Klettern in der Schweiz

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Etwas Geschichte Von Historie im eigentlichen Sinn kann man fast nicht sprechen, denn es ist noch nicht sehr lange her, dass hier erstmals klassische Wege begangen wurden. Ende der 60er- oder Anfang der 70er-Jahre verliefen diese Routen über den Süd- und Südostpfeiler des Pfaffenhuts, den Ostpfeiler des Gross Wendenstocks oder durch die Wände am Reissend Nollen (Via Gross). Heutzutage verirrt sich praktisch niemand mehr hierher, obwohl die Felsqualität gar nicht so schlecht ist. Die Wende kam mit der Route Excalibur, die Peter Lechner im Jahr 1983 im traditionellen Stil eröffnete und die er selbst einige Jahre später mit ein paar Bohrhaken ausstattete. Im gleichen Jahr erschlossen Lechner und Ochsner die Linie „Lupus“ am Pfaffenhut, die heute sozusagen in diverse neue Sportkletterrouten "aufging"; immer wieder ist der eine oder andere alte geschlagene Haken noch zu sehen. In den folgenden Jahren tauchten in der Region die ersten von unten eingebohrten Routen auf, auch die ersten Sportkletterrouten wurden ab diesem Zeitpunkt hier eröffnet: Elefantenohr (1984), Aureus (1985), Inuit, Blaue Lagune und Andorra (1986). Neben den schon erwähnten Kletterern Lechner und Ochsner waren auch die Kletterer Pitelka und Grossen hier zu Gange. 1989 eröffneten die Gebrüder Bühler die Route Batman, sie war an den Wenden, wenn nicht sogar in der ganzen Schweiz, eine der neuen modernen Routen mit Symbolcharakter. Martin Scheel brachte den von ihm kreierten Stil der Erstbegehung von unten in dieses Klettergebiet. 1990 bohrte Peter “Sam” Abegglen, gesichert von K. Ochsner, die Linie "Dingo" ein, die er bald darauf auch erstmals frei klettern konnte. Die Route entsprach ganz dem damaligen Charakter des Erschließers, der viel Abenteuergeist bewies. Einen wahren Erschließungsboom erlebten die Wenden in der ersten Hälfte der 90er-Jahre. Nicht nur die oben erwähnten Erschließer intensivierten ihre Arbeit, auch weitere Kletterer wie die Brüder Rémy oder Michel Piola hinterließen ihre Spuren. Und so stieg die Anzahl der Routen zusehends und es entstanden wahre Meilensteine der Sportkletterei: Trash (1990), Legacy und Ibicus (1991), Lancelot, Rockmantic, Virus, Pain Killer (1992) durch die RémyBrüder, Voie du frère und Las Aguas de l’Infierno durch Michel Piola, viele weitere durch das Trio Ochsner, Lechner, Pitelka sowie Cleopatra (1990) durch Pfaffen und Tscherring. Aber schon ab Mitte der 90er-Jahre konnte von einem Boom keine Rede mehr sein. Neue Routen wurden kaum noch eingebohrt und es wird erzählt, dass die bisherigen Erschließer bei einem Treffen über die künftigen Erschließungsarbeiten diskutierten. Aussagen darüber gibt es aber keine und so kann nur vermutet werden, dass damals Leitlinien entstanden, die darauf abzielten, dass dieses Gebiet nicht ein undurchsichtiges Sammelsurium von Routen werden sollte. Die Rémy-Brüder stellten daraufhin ihre Arbeit ein, einige wenige andere machen zwar noch weiter, aber in deutlich verringertem Ausmaß. 1996 eröffneten Ruhstaller/Rathmayr ein paar sehr anspruchsvolle Linien wie Tsunami oder Niagara. In den Jahren danach bohrte Kaspar Ochsner z. B. die 211


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