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www.kicker.de Schweiz 4,50 sFr., Österreich e 2,50, Benelux e 2,60, Frankreich e 3,00, Italien e 3,00, Portugal (Cont.) e 3,10, Spanien e 3,10, Kanaren (Luftfracht) e 3,20, Ungarn Ft 935, Griechenland e 3,50, England 2,90 £, Slowenien e 3,10 Fotos: imago, MIS, Ulmer

HELP!

Rooney und der große Frust

MESUT ÖZIL

Zauberer und Zauberlehrling CACAU

Der VfB-Stürmer: „Ich bin bereit“ KEVIN-PRINCE BOATENG

Seine Rolle bei den „Black Stars“

Am Mittwoch gegen Ghana

DAS ENDSPIEL das keiner wollte BUNDESLIGA Neuer Klub, neues Glück?

Holtby, Lewandowski und Cohen

Nr.

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25. Woche 21. 6. 2010

5 2,30

Deutschland




INHALT

kicker, 21. Juni 2010

INHALT

Wir waren nicht Weltmeister, wir sind noch nicht raus!

WM 2010 Overath. Netzer. Özil? 6 Der Spielmacher aus Bremen: Hochbegabt, aber auch ein ganz Großer? 23:0 für die Bundesliga 8 Erstmals seit 32 Jahren kommt der deutsche Kader ohne Legionäre aus: ein Vorteil? Hier ist er beliebt Kevin-Prince Boateng: In Deutschland der Buhmann, aber wichtig für Ghana

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Help! Warum England und Wayne Rooney bislang auf ganzer Linie enttäuschten

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Der neue Diego Die erstaunliche Wandlung des argentinischen Trainers Maradona

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Berichte, Analysen, Hintergründe von den Gruppenspielen

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BUNDESLIGA Mehr als ein Sonnyboy Neu in Mainz: 4 Klubs in 13 Monaten – Lewis Holtby muss mit Vorurteilen leben

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„Besser als Podolski“ Neu in Dortmund: Der Pole Robert Lewandowski sammelt Titel en gros

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„Matthäus war wie ein Vater für mich“ 75 Neu in Nürnberg: Interview mit dem Israeli Almog Cohen von Maccabi Netanya Aktuelles aus den Vereinen

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INTERNATIONAL Aktuelles aus aller Welt

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2. BUNDESLIGA Aktuelles aus den Vereinen

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3. LIGA Aktuelles aus den Vereinen

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SPORTMAGAZIN Mit und gegen Schumacher Mercedes-Fahrer Nico Rosberg

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kicker-Chefredakteur Klaus Smentek o schnell geht’s: Nach dem 4:0-Sieg gegen Australien träumte mancher bereits vom vierten WM-Titel für Deutschland. Nach der (durchaus vermeidbaren) 0:1-Niederlage gegen Serbien zittern jetzt viele vor einem frühen WM-Aus. Ja, so ist Fußball, aber das macht schließlich auch seine Faszination aus. Klar, dass unsere Nationalelf-Experten Karlheinz Wild und Oliver Hartmann in dieser Ausgabe ausführlich die Chancen und Risiken, die Stärken und Schwächen und personellen Möglichkeiten vor dem „Endspiel“ gegen Ghana beleuchten. Sehen wir’s mal so: Wir waren nach einem Sieg noch nicht Weltmeister – und wir sind nach einer Niederlage auch noch nicht draußen! Jetzt heißt’s am Mittwoch Daumen drücken.

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m Mittelpunkt wird in Johannesburg sicher auch Kevin-Prince Boateng stehen. Der Mann, der Michael Ballack durch ein rüdes Foul um dessen WM-Teilnahme brachte. Wie der gebürtige Berliner bei den „Black Stars“ gesehen wird, welche Rolle er dort spielt, wie er integriert ist, beschreibt unser Afrika-Fachmann Hardy Hasselbruch ab Seite 10.

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mpfehlen darf ich Ihnen auch die Story „Der Urknall“ auf Seite 80. Ich bin sicher, dass die meisten von Ihnen noch wissen, was sie an diesem Tag getan haben . . . ■

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Der kicker fährt in Südafrika VW: Vorstandsvorsitzender Dr. Martin Winterkorn (links) übergibt Herausgeber Rainer Holzschuh in der Hauptstadt Pretoria einen der Schlüssel für die kicker-WM-Elf und erhält natürlich ein WM-Sonderheft.

Der Urknall 80 Vor 25 Jahren: Becker gewinnt Wimbledon

KICKER EXTRA Audi A1: Klein, aber Premium!

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Attraktives Coupé von Peugeot Facelift für den VW Touran

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RUBRIKEN WM-Kolumne, WM-Scheinwerfer

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Leserforum

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Nachspielzeit mit Jürgen Sparwasser

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Abpfiff mit Dieter Hildebrandt

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kicker-sportmagazin ist Mitglied im Verbund „EUROPEAN SPORTS MEDIA“. Dazu gehören: A Bola (Portugal), De Telegraaf (Niederlande), Don Balon (Spanien), ELF (Niederlande), Fanatik (Türkei), Frankfurter Allgemeine Zeitung (Deutschland), Sport-Express (Russland), Sport-Magazine (Belgien), Tipsbladet (Dänemark), World Soccer (England).


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„Ich habe einfach das Rasieren vergessen. Hässliches Gesicht, schöner Fußball.“ ROBINHO (Nationalspieler Brasiliens)

Gruezi, Europameisterbesieger! Hopp Schwiiz! Während die Welt abseits der WM-Stadien vom penetranten Trööööööööt angenervt ist, können die Eidgenossen ihre Freude nach dem Sieg über Spanien nicht oft genug hinausposaunen. Taktgeber für die Hitzfeld-Combo ist die gebogene Alphorn-Vuvuzela – die gibt’s tatsächlich zu kaufen.

Fußball ist unser Leben: www.fc45.de Da schlackern einem die Ohren. Weit über 2500 Tonträger rund um den Fußball sind auf dieser Homepage archiviert. Aktuell trällern 1776 Interpreten über 346 Vereine, zahlreiche Spieler und diverse andere Fußball-Themen. Ein Highlight sind natürlich die WM-Lieder der früheren deutschen Mannschaften.

Fußball und Magie, Tierblut und Stiche Löwenfett am Torpfosten, Puder vom Zebrahuf im Schuh, Torwarthandschuhe als Geisterhände, geköpfte Hühner und verbuddelte Knochen zur Beschwörung der Götter. In Afrika gehören Fußball und Zauberkräfte eng zusammen: 2004 wurden Witch Doctors (Medizinmänner) in Ghana von der Trainerbank verbannt, 2006 erhielt der Sportminister dieses Landes täglich Angebote von Hexen und Heilern. Aber auch in Südamerika wird „gezaubert“. In Brasilien piekst man Voodoo-Puppen im Argentinien-Trikot, aber auch den eigenen, oft kritisierten Selecao-Coach Dunga gibt es bereits als Objekt von Sticheleien.

Fotos: Getty Images/AFP/Torres, imago/Xinhua, cross.chw, picture-alliance/dpa

DER LINK-AUSSEN


Haltung bewahren Sogar schiefer als der Turm von Pisa kommt Wayne Rooney auf dem Bild daher. Dabei ist der Engländer doch sonst für seine geradlinige Art berühmt. „Frühstück, Training, Mittag, Bett, Abendbrot, Bett.“ So sieht seine WM-Routine aus.

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Zentimeter sind Serbiens Spieler im Schnitt groß, sie stellen damit den längsten Kader der WM. Auf Platz 2 folgt das DFB-Team mit 1,85 Metern im Schnitt. Am kleinsten sind die Kicker Chiles: ganze 1,77 Meter.

Erkennen Sie den Knirps?

Wer hat’s erfunden? War ja klar, in einer Schweizer Bank gibt es eine Pausenzone der ganz besonderen Art. An drei Kickertischen können alle WM-Partien in Südafrika nachgespielt werden. Wechselmodule und spezielle Kopfaufsätze aller Original-Spieler machen’s möglich.

Behütet wuchs Ricardo Izecson dos Santos Leite (28) als Sohn eines Ingenieurs und einer Lehrerin erst in der Hauptstadt Brasilia und dann in Sao Paulo auf. Von dort startete er seine Weltkarriere, die ihn über den AC Mailand zu Real Madrid brachte. Weil sein kleinerer Bruder Digao (noch bei Milan) nicht „Ricardo“ sagen konnte, nannte er ihn schlicht „Kaka“. Und so heißt er heute noch.

Fotos: Gessaga Hindermann GmbH

Zu Tisch, bitte!

Fotos: Getty Images/Globo

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WM 2010

ogar seine beiden Brillis in seinem rechten und linken Ohrläppchen scheinen an diesem Tag nicht so strahlend zu funkeln. Die wuchtigen, schwarzweißen Kopfhörer liegen wie eine Last auf seinen schmalen Schultern, als Mesut Özil (21) nach dem 0:1 gegen Serbien in Port Elizabeth zum Mannschaftsbus schleicht. „Natürlich sind wir enttäuscht und traurig“, sagt er, der angestrebte Sieg sei „leider nicht gelungen“. Mit der Vergangenheitsbewältigung hält er sich aber nicht lange auf und setzt seinen Monolog in seinem gewohnt leisen Tonfall fort: „Wir müssen jetzt nach vorne schauen und gegen Ghana alles geben. Und ich bin überzeugt, dass wir das Spiel gewinnen.“ Seine Zuversicht gründet auf der seines Erachtens trotz Unterzahl guten zweiten Halbzeit gegen Serbien, die die Qualität dieses deutschen WM-Teams 2010 bestätige: „Wir haben gekämpft und hatten viele Chancen.“ Zwei dieser Möglichkeiten inszenierte Özil. In der 57. Minute nimmt er den Ball an und mit, wie es gerade sein außergewöhnliches Talent auszeichnet: Mit einer flie-

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„Ich weiß nicht, ob man das lernen kann.“ MESUT ÖZIL ßenden Synchron-Bewegung, den Ball eng am Fuß, und mit einem gewandten Schlenker gegen die eigentliche Laufrichtung lässt er den Serben Dejan Stankovic unbeachtet stehen und fräst mit einem Flachpass aus halbrechter Position vom Mittelkreis aus eine Schneise in die gegnerische Abwehr, die Kugel schneidet sich genau mit Lukas Podolskis Laufweg, die gelungene Vollendung bleibt jedoch aus, „leider“, so Özil. Zwei Minuten später serviert er wieder perfekt, als er Holger Badstubers flache Hereingabe direkt und präzise auf Podolskis linkes Schussbein kurz und trocken abtropfen lässt, doch dessen Geschoss beult nur von außen das Netz. Es flackern in diesem zweiten Gruppenspiel lediglich zwei dieser genialen Geistesblitze auf, von denen Özil so viele in seinem Repertoire hat. Anfangs verheddert er sich immer wieder, nach Miroslav Kloses frühem Ausschluss muss er sich lange einsam im offensiven Zentrum abmühen und verdammt viel rennen. Seine bewundernswerten Vorzüge kann er nicht so einbringen wie bei seiner WM-Premiere gegen Australien.

Özil, in guter Verfassung, bietet sich immer und überall an als Annahme- und Verteilungsstelle für das offensive Anspiel, ob mit kurzen Spurts hin zum Mitspieler oder mit langen Läufen hinein in die schmalen Schluchten der gegnerischen Abwehr; mit seinem feinfühligen linken Fuß behauptet er den Ball in jeglicher Bedrängnis und befreit sich aus gegnerischer Umklammerung mit abrupt-zackigen, dennoch geschmeidig-runden Drehungen, so dass sich vor ihm sogleich Freiräume auftun, in die er mit einer liebevollen Leichtigkeit den Pass stubst oder mit wohltemperierter Härte gleichsam schießt. „Die Ballan- und Ballmitnahme habe ich im Blut“, sagt Özil. „Ich weiß nicht, ob man das lernen kann.“ Gewiss nicht in dieser exzellenten Ausprägung. Mesut Özil sitzt jetzt im dunklen Kellergewölbe des Mannschaftshotels Velmore, die Kopfhörer, über die ihm Rap wie auch türkische Klänge in die Ohren hämmern und sickern, trägt er wieder wie eine Halsstütze. Wo er auf dem Platz von jetzt auf gleich den Rhythmus wechselt und das Tempo forciert, bleibt er in seinem Sprech immer gleich. So wirkt er zurückhaltend, bescheiden, fast schüchtern-scheu. Seine Akzente möchte er lieber auf dem Spielfeld setzen und orientiert sich dabei an den internationalen XXL-Größen. Als sein Idol nennt er Zinedine Zidane, für ihn „der perfekte Spielmacher“, weil er ihn in seinem sportlichen Auftreten als locker, dennoch ehrgeizig empfindet, voller Ideen. „Er wusste, was er zu tun hatte, bevor er den Ball bekam“, sagt Özil. Er möchte es dem großen Franzosen gleichtun: Schon bevor ihn das kollegiale Zuspiel erreicht, „konzentriere ich mich auf das, was ich machen muss“, vorausahnend, wie sich der Gegner verhalten werde. So schlenzte er gegen Australien einen Außenristlupfer direkt auf die rechte Außenspur zum durcheilenden Philipp Lahm, mit einer selten zu sehenden technischen Selbstverständlichkeit. „Es ist einfach Gefühl“, sagt Özil zu dieser Kunstform. „Bei ihm stoppt das Spiel nicht, es bleibt im Fluss“, erläutert Joachim Löw. Der Bundestrainer sieht in diesem Spieler einen enorm wichtigen Vermittler seiner „Vorstellungen vom Fußball, wie wir ihn spielen wollen“: mit Balltechnik und Ballkontrolle, mit Dominanz und Tempo nach vorne. Ansehnlichen, ästhetisch wertvollen Offensivfußball. Özil möchte dabei diese gestalterische Hauptrolle im Deutschen Kreativzentrum Südafrika und auch hernach gerne übernehmen. Das

Overath.

Netzer.

Özil? Ja, sagt MESUT ÖZIL (21), ich bin ein Spielmacher. Gegen Ghana am Mittwoch kann und muss er diesen hohen Anspruch erfüllen.

4-2-3-1-System gefällt ihm bestens, im Rücken oder auf Höhe des einzigen Stürmers darf, kann, soll er sich uneingeschränkt-spontan bewegen und seinen Spieltrieb ausleben. „Hier fühle ich mich am wohlsten“, von Defensivaufgaben ziemlich freigestellt, außer Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira spritzen vorne rein. „In der Spielmacherrolle kann ich alles abrufen, was ich kann“, sagt Özil und erzählt von seiner Jugendzeit. Damals hatte er auch diese Position, „und ich habe es genossen“. An dieser Vorliebe änderte sich nichts. „Natürlich bedeutet es mir etwas, die 10 zu sein, sie ist meine Lieblingsposition“, betont der Spieler mit der DFB-Nummer 8.

Auf die Äußerlichkeit des Trikots komme es ihm nicht an, sagt Özil, „die Nummer 10 ist mir egal“. Inhaber Lukas Podolski verspürt ohnehin wenig Lust, sie an den Mitspieler weiterzureichen. Den interessiert vor allem sein Job auf dem Platz. Er sagt: „Ja, auf jeden Fall würde ich mich als Spielmacher bezeichnen.“ Er könnte damit eine große Tradition fortsetzen und nennt die beiden Ikonen des Regisseurs aus deutschen Landen: Günter Netzer und Wolfgang Overath. Netzer dirigierte die DFB-Auswahl 1972 zum grandiosen EM-Triumph, Overath prägte das Spiel der 1974er Weltmeisterelf. Beide sind sich einig, dass sich ihre Interpretation des Spielmachers mit der


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beiten notiert. Beim kontinentalen Triumph der U 21 vor einem Jahr gab er 4 Torvorlagen, ein Treffer stammte aus seiner Produktion. Der damalige Erfolgstrainer Horst Hrubesch erhöht ihn deswegen sogar zum deutschen Messi. Eine solche Gleichsetzung kommt aber zu früh. Generell „absolut unseriös und lächerlich“ findet es Netzer, die argentinische

„Ein Vergleich mit Messi ist unseriös und lächerlich.“ GÜNTER NETZER

Zwei Ikonen aus der großen Tradition der deutschen Spielmacher: Wolfgang Overath (re.) und Günter Netzer.

10 und die deutsche 8 in einem Zusammenhang zu verweben. Just als Netzer das sagt, flimmert in sein Johannesburger Hotelzimmer, wie Messi die komplette Abwehr Südkoreas austanzt und den Ball aus 16 Metern knapp neben den Pfosten schaufelt. Eine Wahnsinnsaktion! Messi ist schon der Zauberer, Özil noch der Zauberlehrling, freilich sehr wohl mit den verzückenden Tricks im Repertoire. Können allein reicht aber nicht, auch da kombinieren Netzer und Overath wieder: Es braucht zudem Willen, Biss, die Leidenschaft, die Widerstandskraft zur Gegenwehr, „wenn es nicht läuft“, so Overath. „Das gehört dazu, wenn man Weltklasse werden will.“ Netzer ergänzt: „Wie schnell es geht, liegt allein an ihm.“ Özil steht da für die gesamte deutsche Mannschaft und ihre großen Entwicklungschancen. Eine Verbindung gibt es dennoch zwischen Özil, Mesut und Messi, Lionel: Auch Özil wird von manchen Mitspielern „Messi“ gerufen. „Ich glaube“, sagt Özil, „das ist die Abkürzung von Mesut und hat nichts mit Lionel Messi zu tun.“

heutigen Stellenbeschreibung nicht vergleichen lässt. „Da müssen wir einen anderen Begriff erfinden“, sagt der im TV mit seiner Sprachgewalt imponierende Netzer. Er kennt vorerst auch keinen. Sicher ist aber nach seiner und Overaths Einschätzung, dass ihr Nachfolger in der wohl vierten Generation „ein glänzender Fußballer ist, der am Ball alles kann“, so Overath über Özil. Seine Befähigung biete ihm alle Voraussetzungen für die besondere Karriere. „Er braucht diese WM“, meint Overath, „um sich kontinuierlich zu bestätigen.“ Derart nüchtern hat sich auch der Bundestrainer geäußert. Das Edel-Prädikat Weltklasse, mit dem Özil nach seinem Vortrag gegen

Australien hier und da dekoriert wurde, erfordere einen jahrelangen Nachweis. Netzer plädiert genauso für eine dosierte Ehrerbietung. „Ich lobe Özil seit längerer Zeit“, sagt er und verweist auf „das Privileg der Jugend“, wie er es formuliert: Hochbegabte dürften Formschwankungen unterliegen, wie sie eben bei Özil im Klub vorgekommen seien. Bei Werder Bremen lief es für ihn zwischen dem 13. und 27. Spieltag 2009/10 arg holprig, dennoch setzte er persönliche Bestmarken: 9-mal schoss er den Ball in 31 Liga-Partien ins Tor, 17-mal assistierte er zu einem Bremer Treffer. In allen 96 Pflichtspielen der vergangenen zwei Spieljahre ist für ihn die feine Quote von 16 Toren und 59 Zuar-

Fotos: firo, Getty Images, Horstmüller, Witters

KARLHEINZ WILD

Herzlichen Dank und Gratulation: Bundestrainer Joachim Löw schüttelt Mesut Özil nach dem 4:0-Sieg gegen Australien die Hand.


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WM 2010

Miroslav Klose (Bayern München)

Cacau (VfB Stuttgart)

Mesut Özil (Werder Bremen)

Dennis Aogo (Hamburger SV)

Holger Badstuber (Bayern München)

Thomas Müller (Bayern München)

Jerome Boateng (Hamburger SV)

Das gab es schon seit 32 Jahren nicht mehr: Kein deutscher Spieler bei der WM verdient sein Geld im AUSLAND. Spricht das für die Liga – oder gegen die Jungs? ruckmaschinen, Autos, Bier. Wenn es um den Export geht, ist Deutschland ganz weit vorne in der Welt. Im Jahr 2009 wurden Waren im Wert von über 800 Milliarden Euro über die Grenzen verkauft. Und selbst Eurovisionssängerinnen kamen zuletzt im Ausland an. Nur was den Export von Fußballnationalspielern anbelangt, scheint das Land knauserig zu werden. Im WM-Kader von Joachim Löw befindet sich nicht ein Legionär. 23:0 für die Bundesliga! Das hat es seit 32 Jahren nicht mehr bei einem großen Turnier gegeben.

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Toni Kroos (Bayer Leverkusen)

Manuel Neuer (Schalke 04)

Piotr Trochowski (Hamburger SV)

23:0 für die Bundesliga Per Mertesacker (Werder Bremen)

Zum letzten Mal ging Helmut Schön bei der WM 1978 in Argentinien ohne einen im Ausland angestellten Spieler ins Turnier. Das hatte damals auch damit zu tun, dass der DFB den Nationalspielern ein Jahr vor der WM verbot, ins Ausland zu wechseln. Uli Stielike hielt sich nicht dran, ging zu Real Madrid und wurde daraufhin nicht mehr berücksichtigt. Genauso wenig wie Franz Beckenbauer, damals 32, der für Cosmos New York auflief. Zu viel Hickhack um die Freigabe. Und Horst Szymaniak, der 1962 bei der Weltmeisterschaft in Chile der erste Legionär bei einer WM war, wurde wie andere Nationalspieler, die ins Ausland wechselten (Haller, Schnellinger oder Brülls) von der Öffentlichkeit gar als Vaterlandsverräter verurteilt. Das gibt es zum Glück nicht mehr. Heute ist man stolz, dass ein Spieler wie Michael Ballack bei einem Top-Klub wie dem FC Chelsea Erfolge feiern durfte und bewer-

Arne Friedrich (Hertha BSC)

Mario Gomez (Bayern München)

tet das als positives Merkmal für den deutschen Fußball. Bundestrainer Löw hätte nur allzu gerne seinen einzigen Legionär mit zur WM nach Südafrika genommen. Doch die Verletzung Ballacks verhinderte das. Aber was für eine Entwicklung! Tummelten sich in den 90er Jahren noch bis zu acht Auslandsprofis in der Reisegruppe des DFB (wie bei der EM 1992 in Schweden), stellen in Südafrika acht Bundesligaklubs den Kader Deutschlands. Die Zeiten, in denen Italien als das Mekka des europäischen Fußballs galt und die besten deutschen Fußballer in Scharen über den Brenner zogen, sind vorbei. Jahrelang galt es als Qualitätsmerkmal für den deutschen Fußball, dass sich Spitzenklubs in Europa die Dienste deutscher Kicker sicherten. Heute ist Deutschland neben England und Italien das einzige Land bei der WM, das es sich leisten kann, nur auf Spieler aus der heimischen Liga zu vertrauen. Und der Trend

Marcell Jansen (Hamburger SV)

geht weiter in die Richtung. Lieber Ruhrpott als Real. Nationalspieler Christoph Metzelder geht zurück nach Schalke und auch bei Ballack ist es nicht ausgeschlossen, dass ein Bundesligist das Rennen um ihn macht, nachdem feststeht, dass er Chelsea verlassen wird. Hat die deutsche Bundesliga aufgeholt oder

„Bald haben wir wieder einige Top-Spieler im Ausland.“ JÜRGEN KOHLER, früher Juve sind die deutschen Spieler nicht gut genug für Teams wie Barcelona, Inter oder Chelsea? Fakt ist, dass die Nationalspieler wissen, was sie an der Bundesliga haben. Tolle und volle Stadien, eine perfekte Organisation in den Klubs und vor allem eine Vergütung, die zum einen sicher ist und zum anderen auch so hoch, dass man ganz gut davon leben kann. Es kommt nicht


Lukas Podolski (1. FC Köln)

Marko Marin (Werder Bremen)

Philipp Lahm (Bayern München)

Bastian Schweinsteiger (Bayern München)

Sami Khedira (VfB Stuttgart)

Tim Wiese (Werder Bremen)

Jörg Butt (Bayern München)

Stefan Kießling (Bayer Leverkusen)

Serdar Tasci (VfB Stuttgart)

von ungefähr, dass Spieler wie Arjen Robben oder Franck Ribery beim FC Bayern gelandet sind. Oder dass Deutschlands Fußball-elite nach wie vor zwischen Bremen und München zu bewundern ist. Ob Lahm, Schweinsteiger, Mertesacker, Özil oder Podolski – sie alle haben schon einmal das Interesse von großen Klubs in Europa geweckt. Und alle sind geblieben. „Dieser Umstand ist doch schön für die Liga“, sagt Jürgen Kohler, der selbst zwischen 1991 und 1995 für Juventus Turin spielte. „Dadurch boomt die Liga.“ Aber der Weltmeister von 1990 sagt auch: „Von der Weiterentwicklung ist es unumgänglich, ins Ausland zu einem Spitzenklub zu gehen. Sich dort durchzusetzen, Anerkennung zu bekommen, das bringt jeden Spieler weiter.“ DFB-Teammanager Oliver Bierhoff, der selbst jahrelang ein Legionärsleben führte (u. a. Salzburg, Udine, Milan, Monaco), denkt ähnlich. „Generell würde ich es immer

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begrüßen, dass ein Profi einen Teil seiner Karriere im Ausland verbringt.“ Doch Bierhoff warnt auch: „Man muss vorher sehr genau abwägen, zu welchem Verein man geht.“ Beispiele wie die von Hildebrand (Valencia), Wörns (Paris) oder auch Sammer (Inter), die jenseits von Deutschland nicht glücklich wurden, belegen das. Kohler sagt dennoch: „Ich bin dafür, dass die Spieler diesen Schritt wagen. Und ich bin auch davon überzeugt, dass wir bald wieder einige Top-Spieler im Ausland haben.“ Er hält vor allem Neuer, Schweinsteiger und Lahm dafür geeignet. Oder doch eher Özil? Die WM wird Hinweise geben. 2012 steigt in Polen und in der Ukraine das nächste große Turnier. Nicht sehr wahrscheinlich, dass dann die Bundesliga wieder 23:0 gewinnen wird. Mit Jerome Boateng wechselt der erste Nationalspieler nach der WM ins Ausland, zu Manchester City. Gut möglich, dass andere folgen. M O U N I R Z I TO U N I

Fotos: Imago

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WM 2010

Blick zurück: Kevin-Prince Boateng in der Mauer Ghanas.

Wegen seines üblen Fouls gegen Michael Ballack genießt KEVIN-PRINCE BOATENG (23) in Deutschland keine Sympathien. Beim nächsten Gegner Ghana ist er integriert, dort wirkt er ruhig und abgeklärt.

Hier ist er b

s ist eine neue Welt. Eine schöne neue Welt. Sie ist bunt und farbenfroh. Sie ist mal laut und fröhlich. Mal ist sie andächtig. Beim gemeinsamen Gebet. Aber wenn der Ball im Spiel ist, ist sie wie überall auf der Welt. Es geht um Akzeptanz, um Respekt und Toleranz. Und um Durchsetzungsvermögen. Wie immer, wenn Menschen miteinander umgehen. Das Leben in einer Mannschaft kennt Kevin-Prince Boateng seit Jahren. Damit ist er aufgewachsen. Erst auf der Straße, auf Bolzplätzen, dann im Verein. Jetzt lernt der im Berliner Wedding aufgewachsene Kicker seine neue Welt kennen. Nicht irgendwo, nicht irgendwann. Ausgerechnet die WM in Südafrika ist für KevinPrince Boateng die Herausforderung der ganz neuen Art. Über Jahre hinweg trug das Talent, das in der Jugend von Hertha BSC in Berlin

Heimatland seines Vaters, kurze Zeit später kam auch die Genehmigung des Weltfußball-Verbandes für den kontinentalen Wechsel. Ende Mai gab’s dann das erste Treffen mit den neuen Kollegen. Nicht in Ghana, sondern beim Trainingslager in Paris. „Er ist sehr, sehr positiv in der Mannschaft aufgenommen worden“, weiß Anthony Baffoe, der als Präsident der neuen Spielergewerkschaft in Ghana mithalf, den 23-jährigen zum Schritt in die neue Welt zu überzeugen, „alle sind von den Qualitäten Kevins überzeugt. Er sammelt gute Argumente durch seine Leistungen, durch sein Auftreten im Mannschaftskreis. Und es gibt keinen Neid.“ Schließlich hat der neue „Black Star“ einem Spieler den Platz im WM-Kader genommen. Wie beispielsweise Laryea Kingston, der bei Ghanas WM-Debüt

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groß wurde, wie zur Bestätigung seiner Ambitionen den Dress der deutschen Junioren-Nationalmannschaften. Ein Hoffnungsträger des deutschen Fußballs wuchs heran. Doch das ist passé. Der häufig als „Bad Guy“ verschriene Profi hat die Vergangenheit hinter sich gelassen.

