Eulenspiegels Rückkehr
Ungefähr 96 Seiltänze
Herausgegeben von Alexander Schwarz und Matthias Steinbach und mit Portraitkarikaturen von Harald Kretzschmar
Kap. 2 - Literarische Ikonen
1.
Kap. 3 - Subversiv statt subaltern 1.
Kap. 4 - Närrisch geht die Welt zugrunde
VORREDE
„Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische.“ Karl Valentin
Eigentlich wollten wir Eulenspiegel zu neuem Leben erwecken. Doch hat sich der Narr, man hätte es wissen können, diesem Anliegen durch strikte Verweigerung entzogen. Er verwandelte sich, wie er wollte. Entstanden ist so eine Anthologie, die aus heutiger Sicht Gestalten, Bilder, Texte und Orte eulenspiegelesker Formen und Praktiken präsentiert. Die Widersprüchlichkeit zwischen den einzelnen Kapiteln soll jeden Eindruck des sich Festlegens oder Sagenwollens, wie es wirklich gewesen ist, verhindern. Eulenspiegel gibt es nicht, aber er hat viele Kinder. So zumindest sagen es die Möllner. Er und seinesgleichen existieren eher im Status des Wahrscheinlichen. Sie leben mehr im Geist als in der Wirklichkeit. Nur so erklärt sich ihre Unsterblichkeit, nur so wird ihr immer neues, anderes Auftreten angesichts fragwürdiger Zustände verständlich.
Das Ursprungsmotiv ist ein Buch, das zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Straßburg erscheint: Ein kurtzweilig lesen von Dyl Vlenspiegel geboren vß dem land zů Brunßwick. Wie er sein leben volbracht hatt. 96 seiner geschichten. Verfasst „nur allein, um ein fröhlich Gemüt zu machen in schweren Zeiten“, wird es rasch zum internationalen Erfolg, der bis heute anhält. Sicher haben mindestens 96 Schriftsteller, Zeichner, Maler, Bildhauer, Komponisten, Tänzer und Forscher jeglichen Geschlechtes Eulenspiegel als Inkarnation sozialer wie methaphysischer Clownerie und Narretei weitergegeben und mit immer neuen Deutungen ausgestattet. Diese sagen viel über die Interpreten selbst und spiegeln den jeweiligen Zeitgeist. Oft knüpfen sie an die alten Historien an, an Orte, wo Till immer schon sein Unwesen getrieben hat und die bis heute sein Andenken pflegen. Selbstverständlich ist Eulenspiegel nicht der einzige Vertreter seiner Art oder Unart: In vielen Gegenden der Welt und zu allen Zeiten gab es reale oder erfundene menschliche, tierische und
dämonische Verwandte archetypischen Andersseins – freche Geister, die der großen Geschichte mit subtiler Geringschätzung und feiner Ironie begegneten.
Aus alledem ist die Idee entstanden, ungefähr 96 Personen zu einem kurzen Beitrag – das war die einzige Bedingung – über eine derartige Verkörperung einzuladen. Wir haben uns über jeden Text gefreut und nichts wegzensiert. Denn stellen Sie sich vor, Eulenspiegel selbst hätte offen oder versteckt an diesem Unternehmen teilgenommen? Wie bei dessen unsichtbarem Gemälde bleiben einige mögliche Kapitel leer. Nur wo wir ein Fehlen gar nicht aushalten konnten, haben wir das Eine oder Andere selbst nachgeliefert, bitten Eulenspiegel dafür um Entschuldigung und hoffen jetzt heimlich auf seine Rache. Wir danken allen, die durch einen Beitrag oder durch die Verweigerung eines Beitrages mitgespielt haben, ferner den Künstlerinnen und Künstlern, die ihre Werke zur Verfügung gestellt haben. Barbara Kramer, Daniela Koschlig, Wiebke Schröder, Anastasia Bunke und Markus Ferchland danken wir für die tatkräftige Unterstützung bei der aufwändigen Vorbereitung für den Druck und Fayçal Hamouda für die Aufnahme in sein Verlagsprogramm und die umsichtige Lektorierung.
