Titel: IT und Informatik Produktions-Systeme der gesamten Fabrik laufen. Wir spielen Sicherheits-Updates auf und Patches, also Nachbesserungen der Software. Wir binden neue Geräte in das Netzwerk ein. Und wir beseitigen Fehler: Sobald es irgendwo Probleme gibt, läuten die Telefone bei uns Sturm. Dann müssen wir blitzschnell reagieren, sonst steht womöglich die gesamte Produktion still.
Denn in meinem Job bin ich an der Schnittstelle zwischen den Monteuren, die mit dem System arbeiten, und den Programmierern, die die Software schreiben. Häufig gebe ich Vorschläge aus der Montage via Telefon und E-Mail an Software-Entwickler in anderen Ländern weiter, die unser Werk noch nie von innen gesehen haben. Ich bin sozusagen Übersetzer zwischen zwei Welten.
die an der Produktionslinie arbeiten. Dann versteht man, wie ein Auto überhaupt entsteht, vom Stahlrohr über Presse, Stanze, Lackierung und die Endmontage. Das fasziniert mich jeden Tag aufs Neue. Tobias Scherer (31) hat nach dem Schulabschluss bei den Ford-Werken in Saarlouis eine Ausbildung als Energieelektroniker absolviert. Im Jahr 2009 wechselte er auf eine Stelle als Systemanalytiker für die Werks-
Mit welchen Programmiersprachen arbeiten Sie?
Wie behält man bei einem so umfangreichen Computer-System den Überblick?
Scherer: Im Alltag habe ich mit Java und C++ zu tun, außerdem mit XML und HTML. Das Programmieren steht aber nicht im Mittelpunkt.
Scherer: Man muss das komplexe Denken beherrschen. Gutes Teamwork ist gefragt. Und man muss sich viel unterhalten mit den Leuten,
fertigung nach Köln. Dort ist Scherer mitverantwortlich für die IT-Systeme der Autofabrik. Neben seiner Arbeit studiert Scherer Informatik im Fernstudium an der
Geld auf schnellen Wegen Stephan Hoppe sorgt als Projektleiter für die IT-Infrastruktur bei der Deutschen Börse dafür, dass Millionensummen ihren Besitzer wechseln. Wenn Stephan Hoppe arbeitet, dann rollen Euros. Und zwar viele Millionen davon. Denn Hoppe betreut das elektronische Handelssystem Xetra bei der Deutschen Börse. Das System aus Datenleitungen, Servern und Software bewältigt weit über 90 Prozent des gesamten Aktienhandels in Deutschland. Im Mai flossen pro Tag durchschnittlich 7,9 Milliarden Euro über Xetra. Ein IT-System, das viel wichtiger wäre, kann es gar nicht geben. Und darum macht Stephan Hoppe einen wichtigen Job. Seit vier Jahren arbeitet er bei Deutsche Börse Systems, der IT-Tochter der Deutschen Börse in Frankfurt. Ihr Sitz ist in der Neuen Börsenstraße 1, und das sagt schon viel über Hoppes Arbeitsplatz. Die alte Börse – das waren Handelsräume mit gebohnertem Parkett, wo nervöse Männer hektisch mit den Armen wedelten und sich Angebote zuriefen. Die neue Börse – das ist ein hochkomplexes Computersystem, das innerhalb von Millisekunden tausende Kauf- und Verkaufsorders aus aller Welt miteinander abgleicht. Computer haben den Wertpapier-Handel in den vergangenen 15 Jahren revolutioniert und extrem beschleunigt.
Stephan Hoppe: „Millisekunden entscheiden über Gewinn und Verlust."
„Neben Stabilität und Verfügbarkeit gewinnt Geschwindigkeit bei der Börse immer größere Bedeutung“, sagt Stephan Hoppe. „Ein Signal, das wenige Millisekunden vor einem anderen ankommt, kann durchaus über den Gewinn oder Verlust entscheiden.“ Darum muss Hoppe sicherstellen, dass die Leitungen blitzschnell und reibungslos funktionieren, die zwischen der Deutschen Börse und ihren Firmenkunden, zum Beispiel großen Fondshäusern, geschaltet werden. Das setzt technisches Verständnis voraus. „Da landen wir schnell bei der Physik von Kupfer- und Glasfaserleitungen“, sagt Hoppe.
„Permanent Neues“
Wilhelm-Büchner-Hochschule in Darmstadt. Im Juli hat er den letzten Teil seiner Diplom-Prüfung begonnen.
niert“, sagt er. Profi-Wissen eignete er sich schließlich im Studienschwerpunkt „Electronic Business“ an der RWTH Aachen an. Das Diplom in der Tasche, suchte Hoppe gezielt nach einer Arbeit, die an der Schnittstelle zwischen BWL und Informatik lag – und fand eine Ausschreibung der Deutschen Börse, die genau ins Schwarze traf. Allein 1.250 Mitarbeiter des Unternehmens arbeiten in der IT-Sparte. Stephan Hoppe ist aber keiner von jenen, die den Software-Code schreiben oder Kabel verlegen. Als Projektleiter ist er derjenige, der die verschiedenen Experten zusammenführt. „Steht zum Beispiel eine Erhöhung der Daten-Bandbreite an, dann stelle ich ein Team zusammen, das die Leitungen plant, testet und in Betrieb nimmt“, sagt Hoppe. Das bringt auch schon mal arbeitsreiche Wochenenden mit sich, an denen das Team alles bis ins letzte Detail abklopft und auf Zuverlässigkeit prüft. Kritische Momente, die für Hoppe immer wieder eine wertvolle Erfahrung sind. „Man wird hier permanent mit Neuem konfrontiert“, sagt er. „Das macht es so spannend.“ Stephan Hoppe (32) hatte ursprünglich nicht viel mit Informationstechnologie zu tun. Nach einer zweijährigen Ausbildung zum Bankkaufmann studierte er BWL an der RWTH Aachen. Als Studienschwerpunkt wählte Hoppe die Fächer Controlling und Electronic Business. Hier lernte er, wie Handel über elektronische Plattformen funktioniert, was elektronische Marktplätze ausmacht,
Mit Informatik hatte der studierte Betriebswirt zunächst nur privat Erfahrungen gesammelt. „Netzwerke haben mich immer schon faszi-
und welche Technologie sich dahinter verbirgt.
EINSTIEG Abi III-2010
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