Engel & Völkers Rhodos in der Basler Zeitung

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Wirtschaft. | Montag, 3. August 2015 | Seite 27

Wer bar zahlen kann, sollte zugreifen

Georg Petras von Engel&Völkers auf Rhodos rät jetzt zu Immobilienkäufen in Griechenland Von Kurt Tschan BaZ: Georg Petras, Griechenland steht kurz vor dem Kollaps und kann nur dank Hilfspaketen und Rettungsschirmen am Leben gehalten werden. Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für den Kauf einer Immobilie? Georg Petras: Es gab nicht wenige,

die dachten, dass Anfang Jahr der optimale Zeitpunkt gewesen sei. Dann aber kamen Tsipras und Co. und die Krise ging erst richtig los. Die Käufe gingen rapide zurück, der Immobilienmarkt kam faktisch zum Stillstand. Sobald das dritte Hilfspaket unterschrieben ist, wird eine deutliche Belebung des Geschäftes einsetzen. Dies dürfte in den nächsten zwei Wochen der Fall sein. Deshalb erwarte ich einen heissen Sommer und Herbst.

Hat das Ja der Griechen zu mehr Austerität bereits positive Folgen gehabt?

Nach der 19-stündigen Marathonsitzung in Brüssel, als die Weichen für neue Hilfsprogramme gestellt wurden, haben sich über Nacht die Anfragen von interessierten Immobilienkäufern vervierfacht. Viele wählen bereits jetzt ihre Objekte aus, machen Besichtigungen. Wir erleben gewissermassen die Ruhe vor dem Sturm.

Wird es genügend Immobilien geben, um die Nachfrage zu befriedigen?

Daran zweifle ich. Wenn der Boom im Herbst einsetzen wird, dann dürfte der Markt schon nach kurzer Zeit ausgetrocknet sein. Seit 2010, dem Beginn der Wirtschaftskrise in Griechenland, kam die Bauwirtschaft zum Erliegen. Der Hauptgrund liegt im fehlenden Kapital. Die Banken des Landes finanzieren seit drei Jahren keine Immobilien mehr.

«All jene, die noch mit Drachmen ein Haus kauften, gehören weiter zu den Gewinnern.» Lässt sich die Situation auf dem Festland und auf den Inseln vergleichen??

Nein. Grosse Überbauungen, wie es sie zum Beispiel in Spanien gibt, sind auf den Inseln schon aus Platzgründen nicht möglich. Deshalb sind die Preise seit Ende 2009 nur moderat um durchschnittlich zehn bis 15 Prozent gefallen. Seit Anfang 2014 ist zudem die Grunderwerbssteuer von neun auf drei Prozent gesunken. Damit sind Zweitwohnungen um einen Fünftel günstiger. Die Preise sind seit einem Jahr mehr oder weniger stabil. Wir stellen auch fest, dass die ausgeschriebenen Preise annähernd der Kaufsumme entsprechen.

Haben während der Krise viele Verkäufer bewusst auf Zeit spekuliert?

Ausländische Hausbesitzer sind in aller Regel nicht gezwungen, ihre Immobilie zu verkaufen. Sie können eine Krise aussitzen. Das stützt die Preise. Anders sieht die Situation auf dem Festland aus. In grossen Städten wie Athen oder Thessaloniki haben Wohnungen seit 2009 die Hälfte ihres Wertes verloren. Der Erstwohnungs-

Wohnsitz am Hafen von Gialos. 1,6 Millionen Euro kostet dieser herrschaftliche Wohnsitz auf der Insel Symi.

markt ist also mit dem Zweitwohnungsmarkt nicht zu vergleichen. Wer will schon eine Wohnung im achten Stock mit Blick auf Müllhalden und schmutzige Hinterhöfe? 99 Prozent der Schweizer Käuferinnen und Käufer suchen nach Meerblick und einer gepflegten Umgebung.

Mussten viele Hausbesitzer wegen der Krise ihre Wohnungen verkaufen?

Im Zweitwohnungsmarkt war dies selten. Eine Ausnahme bildeten Engländer, die vor zwei Jahren eine Immobilie erwarben, obwohl sie schon damals zu teuer für sie war. Zudem sind viele Schnäppchenjäger enttäuscht wieder nach Hause gefahren. Notverkäufe wie es sie nach 2009 in den USA gab, fanden in Griechenland nicht statt. Zwangsversteigerungen sind nämlich per Gesetz verboten. Ohne dieses Gesetz wäre jeder zweite Grieche auf der Strasse. Für die kreditgebenden Banken hiess dies, dass sie den Wert eines Objektes zwar deutlich nach unten korrigieren mussten und deshalb die Hypothek höher ist als sein Wert. Ausser eine gute Miene zum bösen Spiel zu machen, können sie aber nichts tun. In Zukunft dürfte sich die Situation ändern. Im Rahmen des dritten Hilfspaketes sollen auf dem Erstwohnungsmarkt Zwangsversteigerungen wieder eingeführt werden.

