Wilhelmsburg KW12-2017

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ElbeWochenblatt

am Mittwoch

Wochenzeitung für Wilhelmsburg

Nr. 12 | 22. März 2017 | Trägerauflage: 25.119 Ex. | 040 / 76 60 00 - 0 | Redaktion 040 / 76 60 00 - 89 | www.elbe-wochenblatt.de | post@wochenblatt-redaktion.de

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Krimi-Kabarett

Respekt für stillende Mütter

Tod unter Gurken mit kabarettistischem Quartett bei ! 7 Alma Hoppe

Hamburgerin startet Kampagne für das Stillen von Babys in der Öffentlichkeit CARSTEN VITT, HAMBURG

DIESE WOCHE Umfrage Härtere Strafen für Blockierer von Rettungsgassen im Straßenverkehr? ! 2

Ein Ärztehaus für die Veddel Poliklinik am Zollhafen eröffnet: Medizinische Sprechstunden plus Sozialberatung

Inselmütter Neuer Kurs: Migrantinnen werden Helferinnen im Stadtteil ! 3

Rechtsstreit Tipps, wie man sich gut auf den Besuch beim Rechtsanwalt vorbereitet ! 6

Entscheidung Der Mietvertrag für das Wohnschiff „Transit“ wird nicht verlängert ! 14

CH.V.SAVIGNY, VEDDEL

Die Wände der ehemaligen Polizeikaserne am Zollhafen erstrahlen in frischem Weiß. Gleich rechts im Eingangsbereich erwartet die Besucher ein schöner, geschwungener Tresen aus Fichten- und Eschenholz. Mitte Januar hat die neue Poliklinik am Zollhafen ihre Pforten geöffnet. An fünf Tagen pro Woche bietet der Wilhelmsburger Allgemeinarzt Dr. Ole Bonnemeier medizinische Hilfe an. Außerdem gibt es eine mehrsprachige Gesundheits- und Sozialberatung. Am Eröffnungswochenende schauten rund 300 Besucher vorbei. „Die Leute freuen sich, dass es uns gibt“, sagt Milli Schroeder, eine der Initiatorinnen. Verantwortlich für die Einrichtung der Poliklinik – ein sozialmedizinisches Versorgungszentrum für die Veddel – ist eine Vereinigung, die sich aus jungen Ärzten, Anwälten, Medienfachleuten und Wissenschaftlern zusammensetzt. Die

„Gruppe für Stadtteil, Gesundheit und Verhältnisprävention“ setzt sich dafür ein, die medizinischen Bedingungen im Stadtteil zu verbessern. „Soziale Ungleichheit macht krank“, sagt die Politikwissenschaftlerin Schroeder. Auch auf der Veddel seien die medizinischen Angebote in den letzten Jahren rapide zurückgegangen. So gebe es mittlerweile nur noch eine Ärztin vor Ort, die letzte Apotheke habe vor über einem Jahr dichtgemacht. „Offiziell liegt der Wert für die ärztliche Versorgung in Hamburg bei 110 Prozent, auf der Veddel aber nur bei 70 Prozent“, sagt Philipp Dickel, Assistenzarzt im Krankenhaus Barmbek. Den Umbau der 140 Quadratmeter großen Räume am Zollhafen haben die Saga und das Bezirksamt finanziert. Vom Bezirk gab's 20.000 Euro für Sachmittel. Das Besondere: In der Poliklinik bekommen alle – vom Arzt bis zur Bürokraft – das gleiche Gehalt. Die Initiatoren arbeiten großteils – noch – ehrenamtlich. „Dieses Engagement kann man gar nicht genug unterstützen“ sagt der Veddeler Politiker Klaus Lübke (SPD). „Ich finde das hochrespektabel.“ Langfristig soll die neue Poliklinik nicht nur Kranken und Ratsuchenden einen Anlaufpunkt bieten, sondern auch zum Verweilen einladen. Im Erdgeschoss des Gebäudes ist ein Café in Planung. „Man muss kein Problem haben, um hierher zu kommen“, sagt Schroeder.

Mitstreiter für die Veddeler Poliklinik: Die Initiatoren Milli Schroeder (li.) und Philipp Dickel (2. v. li.) mit Allgemeinarzt Ole Bonnemeier und Praxishelferin Fatime Shaban. FOTO: CVS

Poliklinik Ursprünglich bezeichnete man mit „Poliklinik“ (wörtlich: „Stadtkrankenhaus) ein Ärztezentrum, in dem Mediziner verschiedener Fachrichtungen praktizierten. Größtes Plus der Poliklinik war – und ist – die umfassende ärztliche Beratung und Behandlung. Der Name der Veddeler Einrichtung soll an die historischen Sozialkliniken im 18. Jahrhundert und an die staatlichen Gesundheitszentren in der DDR und in den Ostblockstaaten erinnern. Auf der Veddel steht allerdings die medizinische Versorgung nicht allein im Vordergrund: Neben der bereits existierenden Sozialberatung sind zum Beispiel Kurse und Seminare für gesundheitliche Vorsorge geplant.