Alexander Schwarz / Matthias Steinbach
Beiträgerinnen und Beiträger
Gabrielle Alioth, 1955 in Basel geboren, lebt seit 1984 in Irland. Neben Romanen hat sie Kinder-, Reise- und Sachbücher sowie Lyrik auf Englisch publiziert. www.gabriellealioth.com
Arnd Beise , Studium der Germanistik, Kunstgeschichte, Philosophie sowie Grafik & Malerei; Professor für Germanistische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte an der Universität Freiburg (Schweiz).
Cord - Friedrich Berghahn (geb. 1969), ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Präsident der Lessing-Akademie (Wolfenbüttel) und des Israel-Jacobson-Netzwerks. Zu seinen Forschungsbereichen gehören die deutsch-jüdische Literatur und Kultur, Ästhetik und Poetik der Goethezeit und der Klassischen Moderne, Kulturtransfer und Geschichte und Theorie des Wissens von der Aufklärung bis zur Moderne.
Gerd Biegel, Prof. Dr. h.c., geboren 1947 in Mannheim. Historiker und Museumsmann in Köln und Freiburg, dann 22 Jahre als Landesmuseumsdirektor in Braunschweig. Mit seinen Bücherbergen und Archivsammlungen gründete er 2009 das Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte, um weiter zu lehren und zu unterhalten, mit Eulenspiegel und Wilhelm Raabe, dessen Internationaler Gesellschaft er seit dreißig Jahren vorsteht.
Olaf Böhlk beschäftigt sich in seiner Geburtsstadt Bernburg auf autodidaktischer Basis mit Phänomenen der longue durée im Zusammenhang von landschaftlicher Beheimatung und biografischer Betroffenheit.
Ralf Bogner, Studium in Wien, Heidelberg und Berlin, Promotion 1993 in Wien, Habilitation 2005 in Rostock, seit 2007 Professor für Neuere deutsche Philologie und Literaturwissenschaft an der Universität des Saarlandes, Forschungsarbeiten v.a. zur deutschsprachigen und neulateinischen Literatur der frühen Neuzeit, zur österreichischen Literatur und zum Expressionismus.
Irène Bourquin, 1950 in Zürich geboren, hat Geschichte und Germanistik studiert. Co-Verlagsleiterin Caracol Verlag. Schreibt Lyrik, Prosa, und Dramatik, viele Buchpublikationen.
Wolfgang Braungart, Prof. i.R. Dr. phil., Studium in Gießen, Zürich und Braunschweig, bis 2022 Prof. für Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld, lebt in Bielefeld.
Martin Bujara, geboren 1959 in Salzgitter. Studium der Musik in Praxis und Theorie an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Viele Jahre Leiter der Musikschule des Landkreises Wolfenbüttel. Fasziniert von Katzen und ihren offenen und geheimen Ansichten. Bewundert die Mächtigen im Reich der Phantasie wie E.T.A. Hoffmann, Robert Schumann und ihre Verbündeten.
Anastasia Bunke - verliebt in Geschichte, begeistert von Sprachen - Mittlerin zwischen den Kulturen.
Albrecht Classen ist University Distinguished Professor of German Studies an der University of Arizona, Tucson. In seinen mittlerweile 127 Büchern und ca. 790 Aufsätzen hat er sich umfassend mit deutscher und europäischer Literatur und Kulturgeschichte der Vormoderne beschäftigt. Sein neuestes Buch behandelt Hof- und Tyrannenkritik (2024). Er ist der Hrsg. von Mediaevistik und Humanities.
