ECHT Oberfranken Ausgabe 21

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Lebensart

Vanessa-Anastasia Merten, Jürgen Dicker, Initiator der Vebu-Regionalgruppe Bamberg, und Stefan Voit leben aus Überzeugung und mit Begeisterung vegan.

Neue Lebensmittel und Gerichte entdecken – Und dabei ein bisschen den Planeten retten von Cornelia Masel-Huth

V

anessa-Anastasia Merten, 29, lebt in Strullendorf und unternimmt gerne Zeitreisen ins Rokoko. Gemeinsam sitzen wir mit Stefan Voit, 23, Student, und Jürgen Dicker, 54, Standesbeamter, in Bamberg im VitamiX und schlürfen Fruchtcocktails und Säfte, die so verheißungsvolle Namen haben wie „Forever Young“ (Kiwi, Banane, Zitrone, Ananassaft) oder „Entgifter“ (Ananas, Apfel, Ingwer). Dann gibt’s eine „Tsampa-Suppe“, tibetanisch, bio und vegan, aus geröstetem Gerstenmehl, Gemüse, Leinöl, Zitrone, Ingwer, Kräutern und Sonnenblumenkernen – regional, saisonal, frisch und vital. Gute-Laune-Versprechen an einem regnerischen Tag. Kann man ein Vormittagsmeeting gesünder verbringen? Jürgen Dicker ist der Initiator der VebuRegionalgruppe (Vegetarierbund) Bamberg, seine beiden Begleiter Aktivisten der Gruppe, in der es keine festgelegten Funktionen und Regeln gibt. Dicker lebt seit 12 Jahren vegetarisch und seit

zwei Jahren vegan. „Für mich gibt es keinen rational nachvollziehbaren Grund mehr, Fleisch zu essen und schon gar keinen geschmacklichen.“ Trotzdem, niemand in der Gruppe, die je nach Aktion aus 30 bis 50 Mitgliedern im Alter zwischen 15 und 75 Jahren besteht und sich aus allen sozialen Schichten und Berufen rekrutiert, will missionarisch oder gar dogmatisch wirken. Alle betonen, dass sie gerne beraten, aufklären und diskutieren, niemandem aber eine Lebensform aufdrängen wollen. „Mir geht es um Bewusstseinsbildung“, betont Dicker, „ich war selbst 42 Jahre Fleischesser und kann jeden verstehen, der darauf nicht verzichten will.“ Aber bedeutet es tatsächlich Verzicht, Fleischprodukte zu meiden? Die Tsampa-Suppe war köstlich. Die Veggie-Buddys, die Gruppenmitglieder, die anderen zum Beispiel beim Einkaufen zur Seite stehen, geben in ihren Statements alle an, dass sie sich fitter, gesünder, auch zufriedener fühlen, dass sie neue

Lebensmittel und neue Arten der Zubereitung entdeckt und oft dabei auch kochen gelernt haben. So treffen sie sich zwanglos jeden ersten Donnerstag im Monat zu einem Veggie-Dinner, nehmen mit Info-Ständen an Veranstaltungen wie dem Bamberger Sporttag teil und tauschen sich über Facebook aus. Die Garten- und Gärtnerstadt Bamberg ist für sie prädestiniert für ihre Aktivitäten. „Ohne Gärtner kein Kulturerbe“, sagt Dicker. Die „Gemüsekulturstadt“ könnte ein neues Markenzeichen werden, und so arbeiten die Vebu-Leute mit Gärtnern zusammen, um Gemüse als Hauptgericht in all seinen kulinarischen Facetten bekannt zu machen. Selbstbewusst wird in Facebook als Ziel formuliert: „Unsere ,mission possible‘ lautet, unsere Kinder und Enkel, nebenbei die Gärtner als Welterbe der Gemüse-Kulturstadt Bamberg und den ganzen Planeten geschmackvoll und nachhaltig zu retten – interessiert?“ n

www.facebook.com/bamberg.vebu.de, www.vebu.de 78

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