Gemeindebrief in Norwegen Juni–August 2025

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Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen

Juni – August 2025

Nr. 3

Ihr Blick geht nach oben. Über ihnen nicht nur eine Kameralinse, sondern auch der weite Himmel. So wie es am Tag ihrer Konfirmation sein wird. Johanne, Tilda und Amelie, die drei auf dem Titelbild, werden am Pfingstsonntag, dem 8. Juni, in unserer Gemeinde konfirmiert. In dem Augenblick, in dem die Drei gesegnet werden und wir sie Gott ans Herz legen, wird nicht nur ihr Blick nach oben gehen. Und nach innen.

Das ist ein wichtiges Ereignis im Leben einer Gemeinde, wenn die Jugendlichen bewusst Ja sagen zum Glauben. Das nehmen wir zum Anlass und sprechen über den Glauben. Wie ein roter Faden zieht sich das Thema durch diese Ausgabe des Gemeindebriefes.

Es geht um den Glauben und die Vorstellung von Gott, wie es die Jugendlichen formulieren. Es geht darum, dass es gar nicht so einfach ist auszudrücken: Was glaube ich eigentlich? Was ist mir wichtig? Worauf vertraue ich?

Es geht um den Glauben, der vor 1700 Jahren auf dem ersten ökumenischen Konzil in ein Glaubensbekenntnis gefasst wurde, das immer noch in Gebrauch ist. Wie dieser Glaube bis heute in der Ökumene Menschen verbindet, über Grenzen von Kirchen und Ländern hinweg. Wie dieser Glaube sich in Liedern und auch in der Geschichte zeigt und die Kraft zur Versöhnung in sich trägt — 80 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges auch in Norwegen.

Glaube — das mag sich wie ein sperriges, kompliziertes Thema anhören. In dieser Ausgabe jedoch lassen wir das Thema konkret werden. Sparen auch die Schattenseiten nicht aus, wenn unsere „Gut–Gläubigkeit“ uns in Gefahr bringt (nachzulesen in der Rubrik Liedblatt „Ich glaube… das war wohl nix“). Aber letztlich geht es in allen Ankündigungen, Rückblicken und Informationen aus dem Gemeindeleben um den Glauben, der eine Gemeinde zusammenbringt. Der eine Gemeinschaft trägt, die gut tut.

Schön wenn das nicht nur die Konfirmandinnen so erleben, sondern alle, die bei der einen oder anderen Gelegenheit dabei sind: Beim Sommerfest im Juni oder beim „Startfest“, wenn es die Erstklässler sind, die etwas von dem Segen spüren, der unseren Blick öffnet — nach oben und nach innen.

Rückblick auf die Gemeindeversammlung 4

Familiengottesdienst und Sommerfest am 22.6. 5

Regelmässige Treffpunkte und Gruppen 6

Drei Jugendliche auf dem Weg zur Konfirmation 9

Anmeldung für die neue Konfirmandenzeit 25/26 12

80 Jahre nach Kriegsende in Norwegen 13

Veranstaltungen der Gemeinde 15

Sieben Gemeinden, fünf Tage, ein Kirchentag 18

Rückblick auf einen Abend wie ein Gedicht… 20

Glauben und Ökumene in Norges Kristne Råd 22

Liedblatt: Ich glaube… das war wohl nix! 24

Vor 100 Jahren: Dohrns Konditorei und Café… 27

Drei Dinge, die du für die Gemeinde tun kannst 30

Möchten sie Gemeindemitglied werden? 31

Ich glaube

Manchmal bekenne ich mich. Nicht so wie eine Vollversammlung von Bischöfen. Nicht Jahrtausende alt und felsenfest. Manchmal bekenne ich mich. Aber anders. Dann stehe ich zu dem, was ich am Tag vorher gesagt habe. Oder zu einem Freund, der gerade viel Kritik einstecken muss. Dann nenne ich Dinge beim Namen. Weil ich mir sicher bin. Manchmal.

Viel zu oft aber scheue ich mich vor eine klare Aussage. Benutze neblige Worte: Vielleicht. Eher nicht so. Eigentlich. Eventuell. Ziemlich. Sozusagen. Damit fühle ich mich weniger angreifbar, aber nicht so gut. Denn das gibt es doch: Das, worauf ich vertraue. Was ich gelernt habe im Leben. Was ich glaube.

Ich glaube. Das bekenne ich. Mein Glaube ist ein löchriger Schuh, der immer zu groß ist. Wenn ich davon erzähle, fühle ich mich wie ein Sänger im Chor der Waghalsigen. Es ist ein toller Chor. Ich bin nicht allein. Ich glaube, jeder Mensch glaubt etwas. Das zu teilen, was wir glauben, ist wertvoll. Glaube ich.

Ich glaube, dass es jeden Tag einen Grund gibt, sich zu freuen. Und dass es sich lohnt, danach Ausschau zu halten. Ich glaube, dass ich am meisten in meinem Leben durch Fehler gelernt habe und durch schwere Erfahrungen. Eigenartig, dass ich immer noch Angst habe, Fehler zu machen, und davon träume, dass das Leben immer leicht ist.

Ich glaube an Gott. Ich glaube, dass Gott nicht so sehr das Poltern von oben ist, sondern eher das Lächeln von der Seite. Ich glaube, dass Gott mir in Worten begegnet. Seine Stimme klingt wie ein Lachen oder das Rauschen der Blätter. Ich glaube, dass Gott sogar in mir wohnt, und dass ich ihn dort treffen könnte, wenn ich nur öfter zuhause wäre.

Ich glaube, dass Jesus auch nur ein Mensch war. Er hat gelacht und geliebt. Er hatte Angst und wurde müde. Ich glaube, dass Jesus gleichzeitig Gott ist. Ich glaube, dass das kein Widerspruch ist: Gott im Menschen. So wie es den Himmel auf Erden gibt, die Ewigkeit in der Zeit oder das Gute im Schweren.

Ich glaube an das Gute im Menschen. So wie ich glaube, dass die Sonne da ist, auch wenn es regnet (das hat mir der Regenbogen verraten). Ich glaube, dass der Satz „Du bist perfekt so wie du bist“ immer eine Lüge ist. Ich glaube, dass ich wachse. Ein Leben lang. Ich glaube an die Liebe. Sie verbirgt sich in allem, auch wenn ich es nicht verstehe. Sie macht schön. Sie kennt nur das Jetzt. Ich glaube, darum ist sie ewig.

Herzlichst, Ihr und Euer

Ein

Rückblick auf die Gemeindeversammlung:

Buntes Leben, stabile Finanzen

Der Bericht aus einem bunten Gemeindeleben stand im Mittelpunkt der Gemeindeversammlung, die am 6. April 2025 im Haus der Gemeinde in Oslo stattgefunden hat. Besonders der Aufschwung bei den Angeboten für Kinder und Familien wurde mit einem freudigen Zwischenapplaus bedacht. Neben der regelmäßig stattfindenden Kinderkirche parallel zum Sonntagsgottesdienst war vor allem der überaus gut besuchte Laternenumzug zum Martinsfest bemerkenswert. Die Aktionstage für Kinder und Familien haben sich im vergangenen Jahr etabliert und eine neue Pfadfindergruppe, die „Uranienborg Pfadis“ sind seit Herbst 2024 bei uns im Haus zu Gast.

Natürlich gehörte auch der Blick auf die Finanzen zum Standard der Gemeindeversammlung. Der Abschluss des Rechnungsjahres 2024 wurde dargestellt und dem Gemeindekirchenrat Entlastung erteilt. Außerdem wurde der Haushaltsplan für die Jahre genehmigt. Alle Haushalts–Unterlagen und ebenso das inzwischen genehmigte Protokoll der Gemeindeversammlung können von den Gemeindemitgliedern jederzeit eingesehen werden. Eine Bitte per E–Mail an Claudia im Gemeindebüro genügt: kontor@deutschegemeinde.no.

Die finanzielle Lage der Gemeinde ist weiterhin stabil. Das Jahr 2024 endet mit einem ausgeglichenen Ergebnis. Die gesunkenen Ausgaben für Strom und stabile Einnahmen haben dazu beigetragen. Die Rücklagen, die nach der finanziellen Krise 2021 neu angespart werden mussten, konnten zum Ende des Haushaltsjahres 2024 weiter aufgestockt werden. Nach der intensiven Diskussion auf der Gemeindeversammlung 2024 über die Mitgliedsbeiträge konnte der Gemeindekirchenrat für das zurückliegende Jahr berich-

ten, dass die Summe der Mitgliedsbeiträge wieder gestiegen ist. Die Entwicklung:

• 2022: 289.696 NOK

• 2023: 259.713 NOK

• 2024: 318.084 NOK

Mitgliedsbeiträge sind überlebenswichtig Alle Anwesenden waren sich einig, dass es auch in Zukunft wichtig bleibt, die Mitglieder und Freunde der Gemeinde darauf hinzuweisen, wie überlebenswichtig die Beiträge und Spenden sind für unsere Gemeinde, die ja eine Freiwilligengemeinde ist. Dies gilt umso mehr als die Zuschüsse von der Evangelischen Kirche in Deutschland wohl ab 2027 wegfallen und auch die staatlichen Zuschüsse eher sinken werden.

Lebendige Gottesdienste, Angebote für Kinder und Jugendliche, die festen Gruppen und Kreise, Vorträge, Themenabende, Konzerte — all das macht die Gemeinde aus, lädt Menschen zum Glauben ein, sich zu begegnen, sich Zuhause zu fühlen, verbunden zu sein in einem großen Netzwerk. All das wäre nicht möglich ohne die Spenden und Beiträge derer, denen diese Gemeinde etwas wert ist.

Neben den großen, öffentlichkeitswirksamen Ereignissen und der Tatsache, dass die Gemeinde einen Pfarrer entlohnen kann, geschieht vieles auch eher im Verborgenen. Aber es ist genauso wichtig: Jemand findet ein Ohr, das zuhört, ein Herz lässt sich bewegen, jemand reicht eine helfende Hand ohne großes Aufsehen, am einem Krankenbett wird ein Gebet gesprochen.

Jeder gibt nach seinen Möglichkeiten. Aber jeder gibt.

All das würde es nicht geben können, ohne Menschen, die diese Gemeinschaft tragen. Deshalb bittet der Gemeindekirchenrat alle Mitglieder und Freunde: Helfen Sie uns! Jeder gibt nach seinen Möglichkeiten wie viel er oder sie will und kann. Aber jeder gibt! Jeder Betrag hilft und ist für die Gemeinde überlebenswichtig.

Mit einem Beschluss schon Anfang 2020 hat der Gemeindekirchenrat eine Empfehlung für die Höhe des Mitgliedsbeitrages gegeben, und zwar in Höhe von einem Prozent des Haushaltseinkommens.

Es handelt sich um eine Bitte und Empfehlung, nicht um eine gesetzliche Verpflichtung. Eine Mitgliedschaft in unserer Gemeinde ist unabhängig von der Höhe des Betrages möglich, mit dem jemand die Gemeinde unterstützen kann. Wie gesagt, jeder gibt nach seinen Möglichkeiten. Aber klar ist auch: Ohne einen Beitrag nach den persönlichen Möglichkeiten der Mitglieder kann die Gemeinde nicht existieren.

