist ihr schon, als würd ihr Inneres hinaufschießen ans Himmelszelt. Es ist mir eine Ehre, sagt sie nur, mehr kann sie nicht, da ist sie zu ergriffen. Und der Wottila sagt: Das muß ja eine tiefere Zeichenverwicklung sein, wenn meine Mamma, die Mutter Gottes und meine beste Kundschaft, die Frau Erna, alle fast gleich ausschauen. Da muß man doch was machen, denkt sich da meine Seele, sagt er. Ja freilich, sagt die Erna, aber was kann man da wirklich machen? Womöglich wäre eine Verheiratung auch noch das Günstigste, auch für mein Geschäft, eine Fleischerei braucht Frauenhände, sagt der Wottila. Ja, das seh ich schon ein, sagt die Erna. Da holt der Wottila ganz tief unten eine Luft und sagt: Es ist vollbracht, jetzt leg ich meine Fleischerei auch in deine Hände, Frau Erna Wottila. Frau Erna Wottila, flüstert ganz angegriffen die Erna. Und der Wottila verkündet feierlich: Ein Selchfleischbrot und einen kleinen Wein, das können wir jetzt schon noch riskieren. Ja, aber diesmal mit einem harten Ei darauf, bitte, sagt die Erna. Dann ist es um zwei Schillinge teurer, sagt er, aber an diesem Tag, so wunder­ schön wie heute, hat das auch noch seine Richtigkeit. Und mit einer echten Würde in der Gestalt schreitet er zur Schank und bestellt seine Bestellung. (Mariedl hebt eine Hand wie eine Schülerin und bohrt mit der anderen in der Nase. Sie wird nicht beachtet.) GRETE Die Grete hat momentan auch nur ein riesiges Glück in der Tasche. Der Freddy ist ja ganz wild auf die Grete, dauernd muß er sich die Lederhose frisch einrichten, weil es ihn so drückt. Aber er beherrscht sich, der brave Bub, weil er einen Respekt hat und eine Ehrfurcht vor der Fraulichkeit der Grete. Und die Grete ist halt doch eine weitsichtige, sie denkt jetzt hauptsächlich an den Schnitt von ihrem Hochzeitskleid und was sie der Lydi an ihrem Hoch­ zeitstag schenken soll. Ein Kalbsvogerl, das ist klar, aber es muß noch was Feines dazukommen. Ein neues Betterl vielleicht. ERNA In der Erna und in dem Wottila ist jetzt auch eine tiefe Zu­ friedenheit ausgebrochen. Es fällt den zweien gar nichts mehr ein, was sie sprechen können. Der Erna ist es ein bisserl schlecht wegen 49


der vielen Selchfleischbrote, aber wenn man einmal zu viel gutes Essen gegessen hat, dann ist es einem angenehm schlecht. Die Erna macht sich natürlich Gedanken auf die zukünftige Zukunft, weil da eine große Verantwortung lauert. Schließlich wechselt sie von einer Putzfrau in eine Geschäftsfrau, das ist schon ein großer Übergang. Da muß der Mensch ja auch noch vorsichtiger werden im Leben, weil das ganze Leben in der Wichtigkeit zunimmt. Da kann der Mensch, wenn er im Geschäftsleben steht, auch nicht mehr beliebig mit allen anderen Menschen verkehren, weil wenn eine Verant­ wortung in das Lebensschiff geschwemmt wird, dann kann man sich vieles nicht mehr leisten. Eine Geschäftsfrau muß den Kot und die Schmutzhaufen ganz weit abstehend von ihrem Leben halten. (Mariedl wird unruhiger, sie zeigt noch immer auf und beginnt mit ihren Bergschuhen am Boden zu scharren.) GRETE Ja, auch die Grete weiß, daß ihre Reinlichkeit jetzt noch viel groß­ artiger ausbrechen muß. Als Herrin auf einem regelrechten Gutshof wird man vom Lebensschmutz ja auch viel kräftiger angefeindet. Und die Lydi hat dann auch neue Aufgaben, sie muß ja ein echter Wachhund sein, da gibt es auch für sie dann gar kein ScheißdreckFressen mehr, da muß sie die Grete und den Freddy vor dem Schmutz der ganzen Welt bewachen. Die schlechten Elemente wachsen auch sofort in die Überzahl hinein, wenn man etwas besseres geworden ist. Da wird man viele starke Wachorgane brauchen in dem neuen Leben. ERNA Die Menschen auf der Straße neiden einem ja alles, wenn man sich etwas erarbeitet hat und ein eigenes Geschäft hat. Ein bisserl einen schönen Schmuck hat man dann nämlich und vielleicht gar ein glänzendes Auto. Da kann so ein fleißiger Mensch dann auch oft nach Lourdes und nach Medjugorje fahren, aber nicht mehr in einem stinkenden Autobus. Aber so ist es eben. Wenn man seinen Lohn herausbezahlt kriegt für die Lebensarbeit, dann bewerfen einen die Leute auf der Stelle mit ihrem bösartigen Stuhl. Und das tun diese Elemente so lange, bis alles Edle und Echte untergeht im Stuhl und im Urin ersaufen tut. 50