Karl Cohnen wurde am 29.01.1938 in Aachen geboren. Von 1963 bis 1972 unterrichtete er die grafischen Fächer an einer Kunstschule in Amsterdam. 1973 zog er mit seiner Frau Gudrun nach Holzminden, wo er bis 1999 für die Geruch- und Geschmackstoffindustrie die monatlich erscheinenden Firmenbroschüren bebilderte und gestaltete. Neben seiner beruflichen Tätigkeit entfaltete Cohnen intensiv seine freie künstlerische Arbeit.
Gudrun Cohnen -Nussbaum (1941-2023), geboren in Aachen, heiratete 1965 den Maler und Graphiker Karl Cohnen und zog zu ihm nach Amsterdam. Bei der künstlerischen Arbeit wechselten sich Perioden ab, in denen sie entweder zeichnete oder sich ganz der Textilkunst widmete.
Georg Oswald Cott, 1931 in Salzgitter geboren, Lyriker. In den 1960er Jahren begann sein literarisches Schaffen, das mehr als 25 Gedichtbände und Prosawerke umfasst. Detailgenaue Beobachtung, meist beim Gehen auf einsamen Wegen, charakterisieren seine knappen, aber aussagestarken Erkenntnisse. Motto: »Oft steckt im Kleinen das Große, man muss es nur sehen«.
Catalina von Crayen, MA in Germanistik und Anglistik (Universität Lausanne) und Gymnasiallehrerin (PH Bern), hat einen 3. Dan Aikikai (Tokyo, Japan). Sie unterrichtet und forscht im Bereich Sprache und Körper.
Carsten Curtius, geb. 1952, Kneitlingen. Diplomsozialarbeiter. Von 1981 bis 2012 Zusammenarbeit mit psychisch gehandicapten Menschen in der beruflichen Rehabilitation.
Marlies Curtius, geb. 1951, Kneitlingen, Bockslager 2; Schriftsetzerin, Diplom-Sozialpädagogin/-Sozialarbeiterin; Von 1992 bis 2012 Aufbau und Leitung des Kunstprojekts GEYSO20, Atelier und Galerie für Outsider-Kunst in Braunschweig.
Yla Margrit von Dach (geboren in Lyss/Belgien) arbeitete nach einem Debut als Lehrerin beim Tagesanzeiger in Zürich. Zugleich erwarb sie an der Schule für Angewandte Linguistik ein Publizistikdiplom mit Schwerpunkt Schweizer Literatur. Ein Zwischenspiel bei Pro Helvetia führte sie nach Paris. Hier entstand ihr erstes Buch und begann ihre Laufbahn als Übersetzerin. Seit 1977 lebt sie abwechselnd in Biel und Paris.
Rik Van Daele hat einen Doktortitel in Literatur und Philosophie, ist Chefbibliothekar der Universität Antwerpen und Chefredakteur von Tiecelijn. Jaarboek van het Reynaertgenootschap und Sekretär der Reynaert Society.
Luc Degla ist in der westafrikanischen Republik Benin geboren worden. Braunschweig wurde die Wiege seiner literarischen Karriere. Hier ist er Mitarbeiter einer Musikkneipe und Vorsitzender des Vereins Afrikanischer Studierender. Zudem schreibt er Kolumnen für die Braunschweiger Zeitung schreibt. 2006 erschien sein erstes Buch „Das afrikanische Auge“. Vermittler zwischen der europäischen und der afrikanischen Welt.
Steffen Dietzsch (*1943, Chemnitz/Sachsen), nach Philosophiestudium an der alma mater lipsiensis (1965ff) im akademischen Betrieb in Berlin, Marburg/L., Hagen mit intellektuellen Außenseitern befasst: Schelling, Nietzsche, Canetti, Stalin, Malaparte, Ortega y Gasset, Jankélévitch u. Oscar Levy. Leibt schon ein halbes Jahrhundert im „Exil der Heiterkeit“ (Marquard). Martin Dreyfus lebt als Sammler und «Bibliothekar» seiner zunehmenden Bestände in Zürich, arbeitet als freiberuflicher Lektor und literarischer
Spaziergänger an vielen Destinationen. Beiträge in Publikationen und Vorlesungen v.a. zur Literatur im Exil nach 1933.
