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Elbe Wochenblatt Reportage
SONNABEND 9. JANUAR 2016
Blick in eine Baugrube: Zunächst werden die seitlichen (Schlitz-) Wände gesetzt, anschließend wird ausgebaggert. Bevor das Grundwasser abgepumpt werden kann, müssen Taucher die BoFOTO: GÖHRING denplatte betonieren. Nächster Halt Elbbrücken: Blick auf die Baustelle der U4.
FOTO: CVS
Mit der U-Bahn Richtung Veddel Ortstermin bei den Bauarbeiten der neuen U4-Haltestelle Elbbrücken, von wo 2018 die ersten Fahrgäste in Richtung Jungfernstieg fahren können CH. V. SAVIGNY, HAMBURG
Schwer haftet der nasse Lehm an den gelben Gummistiefeln der Baustellenbesucher. Wer nicht aufpasst, dem zieht es glatt die Schuhe aus. Ein paar Meter weiter weg hieven Bagger den matschigen Lehm – genannt „Klei“ – tonnenweise aus dem Untergrund. Pünktlich zum Beginn des Winterfahrplans 2018 soll an dieser Stelle die Linie U4 in die neue Station Elbbrücken einfahren. Sie bildet – nach den Stationen Überseequartier und HafenCity Universität – vorerst den Schlusspunkt der U-BahnErweiterung in Richtung Süden. Knapp 180 Millionen Euro kostet dieser letzte, 1,3 Kilometer lange Streckenabschnitt, der mit einer halbröhrenförmigen Haltestelle aus Glas und Stahl direkt am Elbufer endet. Die Verlängerung soll die Bewohner Rothenburgsorts, der Veddel und der östlichen HafenCity besser an das öffentliche Nahverkehrsnetz anschließen. Die Hamburger Hochbahn rechnet mit 2.800 neuen Wohnungen und 20.000 neuen Ar-
beitsplätzen. Bereits jetzt – noch bevor die östliche HafenCity überhaupt besiedelt ist – darf sich das Unternehmen über respektable Fahrgastzahlen freuen. „Während der Stoßzeiten müssen wir schon längere Züge einsetzen“, sagt HochbahnSprecher Christoph Kreienbaum. Ortstermin auf dem künftigen U4-Bahnsteig, der mit seinen fußballfeldgroßen Stahlmatten einen beeindruckenden Anblick bietet: Arbeiter befestigen die Kreuzungspunkte der zentimeterdicken Stäbe mit sogenanntem „Rödeldraht“, damit die Moniereisen beim späteren Betonieren nicht verrutschen. Bereits seit 2006 ist Eisenflechter Mersim Sakiri mit seinen rund 20 Angestellten auf der Baustelle der U4 zugange. „Im Mai sind wir mit den Bewehrungsarbeiten fertig“, sagt Sakiri. Verlängerung der U4 nach Wilhelmsburg ist vom Tisch Anschließend wird sich die Eisenflechterei nach neuen Aufgaben umsehen müssen – denn eine Verlängerung der U4 in Richtung Wilhelmsburg und
Harburg ist nach Hamburgs „Nein“ zu Olympia nicht mehr geplant. Angedacht ist stattdessen der Ausbau des entgegengesetzten Trassenendes: Nach derzeitigem Planungsstand entstehen in der Horner Geest zwischen 2019 und 2024/25 zwei neue Haltestellen. Genau betrachtet bearbeiten die Bauleute im Moment den unkompliziertesten Streckenabschnitt der gesamten U4Verlängerung – wenn man vom Endbahnhof absieht: Denn die Trasse entsteht, anders als zwischen Jungfernstieg und der HafenCity Universität, in offener Bauweise. Folge: Der Ausbau ist deutlich kostengünstiger und dauert auch nicht so lang. Dabei werden zunächst sogenannte Schlitzwände ausgebaggert, die bis zu 40 Meter tief sein können. Sobald diese mit Beton verfüllt sind, kann die eigentliche Baugrube ausgehoben werden. Anschließend erfolgt die Unterwasser-Betonage der Fundamentplatte sowie das „Lenzen“ (Abpumpen) des eingedrungenen Grundwassers. Auf der offiziellen Webseite der U4 (siehe Kasten
unten) findet sich ein kurzes Video, das die aktuelle Trassenverlängerung knapp und anschaulich erläutert. Mitte Januar werden die Stahlbrücken eingesetzt Besuchern der U4-Baustelle steht demnächst ein Highlight bevor: Mitte Januar – der genaue Termin hängt von der Witterung ab – sollen die Stahlbrücken für die Gleise und die Aussichtsplattform für das Elbufer eingehoben werden. Insgesamt handelt es sich um sieben, bis zu 15 Meter lange Teile, die per Schiff angeliefert und vor Ort zusammengesetzt werden. Die Aussichtsplattform ist zehn Meter hoch und wird am Kopfende der Haltestelle montiert. „Spätestens bei der ersten Sturmflut wird sie ein Hotspot sein“, ist sich Hochbahn-Sprecher Kreienbaum sicher. Weiterhin geplant ist eine rund 100 Meter lange Fußgängerbrücke („Skywalk“) zur benachbarten S-Bahnlinie. Die Deutsche Bahn will dort bis 2018 ebenfalls einen neuen Bahnhof aus dem Boden stampfen. Über den „Skywalk“ sollen HVV-Nutzer dann umsteigen können. Für den Streckenabschnitt Jungfernstieg – Elbbrücken rechnet die Hochbahn mit 18.000 Fahrgästen pro Tag. Die Reise mit der U-Bahn in die Innenstadt werde etwa sieben Minuten dauern, heißt es.
Dirk Göhring ist als U4-Projektleiter für die Bauarbeiten an der UFOTO: CVS Bahn-Trasse zuständig.
Stahlstäbe und -matten sorgen dafür, dass der Beton deutlich mehr Zugfestigkeit erhält. FOTO: CVS
Info
Mersim Sakiri, Inhaber einer Stahlflechterei, ist mit seinen Mitarbeitern seit 2006 auf der Baustelle der U4 beschäftigt. Nach Fertigstellung der Station Elbbrücken muss er sich nach neuen Aufträgen FOTO: CVS umsehen..
Nach fünfjähriger Bauzeit nahm die neue Hamburger U-Bahn-Linie U4 am 27. November 2012 ihren Betrieb auf. Seither verbindet sie die HafenCity mit der Innenstadt. Weitere Quartiere entstehen bis 2025 in der östlichen HafenCity. http://u4.hochbahn.de
Der Entwurf für die neue Haltestelle stammt von Hamburger ArGRAFIK: HOCHBAHN chitekturbüro Gerkan, Marg und Partner.