LOOP 1 2024

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GELEBTE NACHHALTIGKEIT: VON ANFANG BIS ENDE

Interzero bietet als Umweltdienstleister umfassende Lösungen an, von der Entwicklung nachhaltiger Verpackungen über effizientes Abfallmanagement bis zur Nachhaltigkeitsberichterstattung mit dem Environmental Sustainability Dashboard.

„Wir bieten Lösungen für alle Umweltstrategien eines Unternehmens“, so Interzero-Geschäftsführer Martin Ulke.

In einer Welt, in der Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein zunehmend in den Fokus rücken, steht Interzero an der vordersten Front, um Unternehmen bei der Umsetzung ihrer grünen Ambitionen zu unterstützen. Mit mehr als drei Jahrzehnten Erfahrung bietet Interzero ganzheitliche Lösungen an, die nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch den wirtschaftlichen Erfolg sichern.

Kern der Interzero-Strategie ist die „Zero Waste Solution“: Abfall eliminieren und Ressourcen effizient nutzen. Das beginnt mit der umweltfreundlichen Gestaltung von Verpackungen. Interzero’s „Made4Circle“-Initiative umfasst den gesamten Lebenszyklus der Verpackungsentwicklung: von der Analyse bestehender Designs über die Kreation funktionaler und vollständig recycelbarer Lösungen bis hin zur Produktion. Über die benutzerfreundliche Plattform licensing.interzero.at können diese auch lizenziert werden.

Darüber hinaus unterstützt Interzero den Handel durch fortschrittliche Abfallverdichtungstechnologien. Das reduziert das Materialvolumen und verkürzt den Transportweg. Das Ergebnis: geringere Kosten und minimierte Umweltbelastung.

Das Environmental Sustainability Dashboard hilft, Umweltindikatoren effizient zu messen. Es unterstützt bei deren Analyse nach CSRD-Richtlinien, erleichtert die Nachhaltigkeitsberichterstattung und verbessert somit die Umweltleistung von Unternehmen. Durch die Nutzung des ESD können Firmen nicht nur regulatorische Anforderungen mühelos erfüllen, sondern auch ihre Marktposition durch datengestützte Umweltstrategien stärken.

„Unsere Lösungen decken alle Phasen der Umweltstrategie eines Unternehmens ab –von der Design- und Entwicklungsphase über die Compliance bis hin zur umfassenden Berichterstattung. Dadurch ermöglichen wir es Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsziele effektiv zu erreichen und langfristig zu wahren,“ sagt Martin Ulke, Geschäftsführer von Interzero Circular Solutions Europe.

Interzero versteht sich als Partner für Unternehmen, die in der nachhaltigen Wirtschaft eine Vorreiterrolle einnehmen möchten. Durch kontinuierliche Innovation und das Streben nach Exzellenz in der Kreislaufwirtschaft ist Interzero ideal positioniert, um seine Kunden erfolgreich in eine grünere Zukunft zu führen.

Mehr Informationen unter https://interzero.at. Engagieren Sie sich mit Interzero für eine nachhaltige Zukunft und profitieren Sie von einer umweltfreundlichen, wettbewerbsfähigen Unternehmensführung.

Auf dem Weg in eine grüne Zukunft.
Fotocredits: Richard Tanzer

IMPRESSUM

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Reinhard Lang Fotos

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Iris Erber

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Martin Kneschaurek Offenlegung gemäß § 25 Abs. 2 und 3 Mediengesetz www.egger-lerch.at/impressum

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER!

Sommer, Sonne, Ferienzeit - die wohl entspanntesten Wochen des Jahres stehen vor der Tür. Und gleich griffbereit daneben die gepackte Badetasche mit allem, was man für einen gelungenen Tag am Strand oder im Freibad braucht. Badetuch, Bikini oder Shorts und Sonnenbrille dürfen – neben einem guten Buch – nicht fehlen. Unsere Empfehlungen für besonders nachhaltige Sommer-Gadgets, die Ihnen den Badetag verschönern, finden Sie ab Seite 22.

Fündig wird man natürlich auch bei Handels-Giganten, die bei Konsument:innen vermehrt mit Öko-Versprechen punkten wollen. Wir haben Initiativen für Textilrecycling, Eintauschaktionen und mehr unter die Lupe genommen. Ob es sich tatsächlich mit gutem Gewissen einkaufen lässt oder viele Aktionen nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind, lesen Sie ab Seite 12.

Um eine Pionierin der Kreislaufwirtschaft geht es ab Seite 24. Segelweltmeisterin Ellen MacArthur wurde während ihrer Monate allein auf See bewusst, dass unser Planet, ebenso wir ihr Boot, nur über begrenzte Ressourcen verfügt. Vielleicht inspiriert auch Sie der Blick aufs Meer während des Sommerurlaubs zu mehr Nachhaltigkeit?

Einen schönen Sommer und viel Vergnügen mit LOOP wünscht Ihnen

Ulrike Moser-Wegscheider

Inhalt

Seite 6

kurz UND BÜNDIG

Von der Bestattung bis zur Kunstdie spannendsten Meldungen zur Kreislaufwirtschaft.

Seite 8

Unter der Loope

Textilien aus Rinderabfällen, ein Auto aus Pappe und ein Kreuzfahrtschiff ohne Emissionen.

Seite 12

Klimaschutz

oder PR-Gag?

Was ist dran an den Nachhaltigkeitsversprechungen von Handelsriesen?

Seite 15

Interview

Autorin Nunu Kaller über Greenwashing.

Seite 16 So ein Mist!

Woher stammt unser Abfall und was passiert damit?

Seite 18

Im Kreis gebaut

Die heimische Bauwirtschaft wird nachhaltiger.

Seite 22

Pack die Badehose ein!

Alles, was Sie für den Badetag brauchen.

Seite 24

Ahoi Kreislaufwirtschaft!

Wie Ellen MacArthur von der Weltmeisterin im Segeln zur Galionsfigur der Kreislaufwirtschaft wurde.

Seite 26 Kommentar

„Warum kriegen wir’s noch nicht hin?“

Rupert Baumgartner und Josef-Peter Schöggl von der Universität Graz darüber, warum die Umstellung auf Kreislaufwirtschaft dauert.

Elektroschrott recyceln, Müll zu Kunst machen oder gleich von vornherein mit abbaubaren

Materialien arbeiten – die Kreislaufwirtschaft kennt viele Spielarten.

AUS MÜLL MACH KUNST

Auch leere Plastikflaschen, Blechdosen, Koch- und Blumentöpfe haben künstlerisches Potenzial – vorausgesetzt, eine echte Schlagwerk-Virtuosin wie Vivi Vassileva spielt sie im „Recycling Concerto“ des Münchener Komponisten Gregor Mayrhofer.

Neugierig geworden, wie Recycling klingt?

Hören Sie doch rein!

kurzUND BÜNDIG

Nomen est omen Handyhüllen, Notizbücher, Kugelschreiber oder Trinkflaschen – all das gibt’s auch in nachhaltig, zumindest beim schwedischen Unternehmen agood company. Stifte und Kugelschreiber sind aus Gras, die Notiz bücher aus Steinpapier (zerschmetterter Stein), und Smartphone-Hüllen werden komplett aus pflanzlichen Abfallprodukten der Leinen-Produktion gefertigt. Wird die Hülle nicht mehr gebraucht, kann sie zurückgeschickt werden und wandert wieder in den Kreislauf (was sogar durch einen Gutschein vergütet wird). Odersie wird, als biologisch abbaubares Produkt, ohne schlechtes Gewissen entsorgt. Das dauert übrigens ca. 500 Jahre kürzer als die Zersetzung einer Plastikhülle.