Markus Robert Ferchland M.A. (*1998): Braunschweig – Budapest – Tartu –Braunschweig; z.Zt. Forschungsstudent, Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig; auf der Suche nach DEM Eulenspiegel-Thema (m/w/d) seines Lebens.
Jens Holger Fidelak , geboren in Eisenach 1967, aufgewachsen in Arnstadt, studiert in Greifswald und Jena. Derzeit in Leipzig als angestellter Lehrer für Sport, Geschichte und Ethik mehr oder weniger dahinvegetierend, ist er seit längerem mit der Frage beschäftigt, ob seine Lebensstationen und Lebensleistungen eher mit denen von Johann Sebastian Bach oder Johann Wolfgang von Goethe korrelieren. Nach aktuellem Stand hat er sich schon einmal auf Johann festgelegt.
Peter Franz , Spitzname Pit, ist Entwickler und Erfinder einer renommierten Münchner Firma. Er ist Brückenbauer zwischen Design und Produktion, Orient und Okzident, sowie in der Inklusion durch Sport.
Bernd Kurt Goetz wurde 251 Jahre nach der Neuberin in Reichenbach/ Vogtland geboren, studierte Philosophie und wirkte/wirkt ausschließlich in Ostdeutschland als Mitarbeiter/Leiter von Theater Gebilden sowie als Schauspieler, Kabarettist, Texter und wo man ihn braucht/engagiert. Siehe auch www.goetzenbilder.eu und www.ruhe-wort-still.de.
Jutta Golawski-Braungart, Dr. phil., Studium der Germanistik in Braunschweig und Paris, bis 2022 Gymnasiallehrerin. 2004 Promotion an der TU Braunschweig mit einer Studie zu Lessing (Tübingen 2005), lebt in Bielefeld.
Florian Gulaneck , verspäteter Zonenrandler – Baujahr 1998 aus Helmstedt, Türmermeister seiner Heimatstadt und jüngster Meister der europäischen Nachtwächter- und Türmerzunft. Aktuell im lange hinausgezögerten Auslaufen des Masterstudiums Geschichte und Germanistik, Gymnasiallehramt. Forschungsverirrungen, wenn er nicht gerade den Tennisplatz beackert: Bierabende bei Bismarck, Karl May als Abenteurer, Linguist, Philosoph und Musiker.
Walter Haas (1942). Gelernter Primarlehrer, Germanist mit volkskundlichen Interessen an den Universitäten Marburg (1983-1986) und Freiburg in der Schweiz (1986-2099).
Christiane Heinevetter studierte Kunstgeschichte und Erziehungswissenschaften. Ihre Schwerpunkte bilden die Kunst der Neuen Sachlichkeit, Schatzkunst und Datenmanagement. Seit 2022 ist sie Museumsdirektorin des Museums Schloss Bernburg.
Vera Heinrich, 1988 in Wolfenbüttel geboren, hat Kulturanthropologie und Soziologie an der Universität Mainz studiert. Von der Praktikantin und Ehrenamtlichen bis zur Projektassistentin für Marketing, Vermittlung und Inklusion hat sie im Till Eulenspiegel-Museum Schöppenstedt gewirkt. Die Eulenspiegeleien des Lebens haben sie inzwischen vom Museum in eine Zeitungsredaktion gebracht.
Heiko Hesse lebt in Brandenburg an der Havel, wo er den lokalen Bezug zu Till Eulenspiegel sichtbar macht. Er schrieb zwei Bücher mit neuen Historien, verfasste Beiträge in historischen Publikationen und stellt bei Festen und Führungen Till Eulenspiegel dar.
