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Die spanischen Siestas
THEA MORENO HUANG
EDINBURGH NAPIER UNIVERSITY DIE SPANISCHEN SIESTAS: WAHRHEIT ODER MYTHOS?
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Es ist 16.00 Uhr an einem warmen Donnerstag im Sommer. Du hast gerade zu Hause mit deiner Familie zu Mittag gegessen. Die Küche ist komplett aufgeräumt. Jeder ist jetzt gegangen, um seinen gewählten Schlafplatz zu finden. Du legst dich auf das Sofa unter den Deckenventilator. Dann schließt du die Augen für ein oder zwei Stunden. Oh, was für eine wundervolle Siesta.
Eine Siesta ist der traditionelle spanische Mittagsschlaf, der nach dem Mittagessen stattfindet, besonders im Sommer, wenn die Hitze auf der Straße unerträglich ist. Sie kann zwischen 20 Minuten und einigen Stunden dauern.
Ihre Ursprünge reichen bis ins alte Römische Reich zurück. Die Römer teilten den Tag in 12 Perioden oder “Stunden”, die sich im Laufe des Jahres änderten abhängig vom Sonnenlicht. Siesta kommt von “Sexta”. Es bezieht sich auf die sechste römische Periode seit dem Morgengrauen. Diese sechste Stunde fiel mit der heißesten Zeit des Tages zusammen, deshalb wählten die Römer sie als ihre Zeit zum Essen und Ausruhen.
Diese Tradition wurde von der ländlichen Gesellschaft gepflegt, die ihre Tage auch nach der Sonne organisierte. Diese Landarbeiter zogen langsam in die Städte und brachten ihre Traditionen und Zeitpläne mit, obwohl die Sonne für den Arbeitstag nicht mehr relevant war.
Nach dem spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) befand sich Spanien in einer Diktatur unter der Herrschaft von Francisco Franco. Unter seinem Regime waren die traditionellen Arbeitszeiten von 9 bis 14 Uhr und von 16 bis 20 Uhr mit einer langen Mittagspause dazwischen. In diesen Jahren arbeiteten viele Menschen in zwei verschiedenen Berufen, um ihre Familie zu ernähren. Ein Job am Morgen und ein anderer am Nachmittag. Die lange Mittagspause ermöglichte es den Arbeitnehmern, sich nach dem ersten Job auszuruhen und zu ihrem zweiten Job zu gelangen. Dies erlaubte der Tradition der Siestas, die Ära der Industrialisierung zu überleben.
Franco hat auch die spanischen Uhren in Spanien geändert, damit sie mit den Uhren in Deutschland synchron laufen. Somit ist Spanien noch heute theoretisch in der falschen Zeitzone. Seit dem Ende der Diktatur hat sich trotz internationaler Einflüsse nicht viel an den Arbeitszeiten geändert. Spanien hat immer noch für uns ungewöhnliche Essgewohnheiten, da die Uhrzeit theoretisch eine Stunde früher sein müsste ist und viele Unternehmen, wie Banken oder Postämter, zwei bis drei Stunden lang mittags schließen. Sogar Schulen haben normalerweise eine zweistündige Mittagspause.
Die eigentliche Frage ist jedoch, ob diese lange Mittagspause tatsächlich zum Nickerchen genutzt wird. Die letzte Studie über Siestas, die 2009 von Fundadeps veröffentlicht wurde, beweist, dass dies nicht der Fall ist. Fast 60% der Menschen machen nie eine Siesta. Nur 16% machen jeden Tag Siesta, so dass 24% der Spanier von Zeit zu Zeit ein Nickerchen machen. Das sind nur sehr wenige Leute, die tatsächlich ein Nickerchen machen!
Seitdem ist die Zahl der Siestamacher wahrscheinlich weiter zurückgegangen. Heutzutage wird die lange Pause genutzt, um ein Geschäftsessen zu machen oder um ein langes, schweres und gesprächiges Mittagessen mit Familie oder Kollegen zu genießen. Siestas gelten als Luxus. Etwas, das sich normal arbeitende Menschen nicht leisten können und sich nur gönnen, wenn man im Urlaub ist. Die Siesta hat sich von einer praktischen Maßnahme, die historisch entstanden ist, zu einer kulturellen Ikone entwickelt.
Viele Studien loben die Vorteile von Nickerchen und wie sie unserem natürlichen Rhythmus folgen. Die kurzen 20-minütigen Nickerchen werden sogar als “Power Naps” bezeichnet, da sie für die Konzentration und Produktivität von Vorteil sein sollen. Ich persönlich liebe Siestas. Ich lege mich nach einem anstrengenden Vormittag immer für eine Siesta hin, wenn ich die Chance dazu habe. In meinen ersten Studienjahren nannten mich meine Freunde “die Königin der Nickerchen”.
Was ist mit dir? Machst du Siesta?