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11¾ FRAGEN

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ECO.STEUERN

ECO.STEUERN

© ANDREAS FRIEDLE

11¾ FRAGEN AN

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MARTIN LOCHER

1. Wer sind Sie? Ich bin ein Mensch, der zwei unterschiedliche Leben lebt. Zum einen im Brotberuf als Postbote und zum anderen als Musiker und Songschreiber. In der Kunst darf ich mich so lange austoben und ausleben, bis der Job mir sagt: „Du musst morgen früh aufstehen und was leisten, also geh bald schlafen heut.“

2. Warum, glauben Sie, haben wir Ihnen geschrieben? Weil alle anderen abgesagt haben?

3. Wie lautet Ihr Lebensmotto? Das mach ich morgen.

4. Was macht Sie stolz? Alles, was ich im Leben richtig gemacht hab.

5. Was bedeutet für Sie Luxus? Vier eigene Wände und eine Waschmaschine.

6. Mit welcher historischen Persönlichkeit würden Sie gerne einen Abend verbringen – warum? Mit Jesus. Weil mit ihm über Gott und die Welt zu philosophieren bestimmt unglaublich spannend wäre.

7. Was ist das ungewöhnlichste Thema, über das Sie richtig viel wissen? Der Chaot – Martin Locher …

8. Ihr Leben in Liedern: Wenn Sie den größten Meilensteinen in Ihrem Leben je ein Lied zuordnen müssten, welche wären das? HÄNSCHEN KLEIN MIT 7: Ich war fasziniert von der Hohner-Orgel meiner Oma. I AM …

I SAID (NEIL DIAMOND) MIT 15: Wegen dem Song wollte ich singen. NOTHINGS GONNA CHANGE MY LOVE FOR YOU MIT 16: Mein erster „richtiger“ Kuss. SUMMER OF 69 MIT 25: Anhand einer Grifftabelle habe ich mir den Song auf

der Gitarre beigebracht. DES IS MEI FRAU (GEORG DANZER) MIT 30: Ich wollte (m)einen eigenen Song schrei-

ben. HUNGRY HEART (BRUCE SPRINGSTEEN) MIT 32: Ich wollte Konzerte im kleinen Rahmen spielen.

9. Auf welche Tradition in Ihrem Leben möchten Sie nicht verzichten? Auf Glühwein und Kiachl mit Kraut jedes Jahr am ersten Christkindlmarkt-Besuch.

10. Wo fühlen Sie sich zuhause? Da, wo meine Familie und meine Freunde sind. 11. Besitzen Sie selbst eine Lederhose/Tracht? Nein.

11¾: WELCHE FRAGE WOLLTEN SIE SCHON

IMMER BEANTWORTEN, NUR HAT SIE

NOCH NIE JEMAND GESTELLT?

LOCHER: Was würden Sie auf der Welt abschaffen, wenn Sie es könnten? Gewalt, Neid und Ungerechtigkeit.

„In meinen Liedern geht es um Emotion. Die kann man nur transportieren, wenn man in der Muttersprache singt.“

MARTIN LOCHER

ZUR PERSON

Martin Locher lebt in Kolsass und macht laut Eigendefinition „österreichische Musik“. Er singt in Mundart über das Leben, seine schönen, aber auch melancholischen Seiten. Mittlerweile hat er drei Alben herausgebracht, das letzte „Hamweh“ entstand während der Coronazeit.

12 WIRTSCHAFT

© TVB OSTTIROL/BERG IM BILD

Wirtschaftsfaktor Sport

Sport ist gesund. Damit erzählen wir Ihnen nichts weltbewegend Neues. Das ist er jedoch nicht nur für die Gesundheit des Einzelnen (und damit irgendwie auch für die gesamte Gesellschaft), sondern auch für die Wirtschaft. Und Sie wissen ja: Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut. Das 2021 gegründete Sports Research Lab Tirol (SRLT) hat im Auftrag der Lebensraum Tirol Holding und in Kooperation mit SportsEconAustria erstmals eine Wertschöpfungsanalyse des Sektors „Sport“ in Tirol durchgeführt. Das Ergebnis: Würde man Sport als eigenständige Branche definieren, läge sie in der wirtschaftlichen Bedeutung neben dem Tourismus und der Industrie auf Rang drei und sicherte rund 88.000 Arbeitsplätze.

