Umsetzungstipp Leitprogramm
Das individuelle Lerntempo unterstützen
Publikationsreihe
«Umsetzungstipps – Unterrichtsmethoden»
Ein Leitprogramm ist ein Heft, das aus 20 bis 30 Seiten besteht. Es leitet die Teilnehmenden im Selbststudium durch das Unterrichtsmaterial. Deshalb wird es Leitprogramm genannt. Leitprogramme dienen in erster Linie der Wissensvermittlung.
Leitprogramme bestehen aus dem Lernstoff, Übungen, Arbeitsanleitungen, Tests und Hilfsmitteln. Den Teilnehmenden wird der Lernstoff kapitelweise zugänglich gemacht. Hauptmerkmal eines Leitprogramms ist, dass nach jedem Kapitel eine Lernzielkontrolle stattfindet. So wird sichergestellt, dass die Teilnehmenden das nächste Kapitel erst dann bearbeiten, wenn sie das vorhergehende Kapitel verstanden haben.
Leitprogramme werden von den Teilnehmenden selbstständig bearbeitet. Sie eignen sich besonders für heterogene Gruppen und Lernstoffe, deren Inhalte aufeinander aufbauen. Ziel von Leitprogrammen ist es, auf das unterschiedliche Lerntempo der Teilnehmenden einzugehen.
Leitprogramme sind aus der Kombination der KellerPlanMethode sowie dem Mastery Learning entstanden.
Gemäss der KellerPlanMethode kann Wissen in heterogenen Gruppen anhand von Grundlageninformationen, Übungen, Anleitungen für Partnerarbeit sowie Lesehinweisen vermittelt werden (Frey & FreyEiling 2010). Die Teilnehmenden werden anhand eines Leittexts durch das Programm geleitet. Nach jedem Kapitel gibt es Lernzielkontrollen.
«Mastery Learning» kann als «MeisterLernen» übersetzt werden. Ins Leben gerufen wurde das Mastery Learning in den 1950erJahren von Benjamin Bloom. Mastery Learning kombiniert zwei damals vorliegende Erkenntnisse: Einerseits ist der Lernfortschritt von der Zeitdauer abhängig, die man für das Lernen einsetzt, und andererseits vom vorhandenen Vorwissen.
Aus der Kombination der KellerPlanMethode sowie den Erkenntnissen des Mastery Learnings ist die Idee des Leitprogramms entstanden.
Folgende Literatur ermöglicht einen theoretischen Einblick in die Unterrichtsmethode:
BenPeretz, M. & Bromme, R. (Hrsg.) (1990). The nature of time in schools. New York: Teachers College Press.
Bloom, S. B. (1976).
Human characteristics and school learning. New York: McGrawHill.
Frey, K. & FreyEiling, A. (2010). Ausgewählte Methoden der Didaktik.
Zürich: vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich.
Lundgren, U. P. (1972).
Frame factors and the teaching process. A contribution to curriculum theory and theory on teaching.
Stockholm: Almqvist & Wiksell.
Keller, F. S. (1968).
«Goodbye, teacher …».
In: Journal of Applied Behavior Analysis, 1, S. 79–89.
Der Lernstoff wird in sinnvolle Kapitel eingeteilt. Die Kapitel sind im Leitprogramm so angeordnet, dass der Lernstoff aufeinander aufbaut. Die Bearbeitung der Kapitel durch die Teilnehmenden liegt dabei zwischen 30 und 90 Minuten. Das ganze Leitprogramm sollte nicht länger als 20 Stunden dauern.
Zu einem vollständigen Leitprogramm gehören:
> Arbeitsanleitungen
> Lernziele pro Kapitel
> Theorieabschnitte
> Bearbeitungsaufgaben inkl. Musterlösungen (z. B. Experimente, Beobachtungen, Simulationen)
> Selbsttests pro Kapitel
> Weiterführende Quellen (z. B. Literaturvorschläge)
> Lernzielkontrollen pro Kapitel
Es lohnt sich, das textlastige Leitprogramm mit Bildern und Grafiken aufzulockern.
Ausführliche Vorbereitung
Damit die Teilnehmenden selbstständig und ungestört arbeiten können, …
> werden sie in das Arbeiten mit dem Leitprogramm eingeführt (z. B. Arbeitsweise, Ablauf, verfügbare Zeit, obligatorische und freiwillige Kapitel, Arbeitsorte, Organisation Lernkontrollen),
> werden mindestens zwei Räume oder ein grosser Raum benötigt (ein Raum für die Bearbeitung des Leitprogramms und ein Raum für das Durchführen der Lernkontrollen). Hinweis: Es lohnt sich, die erste Lernkontrolle schriftlich durchzuführen, um Engpässe zu vermeiden,
> werden das Leitprogramm und alle benötigten Hilfsmittel den Teilnehmenden bereitgelegt.
Bearbeitung und Lernzielkontrolle
Ein Leitprogramm wird folgendermassen umgesetzt:
1. Die Teilnehmenden bearbeiten das Kapitel im Leitprogramm allein, im Tandem oder in kleinen Gruppen.
2. Die Teilnehmenden lösen die Lernkontrolle bei der Lehrperson oder einem/einer Tutor/in.
3. Falls die Lernkontrolle bestanden wurde, bearbeiten die Teilnehmenden das nächste Kapitel des Leitprogramms. Falls nicht, wiederholen sie das Kapitel oder Teilkapitel. Es ist auch möglich, dass die Lehrperson einen kurzen vertiefenden Input hält. Erst wenn der ganze Lernstoff verstanden wurde, wird im Leitprogramm selbstständig weitergearbeitet.
Die Lehrperson führt die Lernkontrollen mit den Teilnehmenden individuell durch und steht dabei bei offenen Fragen in Form eines Lerncoachs zur Verfügung.
Herausgeberin
Ectaveo AG
Riedtlistrasse 15a CH-8006 Zürich info@ectaveo.ch www.ectaveo.ch
Autorin
Ectaveo AG
Gestaltung und Satz dezember und juli gmbh www.dezemberundjuli.ch
Auflage 2. Auflage, 2025
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