Steuerliche Möglichkeiten in Norwegen

Der Mitgliedsbeitrag ist (wie auch jede Spende) in der norwegischen Steuererklärung absetzbar. Der gezahlte Mitgliedsbeitrag wird von uns unter Angabe der norwegischen „Fødselsnummer“ automatisch dem Finanzamt in Norwegen gemeldet.

Auch wenn jemand momentan nicht in der Lage ist, einen Mitgliedsbeitrag zu zahlen, kann er oder sie Gemeindemitglied bleiben oder werden. Allein die Tatsache der Mitgliedschaft ist eine Unterstützung ideeller Art, und zudem bekommt unsere Gemeinde pro eingetragenem Mitglied einen kleinen Zuschuss vom norwegischen Staat.

Der Mitgliedsbeitrag oder jede Spende kann entweder auf unser Bankkonto 9235 13 83609 überwiesen oder gevippst werden: Vipps 134955. Mehr zum Thema Spenden und Mitgliedsbeiträge finden Sie auch jederzeit in unserem Internetfenster. AKTUELLES

Der komplette Jahresbericht für das Jahr 2024 ist auch im Internetfenster der Gemeinde direkt mit dem hier abgedruckten QR–Code abrufbar.

Familiengottesdienst und Sommerfest: Auf ins Weite!

Wir feiern den Sommer, den Ferienbeginn, das gute Gefühl, Pause machen zu können, aufzutanken, sich mit Menschen zu verbinden, die wichtig sind.

Beim Familiengottesdienst und Sommerfest am Sonntag, 22. Juni 2025, um 11 Uhr im und rund um das Haus der Gemeinde

… genießen wir den Aufbruch und die Weite, freuen uns auf die Ferien, auf das Lachen, Spielen, Singen mit Groß und Klein. Das Fest startet mit einem Familiengottesdienst, in dem wir entdecken, was so ein Sommer alles sein kann, wohin wir aufbrechen und wie wir auftanken. Der DeKO–Chor wird singen und zum Mitsingen einladen. Wir verbinden das Feiern und Essen, denn nach dem Gottesdienst geht es weiter mit dem Fest, mit Leckereien, Eis und einem großen Mitmach–Brunch.

Bitte bringt alle etwas für das gemeinsame Buffet mit.

Kribbeln im Bauch !

Wenn die Sommerferien zuende gehen, warten viele Anfänge. Und die können ganz schön aufregend sein. Für manche mag es nach dem Urlaub einfach nur die Rückkehr in den Alltag sein. Andere aber spüren das Kribbeln im Bauch, weil wirklich etwas Neues beginnt. Zum Beispiel für die, die ganz neu nach Norwegen gekommen sind, etwa für ein Praktikum, einen beruflichen Auftrag oder einen ganz neuen Lebensabschnitt. Besonders ist der Start auch für die Schulanfänger, für die sich mit dem ersten Schultag so vieles ändern wird.

Alle diese Anfänger und Rückkehrer laden wir herzlich ein zu einem Start–Fest am Sonntag, 17. August, um 11 Uhr im Haus der Gemeinde in der Eilert Sundts gate.

Wir beginnen mit einem Gottesdienst für Groß und Klein und genießen das Zusammensein, Kennenlernen, Wiedersehen und Kontakteknüpfen im Anschluss bei einem Mitmach–Brunch. Im Gottesdienst nehmen wir die Schulanfänger besonders in unsere Mitte und geben ihnen mit Gottes Segen einen stärkenden Rückenwind für ihren Start in einen aufregenden Lebensabschnitt. Wir bitten Gott um sein Geleit für uns alle, die wir Anfänger sind, Rückkehrer, Routiniers und Neulinge. Dazu reichen wir uns die Hand. Und feiern ein fröhliches Fest.

Herzlich willkommen! Bringt gerne etwas für das Mitmach–Brunch mit. Wir freuen uns besonders, wenn die Schulanfänger sich anmelden — kurze E–Mail genügt, damit wir in ausreichender Zahl ein kleines Geschenk vorbereiten können. kontor@deutschegemeinde.no

Gemeinsam

Glauben leben und sich vernetzen: die regelmäßigen Treffpunkte und Gruppen

Etwas gemeinsam erleben, neue Leute kennenlernen, Glauben entdecken, besser gestimmt nach Hause gehen als man gekommen ist… all das passiert in unserer Gemeinde. Nicht nur in den Gottesdiensten oder großen Veranstaltungen, sondern gerade auch in den Gruppen und Kreisen, die sich regelmäßig treffen.

Veranstaltungsreihen bieten Woche für Woche und Monat für Monat die Möglichkeit sich zu vernetzen und mit Anregungen nach Hause zurück zu kommen. Hier stellen wir alle regelmäßigen Treffen im Haus der Gemeinde in Oslo, Eilert Sundts gate 37, vor — und laden herzlich ein, dabei zu sein!

Erleben, was

Gemeinde lebendig macht

Auch in der Sommerzeit bleiben viele Türen offen: Unsere Gruppen, Kreise und Veranstaltungsreihen machen nur eine kurze Pause — oder laufen ganz ohne Unterbrechung weiter. Wer teilnimmt, merkt schnell: Hier lässt sich erleben, was Gemeinde wirklich ausmacht. In vertrauter Runde gemeinsam unterwegs sein, neue Menschen kennenlernen, Glauben vertiefen oder einfach gestärkt in den Alltag zurückkehren.

Draußen sein, Verantwortung übernehmen: Die Pfadfinder in unserer Gemeinde

Lernen, wie man Feuer macht, mit dem Schnitzmesser umgehen, Samen säen, die aufgehen — all das und noch mehr gehört zu den Pfadfinder–Abenteuern. „Uranienborg-Pfadis“ — so heißen die Pfadfinder innerhalb von Norges speiderforbund, die sich bei uns in der Gemeinde treffen. Gemeinschaft erleben, raus gehen und sich in der Natur zurechtfinden, füreinander Verantwortung übernehmen, dazulernen und neue Freundschaften schließen — so gehen die Pfadfinder raus in die Welt.

Kinder ab dem Grundschulalter sind willkommen, auch als Neuling kann man jederzeit dazustoßen. Meldet Euch bei Vincent unter der E–Mail–Adresse: pfadfinder@deutschegemeinde.no

Zur Zeit gibt es zwei nach Alter getrennte Gruppen geben — jeweils alle 14 Tage freitags in der ungeraden Kalenderwoche. Treffpunkt ist das Haus der Gemeinde; Ausnahmen bestätigen die Regel:

Kinder der 1.–4. Klasse: freitags (ungerade Kalenderwoche), 16.30–18 Uhr

Kinder ab der 5. Klasse: freitags (ungerade Kalenderwoche), 18–19.30 Uhr

Im Juli und August machen die Pfadfinder Sommerpause und starten dann wieder am 12. September 2025.

Spannende Geschichten, Mitmachlieder und echte

Kunst: Die Kinderkirche

In der Kinderkirche gehen wir auf Abenteuerreise durch die Bibel, hören spannende Geschichten von Jesus oder den Propheten, Erzählungen, die uns christliche Werte vermitteln. Wir malen, basteln und bauen. So entsteht die Arche Noah, Palmenzweige wachsen oder Armbänder werden geknüpft. Wir entdecken, dass in jedem Menschen

ein echter Künstler steckt. Und immer ist Lachen, Tanzen oder Singen dabei.

Kinder bis zum Konfirmandenalter sind herzlich willkommen! Die Kinderkirche findet parallel zum Gottesdienst für zirka eine halbe Stunde statt. Wir gehen immer nach der ersten Lesung in unser Gelbes Zimmer und kommen zum Segen bzw. zum Abendmahl wieder.

Vorbeikommen, ausprobieren, dabei sein! Herzlich willkommen.

Die Termine: Sonntags (14–täglich), immer parallel zum Gottesdienst für die Erwachsenen

Sonnenschein, Feuer und viel

Natur: Familienzeit bei den monatlichen Abenteuertagen

Wir toben durch den Ekebergpark, gehen mit einer Schatzkarte auf die Suche oder halten das Stockbrot über ein wärmendes Feuer — bei uns ist immer was los für Groß und Klein, die ganze Familie eben. Wir, das sind Andy und Vincent (und natürlich auch Eulalia…), nehmen Euch mit an einem Samstag im Monat für eine bunte Aktion — am liebsten draußen — zum Kennenlernen und Spaßhaben zusammen mit gleichgesinnten deutschsprachigen Familien.

Wir treffen uns am ersten oder zweiten Samstag im Monat, jeweils von 12–14/15 Uhr — je nachdem wie kinderfreundlich das Wetter ist. Treffpunkt ist in der Regel an einem gut zugänglichen Platz draußen in der Natur.

Termine: 14. Juni und 2. August 2025

Da sich die Treffpunkte jeweils ändern und wir ungefähr wissen müssen, auf wie viele Familien wir warten, bevor wir los gehen, wird immer um Anmeldung gebeten. Anmeldefrist ist jeweils der Mittwoch vor dem eigentlichen Aktionstag.

Kontakt: Vincent–Aaron Sauerstein, kinderaktionstag@deutschegemeinde.no

Spielen, kochen, sich

vernetzen: Die Teestube

Treffpunkt für deutschsprachige junge Leute in Oslo. Alle sind willkommen — von Au–pair über Praktikant bis Austauschstudentin, egal wie kurz oder lang Ihr Euch in Norwegen aufhaltet, ob ganz neu oder alteingesessen, nur für kurze Zeit hier oder um zu bleiben. Damit niemandem der Spaß verloren geht, laden wir ein zu Tee, Keksen und Austausch, zum Picknick oder Bowling, spielen und sich–vernetzen.

Wir treffen uns einmal im Monat freitags. Da sich Termine ändern und Treffpunkte verschieben können, schreib doch am Besten eine kurze E–Mail, wenn Du vorbeischauen möchtest. Natürlich freuen wir uns aber auch über spontanen Besuch.

Termine: an einem Freitag im Monat, 22. August, 19.30–21 Uhr

Kontakt: Vincent–Aaron Sauerstein, teestube@deutschegemeinde.no

Ein Treffpunkt für die

Allerkleinsten: Die Krabbelgruppe

Auch die Allerkleinsten haben ihren

Treffpunkt im Gemeindehaus. Mütter und Väter organisieren sich in dieser Gruppe selbst, für gemeinsames Spielen Austausch, Unterstützung und viel Begeisterung für die, die ins Leben hinein wachsen, krabbeln und brabbeln. Eltern mit Babys, die Lust auf eine deutschsprachige Barsel-Gruppe haben, sind willkommen! Bitte nehmt Kontakt auf, wenn Ihr dabei sein wollt!

Termin: donnerstags 11–12 Uhr, Sommerpause im Juli

Kontakt Jessica–Marie, E–Mail krabbelgruppe@deutschegemeinde.no, im Kontor bei Claudia , oder auch bei Facebook als „Deutschsprachige BabyRunde“.