Eins mit der Erde werden

Asche zu Asche, Staub zu Staub – das will nicht jeder. Wer natürlich bestattet werden möchte, sich aber nicht für eine Einäscherung erwärmt, kann bei der Bestattung Wien nun den „Loop Living Cocoon“-Sarg ordern und der Natur ihren Lauf lassen. Dieser besteht aus Pilzmyzel, das in passender Größe gezüchtet und anschließend getrocknet wird. Nach der Beisetzung verbindet sich das Pilzgeflecht mit der umliegenden Erde und dem Grundwasser, sodass der Verstorbene nach und nach wieder in den Kreislauf der Natur übergeht. Das schont Ressourcen und kommt –im Unterschied zur Feuerbestattung – ohne CO₂-Ausstoß aus. Nachhaltiger kann man wohl kaum dahinscheiden. Mehr unter www.bestattungwien.at/der-lebende-sarg

ABFÄLLE ALS ROHSTOFFE VON MORGEN

Saubermacher unterstützt Unternehmen bei ihrer Nachhaltigkeitsstrategie.

Saubermacher teilt sein Know-how und unterstützt beim aktiven Klimaschutz.

Aktuell steht die heimische Wirtschaft vor vielfältigen wirtschaftlichen, rechtlichen und ökologischen Herausforderungen. Kann Kreislaufwirtschaft hier als Gamechanger wirken? Wir sagen JA! Saubermacher unterstützt Unternehmen bei der Erstellung praxisorientierter Nachhaltigkeitsstrategien, optimiert den Ressourcenverbrauch im Sinne der Kreislaufwirtschaft und hilft beim Vermeiden von Abfällen. Die Leistungen reichen vom herkömmlichen Abfallmanagement über die Abwasserberatung bis hin zu Zero-WasteKonzepten. Digitale Lösungen wie smarte

PROST, MAHLZEIT! Was liegt näher, als Elektroschrott mithilfe von Bierhefe zu recyceln? Eigentlich alles – da muss man erst einmal draufkommen. Forscher:innen der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien sowie des Linzer metallurgischen Kompetenzzentrums K1-MET haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich die Metalle aus Mischungen von Kupfer, Zink, Nickel und Aluminium im Elektroschrott kostengünstig und nachhaltig trennen lassen. Durch Änderung des pH-Werts der Lösung konnten die Wissenschaftler:innen bestimmen, welches der Metalle an der Hefe haften sollte. Das Laborverfahren soll nun auch unter realen Verhältnissen getestet werden.

Behälter oder Wertstoffscanner schaffen weitere Vorteile. Betriebe profitieren durch die umsetzungsorientierte Beratung von erheblichen Einsparungspotenzialen und einer zukunftsfähigen Positionierung.

Nachhaltigkeitsperformance verbessern Saubermacher steht als steirischer Umweltpionier seit über 40 Jahren für gelebte Nachhaltigkeit und wurde für sein Engagement bereits mehrfach ausgezeichnet. Wir arbeiten ständig an neuen Verwertungslösungen, um noch mehr CO2 für unsere Partner einsparen zu können. Zum Beispiel verbesserte Magna Steyr Graz die Abfallsammlung in der Produktion, ermöglichte so eine verstärkte Kreislaufführung und steigerte die Verwertungsquote auf 95 Prozent.

Mehr Infos unter saubermacher.at

EIN REGENMANTEL AUS SCHLACHTABFÄLLEN

Elastische Textilien aus biologisch abbaubaren Materialien.

Ein Stoff, der dehnbar und reißfest ist? Bei Funktionskleidung kam man bislang kaum um erdölbasiertes Elasthan herum. Das Berliner Label WINT Design Lab hat nun den Prototyp einer leichten, elastischen, robusten und wasserabweisenden Outdoor-Jacke aus Goldschlägerhaut entwickelt, die noch dazu biologisch abbaubar ist. Diese äußerste Hautschicht von Rinderblinddärmen wird vor allem bei der Herstellung von Blattgold verwendet und verhindert ein Verkleben der einzelnen Schichten. Für die Jacke wurde nun Goldschlägerhaut aus Schlachtabfällen extrahiert, die DNA-Sequenz daraus entnommen und ausgelesen. Dieser Teil der Information könnte künftig aber auch synthetisch kopiert und in einem Bioreaktor durch Bakterien nachgebildet werden.

Unter der Loope

Am Citroën Oli ist vieles wiederverwertbar.

Oli, das Concept Car von Citroën, ist auf das Wesentliche reduziert, was es leicht, reichweitenstark und günstig macht. Es wurde mit recycelten und wiederverwertbaren Teilen konstruiert. Dach, Motorhaube und Ladefläche sind aus Pappwabenstruktur und dadurch um 30 Prozent leichter als üblich und dennoch stabiler als Stahl. Originell ist auch die vertikale Windschutzscheibe, die auf diese Weise die geringste Menge Glas benötigt. Die Sitze sind im 3D-Drucker entstanden. Die Fahrzeug-Intelligenz steckt nicht in einem Chip, sondern im Smartphone, das in einen Schlitz geschoben wird, um den Oli zu aktivieren. Na dann, gute Fahrt!

SEA ZERODER NAME IST PROGRAMM

Hurtigruten plant erstes emissionsfreies Schiff.

Die norwegische Post- und Kreuzfahrtschifflinie hat ihre Pläne für ein völlig emissionsfreies Schiff präsentiert, das im Jahr 2030 fertiggestellt werden soll. Es wird 135 Meter lang sein und Platz für 500 Gäste und 99 Besatzungsmitglieder bieten. Das Projekt „Sea Zero“sieht ein batterieelektrisch betriebenes Schiff vor, dessen einziehbare Takelage auf 1.500 Quadratmetern mit Solarpaneelen ausgestattet sein wird. Der Wind, der in die „Segel“ braust, soll für zusätzlichen Antrieb sorgen. Allerdings werden die Akkus in erster Linie in Häfen entlang der Strecken aufgeladen. Das reicht zwar für 300 bis 350 Nautische Meilen, die klassische Postschiffroute beträgt allerdings rund 2.500 Seemeilen. Die Standzeiten werden Passagieren daher wohl viel Zeit für Landgänge lassen.

Digitale Tools unterstützen die Bau- und Immobilienwirtschaft am Weg zu mehr Nachhaltigkeit.

VERÄNDERUNG BRAUCHT MUT

In kaum einem Sektor ist der Energie- und Rohstoffverbrauch so hoch wie in der Bauindustrie. Mit Kreislaufwirtschaft kann der Sprung in eine nachhaltige Zukunft gelingen.

Für ÖGNI-Geschäftsführer

Peter Engert ist der Weg in die Kreislaufwirtschaft ein Transformationsprozess.

Gebäude dämmen und nachhaltige Energiequellen nutzen – das sind wohl die ersten Maßnahmen, die einem in den Sinn kommen, wenn es darum geht, Bauten nachhaltiger zu gestalten. Doch das ist nur ein erster, kleiner Schritt in Richtung einer ökologischen, ökonomischen und sozial nachhaltigen Bauwirtschaft.

„Tatsächlich müssen wir von einem linearen in ein zirkuläres Wirtschaftsmodell kommen. Die Herausforderung besteht darin, die Denkweisen und Prozesse aller Beteiligten zu verändern“, sagt Peter Engert. Er ist Geschäftsführer der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI), die umwelt- und ressourcenschonende Gebäude mit hoher wirtschaftlicher und sozialer Effizienz nach DGNB-Standard zertifiziert.

Wie die Transformation zur Kreislaufwirtschaft gelingen kann, beschäftigt die ÖGNI seit Langem. Gemeinsam mit Branchenvertreter:innen, Expert:innen aus Wissenschaft und Kreislaufwirtschaft hat sie mehrere Schritte

identifiziert, die den Weg in eine nachhaltige Zukunft ebnen. Dabei an erster Stelle: Bewusstseinsbildung. „Als Gesellschaft müssen wir erkennen, dass nicht nur Neues gut ist“, so Peter Engert.