Adi Holzer (* 21. April 1936 in Stockerau bei Wien in Niederösterreich) ist ein österreichischer BildenderKünstler, Illustrator, Zeichner, Maler, Grafiker, Glasmaler und Bildhauer von Bronzeplastiken und Glasskulpturen. Er arbeitet abwechselnd in seinen Ateliers in Værløse in Dänemark und Winklern in Österreich.
David Honegger ist Germanist und hat an der Universität Zürich bei Prof. Peter von Matt seine Masterarbeit zum Thema «Aspekte der Lüge im Werk und Leben Arthur Schnitzlers» verfasst.
Jan Hutsebaut, Direktor des Uilenspiegelmuseums Damme. Kulturerbedienst Stadt Damme.
Dr. Eyke Isensee , geb. 1951, Studium der Fächer Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte, Pädagogik und Philosophie an der Georg-August-Universität Göttingen, Studium Kunst- und Werkpädagogik an der SHfBK/HBK Braunschweig sowie des Faches Geschichte an der TU, Kunsterzieher höheres Lehramt, Wissenschaftlicher Mitarbeiter a.D. an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Filmwissenschaft.
Nicole C. Karafyllis ist Biologin und Philosophin und Inhaberin des Lehrstuhls für Philosophie an der Technischen Universität Braunschweig. Kenntnisse für ihren Artikel zum Uhu Flaco hat sie Anfang der 1990er Jahre
als studentische Hilfskraft im Greifvogelschutz bei der Naturschutzbehörde in Forchheim/Oberfranken erworben. Dort erzählt man sich noch heute die Geschichte, wie sie einen Bundeswehr-Trupp, der unmittelbar nach der Wiedervereinigung die Bewachung der deutsch-deutschen Grenze mit viel Tagesfreizeit ausführte, zu einem Zeltlager mit Nachtsichtgeräten am Röthelfels motiviert hat: damit den Wanderfalken keine Eier aus dem Nest gestohlen werden. Durch Forchheim ist der Till auf jeden Fall gekommen, denn es liegt direkt zwischen den Eulenspiegel-Städten Nürnberg (32. Historie) und Bamberg (33. Historie).
Uwe Kolbe , geboren 1957, Schriftsteller, lebt in Dresden. Zulezt erschienen: Imago. Gedichte, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2020, und Die sichtbaren Dinge. Gedichte, poetenladen, Leipzig 2019.
Prof. Dr. Eugen Kotte studierte Geschichte, Germanistik und Pädagogik an der WWU Münster, wo er 1996 auch mit einem Thema zur US-Gründungsgeschichte in amerikanischen Schulgeschichtsbüchern promovierte. Nach mehrjährigen Auslandsaufenthalten in den USA und Polen ging er 2002 als Mitarbeiter an die Universität Augsburg, an der sich 2005 mit einer Arbeit zu nationalen Europabildern in mitteleuropäischen Ländern habilitierte. Nachdem er den dortigen Lehrstuhl für die Didaktik der Geschichte vertreten hatte, wechselte er 2008 als Professor für Didaktik der Geschichte sowie Neuere und Neueste Geschichte an die Universität Vechta. Einer seiner Schwerpunkte liegt in der Erforschung nationaler Geschichtsmythen des 19. Jahrhunderts.
Harald Kretzschmar (1931-2024), preußisch-sächsische Mischtype, die über Hannes Hegen zum Eulenspiegel kam und dort zu einem der erstern Porträtpressezeichner der DDR avancierte. Bis zuletzt als blitzgescheit-hintergründiger Illustrator und politischer Aphoristiker gefragt und geholt. Ein origineller Deutschdenker mit linker Seele.
Tobias Lachmann, akademischer Rat an der Universität Dortmund. Forschungsschwerpunkte: Literatur, Literaturgeschichte und Literaturtheorie des 18. bis 21. Jahrhunderts, Literatur und (Nicht-)Wissen, kulturwissenschaftlich orientierte Literaturwissenschaft, Diskurstheorie, Praxistheorie, Kulturtechniken.