Entdeckungen, Zweifel und das echte Leben zwischen den Zeilen: Die Bibel im Gespräch

Spannende Gespräche, persönliche Erfahrungen, Fragen, die man immer schon mal stellen wollte, und überraschende Entdeckungen. All das kommt auf den Tisch, wenn einmal im Monat gemeinsam die Bibel aufgeschlagen wird. Dazu gibt’s Weingummi, Kekse und immer eine gute Tasse Tee. Ein Bibeltext steht im Mittelpunkt jedes Abends — je nach den Wünschen der Teilnehmer. Egal ob Du Erstleser bist, Dich verschwommen an Geschichten aus der Kinderibel erinnerst, oder Deine Bibel schon ganz abgegriffen ist — wir lesen gemeinsam und tauschen: Fragen und Entdeckungen, Glauben und Hoffen, Aha–Erlebnisse und vorläufige Weisheiten. Alle Entdecker, Neugierigen und Zweifler, die über die Bibel im Gespräch sein wollen, sind willkommen.

Termine: einmal im Monat dienstags oder mittwochs, 19–20.30 Uhr, am 18. Juni und 26. August

Kontakt Pfarrer Lutz Tietje, lutz.tietje@deutschegemeinde.no

Singen und fröhliches

Miteinander: DeKO Gemeindechor

Der Deutsche Kirchenchor Oslo (DeKO) — das heißt singen unter professioneller Anleitung mit viel Spaß und Geselligkeit. Der Chor gestaltet Gottesdienste und Veranstaltungen in der Gemeinde mit. Ein Einstieg ist grundsätzlich jederzeit möglich. Die einzige Voraussetzung ist: Freude am Singen und fröhlichem Miteinander !

Im Herbstprojekt (August–November 2025) arbeiten wir zusammen mit der Theatergruppe der Gemeinde. Auf dem Programm steht eine Revue, die auf unterhaltsame Weise von der Hochzeit von Martin Luther und Katharina von Bora erzählt, die

vor genau 500 Jahren stattgefunden hat. Außer dem Auftritt im Haus der Gemeinde in Oslo ist ein Gastspiel in der Deutschen Gemeinde in Helsinki geplant.

Termine: donnerstags, 19–21 Uhr, letzte Probe vor den Ferien am 19. Juni, Start nach dem Sommer am 21. August

Kontakt: Carina Lasch Lind, kantorin@ deutschegemeinde.no

Vortragsreihe „Erzähl doch mal…“: Spannende Themen und faszinierende Einblicke

Viele spannende Abende haben in dieser Vortragsreihe bereits stattgefunden. Nach der Sommerpause soll es weitergehen. Einmal im Monat berichten Menschen, die mit unserer Gemeinde verbunden sind, von Herzensangelegenheiten. Da wird aus dem Nähkästchen geplaudert, da teilt jemand ganz persönliche Einblicke in besondere Arbeitsbereiche oder fasziniert die Zuhörer durch Erfahrungen, die alles andere als alltäglich sind.

Wer Interesse hat, selbst an einem Abend von einer Herzenssache zu erzählen oder einen Bericht zu geben, ist herzlich willkommen!

Bitte sprich Claudia Lingscheid–Andersen Martin Niemann oder Pfarrer Lutz Tietje an. Die drei bilden das Team, das diese Gemeindeabende organisiert und entwickeln gern auch noch unfertige Ideen weiter zu einem spannenden Abend.

Gott — wie isser denn nun wirklich?

Drei Jugendliche auf dem Weg zur Konfirmation

Es wird ein Fest werden! Feierlich, aufregend und auch berührend – die Konfirmation am Pfingstsonntag, den 8. Juni 2025 (11 Uhr). Johanne Kroepelien, Tilda Leonhardt und Amelie Thiede sind die drei Konfirmandinnen, die den Segen zugesprochen bekommen, der sie mit Gott verbindet und sie begleiten wird. Die Aufregung gehört dazu, wenn man vor einem vollbesetzten Saal steht. Feierlich ist es, wenn so viele Menschen mit dem Herzen dabei sind und die Jugendlichen ihren nächsten Schritt ins Leben gehen. Und berührend ist dieser Moment, wenn im Segen so viel mitschwingt:

Die Liebe, die trägt, Kraft, Zuversicht und Schutz — wer wünschte sich das nicht auch für sich selbst.

Im Verlauf des Gottesdienstes stehen die drei Konfirmandinnen natürlich im Mittelpunkt, alle Blicke freuen sich an ihnen, und das mag ihnen etwas unangenehm sein. Sie müssen allerdings gar nicht viel tun im Gottesdienst. Nur einmal wird ihre Stimme zu hören sein, und zwar, wenn sie ihr „Ja“ sagen. Ein kleines, unscheinbares Wort, das aber Gewicht hat.

Es signalisiert, dass ihnen hier nichts aufgezwungen wird. So wie man eine Freundschaft niemandem aufzwingen kann, auch die Freundschaft mit Gott nicht. Es ist ein Ja dazu, auf dem Weg zu bleiben und weiter zu wachsen in dieser Freundschaft mit Gott und in der Gemeinschaft mit all denen, die ebenfalls nach diesem Gott fragen. Nicht zuletzt in diesem Sinne werden die Jugendlichen deshalb mit ihrer Konfirmation zu

„mündigen Mitgliedern“ der Gemeinde wie es formell heißt.

Johanne, Tilda und Amelie sind auf dem Weg. So wie wir alle auf dem Weg sind — im Glauben und im Leben. Ein Stück dieses Weges sind wir in den vergangenen Monaten der Konfirmandenzeit gemeinsam gegangen. Wir haben uns einmal im Monat für mindestens drei Stunden getroffen, wir waren auf einem Hüttenwochenende gemeinsam unterwegs. Nun ist dieser Weg der Freundschaft mit Gott nicht zuende. Die Konfirmation ist eine weitere Station, eben ein „Ja“ dazu, auf dem Weg mit Gott zu bleiben.

Es ist für mich spannend und inspirierend, von den Jugendlichen zu hören, wie sie die Sache mit Gott, Jesus und der Kirche sehen. „Wie isser denn nun wirklich, dieser Gott?“ — die Jugendlichen haben ihre Antwort versucht. Ein paar Blitzlichter, Zitate aus den Gesprächen stehen nebenan.

Alle Erwachsenen Hand auf’s Herz: Wem fällt es leicht, zu formulieren, wie man sich Gott vorstellt, wie er denn wohl ist, was er einem bedeutet?

Die Konfirmandinnen haben nicht nur Worte gefunden, sondern auch persönliche, dreidimensionale Gottesbilder gebastelt. Viele Gottesdienstbesucher haben diese Gottesbilder in den vergangenen Wochen im Gemeindesaal entdeckt. Da ist Gott der, der Planeten bewegt und unsere Welt in seiner Hand hält, oder eine Kerze, die noch ein geheimes Schubfach hat, oder das fehlende Puzzleteil, das sich schwer finden lässt, aber das Bild komplett macht. Respekt an die Drei für ihre Antworten, ihre Kreativität, ihre Versuche, etwas von dem auszudrücken, worauf sie gerne vertrauen würden.

„Aber ist es nicht verboten, sich ein Bild von Gott zu machen?“ Diese Frage haben nicht nur die Jugendlichen gestellt, sondern auch einige Gottesdienstbesucher, die die Bilder im Saal entdeckt hatten. Klar, dass wir das auch bei unseren Treffen besprochen haben. Wir können ja gar nicht anders, als mit Bil-

rechts

dern und Metaphern von Gott zu sprechen, mit Sätzen, die beginnen mit „Gott ist wie…“. In solchen Bildern und oft auch poetischen Worten sprechen wir nicht nur von Gott, sondern von allem, was uns wichtig ist, aber größer als unser Herz und unser Verstand — von der Liebe, von der Zeit, vom Glück.

Das Gebot „Du sollst dir kein Bild von Gott machen“ meint deshalb etwas anderes: Lege Gott nicht fest auf ein Bild, denn im nächsten Augenblick, in der morgigen Erfahrung wird dir etwas ganz anderes an ihm wichtig werden, wird er sich selbst ganz anders zeigen.

Im Gespräch mit den jungen Leuten lerne ich auch selbst wieder neu, was Glauben eigentlich ist: Nicht ein Auswendiglernen von Sätzen und vermeintlichen Weisheiten nach dem Motto „So isses. Friss oder stirb“. Vielmehr ist es der Mut, zu sagen: „Ich wage Vertrauen und bin gespannt, wie es mich verändert“. Diesen Mut brauchen die Jugendlichen genauso wie wir Erwachsenen. Also ist die Konfirmation auch eine Inspiration und ein Anstoß, im Gespräch darüber zu bleiben, worauf wir uns eigentlich verlassen im Leben. Was wir glauben. Die Konfirmation ist eine Bekräftigung und Ermutigung, dran zu bleiben an der Sache mit Gott, auf dem Weg zu bleiben mit dem „Christwerden“.

Mehr erleben und eigene Entdeckungen machen:

Anmeldung und Info–Abend für die neue Konfirmandenzeit

Gemeinsam auf dem Weg sein. Das gehört zur Konfirmandenzeit dazu — auch ganz wortwörtlich, wie zum Beispiel bei der gemeinsamen Hüttentour in der Nordmarka. Abenteuertage, die die Gruppe stärker zusammenbringen, die auf ihre Weise Segen und Glücklichsein erfahrbar machen. Ein Wochenende, das dafür steht, was die Konfirmandenzeit ausmacht: Mehr Erleben als Unterricht, mehr eigene Entdeckungen machen als Fertiges vorgesetzt bekommen, mehr selbst denken und glauben als auswendig lernen.

Die nächste Gruppe kann nun folgen: Der neue Konfirmanden–Jahrgang startet im September 2025 in die Konfirmandenzeit, die mit der Konfirmation Pfingsten 2026 abschließen wird. Eingeladen sind alle Jugendlichen, die zur Konfirmation mindestens 14 Jahre alt sind oder werden. Wer Interesse, mehr wissen möchte oder sich anmelden will, kann sich jederzeit bei Pfarrer Lutz Tietje melden.

Dass man schon an Gott glaubt oder getauft ist oder Mitglied der Gemeinde, ist keine Bedingung für die Teilnahme. Im Gegenteil: Oft lernen die Jugendlichen in der Konfirmandenzeit erst, was der Glaube bedeutet. Für die jungen Leute ist die Vorbereitung auf die Konfirmation eine Entdeckungsreise — nicht nur an einem abenteuerlichen Wochenende in der Oslomarka. Zur dieser Reise gehören alle persönlichen Fragen, ehrlicher Austausch und ehrliche Antworten — und seien sie auch noch so vorläufig. Klar, dass der Spaß und die Gemeinschaft mit Gleichaltrigen dazu gehört. Voraussetzung für die Vorbereitung auf die Konfirmation ist also allein die Neugier auf ein Gemeinschaftserlebnis, auf die Gemeinde und die großen Fragen des Lebens, die immer auch Fragen des Glaubens sind. Die Zeiten ändern sich — und der Konfirmandenunterricht auch. Heute geht es nicht mehr um ellenlanges Auswendiglernen, sondern darum, selbst erste Glaubenserfahrungen zu machen und sich darüber mit anderen Menschen auseinanderzusetzen.