Digitalisierung als Nachhaltigkeitstreiber. Für eine nachhaltige Bau- und Immobilienbranche müssen Bauherrschaft, Planer:innen, Dienstleister:innen und Industrie an einem Strang ziehen und gemeinsame Strategien entwickeln. Dazu zählen mehr Regionalität und damit kürzere Lieferwege, Wissensmanagement und vor allem die Digitalisierung. Sie ermöglicht Materialplattformen, einen digitalen Gebäudekompass, interaktive Landkarten und vieles mehr. Auch digitale Materialdatenbanken, die Auskunft darüber geben, wo wann welche Re-Use-Materialen zur Verfügung stehen, tragen dazu bei, Ressourcen zu schonen und den Materialkreislauf zu schließen.

„Neben der Beteiligung der Industrie braucht es aber auch Regulatorien aus Politik und Verwaltung“, so Peter Engert. Das bedeute auch, die gebaute Umwelt als Rohstoff-Mine zu verstehen. Damit reduziere sich die Ressourcenabhängigkeit bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum. Wie das gelingen kann? „Mit Mut, aus den gewohnten Mustern auszubrechen“, ist Engert überzeugt. In diesem Sinne: Stop talking – start acting!

Klimaschutz oder PR-Gag?

Unternehmen werben verstärkt mit zirkularen Produkten. Ob es sich dabei um „Greenwashing“ oder sinnvolle Recycling-Maßnahme handelt, ist für Konsument:innen oft schwer zu durchschauen. Fachleute helfen bei der Einschätzung –und beurteilen viel beworbene Projekte von H&M, IKEA und Tchibo.

Von Wolfgang Knabl

Brigitte Karigl,

Konsumenten können die Nachfrage nach zirkulären, nachhaltigen Produkten steigern.

Kleidung aus recycelter Kunstfaser, Prämien fürs Altkleidersammeln, Eintauschaktionen für Möbel und Co.: Ganz gleich, was man kauft – nachhaltig zu leben ist ein Kinderspiel, so scheint’s. Kaum ein Unternehmen, das mittlerweile nicht vollmundig einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit verspricht und damit Konsument:innen suggeriert, guten Gewissens bei ihm shoppen zu können. Fest steht: Am nachhaltigsten ist immer noch das Produkt, das nicht gekauft wird. Aber wenn, dann doch bitte bei einem Unternehmen, das nachhaltig agiert. Bloß, wie können sich Konsument:innen sicher sein, dass es dabei um mehr als nur ein sauberes Image geht?

Um besser einschätzen zu können, wie es um die Kreislauffähigkeit eines Produkts bestellt ist, zahlt sich ein kurzer Check der „Abfallhierarchie“ aus. Wird erst gar kein Abfall erzeugt, ist das die Idealvariante – und in vielen Fällen nicht umsetzbar. In der Hierarchie folgen darauf Wiederverwendung und Recycling. Ist das auch nicht möglich, klappt es vielleicht noch mit einer anderweitigen Verwendung, dem sogenannten Downcycling, bevor schlussendlich nur noch das Beseitigen bleibt.

Greenwashing oder nachhaltig?

Um letzteres zu vermeiden setzen mächtige Konzerne wie H&M, IKEA, Tchibo und Co. immer öfter auf Pfandlösungen, allerdings mit Abstrichen. So nimmt Fast-Fashion-Riese H&M zwar bereits seit Jahren in seinen Stores Textilien zurück, doch statt Barem auf die Hand werden auf der Kundenkarte Punkte gesammelt, die später in Rabatte umgewandelt werden. Matthias Neitsch, Geschäftsführer von Re-Use Austria, sieht die Gutscheine durchaus kritisch, denn sie „sollen ja in erster Linie zu weiterem Neukauf anregen“. Und was passiert mit der zurückgenommenen Kleidung?

H&M-Produkte bestehen zu einem überwiegenden Teil aus einem Polyestergemisch. Diese Mischfasern der zurückgebenen Artikel werden zerkleinert und zu Dämmstoffen verarbeitet. „Eine Maßnahme, die in erster Linie der Bewusstseinsbildung dient“, meint Matthias Neitsch. „Diese Art von Downcycling ist quasi Abfallverbrennung mit Umweg. Echtes, hochqualitatives Recycling gibt es für Textilien derzeit nur im Labormaßstab.“ Von breiter

industrieller Anwendung oder gar Wirtschaftlichkeit sei man noch weit entfernt. Langfristig sei das aber das Ziel, sagt H&M-Sprecherin Susanne Bazzigotti: „Bis 2030 sollen alle verwendeten Materialien entweder recycelt oder auf andere nachhaltige Weise beschafft werden.“

Neue Verwendung

Ein Teil der Lösung könnte Syre werden. Das Unternehmen wurde von der H&M Group gemeinsam mit der Investmentfirma Vargas Holding in den USA gegründet und nimmt dieses Jahr seinen Betrieb auf. Das Ziel: Garn aus recyceltem Polyester herzustellen. „Meist werden für dieses Recycling keine gesammelten Altkleider oder gesammelten Altkunststoffe verwendet, sondern sehr saubere und in großen Mengen leicht verfügbare Produktionsabfälle wie Verschnitt-Reste oder Fehlchargen“, weiß Neitsch. Das werde aber kaum kommuniziert. „So glauben Konsumenten, da stecken ihre alten Kleider drinnen.“ Zudem suggeriere die Maßnahme, dass Recycling das Problem von Überproduktion und Überkonsum im Fast-Fashion-Segment löse. Was aber nicht stimme. „Weltweit wird nur ein Prozent der Textilien recycelt, die in den Markt gepumpte Textilmenge verdoppelt sich alle 20 Jahre.“

Brigitte Karigl, Kreislaufwirtschaft-Expertin des Umweltbundesamts, kann dem Syre-Projekt auch Positives abgewinnen: „Derartige Vorhaben tragen zur Umsetzung der EU-Textilstrategie für nachhaltige und zirkuläre Textilien bei.“ Binnen zehn Jahren will Syre weltweit zwölf

Anlagen in Betrieb nehmen. Das schaffe Kapazitäten für innovatives Faser-zu-Faser-Recycling. „So kann kreislauffähige Kleidung anstelle von kurzlebiger Kleidung zur Norm werden.“

Textilien bleiben im Kreislauf Textilien sind auch bei Tchibo, neben Kaffee, ein wichtiger Teil des Angebots. Um in puncto Textilkreislauf und Bewusstseinsbildung aktiv zu werden, arbeitete das Unternehmen mit der deutschen Organisation „Fairwertung“ zusammen. Seit 2019 kooperiert Tchibo auch mit Re-Use Austria.

Das gemeinsame Projekt „Zweites Leben“ ist eine Rücknahme alter Kleidung mit besonderem Effekt: Tchibo promotet die von Re-Use Austria aufgebaute Plattform „sachspenden.at“: Hier findet man ausschließlich Kleidercontainer und -abgabestellen, die von sozialwirtschaftlichen und karitativen Organisationen betrieben werden. Aufgrund des hohen Anteils an reiner

Tchibo will seit vergangenem Jahr Textilien zweites Leben einhauchen.

DER KREISLAUFWIRTSCHAFTS-INDEX

Die ARA (Altstoff Recycling Austria) erhebt seit 2019 gemeinsam mit GfK den „ARA Circular Economy Barometer“. Dieser Index misst den Status der Kreislaufwirtschaft in österreichischen Unternehmen. 2022 lag dieser Index bei 59,2 Punkten, 2023 ist er auf 57 Punkte gesunken. ARA erklärt den leichten Rückgang mit Krisen und Insolvenzen.

