Einundzwanzig #6

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Kunterbunt

Ausgabe 6 · März 2011

RÄZEL

S T U R R E T S U H C S P I E L K L H

Im Gitter sind vorwärts, rückwärts, senkrecht und waagrecht die Namen von verschiedenen Montagsrednern verborgen. Die Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen ergeben in der richtigen Reihenfolge die Lösung für den 27. März 2011. Die Lösung schicken Sie bitte an: raezel@21einundzwanzig.de. Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir dreimal das Buch „Mit Kanonen auf Spatzen“ (siehe Seite 13). Die Lösung des letzten Räzels lautete: JETZT ERST RECHT. Gewonnen haben: Albert Lengauer, Gerlingen; Monika Lotti, Stuttgart; Fabian Zenker, Reutlingen. Herzlichen Glückwunsch!

Noch mehr Denksport gefällig? Solche und ähnliche RÄZEL erscheinen täglich – in der Regel gegen 22 Uhr – unter www.parkschuetzer.de/statements, Schlagwort #räzel. Wolfgang Kaemmer

R U S C H L A F F E R U R E T E P O C

einundzwanzig

E P S R G T E A T T T L H R I C E L I T H R S I F O L O R T H G O S I N E C H R H E I M L S I E S C H C H P I R N

I P O B K E R A T E H R L K C B E H S I C H E E G B O E I K L U T R O N R Ä N B R M A D A E C L G R O H L L N I O I R P B A A R U L D S A P I M I E H A

M N E O E R C M O Ä A E M L S I W U C

A O M N B K K P V R D B A S S L E R K

R K M I E H Ö P E R L E N B U L R G G

H A E W R O P O S S E I N O P O D I O

21

C S F I O G E R L U L B I I L B L U O B R I T S I P B O A M G A O U A S L I

Die 12-jährige Carola Retter aus Stuttgart-Gablenberg sagt, was Sache ist:

„Unsere Zukunft fängt heute an“

Sehr geehrter Volker Kefer,

I

ch will den alten Bahnhof behalten. Der ist schön. Ich liebe den MercedesStern darauf – und ich mag die alten Mauern. Klar ist der Bahnhof innen drin verratzt. Vielleicht sollte man den mal putzen. So kehrwochenmäßig. Meine Mama zwingt mich immer, die Kehrwoche bei uns im Haus zu machen, sonst meckern die Nachbarn. Warum gibt es eigentlich keine Bahnhofskehrwochenpflicht von unserem Bürgermeister? Ich fände es lustig, wenn die ganzen Parteien immer samstags anrücken würden, mit Besen, Schaufel, Eimer und Lumpen. Oder wenn dieser Ministerpräsident Mappus mal putzen würde in der Schalterhalle und auf den Bahnsteigen, dann würden wir auch keinen neuen Tiefbahnhof mehr brauchen, weil unser alter Bahnhof nämlich wieder schön und sauber wäre. Mein Vater sagt immer, den Mappus sollte man in den Zug setzen und ganz weit wegfahren. Vielleicht nach Sylt oder so? Dann könnte er dort im Sand einen Bahnhof verbuddeln! Oder was anderes spielen. Nordsee bombardieren mit Wasserwerfern. Da hatte ich echt Glück. Eigentlich wollte ich auch zur Schülerdemo im vergangenen September. Aber dann haben wir uns doch nicht getraut und sind in Englisch gegangen. Mama war im Schlossgarten und hat danach ziemlich viel geheult. Ich habe auch geweint, als ich die Bilder im Fernsehen gesehen habe. Das war wie Krieg. Also: Soll der doch das nächste Mal auf Sylt Krieg spielen. Stuttgart 21 macht unsere Stadt zur Bau-

Kinderhand tut Warheit kund: Isaak Knerner (8 Jahre alt), Lenja Pfeifer (6 Jahre alt) und Samuel Cajthaml (12 Jahre) zeigen wie sie Stuttgart 21 sehen. Der Bahnhof in der Sonne ist ein Symbol für Frieden und Freude – die Idylle wird indes durch den Bagger mit brachialer Gewalt zerstört.