Alle interessierten Jugendlichen und ihre Eltern sind eingeladen zu einem Info–Abend am Mittwoch, 27. August 2025, um 17 Uhr im Haus der Gemeinde.

Dann besprechen wir gemeinsam, wie genau die Zeit ablaufen wird, wann und in welchem Rhythmus sich die Gruppe trifft, ob wieder eine Wochenend–Fahrt möglich sein wird und wie wir die kurze Zeit bis zur Konfirmation Pfingsten 2026 am besten nutzen, um möglichst viel zu erleben.

Erinnern, verstehen, versöhnen: 80 Jahre nach Kriegsende in Norwegen

Fähnrich Terje Rollem stand in der warmen Mailuft auf dem Hof der Akershus–Festung. Nichts an ihm deutete darauf hin, dass dies ein historischer Augenblick war. Er fühlte sich „wie ein Junge aus dem Wald“ gestand er später. So stand er da in gestrickten Trachtengamaschen, Knickerbockern und seiner alten Uniformjacke. Ihm gegenüber Major Josef Nichterlein und sein Adjudant Hauptmann Johannes Hamel, beide in korrekter Uniform, polierten Stiefeln, behandschuht und mit ihren Orden an der Brust. Aber nicht sie waren die Sieger, die Mächtigen, sondern der norwegische Jedermann, der „Junge aus dem Wald“ mit seinen Kameraden, die im Hintergrund blieben.

Terje Rollem war an jenem 11. Mai 1945 um 14.30 Uhr 29 Jahre jung. Die Mischung aus Triumph, Erleichterung und Freiheitsgefühl in ihm bewirkte, dass er den Rücken durchdrückte und kerzengerade dastand. Er übernahm für die norwegische Widerstandsbewegung Milorg die Akershus–Festung von den Deutschen. Schon vor drei Tagen, in der Nacht des 8. Mai 1945 war er per Funk über die deutsche Kapitulation informiert worden. In gebrochenem Deutsch teilte er dem Major mit, dass er nun die Festung übernehmen werde.

Major Nichterlein hielt eine letzte fünfminütige Ansprache an die rund 400 Soldaten, die noch in der Festung stationiert waren. Terje Rollem ging zusammen mit dem Hauptmann Hamel auf dem Burggelände umher und ersetzte die deutschen Wachen durch seine eigenen Milorg– Kameraden. Zwei zum Tode verurteilte Polen ließ er frei. Dann hissten sie die norwegische Flagge. Schließlich ordnete er an, dass Major Nichterlein und seine Männer in das Kriegsgefangenenlager in Skien verlegt werden.

Der „Jedermann“ in allen Wohnzimmern

„Dass dies ein historischer Moment war, kam mir nicht in den Sinn“, sagte Terje später. Aber zum Glück hatte einer seiner Kameraden dem Aftenposten– Fotografen Johannes Stage Bescheid gesagt, der die Szene der Übergabe der Akershus–Festung auf einem Foto festhielt. Ein Foto, das später in Schulen und vielen norwegischen Wohnzimmern hing, auf norwegischen Briefmarken zu sehen war:

Der junge norwegische „Jedermann“ in Knickebockern mit dem durchgestreckten Rücken, Symbol für das Ende der Unterdrückung und die wiedergewonnene Freiheit.

Heute, 80 Jahre später, erinnern wir uns an diesen Moment, der das Trauma für Norwegen beendete. Die norwegischen Widerstandskämpfer berichteten, dass in den Tagen nach der Kapitulation durchaus noch die Angst umging, dass die deutschen Soldaten sich nicht in die Niederlage fügen könnten und man noch einmal die Waffen würde sprechen lassen müssen. Aber schnell wechselte die Angst die Seiten. Es waren die Deutschen, die sich fürchteten — vor der Rache der Norweger, vor Hass, vor der Forderung, die Unterdrückung, den Verlust, das Leid wiedergutzumachen, das doch nicht wiedergutzumachen war.

Wie mögen sich die Deutschen gefühlt haben, die bereits vor der Besetzung Norwegens im Land lebten und arbeiteten und nun auch das Kriegsende hier miterlebten?

Interessant wäre es, ihre Tagebucheinträge oder Briefe aus diesen Tagen zu lesen, Gespräche am Küchentisch zu belauschen zu können. Welche Gedanken zwischen Scham und Schuld, Angst und Verunsicherung gingen ihnen durch Herz und Seele? Trotz einiger Recherchen haben wir in der Gemeindebrief–Redaktion keine solchen Zeitzeugenberichte gefunden. Wer solche Berichte, vielleicht von Eltern, Großeltern oder Freunden noch im Ohr oder gar auf Papier hat — wir würden uns freuen, wenn Sie uns davon berichten !

Gemeinde am Abgrund

Für die Deutsche Evangelische Gemeinde hätte das Kriegsende durchaus auch das Todesurteil bedeuten können. Viele Deutsche mussten das Land verlassen. Noch im Mai wurden bei einer Durchsuchung des Pfarrbüros Akten, Kassenbücher und die Mitgliederkartei mitgenommen und das Vermögen der Gemeinde durch das „Direktorat für feindliches Eigentum“ beschlagnahmt. Das Gemeindeleben ruhte völlig, Gottesdienste in deutscher Sprache waren undenkbar. Zu den „Aussichten für das Fortbestehen der Deutschen Gemeinde in Oslo“ berichtete der damalige Pfarrer Helmut Schieck im Kirchenvorstand am 2. Oktober 1945, „dass alle Fragen nach wie vor schwebend sind.“ So steht es im Kirchenvorstandsprotokoll.

Vorstandsmitglieder waren zu diesem Zeitpunkt neben dem Pfarrer, der im November beurlaubt und später nach Deutschland zurückkehren würde, nur noch drei Männer: der Kaufmann F. Mitusch, der Dolmetscher E. Siewert und der Fabrikant Th. Blumhardt. Alle drei waren in Deutschland geborene norwegische Staatsangehörige und konnten deshalb weiterhin die unsicheren Geschicke der Gemeinde führen.

Am 8. Oktober 1945 wurde die Beschlagnahme des Vermögens wieder aufgehoben. So hatte die Gemeinde minimale Einnahmen durch die Zinsen des Bankguthabens. Bibeln, Gesangbücher und andere Bücher aus dem Bestand der Gemeinde wurden an die Kriegsgefangenen weitergegeben. Im Sommer 1947 feierte die Gemeinde das erste Mal wieder einen Gottesdienst und hielt wenig später die erste Gemeindeversammlung nach dem Kriegsende ab.

Von Anfeindung zu Freundschaft

Die Anfeindungen waren immer noch groß. Entsprechend groß war die Angst, sich als Mitglied der Gemeinde zu erkennen zu geben oder die deutsche Sprache in einem öffentlichen Gottesdienst zu benutzen. Dass die Gemeinde weiter fortbestand, war nicht nur dem Einsatz der verbliebenen Vorstandsmitglieder zu verdanken, sondern auch der Ermutigung und dem Versöhnungswillen der norwegischen Kirche. So berichtet Pfarrer Viktor Hermann Günther in der Festschrift zum 50. Geburtstag der Gemeinde (1959), dass es auch die „norwegischen Kirchenfreunde“ waren, die zur Wiederaufnahme der deutschsprachigen Gottesdienste ermutigten und sagten:

„Wir brauchen euch als Bindeglied zwischen unseren beiden Kirchen und Völkern.“

Die antideutsche Stimmung hielt sich noch lange im Land und veranlasste eben jenen Pfarrer Viktor Hermann Günther in einem unveröffentlichten Manuskript von 1956 zu der pessimistischen Prognose:

„Daß der Durchschnittsnorweger je zu einer freundlichen Einstellung gegenüber Deutschland gelangen wird, scheint mir unwahrscheinlich.“

Nun, die Entwicklung der rund 70 Jahre nachdem Pfarrer Günther diesen Satz geschrieben hat, zeigt ein anderes Bild. Gottseidank können wir heute, 80 Jahre nach dem Kriegsende, anhand von vielen Beispielen von Versöhnung und Freundschaft zwischen den Menschen beider Länder erzählen. Beispiele die zeigen, dass Kirchengemeinden Brückenbauer sein können und sind — und dass das Erinnern und Verstehen dem Versöhnen vorangeht.

Die Deutschen übergeben die Akershus–Festung. Garnisonskommandant Major Josef Nichterlein (Mitte) und sein Adjutant Hauptmann Hamel (rechts) übergeben am 11. Mai 1945 die Festung an Terje Rollem (links) von der Norwegischen Widerstandsbewegung.

Foto: Johannes Stage (Aftenposten)

Die deutschen Soldaten verlassen Oslo auf dem Fahrrad am 19. Mai 1945. Foto: Official photograph / British Armed Forces.

Im Hintergund: Details aus Protokollen der Gemeinde.

Veranstaltungen im Haus der Gemeinde:

JUNI

Do 5.6. 19 Uhr Chorprobe DeKO

Fr 6.6. 16.30 Uhr Uranienborg–Pfadis

So 8.6. 11 Uhr Konfirmationsgottesdienst an Pfingsten

Do 12.6. 11 Uhr Krabbelgruppe; 19 Uhr Chorprobe DeKO

Sa 14.6. 12 Uhr Kinderaktionstag

Di 18.6. 19 Uhr Bibel–Gesprächsrunde

Do 19.6. 11 Uhr Krabbelgruppe; 19 Uhr Chorprobe DeKO

Fr 20.6. 16.30 Uhr Uranienborg–Pfadis

So 22.6. 11 Uhr Gottesdienst

Do 26.6. 11 Uhr Krabbelgruppe

JULI

So 6.7. 11 Uhr Gottesdienst

So 20.7. 11 Uhr Gottesdienst

AUGUST

Sa 2.8. 12 Uhr Kinderaktionstag

So 3.8. 11 Uhr Gottesdienst

Do 7.8. 11 Uhr Krabbelgruppe

Do 14.8. 11 Uhr Krabbelgruppe

So 17.8. 11 Uhr Familien–Gottesdienst zum Schulanfang; im Anschluss Mitmach–Brunch

Do 21.8. 11 Uhr Krabbelgruppe; 19 Uhr Chorprobe DeKO

Fr 22.8. 19.30 Uhr Teestube

Di 26.8. 19 Uhr Bibel–Gesprächsrunde

Mi 27.8. 17 Uhr Info– und Elternabend zum Konfirmationsunterricht

Do 28.8. 11 Uhr Krabbelgruppe; 19 Uhr Chorprobe DeKO

So 31.8. 11 Uhr Gottesdienst

Abendmahl im Gottesdienst in Oslo im Haus der Gemeinde in der Regel einmal im Monat.

der Gemeinde in Norwegen, Telefon+47 2244 1643, kontor@deutschegemeinde.no , www.deutschegemeinde.no /veranstaltungen

Gottesdienste

Sonntag, 3. August, 11 Uhr: Gottesdienst (Lutz Tietje)

Sonntag, 17. August, 11 Uhr: Familien–Gottesdienst mit Segnung der Schulanfänger (Lutz Tietje); anschließend Mitmach–Brunch

Sonntag, 31. August, 11 Uhr: Gottesdienst (Lutz Tietje)

Alle Gottesdienste in Oslo werden ebenfalls per Zoom in Bild und Ton zeitgleich übertragen. Den Link dazu findet man vorab direkt auf unserer Webseite.