Walter Lenschen (1934-2024), kam in Paderborn zu Welt, studierte und doktorierte in Göttingen,1964 – 68. Lektor an der Uni Oslo 1968 – 1999.
Professor für deutsche Sprache und Ältere deutsche Literatur in Lausanne, wo er 1989 das Centre de traduction littéraire gründete.
Dr. Joseph Loewenstein is Professsor of English at Washington University, St. Lois. His two most recent books are studies of Early Modern intellectual property, the prehistory of copyright, but he is also extremely interested in prosody and poetics.
Hans-Ulrich Ludewig , geboren 1943 in Waldenburg/Schlesien, aufgewachsen im oberbayerischen Kreis Schrobenhausen und in Ingolstadt, studiert in München. 1972 emigriert nach Braunschweig, dort bis 2008 tätig am Historischen Seminar der Technischen Universität. 1977 Umzug nach Schöppenstedt, der Stadt der Streiche; seit vielen Jahren Pensionär und leidenschaftlicher Kleingärtner.
Dr. Heike Christina Mätzing , Historikerin und Geschichtsdidaktikerin, bis Ende März 2024 wiss. Mitarbeiterin am Institut für Geschichtswissenschaft, Abt. Geschichte und Geschichtsdidaktik der TU Braunschweig. Da strukturell rentenuntauglich, weiterin wissenschaftlich aktiv.
Paul Michel (*1947) hat Kunstgeschichte nur im Nebenfach studiert und Zoologie gar nicht; ist aber ein Fan der Symbolik von Tieren. Beruflich war er Professor für ältere deutsche Literatur an der Universität Zürich.
N. möchte wie der Autor der Vorrede des Eulenspiegel von 1515 seine Identität nicht aufdecken. Sie ist aber den Herausgebern bekannt.
Michael Packheiser M.A.: Studium Universität Hamburg 1979 – 1986. Fächer: Volkskunde, Kunstgeschichte und Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Langjährige Arbeit für verschiedene Museen und Galerien in Hamburg und Schleswig –Holstein. Von 1989 bis 2024 Leiter des Möllner Museums Historisches Rathaus und des Eulenspiegelmuseums. Veröffentlichungen zur regionalen Geschichte und bildenden Kunst.
Michael Ploenus, geboren 1972 in Sondershausen und aufgewachsen in der thüringischen Provinz, studierte Geschichte, Theologie und Soziologie in Jena und Brisbane/Australien. Besonders interessiert ihn das Leben (nicht zuletzt das eigene) in der ehemaligen DDR, das er seit 2007 als Historiker aus der feinen Braunschweiger Distanz reflektiert und als Didaktiker unters studentische Volk bringt.
Sabrina Pöhl ist Promovendin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität in Braunschweig. Sie forscht zur Entstehungsgeschichte des Eulenspiegel-Museums in Schöppenstedt.
Dr. Anna Katharina Richter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Abteilung für Skandinavistik am Deutschen Seminar der Universität Zürich. Forschungsgebiete: Buchgeschichte und früher Buchdruck in Skandinavien, frühneuzeitliche Literatur Skandinaviens, Übersetzungswisssenschaft.
Nina Roskamp , ausgebildete Kulturwissenschaftlerin und Erwachsenenpädagogin, leitet seit 2012 Geyso20, einen Ort für Outsider Art mit Atelier-, Galerie- und Sammlungsbetrieb. Sie kuratiert, vermittelt, begleitet und begeistert sich für die erfrischenden Perspektiven der Künstler_innen, die im Atelier Geyso20 arbeiten.
Ursula Saile -Haedicke , geboren 1956 in Hannover, Braunschweigerin seit der Familiengründung 1982, inzwischen – in Geitelde wohnend – antiquarisch und gelegentlich publizistisch tätig, mit Leidenschaft für literarisch-heimatkundliche Spurensuche, Wanderungen, Gärten, Zeitreisen und Eulenspiegeleien.