Wo liegen die Preise auf einer Zeitachse von 20 Jahren heute?

Ich würde sagen, dass man aktuell so viel bezahlt wie im Jahr 2005. Bis 2008 herrschte ein eigentlicher Boom mit steigenden Preisen. Ohnehin gilt, dass all jene, die noch mit Drachmen ein Haus kauften, auch heute noch – dank dem Euro – zu den Gewinnern gehören.

IMMOBILIENKÄUFER NACH NATIONALITÄTEN 2015 Skandinavien Niederlande 4% 4% Nicht-EU-Staaten

Frankreich, Belgien

12%

27%

Deutschland, Österreich und Schweiz

13%

17%

23% Grossbritannien

Griechenland Quelle: Engel & Völkers

Zweitwohnungen beliebt. Vor allem Engländer lieben Griechenland. Grafik BaZ/rem

Welche Regionen empfehlen Sie?

Für mich liegen Rhodos, Kreta und Korfu ganz vorne. Rhodos ist wegen seiner guten Infrastruktur mit Mallorca zu vergleichen. Man kann dort auch gut überwintern. Anders als auf Mykonos oder Santorini findet dort auch im Winter Leben statt. Zudem ist die Erreichbarkeit gut. Rhodos ist meine Erachtens sehr interessant, weil die Insel eine echte Alternative zu anderen bekannten Inseln in Europa darstellt. Wir kennen hier den Tourismus seit 70 Jahren.

Wer mehr als eine Viertelmillion Euro in eine Liegenschaft investiert, kriegt vom Staat gleich noch die Aufenthaltsgenehmigung gratis mitgeliefert. Gibt es auch andere Anreize?

Dieses Argument ist für Schweizer Käufer nicht massgebend. Sie benötigen nur eine Steuernummer. Von dieser Regelung profitieren Investoren aus dem Nahen Osten oder den USA. Sie können sich so in ganz Europa ohne Visum bewegen. Portugal und Spanien haben diese Regelung übrigens übernommen. Allerdings liegt dort die Limite bei 500 000 Euro.

Welche Risiken sind mit dem Kauf einer Immobilie in Griechenland verbunden?

Auch hier gilt es zu unterscheiden. Auf Rhodos und Kos gibt es ein gut funktionierendes Grundbuch- und Katasterwesen. Es ist einmalig in Griechenland und ist auf die italienische Besatzungsmacht von 1937 zurückzuführen. Wir Griechen mussten es lediglich weiterführen und wir haben es getan. Das ist ein Riesenvorteil, weil es von der Qualität her mit jenem in der Schweiz verglichen werden kann. Die ersten Eintragungen sind übrigens in italienischer Sprache abgefasst.

Heisst das, dass in anderen Regionen die Besitzverhältnisse komplizierter sind und Vorsicht angebracht ist?

Es gab und gibt weiterhin viele Probleme. Seit 2012 existiert jedoch ein Legalisierungsgesetz. Der Verkäufer muss nachweisen, dass ihm Haus und Boden gehören und dass die zu verkaufende Fläche mit jener übereinstimmt, die im Grundbuch eingetragen ist. Wer illegal gebaut hat, muss eine Busse bezahlen. Ein Weiterverkauf dieser Liegenschaft ist nicht vor Bezahlen der fälligen Busse möglich.

In dieser Hinsicht werden Sie also bald überflüssig?

Davon rate ich dringend ab. Wir kriegen unsere 2 bis 2,5 Prozent des Verkaufspreises zur Hauptsache für unsere Dienstleistungen ausbezahlt. Sprache und Schrift sind verschieden. Wir begleiten den Kunden aufs Grundbuchamt und regeln für ihn alles.

Wie interessant ist es, ein Baugrundstück zu erwerben?

Ich rate davon ab.Wer einen Neubau schlüsselfertig bauen lässt, geht Risiken ein. Was passiert, wenn der Generalunternehmer pleitegeht?

Wie lassen sich Immobilien gegenwärtig überhaupt finanzieren?

Bis auf Weiteres gilt, dass die volle Summe aus Eigenmitteln bezahlt werden muss. Bankenfinanzierungen wird es erst wieder im Winter geben, wenn sich die Situation beruhigt hat und die Banken mit genügend liquiden Mitteln versorgt sind. Es ist ja vorgesehen, dass im Rahmen des dritten Hilfspaketes die Banken 15 bis 20 Milliarden Euro erhalten sollen. Dann, so glaube ich, wird auch die Hälfte des benötigten Kapitals wieder fremdfinanziert werden können.