Pfingstsonntag, 8. Juni, 11 Uhr: Konfirmationsgottesdienst (Lutz Tietje)

Sonntag, 22. Juni, 11 Uhr: Familien–Gottesdienst (Lutz Tietje); anschließend Mitmach–Brunch und Sommerfest

Sonntag, 6. Juli, 11 Uhr: Gottesdienst (Adelheid Hasenknopf)

Sonntag, 20. Juli, 11 Uhr: Gottesdienst (Christian Erhard)

Oslo

Die Kinderkirche findet immer parallel zum Gottesdienst in Oslo statt. Groß und Klein beginnen gemeinsam im Saal… nach der ersten Lesung, setzen die Kinder die Kinderkirche im Gelben Zimmer fort und kehren zum Segen in den Gemeindesaal zurück.

Kinderkirche

Kontakt: kinderkirche@deutschegemeinde.no

Kontakt: Pfarrer Jörg Kunzendorf, Telefon +47 9302 5188, E–Mail trondheim@deutschegemeinde.no

Sonntag, 8. Juni, 18 Uhr: Ökumenischer Gottesdienst von Norges kristne råd im Nidarosdom

Sonntag, 7. September, 16 Uhr: Gottesdienst im Nidarosdom

Trondheim

Kontakt: Matthias Becker, Telefon +47 9208 2938, fredrikstad@deutschegemeinde.no

Fredrikstad

Kontakt: Jutta Lechterbeck, Telefon +47 4863 9485, stavanger@deutschegemeinde.no

Stavanger

Buntes Gemeindeleben im Haus der Gemeinde

Nächste Termine sind der 5.6., 12.6., 19.6. vor den Sommerferien — und dann der 21.8. Sing mit Carina Lasch Lind, kantorin@deutschegemeinde.no

Singen unter professioneller Anleitung & Geselligkeit. Donnerstags von 19–21 Uhr. Einstieg jederzeit und ohne Vorkenntnisse möglich.

Chor

Teestube Treffpunkt für junge Leute ab 18 Jahren. In der Regel jeden 3. Freitag im Monat von 19.30–21 Uhr. Die Teestube hält eine Sommerpause im Juni und Juli. Danach am Freitag, 22.8. und 19.9. um 19.30 Uhr. Info bei Vincent, teestube@deutschegemeinde.no

Die Pfadis sind in der Sommerpause im Juli–August. Dann am Samstag, 6.9.2025: Friluftsdag am Sognsvann. Und wieder zweiwöchentlich ab dem 12.9.2025. Kontakt: pfadfinder@deutschegemeinde.no

Unsere Pfadfinder treffen sich jede zweite Woche freitags in allen ungeraden Wochen. Es gibt zwei Gruppen: für die 1.–4. Klasse, und ab der 5. Klasse. Am Freitag, 6.6., und 20.6.2025, um 16.30–18 Uhr 1.–4. Klasse; und von 18–19.30 Uhr ab der 5. Klasse.

Uranienborg–Pfadis

Sommerpause im Juli. Ansprechpartner: Jessica, E–Mail krabbelgruppe@deutschegemeinde.no — bei Facebook als ‚Deutschsprachige BabyRunde‘

Krabbelgruppe Die Krabbelgruppe trifft sich nach Absprache jeden Donnerstag von 11–12 Uhr im Saal. Neue Eltern & Ihre Babys sind herzlich willkommen.

Alle Infos bei Pfarrer Lutz Tietje, E–Mail lutz.tietje@deutschegemeinde.no

Die Jugendlichen, die seit 2021 konfirmiert worden sind, treffen sich weiterhin in der Gemeinde. Wer dazustoßen möchte, ist jederzeit herzlich willkommen!

Jugendtreff

Nächste Runden am Mittwoch, 18. Juni, und am Dienstag, 26. August 2025. Weitere Information bei Pfarrer Lutz Tietje, lutz.tietje@deutschegemeinde.no

Die nächsten Termine sind Samstag, 14.6. und 20.9.2025, jeweils 12 Uhr. Anmeldung bitte bei Andy und Vincent, E–Mail kinderaktionstag@deutschegemeinde.no

Bibel im Gespräch Eine Gesprächsrunde über biblische Texte, Entdeckungen zum Glauben und Leben. Einmal pro Monat, jeweils 19–20.30 Uhr.

Bunte Aktionen im Freien zum Kennenlernen und Spaßhaben mit gleichgesinnten Familien –gemeinsam mit Andy und Vincent. Lagerfeuer, Spiele, Geschichten und eine große Portion Spaß stehen bei uns fest auf dem Programm.

Kinderaktionstag

Sieben Gemeinden, fünf Tage, ein Kirchentag

Wussten Sie, dass von all den deutschsprachigen Gemeinden im Norden Europas, die in Malmö und die in Oslo die Einzigen sind, die ihre Pfarrperson selbst anstellen? Oder dass der Kirchhof der Gemeinde in Kopenhagen gleichzeitig als Schulhof dient?

Ich auch nicht. Zumindest nicht bis zum Kirchentag in Hannover (30.4.–4.5.2025).

Auf diesem hatten die sieben deutschsprachigen Gemeinden aus dem Norden Europas (Helsinki, Stockholm, Göteborg, Malmö, Kopenhagen, Tallinn, Oslo) einen eigenen Stand auf dem ‚Markt der Möglichkeiten‘. Direkt hinter dem Stand aus England — mit König Charles an der Ecke.

Von Donnerstag bis Samstag waren wir damit beschäftigt Fragen zu beantworten. Viele Besuchende fragten über die nordischen Länder, weil sie bald dort im Urlaub sein würden. Oder sie erzählten von ihrer Zeit in dieser und jener Stadt im Norden. Von ihrem Urlaub in Schweden vor fünf Jahren, bei dem sie im Winter komplett eingeschneit wurden. Von ihrem Urlaub in Norwegen und dem Besuch bei der Tochter, die in Bergen studiert. Von den Tagen in Helsinki, wo sie sich in die Natur Finnlands verliebte.

Aber dann gab es auch den jungen Pfadfinder der „Christlichen Pfadfinderschaft Deutschlands“, der plant nach Schweden oder Norwegen auszuwandern. Die zwei Theologiestudentinnen, die gerne selbst mal als Pfarrerinnen ins Ausland gehen würden. Und den geschichtsbegeisterten Pfarrer, der alles über die Geschichte der deutsch–finnischen Beziehung wissen wollte.

Jeden Tag wurden wir von neuen Geschichten überrascht, von Fragen, über die ich selbst noch nie nachgedacht hatte. Warum zum Beispiel hat sich die deutsche Gemeinde gerade in Oslo so etabliert? Liegt es nur dar an, dass Oslo die Hauptstadt ist, oder kamen

noch andere Faktoren hinzu? Ich muss gestehen, dass ich das nicht beantworten konnte.

Trotzdem waren die Menschen dankbar, etwas über den Norden zu erfahren, ihr Wissen zu quizzen und Schokolade aus unseren Ländern zu probieren. Nicht nur die Besuchenden kamen auf ihre Kosten. Auch wir Mitwirkenden konnten den Kirchentag, den Markt der Möglichkeiten und unseren Stand erleben. Wir konnten Kontakte knüpfen in die anderen Gemeinden. Wurden eingeladen. Haben Ideen ausgetauscht, Probleme besprochen. Kopenhagen zum Beispiel hätte auch gerne eine deutsche Pfadfindergruppe. Tallinn würde sich über mehr Besuch aus anderen Gemeinden freuen.

Aber natürlich gab es auch den Kirchentag abseits unseres Standes zu erkunden. Den Markt der Möglichkeiten mit all seinen Ideen. Wo man Figuren aus Gips und Pfeifenputzern selbst bauen kann, um biblische Geschichten zu erzählen. Wo es Konzepte gab um männliche Ehrenamtliche in die Gemeindearbeit zu integrieren. Wo man mit Menschen aus ganz Deutschland und der Welt in Kontakt kam.

Interessanterweise blieben mir selbst vor allem die Gespräche abseits des Markts der Möglichkeiten im Gedächtnis. Mit der Kanadierin, die seit sie ausgewandert ist nur alle zwei Jahre zum Kirchentag nach Deutschland kommt. Mit der Studentin, die gerne zum Kirchentag gegangen wäre als Pfadfinderin und aktives Gemeindemitglied, aber zu viele Prüfungen hat in der Woche danach. Mit dem älteren Herren nachts um halb elf am Hauptbahnhof in Hannover darüber, dass er in seiner Jugend selbst Pfadfinder war.

Der Kirchentag war ein Erlebnis!

Mit zehntausenden anderen Christinnen und Christen einen Abendsegen zu teilen und ein Lichtermeer zu entzünden, ist eine bleibende Erfahrung. Oder wie es sich anfühlt, wenn auf einmal in der U–Bahn Kirchentagslieder angestimmt werden.

Ich bin dankbar, dass ich dabei sein konnte und freue mich schon auf den nächsten Kirchentag 2027. Dann in Düsseldorf.

Vincent Sauerstein

Mit dem QR–Code öffnet sich der Best–of–Film. Der Kirchentag war ein Fest… Danke, dass ihr dabei gewesen seid, wir sehen uns in Düsseldorf 2027 !

Worte schlagen Funken: Rückblick

auf einen Abend wie ein Gedicht…

Die Worte atmen den Geist von Aufbruch und Lebenskraft. Zwischen den Zeilen lugen Tagträume hervor. Ungewöhnliche Wortkombinationen schlagen Funken und entzünden Ideen im Kopf der Leserin. Welch wunderbare Lyrik wird hier beschrieben? Nicht die Gedichte eines berühmten Poeten, sondern Gedichte, die wir „Alltagspoetinnen und –poeten“ verfasst haben. „Wir“ das sind die Besucherinnen und Besucher beim Abend wie ein Gedicht, der zum UNESCO–Welttag der Poesie am 21. März 2025 in unserem Gemeindesaal in der Eilert Sundtsgate 37 stattgefunden hat.

Die Sprache der Poesie war so anregend, dass ohne besondere Mühe in den Tischgruppen fünf oder sechs Menschen gemeinsam ein Gedicht geschrieben haben. Inspiriert durch einen Abend der nur so sprühte von der Schönheit und Eleganz von Worten und Tönen: Sologesang, ein Duett miauender Katzen, ein Chor, der südamerikanische Klänge in den hohen Norden brachte, unheimliche Reime der „Regenballade vom Schnatermann“, ein Gedicht über Bäume und Träume, und nicht zuletzt Naturbilder und Frühlings–Gedichte von Gerhard Heilmann untermalt mit verzaubernder Klaviermusik.