„Er ist sehr, sehr positiv aufgenommen worden.“ ANTHONY BAFFOE, Funtionär Hat das Trikot mit dem Adler auf der Brust im wahrsten Wortsinn abgelegt. Oder besser gesagt, in den Schrank gehängt. Jetzt vertritt er die Farben Ghanas, trägt das Trikot der „Black Stars“. Ghanas Team als neue Welt für Kevin-Prince Boateng. Seit dem 5. Mai des Jahres ist er im Besitz seines neuen ghanaischen Passes, dem

in Deutschland 2006 noch zum erfolgreichen Auftritt beitrug. Er ist wie Boateng Mittelfeldspieler, auch wenn er mehr über die Flügel kommt. „Kevin ist eine absolute Verstärkung für uns. Er hilft uns in Südafrika“, zeigte sich Kingston, der Bruder des Keepers Richard, überzeugt von Boateng. Kingston hatte den „Deutschen“ beim FA-Cup-Finale zwischen Chelsea und dessen Klub Portsmouth hautnah beobachtet, war beeindruckt von der Klasse. „Daran hat auch der verschossene Elfer von Kevin nichts geändert.“ Und der „Fall Ballack“? Bei den „Black Stars“ weiß man natürlich um die Aufregung, die das böse Foulspiel im Cup-Final und die anschließende Verletzung, gleichbedeutend mit dem WM-Aus für den Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, die Kevin-Prince Boateng mit seinem Einsteigen


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„Das passt einfach, weil Kevin ein super Typ ist.“

Foto: imago/Simon

HANS SARPEI, Mitspieler

eliebt verursacht hat. „Aber da kann man Kevin doch keinen Vorwurf machen“, meint Ghanas Kapitän John Mensah, „Zweikämpfe gehören zum Fußball. Und leider manchmal auch Verletzungen. Es ist doch schwer zu sagen, ob man Kevin da eine Absicht unterstellen kann. Ich kann nicht in die Köpfe anderer Menschen schauen“, sagt der Profi des FC Sunderland, der in der abgelaufenen Saison häufig verletzt war. „Man sollte nicht vergessen: Kevin hat sich entschuldigt. Mehr geht nicht, passiert ist passiert.“ Inzwischen ist Kevin-Prince Boateng fester Bestandteil von Ghanas WM-Kader. Mehr noch, er ist Stammspieler. „Am Anfang war er noch schüchtern, hat nicht viel gesprochen. Aber wir haben alle versucht, ihm die Integration so leicht wie möglich zu machen“, schildert Mensah, der nach dem Ausfall von Michael Essien und

Sprachen in Ghana, aber alle Spieler sind des Englischen mächtig. Mehr oder weniger. „Wir müssen für Kevin zwar manchmal übersetzen“, so Kingson, „aber er hat sich schnell eingewöhnt und ich habe das Gefühl, dass Kevin sehr, sehr happy ist.“ Wesentlich Anteil daran hat sicher auch der Leverkusener Hans Sarpei (33). Er teilt auch jetzt im Quartier von Sun City, umgeben von einem gewissen Las-VegasFlair, das Zimmer mit Boateng. Papa Hans? „Ach, Quatsch. Der braucht keinen Papa. Kevin hat sich gut eingefunden in der Truppe und macht alles mit, was dazugehört. Die Black Stars und Kevin – das passt einfach, weil er ein super Typ ist“, weiß Sarpei zu berichten. Wenigstens etwas über ihn, schließlich hat sich Boateng selbst ein Schweige-Gelübde auferlegt. Wehrt Fragen ab, möchte derzeit nichts sagen und lässt Taten in den WM-Stadien sprechen. „Er ist momentan total auf das Spiel konzentriert und fokussiert“, beschreibt Anthony Baffoe, „ich habe auch gehört, dass er bei den Fans daheim in Accra und den anderen Städten sehr gut angenommen wird. Alle sind froh, dass Kevin dabei ist.“ Der Schritt in die neue Welt des Kevin-Prince Boateng ist also vollzogen. Er wird akzeptiert und respektiert, was ihm bisher vielleicht fehlte. Er trommelt, er singt und feiert mit den neuen Kollegen und Freunden. Und er betet mit ihnen. Es scheint, dass Boatengs Schritt nach Ghana, in Deutschland wegen seines Auftretens, wegen Härten und Undiszipliniertheiten bei allem Talent umstritten, ein richtiger und wichtiger sein könnte. H A R DY H A S S E L B RU C H

HINTERGRUND: Deutschland gegen Bundesliga

Ahns Schicksal bleibt Yordan Lechkov erspart ag niemals nie. Nicht bei James Bond, und beim Fußball schon gar nicht. Und doch gibt es etwas, das man ausschließen kann: Junghwan Ahn (34) wird nie wieder für einen italienischen Klub spielen. Nicht, weil der Südkoreaner in seiner Zeit beim AC Perugia so furchtbar schlecht gewesen wäre. Nein, weil er ein Tor erzielte. Und zwar gegen Italien! Sein 2:1 bedeutete 2002 Südkoreas Einzug ins WMViertelfinale – und Ahns Ende als Profi in Italien. „Der soll sich hier nie wieder blicken lassen“, fauchte Perugias exzentrischer Präsident Luciano Gaucci. Tat Ahn auch nicht. Ahns Schicksal blieb einem erspart, der Deutschland bei einer WM nicht minder wehtat: 1994 köpfte der Hamburger Profi Yordan Lechkov Bulgarien mit seinem Tor zum 2:1 ins Halbfinale – und Berti Vogts’ Truppe nach Hause. Der Flugkopfball war in dieser Szene nicht überraschend: Denn Thomas Häßler wurde zum Opfer einer schlecht geordneten deutschen Defensive, konnte dieses Duell nicht gewinnen, weil er 20 Zentimeter kleiner ist. Lechkov wurde vom HSV nicht in die Wüste geschickt, absolvierte in der Folgesaison 30 Partien. Lechkov ist damit bis heute der einzige Spieler, der während einer WM (oder zuvor) bei einem Bundesligaklub unter Vertrag stand und gegen Deutschland ein Tor erzielte. Gewonnen freilich haben auch andere Bundesliga-Legionäre gegen Schwarz-Rot-Gold: Der Düsseldorfer Josef Hickersberger gehörte zu

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Österreichs Elf, die Deutschland in Cordoba 1978 mit 3:2 besiegte. Oder gleich vier „BundesligaDänen“ – Preben Elkjaer-Larsen, Sören Lerby, Allan Simonsen und Trainer Sepp Piontek – behielten beim 2:0 in der Vorrunde 1986 die Oberhand. 1998 eliminierte Kroatien die DFB-Elf im Viertelfinale – mit dem damaligen Stuttgarter Spieler und heutigen Kölner Trainer Zvonimir Soldo sowie dem Ex-Karlsruher Slaven Bilic. 2002 gewann selbst ein Leverkusener mal ein Finale, 2:0: Lucio mit seinen Brasilianern gegen Deutschland. Diese Momente sind aus deutscher Sicht selten – meist gewannen „wir“ gegen die Bundesliga-Legionäre. Mal beschämend 1:0 gegen Österreich 1982 (u. a. mit dem unvergessenen Bruno Pezzey), mal glorreich 1:0 gegen Argentinien 1990 im Endspiel. Der Stuttgarter José Basualdo stand in der Verlierer-Elf. Piontek ist bisher auch der einzig siegreiche Trainer: Winnie Schäfer nämlich verlor das entscheidende Gruppenspiel 2002 mit Kamerun gegen Rudi Völlers Mannen 0:2. Einen Ex-Legionär hat Uli Stielike besonders ins Herz geschlossen. Während der Deutsche ob seines Fehlversuchs im Halbfinal-Elfmeterschießen gegen Frankreich (dem einzigen in der Historie deutscher WM-Elfmeterschießen) gerade von Pierre Littbarski getröstet wurde, parierte Toni Schumacher den Schuss von Didier Six. Der war danach in Stuttgart willkommener als Ahn in Perugia. T H O M A S B Ö K E R

Fotos: Getty/Bruty

der Reservistenrolle von Stephen Appiah als dritter Kapitän das Team aufs Feld führt. Vor Keeper-Routinier Richard Kingson (32), der zu den wenigen erfahrenen Spielern des jüngsten WM-Kaders zählt. Auch er sieht in der Integration des Deutschen überhaupt keine Schwierigkeiten. „Kevin spricht zwar nur Englisch, und wenn wir uns in den einheimischen Dialekten unterhalten, versteht er nichts, aber wir lachen trotzdem zusammen“, erzählt Kingson. Akan oder Twi, spezielle Dialekte, Ewe und Abron sind die am häufigsten vorkommenden

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Ungleiches Duell: Der Hamburger Yordan Lechkov (li.) köpft 1994 gegen Deutschland und Thomas Häßler im WM-Viertelfinale das 2:1 für Bulgarien.


WM 2010 lötzlich explodierte er. Jedoch erst nach dem Schlusspfiff, und nur verbal. Als hätte Wayne Rooney sich seine Energie für diese eine Aktion aufgespart, schnauzte er in die Kameras: „It’s nice to hear your own fans booing you.“ Also: Ganz toll, mit anzusehen und zu hören, wie die eigenen Fans dich auspfeifen. Allein: Die Reaktion der englischen Anhänger war nur die einzig logische Quittung für einen erbärmlichen, blutleeren und absolut beschämenden Auftritt der „Three Lions“ beim 0:0 am Freitagabend gegen Algerien. „What a load of rubbish“ („Was für ein Haufen Mist“) hatten die britischen Fans gesungen. Ein Klassiker, der bei schlechten Leistungen früher schon durch Wembley hallte. Er passte. Denn Kapstadt erlebte das Team von Trainer Fabio Capello – und speziell Rooney – von seiner schwächsten Seite. Nach dem letzten Gruppenspiel am Mittwoch gegen Slowenien droht einem der WM-Favoriten ein ganz böses Erwachen – das Aus! „Die beste Gruppe seit den Beatles“, hatte die Sun nach der Auslosung im Dezember frohlockt. Nun muss es in Anlehnung an einen derer größten Hits heißen: „Help!“ England und Wayne Rooney brauchen ganz dringend ganz viel Hilfe, wenn nicht eben diese Gruppe mit den Underdogs aus Slowenien, den USA und Algerien das Ende aller Träume bedeuten soll. Rooney, immer wieder Rooney. Alles drehte sich um ihn, er sollte es richten. Doch „Englands Bulle Rot“, wie der kicker vor der WM

P

HELP! Große Erwartungen waren an ENGLAND und an WAYNE ROONEY (24) vor der WM geknüpft. Nun präsentieren sich die „Three Lions“ und ihr Stürmerstar erschreckend hilflos. Was ist da nur los?

„Das ist nicht das Team, das ich kenne. “ FABIO CAPELLO, Englands Coach

Fotos: iGetty Images, Witters

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schrieb, ist nur noch ein „Kampfstier auf Valium“, wie die FAZ am Samstag befand. Das Bemühen ist dem Stürmerstar von Manchester United nicht abzusprechen. Aber das ist auch schon alles. Bälle verspringen ihm fast so weit, wie er sonst schießt. Er rennt sich fest wie ein blinder Stier, verliert die Zweikämpfe, ein Missverständnis jagt das andere. Hätte man es nicht besser gewusst, hätte man denken müssen, da hat sich nur jemand als jener Wayne Rooney verkleidet, der in der Premier League 26-mal einnetzte, bei dem fast jeder Schuss ein Treffer war. Seine Dynamik, seine Power, seine Wucht, seine Entschlossenheit – all das ist seit der Verletzung aus dem Bayern-Spiel Ende März weniger geworden und


kicker, 21. Juni 2010

scheint irgendwo verbuddelt zu sein. Ob „Roo“, wie er in England genannt wird, all diese Fähigkeiten am Mittwoch ausgraben kann? Es darf bezweifelt werden. Wortlos stapfte er in Kapstadt an den Reportern vorbei. „Make our dream come T-Roo“, hieß es vorher auf der Insel. Nun aber droht dieser Traum nicht wahr zu werden, sondern im „Roo-in“ zu enden. Denn nicht nur der Stürmer ist ein Schatten seiner selbst. Auch einem Frank Lampard fehlt Kreativität und die Torgefährlichkeit, mit der er den FC Chelsea zum Double führte. Anders als in der Vergangenheit steht er sich zwar mit Steven Gerrard nicht mehr auf den Füßen, dafür kann der sich mit seiner Rolle auf links überhaupt nicht anfreunden. Gerrard wenigstens respektierte im Gegensatz zu Rooney die Kritik: „Für diese Leistung gibt es keine Entschuldigung.“ Unerklärlich ist allerdings, warum nach einer Saison, in der es kein englischer Spieler bis ins Halbfinale der Champions League schaffte, wieder einmal die geistige und körperliche Frische bei einer WM fehlt. Kein Esprit, keine Ideen, kein Mumm. Das war Gerrard, das war England gegen Algerien. „Das

Wer ist hier der Boss? Zuletzt holte Fabio Capello immer John Terry an die Seitenlinie, diesmal musste Kapitän Steven Gerrard genau zuhören. ist nicht das Team, das ich kenne“, meinte selbst ein erschrockener Fabio Capello nach den 90 Minuten, in denen sich seine Elf so mausgrau präsentiert hatte wie sein Anzug. England, so hatten schon die US-Amerikaner nach dem 1:1 im ersten Spiel gemutmaßt, habe Angst auf dem Platz. Angst, Fehler zu machen, Angst, mutig nach vorne zu spielen. Wie gelähmt schauen sie zu, wie das Spiel an ihnen vorbeiläuft. Bisher präsentiert sich diese Ansammlung von Klassespielern (die Torhüter mal ausgenommen,

sie bilden einen eigenen, ständigen Gefahrenherd) im Kollektiv als unterdurchschnittliche Mannschaft. Das beginnt damit, dass die Chefrolle nicht richtig definiert ist: Das innerbetriebliche Klima ist gestört, seit Capello John Terry wegen privater Fehltritte die Binde wegnahm. Eher um die Öffentlichkeit zu beruhigen (die Bewerbung für die WM 2018 läuft schließlich), als dass es seine Überzeugung wäre. Rio Ferdinand bekam sie, doch vor seiner Verletzung blieb Terry Capellos verlängerter Arm. Nun ist

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Gerrard der Kapitän und scheint unter dieser Bürde ebenso zu ächzen wie Rooney unter dem Erwartungsdruck. Dennoch holte Capello nun auf einmal Gerrard und nicht mehr Terry an die Seitenlinie. Und an Neid und Missgunst hat es England zuletzt noch selten gemangelt. Natürlich kann England Slowenien schlagen, ins Achtelfinale einziehen. Doch dies ist schwer vorstellbar. Zumal Rooney bislang nicht mal davon profitierte, dass Capello ihm mit Emile Heskey einen Stürmer zur Seite stellte, der gar nicht den Auftrag hat, Tore zu erzielen (drei in der Saison bei Aston Villa wären dafür keine gute Bewerbung), sondern einzig und allein die Bälle prallen zu lassen, Platz für „Roo“ zu schaffen. Sunderlands Darren Bent (24 Treffer) blieb vorsorglich gleich ganz daheim, Tottenhams Jermaine Defoe (18 Tore) durfte bisher nur wenige Minuten ran. Rooney und England aber präsentieren sich derzeit als Fass ohne Boden. „Hilf mir, lass mich bitte, bitte wieder Boden unter die Füße bekommen“, heißt es im BeatlesKlassiker „Help“. Wie passend. Es wird Zeit, dass Rooney endlich mal wieder während des Spiels explodiert. THOMAS BÖKER ANZEIGE


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WM 2010

Der neue

Diego Weltmeister, Volksheld, tragische Figur, manchmal auch Witzfigur: DIEGO MARADONA(49), einst der große Zampano am Ball, war sich für keinen Skandal zu schade. Doch Vorsicht: Argentiniens Idol und Nationaltrainer scheint irgendwann erwachsen geworden zu sein. ute 15 Kilo hat er abgenommen vor der WM. Diego Armando Maradona erinnert nun wieder an den Moderator, der 2005 eine erfolgreiche Fernsehshow in Argentinien hatte, die mit Spitzenquoten in die TV-Geschichte am Rio de la Plata einging. Neu ist indes der Vollbart, grau ist er geworden ums Kinn, aber das sieht ein wenig aus wie Elder Statesman. Und als solcher ist er ja auch unterwegs in Südafrika. Nationaltrainer von Argentinien ist er, seine „Albiceleste“ hat sich mit den beiden Siegen gegen Nigeria (1:0) und Südkorea (4:1) zu einem der Topfavoriten geschossen. Doch Diego Maradona ist vor allem Diego Maradona, eine Legende, die im Ausland noch immer für Argentinien steht. 736 Spieler und 32 Trainer sind beim Turnier dabei, doch keiner verkörpert seine Heimat derart wie der 49-Jährige. Er weiß das natürlich schon lange, seit 1976, als er begann, bei Argentinos Juniors sagenhafte Torrekorde zu

G

erzielen und ein Land zu verzaubern. Aber nun hat er es offenbar auch wirklich kapiert. „Wenn alles gut geht“, sagt er, „dann bereiten wir den Leuten die Freude ihres Lebens. Wenn nicht, ist alles meine Schuld.“

„Mein Leben war nicht das, was ich mir gewünscht habe.“ Im Oktober wird er 50, das ist eine Zensur auch für Diego Maradona, der sich um herkömmliche Verhaltensweisen meist einen Kehricht scherte. Just zum symbolträchtigen Datum steht er erstmals seit seinem Karriereende als Spieler (1997) wieder in der Verantwortung. Aber erstmals nicht nur für sich, sondern für ein ganzes Land. Exemplarisch hierfür steht jenes 5:0 gegen Kanada am 24. Mai in Buenos Aires. Argentinien

absolvierte sein letztes Testspiel vor der WM, es war der erste Auftritt seit dem 1:0 im März in München gegen Deutschland. Dort hatte er beim Training noch fotogen eine Havanna geschmaucht. In Buenos Aires war alles anders, obwohl der Gegner Klassen schlechter war. Es ging ja um Großes. Argentinien feierte fünf Tage lang den „Bicentenario“, den 200. Jahrestag der Mai-Revolution, die Jahre später in die Unabhängigkeit von Spanien mündete. Kanada war ein Sparringspartner, aber gekommen waren sie alle, die wirklich und scheinbar Wichtigen des Landes, nie hörte man die Nationalhymne häufiger als in jenen Tagen. „Wir schwören, mit Glanz und Gloria abzutreten“, so endet der Text. Im Stadtzentrum feierten Millionen, das Spiel wurde auf Leinwänden gezeigt. Maradona lobte seine Spieler, doch was er in den Tagen des „Bicentenario“ vor allem pries, war Argentinien, „das beste Land der Welt“. Im natio-

Die Legende lebt: Die kuriose Karriere des Diego Armando Maradona

1977 Das Supertalent: Trainer Cesar Luis Menotti fördert den jungen Maradona, damals 17 Jahre alt.

1979 Der Durchbruch: Gegen die damalige UdSSR wird der neue Jungstar Junioren-Weltmeister.

1986 Der Höhepunkt: Maradona wird mit der Hand Gottes und dem Super-Solo-Tor Weltmeister.

1989 Der Superstar: In Neapel wird Maradona geliebt und gewinnt gegen Stuttgart den UEFA-Cup.

1994 Der Doping-Fall: Nach dem Spiel gegen Nigeria ist Maradonas A-Probe bei der WM positiv.


kicker, 21. Juni 2010

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kam von den Kindern. Er ist ja jetzt in offiziellem Auftrag unterwegs. Das Sportoutfit gibt’s nur zu Pressekonferenzen. Die sind für MaradonaVerhältnisse mittlerweile eher dröge. Natürlich hebt er mal zu einem Geburtstagsständchen an, schießt gegen Pelé, nennt ihn „den Dunkelhäutigen“ und verwünscht ihn ins Museum oder kritisiert UEFA-Präsident Michel Platini. Maradona hört ja nicht auf, Maradona zu sein. Deshalb ist auch ein Rückfall in alte Verhaltensweisen nicht ausgeschlossen. Dann etwa, wenn es Rot geben sollte gegen Argentinien oder sein nun hoch gehandeltes Team gar ausscheiden sollte. Doch Diego 2010, der nach der WM-Qualifikation in Fäkaliensprache Journalisten beschimpfte, kann sich zurücknehmen. Zur Pressekonferenz nach dem Südkorea-Spiel kam er mit einem Brief. Platini habe ihm diesen geschickt

Fotos: pixathlon (6), picture-alliance(3), imago, Witters

„Konsens ist wichtiger als Bestrafung. Ich habe viele Fehler gemacht.“

nalen Auftrag flog er schließlich am 28. Mai mit seinen „Muchachos“ nach Südafrika, Tausende hatten die Mannschaft zum Flughafen begleitet. Nicht mal einen Blick erhaschen die Anhänger auf dem Trainigsgelände in Pretoria. Planen überall. Maradona, der fast sein gesamtes Leben vor den Augen der Öffentlichkeit absolvierte, bevorzugt in diesen Tagen die Zurückgezogenheit und ruht in sich wie selten zuvor. Weltmeister und „Gott“, Nationalsymbol sowieso. Doch Maradona zog in den Tagen vor der WM eine fast schon ernüchternde Bilanz: „Mein Leben war nicht das, was ich mir gewünscht habe.“ Zu viele Drogen, zu viele Frauen. „Sie stellten mich auf den Eiffelturm und wollten, dass ich über Politik sprach.“ Dabei hätten zu Hause seine Frau Claudia, von der er längst geschieden ist, die ihn aber weiter managt, und die beiden Töchter gewartet. Deren Aufwachsen im Rausch des Starkults verpasst zu haben, das sei die Tragik

2000 Die Herzprobleme: In Havanna erholt sich Maradona mit seiner Claudia beim Spaziergang.

seines Lebens. Nicht von ungefähr trägt er zwei Uhren: Eine zeigt die Zeit in Buenos Aires, die andere die in Madrid, dort lebt Tochter Gianinna, die mit Stürmer Sergio Aguero ein Kind hat. „Ich fühle nun wie ein Opa“, sagt Maradona, deshalb wolle er auch keine Kinder mehr mit seiner 31-jährigen Partnerin. „Sie wird mich deshalb eines Tages in den Hintern treten und verlassen.“ Der einst Wankelmütige steht heute mehr denn je zu seinen Entscheidungen. „Ich habe seit Jahren keine Drogen genommen, habe riesiges Vertrauen in mich“, sagt der Mann, der so oft von falschen Einflüsterern umgeben war. Heute hat er seinen Trainerstab, darunter Hector Enrique, der 1986 gegen England Maradona vor dem „Jahrhunderttor“ den Ball auflegte. Vor allem hört er aber auf seine beiden Töchter. Dalma ist als Journalistin mit vor Ort. Die Idee mit dem edlen, grauen Anzug, der so gut zum grauen Vollbart passt, und der Krawatte

2004 Das Übergewicht, der Alkohol, die Drogen: Maradona während eines Spiels in Buenos Aires.

2005 Der Talkmaster: Nach einer Kur zeigt sich Maradona in seiner Fernseh-Show bestens erholt.

und erklärt, dass er eine kolportierte Aussage, die Maradona Tage zuvor in Rage gebracht hatte, nicht getätigt habe. „Noblesse oblige“, sagte Maradona. Adel verpflichtet, „ich entschuldige mich bei ihm“. Wann hat es solches je zuvor gegeben? „Konses ist wichtiger als Bestrafung“, so Maradona heute, das habe er gelernt in 20 Monaten als Nationaltrainer. Und: „Meine Jungs können mir auch Intimes offenbaren.“ Keiner der 32 Trainer küsst und umarmt seine Spieler nach jedem Match so innig wie „Kumpel Diego“ (Lionel Messi). Warf er einst Spieler aus dem Team, weil sie taktische Anweisungen forderten, ist nun Carlos Tevez gesetzt. Dabei hatte der eine Abkehr vom 4-4-2 gefordert mit den Worten: „Maradona muss sich öffnen.“ Heute bevorzugt der Coach eine Taktik mit drei Angreifern, und Maradona räumt ein: „Ich habe während der Qualifikation viele Fehler gemacht.“ Ratschläge seien nun willkommen. Auch die Idee, Sportdirektor Carlos Bilardo und Präsident Julio Grondona hintergingen ihn, ist passé und lässt Maradona ruhig arbeiten. Mitunter macht er sich kleiner, als er ist. Mit Franz Beckenbauer, der als Spieler und Trainer Weltmeister wurde und mit dem Maradona am 11. Juli gleichziehen könnte, will er nicht verglichen werden. Er sei immer noch „mehr Spieler denn Trainer“, sagt Stürmer Tevez. Tore feiert Maradona oft ausgelassener als der Torschütze selbst. Und gegen Südkorea stoppte er einen fehlgeleiteten Ball mit der Hacke, auf dass die 82 174 in „Soccer City“ nur so raunten. J Ö RG WO L F RU M Die Magie ist zurück.

2008 Das Comeback: Maradona wird urplötzlich als argentinischer Nationaltrainer vorgestellt.

2009 Der Diver: Maradona feiert gegen Peru ein 2:1, die halbe Miete in der WM-Qualifikation.



kicker-TOP-THEMA

21. Juni 2010

17

DAS ENDSPIEL das keiner wollte Nach dem 0:1-Patzer gegen Serbien geht es am Mittwoch schon um alles oder nichts: JOACHIM LÖW (50) und seine Jungs müssen gegen Ghana siegen; außer Serbien patzt. m Sonntag trat auch noch Oliver Bierhoff als Prediger der Zuversicht auf. Mit einem Plan B, also dem erstmaligen Aus einer deutschen WM-Delegation schon nach der Vorrunde, will sich der Manager des Nationalteams nicht beschäftigen, die Lahm, Schweinsteiger und anderen 21 DFB-Spieler hätten sehr wohl die Qualität für den so beruhigenden Sieg im dritten Gruppenspiel. Bundestrainer Joachim Löw hat derweil nach dem 0:1-Tiefschlag gegen Serbien bei den Spielern den Willen und das Zutrauen gespürt, dass die Bewerbung für das Achtelfinale am Mittwoch doch erfolgreich abgegeben werde. Also ließ Kapitän Philipp Lahm alle Welt gleich zweimal wissen: „Ich mache mir überhaupt keine Sorgen, dass wir dieses Spiel nicht gewinnen.“ Gut gebrüllt, alle miteinander. Denn mit dieser Offensive des offenbarten Optimismus soll nach

A

?

WIR WOLLTEN’S WISSEN

Ja

25,7 %

Nein

74,3 %

7239 Teilnehmer

www.kicker.de

Die

Rainer Holzschuh

Foto: Witters

Fliegt Deutschland in der Vorrunde raus?

innen wie nach außen psychologische Wirkung erzielt werden: Stärkung des eigenen Gemüts; Verunsicherung des Gegners, der sich schon beim 1:1-ZitterRemis gegen Australien nicht sonderlich stabil vorstellte. Vor allem gegen die wackelige Abwehr der Afrikaner muss sich der strategisch aufgebaute Vorwärtsfußball Löw’scher Prägung bewähren, umso mehr nach der sehr positiven Bewertung der zweiten Halbzeit gegen durchschnittliche Serben seitens der Spieler und Verantwortlichen: Wir hatten Spiel und Gegner im Griff, allein das Tor fehlte! Die Chancen waren schon bei der 4:0-Gala gegen Australien nicht definitiv verwertet worden, nun erneut nicht. Doch ganz so dicke und klar waren sie gegen Serbien ohnehin nicht vorhanden – außer Sami Khediras Lattenknaller sowie Lukas Podolskis Fehlschuss vom Elfmeterpunkt. Gegen nach vorne beachtliche Ghanaer muss nun die Korrektur erfolgen. Noch ist nichts passiert und ein Rückschlag in einem Weltturnier immer möglich, sagt der Bundestrainer. Auch mit dieser treffenden Analyse will Löw mögliches Nervenflattern seiner jungen Rasselbande besänftigen. Denn dieses Endspiel ausgangs der Vorrunde

Geht das gut? Bundestrainer Joachim Löw muss mit seinem Team um den Einzug in die nächste Runde bangen.

wollte keiner, wie selbst der gezielt und couragiert vorangehende Khedira einräumt: „Wir hätten das Spiel gerne gewonnen und das Endspiel gegen Ghana gerne vermieden.“ Nun hat diese mit ihrem sportlichen und allgemeinen Auftreten gefallende 2010er WM-Truppe ihr reiches Potenzial nachzuweisen in ihrem ersten Finale. Die Tradition kann ihr dabei Last sein, aber auch Stütze: Nur 1982 war ein Sieg nötig gewesen, es gab ein 1:0 gegen Österreich. Seit 1954 stand Deutschland

bei einer WM immer unter den letzten Acht. Viermal setzte es zuvor eine Niederlage in Gruppenspielen, viermal ging es dann weiter bis ins Finale. Auch beim fünften Mal? Davon scheint die jetzige Truppe derzeit um einiges entfernt zu sein. Aber sollte selbst der schlimmste Fall eintreten, das historische Vorrunden-Aus, verdienen Löw und seine Jungs weitere Unterstützung. Die Zukunft gehört zweifellos ihnen: wenn nicht die ganz nahe, dann die ab 2012 oder 2014.

Elf in Südafrika

Rainer Franzke

Karlheinz Wild

Oliver Hartmann

Hardy Hasselbruch

Thomas Hennecke

Harald Kaiser

Hans-Günter Klemm

Jan Lustig

Uwe Röser

Jörg Wolfrum


18

WM 2010

kicker, 21. Juni 2010

WM 2010 in Südafrika

präsentiert

GRUPPE A

GRUPPE B

GRUPPE C

GRUPPE D

Fr., 11. 6., 16.00 Uhr, Johannesburg Soccer City

Sa., 12. 6., 13.30 Uhr, Port Elizabeth

Sa., 12. 6., 20.30 Uhr, Rustenburg

So., 13. 6., 16.00 Uhr, Tshwane/Pretoria

Südafrika – Mexiko

1:1

Fr., 11. 6., 20.30 Uhr, Kapstadt

2:0

Sa., 12. 6., 16.00 Uhr, Johannesburg Ellis Park

Uruguay – Frankreich

0:0

Mi., 16. 6., 20.30 Uhr, Tshwane/Pretoria

Südafrika – Uruguay

0:3

Do., 17. 6., 20.30 Uhr, Polokwane

Frankreich – Mexiko 1. Uruguay 2. Mexiko 3. Frankreich 4. Südafrika

Südkorea – Griechenland

0:2 2 2 2 2

3:0 3:1 0:2 1:4

Di., 22. 6., 16.00 Uhr, Rustenburg

4 4 1 1

(ZDF)

Argentinien – Nigeria

England – USA

1:1

So., 13. 6., 13.30 Uhr, Polokwane

1:0

0:1

Fr., 18. 6., 16.00 Uhr, Johannesburg Ellis Park

Argentinien – Südkorea

Slowenien – USA

Do., 17. 6., 16.00 Uhr, Mangaung/Bloemfontein

Fr., 18. 6., 20.30 Uhr, Kapstadt

Griechenland – Nigeria

England – Algerien

1. Argentinien 2. Südkorea 3. Griechenland 4. Nigeria

2:1 2 2 2 2

5:1 3:4 2:3 0:2

Di., 22. 6., 20.30 Uhr, Polokwane

6 3 3 0

(ZDF)

1. Slowenien 2. USA 3. England 4. Algerien

Deutschland – Australien Deutschland – Serbien

2 2 2 2

3:2 3:3 1:1 0:1

Mi., 23. 6., 16.00 Uhr, Port Elizabeth

4 2 2 1

(ARD)

1. Ghana 2. Deutschland 3. Serbien 4. Australien

Di., 22. 6., 20.30 Uhr, Durban

Nigeria – Südkorea

USA – Algerien

Australien – Serbien

GRUPPE E

GRUPPE F

GRUPPE G

GRUPPE H

Mo., 14. 6., 20.30 Uhr, Kapstadt

Italien – Paraguay

Mo., 14. 6., 16.00 Uhr, Mangaung/Bloemfontein

Di., 15. 6., 13.30 Uhr, Rustenburg

Japan – Kamerun

Neuseeland – Slowakei

1:0

Sa., 19. 6., 13.30 Uhr, Durban

Niederlande – Japan

1:0

Sa., 19. 6., 20.30 Uhr, Tshwane/Pretoria

1. Niederlande 2. Japan 3. Dänemark 4. Kamerun

Do., 24. 6., 20.30 Uhr, Rustenburg

1:2 2 2 2 2

3:0 1:1 2:3 1:3

6 3 3 0

(ZDF)

Dänemark – Japan Do., 24. 6., 20.30 Uhr, Kapstadt

Kamerun – Niederlande

0:0

Brasilien – Nordkorea Brasilien – Elfenbeinküste

Italien – Neuseeland 1. Paraguay 2. Italien Neuseeland 4. Slowakei

1:1 2 2 2 2

3:1 2:2 2:2 1:3

Do., 24. 6., 16.00 Uhr, Johannesburg Ellis Park

4 2 2 1

(ZDF)

Do., 24. 6., 16.00 Uhr, Polokwane

Paraguay – Neuseeland

1. Brasilien 2. Portugal 3. Elfenbeinküste 4. Nordkorea

2 1 2 1

Mo., 21. 6., 13.30 Uhr, Kapstadt

3:1 5:2 0:0 1:3 1:2

6 1 1 0

(ZDF)

Portugal – Nordkorea Fr., 25. 6., 16.00 Uhr, Durban

Fr., 25. 6., 16.00 Uhr, Nelspruit

Nordkorea – Elfenbeinküste

Mi., 23. 6., 20.30 Uhr, Nelspruit

(ARD)

Honduras – Chile

0:1

Spanien – Schweiz 1. Chile Schweiz 3. Honduras Spanien

0:1 1 1 1 1

1:0 1:0 0:1 0:1

Mo., 21. 6., 16.00 Uhr, Port Elizabeth

3 3 0 0

(ZDF)

Chile – Schweiz Mo., 21. 6., 20.30 Uhr, Johannesburg Ellis Park

(RTL)

Spanien – Honduras (ARD)

Portugal – Brasilien (ZDF)

4 3 3 1

Mi., 16. 6., 16.00 Uhr, Durban

2:1

So., 20. 6., 20.30 Uhr, Johannesburg Soccer City

0:2

2:1 4:1 1:1 1:5

Mi., 16. 6.,13.30 Uhr, Nelspruit

Elfenbeinküste – Portugal

Slowakei – Paraguay

Slowakei – Italien (RTL)

(ARD)

So., 20. 6., 13.30 Uhr, Mangaung/Bloemfontein

So., 20. 6., 16.00 Uhr, Nelspruit

Kamerun – Dänemark

Mi., 23. 6., 16.00 Uhr, Tshwane/Pretoria

Di., 15. 6., 20.30 Uhr, Johannesburg Ellis Park

1:1

2 2 2 2

Ghana – Deutschland

Di., 15. 6., 16.00 Uhr, Port Elizabeth

1:1

1:1

Mi., 23. 6., 20.30 Uhr, Johannesburg Soccer City (ARD)

Frankreich – Südafrika

2:0

Slowenien – England

Ghana – Australien

Di., 22. 6., 16.00 Uhr, Mangaung/Bloemfontein (ZDF)

Niederlande – Dänemark

0:1

Sa., 19. 6., 16.00 Uhr, Rustenburg

0:0

Griechenland – Argentinien

Mo., 14. 6., 13.30 Uhr, Johannesburg Soccer City

4:0

Fr., 18. 6., 13.30 Uhr, Port Elizabeth

2:2

Mexiko – Uruguay

(ZDF)

0:1

So., 13. 6., 20.30 Uhr, Durban

Algerien – Slowenien

Do., 17. 6., 13.30 Uhr, Johannesburg Soccer City

4:1

Serbien – Ghana

Fr., 25. 6., 20.30 Uhr, Tshwane/Pretoria

(ZDF)

Chile – Spanien (ARD)

Fr., 25. 6., 20.30 Uhr,Mangaung/Bloemfontein

(RTL)

Schweiz – Honduras

Wir sind


WM 2010

19

Foto: Getty Images/Marcou

kicker, 21. Juni 2010

Fußball ist umwerfend: Eine Sitzeinlage mit dem Mexikaner Carlos Salcido und dem Franzosen Bacary Sagna.

