eco.nova EDITION 2016

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�� „Das Holzgeschäft ist ein schö-

sich weder vor Arbeit noch vor Hernes – wenn man es ein bissl verausforderungen – und auch nicht vor steht. Lernen kann man das nicht, Innovationen. 1958 wurde der erste es muss einem schon in die Wiege LKW angeschafft und bereits in den gelegt worden sein.“ 1960er-Jahren investierte er – anders Franz Binder hinterließ ein groals der Mitbewerb – in die Weiterßes Erbe. Nicht nur, was das von verarbeitung, in ein Hobelwerk. „Ein ihm gegründete Unternehmen anEntschluss, der sich in den folgenbelangt, sondern auch seine Leidenden Generationen mehr denn je als schaft betreffend, die von Anfang nachhaltig erwiesen hat“, sagt Hans an maßgeblicher Antrieb des WirBinder, der älteste der drei Söhne, die kens von Binderholz war: die Leiheute gemeinsam mit der dritten Gedenschaft für den neration das UnterRohstoff Holz und nehmen leiten. dessen Einsatz. Den „Mein Sohn Hans“, Keim für dieses inso sagte Franz Binnere Feuer hat der der, „war nicht nur Gründer gesät – in technisch immer seiner Familie lebt schon Vorausdenker er auf und wird steund Entwickler. Der tig weiter beseelt. Konkurrenz, was Begonnen hat alVerarbeitung anbeles sehr klein. Doch langt, immer vorwie es so ist: Der aus zu sein, war ihm Wunsch ist der Vawichtig – sonst wäter des Gedankens. re Binderholz nicht Und Franz Binders das geworden, was Gedanken galten es heute ist.“ Nach dem, wie er seine ein paar Jahren fing Leidenschaft zum man damit an, HoBeruf machen könnbelware für den Inte. Er wollte sich mit nenausbau zu proHolz beschäftigen. duzieren – die erste Franz Binder jun. Da ihm die AusbilWeiterverarbeitung. über Franz Binder sen. dung zum Förster „Und wir haben geseaufgrund fehlender finanzieller Mithen, dass es funktioniert“, so der Setel verwehrt blieb, wählte er einen nior in seinen Memoiren. anderen Weg. Gemeinsam mit seiAls Franz Binder 1979 einen ner Frau Paula betrieb er bis 1957 eischweren Unfall hatte und ein falnen kleinen Holzhandel. Er lief gut lender Stamm seine Oberschenkel und ermöglichte es, weiterzudenken zertrümmerte, mussten seine Söh– mit einer gehörigen Portion Mut. ne, die bereits von Kindesbeinen an Die beiden kauften ein Sägewerk im Unternehmen mitgeholfen hatin Fügen. „Natürlich war nicht abten, Verantwortung übernehmen. sehbar, was daraus einmal werden „Wenn die Söhne im Betrieb mitarbeiwürde“, beschreibt seine Frau die ten, gibt das einen großen Auftrieb. damalige Situation. Aber beide hatEs hat bei uns auch keine Probleme ten den Glauben daran, dass viel Argegeben und Hans, Reinhard und beit, Fleiß und vielleicht auch etwas Franz sind in den Schulferien gerne Glück dazu beitragen würden, die ins Sägewerk gekommen. Um sieben finanzielle Grundlage der Familie waren sie schon im Betrieb.“ zum Erblühen zu bringen. Zu Recht: Der Vater lehrte seine Söhne viel Franz Binder war findig und scheute – Fleiß und Pflichtbewusstsein, Ordnung und Sauberkeit, aber auch schnelles Handeln und Weitblick Franz jun., Reinhard und Hans Binder ebenso wie Einfachheit und ein fai(v. li.), die Söhne des Gründers Franz res Miteinander mit Partnern und Binder, arbeiteten von klein auf im Mitarbeitern. Und er lehrte sie, ihr Betrieb mit, ihr Vater zog sich 1994, im Alter von 70 Jahren, zurück. Denken auch bei einfachsten Gele-