Die Kampagne „Hamburg stillt!“ will für Respekt für stillende Mütter werben. Der Auftakt ist mit einem Gruppenfoto in Planten un Blomen (siehe Kasten) geplant. Das Elbe Wochenblatt sprach mit Fotografin Sonya Osmy, der Initiatorin der Kampagne. Elbe Wochenblatt: Kinder zu stillen ist doch selbstverständlich und natürlich – warum diese Aktion? Sonya Osmy: Vor allem durch Berichte in der Presse wird jungen Mamas suggeriert, dass sie mit negativen Reaktionen in der Öffentlichkeit zu rechnen haben. Das macht es sehr schwer, sich zu überwinden und mit dem Baby rauszugehen und auch unterwegs ganz entspannt zu stillen. Wir wollen alle Stillmamas ermutigen: Negative Reaktionen sind die Ausnahme. Ich persönlich erlebe Hamburg als eine wahnsinnig offene, stillfreundliche Stadt. Trotzdem habe ich mich am Anfang nicht getraut, unterwegs meinem Baby die Brust zu geben. Ich saß stillend in der U1, und mir liefen die Tränen aus Scham und aus Unsicherheit. Mit dem Stillfoto wollen wir allen Mamas, denen es genauso ergeht, Mut machen. Zeigen: Du bist nicht allein! EW: Was haben Sie oder andere Frauen bisher Negatives erlebt? Osmy: Ich selbst hatte in 18

Monaten Stillen kein einziges negatives Erlebnis. Das geht sehr vielen Müttern so, es gibt vereinzelt negative Reaktionen. Aber jede verständnislose Reaktion, die sich gegen eine unterwegs stillende Mama richtet, ist eine zuviel. Selbstverständlich steht jedem Menschen seine persönliche Meinung zu. Aber jede Mama muss ihr Baby überall stillen dürfen. Dafür sollte jeder Mensch wenigstens Toleranz aufbringen können. EW: Wie sollten sich Mitmenschen gegenüber stillenden Frauen am besten verhalten? Osmy: Einfach machen lassen. Kurz mal lächeln ist auch immer hilfreich. Mich persönlich hat jeder Mensch, der mich während des Stillens verständnisvoll angelächelt hat, total bestärkt. Das macht Mut und gibt Sicherheit. Ansonsten lässt man die Mama und das Stillkind natürlich einfach in Ruhe.

Aktion „Hamburg stillt!“ Gruppenfoto mit stillenden Frauen Treffpunkt: Sonntag, 26. März, 10.45 Uhr, bei den Mittelmeerterrassen in Planten un Blomen (direkt beim Tropengewächshaus). !! www.kinderfoto hamburg.de/ hamburg-stillt/

Stillen in der Öffentlichkeit: natürlich! Frauen wollen mit einem Gruppenfoto für Verständnis werben. FOTO: SONYA OSMY

„Auf der Veddel versorgt ein Hausarzt 5.000 Menschen“ CH.V.SAVIGNY, VEDDEL

Drei Fragen an Milli Schröder und Philipp Dickel, Mit-Initiatoren der Veddeler Poliklinik. „Soziale Ungleichheit macht krank“ lautet einer Ihrer Merksätze. Wie können die Veddeler von der neuen Poliklinik profitieren?

Eine gute, an den sozialen Lebensbedingungen orientierte Primärmedizin und Sozialberatung, gepaart mit Präventionsprojekten unterstützt die Menschen nicht nur bei medizinischen Problemen im Alltag. Unsere Aufgabe sehen wir auch darin, die Nutzer der Poliklinik und die Bewohner des Stadtteils in ihrem Recht auf gesellschaftliche Teilhabe zu unterstützen

Zum Thema ärztliche beziehungsweise medizinische Versorgung: Inwiefern ist die Veddel gegenüber anderen Stadtteilen im Nachteil? Offiziell soll ein Hausarzt im Durchschnitt 1.671 Patienten versorgen. Auf der Veddel liegt dieser Wert bei 5.000 Personen pro Mediziner. Die materielle Ungleichverteilung zwischen den Stadtteilen spie-

gelt sich auch in der Zahl der Praxen wieder. Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Poliklinik? Planen Sie weitere Angebote? Die Ansiedlung von Fachärzten, ein Sprachlabor und die Umwandlung der Poliklinik in ein Medizinisches Versorgungszentrum in gemeinnütziger Trägerschaft. Doch das ist alles noch Zukunftsmusik.

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