ACHTELFINALE

VIERTELFINALE

Mo., 28. 6., 16.00 Uhr, Durban

Fr., 2. 7., 16.00 Uhr, Port Elizabeth

Sieger E – Zweiter F

Sieger Durban – Sieger Johannesburg Ellis Park

Di., 6. 7., 20.30 Uhr, Kapstadt

Fr., 2. 7., 20.30 Uhr, Johannesburg Soccer City

Sieger Johannesburg Soccer City – Sieger Port Elizabeth

Mo., 28. 6., 20.30 Uhr, Johannesburg Ellis Park

Sieger G – Zweiter H Sa., 26. 6., 16.00 Uhr, Port Elizabeth

Sieger A – Zweiter B Sa., 26. 6., 20.30 Uhr, Rustenburg

Sieger C – Zweiter D So., 27. 6., 16.00 Uhr, Mangaung/Bloemfontein

Sieger D – Zweiter C So., 27. 6., 20.30 Uhr, Johannesburg Soccer City

Sieger B – Zweiter A Di., 29. 6., 16.00 Uhr, Tshwane/Pretoria

Sieger F – Zweiter E Di., 29. 6., 20.30 Uhr, Kapstadt

Sieger H – Zweiter G

!

HALBFINALE

Sieger Port Elizabeth – Sieger Rustenburg

FINALE

So., 11. 7., 20.30 Uhr, Johannesburg Soccer City (ZDF)

Sieger Halbfinale 1 – Sieger Halbfinale 2

Sa., 3. 7., 16.00 Uhr, Kapstadt

Sieger Johannesburg Soccer City – Sieger Mangaung/Bloemfontein Sa., 3. 7., 20.30 Uhr, Johannesburg Ellis Park

Mi., 7. 7., 20.30 Uhr, Durban

Sieger Kapstadt – Sieger Johannesburg Ellis Park

Sieger Tshwane/Pretoria – Sieger Kapstadt

SPIEL UM PLATZ 3 Sa., 10. 7., 20.30 Uhr, Port Elizabeth (ARD)

Verlierer HF 1 – Verlierer HF 2

Reglement: Aus jeder Gruppe qualifizieren sich die ersten beiden Teams für das Achtelfinale. Die Rangfolge in den Gruppen wird bestimmt durch: a) die Anzahl der Punkte aus allen Gruppenspielen; b) die Tordifferenz aus allen Gruppenspielen; c) die Anzahl der in allen Gruppenspielen erzielten Tore. Sind danach zwei oder mehr Teams gleich, entscheidet: d) die Anzahl der Punkte aus den Direktbegegnungen; e) die Tordifferenz aus den Direktbegegnungen; f) die Anzahl der erzielten Tore in den Direktbegegnungen; g) das Los. Ab Achtelfinale gibt es bei unentschiedenem Stand nach 90 Minuten eine Verlängerung von 2 x 15 Minuten. Steht danach immer noch kein Sieger fest, gibt es ein Elfmeterschießen. Alle Spiele auch live auf Sky

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WM 2010

kicker, 21. Juni 2010

WM 2010 in Südafrika

präsentiert

Top-Torhüter

Torschützenliste Tore 3 2 2 2 2

Spieler Higuain Elano Luis Fabiano Gyan Forlan

Land (Argentinien) (Brasilien) (Brasilien) (Ghana) (Uruguay)

rechts – 1 1 2 2

Scorer-Liste

Rote Karten

4

Gelb-Rote Karten Ghezzal (Algerien) Kaka (Brasilien) Klose (Deutschland) Lukovic (Serbien) Lodeiro (Uruguay) Gesamtzahl nach 29 Spielen:

Kopf 2 – – – –

davon Elfer – – – 2 1

Gelbe Karten

Punkte/Name/Land (Tore + Vorarbeit) 3 Higuain (Argentinien) (3+0) 3 Elano (Brasilien) (2+1) 2 Messi (Argentinien) (0+2) 2 Kaka (Brasilien) (0+2) 2 Luis Fabiano (Brasilien) (2+0) 2 Bendtner (Dänemark) (1+1) 2 Rommedahl (Dänemark) (1+1) 2 Müller (Deutschland) (1+1) 2 Podolski (Deutschland) (1+1) 2 Gyan (Ghana) (2+0) 2 de Rossi (Italien) (1+1) 2 Marquez (Mexiko) (1+1) 2 Reid (Neuseeland) (1+1) 2 Smeltz (Neuseeland) (1+1) 2 Forlan (Uruguay) (2+0) 2 Suarez (Uruguay) (0+2)

Cahill (Australien) Kewell (Australien) Kaita (Nigeria) Khune (Südafrika) Gesamtzahl nach 29 Spielen:

links 1 1 1 – –

5

Mexiko (6): Juarez (2), Franco, Moreno, Rodriguez, Torrado Serbien (6): Ivanovic, Kolarov, Kuzmanovic, Subotic, Vidic, Zigic Slowenien (6): Cesar, Jokic, Kirm, Komac, Radosavljevic, Suler Deutschland (5): Cacau, Khedira, Lahm, Özil, Schweinsteiger Elfenbeinküste (5): Demel, Keita, Tiené, Tioté, Zokora Frankreich (5): Toulalan (2), Abidal, Evra, Ribery Ghana (5): Addy, Annan, Jonathan Mensah, Tagoe, Vorsah Neuseeland (5): Fallon, Lochhead, Nelsen, Reid, Smith Argentinien (4): Gutierrez (2), Heinze, Mascherano Australien (4): Moore (2), Neill, Valeri England (4): Carragher (2), Gerrard, Milner Griechenland (4): Papastathopoulos, Samaras, Torosidis, Tziolis Schweiz (4): Benaglio, Grichting, Yakin, Ziegler Slowakei (4): Durica, Sestak, Strba, Weiss Südafrika (4): Dikgacoi (2), Masilela, Pienaar USA (4): Findley (2), Cherundolo, DeMerit Dänemark (3): Kjaer (2), Sörensen Kamerun (3): Bassong, Mbia, Nkoulou

Top-Feldspieler

Nach 29 von 64 Spielen Pl. Name (Land) Notenschnitt 1. Benaglio (Schweiz) ..................1,50 2. Enyeama (Nigeria) ...................2,25 Howard (USA) .........................2,25 4. Stojkovic (Serbien) ..................2,50 5. Sörensen (Dänemark) .............2,75 Mucha (Slowakei) ...................2,75 7. M’Bohli (Algerien)....................3,00 Romero (Argentinien) ..............3,00 Julio Cesar (Brasilien) .............3,00 Bravo (Chile) ...........................3,00 Barry (Elfenbeinküste) .............3,00 Lloris (Frankreich) ...................3,00 Valladares (Honduras) .............3,00 Buffon (Italien) ........................3,00 Stekelenburg (Niederlande).....3,00 Eduardo (Portugal) ..................3,00 Casillas (Spanien) ...................3,00 Khune (Südafrika) ...................3,00 Muslera (Uruguay) ...................3,00 20. Marchetti (Italien) ...................3,25

Niederlande (3): de Jong, van der Wiel, van Persie Algerien (2): Lacen, Yebda Chile (2): Carmona, Fernandez Nigeria (2): Haruna, Obasi Paraguay (2): V. Caceres, Vera Südkorea (2): Chung-Yong Lee, Ki-Hun Yeom Uruguay (2): Lugano, Victorino Brasilien (1): Ramires Honduras (1): W. Palacios Italien (1): Camoranesi Japan (1): Abe Portugal (1): Cristiano Ronaldo Nordkorea (keine) Spanien (keine)

Nach 29 von 64 Spielen Pl. Name (Land) Notenschnitt 1. Messi (Argentinien) .................1,50 2. Forlan (Uruguay) .....................1,75 3. Fernandez (Chile) ....................2,00 A. Song (Kamerun) ..................2,00 Santa Cruz (Paraguay) .............2,00 Derdiyok (Schweiz) ..................2,00 Iniesta (Spanien) ....................2,00 8. van Bommel (Niederlande)......2,25 9. Tevez (Argentinien) ..................2,50 Elano (Brasilien) .....................2,50 Sanchez (Chile) .......................2,50 Lahm (Deutschland)................2,50 Schweinsteiger (Deutschland) .2,50 Annan (Ghana) .......................2,50 Gyan (Ghana) .........................2,50 W. Palacios (Honduras) ...........2,50 Guardado (Mexiko)..................2,50 Hernandez (Mexiko) ................2,50 Nelsen (Neuseeland)...............2,50 Uche (Nigeria) .........................2,50 Alcaraz (Paraguay) ..................2,50 Ricardo Carvalho (Portugal) .....2,50 Bruno Alves (Portugal) .............2,50 Fernandes (Schweiz) ...............2,50 Inler (Schweiz) ........................2,50 Xabi Alonso (Spanien) .............2,50 27. Higuain (Argentinien)...............2,75 Maicon (Brasilien) ...................2,75 Rommedahl (Dänemark) .........2,75 Podolski (Deutschland) ...........2,75 Khedira (Deutschland) ............2,75 Asamoah (Ghana) ...................2,75 K. Boateng (Ghana).................2,75 Marquez (Mexiko) ....................2,75 dos Santos (Mexiko) ...............2,75 Vera (Paraguay) .......................2,75 Bradley (USA) .........................2,75 Cherundolo (USA) ...................2,75 Donovan (USA) .......................2,75

Der neue Hyund Unser offizieller


WM 2010

kicker, 21. Juni 2010

21

Foto: Imago/Sportimage

WM-KULISSE

Eiskalt vom Punkt: Der Ghanaer Asamoah Gyan verwandelte gegen Australien bereits seinen zweiten Elfmeter im laufenden WM-Turnier.

Der Spielplan Tag für Tag Tag, Datum, Zeit Mo., 21. Juni, 13.30 16.00 20.30 Di., 22. Juni, 16.00 16.00 20.30 20.30 Mi., 23. Juni, 16.00 16.00 20.30 20.30 Do., 24. Juni, 16.00 16.00 20.30 20.30 Fr., 25. Juni, 16.00 16.00 20.30 20.30 Sa., 26. Juni, 16.00 20.30 So., 27. Juni, 16.00 20.30 Mo., 28. Juni, 16.00 20.30 Di., 29. Juni, 16.00 20.30 Fr., 2. Juli, 16.00 20.30 Sa., 3. Juli, 16.00 20.30 Di., 6. Juli, 20.30 Mi., 7. Juli, 20.30 Sa., 10. Juli, 20.30 So., 11. Juli, 20.30

TV ZDF ZDF RTL ZDF ZDF ZDF ZDF ARD ARD ARD ARD ZDF ZDF ZDF ZDF ARD ARD ZDF ZDF * * * * * * * * * * * * * * ARD ZDF

Spiel Gruppe Ort Portugal – Nordkorea G Kapstadt Chile – Schweiz H Port Elizabeth Spanien – Honduras H Johannesburg Ellis Park Mexiko – Uruguay A Rustenburg Frankreich – Südafrika A Mangaung/Bloemfontein Griechenland – Argentinien B Polokwane Nigeria – Südkorea B Durban Slowenien – England C Port Elizabeth USA – Algerien C Tshwane/Pretoria Ghana – Deutschland D Johannesburg Soccer City Australien – Serbien D Nelspruit Slowakei – Italien F Johannesburg Ellis Park Paraguay – Neuseeland F Polokwane Dänemark – Japan E Rustenburg Kamerun – Niederlande E Kapstadt Portugal – Brasilien G Durban Nordkorea – Elfenbeinküste G Nelspruit Chile – Spanien H Tshwane/Pretoria Schweiz – Honduras H Mangaung/Bloemfontein Sieger A – Zweiter B AF 3 Port Elizabeth Sieger C – Zweiter D AF 4 Rustenburg Sieger D – Zweiter C AF 5 Mangaung/Bloemfontein Sieger B – Zweiter A AF 6 Johannesburg Soccer City Sieger E – Zweiter F AF 1 Durban Sieger G – Zweiter H AF 2 Johannesburg Ellis Park Sieger F – Zweiter E AF 7 Tshwane/Pretoria Sieger H – Zweiter G AF 8 Kapstadt Sieger AF 1 – Sieger AF 2 VF 1 Port Elizabeth Sieger AF 3 – Sieger AF 4 VF 2 Johannesburg Soccer City Sieger AF 6 – Sieger AF 5 VF 3 Kapstadt Sieger AF 7 – Sieger AF 8 VF 4 Johannesburg Ellis Park Sieger VF 2 – Sieger VF 1 HF 1 Kapstadt Sieger VF 3 – Sieger VF 4 HF 2 Durban Verlierer HF 1 – Verlierer HF 2 Platz 3 Port Elizabeth Sieger HF 1 – Sieger HF 2 Finale Johannesburg Soccer City

AF = Achtelfinale, VF = Viertelfinale, HF = Halbfinale. Alle Spiele auch live auf Sky. ARD und ZDF übertragen sechs Achtelfinalspiele, drei Viertelfinals und beide Halbfinals. RTL überträgt zwei Achtelfinals und ein Viertelfinale. Bei Beteiligung der deutschen Mannschaft: Achtelfinale ARD, Viertelfinale ZDF, Halbfinale ARD

Zu den gefragtesten Männern zählt in Südafrika ein Weltmeister von 1990: Thomas Berthold (45), seit Jahren Intimkenner des Landes, tritt als Organisator von Exklusivreisen (Fußball/Golf/Safari) auf und glänzt als ständiger Experte des Afrika weit ausgestrahlten IM TV. Der kicker-Kolumnist war bereits bei zehn Live-Diskussionen im Einsatz und startet am morgigen Dienstag das nächste Großprojekt: Bis 3. Juli richtet Berthold in Johannesburg täglich von 15 bis 1 Uhr die „Ultimative Soccer Party“ aus. Er selbst tritt als Analyst der Spiele auf, jeweils im Duett mit weiteren früheren WM-Stars. Akzente setzt auch Bertholds attraktive Assistentin: Tochter Julia (19) schnuppert WMProminenz und steigt ab Herbst als Praktikantin beim DFB ein. 2 Einer von Bertholds möglichen Gästen macht sich heute auf die 19-Stunden-Tour von Frankfurt über Kairo nach Johannesburg. Andreas Möller (42), Manager der Offenbacher Kickers, besucht diverse WM-Spiele, darunter Deutschland gegen Ghana. Unterwegs ist Möller mit einer Gruppe von Freunden, zu der auch der im Februar gefeuerte Ex-OFC-Trainer Steffen Menze (41) zählt. 2 Hohn und Spott für Sören Larsen (28) in Dänemark. Die Boulevardpostille Extra Bladet lästert über den Duisburger: „Er würde nicht mal einen Elefantenarsch aus zwei Metern treffen.“ Ob der Stürmer gut genug für einen StartelfEinsatz sei, hatte Coach Morten Olsen (60) kürzlich knapp mit „nein“ beantwortet, damit unge-

wollt das Larsen-Bashing ausgelöst. Dabei meinte er das Urteil über den als Joker eingeplanten Ex-Schalker gar nicht abschätzig. Larsen locker: „Ich weiß um meine Rolle.“ 2 Besonders freute sich Schweiz-Keeper Diego Benaglio (26) über SMSGlückwünsche seines Ex-Rivalen Pascal Zuberbühler (39). Der hatte 2006 in allen vier WM-Partien während der regulären Spielzeit kein Gegentor zugelassen. Damals war Benaglio noch die Nummer drei – und setzte die stolze Serie nun gegen Spanien eigenhändig fort. 2 Großen Einsatz zeigt Fecht-Olympiasiegerin Britta Heinemann (27) für die Bundesligastiftung der DFL. So gehörte die Kölnerin zu einer

Delegation, die Original-Ligabälle und weitere Sportausrüstung in einer Township übergab. Ebenso gerne ließ sich Heinemann selbst beschenken: Mit dem kicker-WMSonderheft (siehe Foto).

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WM 2010_GRUPPE D

kicker, 21. Juni 2010

Deutschland – Serbien

0:1 Neuer (Note 4)

(0:1)

.

Trainer: Löw

FC Schalke 04 24 Jahre/7 Länderspiele

Lahm (3)

Mertesacker (4,5)

Friedrich (3,5)

Badstuber (5,5)

Bay. München 26/67 Werder Bremen 25/64 Hertha BSC 31/74 Bayern München 21/4

Khedira (3)

Schweinsteiger (3)

VfB Stuttgart 23/7 Bayern München 25/76

Müller (4,5)

Özil (3,5)

Podolski (4,5)

Bayern München 20/4

Werder Bremen 21/12

1. FC Köln 25/75

Klose (5) Bayern München 32/98

Zigic (3,5) FC Valencia 29/47

Jovanovic (2,5)

Krasic (2)

Standard Lüttich 29/28

ZSKA Moskau 25/33

Ninkovic (4,5)

Kuzmanovic (3,5)

Dynamo Kiew 25/10 VfB Stuttgart 22/29

Stankovic (3) Inter Mailand 31/90

Kolarov (3)

Subotic (3,5)

Vidic (4,5)

Ivanovic (5)

Lazio Rom 24/15

Bor. Dortmund 21/15

ManUnited 28/47

FC Chelsea 26/33

Stojkovic (2) Trainer: Antic

Wigan Athletic 26/35

Eingewechselt: 70. Marin (–/Werder Bremen 21/11) für Müller und Cacau (–/VfB Stuttgart 29/10) für Özil, 77. Gomez (–/Bayern München 24/36) für Badstuber – 70. Kacar (–/Hertha BSC 23/18) für Ninkovic, 75. Petrovic (–/Partizan Belgrad 21/10) für Kuzmanovic, 79. Lazovic (–/Zenit St. Petersburg 27/39) für Jovanovic – Reservebank: Butt 36/3 (Bayern München), Wiese 28/2 (Werder Bremen/beide Tor), Aogo 23/2 (Hamburger SV), Boateng 21/5 (Hamburger SV), Jansen 24/31 (Hamburger SV), Tasci 23/12 (VfB Stuttgart), Kroos 20/4 (Bayer Leverkusen), Trochowski 26/31 (Hamburger SV), Kießling 26/4 (Bayer Leverkusen) – Djuricic 29/1 (Uniao Leiria), Isailovic 30/4 (Zaglebie Lubin/beide Tor), Obradovic 21/12 (Real Saragossa), Rukavina 26/20 (TSV München 1860), Milijas 27/18 (Wolverhampton), Tosic 23/21 (1. FC Köln), Mrdja 26/6 (Vojvodina Novi Sad), Pantelic 31/33 (Ajax Amsterdam) Tor: 0:1 Jovanovic (38., Linksschuss, Vorarbeit Zigic) – Chancen: 5:4 – Ecken: 7:1 SR: Undiano Mallenco (Assistenten: Martinez Ibanez, Yuste Jimenez/alle Spanien – Vierter Offizieller: Vazquez/Uruguay), Note 4, mit überaus kleinlicher Regelauslegung, die ein Fußballspiel von gehobenem internationalen Niveau unmöglich machte. – Zuschauer: 38 294 (in Port Elizabeth) – Gelbe Karten: Khedira, Lahm, Schweinsteiger – Ivanovic, Kolarov, Subotic, Vidic – Gelb-Rote Karte: Klose (37.) – Besonderes Vorkommnis: Stojkovic hält Handelfmeter von Podolski (60., Vidic) – Spielnote: 3,5, die schleppend angelaufene Partie nahm erst nach dem Platzverweis etwas Fahrt auf. Spieler des Spiels: Vladimir Stojkovic

SPIELFILM: Klose nach zweitem Foul vom Platz

Khediras Knaller nur an die Latte 3. Minute: Lahm bedient Khedira, der übers Tor zielt. 7.: Podolski-Knaller knapp am linken Pfosten vorbei. 13.: Klose foult Ivanovic und sieht die Gelbe Karte. 31.: Klose schiebt den Ball ins Tor, allerdings aus Abseitsposition. 33.: Kolarov schießt einen Freistoß links vorbei. 35.: Kuzmanovic ist vor Khedira am Ball. 36.: Ein Klose-Kopfball fliegt ins Leere. 37.: Klose foult Stankovic an der Mittellinie und sieht konsequenterweise die zweite Gelbe Karte und muss mit Gelb-Rot vom Feld.

EINZELKRITIK

38. – das 0:1: Krasic überläuft Badstuber und flankt an den langen Pfosten. Zigic legt per Kopf ab auf Jovanovic, gegen dessen Schuss Torwart Neuer keine Chance hat. 43.: Torwart Stojkovic stoppt Khedira. 45.: Khedira trifft die Querlatte. Müllers Rückzieher wird geblockt. 55.: Schweinsteiger scheitert an Stojkovic. 58.: Podolski schießt vorbei. 59.: Podolski trifft das Außennetz. 60.: Vidic geht mit der Hand zum Ball, Stojkovic pariert Podolskis Elfmeter. 74.: Zigic köpft an die Querlatte. 84.: Podolskis Knaller fliegt am linken Pfosten vorbei.

Manuel Neuer Note 4 Ein undankbares Spiel für den Schalker, der nur einmal geprüft und gleich bezwungen wurde. Hätte mit etwas entschlossenerem Handeln den Winkel für Jovanovic beim 0:1 verkürzen können. Im Glück beim Pfostenschuss von Jovanovic (67.) und beim Lattenkopfball von Zigic (74.) Philipp Lahm Note 3 Dass er vor dem 0:1 im Kopfballduell gegen Zigic chancenlos war, ist ihm bei 32 Zentimeter Größenunterschied nicht anzulasten. Deckte seine Seite ordentlich ab und kurbelte in der zweiten Halbzeit das Angriffsspiel an. Seinen einzigen groben Patzer bügelte er mit einem Foul an Krasic aus, sah dafür Gelb. Per Mertesacker Note 4,5 Wurde meist im Luftkampf gegen Zigic gefordert und ging dort nicht nur beim Gegentor als zweiter Sieger hervor, stand dabei auch zu weit von seinem Kontrahenten weg und daher in der Rückwärtsbewegung auf verlorenem Posten. Schwache Spieleröffnung, auch als Brechstange in der Schlussphase glücklos. Arne Friedrich Note 3,5 Rückte beim Gegentor zu spät vom ersten Pfosten zu Jovanovic, war aber dabei nur das kleinste Glied in der deutschen Fehlerkette. Bis auf einen bösen Fehlpass (66.) solide Vorstellung. Deutlich zielstrebiger im Aufbauspiel als Mertesacker, hielt am Schluss in der Dreierkette Krasic besser in Schach als zuvor Badstuber. Holger Badstuber Note 5,5 Bestätigte die Befürchtung, dass er als Linksverteidiger nur eine Notbesetzung und gegen einen flinken Gegenspieler überfordert ist. Wurde vom dribbelstarken und antrittschnellen Krasic reihenweise vernascht und überlaufen, so auch beim 0:1. Sami Khedira Note 3 Mit 11,9 km der lauffreudigste Spieler auf dem Platz, übertrumpfte diesmal sogar knapp den sonstigen Marathonmann Schweinsteiger. In der Defensive mitunter mit großer Übersetzung (so auch beim mit Gelb gewürdigten taktischen Foul/22.), in der Offensive mit etlichen guten Akzenten. Im Pech beim Lattenschuss vor der Pause.

Bastian Schweinsteiger Note 3 Trotz zwei Tagen Trainingsrückstand (Erkältung) präsent und um Ordnung im Mittelfeld bemüht. Setzte in der zweiten Halbzeit zunehmend auch in der Offensive Impulse. Hätte bei seiner Chance in der 54. Minute schießen statt schlenzen sollen. Thomas Müller Note 4,5 Anfangs noch umtriebig, risikobereit und unberechenbar, rieb sich der Münchner aber auf der rechten Seite gegen Kolarov zunehmend auf und tauchte in der zweiten Halbzeit mehr und mehr unter. Unverständlich, warum er seinen früh verwarnten Kontrahenten nicht öfter ins Dribbling verwickelte. Ganz schwach seine Flanken. Mesut Özil Note 3,5 Hatte nicht die Räume wie gegen Australien und nach Kloses Platzverweis auch keine Anspielstation in der Spitze, kam deshalb trotz großen Laufpensums nicht so zur Geltung wie beim WM-Auftakt. Ließ in der zweiten Halbzeit mit Zuspielen auf Podolski (57./59.) seine Genialität aufblitzen, wurde kurz darauf aber ausgewechselt. Lukas Podolski Note 4,5 Stellte Ivanovic vor große Probleme und war der gefährlichste deutsche Angreifer, machte aber aus seinen Möglichkeiten zu wenig. Pech beim Volleyschuss (7.), mit roher Gewalt statt Überlegung bei weiteren Schussversuchen (57./59./84.). Schnappte sich beim Strafstoß mutig den Ball, trat aber dann ungewohnt mutlos dagegen. Miroslav Klose Note 5 Bezahlte seinen Übereifer teuer. Auch wenn der Schiedsrichter kleinlich pfiff: Ein Spieler mit solch einer Erfahrung muss erkennen, dass er sich nach einer Verwarnung eine solche Attacke wie die gegen Stankovic nicht mehr leisten darf. Cacau Note – Kam für Özil, fand aber im Gegensatz zum WM-Start nicht ins Spiel – auch weil Özils Zuspiele fehlten. Marko Marin Note – Sollte mit Dribblings die serbische Abwehr aufreißen, verdribbelte sich aber nur selbst. Ganz schwache 20 Minuten. Mario Gomez Note – 13 Minuten im Einsatz, aber ohne nennenswerte Szene.


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ANALYSE: Platzverweis und vergebener Elfmeter gegen biedere Serben – Badstuber überfordert

Schlimme Aussetzer von Klose und Podolski AU S P O RT E L I Z A B E T H BERICHTEN OLIVER H A RT M A N N , H A R A L D K A I S E R UND KARLHEINZ WILD

ie deutsche Nationalmannschaft hat nach 24 Jahren erstmals wieder bei einer WM ein Gruppenspiel verloren. 1986 hatte sie in Mexiko eine 0:2-Niederlage gegen Dänemark akzeptieren müssen, nun ein 0:1 gegen Serbien. Wesentlich wirkte sich dabei die Gelb-Rote Karte für Miroslav Klose aus sowie Lukas Podolskis vergebener Elfmeter.

D

Joachim Löw vertraute jener Elf, die beim 4:0-Erfolg gegen Australien begeistert hatte. Kollege Radomir Antic ersetzte gegenüber der 0:1-Niederlage gegen Ghana den gesperrten Lukovic durch Subotic, Kuzmanovic und Ninkovic kamen für Milijas und Pantelic.

SYSTEM UND TAKTIK Das deutsche Team praktizierte bis zu Kloses Feldverweis das zuletzt probate 4-2-3-1-System. Die Serben hatten hinter der einzigen Spitze Zigic zwei offensive Außen, Krasic und Jovanovic, die von Kuzmanovic und Ninkovic in den Halbpositionen sowie Stankovic in der Zentrale abgeschirmt wurden. Ohnehin ging es beiden Mannschaften zunächst um Sicherheit. Die Deutschen schoben sich immer wieder die Bälle zu, der schnelle Pass in die Spitze,

Das war gut, das war schlecht

+ + − − −

Die deutsche Elf wehrte sich trotz Unterzahl unermüdlich, die Moral stimmte. Selbst mit zehn Mann war der Ausgleich möglich, am ehesten beim Elfer und Khediras Lattenknaller. Klose, Podolski und Badstuber beeinflussten mit ihren Fehlaktionen das Ergebnis entscheidend. Das klare Spiel wie gegen Australien fand dieses Mal von Anfang an nicht statt. Die zuvor starken Einwechselspieler Marin und Cacau konnten sich nicht in Szene setzen.

Foto: Witters

PERSONAL

Das Tor des Tages: Jovanovic verwertet das Zuspiel von Zigic, Manuel Neuer zögert und kommt nicht heran. Bewegung und Laufbereitschaft fehlten, auch Einzelaktionen. Müllers Flanken flogen zu weit. Die im Passspiel und der Ballverarbeitung zunächst schlampigen Serben probierten es mit weiten Diagonalschlägen auf den schnellen Krasic sowie mit hohen Bällen auf den 2,02 Meter großen Zigic, der sie verlängern oder ablegen sollte, was ihm vor der Pause gegen Mertesacker mehrmals gelang. Eine Co-Produktion Krasic-Zigic brachte das Siegtor: Krasic lief erneut an Badstuber vorbei, flankte auf den langen Pfosten zu Zigic, der mit dem Kopf nach innen auf den Torschützen Jovanovic ablegte. Da war die gesamte deutsche Abwehr außen wie im Zentrum nicht sortiert, auch Torwart Neuer zögerte. Eine Minute zuvor hatte sich Klose die Gelb-Rote Karte eingehandelt. In Unterzahl blieb nun Özil vorne im Zentrum, aber ohne Partner. Dennoch durfte Khedira noch vor dem Halbzeitpfiff den Ball an die Latte hämmern, die Serben hatten sich wie des Öfteren vor ihrem Strafraum zu gönnerhaft zugeordnet.

%-Spielcheck Durchschnittsnote Abseits Fouls Gewonnene Zweikämpfe Ballbesitz Meiste Ballkontakte

Deutschland

Nach der Pause verformte sich das deutsche 4-4-1 oft zu einem 4-2-3, weil Müller und Podolski mehr zu Außenstürmern wurden. Khedira (11 891 Meter Laufleistung) und Schweinsteiger (11 517 m) schufteten im Mittelfeld nach hinten und als Antreiber, Podolski feuerte aus allen Lagen, allerdings sechsmal vorbei. Und als er beim Elfmeter nach Vidics sinnfreiem Handspiel das Tor traf, hielt Stojkovic den schwach getretenen Schuss. Gegen die Ergebnisverwalter aus Serbien, die nach einer Stunde müde und wenig spritzig wirkten, hatte Özil zuvor zweimal genial für Podolski serviert. Eine Viertelstunde vor Ende stellte Löw nach der überfälligen Ablösung Badstubers auf Dreierabwehr um, für die ohne Plan nach vorne spielenden Serben hatte zuvor Jovanvic an den Pfosten geschossen, nachdem wieder Krasic Badstuber umdribbelt hatte. Zigic köpfte noch auf die Latte. Selbst gegen die im Endspurt mit Mertesacker im Sturmzentrum angreifenden und die Deckung öffnenden Deutschen nutzten die Serben die

Freiräume nicht zu einem konsequenten Konter. Aber auch das emsige Bemühen von Lahm und Kollegen endete in Fehlschüssen (Podolski), missratenen Dribblings (Marin, Cacau) oder (meist von Vidic) abgeblockten Flanken. Aussichtsreiche Torszenen im Strafraum ergaben sich somit nicht.

SCHLÜSSELSZENEN Kloses Platzverweis (37.) veränderte alles, Khediras Lattenknaller (45./+1) hätte den Ausgleich bringen können, Podolskis vergebener Elfmeter (60.) hätte ihn bringen müssen.

SCHLÜSSELFIGUREN Klose und Podolski beeinflussten Ablauf und Ergebnis für das deutsche Team nachhaltig negativ, Torhüter Stojkovic und Flankenläufer Krasic waren die entscheidenden Darsteller Serbiens.

FAZIT Die deutsche Mannschaft hat sich diese unnötige Niederlage gegen durchschnittliche Serben selbst zuzuschreiben.

Serbien

4,0 3,4 3 3 17 9 45 % (80) 55 % (99) 56 % 44 % 81 Schweinsteiger 59 Stankovic

SPIELER DES SPIELS

Vladimir Stojkovic Der Torhüter hielt Podolskis Elfmeter und damit den Sieg fest. Er wirkte insgesamt sehr aufmerksam und sicher.