ENTWICKLUNG CIRCULAR ECONOMY INDEX 2023

Maximal möglicher Indexwert = 100

Matthias Neitsch, Geschäftsführer

Re-Use Austria

Die Kooperation mit Tchibo ist ein spannender Lernprozess.

Baumwolle wurden zunächst Handtücher und Bettwäsche gesammelt. „Hier ist echtes Recyceln erheblich einfacher als bei Mischfasern“, sagt Monika Schneider, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei Tchibo.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Bei einer ersten Sammelaktion für Bettwäsche konnten 36 Prozent der Textilien über Second-HandShops wieder verkauft werden, 58 Prozent wurden im Textilrecycling verwertet. Bei der Folgeaktion für Handtücher blieben 93 Prozent im Kreislauf, davon waren 67 Prozent gut genug, um in Second-Hand-Läden nochmals verkauft und verwendet zu werden. „Das trägt zur Abfallvermeidung und zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaft bei, indem Textilien prioritär wiederverwendet werden. Zusätzlich schafft diese Initiative Arbeitsplätze für benachteiligte Personen“, lobt Brigitte Karigl vom Umweltbundesamt. Zudem zeigen derartige Pilotprojekte, dass eine Kooperation von Wirtschaft und sozialwirtschaftlichen Organisationen funktionieren kann. „Diese Kooperation ist für uns ein spannender Lernprozess“, berichtet Re-Use-Austria-Geschäftsführer Neitsch. So lerne die Vereinigung der sozialwirtschaftlich ausgerichteten Re-Use-Betriebe, was man Konsument:innen kommunizieren muss,

ORIENTIERUNGSHILFEN für Konsument:innen

Labels wie das Österreichische Umweltzeichen oder das EU Ecolabel helfen beim nachhaltigen Einkauf.

Informationen, wie man Greenwashing erkennt, bieten der Verein für Konsumenteninformation (https:// konsument.at/greenwashingcheck) und die Stiftung für Konsumentenschutz Schweiz (https:// www.konsumentenschutz.ch/ allgemein/2022/03/greenwashingstatt-orientierungshilfe/)

um tatsächlich gut tragbare Kleidung zurück zu bekommen. „Das ist gar nicht so einfach, wie man denkt.“

Ehrgeizige Ziele

Fast Fashion ist bei IKEA zwar kein Thema, doch der Möbelriese steht regelmäßig aufgrund seiner Produktionspraktiken in der Kritik. Allzu viel Plastik im Sortiment, Rodung von geschützten Wäldern oder auch mangelnde Qualität, quasi Fast Furniture, lauteten die Vorwürfe. Mit einem Circularity-Ansatz will man nun gegensteuern: Im „Zweites Leben Shop“ bietet IKEA Waren an, die nicht mehr regulär verkauft werden können. Von Kund:innen zur Wiederverwendung abgegebene Möbel finden sich hier allerdings kaum. In anderen Ländern arbeitet IKEA mit sozialwirtschaftlichen Organisationen zusammen, in Österreich bislang noch nicht. Für einige Fachleute ist der „Zweites Leben Shop“ ein „Tropfen auf dem heißen Stein“ - für Brigitte Karigl immerhin ein Geschäftsmodell, „bei dem die Lebensdauer von Produkten, die nicht mehr den Normstandards entsprechen, verlängert wird“. Bei IKEA gibt man sich selbstkritisch: „Wir sind uns bewusst, dass wir aktuell noch ein Teil des Problems sind, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Bis 2030 sollen 100 Prozent unserer Produkte zirkulär designt sein und aus erneuerbaren oder recycelten Materialien bestehen“, so ein Sprecher des Konzerns über die ehrgeizigen Ziele.

Ob von Unternehmen gelobte RecyclingMaßnahmen reine „Greenwashing“-Aktionen sind, oder wirklich etwas bringen, ist selbst für Fachleute – zumindest auf den ersten Blick – oft nicht eindeutig erkennbar. Gütesiegel helfen beim möglichst zirkulären Einkauf. Dieses Einkaufsverhalten kann etwas bewegen: „Konsumenten steigern durch entsprechendes Konsumverhalten die Nachfrage nach zirkulären, nachhaltigen Produkten“, sagt Brigitte Karigl. Das könne den Markt so verändern, dass zirkuläre Produkte auch betriebswirtschaftlich wettbewerbsfähig werden – und dann wären Greenwashing-Aktionen für Unternehmen ein Konzept zum Wegschmeißen.

„Wenn man Dämmstoff aus Textilien macht, ist das kein Recycling“

Nunu Kaller beschäftigt sich als Autorin, Kommunikatorin und Aktivistin seit vielen Jahren mit Greenwashing. Mit uns hat sie über Verantwortung, falsche Versprechen und ihren Lieblingsmantel gesprochen.

Interview: Christoph Angerer

Ein Jahr „ShoppingDiät“ änderte Nunu Kallers Blick auf Konsum.

Sind große Handelsunternehmen auf dem richtigen Weg, wenn es um Kreislaufwirtschaft geht?

NUNU KALLER: Das Problem bei den großen Handelsunternehmen ist, dass deren Geschäftsmodell auf häufigem Konsum basiert. Längere Verwendung oder Reparatur ist da jenseits von Marketingversprechen nicht vorgesehen. Schnelle Produktion und Quantität sind die Prioritäten. Mein Glauben an die hehren Nachhaltigkeitsziele dieser Firmen ist sehr begrenzt. Hier ist die Politik in der Verantwortung, die richtigen Vorgaben und Regeln zu machen.

Zum Beispiel?

Ein großer Hebel ist die Taxonomie, also der Rahmen, in dem nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten innerhalb der EU allgemeingültig klassifiziert werden. Da werden dann Finanzströme in eine „grüne“ Richtung gelenkt und die Industrie und Wirtschaft muss ihre Prozesse diesen Vorgaben anpassen.

Viele Unternehmen nehmen Textilien zurück und recyceln sie. Das ist doch gut, oder?

Im Prinzip ja. Der Haken ist allerdings, dass die Kleidungsstücke nicht wieder zu Kleidungsstücken oder Textilien werden. Meistens enden sie als Dämmstoffe. Das heißt, sie werden down-gecycelt, nicht recycelt. Wenn der politische und gesetzliche Druck zur nachhaltigen Wiederverwertung größer wird, geht auch mehr Geld in die Forschung. Und das führt dann zu Innovationen, die Kreislaufwirtschaft attraktiver macht.

Wird Verantwortung für Nachhaltigkeit zu sehr auf die Konsument:innen abgeschoben?

Ich denke schon. Ein Beispiel: Bei einer Modekette gab es mal Säckchen zu kaufen, die verhindern sollten, dass beim Waschen in der Maschine Mikroplastik in die Umwelt gelangt. Gleich daneben befanden sich aber Hunderte Polyesterblusen. In meiner Logik wäre es besser, andere Materialien zu verwenden, statt zusätzliches Geschäft mit Waschsäcken zu machen, die es nicht bräuchte, wenn die Sachen aus anderen Fasern hergestellt würden.

Welche Unternehmen sind Vorreiter bei Nachhaltigkeits/Circularity-Maßnahmen?

Im Textilbereich fehlt es an Recyclingmöglichkeiten. Die Technik ist schlicht und einfach nicht so weit. Gut sind Unternehmen, die ihre Kreisläufe verlangsamen, die on demand in kleiner Stückzahl produzieren.

Sie haben einmal geschrieben, Einkaufen sei wie Sex, weil es Glückshormone freisetzt. Funktioniert das auch mit Verzicht oder Wiederverwendung?