Branka Sarac , geb. 1945 in Zagreb, im ersten Leben als "Titos Tochter" Lehrerin für serbokroatische Sprache und Geografie. Seit 1968 wohnhaft in Wolfsburg, beschäftigt aber nicht bei Volkswagen, sondern als Busputzerin, Bratwurstverkäuferin, Kassiererin und Disponentin bei der Deutschen Bank. Nebenbei Malerin und Dichterin. Derzeit führt sie mit Ihrem Mann Nedo (86) als dienstältestes Wirtsehepaar Mitteleuropas die Ehmener Tenniskneipe.
Elmar Schenkel, geb. 1953 in Lippetal bei Soest. War Bogenschütze in Westfalen, dann Anglist in Leipzig. Derzeit ist er als Mythologe, Maler und Museumswärter in Nietzsches Röcken tätig.
Wiebke Schröder, Studentische Hilfskraft des Instituts für Geschichtswissenschaften der TU Braunschweig. Wenn sie nicht gerade ihren Sportarten nachgeht, dann folgt sie Eulenspiegels Spuren.
Insa Segebade lebt im niederländischen Groningen und arbeitet dort als Schriftstellerin, Kultur-Journalistin und Dozentin für kreatives Schreiben sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Dr. Götz Seiler, Geboren (1957) und aufgewachsen in Helmstedt, Abitur in Braunschweig, Grundwehrdienst, Fachhochschule für Steuerrecht/ Niedersächsische Finanzverwaltung, Studium Rechtswissenschaften/Promotion in Marburg, Referendariat in Braunschweig, Richter Landgericht Braunschweig, Syndikus Energiekonzern in Hannover, Rechtsanwalt und Notar in Braunschweig bis 2019.
Gerd Sender, geb. 1954, ist nach 30 Jahren Tätigkeit in der beruflichen Bildung inzwischen als Management-Coach selbstständig und nebenbei im 15.
Semester Student der Geschichte, Philosophie und Germanistik an der TU Braunschweig. Die Methode des Spiegelvorhaltens verwendet er gezielt im Coachingprozess, um sich und seinen Klienten im Leben Wohlgemut und Gelassenheit beizubringen.
Mona Seydel hat sowohl einen geisteswissenschaftlichen Masterabschluss als auch einen verwaltungswissenschaftlichen. Ihre Passion im Privaten gilt der Musik – als Instrumentalistin, aber auch als klassisch ausgebildete Sängerin.
Kyoko Shibasaki: Japanerin, Studium an der Keio-Universität in Japan. Fachbereiche sind die deutsche Literatur und Musik, besonders Friedrich Rückert, Robert Schumann und Till Eulenspiegel.
Rainer Simon: 1968 bis 1990 Regisseur bei der DEFA, neben Till Eulenspiegel befaßte ich mich (er sich) mit Grimms kluger Bauerntochter, einem Kleinstadtbürgermeister, einem Luftschifferfinder, mit Anna, die im Elend des Ersten Weltkriegs Karl liebte, der sich als Ihr Mann Richard ausgab, mit Alexander von Humboldt… und mit Indigenen der Anden und des Urwalds in Ecuador.
Elisabeth & Martin Steinbach , geb. 1937, seit fast 70 Jahren ein glückliches Paar und ebenso lange glückliche Abonnenten des Eulenspiegels.
David Thomas, raised in the Midwest, schooled on Wall Street, and lately the Chair of the History Department at Trevor Day School in NYC, is now retired in Hillsdale, NY.
Paul Tschirschwitz , Student und Hilfskraft an der TU Braunschweig am Institut für Geschichtswissenschaften, sowie derzeitiger Ortsheimatspfleger der Stadt Schöppenstedt. Neben seinen Studien zu den Narrenfiguren Osteuropas begeistern ihn besonders die Lebensgewohnheiten australischer Beuteltiere.