„Für unseren Vater war es schön, erleben zu dürfen, welches Fundament er ­gelegt ­hatte.“

BINDERHOLZ Im Jahre 1950 wurde die Holzhandelsfirma von Franz Binder sen. unter der Firmenbezeichnung Franz Binder gegründet. 1957 wurde der Stammsitz in Fügen gekauft. Ein Großbrand zerstörte 1984 die Werks­anlagen, die darauf mit höherer Einschnittleistung neu aufgebaut wurden. Heute befindet sich die Binderholz-Gruppe zu 100 Prozent im Besitz der Binder Beteiligungs AG, diese ist im Besitz der Familie Binder. Im Unternehmen tätig sind heute Hans Binder (seit 1967, Gruppenleitung), Reinhard Binder (seit 1975, Vorstandsvorsitzender, Einkauf, Produktion, Vertrieb), Franz Binder jun. (seit 1975, Vorstand, Vertrieb), Andrea Binder (seit 1977, Creative Consult, Marketing), Matteo Binder (seit 1997, Vorstand, Technik, IT, Produktion), Natalie Binder (seit 2000, Geschäftsführung, Vertrieb, Marketing), Rene Binder (seit 2013, Vertrieb Italien) und Caroline Binder (seit 2014, Logistik). Neben dem Stammhaus in Fügen zählen acht weitere europäische Standorte zum Unternehmen. Insgesamt sind 1.350 Mitarbeiter beschäftigt.

genheiten zu üben. „Wofür ich heute noch dankbar bin: Ich durfte bis zum 18. Lebensjahr keine Rechenmaschine verwenden. Und es wurde sehr viel gerechnet – bis in die Nacht hinein wurden Punktierlisten ausgewertet“, berichtet Hans Binder amüsiert. Seine Mutter erinnert sich noch gut an einen Abend, als ihr Mann den Sohn nach den noch zu erledigenden Listen fragte. „Darauf sagte Hans, er würde das heute nicht mehr machen. ,Wenn du das nicht machst, dann muss ich es eben tun‘, antwortete Franz. Und von da an war das nie mehr ein Thema.“ Franz Binder, der selbst keine bessere Schulbildung genossen hatte, wollte für seine Kinder mehr. Die praktische Beschäftigung hatte für ihn aber immer einen enorm hohen Stellenwert – denn Begeisterung lässt sich nur schwer in der Theorie vermitteln. In all seiner Anleitung ließ er seinen Söhnen aber stets den Freiraum, ihre Wurzeln auf ihre eigene Art zu entdecken. Das hat sie geprägt. „Auf unseren Vater ist es zurückzuführen, dass wir so frei arbeiten und Kreativität entwickeln konnten“, bestätigt Franz Binder jun. „Das ist nicht selbstverständlich. Und für ihn war es schön, erleben zu dürfen, welches Fundament er gelegt hatte.“ Diesem Freiraum ist wohl auch die frühe Eigenverantwortlichkeit der Söhne geschuldet, die sehr schnell erkannten, welchen Wert das Unternehmen hat, welche hohe Verantwortung damit verbunden ist. Und was es für die Familie – und nicht nur für sie – bedeutet. AUS DER ASCHE. Das Jahr 1984 war ein Schicksalsjahr für das stetig aufstrebende Unternehmen. „Beim Anblick des Brandinfernos im Oktober 1984 ist für mich eine Welt zusammengebrochen“, denkt Reinhard Binder ungern an jenes Ereignis zurück, das für die Familie und die Mitarbeiter gleichermaßen einen Schock bedeutete. Auch seine Mutter hat die Bilder von damals noch lebhaft in Erinnerung. „Man konnte sich nicht vorstellen, dass es weitergehen kann.“ Aber es ging – innerhalb eines knappen Jahres war der Betrieb wie-

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