Das hat sehr viel mit individuellem Erleben zu tun. Eine meiner Jacken wurde zum Beispiel aus alten Sakkos meines verstorbenen Vaters gemacht. Wenn ich die trage, bin ich voller Glückshormone, weil ich den Papa bei mir habe. Beim Einkaufen entstehen die positiven Gefühle nicht beim Kaufvorgang an der Kassa. Da passiert schon sehr viel, wenn man Sachen anschaut und sich ausmalt, in welchen Situationen man sie verwendet oder trägt. Diese Bilder lösen dann das Glück aus. Und das ist immer sehr individuell.

Die gute Nachricht am Rande:

4.312

Tonnen Textilien

9.200

Tonnen Elektrogeräte und rund

2.500

Tonnen Möbel und Haushaltsgeräte wurden zur Wiederverwendung vorbereitet. Zum Beispiel von karitativen Organisationen, Gemeinden oder privaten Unternehmen.

50 %

Wer produziert wie viel Abfall und was passiert damit?

Das erhebt der BundesAbfallwirtschaftsplan (BAWP).

Von Christoph Angerer Rund

ein MIST!

aller Abfälle konnten verwertet werden.

34 %

davon wurden recycelt, der Rest thermisch behandelt oder anderweitig aufbereitet

Rund

3.400

Verwertungs- und Beseitigungsanlagen sorgen dafür, dass Abfälle fachgerecht behandelt werden.

Recyclingquote

erreicht Österreich bei diesen Siedlungsabfällen (EU 48,6%).

62,5 %

75 %

des gesamten Abfallaufkommens in Österreich sind Aushubmaterialien und Abfälle aus dem Bauwesen. Insgesamt sind das 58,6 Millionen Tonnen.

4,7

Mio. Tonnen

an Abfällen fielen in etwa in Haushalten an.

521 kg

Das entspricht einem Pro-Kopf-Aufkommen von im Jahr oder

1,4 kg pro Tag

77,4Mio. Tonnen

betrug das gesamte Abfallaufkommen Österreichs im Jahr 2021.

Im Kreis gebaut

Die Bauwirtschaft verbraucht weltweit so viele Ressourcen und produziert dabei so viel Abfall wie kein anderer

Industriesektor. Dass es auch anders geht, zeigen heimische Beispiele.

Von Ulrike Moser-Wegscheider

Matthias Moosbrugger, Geschäftsführer Rhomberg Bau

Investoren und Banken suchen gezielt nach grünen Immobilien.

In Wien entstand das erste öffentliche Gebäude aus Recyclingbeton.

in wenig unscheinbar wirkt das gedrungene Gebäude im Simmeringer Niemandsland zwischen Kläranlage und Alberner Hafen.

An den Rankgittern, die an der Fassade des zweigeschoßigen Zweckbaus montiert sind, winden sich zaghaft ein paar kürzlich gesetzte Pflänzchen entlang. Sie sollen einmal eine Grünfassade bilden. Auch wenn auf den ersten Blick wenig darauf schließen lässt, handelt es sich um ein echtes Vorzeigeprojekt. Denn als erstes öffentliches Gebäude der Stadt Wien wurde der Bau der MA 48 für Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark aus Recyclingbeton errichtet. Insgesamt wurden rund 1.500 Kubikmeter Beton verarbeitet; die durchschnittliche Recyclingquote betrug je nach Betongüte 15 bis 20 Prozent. 450 Tonnen Recyclingmaterial kamen damit als Ersatz für den Primärrohstoff zum Einsatz. Bei dessen Anlieferung setzte man zudem auf kurze Wege, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Und auch sonst ist der Neubau durch und durch ressourcenschonend: eine Photovoltaikanlage und

ökologische Warmwasserversorgung gibt es ebenso wie E-Ladestationen. „Wir wollten zeigen, was machbar ist“, sagt der Wiener Klima-Stadtrat Jürgen Czernohorszky.

Klimasünder Bauindustrie

Das Gebäude ist ein Leuchtturmprojekt in einer Branche, die kaum weniger nachhaltig sein könnte. Denn weltweit ist sie für die Hälfte des Rohstoffverbrauchs und für 39 Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich – vom Bau über die Instandhaltung eines Gebäudes bis zum Abriss nach rund 50 Jahren Nutzungsdauer. Was bleibt, sind Tonnen von Schutt. Kein Wunder also, dass fast 75 Prozent des Abfallaufkommens auf die Kappe der Bauindustrie gehen. Nachhaltig ist das nicht. Und doch tut sich etwas in der Branche.

Luft nach oben

Ein Pionier des zirkulären Bauens ist Rhomberg Bau in Vorarlberg – und stand damit lange Zeit allein auf weiter Flur. „Doch in den vergangenen Jahren hat ein Umdenken stattgefunden –einerseits befeuert durch die öffentliche Diskussion, andererseits auch durch den Druck der neuen EU-Taxonomieverordnung von 2020“, sagt Geschäftsführer Matthias Moosbrugger. Damit wird die Kreislauffähigkeit zu einem Kriterium bei der Bewertung von Immobilienprojekten; die gesamte Wertschöpfungskette vom nachhaltigen und recycelbaren Baustoff bis hin zum späteren Rückbau wird durchleuchtet, Unternehmen und Zulieferer in die Pflicht genommen. Moosbrugger bemerkt jedenfalls eine Sensibilisierung für das Thema: „Investoren und Banken suchen gezielt nach grünen Immobilien. Ein Umdenken ist da, dennoch gibt es noch Luft nach oben.“

Das mag auch an den Kosten liegen, denn nachhaltig zu bauen ist auf den ersten Blick teuer. „Langfristig sollte eine Immobilie aber so entwickelt, geplant und betrieben werden, dass sämtliche Nachhaltigkeitsmaßnahmen

Beim Bau des Bürogebäudes CREE Südkreuz in Berlin setzte Rhomberg Bau auf hohen Vorfertigungsgrad.

zu einer Wertsicherung führen“, sagt Anna-Vera Deinhammer, Stiftungsprofessorin für nachhaltige Immobilienwirtschaft an der FH Wien der WKW. Und damit rechnet sich der Wechsel vom linearen Wirtschaften hin zur Kreislaufwirtschaft. „Früher war es üblich, Baumaterial wie Ziegel, Holz und Glas zu recyceln. Die Materialien waren so teuer, dass man es sich schlicht nicht leisten konnte, nur neue zu verwenden“, so Deinhammer darüber, dass zirkuläres Wirtschaften kein neues Phänomen ist.

Lebenszyklus mitdenken

Heute können wir es uns nicht mehr leisten, noch mehr der ohnehin immer knapper werdenden Ressourcen zu verbrauchen. So versucht man bei Rhomberg Bau bereits in der Planungsphase, so viele Parameter wie möglich festzulegen und auch eine Rückbaugarantie für Gebäude einzufordern, denn „nur wenn man das bereits zu Beginn mitdenkt, wird auch tatsächlich entsprechend gebaut“, sagt Moosbrugger.

Ähnlich sieht man das beim Baukonzern

Strabag, wo man Gebäude als Materialbanken versteht. „So vermeiden wir beim Rückbau Abfall und führen die Materialien immer wieder dem Nutzungskreislauf zu“, sagt Daniela Trauninger, Leitung Nachhaltigkeitsmanagement, Bereich Umwelt und Energie. Konkret setze man auf innovative Technologien wie etwa modulare Bauweise mit höchstmöglichem Vorfertigungsgrad. In der Produktion führt das zu nachweislich weniger Abfall, die Bauzeiten verringern sich und die sortenreine Trennung beim Rückbau wird einfacher. Grundsätzlich gelte es aber vor allem, die Nutzungsdauer von Gebäuden zu erhöhen, so Trauninger. Dabei helfen flexible Grundrisse, die mehr als nur eine Nutzungsmöglichkeit erlauben, und qualitätsvolle Materialien, die immer wieder aufs Neue weiterverwendet werden können. „Re-Use ist die ideale Form, um Baustoffe im Kreislauf zu halten“, bestätigt Thomas Romm, Geschäftsführer des Baukarussell, das sich auf verwertungsorientierten Rückbau mit sozialem Mehrwert spezialisiert hat.