Sport als Ganzes, also unter Beachtung aller Wirtschaftsbereiche, die mit Sport verbunden sind, wie die Sportartikelproduktion und der -handel, der Tourismus, aber auch die Bauwirtschaft, das Unterrichtswesen oder das Gesundheitswesen, löst in Tirol eine totale Bruttowertschöpfung von 6,7 Milliarden Euro aus. Das entspricht knapp 21 Prozent der gesamten Wertschöpfung. Kein anderes Bundesland ist damit wirtschaftlich so stark mit dem Sport verknüpft. „Das bedeutet, dass jeder fünfte Euro mittel- oder unmittelbar durch Sport erwirtschaftet wird“, erläutert Studienautorin Anna Kleissner vom SportsEconAustria Institut für Sportökonomie in Wien. Auch der direkte Wertschöpfungsanteil durch Sport (5,3 Milliarden Euro) ist beachtlich. „Die Studie zur Wertschöpfung des Sports in Tirol zeigt, dass insbesondere der Sporttourismus von hoher Relevanz für unser Bundesland ist. Der Großteil unserer Gäste kommt wegen des Sports zu uns bzw. übt während des Aufenthalts sportliche Aktivitäten aus. Die vorliegende Wertschöpfungsanalyse auf Basis einer europaweit einheitlichen Definition zeigt, dass knapp die Hälfte der 6,7 Milliarden Euro im Beherbergungswesen und in der Gastronomie sowie im Einzelhandel generiert werden“, so Tanja Hörtnagl-Pozzo, die seitens des Management Center Innsbruck im Rahmen des Sports Research Lab Tirol an dieser Studie mitgearbeitet hat. Möge also eine Wintersaison zustande kommen ...

UNTERNEHMEN DER AUSGABE

Vielfach wird nur darüber geredet oder sie großzügig angekündigt: die Coronaprämie. Der Gartengerätehersteller STIHL Tirol aus Langkampfen macht ernst und zahlt seinen Mitarbeiter*innen auch heuer zusätzlich 450 Euro brutto. Geschäftsführer Clemens Schaller: „Wir sind insgesamt gut durch diese nicht einfachen Zeiten gekommen, da die Belegschaft vor Ort ein hohes Engagement gezeigt und außergewöhnliche Anstrengungen gemeistert hat. Mein Dankeschön gilt besonders der konsequenten Umsetzung aller Sicherheitsmaßnahmen und der großen Flexibilität. Unsere Belegschaft hat sich diese Sonderzahlung mehr als verdient.“ Auch Kurzarbeit war und ist im Unternehmen kein Thema.

TRADITIONSREICH

Kürzlich wurden im Congresspark Igls wieder 29 Tiroler Traditionsbetriebe geehrt, die zu ihren jeweiligen runden Betriebsjubiläen eine Auszeichnung und Urkunde verliehen bekamen. Ingesamt stechen in den Unternehmen 1.880 Jahre Tradition und Wirtschaftskraft. Die vier ältesten ausgezeichneten Betriebe sind die Holz Marberger GmbH aus Ötztal-Bahnhof und die Plansee Holding AG aus Reutte mit je 100 Jahren, der Zillertaler Versicherungsverein auf Gegenseitigeit aus Zell mit 170 Jahren und die Tiroler Versicherung V.a.G. aus Innsbruck mit 200 Jahren.

Erratum

In vergangenen Wirtschaftsmagazin No. 10 vom Oktober 2021 ist uns leider ein Fehler unterlaufen. Matthias Rauch (Interview Seite 30/31) ist nicht Leiter des Wohn- und Pflegeheimes Schwaz, sondern in Wattens. Wir entschuldigen uns für die Verwirrung.

© JULIA TÜRTSCHER

Marina Bernardi, Chefredaktion

eco.mmentar

Vom Mut zur Wut

Die Pandemie hat ihre Auswirkungen. In irgendeiner Form wohl auf jeden von uns.

Zeit meines Lebens war ich nie ein wütender Mensch. Sogar die Teenagerjahre verliefen – sollte mich meine Erinnerung nicht drastisch trügen – relativ entspannt. Statt mich aufzulehnen oder aufzuregen, war mir vieles einfach wurscht. Das ist heute noch so. Meine Eltern haben mich Toleranz gelehrt, einfach, indem sie sie selbst vorgelebt haben. Mein Beruf hat mich gelehrt, anderen erst mal unvoreingenommen gegenüberzutreten und sie möglichst wertfrei zu betrachten. Das allerdings fällt mir zusehends schwerer.

Ich sag’s Ihnen, wie es ist: Ich bin genervt. Eigentlich bin ich zutiefst angepisst. Und zum ersten Mal richtig wütend. Auf die Politik, die es geschafft hat, die anfängliche Corona-Solidarität durch Parteigeplänkel ins Gegenteil zu verkehren; die sehenden Auges und mit Anlauf in die vierte Welle gerannt ist; und die sich in entscheidenden Momenten mehr mit sich selbst beschäftigt als mit dem Volk, dem sie eigentlich zu dienen verpflichtet ist. Ich bin wütend auf all die Coronaleugner und Impfgegner – und ich meine damit explizit die Aus-dem-Kanaldeckel-in-dieWaden-geimpfte-Aluhutfraktion, die Angst hat, ihre durch die Impfung verursachte Unfruchtbarkeit an die nächste Generation weiterzugeben, die gemeinsam Zuckerln lutscht (was ich übrigens nicht nur in Pandemiezeiten gelinde gesagt widerlich finde) und sich in die 1930er rückversetzt fühlt. Es ist mir leider nicht (mehr) möglich, diese alle ernst zu nehmen und einen offenen Diskurs anzustreben. Mir ist ehrlich gesagt völlig egal, was sie mit ihrem eigenen Leben anstellen, ob sie sich selbst mit Ivermectin vergiften oder an Long Covid leiden, aber wir alle haben verdammt nochmal nicht nur eine Verantwortung uns selbst, sondern auch der gesamten Gesellschaft gegenüber. Das macht mich übrigens auch wütend aufs Bildungssystem, für dessen teilweises Versagen wir jetzt die Rechnung präsentiert bekommen. Schaut man sich an, welche Kosten diese Pandemie verursacht, schwant mir Übles. Weil dieses Geld künftig an anderer Stelle fehlen wird. Auch das macht mich wütend. Und das in der Adventzeit. Schönen Dank auch! Frohe Weihnachten!

