Einstieg Magazin 4 2012

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Geisteswissenschaftlern auch – etwas holprig verlaufen. Wer als Trainee oder Volontär beginnt, wird in der Regel schlecht bezahlt und muss zunächst mit einem befristeten Vertrag Vorlieb nehmen. Professor Werner Weidenfeld, Direktor des Centrums für angewandte Politikforschung (CAP) und Professor für Politische Wissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München, rät: „Wichtig ist, dass Studierende nicht nur Vorlesungen

und Seminare besuchen, sondern neugierig sind und sich über das Studium hinaus in Praktika weiterqualifizieren. In Vorstellungsgesprächen entscheidet nicht nur die Abschlussnote des Studiums, vielmehr muss das ‚Gesamtpaket‘ stimmen.“ Nicole Traut

„Vom Taxifahrer bis zum Professor ist alles drin“ Zwei Politikwissenschaftler über das Studium und die Berufsaussichten für künftige Absolventen.

Udo Diedrichs: Bei mir liegt der Schwerpunkt auf Logik und qualitativer Forschung. Das hilft den Studierenden, komplexe Zusammenhänge anschaulich darzustellen und zu interpretieren. Außerdem werden sie auf das spätere Berufsleben vorbereitet. Wenn sie dann zum Beispiel Reden vorbereiten oder sogar Arbeitsmarktanalysen machen, brauchen sie eine fundierte Methodenausbildung. Apropos Berufsleben – was machen Politikwissenschaftler nach dem Studium? Christine Trampusch: Politologen haben den Vorteil, dass sie eine Ausbildung haben, mit der sie sehr breit aufgestellt sind. Sie haben Methoden und Theorien gelernt, können analytisch denken und Sachverhalte rekonstruieren und interpretieren. Da ist vom Taxifahrer bis zum Professor alles drin. Sie können zum Beispiel als Politikberater oder für einen Verband arbeiten oder als Referenten in der Bundes- oder einer Landesregierung. Man kann auch promovieren und anschließend in der Wissenschaft oder in einem Forschungsinstitut bleiben.

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Politikwissenschaftler mehr parteipolitisch aktiv sind als andere. Die meisten Studierenden sind einfach interessiert, wollen Zusammenhänge verstehen und Erklärungen haben. Welche Fähigkeiten sollte jemand mitbringen, der Politikwissenschaft studieren möchte?

Dr. Udo Diedrichs

Udo Diedrichs: Wer es hasst, Texte zu lesen, zu schreiben und zu formulieren, sollte keine Politikwissenschaft und Sozialwissenschaft studieren, denn sehr viele werden in ihrem späteren Beruf etwas mit Kommunikation zu tun haben. Christine Trampusch: Bevor man ein Studium beginnt, sollte man über seine Schulzeit nachdenken: Was fand ich damals am interessantesten, und wird mich das im Studium immer noch interessieren? Man sollte auf keinen Fall Politikwissenschaft studieren, weil einem gerade nichts Besseres eingefallen ist. Damit tut man sich keinen Gefallen. Interview: Esther Donkor

Christine Trampusch ist Professorin für International Vergleichende Politische Ökonomie und Wirtschaftssoziologie an der Uni Köln. Dr. Udo Diedrichs ist Geschäftsführer des Forschungsinstituts für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen in Köln.

Und wie ist mit einer Karriere in der Politik aus? Udo Diedrichs: Das Studium ist keine Anleitung zur politischen Aktion oder Karriere. Ich glaube auch nicht, dass

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nipsundco.com

Christine Trampusch: Mein Bereich ist die vergleichende politische Ökonomie, also das Zusammenwirken von Politik, Ökonomie und Gesellschaft. Da geht es zum Beispiel darum, wie wirtschaftliche Macht politische Macht beeinflusst, also die Banken die Regierungen. Andere Seminare, die ich anbiete, beschäftigen sich mit der Finanzmarktregulierung, der Finanzmarktkrise und mit den Fragen danach, wie verschiedene Staaten auf die Krise reagieren und wie sich die Bankenregulierung verändert.

r. Chris

© Patrick Essex, www.k

Was können die Studierenden bei Ihnen lernen?

Prof. D


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