Daniela Trauninger, Leitung Nachhaltigkeitsmanagement, Bereich Umwelt und Energie, Strabag

Wir verstehen Gebäude als Materialbanken.

Karl-Heinz Strauss, CEO Porr

Wir dürfen nicht so viel recyceltes Material verwenden, wie wir könnten.

Wiederverwenden, was geht

Doch das ist nicht immer möglich. Zweitbeste Variante ist daher das Recyceln von Baustoffen. Sie sind nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form nutzbar, dennoch findet sich auch für sie noch Verwendung. In eigenen Recyclingcentern werden sie wiederaufbereitet. So errichtet die Strabag auf dem sanierten Grundstücks eines ehemaligen Ölhafens in Bremen derzeit das „C3 Circular Construction Center Bremen“ mit Recycling- und Wiederaufbereitungsanlage und einem Technologie- und Forschungszentrum zum Thema Kreislaufwirtschaft. Hier soll auch Urban Mining betrieben werden. Nicht mehr benötigte Gebäude werden dabei als Rohstoffquelle betrachtet. Durch die lokale Verfügbarkeit verkürzen sich zudem auch die Transportwege.

Gleich 17 solche Zentren betreibt die Porr. Im größten in Wien-Himberg werden jährlich 400.000 Tonnen Baumaterialien verarbeitet. Zwei Millionen Tonnen pro Jahr werden auf den eigenen Anlagen und Baustellen verwendet –zum Teil gleich direkt während des Baus. „Wir haben bis Juni 2022 Abbrucharbeiten am Unilever-Gebäude in Wien-Simmering ausgeführt und vor Ort 25.000 Tonnen Beton zerkleinert. Ein Großteil davon wurde für das neue Gebäude wiederverwendet“, sagt CEO Karl-Heinz Strauss. Das reduziert auch den CO2-Ausstoß. Denn für einen Abtransport des Bauschutts wären rund 1.000 Sattelschlepper-Fahrten nötig gewesen.

Tatsächlich könnte der Anteil an wiederverwendeten Materialien aber weit höher sein, als bisher gesetzlich erlaubt. Karl-Heinz Strauss: „Für die Asphaltproduktion könnten wir bereits 100 Prozent Recycling-Material verwenden, dürfen es aber nicht. Denn laut ÖNORM ist der Anteil mit 10 bis 15 Prozent gedeckelt. So lange Recyclingmaterial vom Gesetzgeber als minderwertig behandelt wird, ist es schwer, Kund:innen davon zu überzeugen.“

Ein Lösungsansatz wäre die Abschaffung von Maximalquoten, die regeln, wie viel recyceltes Material eingesetzt werden darf. „Bereits heute liegen die technisch möglichen Recyclingquoten weit darüber und das bei Einhaltung höchster Qualitätskriterien“, sagt StrabagNachhaltigkeitsexpertin Daniela Trauninger. Besonders kurios: Abhängig vom Land oder Bundesland darf in einer Region Asphalt mit 75 Prozent Recyclingquote eingesetzt werden, andernorts ist bei maximal 25 Prozent Schluss. Zeit also für eine EU-weite Regelung.

Gemeinsam mehr erreichen

Auch beim Aushub-Material könnte besser recycelt werden,, empfiehlt Thomas Romm: „Das ist ein wertvoller Rohstoff, der nach Ende des Baus direkt wieder verwendet werden kann. Bislang landet er oft auf Aushubdeponien. Lagert man den Boden direkt vor Ort zwischen, ist das wesentlich kostengünstiger und umweltschonender.“

Wo die direkte Weiternutzung, etwa wegen Verunreinigungen, nicht möglich ist, kommen Nassaufbereitungsanlagen zum Einsatz, wie sie Rhomberg Bau in Hohenems betreibt. Pro Jahr werden hier 200.000 Tonnen Bodenaushub gewaschen, getrennt und wiederverwertbar gemacht. Selbst Böden, die aufgrund ihres hohen Schlammanteils bisher auf die Deponie mussten, können hier zu 90 Prozent verarbeitet und weitergenutzt werden. „Die zehn Prozent, die übrig bleiben, sind Schlacken, die man allenfalls für Ziegel oder Zement verwenden kann“, so Matthias Moosbrugger. So bleiben selbst Abfallprodukte im Kreislauf.

Dennoch seien Rückbau und Wiederverwendung nur ein Teil des Kreislaufs, gibt Thomas Romm zu bedenken: „Um in die Kreislaufwirtschaft zu kommen, müssen alle Akteur:innen zusammenwirken. Die Bauwirtschaft, die Hersteller, Planende, Zertifizierende, die Abfallwirtschaft, Ressourcenmanagement und die Politik.“ Dass das gelingt, beweist das Projekt in Wien – ein Anfang ist gemacht.

(GS1) STANDARDS FÜR KONSUMENTEN UND KREISLAUFWIRTSCHAFT

Konsumenten kommen mit GS1 meistens nur in einer Situation in Kontakt: Beim Scannen der Strichcodes im Supermarkt. Bis auf das Piep an der Kasse gibt es wenig Berührungspunkte mit GS1 Standards. Im Hintergrund ist das GS1 System aber unumgänglich.

Einheitliche Standards helfen dabei, Waren entlang der Lieferkette über verschiedene Transportwege oder direkt in Filialen zu bringen. Die notwendigen Informationen werden hauptsächlich zwischen Handel und Industrie ausgetauscht. In Zukunft sollen auch Konsumenten besser informiert und eingebunden sein – unterstützt durch die Einführung eines Digitalen Produktpasses (DPP).

Das Ziel: Zirkuläres Wirtschaften

Aktuell verlaufen die meisten Wertschöpfungsketten linear, von Rohstoffen über die Produktion bis zur Verwendung und Entsorgung. Das verursacht einen hohen Ressourcenverbrauch. In einem zirkulären Wirtschaftsmodell werden bestehende Produkte, Materialien und Komponenten so lange wie möglich wiederverwendet.

Die Reise der einzelnen Bestandteile wird im Digitalen Produktpass dokumentiert. Er soll für alle Beteiligten entlang des Produktlebenszyklus abrufbar sein, etwa von Konsumenten oder Reparaturbetrieben. Auch dafür sind einheitliche Standards unerlässlich.

Der Digitale Produktpass enthält Informationen von und für alle Beteiligten der zirkulären Wertschöpfungskette.

Die Rolle von GS1 am Weg zur Kreislaufwirtschaft GS1 unterstützt die Wirtschaft bei der Umsetzung der EU­Vorhaben hinsichtlich Nachhaltigkeit, Green Deal und Kreislaufwirtschaft. Eindeutige Identifikationen – z. B. die Global Trade Item Number (GTIN) oder Global Location Number (GLN) – einheitliche Produkt­, Verpackungs­ und Rückverfolgbarkeitsdaten oder Standards für Datenträger sowie deren Verlinkung ins Internet (etwa mit dem GS1 Digital Link): All diese Maßnahmen erleichtern die Realisierung des European Green Deal und anderer neuer EU­Rechtsvorschriften.

Auf die Daten im Digitalen Produktpass können auch Konsumenten mittels Mobiltelefon durch Scannen des QR­Codes zugreifen. Sie erhalten mehr Informationen für eine verantwortungsvolle Produktauswahl, basierend auf relevanten Daten der Industrie und ermöglicht durch die Standards von GS1.

www.gs1.at/kreislaufwirtschaft-dpp

Gute Figur macht man mit der nachhaltigen Beachwear von Mymarini (li.) um € 240,- und ECOALF um € 79,90

www.ecoalf.com www.mymarini.com

Mit gutem Gewissen am Strand oder am See entspannen? Das klappt mit unseren nachhaltigen Empfehlungen für die Badetasche.