Blumen Bäume

Bambus, Babys, Bäume der Schnee schmilzt langsam aus der Erde sprießt Hufflattig Frühling, Tiere, Familie, Freude

Frühling lässt anschwellen

Wachsen

Lieferwagen Sonnenblume sonnig gelbe Blüten

Tulpen Tulpen Tulpen gelb Gelbes Sonnenlicht goldnes gelbes Licht

Narzissen sprießen im Garten das safrangelbe Kleid

Gelb Frühling braucht Zeit ist echt schwer

Traum wach ich schlafe Wie schön, der Frühling kommt Tiere Winterschlaf Blumen blühen wann wieder schlafen?

Erwachen

der Raum die Blumen blühen

Hoffnung Frosch Dschungel Polizei

grüne Augen, grüne Oliven, blühen

Gras schnell Blumen Freude

Blätter sprießen schon

Grün

das Eis

Schokoladeneis, Butter, Käse

Zart bittere Eis–Schokolade

Wasser tröpfelt auf schneeweißen Grund

Oje, die Schokolade schmilzt

Das Eis!

Das Schokoladeneis

Und jetzt auch noch der Wachs!

Frühjahrs Sonnenschein schmilzt Es schmilzt

Das waren die Zutaten dieses besonderen Abends, die mit einer eigens kreierten Frühlings–Bowle und kleinen Leckerbissen auf den Tischen garniert wurden. Kein Wunder, dass alle die dabei waren, im wortwörtlichen Sinne „beseelt“ wieder aufbrachen und nicht nur einmal gerufen wurde:

„So etwas sollte es öfter geben!“

Die Poesie passt ja auch wunderbar in eine Kirchengemeinde. Denn letztlich ist auch die Sprache des Glaubens die Sprache der Poesie. Denn wie anders sollten wir ausdrücken, was uns im Innersten bewegt? Ob es um das Frühlingserwachen in uns geht, um die Liebe, das Staunen, um Gott oder einen guten Geist, der uns Hoffnung gibt — das lässt sich nicht fassen in wissenschaftlicher Nüchternheit oder harten Fakten.

Wir benutzen Bilder, Metaphern, Vergleiche, um das zu beschreiben. Das mag nicht wissenschaftlich korrekt sein und etwas ungenau. Aber es ist trotzdem wahr. Wir wissen, dass wir das nicht wortwörtlich nehmen dürfen. Aber Jedem und Jeder, die es hört, ist klar, dass es das gibt, und wie es sich anfühlt, die Liebe, das Stauen, das Frühlingserwachen und Gott.

Die Sprache des Glaubens wird sogar poetisch in so etwas Formellem wie einem Glaubensbekenntnis: „Empfangen durch den Geist“, „aufgefahren in den Himmel“ oder „hinabgestiegen in das Reich des Todes“. Das ist Poesie, die Poesie eines Vertrauens, das die Seele weit macht und es warm ums Herz werden lässt.

Lutz Tietje

Menschen verbinden und Zeugnis geben: Glauben und Ökumene in Norges Kristne Råd

Das globale Jubiläum begleitet uns durch das Jahr 2025: Vor 1700 Jahren, im Sommer des Jahres 325, fand das erste ökumenische Konzil der damals noch jungen Christenheit in Nicäa statt. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte versuchte die Kirche mit diesem Treffen, das die gesamte Christenheit repräsentierte, einen Konsens in Glaubensfragen zu erreichen. Damit sollte die Kirche zu einer Kraft werden, die Menschen im Glauben verbindet und ein starkes Zeugnis gibt für Länder und Gesellschaften, in denen die Gläubigen damals lebten. Als Ergebnis formulierte das Konzil ein Glaubensbekenntnis, das bis heute in Gebrauch ist und zum wichtigsten und von den meisten christlichen Kirche anerkannte ökumenische Bekenntnis wurde.

Es ist bis heute die Aufgabe der Ökumene, die Einheit der Christinnen und Christen deutlich zu machen, auch wenn sie unterschiedlichen christlichen Kirchen und Konfessionen angehören. Die Christinnen und Christen sollen „eins sein“, so steht es in der Bibel, und auf diese Weise eine gerechte und friedliche Welt mitgestalten. Das Wort „Ökumene“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „die bewohnte Erde“.

Man könnte also sagen: Ökumene ist die Lehre vom einigen Zusammenwohnen.

Das Logo des „Ökumenischen Rates der Kirchen“ zeigt deshalb die Kirche als Boot auf dem Weltmeer mit einem Mast in der Form eines Kreuzes. Auch unsere Kirchengemeinde benutzt für ihr Logo das alte christliche Symbol eines Bootes.

Heute in Norwegen leben wir diese christliche Gemeinschaft unter anderem in Norges Kristne Råd. In diesem Dachverband sind 25 verschiedene Kirchen zusammengeschlossen. Unsere Gemeinde ist eine von ihnen. Außerdem sind noch verschiedene ökumenische Organisationen wie zum Beispiel die Norwegische Bibelgesellschaft oder Kirkens Nødhjelp angeschlossen. In dieser norwegischen Ökumene sagen die Kirchen gemeinsam „Wir glauben“ in dem Bewusstsein, dass dieser Glaube eine wichtige, verändernde Kraft für unsere Gesellschaft ist, und eine Kraft, die Gemeinschaft schafft.

Im März waren rund 100 Vertreter von allen Mitgliedskirchen von Norges Kristne Råd zu einer zweitägigen Generalversammlung zusammen. Für unsere Gemeinde war Pfarrer Lutz Tietje dabei. Aus Anlass des Jubiläums „1700 Jahre Konzil von Nicäa“ stand die Versammlung unter dem Motto „Vi tror!“, und hat sich damit beschäftigt, was es eigentlich heute bedeutet, zu sagen „Wir glauben“.

In einer gemeinsamen Erklärung heißt es: „Der Glaube, den wir bekennen, ist eine lebendige Kraft, die das Leben und auch eine Gesellschaft verändern kann. Im Laufe von 2000 Jahren ist dieser Glaube an den dreieinigen Gott das tragende Fundament der verschiedenen Kirchen gewesen und auch das Fundament für unser Engagement in der Welt. Als christliche Glaubensgemeinschaften stehen wir bis heute zusammen, um diesem Glauben Ausdruck zu geben in unseren Worten und Taten. Wir tun das in einer Welt, die Mitgefühl, Gerechtigkeit und Liebe dringend braucht.“

Streit über theologische Fragen und die vermeintlich „richtige“ Art zu glauben, hat es immer gegeben, und gibt es bis heute. Ökumene ist vom Ursprung her eine Uneinigkeits–Gemeinschaft. Das heißt, Uneinigkeit war der Grund, warum Kirchen und Konfessionen sich voneinander getrennt haben. Heute geht es in der ökumenischen Zusammenarbeit nicht um Einigkeit, sondern um Einheit.

Wir sind eine Kirche Jesu Christi, in der sich nicht immer alle einig sind.

Auf der Generalversammlung von Norges Kristne Råd tat es gut zu erleben, dass wir als evangelische Gemeinde deutscher Sprache nicht allein dastehen, sondern in eine große Familie der Christenheit gehören, die es auch hier in Norwegen gibt. Wir haben Themen behandelt wie den Klimawandel, die Kriege in der Ukraine und in Israel und Palästina und an so vielen anderen Orten in

der Welt. Wir haben uns mit der Sehnsucht nach einer anderen, besseren Welt beschäftigt und uns deshalb an die norwegischen Auswanderer erinnert, die vor genau 200 Jahren in die USA aufgebrochen sind.

Wir haben „Wir glauben“ gesagt, obwohl wir kein neues Glaubensbekenntnis wie vor 1700 Jahren bei dem Konzil in Nicäa verabschiedet haben. Aber wir haben in allen Diskussionen, Vorträgen und Berichten versucht mit einer Stimme von unserem Glauben zu sprechen — in einer Gesellschaft und in einer Welt, „die Mitgefühl, Gerechtigkeit und Liebe dringend braucht“.

Lutz Tietje

„Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, dass sie alle eins seien.“

— Jesus im Johannesevangelium, 17,20–21

Ich glaube… das war wohl nix!

Ich glaube, manchmal lässt man sich von seiner Gutgläubigkeit ganz schön irreführen. Da denkt man nichts Böses und glaubt sogar an etwas unfassbar Großartiges, und dann: puff! Die Seifenblase platzt — und das darin glänzende Bild zerreißt wie in einem Traum.

So ist es neulich erst geschehen, mit mir und uns in der Gemeinde.

„Ich glaub‘s ja nicht!”, schießt es mir durch den Kopf als ich die E–Mail lese, die Claudia vom Kontor gerade weitergeleitet hat. Eine verwitwete Frau hat mit uns Kontakt aufgenommen und bietet uns das Klavier ihres verstorbenen Ehemanns als Spende an. Unfassbar! Doch völlig unglaublich erscheint es nun auch wieder nicht. Sie hat keine Verwendung dafür, will umziehen und sich verschlanken und das Klavier ist für sie eher eine Last als Segen. Da schenkt man dann gerne ein Instrument her, besonders, weil der Transport bei sowas das eigentliche Problem ist. Ich glaube ihren Absichten. Denn tatsächlich habe ich etwas Ähnliches bereits vor einigen Jahren in einer anderen Gemeinde erlebt, wo wir auf wundersame Weise ein Klavier geschenkt bekamen. Es fühlt sich an, als hätte der liebe Gott uns einen Engel gesandt.

„Wir glauben all an einen Gott, Schöpfer Himmels und der Erden, der sich zum Vater geben hat, dass wir seine Kinder werden. Er will uns allzeit ernähren, Leib und Seel auch wohl bewahren; allem Unfall will er wehren, kein Leid soll uns widerfahren. Er sorget für uns, hüt’ und wacht; es steht alles in seiner Macht.“

Und wie er für uns sorgt! Denn dieses

Angebot ist ein großartiges Geschenk. Auf genauere Nachfrage handelt es sich sogar um einen kleinen Flügel — also die kleinste Variante, die man als Flügel bauen kann, ca. eineinhalb Meter lang und breit.

Sofort schießen uns Ideen durch den Kopf, welche Möglichkeiten sich für uns in der Gemeinde mit so einem Schatz eröffnen würden. Dass sich ein solches Instrument besser spielen lässt und vor allem nuancierter und feiner klingt als das im Gemeindesaal stehende Klavier, ist ein Detail, das besonders die musikausübende Seite in mir zum Jubeln bringt. Doch zugleich wäre der Flügel in Kombination mit unserem Saal die Traumkombination, um externe Musiker anzulocken für Veranstaltungen in familiärer Atmosphäre; unsere musikalischen Themenabende könnten auf ein neues Niveau gehoben werden. Und ja, ich gebe es zu: auch der unternehmerische Geist meldet sich zu Wort, denn man könnte Saal und Klavier für Musikveranstaltungen vermieten. Ich glaube, Lutz und ich schweben gedanklich gerade umgeben von Engeln im siebten Himmel und werfen uns die Bälle der Begeisterung gegenseitig zu und lallen freudig unseren Jubelgesang.

