Wirtschaftsmagazin eco.nova – Oktober 2013

Page 79

eco.gesundheit

Dr. Paul J. Klingler

Chirurgie Klingler, Praxis für minimalinvasive Medizin in Innsbruck, viele Jahre Univ.Prof. für Chirurgie an der Uni-Klinik Innsbruck, nationaler und internationaler Experte für Magen-/Darmkrankheiten. Meinhardstraße 5/3, 6020 Innsbruck Tel.: 0512/581058, office@chirurgie-klingler.at, www.chirurgie-klingler.at

beeinträchtigt ist. Es kann im Fall von Darmkrebs auch ein viel zu frühes Lebensende bedeuten. Klingler: „Ein 26-jähriger junger Mann mit immer wieder blutenden ‚Hämorrhoiden‘ wird dann mit der Diagnose eines fortgeschrittenen Mastdarmkrebses konfrontiert.“ Dabei haben Spiegelungen des Magens, des Mast- oder des Dickdarms (Fachausdruck: Gastroskopie, Coloskopie, Prokto-/ Rektoskopie) tatsächlich an Schrecken verloren. Dies vor allem dadurch, dass durch ständige Neuentwicklungen von Geräten und Medikamenten diese Untersuchungen heute zwar instrumentell und personell sehr aufwendig wurden. Für den Arzt kam es aber zu einer wesentlichen Verbesserung durch Erhöhung der Sicherheit in der Anwendung der inzwischen flexiblen Geräte bei höchster Bildauflösung. Und für den Patienten wurden vorbereitende Maßnahmen zur Untersuchung, wie die Darmvorbereitung, und die Untersuchung selbst in Schläfrigkeit deutlich weniger belastend und insgesamt angenehmer.

Wer untersucht, wie läuft das ab?

Magen-Darm-Spiegelungen werden von verschiedenen Fachärzten angeboten – Gastroenterologen oder Chirurgen sind dabei die häufigsten Ansprechpartner. Spiegelungen umfassen die Untersuchung von Hohlorganen wie die des Magens, des Dick- und

Mastdarmes, unter Zuhilfenahme flexibler schlauchartiger Untersuchungsgeräte mit angeschlossenem Kamerasystem. Meist wird die Spiegelung des Magens mit der Spiegelung des Dickdarms kombiniert. Dies vor allem wegen des zeitlichen Aufwandes für Arzt und Patient und damit bei regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen nicht ein Organgebiet vergessen bzw. vernachlässigt wird. Zur Untersuchung muss der Patient nüchtern kommen, der Darm gehört am Vortag abgeführt. Dies kann relativ einfach vom Patienten durch Einnahme eines speziellen Abführmittels (in Wasser auflösbares Spezialpulver, das per Rezept von der Apotheke ausgegeben wird) mit Nachtrinken von zumindest zwei Litern klare Flüssigkeit am Nachmittag vor der Untersuchung selbst durchgeführt werden. So wird der Darm schonend gereinigt und komplett entleert, was notwendig ist, um mittels Kamera eine Sichtdiagnose sicher und ausreichend durchzuführen. Bei starken Verstopfungen oder trägem Darm sollte über mehrere Tage eine leichte Kost und bereits einleitend einfache Abführmittel wie Pastillen und Zäpfchen zur Anwendung kommen. Nach entsprechender Aufklärung über die Art und Notwendigkeit der Untersuchung kommt der Patient nüchtern zur Spiegelung. Die Magen-Darm-Spiegelung selber wird in der Regel mit Sedierung, die einem tiefen schmerzreduzierten Schlaf entspricht, durch-

geführt. Dabei werden Bilddokumente und nach Bedarf auch Proben gewonnen, die zur Diagnosefindung beitragen (Hygieneproben, Krebsproben, spezielle Farbtests). „Bei schwerer Verstopfung kann die Vorbereitung für eine Magen-Darm-Spiegelung etwas aufwändiger sein, es gibt aber auch hier spezielle Möglichkeiten wie eine ‚Darm-Lavage‘, bei denen der Darm mit einem apparativen Einlaufgerät richtiggehend durchgewaschen wird. Sie ist gerade bei chronischer Verstopfung oft eine große Erleichterung für Patienten und kann ohne Nebeneffekte immer wieder und nach Bedarf unterstützend für einen gesunden und funktionierenden Darm angewandt werden, was auch zur Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens solcher Patienten beitragen kann. Die Dickdarmlavage ist keine neue Behandlung, sie wird seit vielen Jahrhunderten angewandt und apparative Lavagen bereits seit über 60 Jahren“, erklärt Kingler. Eine Spiegelung ist personell, instrumentell und zeitlich sehr aufwändig und somit auch teuer. Trotz des Aufwands ist heute die Magen- und Dickdarm-Spiegelung eine sehr schonende, effiziente und sichere Untersuchungsmethode, die vor allem in der Früherkennung von Magen- oder Darmkrebs das wichtigste Vorsorgeinstrument ist. Nach der Untersuchung und einer Erholungsphase werden in der Regel die erhobenen Befunde mit dem Arzt besprochen, die Ergebnisse der Spiegelung dargelegt und auf eventuelle Risikofaktoren oder Funktionsstörungen und Veränderungen hingewiesen. Empfehlungen für Lebensstiländerungen, die vorliegende Risikofaktoren minimieren können, werden besprochen und notwendige Therapien und auch operative oder korrigierende Eingriffe können auf der genauen diagnostischen Grundlage sehr sicher und zielgenau geplant und umgesetzt werden. Die laufende Beobachtung von bereits kleinen Veränderungen kann der Entstehung schwerer und oft chronischer Erkrankungen bis hin zu Darmkrebs durch Behandlung im Frühstadium sehr wirkungsvoll entgegengetreten werden. Als Beispiel dient die Bergung von Polypen – kleine noppenförmige Gewächse an der Magenoder Darminnenseite, die bei entsprechendem aggressiven Wachstum als unmittelbare Vorstufe von Krebs gelten. Durch einfaches Abtragen solcher Veränderungen – zum einen mit der Probezange „abknabbern“ oder bei größeren Polypen mit einer Elektroschlinge, kann weiteres Wachstum verhindert werden und das Gewebe vom Pathologen untersucht werden. eco.nova

79


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Wirtschaftsmagazin eco.nova – Oktober 2013 by eco.nova verlags gmbh - Issuu