Von Ulrike Moser-Wegscheider

Guter Fang. Chlor, Sonnencreme, UV-Strahlen … Bademode muss ganz schön was aushalten. Je hochwertiger die Materialien, desto mehr Sommer hat man Freude daran und schont auch noch Ressourcen. Noch nachhaltiger wird’s, wenn die Beachwear wie bei den Labels ECOALF und Mymarini aus recycelten Nylonfasern besteht. Sie stammen aus Stoffresten, Industriekunststoffen und passenderweise auch aus Fischernetzen.

Badehose ein ! PACK DIE

Lassen Sie sich nicht blenden –etwa mit Modell Eugen II um € 230,www.neubau-eyewear.com

Durchblick bewahren. Unverzichtbares Accessoire am Strand? Natürlich eine lässige Sonnenbrille, etwa von NEUBAU EYEWEAR. Das Unternehmen, das zum Linzer Brillenproduzenten Silhouette gehört, setzt bei seinen avantgardistischen Modellen ganz auf Nachhaltigkeit. Für Polymer- und Azetat-Fassungen kommen pflanzenbasierte Materialien zum Einsatz, die großteils biologisch abbaubar sind; Titan-Brillen werden hingegen aus recyceltem Edelstahl handgefertigt – lokal in Österreich. Dank 3D-Druck wird nur so viel Material genutzt, wie auch tatsächlich benötigt wird. Fallen doch einmal Reste an, werden sie sofort wiederverwendet. Selbst die Brillenputztücher sind bei NEUBAU EYEWEAR nachhaltig: Sie werden seit 2017 aus alten PET-Flaschen hergestellt. 180.000 Stück wurden bislang auf diese Weise wiederverwertet.

Nachhaltigkeit? Leiwand! ob an kroatischen Kiesstränden, an den Gestaden des Wörthersees oder im Wiener Gänsehäufel: Mit den Zero- Waste-Strandbadetü chern des Waldviertler Textilpro duzenten HERKA Frottier liegt man immer richtig. Denn nachhaltiger geht’s eigentlich kaum mehr: Die Badetücher aus der „Liebevoll in Österreich“-Serie bestehen zu 100 Prozent aus den Garnresten anderer Handtuchproduktionen, die im Werk in Kautzen noch einmal aufgespult und neu verwoben werden. Müll vermeiden? Jo eh!

ßen kann man mit den Strandbadetüchern von HERKA Frottier

www.herka-frottier.at

Ahoi Kreislaufwirtschaft!

Ellen MacArthur war Weltmeisterin im Segeln.
Die langen Wochen allein am Meer haben sie zum Umdenken gebracht - seit mehr als zehn Jahren engagiert sie sich mit ihrer Stiftung für Kreislaufwirtschaft.

In 80 Tagen um die Welt? Über solche großspurigen Ankündigungen aus vergangenen Zeiten kann Ellen MacArthur wahrscheinlich nur schmunzeln. Für ihre Weltumsegelung benötigte sie gerade einmal 71 Tage. Damit stellte die Britin 2004 den bis heute ungebrochenen Weltrekord im Einhandsegeln auf. Allein steuerte sie ihren Trimaran über die Meere. Auf der ereignisreichen Reise entging die damals 28₋Jährige nur knapp einer Kollision mit einem Wal, erlitt Verbrennungen am Arm und Verletzungen durch Reparaturversuche am Mast. Stürme und Eisberge machten ihr ebenso zu schaffen wie Flauten und technische Pannen.

Boot mit begrenzten Ressourcen

In den Wochen allein auf See hatte MacArthur viel Zeit, über grundlegende Dinge und die Zerbrechlichkeit von Systemen nachzudenken. Ihr Boot war ihre Welt, schließlich hing ihr Überleben von den wenigen Lebensmitteln, dem Treibstoff und anderen Vorräten ab, die sie

mitgebracht hatte. „Als ich nach der Weltumsegelung wieder festen Boden unter den Füßen hatte, hat sich mein Blick auf die Erde völlig verändert. Mir wurde bewusst, dass auch unser Planet, genau wie mein Boot, nur begrenzte Ressourcen hat: Erdöl, Metalle, seltene Erden –unsere globalisierte Wirtschaft geht alles andere als sorgsam mit den Rohstoffen um“, sagt sie.

Wofür überhaupt die Energie produzieren?

Für sie Grund genug, sich ganz dem Thema „Kreislaufwirtschaft“ zu verschreiben. Sechs Jahre nach ihrer lebensverändernden Weltumsegelung gründete MacArthur die nach ihr benannte Stiftung. Die Ellen MacArthur Foundation (EMAF) ist heute einer der wichtigsten Thinktanks zum Thema „Circular Economy“. Ein zentraler Grundgedanke in den Überlegungen der EMAF: Wir konzentrieren uns viel zu sehr auf das Thema Energiewende und den Umstieg auf erneuerbare Energien, „dabei müssen wir uns dringend damit beschäftigen, wie wir das System gestalten, wie wir produzieren und konsumieren“, sagt Miranda Schnitger, bei der EMAF für Klimafragen zuständig, auf dem

Allein auf See blieb Ellen MacArthur viel Zeit, um über den Umgang mit Ressourcen nachzudenken. Heute ist sie als Fürsprecherin der Kreislaufwirtschaft auf der ganzen Welt unterwegs.

Weltklimagipfel COP27 im Jahr 2022. Kurz gesagt: Wenn wir die Nachfrageseite besser im Blick hätten und von vornherein sinnvoller und zirkulärer wirtschaften würden, müsste viel weniger Energie erzeugt werden. 45 Prozent der Emissionen gehen auf das Konto heutiger Produktions- und Konsummuster.

Konzern an Bord, Leinen los! Für Weltmeisterin MacArthur waren die Türen der Konzernchefs nicht allzu schwer zu öffnen, schnell waren große Unternehmen mit Kreislaufinitiativen an Bord. Philips kündigte an, medizinische Geräte wie Kernspintomografen zurückzunehmen, zu zerlegen und zu recyceln. Renault setzte die Idee der Kreislaufwirtschaft bei Motoren und Getriebegehäusen um und begann, Leihbatterien in seine Autos einzubauen. In der Modebranche entwickelte die EMAF mit Branchengrößen wie Zalando oder

H&M Recyclingsysteme und erarbeitete eine Richtlinie für die Jeansproduktion, die auf den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft basiert und auch auf bessere Arbeitsbedingungen für Textilarbeiter:innen abzielte – zumindest ein Anfang, um künftig auch Mega-Konzerne zum Umdenken zu bewegen.

Mehr Plastik als zuvor

Vieles konnte Ellen MacArthur mit ihrer Stiftung erreichen, an manchen Stellen ist die Bilanz durchwachsen: 2018 rief die Foundation in Zusammenarbeit mit dem UN-Umweltprogramm das „Global Commitment“ ins Leben, um mehr als 500 Organisationen auf der ganzen Welt mit einer gemeinsamen Vision für die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe zu vereinen. Laut Fortschrittsbericht 2022 werden wohl einige wichtige Ziele für 2025 verfehlt werden, etwa dass Kunststoffverpackungen bis dahin zu 100 Prozent wiederverwendbar, recycelbar oder kompostierbar sein sollen.