„Wir glauben auch an Jesus Christ, seinen Sohn und unsern Herren, der ewig bei dem Vater ist, gleicher Gott von Macht und Ehren, von Maria, der Jungfrauen, ist ein wahrer Mensch geboren durch den Heilgen Geist im Glauben; für uns, die wir warn verloren, am Kreuz gestorben und vom Tod wieder auferstanden durch Gott.“

Am Ende ist es wie bei der Auferstehung Christi: erst seltsam nebulös, dann die erhellende Erkenntnis. Unser Jubel–Lallen gerät ins Stocken, durchmischt sich mit ein paar schiefen Tönen.

Dass wir uns um den Transport kümmern sollen, leuchtet ein. Und die Dame gibt uns freundlicherweise den Kontakt ihres

Umzugsunternehmens, denn sie ist ja schon mitten in der Umzugsphase. Nur seltsam, dass sie auf wiederholte Nachfrage nie darauf antwortet, wo das Klavier denn stehe? Denn, so unser Anliegen, wir möchten ein Vergleichsangebot eines anderen Transporteurs einholen. Als ihre Umzugsfirma schließlich das erste Angebot schickt, steht unser Jubelgesang auf Generalpause und der Nebel zieht auf. Inzwischen wissen wir zwar, dass das Instrument in einem Zwischenlager in Søgne steht (330 km von Oslo), doch wir können absolut nicht nachvollziehen, warum für die Dienstleistung der Lieferung ein oberes Zeitlimit von 4 Stunden und 27 Minuten angesetzt wird. Zum einen entspricht das nicht der üblichen Praxis von Transporteuren, zum anderen ist die minutengenaue Angabe völlig abstrus. Auch auf Nachfrage bekomme ich nur eine diffuse Erklärung geliefert.

Ich glaube, hier stimmt was nicht.

Mit der Zusendung der Rechnung verpufft schließlich der Nebel und die Erkenntnis bricht sich Bahn — und sie geht Hand in Hand mit der bitteren Ernüchterung: das ist ein abgekartetes Spiel, eine böswillige Betrugsmasche!

Nicht nur die Bedingung der Vorauskasse lässt uns stutzen, sondern auch die Rechnung, die im JPEG–Bildformat — anstatt als üblicher PDF–Anhang — in die E–Mail eingefügt ist: sie widerspricht allem, was rechtlich von einer korrekten Rechnungssstellung verlangt wird. Vom Rechnungssteller steht nur ein Firmenname ohne Anschrift, ohne Kontakte und ohne Steuernummer. Nicht die Dienstleistung des Transports wird fakturiert, sondern ein Klavier. Die Zahlung ist zu leisten auf ein Bankkonto in Deutschland, und dies an eine Online–Bank, bei der man auch ohne Wohnsitz in Deutschland ein Konto eröffnen kann. Und schließlich soll als Betreff der Überweisung nicht die Rechnungsnummer, sondern „family & friends“ angegeben werden — die ideale Voraussetzung für Steuerhinterziehung.

Auf die Generalpause des Jubel–Lallens folgt eine Kakophonie im Fortissimo. Wo sind die Engel hin? Sitzen sie lachend hinter ihrer Wolke Sieben und machen sich einen Spaß aus unseren bedepperten Gesichtern?

„Wir glauben an den Heilgen Geist, Gott mit Vater und dem Sohne, der aller Schwachen Tröster heißt und mit Gaben zieret schöne, die ganz Christenheit auf Erden hält in einem Sinn gar eben; hier all Sünd vergeben werden, das Fleisch soll auch wieder leben.

Nach diesem Elend ist bereit’ uns ein Leben in Ewigkeit.

Amen.“

Ich glaube, Gott hat uns mit diesem kleinen Erlebnis zwar nicht einen Engel, aber doch den rettenden Geist geschickt, der uns sozusagen im letzten Moment die Augen öffnete. Einen Schaden haben wir glücklicherweise nicht davongetragen; eine Zahlung ist nicht erfolgt.

Eine gezielte Recherche hat schließlich ergeben, dass dieses Betrugsschema sehr verbreitet ist und die Betrüger international in Erscheinung treten. Wir hielten es für richtig, unseren Fall der Polizei melden — diese meldete sich kurz darauf dankend zurück und bestätigte, dass diese Betrugsmasche in der letzten Zeit in Norwegen öfters aufgetaucht sei.

Was bleibt, ist Enttäuschung. Und Ärger über die eigene Gutgläubigkeit, ok, sagen wir ruhig: Dummheit, Naivität. Warum ist uns nicht viel früher aufgefallen, dass etwas nicht stimmt? Nun, so ein paar Indizien hatten uns tatsächlich verwundert — doch weiterhin haben wir Vertrauen geschenkt. Blind — oder eher: geblendet!

Ich glaube, wir haben uns ganz schön an der Nase herumführen lassen!

Amen!

Postskriptum:

Dass das Liedblatt gerade über das verwendete Lied „Wir glauben all an einen Gott“ (EG 183) schweigt, ist kein Zufall. Im Mittelpunkt steht die Geschichte mit dem Klavier — als Symbol für die Musik insgesamt. Der Liedtext selbst spannt einen weiten Bogen: Er bringt unseren Glauben zur Sprache — im Alltäglichen wie im Transzendenten — und verweist zugleich auf ein großes geschichtliches Ereignis. Denn er ist eine stille Hommage an das 1.700–jährige Jubiläum des Konzils von Nizäa. Das dort im Jahr 325 formulierte Nizänische Glaubensbekenntnis diente Martin Luther 1524 als Grundlage für dieses Glaubenslied.

Dohrns Konditorei und

Café: Nicht alles ist ein Zuckerschlecken

Oslo, Frognerveien 60, im Sommer 1925: Der Duft frischgebackener Torten liegt in der Luft. Die Menschen an den beinahe vollbesetzten Tischen im liebevoll eingerichteten Café plaudern ausgelassen und genießen die Kuchen und Torten, einige holen ihre Kuchenbestellungen ab. Hinter der Theke bleibt nicht viel Zeit zum Verschnaufen und die vier Verkaufsdamen haben alle Hände voll zu tun. Aus der im Hinterraum gelegenen Küche tritt ein Mann hervor, beladen mit einer saftigen Sahnetorte samt kunstvoll gestalteten Zuckerfiguren: Emil Dohrn.

Oslo, Eilert Sundts gate 37, Mai 2025: ich blättere durch die alten Ausgaben unseres damaligen Gemeindebriefes auf der Suche nach einer Idee, nach einer erzählenswerten Episode von ‚vor 100 Jahren‘. Keiner der Artikel spricht mich an. Doch da ploppen immer wieder diese kleinen Anzeigen ins Auge: „Dohrns Konditorei und Café: gemütliche Räume — gute Auswahl an Kuchen.“ Irgendwie triggert mich das und ich begebe mich auf die Suche nach ihm und die Konditorwelt der 1920er in Oslo.

Und ich staune, was ich so alles erfahre. Über ihn und den wienerbrød–Streit.

Konditormeister. Das klingt nach Zucker, Torten, eßbarem Kunstwerk. Es hat was Romantisch–Verträumtes, jeden Tag mit süßen Leckereien umgehen zu dürfen, zu naschen, kosten, probieren, sich ergötzen an den geschaffenen Kunstobjekten, denen nur eine kurze Lebensdauer beschieden ist — und an den erstaunt–freudigen Gesichtern der Menschen, die sie auf ihren Tellern haben und verspeisen. Die Wirklichkeit ist wohl eher

VOR 100 JAHREN

weniger zuckersüß. Und weiß ich auch nur Oberflächliches aus Emil Dohrns Leben, so lässt sich dennoch erahnen, dass so manches kein Zuckerschlecken war.

1914 ist es soweit: Emil eröffnet seine Konditorei und Café, gegenüber vom Frognerpark gelegen. Es ist sein Weg in die Eigenständigkeit nach einem Gesellenleben auf Wanderschaft.

Emil stammte gebürtig aus Elmshorn in Holstein. Im Alter von rund 23 Jahren kommt er um 1909 als Konditorgeselle nach Norwegen und verbringt zunächst zwei bis drei Jahre in einem steten Wechsel: auf eine Anstellung in Kristiansand bei Konditormeister Hugo Tobiassen folgt im Jahr darauf eine in Oslo bei einem Bäckermeister, direkt neben Bislet. Wie damals noch üblich, lebt Emil im Haushalt seines Meisters, zusammen mit dessen Familie.

Offenbar recht bald darauf findet Emil Anstellung bei Konditormeister Paul Melhorn — dieser ist ebenfalls aus Deutschland eingewandert und betreibt eine Konditorei in der Akersgata 35 — direkt neben dem Stortinget. Auch in seinem Haushalt lebt neben der Familie die gesamte Belegschaft seiner Konditorei: vier Verkäuferinnen, vier Dienstmägde und vier Lehrjungen. Eine Kuriosität am Rande: Die Geschäftsführung liegt offenbar nicht seinen Händen, sondern beachtlicherweise in denen seiner Schwester Marie.

Es muss etwa zur selben Zeit sein — um 1910/1911 — als Emil Dohrn heiratet. Seine Braut ist die aus Drammen stammende Ingeborg und das unstete Leben soll nun offenbar ein Ende haben: 1912 erwirbt Emil anteilig das Haus am Frognerveien 60, jene Adresse, an welcher er später seine Konditorei eröffnen wird. Er bezahlt dafür die damals beachtliche Summe von 1.722 Kronen — das entspricht damals etwa zwei Jahresgehältern.

1914 schließlich eröffnet er seine eigene Konditorei und Café. Unternehmergeist und Tatendrang müssen ihn getrieben haben — und viel zu schnell werden die ehrgeizigen Pläne durchkreuzt, weil irgendjemand in

Ich hatte vor Verfassen dieses Artikels keine Ahnung, dass für das Backen von Baumkuchen eine spezielle Maschine notwendig ist. Wenn es Ihnen auch so geht: Es gibt auf YouTube aufschlussreiche Videos hierzu.

Sarajevo Franz Ferdinand, den Thronfolger Österreich–Ungarns, erschießt. Das schlägt Wellen bis in den Frognerveien 60, denn Emil Dohrn wird einberufen. Er zieht in den Großen Krieg, wie ihn die Zeitgenossen nennen. Seine Frau mit den drei kleinen Kindern zwischen null und drei Jahren bleibt zurück und hält das Geschäft am Laufen. Doch allein kann sie das unmöglich bewältigen und so springt Emils vorheriger Arbeitgeber Paul Melhorn ein: „Da der Besitzer zum Heere einberufen ist, versorgt Herr Konditor Mehlhorn gütigst das Geschäft mit seinen Waren.“, steht unter allen Anzeigen zwischen 1915 und 1919. Erst 1919 kehrt Emil aus dem Krieg zurück und nimmt seine Arbeit wieder auf.

In der Zwischenzeit schaukelt sich in Norwegen ein offener Streit zwischen Bäckern und Konditoren hoch, der in den 1930ern seinen Höhepunkt erreichen wird. Das Objekt des Streites: Wienerbrød und Hefe. Im Grunde ist man sich darüber uneinig, wer was backen dürfe. Gehört wienerbrød in den Kompetenzbereich der Bäcker oder dem der Konditoren? Wienerbrød — im deutschen Sprachraum üblicherweise Plunder genannt — ist jenes süße Blätterteiggebäck, manchmal mit Puddingfüllung und Glasur. Im sogenannten wienerbrød–Streit sind in Gerichtsverfahren Bäcker verurteilt worden, weil sie Kuchen und andere süße Backwaren hergestellt hatten, denn dazu seien die Bäcker nicht befugt.