stelle. Und zwar so lange, bis ich das Abi gemacht habe – oder noch viel länger. Im Dezember bin ich zwölf geworden und habe endlich ein Handy bekommen. Ich gehe in die sechsten Klasse und fahre von Gablenberg morgens mit dem Bus zum Hauptbahnhof. Hier steige ich

in die Stadtbahn um. Es soll alles so bleiben, wie es ist. Ich will keine Pressluftbohrer. Der ganze Krach und der Staub, der aufgewirbelt wird durch die Bauarbeiten – igitt! Angeblich macht die Bahn für unsere Zukunft das bescheuerte Projekt. Das verstehe ich nicht. Ich finde un-

serer Zukunft fängt heute an, das hat irgendein Schriftsteller gesagt, seinen Namen habe ich vergessen. Also letzte Woche sind wieder vier Stunden ausgefallen. Das ist saublöd – da sitzen wir dann nämlich dämlich im Klassenzimmer rum und langweilen uns. Der Unterricht fällt ja so gut wie nie in den letzten Stunden aus. Wir dürfen nicht nach Hause. Nein. Ruhigsitzen und Däumchendrehen und Stillarbeit machen. Puh! Mein Bruder ist jetzt in der elften Klasse, der hat keine Zeit mehr für mich wegen dem Turboabi. Und Hannes ist immer gestresst. Wenn der studiert, dann müssen wir richtig sparen, sagen meine Eltern. Keine neuen Klamotten für mich, nix mehr. Unser Klassenzimmer haben in den Sommerferien sogar alle Eltern selbst gestrichen, weil kein Geld mehr für die Maler und die Farbe da war. Unsere Zukunft? Unsere Zukunft ist doch ganz woanders – und nicht im Bahnhof drin. n

noch einmal möchten wir uns bei Ihnen für das Vertrauen bedanken, das Sie unserem Unternehmen mit der Auftragserteilung vom 1. Dezember 2010 erwiesen haben. Nach mehrmaliger Prüfung müssen wir Ihnen jedoch nun mitteilen, dass wir diesen Auftrag zum gegenwärtigen Zeitpunkt leider nicht annehmen können. Als professionelle GhostwritingAgentur legen wir höchsten Wert auf Diskretion. Diese können wir für Ihren Auftrag momentan jedoch nicht gewährleisten. Wie Sie vermutlich den Medienberichten der vergangenen Wochen entnommen haben, erregen unsere Dienstleistungen derzeit eine erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit. In Ihrem eigenen Interesse raten wir Ihnen deshalb davon ab, den von Ihnen in Auftrag gegebenen sogenannten Stresstest von unserer Agentur erstellen zu lassen. Davon abgesehen haben sich nach der eingehenden Prüfung Ihres Auftrags auch inhaltliche Probleme ergeben. Die von uns angefragten Autoren kamen allesamt zu dem Ergebnis, dass die vorhandenen Daten nicht hinreichen, um das von Ihnen gewünschte Ergebnis zu formulieren. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass der in Auftrag gegebene Bericht sich auf Berechnungen stützt, die den Regeln der Logik und den Gesetzen der Mathematik folgen – die zu ändern auch wir nicht imstande sind. Dies gilt insbesondere, da Sie es bei der Auftragserteilung zur Bedingung gemacht haben, dass dieser von uns formulierte Stresstest einer externen Prüfung standhalten soll. Vor einer erneuten Auftragsvergabe an uns oder an eine andere Agentur empfehlen wir Ihnen deshalb dringend, entweder die Ausgangsvoraussetzungen des Projekts Stuttgart 21 zu verändern oder die Zielvorgabe des Stresstests zu ändern. Andernfalls sehen wir uns nicht imstande, Ihren Auftrag auszuführen. Wir bedanken uns nochmals für das von Ihnen geäußerte Vertrauen und bedauern zutiefst, dass wir Ihren Auftrag nicht annehmen können. Mit freundlichen Grüßen Dr. iur. Friedrich Schulz zu Tugenberg Agentur für Text, Lektorat und Ghostwriting


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