eco.nova Februar 2021

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eco.wirtschaft

DIE LUST AM GESTALTEN Im vergangenen Jahr wurden trotz – oder vielleicht gerade wegen – der Coronakrise mehr Unternehmensgründungen verzeichnet als 2019. Vieles davon waren „klassische“ Unternehmensgründungen, doch auch Start-ups haben durchaus Mut zum Aufbruch bewiesen. INTERVIEW: MARINA BERNARDI

angefangen haben, sich intensiv mit ihrer Zukunft und den unterschiedlichsten Fragen zu befassen: Will ich so weitermachen wie bisher oder kann ich überhaupt? Braucht es neue Ansätze und Lösungswege? Traue ich mich, neue Wege einzuschlagen? Viele haben in der Krise auch gesehen, dass ihr eingeschlagener Weg durchaus funktioniert, und nutzen diese positive Kraft.“ Natürlich geht jeder anders mit der Krise um, abhängig vom eigenen Typ und der Situation, deshalb bezeichnet Robert Schimpf die gesamte Stimmungsbandbreite auch als „heiter bis dunkelwolkig“, was die Lage im InnCubator betrifft, dessen Leiter er ist. Der InnCubator ist eine Art Gründerzentrum der Universität Innsbruck und der Wirtschaftskammer Tirol am Campus des WIFI und damit ein gutes Barometer für die Start-upSzene. Wir haben Katja Hutter und Robert Schimpf ein paar Fragen gestellt.

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risenzeiten machen kreativ, sagt man – einerseits, weil man im Fall von coronabedingten Schließungen plötzlich Zeit hatte für all die Überlegungen und Ideen, die im Alltagsgeschäft oft in Schubladen liegen bleiben, und andererseits, weil uns sich ändernde Gegebenheiten quasi von außen dazu „zwingen“, schnell und flexibel zu reagieren und manche Prozesse oder Konzepte anzupassen. „Aus der Not eine Tugend machen“, nennt es Katja

Hutter, Professorin für Innovation und Entrepreneurship am Institut für Strategisches Management, Marketing und Tourismus. Krisen können unter bestimmten Voraussetzungen damit sogar zur Chance für das eigene Unternehmen werden und zu Innovations­ schüben führen. Hutter: „Die Lockdowns und damit coronabedingte vorübergehende Geschäftsschließungen haben teilweise dazu geführt, dass sich Unternehmer aus ihrem Alltagsgeschäft zurücknehmen konnten und

ECO.NOVA: Im vergangenen Jahr konnten Sie einen Anstieg an Geschäftsideen verzeichnen, die sich für das Programm am InnCubator beworben haben. Wie nehmen Sie generell die aktuelle Stimmung wahr? ROBERT SCHIMPF: Die Stimmung hängt vielfach von der Branche ab, in dem das Startup agiert, oder davon, ob die Teams noch in der Aufbauphase sind oder bereits am Markt agieren. Für alle war die letzte Zeit nicht einfach. Während sich bei Ersteren jedoch in erster Linie die Geschwindigkeit der Umsetzung verlangsamt, haben jene, die mit ihrem Unternehmen bereits aktiv tätig sind, mit laufenden und manchmal schon mit Personalkosten zu kämpfen. Auf der anderen Seite konnten manche Teams aufgrund ihrer Technologie sogar neue, lukrative Geschäftsfelder finden. Die Lage bei den Teams am InnCubator ist damit nicht anders als in der gesamten Wirtschaft.

Welches Umfeld braucht Innovation? KATJA HUTTER: Vor allem braucht es Visionen, dazu entsprechende Expertise und


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