Engel&Völkers-Gruppe

Georg Petras

Hamburg. Die im Jahre 1977 gegründete Engel & Völkers-Gruppe (E & V) gehört zu den führenden Unternehmen im Immobilienbereich. Sie ist weltweit in 38 Ländern tätig. Im ersten Halbjahr 2015 erzielte E & V einen Markencourtage-Umsatz von 182 Millionen Euro. Dies entsprach einem Umsatzplus von 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das kräftige Wachstum wurde von der guten Immobilienkonjunktur und der starken Präsenz der Marke in Deutschland, Spanien, Italien, Nordamerika und der Schweiz getragen. E & V will weiter stark wachsen und bis Ende Jahr 2000 neue Immobilienberater akquirieren und die Mitarbeiterzahl auf über 7000 erhöhen. kt

Rhodos. Der 1971 geborene Grieche ist in Stuttgart aufgewachsen. 1990– 1998 verschiedene Positionen in der Logistikbranche. 1999 Gründung der Flashline GmbH. 2008 Verkauf des mehrfach prämierten Unternehmens. 2008–2009 Deutschland-Geschäftsführer der Flash Europe Group. 2009 Erwerb der Engel & Völkers-Lizenzen Dodekanes. 2010 Eröffnung E & V Rhodos. Petras ist Autor eines Ende 2015 erscheinenden Buches über die Griechenland-Krise. kt

Massiver Verlust der SNB Defizit der Nationalbank kommt nicht aus heiterem Himmel Zürich. Der starke Franken hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) in die tiefroten Zahlen gedrückt. Die SNB weist erwartungsgemäss im ersten Halbjahr 2015 einen massiven Verlust von 50,1 Milliarden Franken aus. Für das am Freitag publizierte Ergebnis waren Verluste auf den Fremdwährungspositionen und auch auf dem Goldbestand verantwortlich. Der Halbjahresverlust folgt auf einen Rekordgewinn von 38,3 Milliarden 2014. Nach dem Frankenschock hatte die Nationalbank bereits im ersten Quartal 2015 einen Rekordverlust von 30 Milliarden Franken verbucht. Das markante Minus von 20 Milliarden Franken im zweiten Quartal war denn auch von mehreren Ökonomen ziemlich genau prognostiziert worden. Auf Fremdwährungspositionen ergab sich insgesamt ein Verlust von 47,2 Milliarden. Die SNB-Devisenreserven in Höhe von 516 Milliarden waren Ende Juni zu 42 Prozent in Euro angelegt, auf den Dollar entfielen 32 Prozent. Einen positiven Beitrag leisteten die Zins- und Dividendenerträge mit 3,5 beziehungsweise 1,2 Milliarden. Vom günstigen Börsenumfeld profitierten Beteiligungspapiere, die 4,1 Milliarden zum Ergebnis beisteuerten. Ende Juni belief sich das Eigenkapital der SNB noch auf 34,2 Milliarden Franken. SDA

Nachrichten Rumänen ermitteln auch gegen Roche Bukarest. Gegen Roche und andere Pharmafirmen wird in Rumänien wegen des Verdachts auf Korruption ermittelt. Es wird untersucht, ob die Firmen Ärzten Anreize wie Ferien anboten, damit bestimmte Krebsmedikamente verschrieben wurden. Der rumänische Roche-Ableger hat die Ermittlungen bestätigt. SDA

Caterer Autogrill fährt bei Halbzeit Verlust ein Rom. Der weltgrösste Flughafen-Caterer Autogrill hat das erste Halbjahr 2015 mit einem Verlust von 16 Millionen Euro abgeschlossen. Im Vorjahreszeitraum betrug das Minus noch 24 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um zehn Prozent auf zwei Milliarden Euro. Der Ebitda kletterte um 20 Prozent auf 124 Millionen Euro. Autogrill bestätigte seine Ziele für 2015 und rechnet mit einem Betriebsgewinn (Ebitda) von 370 bis 380 Millionen Euro. SDA

Diese Woche 03.08.Montag

> Glarner Kantonalbank im ersten Halbjahr > Semesterausweis von Heineken

04.08.Dienstag

> Medienkonferenz von BAK Basel zum Verteilungsmonitor > Halbjahreszahlen von OC Oerlikon, Belimo und Axa > Beherbergungsstatistik Schweiz im ersten Halbjahr > Semesterausweis von DSM

05.08.Mittwoch

> Halbjahreszahlen von Swisslog, Transocean und Cablecom > KOF-Konjunkturumfrage

06.08.Donnerstag

> Halbjahreszahlen der Zurich Versicherungen, von Mobimo und Inficon > Konsumentenstimmungsindex des Seco

07.08.Freitag

> Halbjahreszahlen der Berner KB, der Thurgauer KB, von Interroll und Coltene


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