Anregungen und Kommentare bitte an bernardi@econova.at

© KUNSTFOTOGRAFIN

TRADITION(ELL)

„Es ist Tradition, dass …“ lässt uns erkennen, dass ein über die Jahre geübtes Verhalten oder Ritual beschrieben wird. Bald entzünden wir die erste Kerze am Adventskranz und öffnen das erste Türchen am Adventskalender. Welche Bedeutung haben Traditionen in der heutigen Zeit? Brauchen wir sie überhaupt und wenn ja, dürfen wir sie verändern?

VON ALEXANDER M. SCHMID SSeit unser aller Leben von der Pandemie maßgeblich (mit)bestimmt wird, merken wir deutlich, wie wichtig Traditionen sind. Vermeintliche einfache Rituale wie das gemeinsame Geburtstag feiern oder der Besuch der Großeltern am Wochenende wurde stark eingeschränkt oder gar unmöglich. Diese Treffen selbst sind Tradition und zugleich ein Vehikel, um von anderen Geschichten und Rituale übermittelt zu bekommen. Feiertage sind der klassische Anlass, um an ein besonderes Ereignis zu gedenken und die Kernbotschaft an die nächsten Generationen zu vermitteln. Staatsfeiertag, Nationalfeiertag, oder einschneidende Tage aus unserer Geschichte wie die Novemberpogrome 1938 sind bekannte Beispiele für unsere Gesellschaft. Am anderen Ende des Spektrums gibt es in den verschiedensten Lebensbereichen unzählige kleine Traditionen, die den gleichen Zweck erfüllen. DIE ÜBERLIEFERUNG Tradition im Sinne von Tradierung beschreibt die Art der Überlieferung von Verhalten und Ritualen. Das sonntägliche Aufbrezeln für den Kirchgang in der Dorfkirche ist ein Beispiel für die Überlieferung durch Vorbildwirkung. Die Kinder sahen es an ihren Eltern und haben es später ebenso gemacht. Das diese Tradition inzwischen nicht mehr so ausgeprägt vorhanden ist, hat vielerlei Gründe. Einer ist sicher das weniger oft vormachen. Ein anderer mag sein, dass für die heutige Jugend der Wert einer solchen Tradition nicht mehr erkennbar oder die dafür verwendeten Mittel und Wege der Überlieferung nicht mehr zeitgemäß sind. ZEITGEMÄSSE TRADITION Jede Tradition ist über die Jahre der Gefahr ausgesetzt, dass sie an Bedeutung verliert. Die ursprüngliche Kernaussage geht Stück für Stück verloren, bis man nicht mehr weiß, warum es die Tradition überhaupt gegeben hat. Oft bildet sich dann ein Pseudogrund heraus, der mehr das konsumorientierte Verlangen einiger weniger stillt und für andere zum Event verkommt. Das Münchner Oktoberfest ist ein gutes Beispiel dafür. Ursprünglich wurde das Fest zur Hochzeit von Prinzregent Ludwig von Bayern, dem späteren König Ludwig I., und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen als Pferderennen ausgerichtet. Heute ist davon nichts mehr zu merken. Es ist daraus ein riesiger Vergnügungspark auf der Theresienwiese geworden, bei dem selbst die Dirndln nicht mehr echt sind.

Selbstverständlich ist es angebracht, die Ausgestaltung von Traditionen zu hinterfragen. So sehr ich Feuerwerke zu Silvester als Kind beeindruckend fand, inzwischen weiß ich um die massive Umweltverschmutzung die damit einhergeht. Lichtspiele in den Nachhimmel zu zaubern, ginge auch mit einer Lasershow oder einem Drohnenschwarm. „Das haben wir immer schon so gemacht“, ist nicht nur Feind jeglicher Innovation sondern auch von zeitgemäßer Tradition und deren Weiterentwicklung.

Nicht hinterfragt sollte wir hingegen die grundlegendste aller Traditionen: Solidarität. Die Tendenz, das eigene Wohl über das der anderen zu stellen, zeigt gerade in der Pandemie grausige Auswüchse. Es wäre schön, wenn wir uns der ursprünglichen Tradition, einander zu helfen, wieder besinnen würden. Haben Sie eine besinnliche Zeit und bleiben sie gesund.

ZUR PERSON

Alexander M. Schmid – Der Vereinfacher – beschäftigt sich seit über sechs Jahren mit Vereinfachung in Unternehmen, hat darüber ein Buch verfasst und erarbeitet mit Unternehmen Strategien, die sie am Markt einfach einzigartig positionieren. www.dervereinfacher.at

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