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kicker, 21. Juni 2010

„Ich bin bereit“ Viele hatten CACAU (29) schon vor der WM anstelle von Klose gefordert. Gegen Ghana muss er ran. Er sagt, wie er in das entscheidende Match geht. kicker: Fühlen Sie sich als neuer im WM-Aufgebot sein, dann im Hoffnungsträger, Herr Cacau? 23er-Kader, dann wollte ich spieCacau: Schwer zu sagen. Der Bunlen. Ob von Anfang an oder in der 70. Minute, ich will immer da sein, destrainer hat ja noch nicht mit darauf bereite ich mich vor. mir gesprochen, was am Mittwoch sein wird. kicker: Im Gegensatz zu Mario kicker: Haben Sie Zweifel, dass Sie die Gomez und Stefan Kießling gelten Sie eigentlich nicht als der prädesnach Kloses Platzverweis vakante Stürmerstelle antreten dürfen? tinierte Stoßstürmer. Liegt Ihnen Cacau: Ich bin auf jeden Fall bereit die Rolle als alleinige Spitze überhaupt? für die Aufgabe. Ich habe immer gesagt: Ich werde meine Chance Cacau: Ich glaube schon. Wir greifen bekommen, und ich werde sie auch immer mit drei oder vier Spielern an, da muss ich nicht vorn stehen nutzen. Und wenn ich am Mittwoch aufgestellt werde, dann bin ich da bleiben, sondern darf am Spiel teilund will die Chance so nutzen, dass nehmen. Also ich denke, dass das für mich gar kein Problem ist. Als ich nicht mehr aus der Mannschaft rauskomme. ich im Test gegen Bosnien-Herzekicker: Kamen Sie gegen Serbien zu gowina für Miro reinkam, hat es ja spät ins Spiel? auch gut geklappt. Und als wir mit Cacau: Ich habe natürlich gebrannt Stuttgart Meister geworden sind, und wäre gern auch schon früher habe ich eine ganze Zeit alleinige gekommen. Wenn der BundestraiSpitze gespielt, weil Mario Gomez ner zur Bank geschaut hat, habe sehr lang verletzt war. Zum Beispiel ich gleich zurückgeblickt, dass er gegen die Bayern, und da habe ich beide Tore zum 2:0 erzielt. merkte: Ich bin da. Aber 20 Minuten sind für einen Einwechselspieler kicker: Spielen Sie anders als Klose? schon okay. Cacau: Miro kicker: Warum bewegt sich auch hat es nicht mit „Die Mannschaft hat die viel, will auch am einem Joker-Tor Spiel teilnehmen Kraft und die Qualität.“ geklappt? und wartet nicht, Cacau: Natürlich bis der Ball zu ihm ärgere ich mich, dass ich nicht kommt. Da sind wir uns ähnlich. das bewegen konnte, was ich mir Wichtig ist, dass wir flach spielen, das kommt mir mehr entgegen als eigentlich vorgenommen habe, Kopfballduelle. und was gegen Australien geklappt hat. Das Problem war, dass es noch kicker: War Kloses Platzverweis schwerer ist, ins Spiel zu finden, gegen Serbien gerechtfertigt? wenn man ein Mann weniger Cacau: Nicht nur in diesem Spiel, ist. allgemein wird bei dieser WM total kicker: Löw hat sie immer besonkleinlich gepfiffen. Es wird sofort ders gelobt, trotzdem nur auf die die Gelbe Karte gezeigt für Fouls, die Bank gesetzt. War es für Sie hart, die eigentlich normal sind. Man spricht Jokerrolle zu akzeptieren? immer von internationaler Härte, Cacau: Was heißt hart? Jeder will doch die wird hier sofort unterbunspielen. Ich habe immer Schritt den. Das verstehe ich nicht. Wenn für Schritt gedacht: Erst wollte ich man ein Fußballspiel sehen will,

Strahlemann: Cacau ist vom Weiterkommen fest überzeugt.

muss man es auch laufen lassen und nicht so kleinlich pfeifen. kicker: Wurde die Mannschaft nach dem Australienspiel zu hoch gejubelt? Cacau: Nicht von uns selbst, das kam nur von außen. Wir haben uns nicht überschätzt, und für uns war es auch keine Überraschung, dass das Spiel gegen Serbien so schwer werden würde. Wir wussten von Anfang an, dass es keine einfache WM für uns werden würde. kicker: Jetzt könnte sie gegen Ghana ganz schnell zu Ende gehen. Cacau: Nein, das wird sie nicht. Wir werden ins Achtelfinale kommen. Diese Zuversicht ist nicht nur bei mir da. kicker: Was macht Sie so sicher? Cacau: Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass die Mannschaft mit der Situation klarkommt. Obwohl sie jung und unerfahren ist, macht sie einen reifen Eindruck. kicker: Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung? Cacau: Nehmen wir die zweite Halbzeit gegen Serbien. Es war doch bewundernswert, wie wir zurückgekommen sind, und wie viele Chancen wir mit einem Mann weniger

hatten. Da haben wir gezeigt, wie viel Kraft und wie viel Moral in dieser Mannschaft steckt. Und das wird entscheidend sein gegen Ghana. kicker: Sie meinen, Sie können den Druck einfach so abschütteln? Cacau: Ich sage nicht, dass es einfach wird. Ich sage nicht, dass Druck nicht da sein wird. Ich sage nur, dass die Mannschaft die Qualität und die Kraft hat, diesem Druck auch standzuhalten. Deshalb mache ich mir keine Sorgen. kicker: Bei der EM vor zwei Jahren hat Michael Ballack im letzten Gruppenspiel das 1:0 gegen Österreich erzielt und das drohende Aus verhindert. Fehlt ein solcher Anführer? Cacau: Eines ist klar: Michael hat außergewöhnliche Qualität und er fehlt der Mannschaft. Aber er ist leider nicht dabei und wir müssen ohne ihn zurechtkommen. Einer allein kann diese Rolle wahrscheinlich nicht übernehmen, aber wir sind als Mannschaft dieser Situation gewachsen. Und das wird man am Mittwoch sehen. I N T E RV I EW: O L I V E R H A RT M A N N


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Kießling und der Münchner hinken hinterher

Foto: picture-alliance/epa

Gomez: Nur im Training gut 1Am Samstag gab Mario Gomez endlich mal richtig Gas. Allerdings nicht auf dem Fußballplatz, sondern auf dem Quad. Gemeinsam mit den Bayern-Kollegen Thomas Müller, Holger Badstuber und Jörg Butt begab sich der Angreifer unter Polizeischutz auf Spritztour mit den flotten Fahrzeugen – um mal abzuschalten von dieser WM, die für ihn bislang wenig Erbauliches zu bieten hatte. 16 Minuten durfte er gegen Australien ran, 13 gegen Serbien – nachhaltig auf sich aufmerksam machte Gomez in dieser Zeit nicht. Im Gegenteil. Die Kurzauftritte lassen Zweifel aufkommen an den Worten von Joachim Löw, dass Gomez in den nicht öffentlichen Trainingseinheiten einen exzellenten Eindruck hinterlasse: „So gut habe ich ihn lange nicht gesehen.“ „Es ist noch nicht so gut gelaufen wie zuletzt im Training“, meint Gomez. Und weil das so ist, wird er gegen Ghana aller Voraussicht nach erneut nicht in der Startelf stehen, sondern sich mit der Jokerrolle begnügen müssen. Stefan Kießling wäre froh, wenn er zumindest diese Aussicht hätte. Der Leverkusener, mit 21 Treffern der mit Abstand erfolgreichste

Schütze der vergangenen Saison, scheint derzeit völlig außen vor. Wie schon in den Tests gegen Ungarn und Bosnien-Herzegowina wurde Kießling auch in den beiden WMGruppenspielen überhaupt nicht berücksichtigt. Eine Erklärung dafür hat ihm der Bundestrainer bislang noch nicht geliefert. Ungeachtet dessen hat Kießling die Hoffnung, dass sich an seiner Situation noch etwas ändert, nicht aufgegeben: „Dass ich spielen will, ist klar. Jetzt beiße ich mich hier durch.“

Deutsche WM-Platzverweise 2010 Miroslav Klose: Gelb-Rot gegen Serbien (0:1) 2002 Carsten Ramelow: Gelb-Rot gegen Kamerun (2:0) 1998 Christian Wörns: Rot gegen Kroatien (0:3) 1990 Rudi Völler: Rot gegen die Niederlande (2:1) 1986 Thomas Berthold: Rot gegen Mexiko (n. V. 0:0, E. 4:1) 1958 Erich Juskowiak: Platzverweis gegen Schweden (1:3) 1938 Johann Pesser: Platzverweis gegen die Schweiz (n. V. 1:1) Anmerkung: Rote Karten wurden erstmals 1970 gezeigt, Gelb-Rote Karten ab 1994.

Viel Kritik für den spanischen Schiedsrichter: „Kartenspieler ohne Persönlichkeit“

Löws Rüffel für Klose: „Da kann man wegbleiben“ hatte das Gefühl, dass jeder Zweikampf unterbunden wurde und jedes kleine Foul mit einer Gelben Karte bestraft wurde“, so der Bundestrainer nach dem Videostudium am Samstag: „Ich war absolut überrascht über die Vielzahl von Gelben Karten.“ Das freilich überrascht. Schließlich hatte vor dem WM-Start noch ein Schiedsrichter-Ausbilder der FIFA das deutsche Teamquartier besucht, um rund eine Stunde lang anhand von Videobildern über die Vorgehensweise beim Turnier aufzuklären. Und dass die Unparteiischen in Südafrika recht flott persönliche Strafen aussprechen, ist seit WMStart permanent zu sehen. Deshalb sagt Philipp Lahm Und tschüss: Schiedsrichter Undiano stellt zu Recht: „Darauf muss Miroslav Klose mit Gelb-Rot vom Platz. man sich einstellen.“ lichkeit“, Dr. Markus Merk sprach von „Wettbewerbsverzerrung“. Nach Einschätzung von Urs Meier hatte er „nicht die richtige Linie gefunden“. Auch Joachim Löw ließ kein gutes Haar an Undiano. „Ich

Foto: ddp/Silz

1Es wäre ja interessant gewesen, wie Alberto Undiano seine Leistung beurteilt hätte. Vielleicht hätte der spanische Referee ja gesagt, dass er mit seiner Kartenflut nur die neueste Vorgabe der FIFA umgesetzt habe – als Voraussetzung, um noch ein Spiel leiten zu dürfen bei der WM. Hätte Senor Undiano gesprochen, hätte er sich auf jeden Fall um diese Möglichkeit gebracht. Denn der Weltverband hat seinen Referees strikt untersagt, sich während des Turnierverlaufs zu äußern. So konnte sich der für seine Strenge leidlich bekannte Undiano, der in der Primera Division in der abgelaufenen Saison 17 Spiele leitete und dabei gleich elf Platzverweise aussprach, auch nicht gegen die vornehmlich aus dem deutschen Lager vorgetragenen Angriffe wehren. Aber auch die Kollegen gingen mit ihm hart ins Gericht. Knut Kircher nannte ihn einen „Kartenspieler ohne Persön-

Miroslav Klose ist das nicht gelungen, einsichtig zeigen wollte er sich aber nicht. „Ich bin nicht doof, ich war gut im Spiel drin, aber Zweikämpfe gehören eben zum Fußball. Ich habe versucht den Ball zu spielen, bin dann extra über ihn drübergesprungen“, versuchte er seine übereifrige Aktion gegen Dejan Stankovic zu begründen. Selbst Löw widersprach: „Da kann man wegbleiben und einfach mitlaufen.“ Für Klose wars der erste Platzverweis in der Nationalmannschaft und der erst vierte in seiner Karriere. Den ersten gab‘s vor gut drei Jahren beim Bremer Halbfinal-Aus im UEFA-Cup gegen Espanyol Barcelona, und damals ging Klose ähnlich übermotiviert zu Werke wie diesmal. Obwohl schon früh mit Gelb belastet, ließ er sich zu einer Schwalbe hinreißen – und flog schon nach 19 Minuten vom Platz.


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kicker, 21. Juni 2010

Nach dem schwachen Spiel: Sogar der direkte Konkurrent macht sich für den Youngster stark

Jansen: Sein Plädoyer für Badstuber Pranger gestellt wird. Man muss Holger doch auch einen Fehler zugestehen“, sagte Marcell Jansen am Sonntag zum kicker. Dem Hamburger kommt die Situation des jungen Kollegen ziemlich bekannt vor. Denn bei der EM vor zwei Jahren verlor er nach der 1:2-Niederlage gegen Kroatien seinen Platz als Linksverteidiger. „Im Rückblick habe ich es überhaupt

nicht verstanden, dass ich als Jüngster zum Sündenbock gestempelt wurde“, so Jansen, der sich deshalb vehement für Badstubers Verbleib in der Startelf ausspricht: „Ich bin fit und bereit und gebe im Training Vollgas. Aber ich sehe das alles auch menschlich: Man darf einen jungen Spieler nicht gleich nach dem ersten Fehler infrage stellen.“ Ob Löw dies tun wird, ließ er am Wochenende

offen. Mit Prince Tagoe, der bislang in Hoffenheim nicht über die Rolle des Einwechselspielers hinauskam (12 Saisoneinsätze, davon einer in der Startelf), wartet auf der linken Abwehrseite ein Kontrahent, gegen den Badstuber bestehen kann und sollte. Die Alternative zum Münchner ist außer Jansen noch dessen HSVKollege Dennis Aogo, der aber bei erst zwei Länderspieleinsätzen ein Wagnis darstellt. Möglich wäre außerdem, Lahm wieder auf die linke Seite zu beordern und dafür Jerome Boateng rechts verteidigen zu lassen. Dagegen aber sprach sich der Kapitän am Wochenende schon mal prophylaktisch aus: „Es gibt keinen Grund, irgendetwas zu ändern.“

?

FRAGE DER WOCHE

Soll Löw Bundestrainer bleiben, auch wenn Deutschland rausfliegt? Foto: Firo

1Über fünf Minuten lang standen sie am Mittelkreis im Kreis – alle 23 Spieler, alle Mitglieder des Trainerstabes – und lauschten den Ausführungen von Joachim Löw. Der Bundestrainer nutzte am Sonntagmorgen den Trainingsauftakt in Atteridgeville, um seine Belegschaft eindringlich auf das Gruppenfinale einzuschwören. Und die Grundbotschaft, die er seinem Personal mit auf den Weg gab, lautete: „Glaubt an euch!“ Ein Aufruf, der ganz besonders an Holger Badstuber gerichtet war. Nach der indiskutablen Vorstellung gegen Serbien erhielt der Münchner von allen Seiten demonstrativ Rückendeckung. „Er allein war nicht schuld am Gegentor, da sehe ich eine Kettenreaktion“, befand Löw und bat: „Badstuber ist 21. Da bitte ich, damit etwas vorsichtig umzugehen. Allzu viele Talente dieser Art haben wir nicht.“ Und Kapitän Philipp Lahm pflichtete dem Bundestrainer mit den Worten bei: „Man kann nicht jede Flanke verhindern. Ich sehe das Gegentor nicht als Fehler von Holger.“ Am bemerkenswertesten indes ist, dass Badstuber selbst von der Konkurrenz im eigenen Lager in Schutz genommen und aufgebaut wird. „Auch wenn es um meine Position geht: Ich finde es nicht gut, wenn ein so junger Spieler an den

Ganz allein: Holger Badstuber nach seiner Auswechslung gegen Serbien. Viel deutet darauf hin, dass der Münchner im Team bleibt.

Sagen Sie uns Ihre Meinung – online. Bis Mittwoch, 18 Uhr, haben Sie Gelegenheit dazu. Die Adresse: www.kicker.de

EINE FRAGE AN DREI EXPERTEN

Das „Endspiel“ gegen Ghana: Was muss Löw jetzt ändern? „Badstuber – das ist riskant“ „Ich vertraue Joachim Löw“

„Geduld und Glaube gefragt“

Horst Eckel

Wolfgang Overath

Stefan Reuter

Weltmeister 1954

Weltmeister 1974

Weltmeister 1990

a die deutsche Elf zuletzt häufig nur mit einer Spitze gespielt hat, wird das gegen Ghana wohl ähnlich laufen. Das heißt: Klose ist gesperrt, nun sollte Cacau eine Chance von Beginn an erhalten. Ein weiterer Einsatz des jungen und unerfahrenen Badstuber ist natürlich riskant, weil man nicht weiß, wie er das Serbien-Spiel verkraftet. Aber ich denke, es war nur ein Ausrutscher, übrigens gegen einen sehr starken Gegenspieler. Der Münchner sollte also spielen, das Talent hat er ja. Den nächsten Elfmeter sollte Podolski aber nicht schießen.

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igentlich gebe ich aus der Ferne keine Empfehlungen für einen Trainer. Ich vertraue Joachim Löw, denn er ist nahe dran und macht einen guten Job. Da Klose gesperrt ist, rechne ich damit, dass Cacau seinen Platz einnimmt, der seit Monaten in sehr guter Form ist – und das kann man von Gomez leider nicht behaupten. Löw wird auch am besten wissen, ob der junge Badstuber in der Lage ist, seine Leistung wieder zu stabilisieren. Insgesamt bin ich optimistisch, dass unser Team Ghana besiegen wird, allerdings ist Überheblichkeit absolut fehl am Platz.

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us der Ferne lässt sich schwer urteilen, wer gegen Ghana als Spitze auflaufen soll. Cacau? Oder mit Gomez oder Kießling doch ein Angreifer, der Klose ähnelt? Das kann nur Joachim Löw entscheiden. Sonst würde ich nichts ändern, auch nicht links hinten. Die Niederlage an Badstuber festzumachen ist ein Unding, gegen einen Top-Außenspieler wie Krasic muss man als Mannschaft besser verteidigen und doppeln. Gegen Ghana sind nun eher Geduld und der Glaube an die eigenen Stärken gefragt. Die Klasse und die Qualität fürs Achtelfinale hat die Mannschaft allemal.

A


Kingson

Deutschlands beste Fondsgesellschaft1 präsentiert die WM-Kolumne von Oliver Kahn:

Trainer: Rajevac

Wigan Athletic 32 Jahre/80 Länderspiele

Paintsil

Vorsah

John Mensah

FC Fulham 29/57 1899 Hoffenheim 22/15 Sunderland 27/66

Sarpei B. Leverkusen 33/31

„Vielleicht wären zwei Stürmer gegen Ghana hilfreich“

Annan Rosenborg BK 23/34

Tagoe

K. Boateng

Asamoah

A. Ayew

1899 Hoffenheim 23/20 FC Portsmouth 23/3 Udinese C. 21/17 Arles-Avignon 20/23

Gyan Stade Rennes 24/41

Cacau VfB Stuttgart 29/10

Podolski

Özil

Müller

1. FC Köln 25/75

Werder Bremen 21/12

Bayern München 20/4

Schweinsteiger

Khedira

VO N O L I V E R K A H N

Bayern München 25/76 VfB Stuttgart 23/7

Badstuber

Friedrich

Mertesacker

Lahm

Bayern München 21/4 Hertha BSC 31/74 Werder Bremen 25/64 B. München 26/67

Neuer Trainer: Löw

Focus-Money, 17 / 2010.

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Ghana – Deutschland: So wollen sie spielen

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kicker, 21. Juni 2010

FC Schalke 04 24/7

Reservebank: Agyei 20/3 (Liberty Professionals Accra), Ahorlu 21/0 (Heart of Lions/beide Tor), Addy 24/12 (Bechem Chelsea), Inkoom 21/16 (FC Basel), Jonathan Mensah 19/4 (Free State Stars), Appiah 29/66 (FC Bologna), I. Ayew 22/6 (Zamalek Kairo), D. Boateng 27/22 (FC Getafe), Muntari 25/53 (Inter Mailand), Owusu-Abeyie 24/15 (Al-Sadd Doha), Adiyiah 20/6 (AC Mailand), Amoah 29/43 (NAC Breda) – Butt 36/3 (Bayern München), Wiese 28/2 (Werder Bremen/beide Tor), Aogo 23/2 (Hamburger SV), J. Boateng 21/5 (Hamburger SV), Jansen 24/31 (Hamburger SV), Tasci 23/12 (VfB Stuttgart), Kroos 20/4 (Bayer Leverkusen), Marin 21/11 (Werder Bremen), Trochowski 26/31 (Hamburger SV), Gomez 24/36 (Bayern München), Kießling 26/4 (Bayer Leverkusen) Schiedsrichter: noch nicht bekannt Anstoß: Mittwoch, 23. Juni (20.30 Uhr), in Johannesburg

DIE ENTSCHEIDUNG

DIE NEUE REGEL

Wann kommt Deutschland weiter?

Wann erlischt die „Gelbe Gefahr“?

1Die Ausgangslage vor dem letzten Gruppenspiel ist eindeutig: Bei einem Sieg gegen Ghana ist die DFB-Elf sicher im Achtelfinale, bei einer Niederlage gegen die Afrikaner müssen die Deutschen die Heimreise antreten. Sollten sich Deutschland und Ghana unentschieden trennen, ist die Löw-Truppe abhängig vom Ausgang der Partie zwischen Australien und Serbien: Bei einem australischen Sieg mit maximal sechs Toren Differenz steht Deutschland in der nächsten Runde. Auch bei einem Remis zwischen Serbien und Australien erreicht Deutschland mit einem eigenen Unentschieden das Achtelfinale. Gewinnt Serbien dagegen gegen die Socceroos, genügt Deutschland ein Unentschieden nicht zum Weiterkommen.

1Dass die Vielzahl von Gelben Karten eine Hypothek für den weiteren Turnierverlauf darstellt, war Joachim Löw gar nicht bewusst. „Meines Wissens werden die Gelben Karten nach den Gruppenspielen gestrichen“, sagte der Bundestrainer bei der offiziellen Pressekonferenz am Samstag. Ein Irrtum: Die Gelben Karten gegen Özil, Cacau, Khedira, Schweinsteiger und Lahm verfallen erst nach dem Viertelfinale. Kassiert einer von ihnen bis dahin eine weitere Verwarnung, ist er automatisch fürs nächste Spiel gesperrt. Eine Gelbe Karte im Halbfinale bleibt indes ohne Folgen. Mit dieser Regelung reagierte die FIFA übrigens darauf, dass Michael Ballack wegen einer Gelben Karte gegen Südkorea fürs WM-Finale 2002 gegen Brasilien gesperrt war.

ach der 0:1-Niederlage gegen Serbien ist nun jene Situation eingetreten, vor der ich von Anfang an gewarnt und die ich auch 2002 erlebt habe. Damals gewannen wir den WM-Auftakt gegen Saudi-Arabien mit 8:0, ehe im zweiten Spiel gegen Irland ein 1:1 folgte. Zum Abschluss der Gruppe durften wir nicht verlieren – und setzten uns sogar in Unterzahl 2:0 gegen Kamerun durch. Dieses Mal muss unsere Mannschaft gewinnen, es sei denn, die Serben patzen gegen Australien. Die junge deutsche Truppe hat also ein frühes Endspiel zu bewältigen, sie steht damit stark unter Druck. Es heißt zwar immer, deutsche Teams seien solchen extremen Herausforderungen in der Regel gewachsen, aber diese Überzeugungen gründen auf den Ergebnissen der Vergangenheit. Jetzt ist 2010, jetzt ist WM in Südafrika. Und jetzt vertritt uns eine sehr junge Mannschaft. Hätte sie etwas mehr Erfahrung, wäre ich beruhigter. Allerdings sollte es gegen Ghana trotzdem klappen, wenn jeder in dieser verheißungsvollen Elf sein Topniveau erreicht. Denn die Ghanaer haben beim 1:1 gegen Australien offenbart, dass sie in der Abwehr sehr unorganisiert sind und sogar mit einem Mann mehr einige Chancen zugelassen. Mit einem Unentschieden wären sie sicher für das Achtelfinale qualifiziert, aber ich glaube nicht, dass sie es beherrschen, auf einen Punkt zu spielen. Deswegen werden sich viele Räume auftun, anders als gegen die taktisch sehr gut eingestellten Serben. Also schließe

N

ich mich der Meinung der 53 Prozent Optimisten an, die auf fanorakel.de einen Sieg gegen Ghana prophezeien. Die Vorstellung, die die deutsche Mannschaft gegen Serbien nach der Pause zeigte, schürt diese Zuversicht. Sie erarbeitete sich trotz Unterzahl gute Möglichkeiten, doch die Chancen werden noch nicht optimal verwertet. Auch die Nutzung der Standards darf effizienter werden, Freistöße und Eckbälle zählten einst zu den gewaltigen Mitteln deutscher Auswahlteams. Aber vielleicht belehrt mich ja Cacau als Torjäger eines Besseren. Wie 70 Prozent auf fanorakel.de sehe ich den Stuttgarter nach Miro Kloses Platzverweis in der Startelf, weil er einen guten, selbstbewussten und sehr präsenten Eindruck macht. Für mich stellt sich zudem die Frage, ob der Einsatz von zwei Stürmern in bestimmten Spielen nicht hilfreicher wäre, gerade gegen die in der Defensive anfälligen Ghanaer, die im Abwehrzentrum beschäftigt werden müssen. Klose ist gesperrt. Der spanische Schiedsrichter übertrieb es nach dem Geschmack von zwei Dritteln der Voten auf fanorakel.de mit den persönlichen Strafen – er setzte damit nur einen Trend fort und wohl Vorgaben um. Aber wir wollen doch nicht den körperlosen Fußball, vielmehr gehören der Zweikampf und das kämpferische Element dazu wie der Ball und die beiden Tore.


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„Natürlich ist der Druck enorm“ Das Spiel bewegt. Schon Tage vor dem Anpfiff. Deutschland gegen Ghana: Das Aus oder das Achtelfinale. Und alle deutschen Spieler machen sich ihre Gedanken. Hier lesen Sie, welche.

Cacau „Ich bin fest vom Weiterkommen überzeugt. Die Mannschaft hat die Kraft und die Moral, um Ghana zu schlagen.“

Lukas Podolski „Freitag und Samstag waren wir enttäuscht, seither läuft die Vorbereitung wie vor den anderen Spielen. Gegen Ghana müssen wir einfach siegen.“

Mesut Özil „Gegen Ghana müssen wir konzentriert an die Sache herangehen und alles geben. Dann gewinnen wir auch.“

Bastian Schweinsteiger „Nun wird es natürlich nicht leicht gegen Ghana, aber wir haben eine gute Chance zu gewinnen und werden alles dafür tun. Es liegt an uns.“

Holger Badstuber „Weil wir Moral und Qualität haben, werden wir weiterkommen.“

„Es muss unser Anspruch sein, gegen Ghana zu gewinnen, sonst haben wir im Achtelfinale nichts verloren. Wir haben noch alle Möglichkeiten und alles in der Hand.“

Sami Khedira „Wir hätten das Endspiel gegen Ghana gerne vermieden. Aber wir haben auch gegen Serbien trotz der Niederlage gezeigt, dass wir der Aufgabe gewachsen sind. Wir müssen die drei Punkte holen.“

Per Mertesacker

Arne Friedrich „Es war klar, dass man durch so ein Turnier nicht durchgeht und alle Spiele gewinnt. Wir werden die Mannschaft aufbauen bis zum Ghana-Spiel, und wir werden noch weiter zusammenwachsen.“

Thomas Müller

„Natürlich ist der Druck nun enorm und wir haben gegen Ghana ein vorgezogenes K.-o.-Spiel, sozusagen ein Sechzehntelfinale. Aber wir haben alle schon Spiele auf höchstem Niveau bestritten und sind stark genug, diesem Druck standzuhalten.“

Manuel Neuer „In dieses Spiel müssen wir erhobenen Hauptes gehen. Wir müssen versuchen, das abzurufen, was uns gegen Australien stark gemacht hat. Dann bin ich mir sicher, dass wir weiterkommen.“

Philipp Lahm „Mir ist überhaupt nicht angst und bange. Die junge Mannschaft muss so weiterarbeiten wie bisher, im Training und im Spiel. Dann erreichen wir das Achtelfinale.“


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Foto: picture-alliance/dpa

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Fehlschuss aus elf Metern: Lukas Podolski zielt aufs rechte Eck, zieht mit links ab, doch Serben-Keeper Stojkovic gewinnt das Duell.

Nach dem verschossenen Elfmeter will Joachim Löw nun einen neuen Schützen bestimmen

Keine Diskussion: Schweinsteiger statt Podolski 1Diesen Hinweis kontert Lukas Podolski sofort. Als Bastian Schweinsteigers zwei Elfmetertore aus der WM-Generalprobe gegen Bosnien, 2:1, 3:1, angesprochen werden, sagt er trotzig: „Ich habe in Ungarn auch getroffen“ – ein Vorbereitungsspiel zuvor. Damals erzielte er das 1:0, mit wuchtigem Schuss nach rechts oben. Dieses Mal, beim WM-Ernstfall, schob er nach rechts unten, unplatziert, Serbiens Keeper Stojkovic wehrte ab. Tja, sagt Podolski leicht verzagt, „der Torwart hat die Ecke geahnt und

gut gehalten.“ Schöne Bescherung, im Jubiläumsländerspiel 75. Nichts wurde es aus Podolskis 40. Treffer. Wer so viel Erfahrung hat, flattert nicht. Schon gar nicht ein Podolski. „Ich war nicht nervöser als sonst“, sagt er. „Eigentlich bin ich ein

sicherer Elferschütze, er war platziert, nicht ganz platziert, aber hart geschossen.“ Naja, so hart nicht. Der Bundestrainer fand die Ausführung auch nicht so toll gelungen. „Normal“, sagt Joachim Löw, seien Podolskis Schüsse vom Punkt „platzierter“. Eingreifen der Coach Elfer-Bilanz: Schweinsteiger ohne Fehlschuss wollte von außen nicht, er witzelt: „Wir können Nationalelf Verein bei einem Elfmeter keine MannschaftsPodolski 4 Elfer/3Tore 13 Elfer/12 Tore sitzung einberufen.“ Schweinsteiger 3 Elfer/3Tore 2 Elfer/2 Tore Zudem könne er

sich an keinen Fehlschuss Podolskis erinnern. Den letzten Elfer im DFBTeam vergab Michael Ballack, am 19. 12. 2004, bei der 1:3-Niederlage in Südkorea. Nun also Podolski. „Ich bin eigentlich dafür bestimmt, Elfer zu schießen“, sagt er. Also, bitte, „was soll man beim Elfmeter diskutieren! Wenn der Ball reingegangen wäre, wäre er drin. Jetzt ist er halt daneben.“ Ganz so einfach ist es nicht. Löw sagt: „Es könnte durchaus sein, dass Schweinsteiger den nächsten Elfmeter schießt.“ Bestimmt.

SERBIEN: Subotic & Co. voller Zuversicht

1Ziemlich langweilig hatte diese WM für Serbiens Fans begonnen. Fähnchen oder Flaggen suchte man vergebens in der Hauptstadt Belgrad, von Euphorie nirgends eine Spur, und dann im ersten Spiel auch noch das armselige 0:1 gegen Ghana. Seit dem Freitag aber ist alles anders. Bis weit in die Nacht waren die Partyboote auf der Save prall gefüllt mit jungen Menschen, die in Landesfarben geschmückt, den 1:0-Sieg über Deutschland begießen wollten. Fast 8000 Kilometer weiter südlich bereitet sich die Mannschaft in ihrem Quartier in Johannesburg längst auf das letzte Gruppenspiel am Mittwoch gegen Australien vor. „Wir wissen, was wir zu tun haben“, sagte Serbiens Trainer Radomir Antic nach dem Training am Sonntag, „der Sieg über Deutschland gibt uns Selbstvertrauen, um die nächste Runde zu erreichen.“ Dass sein Team die Chance aufs Achtelfinale überhaupt noch

bekommt, darauf hatten nach dem verpatzten Start gegen Ghana nur große Optimisten zu hoffen gewagt. Auch von Vladimir Stojkovic (26) waren nicht unbedingt Heldentaten erwartet worden im Vorfeld. Der Torwart verfügt schließlich kaum über praktische Erfahrung. Bei ganzen 18 Ligaspielen stand Stojkovic in den vergangenen drei Jahren für Sporting Lissabon, den FC Getafe und Wigan Athletic im Kasten, zumeist saß er nur auf der Ersatzbank. Gegen Deutschland allerdings verriet er keine Unsicherheiten. „Ich habe mich auf meine Intuition verlassen und sie hat mich nicht getäuscht“, meinte er zu seiner wichtigsten Aktion, der Elfmeterparade gegen Podolski. „Jetzt sind wieder alle Türen auf“, sagte Neven Subotic (21). Der Dortmunder Innenverteidiger lieferte eine ordentliche Partie gegen die Bekannten aus der Bundesliga ab und stellte den Sieg in eine historische Dimension: „Wir

Foto: imago/Xinhua

„Jetzt sind alle Türen auf“

Flotte Flanke: Serbiens Rechtsaußen Milos Krasic (links) setzt sich gegen Holger Badstuber durch und schlägt die Hereingabe vor dem 1:0. sind jetzt die Generation, die einen Sieg gegen Deutschland geschafft hat.“ Der letzte Erfolg Serbiens bzw. Jugoslawiens über eine DFB-Elf ist schließlich 37 Jahre her, 1973 hatte es ein 1:0 in München gegeben. Der Stuttgarter Zdravko Kuzmanovic (22), der auf halbrechts gut mit dem bärenstarken Tempodribb-

ler Milos Krasic (25) harmonierte, dürfte am Mittwoch wie Subotic wieder in der Startelf stehen. Und mit einem Sieg über Australien würden die Serben dann ins Achtelfinale einziehen. „Wenn wir eine solche Leistung wie gegen Deutschland abliefern, sollte uns das auch gelingen“, sagt Kuzmanovic.