„Anstatt die Krise der Plastikverschmutzung anzugehen, haben große Marken wie Coca-Cola, PepsiCo und Mars die Menge an Plastik, die sie produzieren, sogar noch erhöht, seit das EMAFGlobal Commitment ins Leben gerufen wurde“, analysierte Greenpeace. Ohne Gesetze werde es nicht gehen. Das sagt auch die Stiftung. Die Regierungen müssten „Maßnahmen ergreifen, um den Fortschritt zu beschleunigen und ein rechtsverbindliches Instrument zur Bekämpfung der Kunststoffverschmutzung zu fördern.“ Um in Seemannssprache zu bleiben, gilt in Sachen Kreislaufwirtschaft die Devise: Rasch handeln, Ruder rumreißen.

Kommentar

Rupert Baumgartner und Josef-Peter Schöggel, Universität Graz

Warum kriegen wir’s noch nicht hin?

Josef-Peter Schöggl forscht am Institut für Umweltsystemwissenschaften der Universität Graz zu nachhaltigem Wirtschaften.

Rupert Baumgartner leitet das ChristianDoppler-Labor für nachhaltiges Produktmanagement in einer Kreislaufwirtschaft am Institut für Umweltsystemwissenschaften der Universität Graz.

Kreislaufwirtschaft gilt als Schlüssel zur Reduktion des stetig wachsenden Ressourcenbedarfs industrialisierter Gesellschaften. Eine aktuelle Studie, in der wir 132 Nachhaltigkeitsmanager:innen und 165 CEOs österreichischer Unternehmen des produzierenden Gewerbes befragten, zeigt, dass zwar im Großteil der Unternehmen bereits ein Bewusstsein für kreislaufwirtschaftliche Ansätze vorhanden, deren Umsetzung aber noch beschränkt ist. Am häufigsten widmen sich Unternehmen bereits der Steigerung der Material- und Energieeffizienz sowie gesetzlich geregelten Themen wie der Vermeidung von toxischen Stoffen. Umfassende Veränderungen an den Produkten oder der Produktion sind noch selten und ein Wandel der Geschäftsmodelle die Ausnahme.

Klare Visionen

Mehr als die Hälfte der befragten CEOs denkt, dass Konsument:innen empfänglich für zirkuläre Produkte wären und diese auch erwarten. Einen entsprechenden Wettbewerb sehen sie am Markt aber noch kaum. Zudem sieht sich nur eine Minderheit in der Lage, kreislaufwirtschaftliche Innovationen umzusetzen. Es mangelt an entsprechender Weiterbildung und adäquaten IT-Systemen. In kleinen und mittelständischen Betrieben fehlen zudem oft die finanziellen und personellen Ressourcen.

Umso wichtiger also, die Kreislaufwirtschaft nicht nur als eine Serie von isolierten Maßnahmen, sondern als einen integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie zu betrachten. So können Unternehmen, ausgehend von einer klaren Vision und einer Bewertung ihres Status quo, gezielt Maßnahmen definieren und diese effizient und effektiv umsetzen.

Mehr als nur Abfallwirtschaft

In diesem Prozess sollten Unternehmen den häufigen Fehlschluss vermeiden, die Kreislaufwirtschaft mit einer verbesserten Abfallwirtschaft und intensiviertem Recycling gleichzusetzen. Eine Kreislaufwirtschaft muss ganzheitlich betrachtet werden, um Produktion und Konsum langfristig nachhaltig –also ökologisch und sozial verträglich – zu gestalten. Nur so kann sichergestellt werden, dass Kreislaufwirtschaftsaktivitäten von Unternehmen auch tatsächlich einen positiven Beitrag zu einer nachhaltigeren Gesellschaft leisten und Probleme nicht verlagert oder ignoriert werden. Dann können sie angesichts sich rasch wandelnder Rahmenbedingungen und Anforderungen auch ihren wirtschaftlichen Erfolg sichern.

Blick in den Innenhof der Universität WienArkadenhof. Wiens Alma Mater wurde 1365 gegründet und ist heute die älteste Universität im deutschsprachigen Raum.

WIEN – STADT DER WISSENSCHAFTER*INNEN

Wien ist führender Standort für Wissenschaft und Forschung. Damit das so bleibt, investiert die Stadt kräftig in Wissenschafter*innen von heute und morgen.

Forschung in Wien hat Mehrwert.

Wussten Sie, dass sich die älteste Universität des deutschsprachigen Raums in Wien befindet? Schon seit 1365 prägt die Universität Wien den Wissenschaftsstandort. Seitdem hat sich viel getan. Heute sind hier 26 Hochschulen angesiedelt und machen Wien neben Berlin zur größten deutschsprachigen Hochschulstadt. Geforscht wird allerdings nicht nur an den Universitäten und Fachhochschulen, sondern an insgesamt 1.700 wissenschaftlichen Einrichtungen (Stand 2021, Quelle: Statistik Austria). Das macht die Bundeshauptstadt zum Zentrum der Forschung in Österreich – mit immenser Bedeutung für den Wirtschafts- und Innovationsstandort Wien: 31 Prozent der Forschungsausgaben werden hier getätigt –und das bei einem Bevölkerungsanteil von 22 Prozent. Die hohe Forschungsquote spiegelt sich auch in der Wirtschaft wider: Die Zahl der forschenden Unternehmen hat sich mehr als verdoppelt; mehr als ein Drittel aller österreichischen F & E-Beschäftigten ist in Wien tätig.

WIEN FÖRDERT FORSCHUNG

Wer vergibt Förderungen?

In Wien lebende Menschen, die im Kunst-, Kultur- und Wissenschaftsbereich tätig sind, können sich für eine Förderung bewerben. Die Kulturabteilung der Stadt Wien sorgt als Servicestelle dafür, dass bei der Vergabe der Fördermittel Fairness, Vielfalt und Qualität im Fokus stehen.

Mehr dazu finden Sie unter kultur.wien.gv.at/foerderungen

Für Wissenschafter*innen in Wien gibt es mit der Magistratsdirektion – Bereichsleitung für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaftsstandort eine eigene Anlaufstelle, die bei hochschul- und forschungsrelevanten Anliegen und bei Kooperationen unterstützt. Sie vernetzt die Wissenschafts- und Forschungsagenden der Stadt mit den wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen Wiens.

Jetzt informieren unter wien.gv.at/forschung/wissenschaft

Was wird gefördert?

Forschung soll allen Wiener*innen zugutekommen. Daher fördert die Stadt Wien vor allem Projekte in den Bereichen Gesundheit, Umwelt, Nachhaltigkeit und digitaler Humanismus. Denn digitale Entwicklungen mit sozialer Verantwortung machen Wien für die Bewohner*innen noch lebenswerter, nachhaltiger und inklusiver.

Wer wird gefördert?

Die Palette an Förderungen der Stadt Wien ist breit gefächert: Gefördert werden Institutionen, Forschungsprojekte mit Wien-Bezug, Symposien, Tagungen,Vorträge und Veranstaltungsreihen. Zudem werden Wissenschaftsstipendien für exzellente Abschlussarbeiten an Universitäten oder Fachhochschulen vergeben.

Finden Sie Ihre Forschungsförderung unter wien.gv.at/forschung/foerderungen

> Kfz-Versicherung

> www.hdi.at/kfz

PUNKT:GENAUE ZUSATZPAKETE FÜR NACHHALTIGE FAHR FREUDE

> HDI E-Paket

Für Elektrofahrzeuge und Hybride gibt es die Möglichkeit spezieller Deckungserweiterungen, z.B. mitversicherte Wallboxen und Heimladestationen, Schäden durch indirekten Blitzschlag, Schäden durch Hackerangriffe und weitere.

> KaskoPLUS

Mit dieser Erweiterung haben Sie die Möglichkeit eine Eigenschadenversicherung zu erhalten. Zusätzlich ist der Zeitraum der Neuwertentschädigung auf 36 Monate erweitert.

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