Eine weitere Anklage geht gegen einen Konditormeister, weil er seine Lehrlinge vor sechs Uhr in der Frühe wienerbrød backen ließ. Laut dem seit 1857 geltenden Arbeitszeitgesetz darf nachts, also vor 6 Uhr in der Frühe, kein Brot gebacken werden. Übrigens auch nicht an Sonn– und Feiertagen. Allerdings galt das Arbeitszeitgesetz nur für Bäcker und nicht für Konditoren, und so geriet das wienerbrød in die Auseinandersetzung: gehört es zum Bäckereibetrieb, greift die Arbeitszeitregelung; gehört es zur Konditorei, kann auch vor sechs Uhr gebacken werden.

Auch die Konditormeister, bei welchen Emil Dohrn zuvor gearbeitet hat, mischen

sich aktiv in die Diskussionen ein. In den gedruckten Stellungnahmen klagt etwa Hugo Tobiassen, dass es die Bäcker seien, die sich immer mehr in den Fachbereich der Konditoren drängten. Dem schließt sich auch der oben erwähnte Paul Melhorn an. Inzwischen wird gar darüber erörtert, ob es ob es nicht die Verwendung von Hefe sei, die das Trennungsmerkmal beider Fachbereiche darstelle. Nach einigen Jahren führen die steten Diskussionen zur aus heutiger Sicht natürlich wirkenden Lösung: man legt beide Fachbereiche zu einer gemeinsamen Vereinigung zusammen.

Der wienerbrød–Streit ist sicher nicht unbemerkt an Emil Dohrn vorübergegangen. Und es wirkt, als habe er seine persönlichen Konsequenzen daraus gezogen: nachdem er irgendwann in den End–1920ern einige Zeit in Bergen bei einem Bäcker verbringt, kehrt er dem aktiven Konditorberuf schließlich den Rücken und eröffnet in Oslo einen Fachhandel für Bäckerei– und Konditorartikel. In der Dronningensgate 23 (nahe Oslo S)

verkauft er nun all jenes Zubehör, das für die Herstellung von Brot und allerlei Süßem notwendig ist. Dazu zählen auch Maschinen, wie etwa die Baumkuchenmaschine, die er 1930 im Fachblatt Konditormesteren bewirbt.

Emil betreibt seinen Fachhandel bis zu seinem Tod. Er stirbt 1944 nach kurzer Krankheit — noch vor Ende des Zweiten Weltkrieges in einem von Nazi–Deutschland besetzen Norwegen. Wie er sich als Deutscher, verheiratet mit einer Norwegerin, während der Besatzungszeit positionierte, können wir nicht wissen. Genauso wenig, wie es seinen Hinterbliebenen nach 1945 erging — immerhin waren seine Kinder auch Deutsche.

Ob das in den 1950ern eröffnete Café Dohrn im Allianz–Haus in Kiel in einem Zusammenhang mit seinen Kindern steht, konnte ich nicht herausfinden. Vielleicht ist es auch purer Zufall. Vielleicht haben seine Rezepte — zumindest für einige Zeit — in Kiel weitergelebt.

Drei Dinge, die du für die Gemeinde tun kannst :

Eine Gemeinde wird lebendig und einladend durch die Gemeinschaft, in die viele sich einbringen. Jeder und jede hat etwas beizutragen — durch eine helfende Hand, ein Gebet, eine Spende oder eine gute Idee. In dieser Rubrik geht es ganz konkret um das, was du für die Gemeinde tun kannst. Lass dich einladen und auch zu eigenen Ideen inspirieren. Denn dieser Gemeinde würde etwas Wesentliches fehlen ohne dich!

 Begleite uns mit deinem Gebet

Drei Jugendliche werden am Pfingstsonntag, 8. Juni 2025, in unserer Gemeinde konfirmiert. Wir arbeiten daran, dass sie auch weiterhin ihren Platz in der Gemeinde finden und verbunden bleiben. Es sind Jugendliche, die ihren Weg ins Erwachsenenleben und auch in den Glauben suchen. Jugendliche, die unsere Unterstützung brauchen — und unsere Fürbitte. Bete für sie, dass die Konfirmandenzeit für die Jugendlichen Frucht bringt für einen guten Weg ins Leben mit Gott.

Kleinanzeigen vor über 100 Jahren aus unseren Gemeindebriefen 1915, 1925, und 1926, aus ‚Konditormesteren‘ 1930, und zu Dohrns „Baumkuchenmaschine“ von 1930. Die Fotos vor 1930 zeigen das Haus (rechts), in welchem Emil Dohrn seine Konditorei und Café 1914 eröffnete — und die „gemütlichen Räume“, die Dohrn in seiner Werbung anpreist. Zu guter Letzt der Blick in das Café Dohrn im Allianz–Haus in Kiel.

 Mit deinem Mitgliedsbeitrag die Gemeinde unterstützen

Danke, dass du ein Mitglied unserer Gemeinde bist! Das bereichert unsere Gemeinschaft. Das macht unsere Gemeinde stark. So können wir ausstrahlen und einladend werden für viele, die sich kurz oder länger hier in Norwegen aufhalten. Auch dein Mitgliedsbeitrag ist für unsere Gemeinde überlebenswichtig. Mehr dazu liest Du in diesem Gemeindebrief auf Seite 4. Die vielen Veranstaltungen, das bunte Gemeindeleben, eine einladende Gemeinde wäre ohne diesen finanziellen Beitrag nicht möglich. Deshalb die Bitte: Denke daran, Deinen Mitgliedsbeitrag zu überweisen. Der Beitrag oder jede Spende kann entweder auf unser Bankkonto 9235 13 83609 überwiesen oder gevippst werden: Vipps 134955. Dein Ansprechpartner ist Pfarrer Lutz Tietje.

 Das Gottesdienst–Team verstärken

Ein gelungener Gottesdienst ist viel mehr als nur eine gute Predigt des Pfarrers. Vor einem Gottesdienst wird der Raum vorbereitet, im Gottesdienst sind Menschen aus der Gemeinde beteiligt, nach dem Gottesdienst gibt es ein leckeres Kirchencafé, das zum Verweilen einlädt.

Damit all das geschehen kann, gibt es für die Gottesdienste in Oslo ein Gottesdienst–Team: Helfende Menschen aus der Gemeinde, die den Altar schmücken, Liederbücher auslegen, die Ankommenden freundlich begrüßen, Bibeltexte im Gottesdienst lesen, für das Kirchencafé den Tisch decken und den Kaffee kochen. Dieses Team sucht Verstärkung. Hast du Freude daran, bei Arbeiten rund um den Gottesdienst mitzuhelfen? Man kann je nach den eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten im Team selbst entscheiden, was und wie häufig man helfen kann.

Wenn du Gastgeber sein möchtest für einen rundum gelungenen Gottesdienst–Sonntagvormittag, dann melde dich bei Pfarrer lutz.tietje@deutschegemeinde.no

Möchten Sie Gemeindemitglied werden?

Wussten sie es schon? Sie können gerne Mitglied unserer Gemeinde werden unabhängig davon, ob Deutsch Ihre Muttersprache ist, Sie aus einem deutschsprachigen Land, aus Norwegen oder einem anderen Teil der Erde hierher gekommen sind. Vielleicht haben Sie einfach Interesse an der deutschen Sprache, kultureller Vielfalt, an unseren Veranstaltungen und Gottesdiensten und an dem großen Netzwerk über Grenzen, auch kirchliche Grenzen, hinweg. Dann freuen wir uns, wenn Sie Mitglied werden. Herzlich willkommen!

So helfen Sie uns, alle die im Blick zu behalten, die sich uns verbunden und zugehörig fühlen. Außerdem ermöglicht uns Ihre Mitgliedschaft einen Zuschuss des norwegischen Staates, sofern Sie nicht zeitgleich Mitglied in der Norwegischen oder einer anderen Kirche sind.

Um Gemeindemitglied zu werden, füllen Sie ganz einfach das Formular zur Beitrittserklärung aus und senden Sie es uns per Post oder eingescannt per E–Mail zu. Das Formular finden Sie auf unserer Internetseite („Mitglied werden“) !

Er du klar over at du kan bli medlem av vår menighet, selv om tysk ikke er morsmålet ditt? Det er også uavhengig av om du er kommet hit fra et tyskspråklig land, er fra Norge eller kommer fra en annen del av verden. Kanskje du bare er interessert i tysk språk, kulturelt mangfold, våre arrangementer og gudstjenester eller det store grenseoverskridende nettverket, også religiøse grenser? Da vil vi ønske deg hjertelig velkommen som medlem!

Da hjelper du oss å huske på alle som føler tilhørighet til oss. Ditt medlemskap vil dessuten gi oss et tilskudd fra den norske stat, såsant du ikke i tillegg er medlem av Statskirken eller en annen menighet. For å bli medlem i menigheten, kan du fylle ut innmeldingsskjemaet og sende det til oss pr. post eller scanne og sende det pr. e–post.

Skjemaet finner du på nettsiden vår «Mitglied werden» eller over QR–koden vår.

Returadresse: Evangelische Gemeinde deutscher Sprache

Eilert Sundts gate 37 0259 Oslo

Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen

Eilert Sundts gate 37, 0259 Oslo

Gemeindebüro

Immer dienstags, donnerstags, und freitags von 9–12 Uhr.

Claudia Herrmann Telefon +47 2244 1643 kontor@deutschegemeinde.no www.deutschegemeinde.no

Kontaktadressen

Pfarrer Lutz Tietje

Telefon +47 9732 8343 lutz.tietje@deutschegemeinde.no

Gemeindekirchenrat gkr@deutschegemeinde.no

Kirchenmusik: Carina Lasch Lind kantorin@deutschegemeinde.no

Bankverbindung: in Norwegen: BNbank ASA nr. 9235 13 83609 IBAN NO7492351383609 SWIFT KBNONO22 in Deutschland: Commerzbank Göttingen, IBAN: DE74 2604 0030 0640 7076 00

BIC: COBADEFFXXX

Vipps: 134955

Organisasjonsnummer: 841 166 272

Kristiansand: Walther Herrles Telefon +47 9415 5571 kristiansand@deutschegemeinde.no

Stavanger: Jutta Lechterbeck, Telefon +47 4863 9485 stavanger@deutschegemeinde.no

Bergen: Gudrun Cassel Noven Telefon +47 9280 1290 bergen@deutschegemeinde.no

Trondheim: Gudrun Rülcker Telefon +47 7397 9770 trondheim@deutschegemeinde.no

Fredrikstad: Matthias Becker Telefon +47 9208 2938 fredrikstad@deutschegemeinde.no

Herausgeber: Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen Redaktion & Gestaltung: Lutz Tietje, Claudia Herrmann, Carina Lasch Lind und Michael Diedrichs Druckerei: TS Trykk, Oslo Auflage: 500 Exemplare

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