MARIEDL (sie zappelt) Iiich, jetzt möcht ich wieder... GRETE Also von mir aus. Bring sie hinter dich, deine dreckigen Einbildungen. Die Erna und ich haben dann ernste Aufgaben zu denken. MARIEDL (ist irritiert, kratzt sich überall) Die Menschen haben den Abort wieder verlassen. Alle sind hinausgegangen. Niemand ist zurückgeblieben, nur die Mariedl. Da steht jetzt die Mariedl mit ihrem ausgesoffenen Parfümflascherl und duftet innerlich wie alle feinen Damen der Welt zusammen. Außen ist sie aber noch ganz voller Menschenscheiße und das macht sie ein wenig traurig. Meine Seele ist meine Schönheit, denkt sie sich, aber leider ist meine Seele so furchtbar innerlich. Die Seele brütet das ewige Leben aus, aber den Körper muß man ein ganzes Leben lang herzeigen. Mit der ungarischen Gulaschkonservendose hat sich die Mariedl auch noch geschnitten. Und das Bier ist auch weg, auch ausgesoffen, und schlecht ist es der Mariedl, furchtbar. Ein ungarisches Gulasch und ein französisches Parfüm vertragen sich halt schlecht im Körper. Am Abort kann man sehr einsam sein, wenn man alleine ist und keine große oder kleine Not spürt. Da rafft sich die arme Mariedl zusammen und wäscht sich den allergröbsten Stuhl herunter. Sie will zu den Menschen, die im Fest ihr Glück betreiben. Sie geht hinein und wärmt sich an der fröhlichen Musik. Sie sieht die Grete, wie sie hupft und kichert, weil ihr der blonde dicke Fettwanst mit seinem Finger schon wieder unter den Kittel will. Sie sieht die Erna, wie sie mit einem Milchkaffee Bruderschaft trinkt mit dem Wottila. Und überhaupt haben alle Menschen eine Fröhlichkeit im Herzen und gehen fast über vor Glück, fast wie ein verstopfter Abort. Aber immer wieder spielt das Leben seine eigenen Gesetze und zaubert eine Lebens­ gefährlichkeit an die Lebensoberfläche. Vor dem Fest hat nämlich ein Taxi gehalten, und aus dem Taxi steigen zwei Menschen aus, ein 51