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Alles, was Sie über Ghana wissen müssen

Tamale

Kumasi

Erst zum zweiten Mal ist GHANA bei einer WM dabei – und auch erst das zweite Duell mit der DFB-Auswahl steht an.

Accra

U-20-Weltmeister ’09: Samuel Inkoom (re.) ist auch in Südafrika dabei.

Sekondi-Takoradi

Foto: imago/König

Geschichte: Schon drei Junioren-WM-Titel

Farbenfrohe „Black Stars“: Nach dem Spiel gegen Deutschland wollen die Fans den Achtelfinaleinzug feiern.

26 Plätze hinter der deutschen Elf Fläche: Einwohner: Verband: Mitglieder: WM-Spiele: WM-Siege: WM-Tore: FIFA-Rang:

Ghana 238 537 km2 (Rang 81 weltweit) 24 339 838 (Rang 47 weltweit) GFA (gegr. 1957) 987 500 6 3 6:7 32. der Weltrangliste

Deutschland 357 112 km2 (Rang 61 weltweit) 81 835 000 (Rang 15 weltweit) DFB (gegr. 1900) 6 700 000 94 56 194:113 6. der Weltrangliste

DER REKORDTORSCHÜTZE Abedi Pele 33 Tore

DER REKORDSPIELER Richard Kingson 80 Länderspiele

DEUTSCHE BILANZ GEGEN GHANA Erst ein Spiel: 6:1 am 14. 4. 1993 in Bochum Tore: Effenberg (2), Klinsmann (2), Kirsten, Möller Dazu kommen 2 Spiele der DDR-Auswahl: 1 Sieg,1 Niederlage, 4:3 Tore.

Foto: imago/Avanti

AKTUELLE SPIELER MIT BUNDESLIGA-ERFAHRUNG

Hat seinen Vertrag in Hoffenheim bis 2014 verlängert: Isaac Vorsah.

Prince Tagoe:

seit 2009 12 Bundesligaspiele (2 Tore) für 1899 Hoffenheim

Isaac Vorsah:

seit 2007 42 Bundesliga- und 17 Zweitligaspiele (1 Tor) für 1899 Hoffenheim

Hans Sarpei:

seit 1998 181 Bundesligaspiele (2 Tore) und 64 Zweitligaspiele (1 Tor) für Fortuna Köln, MSV Duisburg,VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen

Derek Boateng:

Januar bis Juni 2009 10 Bundesligaspiele (kein Tor) für den 1. FC Köln

Kevin-Prince Boateng: 2005 bis 2007 und Januar bis Juni 2009 52 Bundesligaspiele (4 Tore) für Hertha BSC und Borussia Dortmund (1/2009 – 09) Matthew Amoah:

Januar 2006 bis 2007 17 Bundesligaspiele (kein Tor) für Borussia Dortmund (kein Tor)

1903: Mit dem Excelsior Club entsteht der erste Fußball-Klub in Accra. 1911: Gründung von Hearts of Oak, dem ältesten noch existierenden Klub des Landes. 1922: Sir Gordon Guggisberg, Gouverneur der britischen Kronkolonie Goldküste, gründet die Accra Football League. Um den „Guggisberg Shield“ wird bis 1953 gespielt. 1950: Erstes Länderspiel der Goldküste – am 28. Mai wird Nigeria 1:0 besiegt. 1952: Durch Erlass der Kolonialverwaltung entsteht das Gold Coast Amateur Sports Council, in dessen Zuständigkeitsbereich auch Fußball fällt. 1956: Eine erstmals organisierte Landesmeisterschaft wird von den meisten Klubs boykottiert. 1957: Die Goldküste wird als Ghana unabhängig. Gründung der Ghana Amateur Football Association. 1958: Hearts of Oak wird erster offizieller ghanaischer Fußballmeister. 1961: Erste Teilnahme an der WM-Qualifikation. Ghana scheidet gegen Marokko aus (0:0, 0:1). 1963: Ghana wird als Gastgeber erstmals Afrikameister. Im gleichen Jahr Legalisierung des Professionalismus und Streichung des „Amateur“ aus dem Verbandsnamen. 1964: Ghana nimmt erstmals am Olympischen Fußballturnier teil und unterliegt im Viertelfinale Ägypten mit 1:5. 1965: Ghana verteidigt seinen Titel als Afrikameister. 1978: Zum dritten Mal Afrikameister. 1982: Ghana wird zum vierten und vorerst letzten Mal Afrikameister. 1991: Ghana wird U-17-Weltmeister. 1992: Bei den Olympischen Spielen in Barcelona holt Ghana Bronze. 1995: Ghana wird zum zweiten Mal U-17-Weltmeister. 2006: Bei der ersten WM-Teilnahme erreicht Ghana das Achtelfinale (0:3 gegen Brasilien). 2009: Ghana wird U-20-Weltmeister. 2010: Zweite WM-Teilnahme


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Gyan trifft – und alle loben Boateng Den Afrikanern reicht bereits ein Unentschieden gegen Deutschland, doch im entscheidenden Gruppenspiel am Mittwoch will GHANA auf Sieg spielen. Und es könnte zum Bruderduell kommen. wei Spiele, zwei Elfmeter, zwei Tore – die Bilanz ist erfolgreich. Vier Punkte holten die „Black Stars“ dank der Kaltschnäuzigkeit von Angreifer Asamoah Gyan (24). Nominell ist der Profi von Stade Rennes der einzige Stürmer im System von Trainer Milovan Rajevac. Und er ist derzeit in hervorragender Form. Schnell, beweglich und wuchtig durchpflügt er in Südafrika die gegnerischen Abwehrreihen. Und strotzt vor Selbstbewusstsein. „Ich fühle mich mental gut drauf“, schildert Gyan, „ich bin endlich völlig verletzungsfrei. Jetzt bin ich total fit und happy“, so der Angreifer, der in der abgelaufenen Saison 13 Treffer in der Ligue 1 erzielte. „Wir haben als Kollektiv gut gespielt“, lobte der Torjäger, einst bei den Liberty Professionals in Accra entdeckt und seit 2003 bei Udinese Calcio unter Vertrag, bevor er vor zwei Jahren in der Bretagne anheuerte. Und seine Maxime für das Mittwoch-Spiel ist ganz so, wie man sie sich für einen Vollblutstürmer vorstellt. „Gegen Deutschland spielen wir nicht auf Unentschieden, sondern auf Sieg. Wenn dann am Ende ein Remis herauskommt, sind wir auch weiter“, macht sich der Modellathlet keine Sorgen. Warum auch? Schließlich lobpreist Gyan den „Neuling“ der „Black Stars“, Kevin-Prince Boateng (siehe auch Story auf Seite 10/11).

Foto: picture-alliance/Empics

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Torschütze und Stratege: Asamoah Gyan (links) steht auf die Spielweise von Kevin-Prince Boateng. „Er hat schon nach nur drei Spielen eine sehr wichtige Rolle in der Mannschaft. Er passt super ins Team“, ist Gyan von den Qualitäten des Ex-Berliners überzeugt. Boateng spielt in der Zentrale den Pendler zwischen Offensive und Defensive, unterstützt den starken Sechser Anthony Annan. Und auch Coach Rajevac ist voll des Lobes über Boateng. „Kevin hat erneut ein sehr gutes Spiel gemacht, hatte drei, vier exzellente Aktionen. Er ist sehr stark in der Teamorganisation.“

Jetzt kommt’s für Kevin-Prince Boateng zum entscheidenden Duell der Gruppe D gegen Deutschland, Zwar nicht mehr gegen Michael Ballack, den er im FA-Cup-Finale so verletzte, dass dieser um die WM gebracht wurde, aber vielleicht gegen seinen Bruder Jerome – sollte der zum Einsatz kommen. Doch das ficht den „Prince“, wie es auf dem Trikot steht, nicht an. „Ihr wisst doch, dass ich im Moment nichts sagen möchte“, so seine knappen Worte nach dem Australien-Match.

„Überragend“ sieht der Ex-Wolfsburger Charles Akonnor die Leistungen Boatengs, „so stark“, meint der Ex-„Black-Star“, „hätte ich ihn nicht erwartet.“ Doch Akonnor, der Intimus der Deutschen, warnt seine Landsleute trotz aller Euphorie: „Das 1:1 gegen Australien war etwas zu wenig. Mit dem Resultat wird’s ganz schwer gegen Deutschland. Ich fürchte Schweinsteiger und Podolski besonders. Unser Vorteil könnte sein, dass die Deutschen auf Sieg spielen müssen.“

GHANA: Hans Sarpei über die junge Innenverteidigung und das Spiel gegen Deutschland

„Es fehlte uns im Kopf und an der Erfahrung“ kicker: Können Sie mit dem Resultat von 1:1 gegen Australien zufrieden sein, obwohl Sie gegen die „Socceroos“ lange Zeit in Überzahl gespielt haben, Herr Sarpei? Hans Sarpei (33): Ja, natürlich haben wir eine Stunde gegen zehn Mann gespielt und mussten eigentlich gewinnen. Wir hätten uns klarere Chancen herausarbeiten müssen, aber das haben wir nicht gemacht. Den Vorwurf müssen wir uns als Mannschaft gefallen lassen. Aber am Ende haben wir wenigstens einen Punkt mitgenommen.

kicker: Woran hat’s gehapert? Sarpei: Man hat gesehen, dass wir doch eine junge Mannschaft sind. In der zweiten Hälfte waren wir zu ungestüm, jeder wollte sein Tor, anstatt den Ball laufen zu lassen, den Gegner auszuspielen. Es wurde zu schnell abgeschlossen. kicker: Waren denn die „Black Stars“ zu verkrampft? Sarpei: Ich glaube, da fehlte es uns im Kopf und an der Erfahrung. kicker: War das frühe 0:1 nach dem Patzer von Kingson ein Schock? Sarpei: Natürlich war das ein Schock. In dem Moment war Australien dominant, hat viel mit langen Bällen operiert, hat uns unter Druck

gesetzt. Da denkt man uuuh, hoffentlich können wir es noch mal drehen. Erst danach sind wir dann besser ins Spiel gekommen. kicker: War Ihr Team verunsichert durch die Wechsel in der Abwehr? Sarpei: Ja, ich glaube, dass man es gesehen hat. Es ist nicht einfach, wenn beide zentralen Verteidiger nicht dabei sind. Und die beiden Neuen haben kaum Erfahrung, der eine, Lee Addy, spielt noch in Ghana, Jonathan Mensah spielt in der dritten Liga in Spanien. Da spürt man schon Unsicherheiten. kicker: Jetzt das „Endspiel“ am Mittwoch gegen Deutschland. Eine schwere Konstellation?

Sarpei: Unser Vorteil könnte sein, dass selbst Australien noch eingreifen kann. Deshalb werden die gegen Serbien Gas geben. Wir müssen abwarten und sehen, mit einem Unentschieden könnten ja auch Ghana und Deutschland das Achtelfinale erreichen. kicker: Alle drei Tage ein Spiel – ist der Rhythmus anstrengend? Sarpei: Nein. Die meisten von uns sind in Europa, etliche spielen internationale Wettbewerbe. Wir spielen lieber, als nur zu trainieren. kicker: Und die Motivation? Sarpei: Bei uns? Wir sind richtig heiß! I N T E RV I EW: H A R DY H A S S E L B RU C H


WM 2010_GRUPPE D

kicker, 21. Juni 2010

Ghana – Australien

1:1 Kingson (4,5)

(1:1)

Trainer: Rajevac

Paintsil (3,5)

Jonathan Mensah (4) Addy (5) Annan (3) K. Boateng (2,5)

Sarpei (3)

Tagoe (4)

Asamoah (3,5)

A. Ayew (3,5)

Gyan (2)

Kewell (–) Bresciano (3,5)

Carney (3) Trainer: Verbeek

Holman (3,5) Valeri (3)

Culina (3,5)

Moore (3,5)

Neill (3,5)

Emerton (4)

Wilkshire (5)

Schwarzer (2,5)

Eingewechselt: 56. Owusu-Abeyie (4) für Tagoe, 77. Muntari (–) für Asamoah, 87. Amoah (–) für K. Boateng – 66. Chipperfield (–) für Bresciano, 68. Kennedy (–) für Holman, 85. Rukavytsya (–) für Wilkshire – Reservebank: Agyei, Ahorlu (beide Tor), Inkoom, John Mensah, Appiah, I. Ayew, D. Boateng, Adiyiah – Federici, Galekovic (beide Tor), Beauchamp, Milligan, Jedinak, Garcia, Vidosic Tore: 0:1 Holman (11., Linksschuss, Vorarbeit Bresciano), 1:1 Gyan (25., Rechtsschuss, Handelfmeter, Kewell) – Chancen: 7:3 – Ecken: 6:1 SR: Rosetti (Assistenten: Calcagno, Ayroldi/alle Italien – Vierter Offizieller: Simon/ Brasilien), Note 3, musste bei der Roten Karte, dem Knackpunkt des Spiels, in Sekundenbruchteilen eine äußerst schwierige Entscheidung treffen: Fakt ist, dass Kewell, obwohl er den Arm wegzog, am Oberarm getroffen und dadurch ein Tor verhindert wurde. Rot wirkt zu hart, aber Rosetti blieb kein Spielraum. – Zuschauer: 34 812 (in Rustenburg) – Gelbe Karten: Addy, Jonathan Mensah, Annan – Moore (2., gesperrt) – Rote Karte: Kewell (25., Handspiel) – Spielnote: 3, ein abwechslungsreiches, intensiv geführtes Duell, das bis zum Ende viele Spannungsmomente bot.

ANALYSE

Großer Kampf nach Kewells Rot Ghana mit neuer Innenverteidigung: Für Vorsah (verletzt) und John Mensah (angeschlagen) kamen Jonathan Mensah und Addy. Das 0:1 verschuldete jedoch Keeper Kingson, der einen Bresciano-Freistoß prallen ließ. Die Rote Karte für Kewell brachte Ghana ins Spiel. Die Afrikaner, angetrieben vom auffälligen Kevin Prince Boateng und Gyan, setzten Australien unter Druck, waren durch die Mitte durchschlagskräftiger als über die Außenpositionen, auf denen Ayew und Tagoe gut abgeschirmt wurden. Letztlich fehlte die Konsequenz im Abschluss, um mit einem 2:1 die Weichen auf Sieg zu stellen. Kurios: Ausgerechnet in der Endphase schlugen die aufopferungsvoll kämpfenden Australier

%-Spielcheck

Ghana

Durchschnittsnote Abseits Fouls Gewonnene Zweikämpfe Ballbesitz Meiste Ballkontakte

3,5 2 19 52 % (90) 53 % 71 Paintsil

.

AUSTRALIEN: Verbeek-Team braucht ein Wunder

Kewell: „So will ich nicht aufhören“ 1Ob sie nun Schützenhilfe von ghanaischer Seite erhalten oder von der DFB-Auswahl mit einem hohen deutschen Sieg, ist den Australiern letztendlich gleichgültig. Hauptsache, die Unterstützung kommt – und man fährt selbst den notwendigen Sieg gegen Serbien ein, um sich alle Möglichkeiten auf das Achtelfinale offenzuhalten. Der Glaube an das Wunder ist vorhanden. „Wir sind noch im Rennen“, verkündet Pim Verbeek trotzig. Der Trainer schränkt jedoch ein angesichts der Minimalchance: „Es wird sehr schwer. Wir brauchen einen Sieg, wir brauchen Tore – und am besten schießen wir viele Tore.“ Die Frage lautet: Wer soll für die Torflut sorgen? Harry Kewell (31) wurde für die Rote Karte gegen Ghana am Sonntag für ein Spiel gesperrt. Sein Ärger über den Schiedsrichter und den aus australischer Sicht unberechtigten Platzverweis war auch am Tag nach dem Spiel noch nicht verflogen („Es kotzt mich an. Der Typ hat meine WM getötet.“), doch Verbeek glaubt qualitativen Ersatz für den Top-Star zu finden. „Ich habe genügend

Spieler zur Verfügung, um die Ausfälle aufzufangen“, sagt der Coach. Als Offensiv-Option bietet sich Rückkehrer Tim Cahill (30, Everton) an nach Ablauf der Rotsperre aus dem Deutschland-Spiel. Auch der frühere Bundesligaprofi Joshua Kennedy (27, Nagoya/Japan) ist ein Kandidat. Auf der Tribüne wird Kewell am Mittwoch die Daumen drücken. Sechs Monate kämpfte der lange verletzte Angreifer um die WM-Teilnahme. Nun will er sich nicht mit einem Kurzauftritt verabschieden. Der 31-Jährige: „So will ich nicht aufhören. Ich hoffe, dass wir mit etwas Glück noch die nächste Runde erreichen.“

Gruppe D 1. Ghana 2 2:1 2. Deutschland 2 4:1 3. Serbien 2 1:1 4. Australien 2 1:5 Mi., 20.30 Ghana – Deutschland

4 3 3 1

live in ARD/Sky

Mi., 20.30 Australien – Serbien live in ARD/Sky

– Valeri, Wilkshire, Emerton und Culina absolvierten über zehn Kilometer Laufleistung – zurück und deckten die Abstimmungsprobleme in Ghanas Abwehr (Unsicherheitsfaktor Addy) auf. Wilkshire, der schon vor der Roten Karte patzte, vergab sogar das 1:2.

FAZIT Australien verdiente sich das Unentschieden. Ghana verlor die spielerische Linie, enttäuschte.

SPIELER DES SPIELS

Asamoah Gyan Erneut sicherer Elfmeterschütze. Mit seiner Schnelligkeit und Durchsetzungsstärke nur schwer in den Griff zu bekommen. Foto: picture-alliance/buck

32

Australien 3,5 2 15 48 % (84) 47 % 58 Wilkshire

Hier war’s: Schiedsrichter Rosetti zeigt Australiens Harry Kewell das Körperteil, mit dem er den Ball auf der Torlinie aufgehalten hat.


WM 2010

kicker, 21. Juni 2010

33

Was die Menschen verbindet? Klar, die Liebe. Und der Fußball! Auf der ganzen Welt steigen derzeit FANFESTE – hier eine kleine, feine Auswahl an Bildern.

World Wide Viewing

Hamburg: 60 000 Fans auf dem Heiligengeistfeld bilden die größte Fanmeile Deutschlands.

b in Paris oder in Seoul, in Mexiko City oder sogar in New York: Die Welt ist 2010 zu Gast beim Public Viewing. In Deutschland steigt die größte Sause in Hamburg – und die geht so: Mittagspause auf dem Heiligengeistfeld. Wer einen gnädigen Chef

Fotos: imago/Xinhua (2), Getty/AFP, Getty/Tama, imago/Gran Angular, AP/Korea Pool

O

hatte, tauschte am Freitag Hemd gegen Trikot und zog auf Deutschlands größte Fanmeile, direkt neben dem Millerntor, wo ab August wieder die Bundesliga zu Gast ist. Freitag war WM-Fieber – für 60 000. Zumindest bis kurz vor der Halbzeit. Der Doppel-Rückschlag, Gelb-Rot

Mexiko City: Mehrere zehntausend Fans treffen sich auch in der Megametropole.

für Klose und das prompte Gegentor durch Jovanovic, ließ die Stimmung etwas abkühlen. Zumindest bei den Deutschen. Denn unter die Massen hatten sich auch serbische Fans gemischt. Die waren zwar in der Unterzahl und doch obenauf. Schade: Ein paar Rangeleien zwischen beiden Fangruppen gab es auch, doch insgesamt 35 Verletzte (inklusive einiger Panikattacken und Atembeschwerden wegen der Enge) sind im Rahmen, sagt FrankHenning Bieger, Einsatzleiter der Johanniter: „Im Verhältnis zu den

Asuncion: Paraguays euphorische Fans haben jede Menge zu bieten und zu feiern.

Seoul: Hier geht wirklich die Post ab. Südkoreas Fahne fliegt über den ganzen Platz hinweg.

hohen Besucherzahlen können wir von einem friedlichen Verlauf der Veranstaltung sprechen.“ Die Wiederholung am Mittwoch ist garantiert. Nur das Ende soll dann ein anderes sein. Freitag zog das Gros der Besucher enttäuscht von dannen. Nach der Partie gegen Ghana soll weitergefeiert und getanzt werden. Der Fußweg zur Reeperbahn beträgt keine fünf Minuten. Ein Sieg und das Weiterkommen der DFB-Elf sind die Voraussetzung. Sonst wird selbst die größte Fanmeile zur Trauermeile.

New York: Ist halt bloß Soccer – aber ein paar schauen auch unter der Manhattan Bridge zu.

Paris: In der Nähe des Eiffelturms wird mal nicht nur rumgeknutscht, sondern brav WM geguckt.


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WM 2010_GRUPPE G

kicker, 21. Juni 2010

Brasilien – Elfenbeinküste

3:1 Julio Cesar (3)

Maicon (3,5)

(1:0)

.

Trainer: Dunga

Lucio (3,5)

Juan (3)

Michel Bastos (4)

Gilberto Silva (3)

Felipe Melo (3,5)

Elano (2,5) Kaka (2) Robinho (4) Luis Fabiano (2) Drogba (3) Kalou (5)

Dindane (5) Tioté (5)

Tiené (5)

Eboué (5) Yaya Touré (3,5) Zokora (5) Kolo Touré (4)

Demel (3,5) F I F

Trainer: Eriksson

Barry (3)

Eingewechselt: 67. Dani Alves (–) für Elano, 90./+3 Ramires (–) für Robinho – 54. Gervinho (3) für Dindane, 68. Keita (–) für Kalou, 72. Romaric (–) für Eboué – Reservebank: Doni, Gomes (beide Tor), Gilberto, Luisao, Thiago Silva, Josué, Kleberson, Grafite, Julio Baptista, Nilmar – Yeboah, Zogbo (beide Tor), Angoua, Bamba, Boka, Gohouri, Gosso, Kone, Doumbia Tore: 1:0 Luis Fabiano (25., Rechtsschuss, Vorarbeit Kaka), 2:0 Luis Fabiano (50., Linksschuss, –), 3:0 Elano (62., Linksschuss, Kaka), 3:1 Drogba (79., Kopfball, Yaya Touré) – Chancen: 5:3 – Ecken: 4:3 SR: Lannoy (Assistenten: Dansault, Ugo/alle Frankreich – Vierter Offizieller: Mohd Salleh/Malaysia), Note 6, übersah vor dem spielentscheidenden 2:0, dass Luis Fabiano den Ball bewusst mit dem Oberarm mitnahm, raubte Drogba eine große Chance, als er ihn fälschlicherweise im Abseits sah (58.), Tioté und Keita hätten fur fiese Tritte Rot sehen müssen, Kakas Platzverweis war falsch. – Zuschauer: 84 455 (in Johannesburg, ausverkauft) – Gelbe Karten: Tiené, Keita, Tioté – Gelb-Rote Karte: Kaka (88.) – Spielnote: 3, lange Zeit ein von Vorsicht geprägtes Spiel, erst nach der Pause drehten die Brasilianer auf. Die Ivorer konnten dem nichts entgegensetzen.

ANALYSE

Kaka mit zwei Geistesblitzen Brasilien nach dem 2:1 gegen Nordkorea unverändert, bei den Ivorern kam nach dem 0:0 gegen Portugal Drogba für Gervinho. Zunächst genoss die Vorsicht höchste Priorität, ehe Brasilien mit der ersten Chance das 1:0 erzielte: Kaka legte mustergültig auf Luis Fabiano, Sevillas Stürmer schloss kompromisslos ab. Der Rekordweltmeister präsentierte sich offensiv variabel – jedoch auf Sparflamme, so dass die Partie den Erwartungen nicht gerecht wurde. Drogba war engagiert, bekam aber entweder keine Bälle oder er behauptete sie nicht. Erst nach dem 2:0, dem Luis Fabiano durch sein Handspiel die Schönheit geraubt hatte,

%-Spielcheck Durchschnittsnote Abseits Fouls Gewonnene Zweikämpfe Ballbesitz Meiste Ballkontakte

Brasilien 3,1 0 16 51 % (97) 57 % 64 Felipe Melo

riskierte Eriksson mehr. Gerade als Gervinho sich anschickte, das Vakuum hinter Drogba zu füllen, machte Elano alles klar. Erneut war Kaka mit seinem zweiten Geistesblitz letzter Passgeber.

FAZIT Hochverdienter Sieg für Dungas Elf gegen harmlose und am Ende unfaire Ivorer.

SPIELER DES SPIELS

Kaka Bereitete das 1:0 und 3:0 schön vor. Was er machte, hatte Hand und Fuß – zwischen seinen Kunstpausen. Flog zu Unrecht vom Platz.

Elfenbeinküste 4,2 2 22 49 % (93) 43 % 59 Tiene

Der erste Streich: Das 1:0 durch Luis Fabiano.

BRASILIEN: Spielmacher Kaka wird zum traurigen

Dunga macht alles 1Der Anfang war zäh: Ein Schuss von Robinho, dann lange nichts. 19 Minuten brauchte die Selecao, um erstmals in den Strafraum der Ivorer zu kommen. Doch dann fackelten sie nicht lange. Minuten später spitzelte Kaka am 16-er den Ball auf Luis Fabiano, der drosch den Ball aus acht Metern ins Netz. Just Kaka, just Luis Fabiano, der in der 50. Minute mit dem 2:0 auch für die Vorentscheidung sorgte. Die Kritik war groß gewesen, doch Nationaltrainer Dunga hatte trotz Medienschelte nach dem mauen 2:1 gegen Nordkorea seiner Startelf aus dem Auftaktmatch vertraut. Also auch dem enttäuschenden Kaka und dem völlig ohne Chance gebliebenen Luis Fabiano. Der legte nun mit seinen Toren Nummer 26 und 27 im 40. Länderspiel die Grundlage zum Achtelfinaleinzug – spielte den Ball vor dem 2:0 aber mit der Hand und verneinte dies auf Nachfrage des Referees. Aber die Ivorer hatten kaum Zeit, sich zu ärgern, denn Elano (62.) erzielte kurz darauf auf Pass des aufdrehenden Kakas das 3:0. Dunga hatte alles richtig gemacht. Auch mit Kaka, der zwar nur wenige auffällige, dafür entscheidende Szenen hatte. Dass er schließlich vom überforderten

Schiedsrichter Lannoy noch eine überzogene Gelb-Rote Karte sah, machte ihn zum traurigen Helden. Dennoch bot die Selecao auch im zweiten Auftritt lange Zeit mehr Effizienz als „jogo bonito“. Denn Dunga änderte nichts an seiner defensiven Grundausrichtung im Mittelfeld. Immerhin zeigte sein Team nach der Pause unterhaltsame Ansätze. Das aus seiner Sicht Geschwätz der heimischen Medien vom fehlenden schönen Fußball hatte der Coach ohnehin zuvor gekontert: „Auch ein auf Organisation basierender Fußball ist schön“, sagte der 46-Jährige. Zur Seite sprang ihm dieser Tage Staatspräsident Lula. Auch 1994 habe die Selecao, deren Kapitän damals Dunga war, den Titel gewonnen – mit einer Truppe voller „Hinkebeine“, so der Staatschef, aus der nur das Sturmduo Romario und Bebeto herausragte. Letzterer forderte jetzt: „Brasilien hat die beste Defensive der Welt. Lasst Dunga arbeiten, dann werden wir Weltmeister.“ Das wären dann auch die „Wölfe“ Josué und Grafite. Spielminuten gab es für beide bislang aber nicht: Josué ist eine Alternative für die „Doppelsechs“ und Stürmer Grafite kann angesichts solch entscheiden-


WM 2010_GRUPPE G

kicker, 21. Juni 2010

35

PORTUGAL: Deco fällt mit Hüftverletzung aus

Foto: Witters

Ronaldo verspricht eine große Antwort

Helden – Luis Fabiano erschwindelt sich ein Tor

richtig: Selecao weiter der Treffer Luis Fabianos kaum auf mehr als Kurzeinsätze hoffen. Keeper Julio Cesar war in Sachen WM-Titel schon vor dem 3:0 optimistisch, posaunte mit Blick auf Argentinien in Vuvuzela-Lautstärke: „Im Finale wird Samba

getanzt, nicht Tango. Wir haben Dunga, mit ihm werden wir alles gewinnen.“ Das unterstreicht vermutlich auch der ivorische Coach Sven Göran Eriksson, der Dunga einst trainierte: „Er wusste schon als Spieler alles, er ist sehr intelligent.“

ELFENBEINKÜSTE: Geheimfavorit vor dem Aus

Frust pur – ein Drogba ist zu wenig 1Der Geheimfavorit steht vor dem Aus, nur ein Wunder kann der Elfenbeinküste nach dem 1:3 gegen Brasilien vor dem Gruppenfinale gegen Nordkorea jetzt noch das Achtelfinale bescheren. Es wäre bereits das zweite nach der Blitzheilung von Didier Drogba (32). Knapp 30 Minuten hatte er beim Spiel gegen Portugal schon mitwirken können, verpasste nach seiner Einwechslung für seinen ChelseaKollegen Salomon Kalou sogar den möglichen Siegtreffer beim torlosen Remis. Gestern ging er wieder voran, führte das Team der „Elefanten“ als Kapitän aufs Feld – die Alpha-Figur in ihrem Element. Und auch persönlich erfolgreich. Obwohl wenig unterstützt von teilweise desolaten Nebenleuten, war Drogba torgefährlichster Ivorer,

scheiterte noch in der 54. Minute aus guter Position, markierte dann aber immerhin den Ehrentreffer. Sein Kopfball als ein Schuss Hoffnung für die Elfenbeinküste, weil das Torverhältnis nun zumindest keine restlos ausweglose Situation wiederspiegelt? Erst am 5. Juni war Drogba nach seinem Ellenbogenbruch, erlitten am Tag zuvor im Testspiel gegen Japan, operiert worden. Seither bestritt er seinen Kampf gegen die Uhr. José Mourinho, sein Ex-Coach bei Chelsea, reiste Drogba früher nach Ägypten hinterher, um sich während des Afrika-Cups nach dessen Befinden zu erkunden, inzwischen hat auch Sven-Göran Eriksson ihn als Profi kennengelernt. Und als Persönlichkeit. Doch ein Drogba ist zu wenig.

