Wochenende KW52

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AUS HAMBURGS SÜDEN | 5

FREITAG, 30. DEZEMBER 2011

▼ HAMBURGER KRIMINALFÄLLE

Furchtbare Beziehungstat

Vor elfeinhalb Jahren erschoss Sven Böttcher seine Exfreundin und deren drei Töchter WALDEMAR DÜSE, HAMBURG

E

r kommt so cool daher wie Bruce Willis: Geschorene Glatze, Drei-Tage-Bartstoppeln, silberner Ohrring, eng anliegende Sonnenbrille auch im Winter und die Pudelmütze tief ins Gesicht gezogen und zu einem dicken Kragen umgeschlagen. Aber an diesem 31. August 2000 läuft auf der Elbinsel kein OpenAir-Kino, kein Hollywood-Gewaltschinken aus der Abteilung Ramschware. Sven Böttcher, der über den Balkon gerade in die Wohnung im Schwentnerring 31 eingedrungen ist, ist bitterste Realität. Der 32-jährige Trinker, Schläger – manche Nachbarn werden später auf gut altdeutsch sagen „Tunichtgut“ – und gerichtsbekannte Drogenhändler wartet auf Barbara Dey und ihre drei Töchter Monika, Dorothea und Nicoletta. Die 36-jährige gebürtige Polin, eine bildhübsche und intelligente

Die Krimiserie In loser Folge stellt das Wochenblatt zum Wochenende ab sofort die spannendsten Kriminalfälle aus Hamburg vor. In der heutigen Ausgabe geht es um die grausame Beziehungstat in Wilhelmsburg vom August 2000.

Frau, und der psychopathische Kraftsportler sind zwei Jahre lang ein Paar. Eine beinahe groteske Kombination, die sich für die in Deutschland zur Buchhalterin umgeschulten ehemalige Lehrerin zum blanken Horror entwickelt: Irgendwann zeigt Dey den in der Nachbarschaft als unberechenbar und gewalttätig geltenden Böttcher wegen sexueller Nötigung an. Er habe sie in ihrer Wohnung gefesselt und vergewaltigt. Böttcher wandert für einige Monate in den Knast, das Verfahren wird im Dezember 1999 aber eingestellt. Die Frau hat keine weiteren Aussagen gemacht. Als die ahnungslose Dey mit ihren drei Töchtern Monika (15), Dorothea (14) und Nicoletta (11) ihre Wohnung betritt, fällt Böttcher über sie her und fesselt sie, bäuchlings auf ein Bügelbrett gedrückt, mit Handschellen aneinander. Mit 19 gezielten zumeist Kopfschüssen richtet er die Mutter und ihre beiden älteren Töchter regelrecht hin. Der jüngsten gelingt es, ihre schmächtigen Handgelenke aus den Fesseln zu winden und sich mit einem Sprung vom Balkon ins Freie zu retten. Böttcher flieht in die nahe gelegene Wohnung eines Bekannten und nimmt dessen Frau und zwei Kinder als Geiseln. Die mittlerweile alarmierte Polizei fängt den

Mann in dessen Stammkneipe ab, wohin ihn Böttcher zum Bierholen geschickt hat. Dem Mobilen Einsatzkommando (MEK) gelingt es, zunächst die beiden Kinder gewaltfrei zu befreien. Danach beginnt ein stundenlanger Nervenkrieg mit Böttcher, der sich mit der Frau im Schlafzimmer verschanzt hat und droht, Sven Böttcher: Er wurde 2001 zu lebenslanger Haft sie ebenfalls verurteilt. Foto: Archiv zu erschießen. Schließlich beenden zwei gezielte Kopfschüsse die Geiselnahme. Böttcher verliert ein Auge, überlebt jedoch schwerverletzt. Am 31. Mai 2001 verurteilt ihn das Landgericht Hamburg zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe und stellt dabei die „besondere Schwere der Schuld“ fest. Eine gesetzlich vorgesehene Aus dem Archiv: So berichtete automatische Entlassung nach das „elbe Wochenblatt“ im Sep15 Jahren ist damit ausgeschlos- tember 2000. sen.