Mann und eine Frau. Die haben das Taxi gar nicht einmal bezahlt und der Taxler rennt hinten nach und schreit: zaaahlen. Der Mann sagt aber nur, daß das die alten Weiber da drinnen abstottern, und dann gehen sie zu dritt in das Fest hinein. Vor dem Fest ist ein Hund angebunden, ein Dackel, Lydia heißt er, der hat von der Frau gleich so einen fürchterlichen Tritt gekriegt, daß er liegen geblieben ist GRETE Aaaaaah, wer wär denn diese Sau, die sowas tut, die Hur. (Erna hört interessiert zu und deutet Grete, den Mund zu haben. Grete schluchzt leise weiter.) ERNA Erzähl weiter, Mariedl. MARIEDL (lehnt sich zurück und schließt die Augen.) Die Grete sieht die Hannelore schon von weitem. (Grete schluchzt heftiger.) Die Grete wird schneeweiß und stottert nur: wo liegt denn das eigentlich, das Australien? Die Hannelore geht gleich direkt auf die Grete zu und gibt ihr ohne ein Wort gleich einmal ein paar saftige Watschn, daß der Grete das Gebiß herausfallt und der Pepi schief sitzt. Dann sagt sie zur Grete, daß der lästige Mensch hinter ihr ein Taxler ist und bezahlt werden will, und daß die Grete zahlen muß, weil ab jetzt alle offenen Rechnungen die Grete begleichen muß mit ihrem Lebensresterl. Die Grete kann nur heulen und der Schleim rinnt ihr aus der Goschn. (Grete heult laut auf und will sich auf Mariedl stürzen. Erna ist schneller und hält Grete fest) ERNA Laß die Mariedl weiter in die Wirklichkeit hineinschauen, vielleicht sieht sie mein Lebensglück mit dem Wottila. Man muß die Wahrheit aushalten können, Grete, mit festen Füßen muß man der Wahrheit in die Augen schaun, auch wenn die Füß geschwollen sind... Red weiter, Mariedl. (Grete ist auf ihrem Sessel zusammengesackt und zittert. Mariedl schließt wieder die Augen und spricht) 52


MARIEDL Der Freddy hat jetzt aber schon gar keinen Gusto mehr, der Grete seinen Finger ins Arschloch zu stecken. Verlegen betrachtet er jetzt die falschen Zähne, die auf dem dreckigen Boden liegen. Und weil ihm das alles so unangenehm ist, dem Freddy, holt er sein Geld heraus. Der Taxler lacht auch schon die ganze Zeit so blöd daher und sagt was von einem Leichenschänder zum Freddy, wie er die Grete so abgeräumt dasitzen sieht. Der Freddy legt zwei Hunderter auf den Tisch und sagt, daß er da aber schön angeschissen worden ist mit dem alten Aas da. Da lacht die Hannelore laut auf und haut der Grete gleich noch ein paar hinein, daß ihr gleich die ganzen falschen Haare abfahren. Die gleichen Menschen, die sich früher um den Überraschungsabort versammelt haben, stehen jetzt um die verstopfte Grete herum. Einer sagt: Da schauts, die Frau hat sich angebrunzt. Der Freddy wird noch unsicherer und legt noch zwei Hunderter auf den Tisch, dann steht er auf, trinkt sein Bier aus und stellt sich zu den Zuschauern dazu. Dann kommt einer herein, schmeißt was auf den Boden und fragt: Wem gehört die Hundsleich da? GRETE Lydiiii (Grete hockt da und hat einen Krampf. Sie ballt die Fäuste und verzieht das Gesicht.) ERNA Das Leben treibt gar manche abgrundtiefe Blüte in diesem Tale der Tränen. MARIEDL Derweilen werden die Menschen wieder unruhig, weil es nichts mehr anzuschauen gibt. Die Grete hat sich ganz begraben unter einer alten Zeitung und rührt sich nicht mehr. Die Hannelore telephoniert inzwischen mit dem Irrenhaus. Aber auf der anderen Seite des Festes laufen auch eine ganze Menge Menschen zusammen, da poltert nämlich der Herrmann zwischen den Tischen herum. Groß ist er und aufgeschwemmt und 53