1In der WM-Qualifikation 0:0 zu Hause gegen Albanien und 2:1 dort, in der letzten Spielminute durch einen Kopfballtreffer von Bruno Alves. Während der Vorbereitung auf das Turnier 0:0 gegen die Kapverden und nicht zuletzt auch das torlose 0:0 zum Auftakt gegen eine defensiv eingestellte Elfenbeinküste – diese Zahlen zeigen, wo Portugal der Schuh drückt: Überraschend in der Offensive, trotz Cristiano Ronaldo, des mit 94 Millionen Euro Ablöse teuersten Spielers der Welt, und trotz eines Deco, der 2004 den FC Porto zum Gewinn der Cham-pions League führte. Doch dieses Duo ist nun auch noch gesprengt, denn Deco fällt mit einer Hüftverletzung aus. Der 32-Jährige vom FC Chelsea war mit seiner Kreativität ein wichtiger Baustein in den Planungen von Trainer Carlos Queiroz, er sollte zudem bis auf die meist von Cristiano Ronaldo geschossenen direkten Freistöße alle Standards in Tornähe ausführen. Gerade in diesem Bereich zeigte Portugal in jüngerer Vergangenheit deutliche Defizite, Eckbälle und indirekte Freistöße bildeten das Hauptthema der Trainingsarbeit in den vergangenen Tagen. Decos Qualitäten sollen nun auf verschiedene Schultern verteilt werden. Die Standards teilen sich Simao, der mehr Ballgefühl einbringt, und Bruno Alves, der eher fürs Grobe zuständig ist. Tiago von Atletico Madrid, der schon in Lyon und bei Juventus Turin unter Vertrag stand, soll die kreativen Momente einbrin-

gen, gilt aber in diesem Bereich als nicht so stark wie Deco. Derweil müssen die Portugiesen akzeptieren, dass Cristiano Ronaldo mit Gelb vorbelastet in die Partie geht und somit eine Sperre für die finale Aufgabe gegen Brasilien droht, die aus aktuellen und geschichtlichen Gründen eine besondere Brisanz birgt. Der Verband hatte bei der FIFA Protest gegen die Verwarnung eingelegt, der Weltverband hatte diesen mit Verweis auf eine Tatsachenentscheidung abgeschmettert. „Cristiano ist ein wichtiger Spieler für uns. Solche Gelben Karten schmerzen am meisten“, ärgert sich Mittelfeldspieler Raul Meireles noch immer. Doch der Superstar der Portugiesen selbst lässt sich davon nicht beeindrucken. Cristiano Ronaldo verspricht: „Nachdem das Auftaktspiel absolviert ist, gehen wir ohne Nervosität in die weiteren Aufgaben. Wir werden gegen Nordkorea eine große Antwort geben.“ Das hieße auch, die Flaute des bisherigen Turnierverlaufs zu beenden. Ronaldo, seit elf Spielen ohne Torefolg für Portugal: „Wenn ich nicht treffe, dann tun das eben andere.“

Gruppe G 1. Brasilien 2 5:2 2. Portugal 1 0:0 3. Elfenbeinküste 2 1:3 4. Nordkorea 1 1:2 Mo., 13.30 Portugal – Nordkorea

6 1 1 0

live in ZDF/Sky

NORDKOREA: WM-Revanche gegen Portugal

Jong wieder als Alleinunterhalter 1Knapp drei Wochen sind sie nun in Südafrika, doch immer noch ist die Vokabel „geheimnisvoll“ diejenige, welche die Delegation Nordkoreas am trefflichsten beschreibt. Lediglich Jong Tae-Se (26, siehe auch Seite 66) sticht heraus, ob er beim Abspielen der Hymne heult oder sich furchtlos einem Weltklasseverteidiger wie Brasiliens Lucio entgegenstemmt. So wird sich die „menschliche Abrissbirne“ (Spiegel online) auch

heute wieder als Alleinunterhalter ins Getümmel stürzen, unterstützt von Kapitän Hong, der Rest wird sich bei der WM-Revanche für 1966 (3:5 im Viertelfinale) zunächst mal darauf konzentrieren, dass hinten nichts anbrennt. Dies gelang gegen Brasilien lange und über die gesamte Spieldauer fair. Was von guter Kondition ebenso zeugt wie von Konzentrationsfähigkeit. Wie versprach Jong schon vor der WM: „Wir spielen nicht schmutzig!“


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WM 2010_GRUPPE F

kicker, 21. Juni 2010

Italien – Neuseeland

1:1 Marchetti (3,5)

Zambrotta (4,5)

(1:1)

Trainer: Lippi

Cannavaro (5)

Chiellini (3)

de Rossi (3,5)

Montolivo (3)

Pepe (4)

Criscito (4)

Marchisio (4,5) Iaquinta (3,5) Gilardino (5) Smeltz (3)

Killen (4,5) Lochhead (3,5)

Fallon (3,5) Elliott (4)

Smith (3,5)

Vicelich (2,5)

Nelsen (2)

Bertos (4,5)

Reid (2,5)

Paston (2,5)

Trainer: Herbert

Eingewechselt: 46. di Natale (3,5) für Gilardino und Camoranesi (5) für Pepe, 61. Pazzini (–) für Marchisio – 63. Wood (–) für Fallon, 81. Christie (–) für Vicelich, 90./+3 Barron (–) für Killen – Reservebank: de Sanctis (Tor), Bocchetti, Bonucci, Maggio, Gattuso, Palombo, Pirlo, Quagliarella – Bannatyne (Tor), Boyens, Mulligan, Sigmund, Brown, Clapham, McGlinchey, Brockie Tore: 0:1 Smeltz (7., Rechtsschuss, Vorarbeit Reid), 1:1 Iaquinta (29., Rechtsschuss, Foulelfmeter, Smith an de Rossi) – Chancen: 6:2 – Ecken: 15:0 SR: Batres (Guatemala – Assistenten: Leal/Costa Rica, Pastrana/Honduras – Vierter Offizieller: Coulibaly/Mali), Note 3, solide Leistung in einem undankbaren Spiel die Abseitsposition von Smeltz vor dem 0:1 war schwer zu erkennen; der Elfmeter für Italien war hart, aber vertretbar. – Zuschauer: 38 229 (in Nelspruit) – Gelbe Karten: Fallon, Smith, Nelsen – Spielnote: 4, das eine Team beschränkte sich auf seine defensiven Mittel, das andere bot Einbahnstraßenfußball der biederen Art.

ANALYSE

All Whites furchtlos zur Sensation Nach der Riesen-Blamage gegen den 78. der Weltrangliste droht Weltmeister Italien das Aus. Die Neuseeländer agierten furchtlos im 3-4-3 und wurden schnell belohnt: Nach einer ihrer gefürchteten Standards und einem Querschläger von Cannavaro spitzelte Smeltz den Ball – aus Abseitsposition –über die Linie. Der Titelverteidiger zeigte sich nur kurz geschockt, übernahm deutlich das Kommando und kam trotz mangelnder Kreativität zu vielen Chancen. Nach Montolivios Schuss an den Pfosten (27.) brauchte es einen Strafstoß zum Ausgleich. Trainer Lippi versuchte zur Pause mit zwei Wechseln mehr Struktur ins Spiel zu bekommen. Iaquinta stieß nun ganz in die Spitze, di Natale agierte dahinter. Ideenreicher wurde das Spieler der

%-Spielcheck Durchschnittsnote Abseits Fouls Gewonnene Zweikämpfe Ballbesitz Meiste Ballkontakte

Italien 4,0 1 11 58 % (76) 64 % 88 Montolivo

Azzurri aber nicht. Im Gegenteil. Der Außenseiter stand nun wieder kompakter und sicherer. Erst in der letzten Viertelstunde, als den Neuseeländern die Kräfte auszugehen schienen, konnte Italien den Druck verstärken. Die größte Chance zum Sieg hatte aber Chris Wood (83.).

FAZIT Italien investierte zu wenig und schaffte es zu selten, die aufopferungsvoll kämpfenden Neuseeländer wirklich in Gefahr zu bringen.

SPIELER DES SPIELS

Ryan Nelsen Der Kapitän organisierte als Turm in der Abwehrschlacht klug und umsichtig, war immer wieder zur Stelle und klärte unzählige Bälle.

Neuseeland 3,3 2 22 42 % (56) 36 % 43 Paston, Lochhead

.

ITALIEN: Squadra Azzurra 2010 noch ohne Sieg

Trainer Lippi: „Keine Panik, das war Pech“ 1Allem Respekt zum Trotz war sich Italiens Presse vor der zweiten Partie des amtierenden Weltmeisters einig: „Sollten die Azzurri gegen die Meister des ovalen Rugby-Eies aus Neuseeland nicht gewinnen, wäre eine vorzeitige Heimkehr völlig verdient“, kommentierte die Gazzetta dello Sport. Auch Trainer Marcello Lippi gab die Marschrichtung deutlich vor: „Wir sind technisch klar überlegen und müssen gewinnen.“ Kapitän Fabio Cannavaro stimmte zu, zeigte sich allerdings etwas bedächtiger und erklärte das italienischste aller Ergebnisse, ein 1:0, als vollkommen in Ordnung. Italien wäre nach dem peinlichen 1:1 gegen die bescheidenen Neuseeländer mit Cannavaros Wunschergebnis natürlich mehr als zufrieden gewesen. Doch einen Sieg hatten sich die Azzurri keineswegs verdient. Italien demonstrierte einmal mehr, dass es bei dieser südafrikanischen Titelverteidigungs-Safari über keinen Spieler verfügt, der auch nur den Hauch von Esprit in diesem Team versprüht. Natürlich verteidigte Neuseeland geordnet, doch eine Auswahl der Serie A sollte sich in der Lage wähnen, den 78. der FIFA-Rangliste zumindest ab und zu in Verlegenheit zu bringen. Bis auf einen Pfostenschuss von Ricardo Montolivo und dem recht schmeichelhaften Elfmeter zum Ausgleich gelang es den Azzuzrri trotz Feldüberlegenheit nichts. Nun steht Italien vor der letzten Partie gegen die Slowakei vor dem Dilemma, für den Achtelfinaleinzug gewinnen zu müssen ohne

die phantasievollen Füße dazu zu besitzen. Vielleicht darf der jüngst verletzte Andrea Pirlo wieder mitspielen – der ehemalig findige Ideengeber war jedoch in den vergangenen zwei Jahren meist ein Ausfall beim AC Mailand, warum sollte er nun ausgerechnet jetzt in Südafrika nach seiner Wadenverletzung zu alter Form gedeihen? Wie gewohnt sah der kritikempfindliche Lippi natürlich kein Problem. „Ich bin enttäuscht, aber keine Panik. Wir haben in zwei Spielen zwei Schüsse aufs Tor bekommen, und beide waren drin. Das war Pech. In beiden Partien hätten wir eigentlich gewinnen müssen.“ Diese Meinung besaß er exklusiv. Die Azzurri gewannen in diesem Jahr noch keine einzige Partie und erzielten seit August 2009 in zwölf Partien magere 14 Tore. Mittlerweile hält sich Italien am Aberglauben fest. 1982 schlich man sich mit drei unsäglichen Remis gerade noch durch die Vorrunde und wurde am Ende Weltmeister. Dieses Wort nehmen die Tifosi derzeit jedoch nur beim Anschauen alter DVDs in den Mund.

Gruppe F 1. Paraguay 2 2. Italien 2 Neuseeland 2 4. Slowakei 2 Do., 16.00 Slowakei – Italien

3:1 2:2 2:2 1:3

4 2 2 1

live in ZDF/Sky

Do., 16.00 Paraguay – Neuseeland live in ZDF/Sky

NEUSEELAND: Herbert im „Fußballmärchen“

„Kiwis“ schreiben Fußballgeschichte 1Kein Traum, keine Fiktion – Wirklichkeit! Nach dem 1:1 gegen die Slowakei hinterlassen die „Kiwis“ weiter ungläubiges Staunen. Das Fußball-Entwicklungsland trotzte Weltmeister Italien ein sensationelles Remis ab und schreibt erneut Geschichte. „Unglaublich, ich bin sprachlos“, stammelte Ryan Nelsen. Der Kapitän gibt zu: „Unser Spiel war zwar nicht schön anzusehen, aber wir haben mit dem Herzen gespielt. Jetzt heißt es ausruhen

und gegen Paraguay reinhauen.“ Neuseeland war mit dem Ziel angetreten, zumindest ein Tor zu erzielen, dank des in Göppingen geborenen Torschützen Shane Smeltz und des stark haltenden Keepers Mark Paston ist vor dem letzten Gruppenspiel nun sogar das Achtelfinale drin. Coach Ricki Herbert: „Das ist ein Fußballmärchen. Viele haben ja gedacht, dass wir gar nicht hier sein dürften – die müssen jetzt alle ihre Geschichten neu schreiben.“


kicker, 21. Juni 2010

WM 2010_GRUPPE F

37

0:2

(0:1)

Slowakei – Paraguay Mucha (2,5) Pekarik (3,5)

Skrtel (4)

Salata (4,5)

Strba (4,5)

Kozak (4)

Weiss (3)

Hamsik (4)

.

Trainer: Weiss

Durica (4)

Vittek (4,5)

Sestak (5) Valdez (4)

Santa Cruz (2)

Barrios (3)

Riveros (3)

Vera (2) V. Caceres (3,5)

Morel (3)

Alcaraz (3)

Foto: Bernetti/Getty Images

Eingewechselt: 70. Holosko (–) für Sestak, 83. Stoch (–) für Salata – 68. Torres (–) für Valdez, 82. Cardozo (–) für Barrios, 87. E. Barreto (–) für Vera – Reservebank: Kuciak, Pernis (beide Tor), Cech, Petras, Zabavnik, Kopunek, Kucka, Sapara, Jakubko, Jendrisek – D. Barreto, Bobadilla (beide Tor), J. Caceres, Caniza, Veron, Ortigoza, Benitez, Gamarra Tore: 0:1 Vera (27., Rechtsschuss, Vorarbeit Barrios), 0:2 Riveros (86., Linksschuss, da Silva) – Chancen: 2:8 – Ecken: 3:1 SR: Maillet (Seychellen – Assistenten: Menkouande/Kamerun, Hassani/Tunesien – Vierter Offizieller: Aguilar/El Salvador), Note 3, wurde in der leicht zu leitenden Partie nie gefordert und hatte somit auch keinerlei Probleme. – Zuschauer: 26 643 (in Bloemfontein) – Gelbe Karten: Durica, Sestak, Weiss – Vera – Spielnote: 3, einer guten ersten Hälfte folgte ein immer schwächer werdender zweiter Abschnitt mit sehr wenigen Höhepunkten.

PARAGUAY: Das Selbstvertrauen wächst weiter

ANALYSE

Jetzt will Torschütze Vera noch mehr

Biedere Slowaken ohne Chance

1Als Paraguay die WM-Quali in Südamerika beherrschte und die erste Mannschaft war, die das Ticket nach Südafrika löste, hielten das viele nur für ein Zeichen vorübergehender brasilianischer und argentinischer Schwäche. Dass dahinter aber auch viel Qualität steckte, darauf kommt die Fußball-Welt erst jetzt: Das Team um die Dortmunder Nelson Valdez und Lucas Barrios ließ dem 1:1 gegen Italien nun ein souveränes 2:0 gegen die Slowakei

folgen. Ein Punkt noch gegen Neuseeland und Paraguay steht zum vierten Mal im Achtelfinale. „Jetzt wollen wir auch Gruppen-Erster werden“, sagte Torschütze Enrique Vera, „wir sind auf einem guten Weg.“ „Dieses Resultat gibt uns viel Selbstvertrauen“, betonte Trainer Gerardo Daniel Martino (47), ein Argentinier, unter dem die Mannschaft einen großen Sprung nach vorne machte, „wir haben sehr gut und konzentriert gespielt.“

SLOWAKEI: Blutleer, mutlos und ohne Ideen

Weiss und Co. stehen vor dem Aus 1Sie wollten ihre Chance im Schlüsselspiel der Gruppe F beim Schopf packen. Doch das Treffen mit Paraguay geriet zur Riesenenttäuschung für den WM-Neuling. Wackelig in der Defensive, ideenlos im Mittelfeld, total harmlos im Angriff, in dem Stanislav Sestak und Robert Vittek völlig abtauchten – schon vor dem Italien-Spiel am Donnerstag können die Slowaken eigentlich ihre Koffer zur frühzeitigen Heimreise packen. Eine

Trendwende scheint nach dieser blutleeren und mutlosen Vorstellung schlicht unmöglich; es hapert in allen Mannschaftsteilen. Nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Neuseeland und heftiger Kritik hatte Trainer Weiss sein Team zwar umgebaut, wurde aber erneut enttäuscht. Personelle Optionen hat er ohnehin kaum: Hinter den Stammspielern, die durchweg unter ihren Möglichkeiten blieben, drängen sich kaum Alternativen auf.

Bonet (3,5)

Villar (3)

Trainer: Martino

Wundersamer Augenblick: Shane Smeltz dreht jubelnd nach seinem Führungstor ab und lässt Torwart Federico Marchetti staunend zurück.

da Silva (3)

Von der ersten Minute an übernahm Paraguay die Regie. Mit guten Kombinationen wurde das Mittelfeld durchquert, in der Spitze nach Möglichkeit schnell durch Barrios, Valdez und Santa Cruz der Weg zum Tor gesucht. Die drei Angreifer rochierten viel und stellten die Slowaken vor Probleme, die sich so aus der Umklammerung des Gegners kaum befreien konnten. Konstruktives Aufbauspiel wurde schon in der eigenen Hälfte, spätestens aber im Mittelfeld durch das frühe Stören der Paraguayer, die zudem durch enorme Lauf- und Einsatzbereitschaft gefielen, weitgehend unterbunden. Oft wussten sich die Slowaken nur durch lange Bälle zu helfen. Doch auch die kamen schnell wieder zurück, weil sich

%-Spielcheck Durchschnittsnote Abseits Fouls Gewonnene Zweikämpfe Ballbesitz Meiste Ballkontakte

Slowakei 4,0 3 14 45 % (96) 52 % 76 Kozak

die Offensivspieler im Eins-gegeneins kaum mal durchsetzen konnten. Selbst in der zweiten Hälfte, als Paraguay Druck und Tempo aus dem Spiel nahm, kamen die Europäer nicht durch. Dafür machte Riveros kurz vor Schluss den Sack endgültig zu.

FAZIT Ein völlig verdienter Erfolg Paraguays gegen weitgehend biedere Slowaken, der sogar noch höher hätte ausfallen können.

SPIELER DES SPIELS

Roque Santa Cruz Der frühere Bayern-Profi war immer und überall zu finden, der Dreh- und Angelpunkt der Offensive von Paraguay.

Paraguay 3,0 0 17 55 % (115) 48 % 67 V. Caceres


38

WM 2010

kicker, 21. Juni 2010

So wollen sie spielen Portugal – Nordkorea Montag, 13.30 Uhr, Kapstadt

Gruppe G

Nach dem 0:0 zum Auftakt ist Paulo Ferreira umstritten. Die Alternative heißt Miguel, der mehr für die Offensive tut. Auch ein 4-4-2 mit dem Bremer Hugo Almeida als zweitem Stürmer ist möglich.

Keinen Grund zu Änderungen sieht Trainer Kim, der den zuletzt gesperrten Yong-Jun Kim draußen lassen wird. Auch gegen Portugal wird das Abwehrbollwerk Dienst tun, Jong bleibt einzige Spitze.

1 Eduardo – 3 Paulo Ferreira, 6 Ricardo Carvalho, 2 Bruno Alves, 23 Fabio Coentrao – 19 Tiago, 8 Pedro Mendes, 16 Raul Meireles – 7 Cristiano Ronaldo, 9 Liedson, 11 Simao – Es fehlt: 20 Deco (Hüftverletzung)

1 Myong-Guk Ri – 13 Chol-Jin Pak, 3 Jun-Il Ri, 5 Kwang-Chon Ri – 2 Jong-Hyok Cha, 8 Yun-Nam Ji – 11 In-Guk Mun, 22 Kyong-Il Kim, 4 Nam-Chol Pak I – 10 Yong-Jo Hong – 9 Tae-Se Jong – Es fehlt: keiner

Schiedsrichter: Pablo Pozo (Chile)

Chile – Schweiz Montag, 16 Uhr, Port Elizabeth

1 Bravo – 4 Isla, 17 Medel, 3 Ponce, 8 Vidal – 20 Millar, 6 Carmona – 14 Fernandez – 7 Sanchez, 9 Suazo, 15 Beausejour – Es fehlt: keiner

Kapitän Frei (Sprunggelenk) und Behrami (Oberschenkel) sind wieder fit. Barnetta überzeugte, Fernandes auch, Derdiyok war Wegbereiter der Sensation gegen Spanien. Wer muss raus? 1 Benaglio –2 Lichtsteiner, 5 von Bergen, 13 Grichting, 17 Ziegler – 7 Barnetta, 6 Huggel, 8 Inler, 16 Fernandes – 19 Derdiyok, 10 Nkufo – Es fehlt: 4 Senderos (Sprunggelenkverstauchung)

Foto: imago/BPI

Bielsa hat kaum Grund, seine zuletzt siegreiche Startelf zu verändern. Der Einsatz von Valdivia (Pferdekuss am rechten Oberschenkel) ist unwahrscheinlich, für ihn wird Top-Torjäger Suazo (nach Muskelfaserriss) wieder angreifen.

Gruppe H

Eiskalte Weltmeisterschaft im südafrikanischen Winter: Die französischen

Schiedsrichter: Khalil Al-Ghamdi (Saudi-Arabien)

Spanien – Honduras Montag, 20.30 Uhr, Johannesburg Ellis Park

Gruppe H

Frankreich – Südafrika Dienstag, 16 Uhr, Bloemfontein

Coach del Bosque kann auf den gesamten Kader zurückgreifen. Gegenüber dem Auftaktmatch könnte Busquets dem offensiveren Fabregas weichen, Torres und Villa von Beginn an spielen. Silva, Navas und Pedro: Alternativen zu Iniesta.

Trainer Rueda kann auf seinen kompletten Kader zurückgreifen und dürfte erstmals bei dieser WM auf den von einer Muskelverletzung wiedergenesenen Torjäger David Suazo vom FC Genua in der Anfangself setzen.

Nach seinem Disput mit Trainer Domenech gehört Stürmer Anelka nicht mehr zum Aufgebot. Henry übernimmt seinen Platz. Unter anderem dürften auch Ribery und Gallas den Querelen zum Opfer fallen, Squillaci und Gourcuff rücken nach.

1 Casillas – 15 S. Ramos, 3 Piqué, 5 Puyol, 11 Capdevila – 14 Xabi Alonso – 6 Iniesta, 8 Xavi, 10 Fabregas, 7 Villa – 9 Fernando Torres – Es fehlt: keiner

18 Valladares – 23 Mendoza, 2 Chavez, 3 Figueroa, 21 Izaguirre – 17 Alvarez, 8 W. Palacios, 20 Guevara, 13 Espinoza – 9 Pavon, 11 Suazo – Es fehlt: keiner

1 Lloris – 2 Sagna, 17 Squillaci, 3 Abidal, 13 Evra – 18 A. Diarra, 19 Diaby – 20 Valbuena, 8 Gourcuff, 15 Malouda – 12 Henry – Es fehlt: 21 Anelka (suspendiert)

Schiedsrichter: Yuichi Nishimura (Japan)

1 Perez – 5 Osorio, 15 Moreno, 2 Rodriguez, 3 Salcido – 4 Marquez – 18 Guardado, 6 Torrado – 14 Hernandez, 9 Franco, 17 dos Santos – Es fehlen: 11 Vela (Muskelprobleme), 16 Juarez (Gelbsperre) Schiedsrichter: noch nicht bekannt

Trainer Parreira muss aufgrund der Sperren umbauen: Josephs ersetzt Khune. Anstelle von Dikgacoi könnte statt Khuboni auch Sibaya beginnen. 1 Josephs – 2 Gaxa, 4 Mokoena, 20 Khumalo, 3 Masilela – 11 Modise, 23 Khuboni, 12 Letsholonyane, 8 Tshabalala – 10 Pienaar – 9 Mphela – Es fehlen: 16 Khune (Rotsperre), 13 Dikgacoi (Gelbsperre)

Schiedsrichter: noch nicht bekannt

Mexiko – Uruguay Dienstag, 16 Uhr, Rustenburg Juarez fehlt nach der zweiten Verwarnung, für ihn könnte statt Guardado alternativ Castro beginnen. Rechts vorne rückt wohl Hernandez für Vela in die Startelf und neben Mittelstürmer Franco.

Gruppe A

Gruppe A

Nigeria – Südkorea Dienstag, 20.30 Uhr, Durban

Uruguay steht vorm ersten Achtelfinal-Einzug seit 1990 (auch damals war Tabarez Trainer), wird taktisch nichts verändern. Linksverteidiger Fucile hat seine Knöchelblessur aus dem Südafrika-Spiel auskuriert und steht zur Verfügung.

Für den rotgesperrten Sani Kaita könnte Atanda Yussuf im rechten Mittelfeld auflaufen. Kalu Uche, der den bislang einzigen Treffer der Nigerianer erzielte, sollte wieder auf der linken Außenbahn zum Zug kommen.

1 Muslera – 16 Maxi Pereira, 2 Lugano, 3 Godin, 4 Fucile – 15 Perez, 17 Arevalo Rios, 11 Alvaro Pereira – 10 Forlan – 9 Suarez, 7 Cavani – Es fehlt: keiner

1 Enyeama – 17 Odiah, 2 Yobo, 6 Shittu, 3 Taiwo – 13 Yussuf, 20 Etuhu, 15 Haruna – 19 Obasi, 8 Yakubu, 12 Uche – Es fehlt: 14 Kaita (Rotsperre) Schiedsrichter: noch nicht bekannt

Gruppe B

Wahrscheinlich kehrt Trainer Huh zur Formation zurück, die gegen Griechenland (2:0) gewann, Cha spielt statt Oh, aus dem 4-2-3-1 gegen Argentinien (1:4) wird wieder ein 4-4-2. 18 Sung-Ryong Jung – 22 Du-Ri Cha, 4 YongHyung Cho, 14 Jung-Soo Lee, 12 Young-Pyo Lee – 17 Chung-Yong Lee, 8 Jung-Woo Kim, 16 Sung-Yong Ki, 7 Ji-Sung Park – 19 Gi-Hun Yeom, 10 Chu-Young Park– Es fehlt: keiner


WM 2010

kicker, 21. Juni 2010

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Reservespieler frieren in wärmenden Mützen, Handschuhen und Decken dick eingepackt auf der Auswechselbank.

Griechenland – Argentinien Dienstag, 20.30 Uhr, Polokwane Trainer Otto Rehhagel rührt wohl wieder Beton an. Für den gegen Nigeria schwachen Papastathopoulos dürfte aber Moras als Abwehrchef kommen. Hinter Gekas sollen wieder Karagounis und Salpingidis für Gefahr sorgen. 12 Tvorzas – 8 Papadopoulos, 5 Moras, 16 Kyrgiakos – 11 Vyntra, 21 Katsouranis, 6 Tziolis, 15 Torosidis – 10 Karagounis, 4 Salpingidis – 17 Gekas – Es fehlt: keiner

Gruppe B

Das Achtelfinale vor Augen, dürfte Maradona die gelbbelasteten Heinze und Mascherano schonen, ebenso den zuletzt angeschlagenen Veron. 22 Romero – 15 Otamendi, 2 Demichelis, 4 Burdisso, 3 Rodriguez – 5 Bolatti – 20 Maxi Rodriguez, 7 di Maria – 10 Messi – 16 Aguero, 9 Higuain – Es fehlen: 17 Gutierrez (Gelbsperre), 13 Samuel (Muskelprobleme)

Schiedsrichter: noch nicht bekannt

Wer ersetzt Angreifer Findley? Buddle oder Gomez? Im defensiven Mittelfeld fällt die Entscheidung erneut zwischen Clark und Torres. Letzterer hatte gegen die Slowenen den Vorzug erhalten. 1 Howard – 6 Cherundolo, 15 DeMerit, 5 Onyewu, 3 Bocanegra – 4 Bradley, 16 Torres – 10 Donovan, 8 Dempsey – 17 Altidore, 14 Buddle – Es fehlt: 20 Findley (Gelbsperre)

Gruppe C Trainer Saadane wird gegen die USA einen zweiten Stürmer aufstellen und wohl einem 4-4-2 vertrauen. Djebbour (AEK Athen) hat die besten Chancen ins Team zu rutschen. Das Tor wird wieder M’Bohli hüten. 23 M’Bohli – 2 Bougherra, 5 Halliche, 4 Yahia, 3 Belhadj – 8 Lacen, 19 Yebda – 21 Kadir, 15 Ziani – 13 Matmour – 11 Djebbour – Es fehlt: keiner

Schiedsrichter: noch nicht bekannt

Slowenien – England Mittwoch, 16 Uhr, Port Elizabeth

Gruppe C

Mit Pecnik (WM-Aus nach Knöchelbruch) fehlt ein starker Joker. Innenverteidiger Suler laboriert an einer Brustverletzung, soll aber am Mittwoch auflaufen. Klappt das, nominiert Trainer Matjaz Kek die Startelf des USA-Spiels.

Sollte King (Leiste) nicht fit werden, wird Upson für den gesperrten Carragher spielen. Joe Cole rückt ins Team, eventuell auch Defoe. Dann würde auch Lennon weichen. Ein Kandidat für die erste Elf ist auch Wright-Phillips.

1 S. Handanovic – 2 Brecko, 4 Suler, 5 Cesar, 13 Jokic – 10 Birsa, 18 Radosavljevic, 8 Koren, 17 Kirm – 11 Novakovic, 9 Ljubijankic – Es fehlt: 7 Pecnik (Knöchelbruch)

1 James – 2 Johnson, 15 Upson, 6 Terry, 3 A. Cole – 8 Lampard, 14 Barry – 11 J. Cole,4 Gerrard – 10 Rooney, 19 Defoe – Es fehlt: 18 Carragher (Gelb-Rot-Sperre)

Schiedsrichter: noch nicht bekannt

USA – Algerien Mittwoch, 16 Uhr, Pretoria

Australien – Serbien Mittwoch, 20.30 Uhr, Nelspruit Chipperfield, der gegen Serbien endlich Torgefahr brachte, hat sich den Platz im offensiven linken Mittelfeld verdient. Für Moore wird der Ex-Nürnberger Beauchamp verteidigen. 1 Schwarzer – 8 Wilkshire, 2 Neill, 6 Beauchamp, 21 Carney – 5 Culina, 16 Valeri – 7 Emerton, 4 Cahill, 11 Chipperfield – 9 Kennedy – Es fehlt: 10 Kewell (Rotsperre), 3 Moore (Gelbsperre) Schiedsrichter: noch nicht bekannt

Gruppe D

Gut möglich, dass Subotic in der Startelf bleibt. Im Mittelfeld kommen Kacar oder Milijas für den enttäuschenden Ninkovic, Stankovic dürfte erneut als Sechs fungieren. Bleibt es bei nur einem Stürmer, muss Pantelic wieder auf die Bank. 1 Stojkovic - 6 Ivanovic, 5 Vidic, 20 Subotic, 3 Kolarov – 10 Stankovic – 4 Kacar, 22 Kuzmanovic – 17 Krasic, 14 Jovanovic – 15 Zigic – Es fehlt: keiner


WM 2010_GRUPPE H

kicker, 21. Juni 2010

Foto: AP/Caivano

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Hoffnungsträger: Obwohl beide von ihrer Bestform weit entfernt sind, sollen es David Villa (links) und Fernando Torres nun gemeinsam versuchen.

SPANIEN: Der Trainer glaubt an seine Mannschaft, prüft aber dennoch einige Veränderungen

Erstmals in 2010 mit Villa und Torres? 1Von wegen erst ab Achtelfinale. Die K.-o.-Spiele gehen für die „Roja“ schon am heutigen Montag gegen Honduras los. „Jetzt haben wir das, was wir absolut nicht wollten, aber damit müssen wir nun umgehen“, sagt Nationaltrainer Vicente del Bosque. Doch man ist ja amtierender Europameister, also haben die Spanier trotz der 0:1-Auftaktniederlage gegen die Schweiz noch genügend Selbstvertrauen. Und das sollen die Gegner auch wissen: „Jetzt muss unser Ziel sechs Siege in Folge sein. Das habe ich den Spielern deutlich gemacht. Grübeln bringt nichts, wir müssen nach vorne schauen. Zuversicht ist angesagt. Wir sind noch voll dabei“, macht der sonst eher zurückhaltende Trainer den Motivator. Indes geben sich die Spanier keiner Illusion hin, wonach Honduras anders auftreten könnte als die Schweiz über weite Strecken: abwartend und auf Konter ausgerichtet. „Wir bekommen es mit einem giftigen Gegner zu tun. Aber irgendwann werden sie aufmachen, diese Momente müssen wir dann ausnutzen“, sagt del Bosque. Dumm nur, dass mit Blick auf etwa Argentinien die beiden Topstürmer David Villa und Fernando Torres sich zuletzt weit weg von

ihrer Bestform präsentierten. Der Liverpool-Stürmer ließ nach seiner Einwechslung gegen die Schweiz den alten Drang zum Tor vermissen, stellte jetzt jedoch klar: „Wenn wir sterben, dann getreu unserem Spielstil.“ Das klingt zwar fatalistisch und vielleicht auch ein wenig trotzig, soll aber vor allem Ruhe demonstrieren. „Wir machen uns nicht verrückt“, unterstreicht Torres die vorherrschende Gemütslage.