Dr. Erich Unglaub (geb. 1947), Germanist und Komparatist, ehem. Professor für Neuere deutsche Literatur und ihre Didaktik an der Technischen Universität Braunschweig. Forschungen zur deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts, zu deutsch-skandinavischen Literaturbeziehungen, Werk und Person von Rainer Maria Rilke.
Peter Utz 1987 – 2019 Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Lausanne. Forschungsschwerpunkte: Robert Walser, literarisches Feuilleton, Schweizer Autoren, literarische Katastrophendarstellungen, literarisches Übersetzen.
Nevin Vanella, Diplomstudium in Business Management in Ankara et alii, Masterstudium in Marketing und Distributionsmanagement (M. Sc.) in Göttingen. Langjährige mehrsprachige Sektorerfahrung im Mittelmeerraum. Damals ahnte sie noch nicht, dass Nasreddin Hoca auch ein guter Verkäufer war. Inzwischen promoviert sie zu ihm als türkischem Erinnerungsort an der TU Braunschweig.
Dag Wachsmann: Dag Wachsmann, 1965 in Wolfenbüttel geboren und 10 Jahre lang der Till Eulenspiegel Darsteller im Braunschweiger Land und Mitarbeiter des Elm-Asse Tourismus der Samtgemeinde Elm- Asse.
René Wetzel: Seit 2001 Ordinarius für germanistische Mediävistik an der Universität Genf. Leiter des NFS-Projekts Spiegel und Licht – Erkenntnis und Erleuchtung. Zur Praxis analogischer Bedeutungsbildung in volkspr. Texten des 12. bis 16. Jhs.
Dr. Roland Wiermann studierte urgeschichtliche Archäologie und war von 2006-2021 Direktor des Schlossmuseums mit Eulenspiegelturm in Bernburg (Saale).
Krystyna Wierzbicka- Trwoga , Uniwersytet Warszawski Arbeitet an der Polonistischen Fakultät, spezialisiert sich in der Literatur der frühen Neuzeit. Forschungsfelder: Komparatistik und Übersetzungsstudien (u.a. polnische, deutsche und englische Lyrik des 17. Jhs., frühmoderne Erzählliteratur).
Gerhild Scholz Williams, Barbara Schaps und David M. Thomas Distinguished Professor in the Humanities, Washington University in St. Louis, published books, edited and co-edited volumes, translations, and articles on the witch phenomenon, Prosaromane and, more recently, on the 17th
century writers Johannes Praetorius and Eberhard Werner Happel, as well as on the influence of Ottoman imperial ambition on German prose texts.
Rosmarie Zeller: emeritierte Professorin für Germanistik an der Universität Basel, Spezialistin für die Literatur des 17. Jahrhunderts, Publikationen zu Harsdörffer, Grimmelshausen, zum Roman und Drama des 17. Jahrhunderts, zu Schreibkalendern.
Eigentlich wollten wir Eulenspiegel zu neuem Leben erwecken. Doch hat sich der Narr, man hätte es wissen können, diesem Anliegen durch strikte Verweigerung entzogen. Er verwandelte sich, wie er wollte. Entstanden ist so eine Anthologie, die aus heutiger Sicht Gestalten, Bilder, Texte und Orte eulenspiegelesker Formen und Praktiken präsentiert. Die Widersprüchlichkeit zwischen den einzelnen Kapiteln soll jeden Eindruck des sich Festlegens oder Sagenwollens, wie es wirklich gewesen ist, verhindern. Eulenspiegel gibt es nicht, aber er hat viele Kinder. So zumindest sagen es die Möllner. Er und seinesgleichen existieren eher im Status des Wahrscheinlichen. Sie leben mehr im Geist als in der Wirklichkeit. Nur so erklärt sich ihre Unsterblichkeit, nur so wird ihr immer neues, anderes Auftreten angesichts fragwürdiger Zustände verständlich.