total besoffen. (Grete hat sich wieder gerade hingesetzt Ihre Schminke ist zerronnen, sie ist ganz derangiert.) Aus dem Weg, schreit er, ich muß zu meiner Mamma und zu ihrem Fleischhauer, ich muß eine Überprüfung machen, ob er die alte Sau schon aufgearbeitet hat. Die Erna sitzt da wie von einem Blitz eingeäschert, und der Wottila schaut drein, als hätte er schon wieder eine Erscheinung gehabt. Der Herrmann setzt sich krachend nieder und schreit: Wirtschaft... ein Faß Bier, ich muß mir die letzten Hostien hinunterspülen. (Erna steht auf und setzt sich unter Drohgebärden in Bewegung. Grete faßt sich Erna und drängt sie in ihren Sessel zurück Dort hält Grete Erna fest, bis Erna ihren Kopf in der Kleiderschürze vergräbt) GRETE Auch du wirst unter der Wahrheit bleiben, Erna. Das Leben verbraucht eben, was es will. Einmal macht es dir einen dicken Stuhl und einmal einen dünnen. Und wenn das Leben einen Stuhl macht, dann ist das die Vorsehung, da kann man gar nichts machen. Also Erna, schön tapfer warten... bis es aus ist. Red weiter, Mariedl. MARIEDL Der Wottila faßt sich als erster und sagt zum Herrmann: Wie können Sie sich herausnehmen, so über diese Frau zu sprechen, die Ihnen das Leben geschenkt hat? Da steht der Herrmann auf, wischt sich die Schuhe ab am Anzug vom Wottila und gießt ihm auch noch den Milchkaffee über die Glatze. Der Wottila zieht ganz schnell sein Sacktuch aus der Hosentasche und kämpft ruhig mit dem Milch­ kaffee auf seinem Anzug. Dann sagt er: Der Herr verzeihe Ihnen, Herrmann, was sie ihm in jeder Sekunde antun. Jeder Tropfen Blut aus Christi Wunden spült sie ein Stückerl tiefer hinunter in die Hölle. Und der Herrmann sagt: Was sagst du dazu, Mamma, wie der Herr Tierkörperverwerter mit deinem Sohn spricht? Aber die Erna japst nur wie eine halb erwürgte Gans. Wahrscheinlich kriegt sie keine Luft mehr, weil die so dick geworden ist von den vielen Zuschauern. Die Erna hat aber gerade noch die Kraft, daß sie dem Herrmann ins Gesicht spucken kann. Aber der Herrmann kriegt nur einen Lachkrampf. Was soll denn da herauskommen, wenn eine Sau der anderen, ins Gesicht spuckt, sagt er. Dann steht er aber ganz 54


ruhig auf, streicht sich die Haare glatt, packt die Erna und den Wottila beim Genick und haut die Köpfe solange zusammen, bis das Blut spritzt und die Seelen auswandem. (sie atmet tief ein und streckt sich) Und wie steht die Mariedl da? Gewonnen für alles steht sie da, mit strahlendem Unterleib. Und der Stuhl der Menschen auf ihrem Körper verwandelt sich in einen Goldstaub. Inzwischen haben die Menschen den Herrmann zusammengeschlagen und gefesselt und lesen ihm zwischendurch immer wieder die Leviten mit den Fäusten, bis die Polizei kommt. Aber die Mariedl schwebt über den Menschen, und die Menschen werden still, weil sie sehen können, wie die Haut von der Mariedl abblättert, weil der Goldstaub so stark nachdrückt. Sie schwebt zur Erna und zum Wottila hinüber, die jetzt zusammen eingegraben werden, und streut ihnen ein bisserl Goldstaub auf die ruinierten Schädeldecken. Und dann schwebt die schöne Mariedl auch noch zum armen Herrmann, den sie nicht mehr aus dem Gefängnis lassen werden, und vermacht auch ihm einen goldenen Staub. Die Grete soll auch nicht zu kurz kommen, weil die geht jetzt ja ins Irrenhaus, das hat die Hannelore schon geregelt. Und bevor die Lore heimfährt nach Australien, bekommt auch sie noch einen goldenen Hauch von der Mariedl. (Inzwischen sind Erna und Grete aufgestanden und begutachten die Küchenmesser in Ernas Kredenz. Erna geht kurz hinaus und holt einen Eimer und einen Fetzen.) MARIEDL Die Mariedl kennt jetzt keine Fußschmerzen mehr, das tut ihr gut, das Schweben, da werden ihre Füße auch kleiner und das Leben größer und größer. Sogar der Herr Pfarrer ist nur mehr so groß wie eine Schmeißfliege, so weit weg ist er. Hoch und höher schwebt sie, die Mariedl. Da unten ist Lourdes, so groß wie eine Zündholz­ schachtel. Und da fliegt ja die Jungfrau Maria, die schon wieder jemandem erscheinen muß... nicht größer als eine Wanze. Gütig schaut sie drein, das arme Hascherl. (Entschlossen und sehr sachlich treten Erna und Grete an Mariedl heran. Sorgfältig schneiden sie ihr den ganzen Hals durch. Erna ist gleich mit Eimer und Fetzen zur Stelle, um eine größere Schweinerei zu verhindern.) 55