Denn letztlich hat das 0:1 der Mannschaft nicht den Optimismus geraubt: „Wegen eines schlechten Ergebnisses werden wir nicht unsere Überzeugungen aufgeben“, unterstreicht auch Mittelfeldmotor Xabi Alonso, der gegen die Schweiz mit einem Lattenknaller Pech hatte. Der Real-Spieler verwies zugleich auf die letzte Niederlage vor einem Jahr im Halbfinale des ConfedCups gegen die USA. Darauf

SPANIEN: Nach Kritik durch Luis Aragones

Jobgarantie für Vicente del Bosque 1Die schönen Anfangstage in Potchefstroom waren durch das 0:1 gegen die Schweiz schnell zu Ende, und um noch größeres Unheil zu vermeiden, sah sich Spaniens Verbandspräsident Angel Maria Villar aufgerufen, Nationaltrainer Vicente del Bosque eine Jobgarantie auszustellen: „Egal was passiert, er bleibt unser Trainer bis 2012.“ Auch ein Vorrunden-Aus sei „keine Katastrophe“, unterstrich Villar, der den Vertrag mit del Bosque nach geglückter Qualifikation vorzeitig bis zur kommenden EURO verlängert hatte. Pikant an der Sache ist nur: Die jüngsten

Irritationen wurden ausgerechnet durch Vorgänger Luis Aragones verstärkt. Der ist in Sachen WM als Kommentator unterwegs und hatte als solcher del Bosque falsche taktische Ausrichtung und Aufstellung vorgeworfen. Noch kein Team hätte ein Turnier quasi mit bloßen Worten und vor dem Anpfiff gewonnen. Del Bosque selbst reagierte gelassen: Er werde dazu nichts sagen, nur: „Es gibt keine zwei Spanien“, in Anspielung auf das Europameister-Team von Aragones und die jetzige Auswahl. Es gebe nur eine spanische Mannschaft. Die von ihm weiterentwickelte „Roja“.

ließ die „Seleccion“ zwölf Siege in Serie folgen. „Die Fans sollen uns vertrauen“, fordert Verteidiger Gerard Piqué daher, „wir haben die Erfahrung und Qualität, aus diesem Schlamassel rauszukommen“. Immerhin kann Coach del Bosque im Duell mit Honduras auf alle Spieler zurückgreifen, da Andres Iniesta und Sergio Ramos ihre Blessuren aus dem ersten Auftritt überwunden haben. Iniesta war wegen Muskelbeschwerden ausgewechselt worden, Ramos hatte nach einem Schlag auf die Rippen unter Schmerzen durchgespielt. Während del Bosque erklärte, am gegen die Schweiz praktizierten 4-1-4-1 festhalten zu wollen, ließ er im Training fleißig Positionen wechseln. So könnten in dem vorgezogenen Finale erstmals in diesem Jahr mit Villa und Torres beide Stürmer in der Startelf stehen, was eine Umbesetzung der Flügel zur Folge hätte und mithin einen Bankplatz für David Silva (oder im Extremfall Iniesta). Auch ein Startelf-Einsatz von Cesc Fabregas zeichnet sich ab, da der Arsenal-Kapitän im Vergleich zu Barcas „Sechser“ Sergio Busquets sowohl defensive wie offensive Aufgaben auszufüllen versteht. So oder so ist del Bosque guten Mutes: „Ich glaube an diese Truppe.“


WM 2010_GRUPPE H

kicker, 21. Juni 2010

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SCHWEIZ: Besuch im Camp der „Nati“

1Nur die Frage eines Reporters aus Chile lässt seine strengen Gesichtszüge kurzzeitig entgleisen. Ein Lachen huscht über seine Mundpartie: „Nein,“ sagt Diego Benaglio, „Favorit sind wir nicht gegen Chile.“ Die Ausgangslage habe sich nicht geändert. „Die drei Punkte gegen Spanien zählen nur etwas, wenn wir nachlegen können.“ Euphorie klingt anders. Und Benaglio, ein sympathischer Profi mit guter Kinderstube, ist der geeignete Vertreter, um die keineswegs überbordende Gemütslage im Schweizer Team perfekt darzustellen. Unterkühlt im Stile eines Nachrichtensprechers, ohne jegliche Rührung, antwortet der Held des Triumphes gegen Spanien. Wie er gefeiert habe? „Ein gutes Mahl, dann gut geschlafen.“ Besuch im Lager der „Nati“. Emerad Resort in Vanderbiljpark, eine Autostunde südlich von Johan-

Gruppe H 1. Chile 1 Schweiz 1 3. Honduras 1 Spanien 1 Mo., 16.00: Chile – Schweiz

1:0 1:0 0:1 0:1

3 3 0 0

live in ZDF/Sky

Mo., 20.30: Spanien – Honduras live in RTL/Sky

nesburg. Eine riesige Safari-Logde, so groß wie eine Kleinstadt. Alles wird geboten: wilde Tiere und Roulette-Tische, Golfbahnen und unberührte Natur. Ein Paradies auf Erden, zumal nach dem „historischen Sieg“ gegen Spanien. Hans-Peter Latour, der aus Köln bekannte Trainer, für den Rundfunk vor Ort, bewertet die Chancen so: „Wer den Europameister schlägt, ist zu beachten.“ Kollege Alain Sutter, der Ex-Profi, analysiert für das Fernsehen. Die Elf könne gut verteidigen, sagt er. „Mit dieser Methode könne sie es noch einigen schwer machen.“ Kein Hochgefühl, die Spieler denken ähnlich. Für Benjamin Huggel, den früheren Frankfurter, ist die Rolle, die die Elf mit dem Auftaktsieg eingenommen hat, die ideale Ausgangsposition: „Wir wollen der Favoritenschreck sein.“ Alle sprechen von der guten Teamarbeit, vom Kollektiv, das auch gegenüber den spanischen Solisten aufgetrumpft habe. Disziplin und Ordnung sind die Basis für den Erfolg, an dem Ottmar Hitzfeld seinen wesentlichen Anteil hat. „Er hat uns den Druck genommen“, schätzt Benaglio die Ansprache des Trainers. „Sankt Gottmar“ tauften sie den 61-jährigen Erfolgstrainer bereits in der Alpenrepublik. Was einer Heiligenverehrung gleich-

HONDURAS: „Rendezvous mit der Geschichte“

Foto: Imago/Sven Simon

Benaglio: „Favorit sind wir nicht“

Immer umsichtig: Nur weil seine Mannschaft Spanien besiegt hat, sieht Torwart Diego Benaglio die Schweiz nicht in der Rolle des Favoriten. kommt. In seiner bekannten Art hat der zweimalige Gewinner der Champions League die Grundlage verfeinert, die Vorgänger „Köbi“ Kuhn gelegt hat. Kluge Defensive und ausgefeilte Konteraktionen bei den Eidgenossen, die dafür das Fundament aus der Bundesliga verwenden: Die Hälfte des Kaders hat

eine „deutsche Vergangenheit“. Mit Steve von Bergen, der den ausfallenden Philippe Senderos (Stauchung des Sprunggelenks) vertritt, kommt nun einer hinzu. Und der Coach? Ottmar Hitzfeld, der überlegt, ob er die genesenden Alexander Frei und Valon Behrami einsetzt, bleibt sachlich: „Wir starten bei null!“

CHILE: Gonzalez bei „Heim-WM“ ungeduldig

Alvarez will das 1:1 überbieten Beausejour: Sturm und Drang 1Nach dem 0:1 gegen Chile herrschte Ernüchterung. Und nun wartet auf die Mannschaft von Coach Reynaldo Rueda auch noch ein scheinbar übermächtiger Gegner. „Wir werden alles tun, um die Hoffnung bis zum Schluss leben zu lassen – auch gegen Spanien“, bleibt Alexis Mendoza weiter optimistisch. Der Co-Trainer, der am Mittwoch den gesperrten Rueda am Spielfeldrand ersetzte, weiß: „Wir wollen und können uns steigern.“ Gegen den Europameister könnte auch Nachrücker Jerry Palacios (für Julio Cesar de Leon) spielen, der am Freitag erstmals mittrainierte. Coach Rueda hatte den Bruder

von Antreiber Wilson Palacios und Abwehrspieler Johnny Palacios mit seinem Anruf in China überrascht. Der 28-Jährige steht bei Hangzhou Greentown unter Vertrag. „Ein doppelter Traum hat sich für mich erfüllt: Bei einer WM dabei zu sein und das auch noch gemeinsam mit meinen Brüdern.“ In der zweiten WM-Partie sei nun alles möglich. „Das 0:1 der Spanier hat uns Hoffnung gemacht“, erklärt auch Rueda. Und die Bilanz stimmt: Ein 1:1 im einzigen Duell bei der WM 1982. „Wir haben ein Rendezvous mit der Geschichte“, sagt Mittelfeldspieler Edgar Alvarez, „wir wollen das Ergebnis von damals übertreffen.“

1Zurückhaltung ist angesagt. „Noch gibt es nichts zu feiern“, erklärt Harold Mayne Nicholls, Präsident des chilenischen Verbandes. Auch Trainer Marcelo Bielsa wehrt sich vor dem anstehenden Duell gegen die Schweiz gegen jedwede aufkeimende Euphorie: „Das 1:0 gegen Honduras war bisher nur für die Statistik. Wenn wir in der Vorrunde ausscheiden, wird er nicht als Erfolg in Erinnerung bleiben.“ Mit dem zweiten Sieg aber könnte „La Roja“ einen großen Schritt Richtung Achtelfinale machen. Deshalb will man auch gegen die Eidgenossen sein gewohnt furioses und technisch versiertes Offensivspiel auf-

ziehen. „Es liegt uns einfach nicht, auf Remis zu spielen“, kündigt Stürmer Jean Beausejour nach seinem Siegtor gegen Honduras selbstbewusst an, nicht ohne aber auch auf die physische Stärke des kommenden Gegners hinzuweisen. Besonderes Augenmerk müssen die körperlich unterlegenen Chilenen deshalb auf die Luftduelle legen. „Mit sechs Punkten sind wir durch“, zeigt sich der in Südafrika geborene Mark Gonzalez optimistisch, kann es bei seiner „Heim-WM“ aber auch kaum erwarten: „Ich hoffe, dass wir das schon erledigt haben, bevor wir dann gegen Spanien spielen.“ M A RC U S L E H M A N N


WM 2010_GRUPPE A

kicker, 21. Juni 2010

Frankreich – Mexiko

0:2 Lloris (3)

Sagna (4,5)

Trainer: Domenech

Gallas (5)

Abidal (5)

Toulalan (5)

Diaby (4)

Govou (5)

(0:0)

Evra (4)

Ribery (4)

Malouda (4)

Anelka (6)

Vela (3,5)

Franco (3,5)

dos Santos (3,5)

Torrado (3,5)

Juarez (4) Marquez (2,5)

Salcido (2)

Rodriguez (3)

Moreno (3)

Osorio (4)

Perez (3)

Trainer: Aguirre

Eingewechselt: 46. Gignac (5) für Anelka, 69. Valbuena (–) für Govou – 31. Barrera (3,5) für Vela, 55. Hernandez (2,5) für Juarez, 62. Blanco (–) für Franco – Reservebank: Mandanda (Tor), Clichy, Planus, Reveillere, Squillaci, Diarra, Gourcuff, Cissé, Henry – Michel, Ochoa (beide Tor), Aguilar, Castro, Magallon, Torres, Bautista, Guardado, Medina Tore: 0:1 Hernandez (64., Rechtsschuss, Vorarbeit Marquez), 0:2 Blanco (79., Rechtsschuss, Foulelfmeter, Abidal an Barrera) – Chancen: 3:8 – Ecken: 7:1 SR: Al-Ghamdi (Saudi-Arabien – Assistenten: Kamranifar/Iran, Al Marzouqi/Vereinigte Arabische Emirate – Vierter Offizieller: O’Leary/Neuseeland), Note 4, wirkte nicht immer sicher – vor allem bei seinen Freistoßentscheidungen, zuweilen etwas kleinlich in der Regelauslegung. Zeigte Juarez nach einem Schubser gegen Malouda nur die Gelbe Karte. – Zuschauer: 35 370 (in Polokwane) – Gelbe Karten: Toulalan (2., gesperrt), Abidal – Franco, Juarez (2., gesperrt), Moreno, Rodriguez – Spielnote: 3, vor allem Mexiko sorgte für einen guten Unterhaltungswert und spielte sich von Beginn an mit schnell vorgetragenen Angriffen Chancen heraus.

ANALYSE

Auch Ribery setzt keine Akzente Frankreichs Trainer Raymond Domenech stellte personell und taktisch um: Malouda spielte für Gourcuff, im neuen 4-2-3-1-System agierte Ribery zentral hinter der einzigen Sturmspitze Anelka. Frankreichs Rekordschütze Henry saß dagegen erneut nur auf der Bank. Die Umstellungen des französischen Coachs brachten allerdings keine Besserung, auch der Münchner Ribery konnte kaum Akzente setzen. In der Defensive waren Gallas und Abidal bei den schnell vorgetragenen Angriffen der Mexikaner häufig überfordert. Mexikos Trainer Aguirre brachte in der Innenverteidigung Hector Moreno für Paul Aguilar und blieb seinem System mit drei Angreifern treu. Er wurde für seinen

%-Spielcheck Durchschnittsnote Abseits Fouls Gewonnene Zweikämpfe Ballbesitz Meiste Ballkontakte

Frankreich 4,5 3 21 45 % (83) 52 % 64 Ribery

Mut belohnt, als er in der zweiten Halbzeit die beiden Torschützen Hernandez und Blanco einwechselte.

FAZIT Bei Frankreich war nicht die Aufstellung, sondern die Einstellung das Problem. Die Leistung der meisten Spieler des amtierenden Vizeweltmeisters glich einer Arbeitsverweigerung. Mexikos Sieg war folgerichtig absolut verdient.

SPIELER DES SPIELS

Carlos Salcido Der 30-jährige Linksverteidiger vom PSV Eindhoven verteidigte aggressiv, aber fair, und schaltete sich oft ins Spiel nach vorne ein.

Mexiko 3,2 6 20 55 % (103) 48 % 64 Marquez

.

ie „gute“ Nachricht vorweg: Präsident Jean-Pierre Escalettes bleibt im Amt. Der 75-jährige französische Verbandsboss sieht in dem Eklat um den Ausschluss von Stürmer Nicolas Anelka, der sich noch weiter in Südafrika aufhalten soll, keinen Grund, die Brocken hinzuwerfen. „Ich habe eine Mission zu erfüllen.“ Doch die Zeitbombe tickt. Schon lange. Anelkas Ausfälle waren nur der Anfang. „Ich bin wütend“, klagt Christoph Dugarry, Weltmeister von 1998 und heute Meinung machender TV-Kommentator bei Canal + die Spitze des französischen Fußballs an. „Alle haben uns seit der EURO 2008 und dem vermeintlichen Neuanfang belogen und manipuliert!“ Rumms. Die „Grande Nation“ ist am Boden. Das Ende einer Mannschaft. Nach einem langen Siechtum unter Raymond Domenech, der sich seit 2004 an den extrem egoistischen Ich-AGs im Kader versuchen durfte, obwohl er im Laufe seiner Karriere seine Fähigkeiten als Trainer noch nie nachweisen konnte. Die erste Pleite gegen Mexiko in der Geschichte hat die Equipe tricolore endgültig als eine Ansammlung von verhätschelten und teils unverschämten Egos in kurzen Hosen entlarvt. Die Cliquenwirtschaft hat den Vize-Weltmeister von 2006 ebenso ins Nichts geführt wie die arrogant schnöde Leitung des ewig umstrittenen Trainers Domenech. Zumindest dessen Irrfahrt ist wenigstens nach der WM beendet. Doch auch wenn Frankreich mit einem hohen Sieg gegen Südafrika noch das Achtelfinale erreichen sollte, der Imageverlust ist nach den Vorkommnissen rund ums Mexiko-Spiel kaum zu reparieren. Genauso wenig wie die Risse im Kader zu kitten sind.

D

Grausames Gekicke, wüste Beleidigungen, spontaner Streik – der Zustand von FRANKREICHS Equipe schockt die Nation.

Das Ende einer Mann Mit einer groben obszönen Beleidigung soll das langjährige Enfant terrible Anelka (31) Trainer Domenech in der Halbzeit beleidigt haben, nachdem der ihn ermahnt hatte, doch mehr seine Position zu halten. Diese Enthüllung der L’Equipe mit der Veröffentlichung der angeblich gesagten Beleidigung versetzte

URUGUAY: Ein Punkt reicht beiden Kontrahenten,

Nichtangriffspakt? Nicht mit 1Allein sein Name und seine Quote sprechen eigentlich gegen die bösen Vorahnungen. Diego Forlan (31) schoss im Mai Atletico Madrid per Doppelpack zum EuropaLeague-Triumph und bescherte nun seiner Nation Uruguay durch zwei Treffer gegen Gastgeber Südafrika eine perfekte Ausgangsposition vor dem Gruppenfinale gegen Mexiko. Das Problem aus Sicht vieler Experten: Dem Gegner reicht auch ein Punkt für das Achtelfinale. Droht Dienstag eine neue „Schande von Gijon“?

„Unser Slogan lautet ,Mein Spiel ist Fair Play. Wir hoffen, dass sich alle 32 Mannschaften bei diesem Turnier daran halten“, mahnt FIFAMediendirektor Nicolas Maingot.

Foto: pixathlon

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Torhungrig: Diego Forlan.


WM 2010_GRUPPE A

kicker, 21. Juni 2010

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SÜDAFRIKA

Parreiras Nachfolger: Mosimane ist Favorit

die Nation in Schockstarre. Und auch das Team: „Das Problem ist der Verräter, der den Medien das alles enthüllt hat“, sagte Kapitän Patrice Evra, um dann Auslöser des nächsten Skandals zu werden. Am Sonntag geriet er sich mit Konditionstrainer Duverne zu Beginn des öffentlichen Trainings so in

die Haare, dass Domenech nur mit Mühe eine Schlägerei verhindern konnte. Der angebliche Grund: Duverne soll jener sein, der die Worte – die laut einiger Akteure gar nicht so gefallen seien – aus der Kabine trug. Die aufgebrachten Spieler beendeten danach die Einheit vorzeitig. Und während die

Foto: Getty Images/AFP

schaft Spieler 40 Minuten im Bus verharrten, musste Domenech den Medien einen offenen Brief seiner Schützlinge verlesen. Darin erklärten sie sich solidarisch mit Anelka und protestierten gegen dessen Rauswurf. Zu viel für Jean-Louis Valentin, den Delegationschef der Franzosen: Er warf „angewidert“ die Brocken hin.

1Einen Kaffeebecher in der Hand schlendert er über das Übungsgelände. Nachdenklich wirkt Carlos Alberto Parreira. Es sind wohl seine letzten Stunden als Trainer: Mit dem Job in Südafrika will der Brasilianer seine Karriere beenden. Es war eine „Mission impossible“. Bafana Bafana, auch 1998 und 2002 früh raus, wird wohl als erster WMGastgeber vorzeitig ausscheiden. Die Vuvuzelas klingen gedämpft. Die Begeisterung ist abgeebbt. Auch die Spieler sind kleinlaut, reden von Selbstvertrauen und treten ganz anders auf. Im Flüsterton antwortete „Teko“ Modise vor dem Frankreich-Spiel, in dem Südafrika ein Wunder und vor allem viele Tore benötigt: „Es ist eine Frage der Ehre für uns. Wir müssen ein Spiel liefern, das allen in Erinnerung bleibt.“ Der letzte Versuch, womöglich Parreiras Abschiedsspiel. Als dessen Nachfolger werden Gavin Hunt, Meistermacher von Supersport in Pretoria, und Parreiras Assistent Pitso Mosimane gehandelt. Nach kicker-Informationen ist Letzterer der Auserwählte, mit dem verhandelt wird, während Hunt das Amt gar nicht offeriert wurde.

Gruppe A 1. Uruguay 2 2. Mexiko 2 3. Frankreich 2 4. Südafrika 2 Di., 16.00 Mexiko – Uruguay

3:0 3:1 0:2 1:4

live in ZDF/Sky

Di., 16.00 Frankreich – Südafrika live in ZDF/Sky

aber der Torjäger ist heiß

MEXIKO: „El Tri“ erzielt zwei Tore für die WM-Geschichtsbücher

Diego Forlan!

Hernandez macht’s wie der Opa anno 1954

Zur Erinnerung: 1982 „einigten“ sich Deutschland und Österreich nach einer schnellen deutschen 1:0Führung auf ein Ballgeschiebe, das beiden zum Weiterkommen reichte. Forlan aber will mehr nach vier Punkten aus zwei Spielen: „Unser Team spielt gut und hat Selbstvertrauen bekommen.“ Trainer Oscar Washington Tabarez will bei seiner gegen Südafrika erfolgreich erprobten offensiven Aufstellung mit Forlan, Luis Suarez und Edinson Cavani bleiben – auch das spricht gegen einen Nichtangriffspakt.

1Kaum Grenzen kannte der Jubel im mexikanischen Lager nach dem fulminanten 2:0-Sieg über Frankreich in Polokwane, mit dem man die Tür zum Achtelfinale schon recht weit aufstieß. Ganz nebenbei erzielte „El Tri“ Treffer für die Geschichtsbücher. So verewigte sich Cuauhtemoc Blanco mit seinem verwandelten Elfer als drittältester Torschütze aller Zeiten in der WM-Statistik. Kurios zudem, wie das 1:0 der Mexikaner vom Hauch der Historie umweht wird: Javier Hernandez machte es dabei

4 4 1 1

wie sein Großvater Tomas Balcabenes Blatt blieb, und auch anders zar, der fast auf den Tag genau vor als Vater Javier senior (ebenfalls 56 Jahren, am 19. Juni 1954, bei der WM-Teilnehmer, aber 1986 ohne WM in der Schweiz für sein Land Einsatz) steht dem 22-Jährigen eine Mexiko getroffen hatte, damals große Zukunft bevor: ManU sicherte beim 2:3 gegen – Frankreich! sich seine Dienste gerade für einen „Ich habe hinterher in der Kabine zweistelligen Millionenbetrag. an die Geschichte mit meinem Opa Die ältesten WM-Torschützen: Milla traf mit 42 gedacht“, berichtete Hernandez. Spieler Nation letztes WM-Tor Alter Anders als seinem Roger Milla Kamerun 28. 6. 1994 42 Vorfahr, der als Gunnar Gren Schweden 24. 6. 1958 37 Spieler ein weitgeCuauhtemoc Blanco Mexiko 17. 6. 2010 37 hend unbeschrie-


WM 2010_GRUPPE B

kicker, 21. Juni 2010

Argentinien – Südkorea

4:1 Romero (3)

Gutierrez (4)

(2:1)

.

Trainer: Maradona

Demichelis (5) Samuel (–) Mascherano (3)

Maxi Rodriguez (3)

Heinze (3,5)

di Maria (2,5) Messi (1)

Higuain (1)

Tevez (2,5)

Chu-Young Park (4,5) Ki-Hun Yeom (4)

Ji-Sung Park (5)

Sung-Yong Ki (4,5)

Chung-Yong Lee (3)

Jung-Woo Kim (3,5)

Young-Pyo Lee (4,5) Jung-Soo Lee (4) Yong-Hyung Cho (5) Beom-Seok Oh (4,5) Trainer: Huh

Sung-Ryong Jung (4)

Eingewechselt: 23. Burdisso (3) für Samuel, 75. Aguero (–) für Tevez, 82. Bolatti (–) für Higuain – 46. Nam-Il Kim (5) für Sung-Yong Ki, 81. Dong-Gook Lee (–) für ChuYoung Park – Reservebank: Andujar, Pozo (beide Tor), Garce, Otamendi, Clemente Rodriguez, Pastore, Veron, Milito, Palermo – Young-Kwang Kim, Woon-Jae Lee (beide Tor), Du-Ri Cha, Min-Soo Kang, Dong-Jin Kim, Hyung-Il Kim, Bo-Kyung Kim, Jae-Sung Kim, Jung-Hwan Ahn, Seung-Yeoul Lee Tore: 1:0 Chu-Young Park (16., Eigentor, Vorarbeit Messi), 2:0 Higuain (33., Kopfball, Burdisso), 2:1 Chung-Yong Lee (45./+1, Rechtsschuss, –), 3:1 Higuain (76., Linksschuss, Messi), 4:1 Higuain (80., Kopfball, Aguero) – Chancen: 10:2 – Ecken: 6:2 SR: de Bleeckere (Assistenten: Hermans, Vromans/alle Belgien – Vierter Offizieller: Damon/Südafrika), Note 2,5, mit guter Übersicht, so beim 2:0 durch Higuain, abseitsverdächtig, doch auf gleicher Höhe; hätte nur Jung-Woo Kim verwarnen müssen (65.). – Zuschauer: 82 174 (in Johannesburg) – Gelbe Karten: Gutierrez (2., gesperrt), Mascherano, Heinze – Ki-Hun Yeom, Chung-Yong Lee – Spielnote: 2,5, eine Partie, die langsam in Fahrt kam, am Ende spielte sich Argentinien in einen Rausch.

Messi brilliert als Spielmacher Argentinien kommt in Schwung. Die Maradona-Elf, mit Maxi Rodriguez für Veron, operierte erneut mit einer Raute im Mittelfeld. Messi als Spielmacher, dazu die Spitzen Tevez und Higuain oder Joker Aguero dokumentierten das enorme Offensivpotenzial. Es fiel den Koreanern schwer, ein Gegengewicht herzustellen. Geschockt durch das Eigentor nach Messis Freistoß, gerieten sie ins Hintertreffen. Mit Higuains erstem Streich nach einem Rodriguez-Freistoß fiel auch das zweite Tor nach einem ruhenden Ball. Leichtes Spiel für die Gauchos, bis Demichelis ein technischer Fehler unterlief, der dem quirligen Chung Yong Lee den Anschlusstreffer gestattete. Ein Signal für die Asiaten, die nach

%-Spielcheck

Carlos Tevez: „Zur Not als Verteidiger“ 1Er taucht mal links auf, dann wieder rechts, reißt Löcher, geht lange Wege, kämpft schier unermüdlich. Für viele ist er neben Lionel Messi das Herz der „Albiceleste“. Doch mit einem Tor hat es bei Carlos Tevez (26) noch nicht geklappt. kicker: Werden Sie angesichts der großen Konkurrenz im Sturm langsam unruhig, Herr Tevez? Carlos Tevez: Ich mache mir keinen Druck. Meine Aufgabe ist es ja, den anderen den Weg freizumachen. Wir spielen die Tore gemeinsam heraus, daher ist es egal, wer trifft. Ich freue mich für „Pipa“ Higuain. kicker: Argentinien wird nach dem 4:1 nun als Topfavorit gehandelt, nicht mehr Spanien. Zu Recht? Tevez: Das mit der Favoritenrolle gefällt mir nicht. Besser, es hieße, wir sind keine Favoriten und dann überraschen wir alle. Wir spielen ein tolles Turnier, haben Potenzial und

Gruppe B

ANALYSE

Durchschnittsnote Abseits Fouls Gewonnene Zweikämpfe Ballbesitz Meiste Ballkontakte

ARGENTINIEN: Ungeliebte Favoritenrolle

Argentinien 2,9 4 16 52 % (106) 59 % 90 Messi

der Pause besser ins Spiel fanden. Für die Südamerikaner war der Schongang kurzzeitig vorbei, doch Südkorea fehlten Präzision und Entschlossenheit. Dann nahm die Partie Fahrt auf. Dank Messis Tricks und dank Higuain, der den Dreierpack perfekt machte.

FAZIT Argentinien unterstrich seine Favoritenrolle, ist überragend in der Offensive.

SPIELER DES SPIELS

Gonzalo Higuain Ein Torjäger wie aus dem Bilderbuch. Zur Stelle, wenn es wichtig ist. Beweglich und geschickt, eiskalt. Mit Instinkt vor dem Kasten.

Südkorea 4,3 0 18 48 % (99) 41 % 64 Beom-Seok Oh

1. Argentinien 2 5:1 6 2. Südkorea 2 3:4 3 3. Griechenland 2 2:3 3 4. Nigeria 2 1:3 0 Di., 20.30 Griechenland – Argentinien live in ZDF/Sky

Di., 20.30 Nigeria – Südkorea live in ZDF/Sky

Foto: Imago/Ulmer

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Spürt keinen Druck: Carlos Tevez. können noch mehr. Aber wir müssen es weiter zeigen. Jetzt kommen erst die wichtigen Momente. kicker: Super Offensive, schwache Defensive, stimmt das so? Tevez: Ich sehe eine Mannschaft, die mir Hoffnung macht. Und wir haben nur ein Gegentor bekommen. kicker: Maradona sagte, Demichelis’ Fehler schweiße zusammen. Tevez: Das war schon in der Halbzeit erledigt. Alle haben gut reagiert. kicker: Sie wurden am Ende ausgewechselt, Sergio Aguero glänzte mit einem Assist. Hat Argentinien die beste Offensive der Welt? Tevez: Großartig, was er gezeigt hat. Wir haben viele Alternativen, aber ich will immer spielen, zur Not als Verteidiger, wenn’s dem Team hilft. kicker: Erst mal Griechenland, doch denken Sie schon ans Achtelfinale? Tevez: Noch nicht. Wir gehen wie bisher mit Spaß und Freude ins nächste Spiel. Das ist die Grundlage für den Erfolg.

SÜDKOREA: Warum nahm Huh Du-Ri Cha raus?

Bum-Kun Cha: „Wir packen es“ 1Südkoreas Stürmer-Legende Bum-Kun Cha (57) hatte als TVCo-Kommentator gegen Argentinien wenig Grund zur Freude. Erst strich Nationaltrainer Jung-Moo Huh (55) Filius Du-Ri Cha (29) aus der Startelf, dann kassierten die Asiaten gegen Argentinien auch noch „eine happige Niederlage“. Vor dem entscheidenden Spiel am Dienstag gegen Nigeria ist BumKun Cha trotzdem voller Zuversicht: „Ich rechne damit, dass wir ins Achtelfinale einziehen. Wir packen es. Wir müssen Disziplin zeigen und unsere Laufstärke einbringen.“ Gegen Argentinien ließ der Coach Du-Ri Cha auf der Bank Platz nehmen und Beom-Seok Oh (25) als Rechtsverteidiger agieren. Nach

dem 1:4 verteidigte er seine Entscheidung trotzig. In südkoreanischen Medien wird darüber spekuliert, ob das fehlende Vertrauen in Du-Ri Cha damit zusammenhängen könne, dass der Vater sowie Nationaltrainer Huh seit der gemeinsamen Zeit im Nationalteam alles andere als enge Freunde sind. „Ich gehe davon aus, dass ich wieder ins Team rücke“, erklärt Du-Ri Cha, „jetzt haben wir gegen Nigeria das Finale, das wir wollten.“ Einen offenen Schlagabtausch erwartet der Bundesligaspieler, dessen Vertrag beim SC Freiburg ausläuft, nicht: „Ich denke, beide Mannschaften werden das Spiel wegen der Wichtigkeit sehr vorsichtig angehen.“


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DIE KLEINE PFEIFE Mit „Pfeife“ ist die Nase gemeint: Und GONZALO HIGUAIN (22) hat ja auch einen Torriecher wie einst Batistuta. Der Stürmer saß ein Veto aus und hat Großes vor. wanzig Jahre sind nichts“, heißt es in einem famosen Tango. Gonzalo Higuain macht nicht einmal vor acht Dekaden halt. 1930 erzielte Guillermo Stabile als erster Argentinier drei Tore in einem WM-Spiel, gleiches gelang nun dem Stürmer von Real Madrid gegen Südkorea. Dazwischen schaffte dies nur Gabriel „Batigol“ Batistuta, gar zweimal, 1994 gegen Griechenland und 1998 gegen Jamaika. Schon vor der WM hatte Mario Kempes gesagt: „Gonzalo hat alles, um Argentiniens Trumpfkarte zu werden.“ Die Worte des Weltmeisters und Torschützenkönigs von 1978 scheinen sich nun zu bestätigen. Von wegen also „kleine Pfeife“, wie sie Gonzalo Higuain nennen. Der Spitzname hat Familientradition. Die eigentliche „Pfeife“ ist Vater Jorge, einst selbst Profi, den sie ob seines markanten Zinkens so riefen. Der Papa, gegen Südkorea auf der Tribüne zu Tränen gerührt, sagt heute zweideutig: „Von mir hat er den Torriecher nicht.“ Doch gänzlich rund ist es für Higuain Junior beim 4:1 nicht gelaufen: „Ich habe vergessen, mir den Ball zu sichern“, sagt der Goalgetter, der sich mit den Trikots aus Halbzeit

Z

zu werden, sondern mit der Mannschaft Erfolg zu haben. Wir haben alle eine tolle Leistung gezeigt.“ Explosiv ist er nur auf dem Platz. Er hat sich ja lange in Geduld üben müssen in Sachen Nationalelf. Doch in dieser Saison ging es dann rasend schnell: Debüt und Tor beim 2:1 im vorentscheidenden Qualifikationsspiel gegen Peru, dann im März der Siegtreffer zum 1:0 in München gegen Deutschland. Nun der Dreierpack. Sieben Länderspiele, fünf Tore. Eine ähnliche Torquote hat nur „Batigol“, der in

78 Länderspielen 56-mal traf. Seit Batistuta und Hernan Crespo hat die „Albiceleste“ keinen Zentrumsstürmer vergleichbarer Klasse mehr gehabt: kalt, schnell, schnörkellos. „Ich bin ein Arbeiter, Kämpfer, gebe nie auf“, sagt Higuain. Das zahlte sich nun aus. Denn beim 1:0 gegen Nigeria hatte er noch allerhand versiebt. „Maradona sagte, ich solle mich nicht aufregen, es wird schon werden.“ Higuain kennt das ja: lange galt er bei Real Madrid als Chancentod, obwohl er immer wieder auch entscheidende Tore erzielte. Um seine Chancen auf einen Stammplatz unter Trainer Bernd Schuster zu erhöhen, verzichtete er 2007 gar auf die U-20-WM in Kanada, als

Gonzalo Higuain Geboren am 10. 12. 1987 in Brest (Frankreich), Nationalität: Argentinien, Größe 1,84 m, Gewicht 75 kg Seine Vereine: Bis 31. 12. 2006 River Plate Buenos Aires und seit 1. 1. 2007 bei Real Madrid Seine Einsätze/seine Tore: 110 Erstligaspiele in Spanien 59 35 Erstligaspiele in Argentinien 13 21 Europapokalspiele 2 7 A-Länderspiele für Argentinien 5 Seine Erfolge: Spanischer Meister 2007 und 2008, Spanischer Supercup 2008 Seine Turniere: WM 2010

Argentinien den Titel holte. Als Strafe, so wird kolportiert, habe Verbandspräsident Julio Grondona dennoch fortan sein Veto eingelegt gegen eine A-Elf-Nominierung. „Er hat darunter unheimlich gelitten“, sagt Mutter Nancy. Doch für Frankreich zu spielen, sei ihm nie in den Sinn gekommen, trotz Kontakt zu Raymond Domenech. Higuain ist ja in Frankreich geboren, weil da Vater Jorge einst für Brest als Verteidiger abräumte. Sohn Gonzalo scheint also die richtige Wahl getroffen zu haben: Domenech und Frankreich stehen vor dem Aus, Higuain und Argentinien lassen es krachen – der Stürmer für einmal auch verbal: „Wir sollten nicht zu weit nach vorne schauen. Aber wenn wir Geschichte schreiben können, sollten wir es auch versuchen.“

Die meisten Tore in einem WM-Spiel: Salenko unerreicht

eins und zwei begnügen musste: „Eines für die Familie, eines für mich.“ Aber er ist ja ein stiller Typ, einer, der am liebsten zu Hause bleibt, „höchstens mal ins Kino geht“, wie Mutter Nancy jetzt stolz preisgab – und der auch nach drei Toren keine großen Worte wählt. „Es ist nicht mein Ziel, Torschützenkönig

Foto: Witters

Nur acht Spieler in der WM-Geschichte waren erfolgreicher als Higuain vergangenen Donnerstag. Er war der 42. Spieler, dem drei Tore in einem Spiel gelangen. Zuletzt hatten dies 2002 Miro Klose (beim 8:0 gegen Saudi-Arabien) sowie der Portugiese Pauleta (beim 4:0 gegen Polen) geschafft.

