Duales Studium Mechatronik
Ideenfinder und Technikfreak
Jan Krall (22)
Jan, du hast Anfang des Jahres den Innovationswettbewerb „M+Eine Zukunft“ in der Kategorie „dual Studierende“ mit dem Projekt „Schenck Process becomes smart and sexy“ gewonnen. Was verbirgt sich dahinter? In meinem Unternehmen durfte ich eine Entwicklungsstrategie entwickeln, wie wir mit dem Thema Industrie 4.0 ganzheitlich umgehen können. Dazu habe ich viele Firmen und Konferenzen in Deutschland besucht und herausgefunden, dass die eigentliche Herausforderung der vernetzten, digitalisierten Industrie die Unternehmens-Kultur ist. Der gängige Ablauf im Maschinenbau ist: Kunden formulieren Anforderungen und Ingenieure setzen sie monate- oder jahrelang um. Am Ende ist ein Produkt entstanden, das gar nicht mehr zu 100 Prozent den Wünschen des Kunden entspricht. Und genau da wollte ich ansetzen. Das von mir gegründete future lab ist eine Spielwiese, auf der wir in möglichst kurzer Zeit Ideen entwickeln, diskutieren und ausprobieren können. Und zwar abteilungsübergreifend und immer im Austausch mit unseren Kunden. So entstehen Produkte, die „smart und sexy“ sind – also attraktiv für den Kunden und gewinnbringend für das Unternehmen.
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Jan Krall (22) hat im Oktober sein duales Studium „Allgemeine Mechatronik“ an der DHBW in Mannheim und beim Maschinenbauunternehmen Schenck Process in Darmstadt abgeschlossen. Wir haben mit ihm über seine bisherigen Projekte und Erfolge gesprochen.
Wie hast du es geschafft, neben dem Studium an der DHBW und der praktischen Ausbildung bei Schenck Process ein solches Projekt zu stemmen? Im dualen Studium habe ich immer drei Monate an der Hochschule und drei Monate im Unternehmen verbracht. Ab meinem dritten Semester konnte ich in den Praxisphasen mit Unterstützung von Andreas Evertz, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung bei Schenck Process, meine Idee weiterentwickeln und das future lab aufbauen. Stressig war das nicht. Ich bin es schon seit der Schulzeit gewohnt, dass mein Tag lang ist. Damals war ich Schulsprecher und habe nebenbei viel Jugendarbeit gemacht. Welche Aufgaben hast du jetzt bei Schenck Process? Ich bin für das future lab verantwortlich. Gerade sitzen wir am nächsten großen Projekt: Letztes Jahr ist aus dem future lab heraus die App „vibe2know“ entstanden, mit der Kunden über das Handy einfach und schnell die Performance ihrer schwingenden Maschinen beurteilen können. Diese Idee haben wir weiterentwickelt. Mehr kann ich dazu jetzt noch nicht sagen.
Was hast du im theoretischen Teil an der DHBW gelernt? Wir haben zunächst die Grundlagen der Mechanik, Elektrotechnik und Informatik gelernt und sind dann ziemlich schnell in die Praxisanwendungen gegangen. Dabei ging es um Fragen wie: Was brauche ich, um eine Maschine zu konstruieren? Und wie entwickle ich eine Platine? Wir haben aber auch unsere eigene Software geschrieben und manches über Betriebswirtschaft gelernt. Als Wahlfächer habe ich „Vertrieb“ und „Industrie-Roboter“ gewählt, ich konnte mich also mit dem Verkauf von Produkten und der Funktionsweise von Robotern beschäftigen. Weil die meisten unserer Dozenten aus der Praxis kommen und es im dualen Studium kleine Kurse mit enger Zusammenarbeit gibt, konnten wir die Dozenten auch immer mit Fragen löchern. Sie konnten uns sagen, wofür wir die Theorie eigentlich brauchen und wie genau das in der Praxis aussieht.