ERNA Riechen tut so etwas schon komisch, so ein Mensch von innen. Daß der Mensch aber auch so viel Blut haben muß im Fleisch. Und die da hat sicher auch einen Stuhl im Kopf. Tät mich eigentlich inte­ ressieren... GRETE Aber die Zunge schaut gar nicht schlecht aus, die nehm ich mit für die Lydi. ERNA Was da für eine Ruhe sein kann in so einem roten Blut... Ich hab immer gedacht, wenn einer tot ist, dann geht alles drunter und drüber in einem toten Menschen. GRETE Und was mach ma jetzt mit der da? ERNA Die graben wir im Keller ein, weil die feinen Leute sagen ja auch immer: Jeder Mensch in diesem Land hat seine Leich im Keller.

Ende der zweiten Szene.

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DRITTE SZENE Theater auf der Bühne. Ein kleiner dreckiger Theatersaal; eine winzige Bühne, die von bunten Glühbirnen eingerahmt ist Das dargestellte Publikum sitzt auf rohen Bänken mit dem Rücken zum "echten Publikum”. Auch während der Vorstellung wird von Kellnerinnen Bier ausgetragen. Die Origjuial Hinterlader Seelentröster auf der Bühne. Gejohle. DER SÄNGER DER ORIGINAL HINTERLADER SEELENTRÖSTER Und vor dem echten Theater müssen die Original Hinterlader Seelentröster noch ein gutes Lied versingen. Das Lied tut heißen "Was der Herrgott für mich sein muß". (Gejohle) Der Herrgott ist ein Autobus der fährt dich übrall hin und wenn du ihn schön bitten tust dann sitzt du auch mit drin Der Herrgott is a Eierspeis aus tausend Eiern gmacht und tausend Eier ham an Preis a wenns im Herzerl kracht Der Herrgott is a Melkmaschin die ganze Welt ist seine Kuh drum hüt die Milch im Herzen drin sonst verreckt sie dir im Nu Der Herrgott is a Zwetschgenbaum mit grüne Äpfel drauf weil blaue Zwetschgen gibt es kaum drum steig erst gar net nauf 57


Der Herrgott is a Schreibmaschin die hine Tasten des bist du drum haut die ganze Schrift net hin und das Himmelstor fallt zu Der Herrgott ist das Gotteshaus doch die Heizung des bist du drum geh rein und gar nie mehr hinaus und du kriegst die ewge Ruh Der Herrgott is a Waschmaschin ganz automatisch wascht er dich hast schiache Recken in der Seele drin dann gehts dir fürchterlich Der Herrgott is a Schnellkochtopf da wirst du ganz schnell weich er kocht dir deinen schweren Kopf und tröstet deine Leich Lautstark werden die Original Hinterlader Seelentröster verabschiedet Vorhang: und geht wieder hoch. Drei hübsche junge Frauen agieren auf der Bühne und spielen das Stück "Die Präsidentinnen” bösartig, übertrieben und kreischend. Das dargestellte Publikum lacht und gibt Szenenapplaus. Erna, Grete und Mariedl, die sich im Publikum befinden, stehen bald entsetzt auf und wollen den Saal verlassen, was sich schwierig gestaltet, weil sie in der Mitte einer Reihe sitzen. Erna gelingt der Ausbruch zuerst und sie rüttelt an einer Saaltür, die verschlossen ist Grete findet auch keine offene Tür. Erst Mariedl wirdfündig. Sie stürzt zu Grete und zerrt sie zur offenen Tür. Grete macht sich los, stürzt zu Erna und zerrt sie zur offenen Tür. Alle drei verschwinden. Auf der Bühne wird noch eine geraume Zeit"Die Präsidentinnen”gespielt. (aus) 58


ÜBERGEWICHT, unwichtig: UNFORM Ein europäisches Abendmahl


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