Abba-Coverband im Kirschenland JORK Die Abba-Coverband „Abba da capo“ kommt am Freitag, 10. Februar, ins Fährhaus Kirschenland, Wisch 9 in Jork. Die Musiker bieten den Gästen ab 20 Uhr in originalgetreuen Kostümen der 1970er Jahre alle großen Hits der unvergesslichen Band aus Schweden. Ticketreservierung unter 728 17 00. SD

Zwei neue Qi Gong-Kurse beim HTB HARBURG Ab sofort bietet der Harburger Turnerbund von 1865 e.V. zwei neue Qi Gong-Kurse in der Gymnastikhalle Petersweg 6 an: montags von 18 bis 19.30 Uhr und mittwochs von 19.30 bis 21 Uhr. In beiden Kursen ist eine Probestunde möglich. Die Anmeldung ist in der Geschäftsstelle des HTB unter 79 14 33 23 möglich. FL

Reinigungsaktion in Harburg HARBURG Am Sonntag, 1. Januar, findet auf dem Harburger Rathausplatz eine organisierte Reinigungsaktion der Ahmadiyya Muslim Gemeinde statt. Die Jugendorganisation wird ehrenamtlich den frühen Morgen mit der Säuberungsaktion verbringen, um einen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung zu leisten und freut sich über die Hilfe interessierter Mitbürger. FL

Sternsinger klopfen an die Türen HARBURG „Die Sternsinger kommen“ heißt es am Sonnabend, 7., und Sonntag, 8. Januar, in der katholischen Pfarrgemeinde St. Maria - St. Joseph in Harburg. Mit dem Kreidezeichen „20*C+M+B*12“ bringen die Mädchen und Jungen in den Gewändern der Heiligen Drei Könige den Segen „Christus mansionem benedicat (Christus segne dieses Haus)“ zu den Menschen im Stadtteil und in der Umgebung und sammeln für Not leidende Kinder in aller Welt. Wer den Besuch der Sternsinger wünscht, kann sich bis spätestens Montag, 2. Januar, im Pfarrbüro melden unter 77 20 64. SD

Orientalischer Tanz HARBURG Gemeinsam mit Gastdozenten bietet die DiplomPsychologin Marina Primas im neuen Jahr neue Kurse, Workshops und „Schnuppertage“ in dem Bereich „Orientalischer Tanz“ an. Anmeldung und Infos unter 0172 - 496 57 03. SD

So viele schöne Bilder: Leserfoto-Aktion läuft weiter Mitmachen & gewinnen: Das Wochenblatt sucht die besten Leserfotos

Jetzt gibt‘s das Neueste aus der Nachbarschaft täglich online auf

elbe-wochenblatt.de

Yvonne Tamm hat das Leserfoto der Woche eingeschickt. Sie schreibt dazu: „Ein Wochenendausflug im Spätsommer diesen Jahres führte uns nach Mecklenburg. Es war die Zeit der Erntefeste auf dem Lande. Zu diesem Anlass wurden viele Häuser geschmückt und herausgeputzt. In einem Dorf im Schweriner Umland fiel uns dabei dieses sehenswerte Kunstwerk auf. Hat der Radfahrer etwas zu viel gefeiert und dabei auf dem Nachhauseweg den Strohballen übersehen?“ HORST BAUMANN, HAMBURG

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ie Resonanz ist herausragend: Das Wochenblatt zum Wochenende hat sie gebeten, uns die besten Leserfotos zu schicken, um sie jede Woche zu veröffentlichen. Über 300 Fotos sind bislang bei uns eingegangen: Ob Landschaft oder Porträt, Schnappschuss oder gekonntes Arrangement. Die Aktion geht weiter: Schicken Sie uns Ihre besten Fotos.

Entweder per Post als Abzüge im Format 10x15 cm (keine Dias!). Oder per E-Mail als Digitalfoto (Mindestbreite 15 cm, Mindestauflösung 180 dpi). Schreiben Sie uns dazu, wann und wo das Foto entstanden ist. Erzählen Sie uns die besondere Geschichte Ihres besonderen Fotos. Wichtig: Namen, Anschrift und eine Rückrufnummer auf dem Foto, im Brief oder in Ihrer E-Mail angeben! Veröffentlichte Leserfotos wer-

den mit tollen Überraschungspreisen belohnt! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Hinweis: Zugesandte Fotos werden nicht zurückgeschickt! Wochenblatt-Redaktion Stichwort „Leserfoto“ Harburger Rathausstraße 40 21073 Hamburg E-Mail: post@ wochenblatt-redaktion.de (Betreff „Leserfoto“)

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