MINT-Ausbildungen und -Studiengänge
Ausbildungsberuf Feinwerkmechaniker
Meister der Präzision Sven Dunkelmann (34) baut in Hamburg maßstabsgetreue Modelle von Schiffen und Industrieanlagen. Dafür braucht er eine ruhige Hand und gute Mathekenntnisse.
Wenn Sven Dunkelmann morgens um sieben die Werkstatt betritt, kommt er sich manchmal vor wie auf einer Werft. Einer sehr kleinen Werft, wohlgemerkt, denn die Schiffe, die er baut, sind keine echten Frachter, Luxusliner und Yachten, sondern maßstabsgetreue Modelle. Dunkelmann arbeitet als Feinwerkmechaniker beim Hamburger Traditionsunternehmen Ihlenfeldt & Berkefeld, das auf feinmechanischen Modellbau spezialisiert ist. Und besonders häufig würden in Hamburg eben Schiffe nachgefragt, erzählt der 34-Jährige; Auftraggeber sind meist Reedereien, die die kleinen Kunstwerke in schmucken Glasvitrinen in ihren Foyers ausstellen. Daneben fertigen Dunkelmann und seine zwölf Kollegen aber auch Industrieanlagen im Miniaturformat, zum Beispiel Maschinen zur Offshore-Förderung von Öl und Gas. Sie dienen den Herstellern der echten Anlagen später als Ausstellungsstücke auf Messen und zu Ausbildungszwecken. In seinem Beruf hat Sven Dunkelmann mit den unterschiedlichsten Materialien zu tun: Die Schiffsrümpfe und Gebäude sind in der Regel aus Holz und PVC, die Aufbauten sowie die In-
dustrieanlagen aus Messing. „Messing hat den Vorteil, dass es sich als relativ weiches Metall sehr gut bearbeiten lässt“, erklärt er. „Man kann es fräsen, drehen, bohren, löten, verschrauben und kleben. Sogar lackieren lässt es sich prima.“ Die Fertigung eines durchschnittlich großen Schiffes dauert zwei bis drei Monate, Kreuzfahrt-Riesen wie die „Oasis of the Seas“, knapp vier Meter lang, bei der allein 1.500 Modellfiguren verarbeitet wurden, nehmen auch schon mal ein halbes Jahr in Anspruch. Dabei ist Präzision Trumpf: Viele der Einzelteile müssen auf den Zehntel- oder Hundertstel-Millimeter genau gefertigt werden, damit am Ende alles zusammenpasst. Auf computergesteuerte Maschinen können Dunkelmann & Co. nicht zählen; weil jedes Modell ein Einzelstück ist, müssen sich die Feinwerkmechaniker bei Ihlenfeldt & Berkefeld mit manuellen Geräten wie Dreh- und Fräsbänken, Kreissägen und Bohrmaschinen begnügen. „Das macht den Job aber auch so abwechslungsreich“, sagt Dunkelmann, der sich schon als Jugendlicher mit Modellbau beschäftigte. „Jeder Tag bringt neue Herausforderungen.“
Die Ausbildung zum Feinwerkmechaniker, wie Sven Dunkelmann sie nach dem Abitur durchlaufen hat, findet in der Regel in einem Handwerksbetrieb und in der Berufsschule statt und dauert dreieinhalb Jahre. Je nach Spezialisierung arbeiten Feinwerkmechaniker danach zum Beispiel in Betrieben des Maschinen- und Werkzeugbaus oder bei Herstellern von elektrischer Mess- und Kontrolltechnik (zum Beispiel für die Medizin, die Meteorologie oder die Astronomie). „Azubis sollten ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen mitbringen, weil viel mit technischen Zeichnungen gearbeitet wird“, sagt Alfred Sieberg, der beim Bundesverband Metall für den Bereich Berufsbildung zuständig ist. „Auch gute Mathekenntnisse sind unverzichtbar für die vielen Überschlags- und Maßstabsberechnungen.“ Am wichtigsten ist laut Sven Dunkelmann, der gerade hochkonzentriert an einem belgischen Saugbaggerschiffs arbeitet und dort eine winzige Radaranlage am Mast anbringt, jedoch der Sinn für Genauigkeit. „Man muss in dem Beruf schon ein kleiner Perfektionist sein, und das kann man leider nicht lernen.“
+++ Digitaler Kaufrausch. Alles über den Internethandel lernen Studierende ab dem kommenden Wintersemester im neuen dualen Studiengang E-Commerce an der privaten Fachhochschule Wedel, die dafür mit dem Versandhändler Otto kooperiert. Studieninhalte sind Informatik, Mathematik und BWL. +++
+++ Nachhaltig siedeln. Mit den Herausforderungen wachsender Städte beschäftigt sich ab dem Herbst der Studiengang Umweltingenieurwesen – Nachhaltige Siedlungsplanung an der Hochschule Darmstadt. Themen sind unter anderem die Trinkwasserversorgung und die Nutzbarmachung von industriellen Brachflächen. +++
Kurz notiert +++ Interdisziplinär. An der Technischen Universität Ilmenau kann man zum Wintersemester 2013/14 erstmalig den Bachelor-Studiengang Biotechnische Chemie aufnehmen. Die Studierenden beschäftigen sich mit der Entwicklung neuer technischer Anwendungen auf der Basis biologischer und chemischer Prinzipien.+++
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