Tore 5 4 4 4 4 4 4 4

Spieler Oleg Salenko Leonidas Ernst Willimowski Ademir Sandor Kocsis Just Fontaine Eusebio Butragueno

Nation Russland Brasilien Polen Brasilien Ungarn Frankreich Portugal Spanien

Spiel 6:1 gegen Kamerun am 28. 6. 1994 6:5 n.V. gegen Polen am 5. 6. 1938 5:6 n.V. gegen Brasilien am 5. 6. 1938 7:1 gegen Schweden am 9. 7. 1950 8:3 gegen Deutschland am 20. 6. 1954 6:3 gegen Deutschland am 28. 6. 1958 5:3 gegen Nordkorea am 23. 7. 1966 5:1 gegen Dänemark am 19. 6. 1986


WM 2010_GRUPPE B

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Griechenland – Nigeria

2:1 Tzorvas (4)

(1:1)

Trainer: Rehhagel

Papadopoulos (3) Papastathopoulos (5) Kyrgiakos (3) Vyntra (3,5) Katsouranis (2,5) Tziolis (3) Torosidis (2,5) Karagounis (2) Salpingidis (3) Gekas (3,5)

Yakubu (3) Uche (2,5)

Odemwingie (4,5) Kaita (5)

Taiwo (4) Trainer: Lagerbäck

Etuhu (3,5) Shittu (4)

Haruna (4,5) Yobo (4)

Odiah (3,5)

Enyeama (3)

Eingewechselt: 37. Samaras (2,5) für Papastathopoulos, 79. Ninis (–) für Gekas – 46. Obasi (4) für Odemwingie, 56. Echiejile (–) für Taiwo, 77. Afolabi (–) für Echiejile – Reservebank: Chalkias, Sifakis (beide Tor), Malezas, Moras, Patsatzoglu, Seitaridis, Spiropoulos, Charisteas, Kapetanos – Aiyenugba, Ejide (beide Tor), Adeleye, Yussuf, Ideye, Kanu, Martins, Obinna, Utaka Tore: 0:1 Uche (16., Rechtsschuss, direkter Freistoß), 1:1 Salpingidis (44., Rechtsschuss, Vorarbeit Karagounis), 2:1 Torosidis (71., Rechtsschuss, Tziolis) – Chancen: 12:4 – Ecken: 11:3 SR: Ruiz (Assistenten: Gonzalez, Clavijo/alle Kolumbien – Vierter Offizieller: Aguilar/El Salvador), Note 2,5, lag bei allen wichtigen Entscheidungen wie der Roten Karte richtig, ließ sich von den Protesten der Nigerianer nicht beeindrucken. – Zuschauer: 31 593 (in Bloemfontein) – Gelbe Karten: Papastathopoulos, Tziolis, Samaras – Obasi – Rote Karte: Kaita (33., Tätlichkeit an Torosidis) – Spielnote: 2,5, vor allem nach dem Platzverweis, als Rehhagel seine Defensivtaktik aufgab, ein sehr unterhaltsames Spiel mit vielen Torchancen.

ANALYSE

Obasi und Enyama patzen Otto Rehhagel setzte zunächst auf eine Beton-Abwehr mit drei Innenverteidigern. Doch die Defensivtaktik ging nicht auf. Uche warf mit einem Freistoß an Freund und Feind vorbei zur überraschenden nigerianischen Führung alle Pläne des Griechen-Trainers über den Haufen. Erst der Platzverweis von Sani Kaita brachte die Hellenen in die Partie. Nigeria verlor die Spielkontrolle, Rehhagel stellte um, setzte auf totale Offensive: Samaras kam für Papastathopoulos. Fortan bewiesen die Griechen, dass sie auch Angriffsfußball spielen können. Angetrieben von Karagounis und Katsouranis erspielte sich der Europameister von 2004 ein deutliches Übergewicht. Doch auch die Nigerianer beschränkten sich nicht

%-Spielcheck Durchschnittsnote Abseits Fouls Gewonnene Zweikämpfe Ballbesitz Meiste Ballkontakte

Griechenland 3,1 3 13 51 % (72) 54 % 84 Karagounis

nur auf die Defensive und hatten ihrerseits durch Obasi sogar die Riesenchance zum Sieg (58.). Ein Patzer des bis dahin überzeugenden Enyeama, der einen Schuss von Tziolis nach vorne abwehrte und Torosidis abstauben ließ, entschied die Partie schließlich.

FAZIT Ein letztlich verdienter Erfolg der Griechen, der sogar höher hätte ausfallen können.

SPIELER DES SPIELS

Georgios Karagounis Der Kapitän als große Triebfeder des griechischen Spiels, immer und überall präsent, immer laufund zweikampfstark.

Nigeria 3,8 0 14 49 % (69) 46 % 50 Odiah

.

GRIECHENLAND: Des Trainers Plan gegen Messi

Rehhagel denkt an Manndeckung 1Die erste Revanche ist geglückt, die Schmach von der WM 1994 getilgt, als Griechenland mit 0:2 Nigeria unterlag. Getilgt durch den 2:1-Erfolg in Bloemfontein. Jetzt gilt es, die zweite Peinlichkeit von damals vergessen zu machen. Das 0:4 gegen Argentinien, auf das die Hellenen am Dienstag treffen. Mit Trainer Diego Maradona, einem der Torschützen zum 0:4, an den Otto Rehhagel gute Erinnerungen hat. „Als Trainer in Bremen traf ich zweimal auf ihn, wir haben beide Partien gewonnen“, sagt der Griechen-Coach in Erinnerung an die UEFA-Cup-Achtelfinalspiele von Werder 1989 gegen den SSC Neapel (3:2 und 5:1) mit Spielmacher Maradona. Vor dem Trainer Maradona hat Rehhagel nicht minder „großen Respekt“ wie vor dessen Nachfolger Messi und Co. „Eine große Mannschaft, gegen die wir nichts zu verlieren haben.“ Gegen die die Hellenen sogar richtig mutig werden. „Wir wollen gewinnen“, sagt Theofanis Gekas. „Diese WM hat gezeigt, dass alles möglich ist.“ Siehe Spanien oder Frankreich. „Alle Mannschaften haben ihre Schwachstellen, auch Argentinien. Diese gilt es gezielt auszunutzen.“ Trotzdem konzentrieren sich die Griechen auch auf die Stärken des

Foto: pixathlon

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Gute Bilanz: Otto Rehhagel konnte Diego Maradona bereits bezwingen. Gegners. Wie zum Beispiel Weltstar Lionel Messi. Zumindest dem Dribbler vom FC Barcelona denkt der 71-jährige Nationalcoach per Manndeckung das Spielen schwer zu machen. Personell plagen Rehhagel seinerseits keine Sorgen. Georgios Karagounis und Vassilis Torosidis ärgern sich mit leichten Muskelbeschwerden herum und sind im Training etwas kürzergetreten. Ihr Einsatz ist allerdings nicht gefährdet. „Wir wollen uns auf keinen Fall verstecken und auf Sieg spielen, um das Achtelfinale zu erreichen“, sagt DeutschlandLegionär Gekas. Es wäre eine ganz besondere Revanche.

NIGERIA: Morddrohung gegen Sani Kaita

Lars Lagerbäck hofft auf Hilfe 1IIm Mannschaftshotel war vor dem Spiel der Strom ausgefallen. In der Partie brannten einem Nigerianer die Sicherungen durch. Sani Kaita sah nach einem bösen Tritt gegen Torosidis Rot, Griechenland gewann 2:1. „Dieser Mann muss sterben“, schrieb ein User auf einem Internet-Portal und kündigte an, die Heimatadresse des Nationalspielers zu veröffentlichen. Auch für den schwedischen Trainer Lars Lagerbäck wird die Situation nach der zweiten Niederlage ungemütlich. „Wer Griechenland nicht schlagen kann, hat bei einer WM nichts verloren. Wir haben unseren Heimflug gebucht“, giftete der frühere Frankfurter Bundesligaprofi Jay-Jay Okocha.

Mithilfe der Argentinier geht allerdings noch was für die „Super Eagles“, vorausgesetzt, man schlägt selbst Südkorea. Die zweite Halbzeit gegen die Griechen machte Lagerbäck Mut: „Da haben wir gut gespielt und einige Chancen herausgearbeitet.“

Gruppe B 1. Argentinien 2 5:1 6 2. Südkorea 2 3:4 3 3. Griechenland 2 2:3 3 4. Nigeria 2 1:3 0 Di., 20.30 Griechenland – Argentinien live in ZDF/Sky

Di., 20.30 Nigeria – Südkorea live in ZDF/Sky


WM 2010_GRUPPE C

kicker, 21. Juni 2010

Slowenien – USA

2:2 S. Handanovic (3)

Brecko (3)

Suler (3,5)

Cesar (4,5)

Radosavljevic (3,5)

Koren (3,5)

(2:0)

47

.

Trainer: Kek

Jokic (4)

Kirm (4) Ljubijankic (4)

Novakovic (4)

Findley (5)

Altidore (3)

Dempsey (3,5)

Bocanegra (3,5)

Donovan (2) Torres (4,5)

Bradley (2,5)

Onyewu (4)

DeMerit (3,5)

Cherundolo (2,5)

Howard (3)

Trainer: Bradley

Eingewechselt: 74. Pecnik (–) für Ljubijankic, 87. Dedic (–) für Birsa, 90./+4 Komac (–) für Pecnik – 46. Feilhaber (4) für Findley und Edu (3) für Torres, 80. Gomez (–) für Onyewu – Reservebank: J. Handanovic, Seliga (beide Tor), Dzinic, Mavric, Filekovic, Ilic, Krhin, Stevanovic, Matavz – Guzan, Hahnemann (beide Tor), Goodson, Spector, Beasley, Clark, Holden, Bornstein, Buddle Tore: 1:0 Birsa (13., Linksschuss, Vorarbeit Radosavljevic), 2:0 Ljubijankic (42., Rechtsschuss, Novakovic), 2:1 Donovan (48., Rechtsschuss, Cherundolo), 2:2 Bradley (82., Rechtsschuss, Altidore) – Chancen: 5:7 – Ecken: 2:4 SR: Coulibaly (Mali – Assistenten: Achik/Marokko, Candido/Angola – Vierter Offizieller: Mohd Salleh/Malaysia), Note 5, spielentscheidend bei der Aberkennung des Treffers zum 2:3 durch Edu. Coulibaly entschied sich für eine umstrittene Abseitsstellung, während drei Amerikaner elfmeterreif umklammert wurden. Zudem hätte Dempsey (1., Ellenbogencheck gegen Ljubijankic) Gelb sehen müssen, dagegen war die Verwarnung für Findley (40., Handspiel) zu hart. – Zuschauer: 45 573 (in Johannesburg) – Gelbe Karten: Cesar, Suler, Kirm, Jokic – Findley (2., gesperrt) – Spielnote: 2,5, tempo- und ereignisreiches Spiel, vor allem nach der Pause. Die berechnende Kälte im Spiel der Slowenen beantworteten die USA mit enormer Leidenschaft.

ANALYSE

Altidore ackert, ein Trio treibt an Ein Spiel, das mit fortschreitender Dauer immer interessanter wurde und am Schluss mitreißend spannend war. Zunächst hatten die Slowenen, taktisch diszipliniert im 4-4-2, die Spielkontrolle. Ohne zu glänzen, aber mit großer Effizienz, verdienten sie sich die Pausenführung. Die USA fanden wegen Ungenauigkeiten im Aufbau und technischer Fehler kaum in die Offensive. Der Anschlusstreffer motivierte das US-Team enorm. Donovan, Cherundolo und Bradley trieben an, in der Spitze ackerte Altidore. Unter Druck verloren die Slowenen ihre Souveränität. Die Schnelligkeitsdefizite in der Defensive waren evident, Entlas-

%-Spielcheck Durchschnittsnote Abseits Fouls Gewonnene Zweikämpfe Ballbesitz Meiste Ballkontakte

Slowenien 3,6 3 13 50 % (83) 50 % 64 Jokic

tung blieb aus. Der Power und der Aggressivität hatten die Slowenen am Ende kaum Gleichwertiges entgegenzusetzen.

FAZIT Trotz 2:0-Führung musste Slowenien froh sein über den Punkt. Die USA, zunächst anfällig bei Kontern, machte später viel Druck und hätte den Sieg verdient gehabt.

SPIELER DES SPIELS

Landon Donovan War nach seinem Treffer zum 1:2 das Schwungrad der US-Offensive. Laufstark trieb er an, seine Freistöße waren immer gefährlich.

USA 3,4 0 16 50 % (84) 50 % 62 Cherundolo

Foto: Getty Images/Clary

Birsa (2,5)

Kopfarbeiter: Der Slowene Bostjan Cesar (links, hier gegen Clint Dempsey aus dem US-Team) freut sich auf das entscheidende Spiel gegen England.

SLOWENIEN: WM-Aus für Stürmer Pecnik

Cesar heiß auf Rooney 1Am Samstagnachmittag durften die Spieler ihre Familien sehen, Sonntag war Ruhetag. Es ist die Ruhe vor dem Sturm – vorm Gruppenfinale, das den Traum vom Weiterkommen wahrmachen soll. Gegen England reicht Slowenien ein Punkt. „Wir spekulieren nicht auf ein Remis der USA gegen Algerien“, sagt Innenverteidiger Bostjan Cesar (27). „Wir wollen es allein schaffen – und wir haben das Niveau dafür.“ Cesar hat mit Englands Wayne Rooney (24) noch eine Rechnung offen. Beim bisher einzigen Match beider Länder im September 2009 (2:1 für England) verletzte Rooney Cesar am Knöchel. „Das war damals keine Absicht“, sagt Cesar, „aber es war trotzdem nicht schön.“

Slowenien muss ohne den am Samstag bereits in die Heimat geflogenen Nejc Pecnik (24) auskommen. Der Angreifer brach sich beim 2:2 gegen die USA den rechten Knöchel und fällt etwa drei Monate aus. Trainer Matjaz Kek fehlt damit eine wertvolle Option für den Angriff, aber den Optimismus trübt das nicht. „Wir haben noch ein Spiel und sind immer noch voll im Geschäft“, sagt Milivoje Novakovic (31). „Wir haben gegen die USA auf dem Platz Herz gezeigt. Die Amerikaner waren nur bei Standards stark, fußballerisch war das nicht in Ordnung.“ Anders als Cesar glaubt Novakovic durchaus an afrikanische Hilfe: „Algerien ist kein so leichter Gegner, wie die Amerikaner denken.“

USA: Mit Teamgeist auf dem Weg ins Achtelfinale

Donovan kommt rechtzeitig in Fahrt 1Michael Bradley (22) verkörpert den „American Spirit“ wie kaum ein Zweiter. Teamgeist, Power, Aggressivität, der Never-give-up-Gedanke – das sind die Tugenden, die der Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach vorlebt und in das Team hineinbringt. Mit diesen Eigenschaften holten die „Comeback-Kids“ der WM in den ersten zwei Spielen einen Rückstand auf. Und diese Einstellung soll die Amerikaner gegen Algerien ins Achtelfinale befördern. „Wir haben das Weiterkommen in der Hand“, sagt Michael Bradley, Torschütze zum 2:2 gegen Slowenien. Und Landon Donovan (28), der als Schlüsselfigur der Offensive rechtzeitig vor dem Gruppenfinale in Fahrt kommt, ver-

spricht: „Wir werden wieder als starkes Kollektiv auftreten. Das ist auch gegen Algerien unsere Chance.“ Ein Sieg ist die Fahrkarte in die nächste Runde. Dann könnte der Gegner Deutschland heißen. „Das“, so Hannovers Steven Cherundolo (31), „wäre ein Highlight.“

Gruppe C 1. Slowenien 2 3:2 2. USA 2 3:3 3. England 2 1:1 4. Algerien 2 0:1 Mi., 16.00 Slowenien – England live in ARD/Sky

Mi., 16.00 USA – Algerien live in ARD/Sky

4 2 2 1


WM 2010_GRUPPE C

kicker, 21. Juni 2010

0:0 James (3,5)

Trainer: Capello

Johnson (4)

Carragher (4)

Terry (3,5)

A. Cole (3,5)

Lennon (4,5)

Lampard (4)

Barry (4)

Gerrard (5)

Rooney (5,5)

Heskey (5)

Matmour (4)

Belhadj (4) Yahia (3) Trainer: Saadane

Ziani (4)

Boudebouz (4)

Lacen (4)

Yebda (3)

Halliche (3)

Kadir (4)

Bougherra (3)

M’Bohli (3)

Eingewechselt: 63. Wright-Phillips (–) für Lennon, 74. Defoe (–) für Heskey, 84. Crouch (–) für Barry – 74. Abdoun (–) für Boudebouz, 81. Guedioura (–) für Ziani, 88. Mesbah (–) für Yebda – Reservebank: Green, Hart (beide Tor), Dawson, Upson, Warnock, Carrick, J. Cole, Milner – Chaouchi, Gaouaoui (beide Tor), Bellaid, Laifaoui, Medjani, Mansouri, Djebbour, Saifi Chancen: 1:0 – Ecken: 10:3 SR: Irmatov (Usbekistan – Assistenten: Ilyasov/beide Usbekistan, Kochkarov/ Kirgistan – Vierter Offizieller: Hester/Neuseeland), Note 2, in der fairen und leicht zu leitenden Partie ohne Probleme. – Zuschauer: 64 100 (in Kapstadt, ausverkauft) – Gelbe Karten: Carragher (2., gesperrt) – Lacen – Spielnote: 4,5, langweilig, fehlerhaft, ohne Esprit, ohne große Torchance. Durch Englands finale Druckphase immerhin etwas spannend.

ANALYSE

Gerrard deplatziert, Rooney mies Wie gegen Slowenien verordnete Trainer Saadane eine Dreierabwehrkette, die Kadir und Bellaid bei Ballbesitz der Engländer zu einer Fünferlinie verbreiterten. Auf dieser Basis und durch aggressive Zweikampfführung provozierten die technisch versierten Algerier eine Stunde lang zahlreiche Ballverluste des schläfrigen Gegners und konterten meist über die Flügel schnell und gewandt Richtung Torhüter James, der den Vorzug vor Green erhalten hatte. Aber weil der nicht schnell genug nachrückte und der letzte Pass zu ungenau geriet, fehlte die Torgefahr. Bei den ideenlosen Engländern bemühte sich zwar zunächst Barry um Struktur, ihr vorhersehbares Spiel erstarrte jedoch in Schematismus. Die Flügel lahmten oder brachten unbrauchbare Flanken (Lennon) hervor, im Mittelfeld und Angriff

fabrizierten speziell der auf Außen deplatzierte Gerrard sowie der indisponierte, weil durchsetzungsunfähige Rooney zahllose Ballverluste. Englands einzige „Kreativleistung“ waren Schüsse aus zweiter Reihe. Nach einer Stunde gelang es besser, sich in der Hälfte der nun ausschließlich verteidigenden Algerier einzunisten, man blieb aber trotz vieler Ecken harmlos.

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ENGLAND: „Null-Minuten-Cole“ soll es richten

Fliegen Terry & Co., fliegt auch Capello 1Vor der WM beeilten sich die Verantwortlichen des englischen Verbandes (FA), eine Klausel aus Fabio Capellos Vertrag zu streichen, die ermöglicht, dass der italienische Coach der „Three Lions“ aus seinem Vertrag, der bis zur EURO 2012 läuft, herausgekauft werden kann. Damit reagierten die Bosse auf das Interesse Inter Mailands, das inzwischen Rafa Benitez verpflichtet hat. Zwar stellte sich nach dem peinlichen und bodenlos schlechten 0:0 gegen Algerien Manager Adrian Bevington (der Oliver Bierhoff Englands) hinter den Coach, doch der seit Freitag 64-Jährige wollte sich selbst nicht zu dem Thema äußern. Kein Wunder: Capello weiß, dass die Darbietung gegen Algerien und zwei Punkte aus zwei Spielen einer englischen Nationalelf nicht würdig sind. Und dass trotz des FA-Statements der Druck auf ihn unheimlich groß würde. Es droht ein Scheitern in der Gruppenphase, das jetzt nur noch mit einem Sieg gegen Slowenien sicher verhindert werden kann (enden beide Partien der letzten Runde remis, käme es auf die mehr erzielten Tore an – Vorteil USA derzeit). Und fliegt England, fliegt auch Capello. Früher oder später. Am Mittwoch geht es also auch um seine berufliche Zukunft. Und will er siegen und bleiben, muss er Änderungen vornehmen. Nicht mehr im Tor, da bekam David James bereits überraschend den Vorzug vor Robert Green. Klar ist auch, dass Wayne Rooney (Capello: „Das

Problem ist in seinem Kopf“) trotz seiner schwachen Vorstellung (siehe auch die Seiten 12/13) von Beginn an spielt. Doch um endlich mehr Schwung ins Angriffsspiel zu bringen, könnte Joe Cole – bislang keine Minute auf dem Feld – auflaufen. „Er kann eine Abwehr aufreißen“, so John Terry, der neben dieser Forderung auch eine interne Krisensitzung mit Team und Trainer ankündigte. Für Cole könnte Lennon auf rechts weichen. Doch das allein wird nicht reichen. Auch Defoes Torgefährlichkeit ist nun gefragt, nicht mehr Heskeys Fähigkeit, Rooney freizusperren. Spielt Defoe, müsste auch Lennon raus, was mehr Sinn macht, da Cole keine klassische Spitze ist. Doch ob Capello genauso denkt? Findet er zudem keinen anderen Platz für Gerrard als die linke Seite, muss er seinem Kapitän klarmachen, diese zu halten. England schied zuletzt 1958 nach der Vorrunde aus. Doch kam es im letzten Gruppenspiel drauf an, lautet die Bilanz 6:2 für die Briten. Wenigstens etwas, das Hoffnung macht.

Foto: Witters/Leech

England – Algerien

Gruppe C 1. Slowenien 2 3:2 2. USA 2 3:3 3. England 2 1:1 4. Algerien 2 0:1 Mi., 16.00 Slowenien – England

4 2 2 1

live in ARD/Sky

Mi., 16.00 USA – Algerien live in ARD/Sky

FAZIT Ein mieser Auftritt der Capello-Elf gegen anfangs kecke Algerier, die das Niveau zumindest etwas hoben.

SPIELER DES SPIELS

Hassan Yebda Der Mittelfeldmann gefiel aus der Zentrale heraus als Ideen- und Taktgeber. Aggressiv, ballsicher und bisweilen mit klugen Pässen.

%-Spielcheck

England

Algerien

Durchschnittsnote Abseits Fouls Gewonnene Zweikämpfe Ballbesitz Meiste Ballkontakte

4,2 0 13 53 % (96) 53 % 75 Johnson

3,5 3 12 47 % (84) 47 % 91 Belhadj

ALGERIEN: Bochums Anthar Yahia über schwache

„Wir wollen gegen Deutschland 1Anthar Yahia (28, Vertrag bis 2011) will den VfL Bochum verlassen. Gegen England gab er durch seine engagierte und solide Leistung ein Bewerbungsschreiben ab. kicker: Sind Sie auch zwei Tage nach dem 0:0 noch verwundert über die schwache Leistung der Engländer, Herr Yahia? Anthar Yahia: Nein, denn nicht der Gegner war schwach, sondern wir sehr stark. Wir haben diesmal unser wahres Gesicht gezeigt. Schade, ein Sieg wäre verdient gewesen.

kicker: Dieser selbstbewusste Auftritt hat Sie nicht überrascht? Yahia: Nein. Die Engländer waren vor dem Spiel ein bisschen überheb-

Foto: imago/Bernd Müller

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Augen zu – und träumen: Yahia.


WM 2010_GRUPPE C

kicker, 21. Juni 2010

49

Allein auf großem Rasen: Noch stehen alle zu Fabio Capello, doch bald könnte es einsam werden um den italienischen Nationalcoach Englands.

ENGLAND: Ex-Star des 1. FC Köln hofft noch auf den Einzug ins Achtelfinale – und übt Kritik

Woodcock: „Keiner sagt: Hey, Rooney, halt’s Maul!“ 1In 131 Bundesligaspielen für den 1. FC Köln erzielte Tony Woodcock (54, Foto) in den 80er Jahren 39 Treffer und für Englands Nationalteam 16 Tore in 42 Länderspielen. Der kicker befragte ihn am Sonntag zu Englands Leistungen in Südafrika. kicker: Sind Sie auch so erschrocken wie alle englischen Fans über dieses 0:0 gegen Algerien, Mister Woodcock? Tony Woodcock: Ja, natürlich, das war überhaupt nicht gut – wenn man es nett umschreiben möchte.

kicker: Was sind die Ursachen? Woodcock: Wir haben Lampard und Gerrard. Deren Stärke ist es, Tore zu schießen. In der Premier League können sie das, da haben sie andere Spielertypen um sich herum. Gerrard hält seine Position links nicht, das ist ein zusätzliches Problem. kicker: Was läuft noch schief? Woodcock: Das Gleichgewicht fehlt. Wir halten die Bälle nicht. Es gibt unglaublich viele Abspielfehler. Und auch Barry konnte nicht seine volle Leistung bringen. kicker: Sie sprechen einen ganz wichtigen Grund an. Warum konnte

Engländer, harte Kritik und seinen großen Traum

wieder Geschichte schreiben“ lich, und das hat uns stark gemacht. Zudem sind wir nach dem 0:1 gegen Slowenien im eigenen Land ziemlich hart kritisiert worden. Wir wollten beweisen, dass wir eine starke Mannschaft haben. kicker: Algerien hat aggressiv verteidigt und mutig nach vorne gespielt. Wieso hat es nicht für ein Tor gereicht? Yahia: Beim letzten Pass fehlte etwas die Konzentration, und vielleicht müssen wir schneller nach vorne schieben. Hoffentlich schießen

wir das Tor gegen die USA, kommen weiter und schreiben wieder Geschichte gegen Deutschland. kicker: Sie spielen auf Algeriens größten WM-Erfolg an, das 2:1 gegen Deutschland 1982? Yahia: Ja, genau. Das zu wiederholen, wäre ein Traum. kicker: Aber dazu müssen Sie die USA besiegen. Yahia: Das wird ein Endspiel. Wir müssen gewinnen und sie auch. Es ist ein geiles Gefühl, solche Partien zu spielen.

Barry doch noch nicht der erhoffte Heilsbringer sein? Woodcock: Als ich 1982 für England bei der WM spielte, war ich topfit, hatte aber wegen des frühen Bundesligafinals sechs Wochen Pause. Da ist es schwer, in den Rhythmus zu kommen. Und ich war damals fit – er war nun seit Anfang Mai verletzt. Aber es gibt noch ein Problem. kicker: Nämlich? Woodcock: Wir haben Terry, Lampard, Gerrard, James. Jeder lobt den anderen, was für ein toller Führungsspieler er ist. Aber dann auf dem Platz sehe ich keinen, der die anderen

anpackt. Der mal sagt: „Hey, Rooney, halt’s Maul, wenn du vom Platz gehst.“ Oder: „Hey, wir müssen anders spielen.“ Wir hatten damals Bryan Robson, den absoluten Chef. Einer muss das Signal geben. Aber ich sehe keinen König in dieser Elf. kicker: Haben Sie dennoch Hoffnung, dass England am Mittwoch gegen Slowenien gewinnt? Woodcock: Klar, die gibt es immer. Noch mal können wir ja nicht so schlecht spielen. In 90 Minuten können sie alles wieder gutmachen. Sie kriegen Druck, das kann ein Team auch zusammenschweißen. ANZEIGE


WM 2010_GRUPPE E

kicker, 21. Juni 2010

Niederlande – Japan

1:0 Stekelenburg (3)

van der Wiel (5)

Heitinga (3)

Trainer: van Marwijk

de Jong (4)

Sneijder (3,5)

van der Vaart (4,5)

van Persie (4,5)

Honda (5) Okubo (3)

Matsui (4) Endo (4)

Nagatomo (3,5) Trainer: Okada

Tulio (3)

Hasebe (3,5) Abe (3,5) Nakazawa (3,5)

Komano (4)

Kawashima (5)

Eingewechselt: 72. Elia (–) für van der Vaart, 83. Afellay (–) für Sneijder, 87. Huntelaar (–) für van Persie – 64. S. Nakamura (–) für Matsui, 77. Tamada (–) für Okubo und Okazaki (–) für Hasebe – Reservebank: Boschker, Vorm (beide Tor), Boulahrouz, Braafheid, Ooijer, de Zeeuw, Robben, Schaars, Babel – Kawaguchi, Narazaki (beide Tor), Iwamasa, Konno, Uchida, Inamoto, K. Nakamura, Morimoto, Yano Tor: 1:0 Sneijder (53., Rechtsschuss, Vorarbeit van Persie) – Chancen: 4:1 – Ecken: 4:5 SR: Baldassi (Assistenten: Casas, Maidana/alle Argentinien – Vierter Offizieller: Hansson/Schweden), Note 2, unproblematische Spielleitung, vertretbar seine Entscheidung, de Jongs leichten Schubser gegen Nagatomo (90./+3) nicht mit Elfmeter zu ahnden. – Zuschauer: 62 010 (in Durban) – Gelbe Karte: van der Wiel – Spielnote: 4,5, über weite Strecken gepflegte Langeweile, erst in der zweiten Hälfte etwas lebhafter.

ANALYSE

Hollands Spiel zäh wie Sirup Hollands Fußball erinnerte an die Arbeit von Buchhaltern: Er war auf eine gewisse Weise gründlich und deshalb auch zielführend, vermittelte aber nie den Eindruck, auch nur in Spurenelementen Fantasie und Witz zu enthalten. Und Tempo schon gar nicht: Das Spiel der „Elftal“ lief zäh wie Sirup. Weder auf den Seiten (Kuijt, van der Vaart) noch im Zentrum (Sneijder, van Persie) war den betont defensiv eingestellten Japanern beizukommen. In deren Abwehrmitte übernahm der kopfballstarke Tulio die Kontrolle über den Luftraum. Nur einmal verlor er die Orientierung, als er nach van Bronckhorsts Flanke van Persie den Ball vor die Füße köpfte und der Mittelstürmer für Sneijder zum goldenen Tor auflegen konnte. In das Bild der an diesem Nachmittag so uninspi-

%-Spielcheck Durchschnittsnote Abseits Fouls Gewonnene Zweikämpfe Ballbesitz Meiste Ballkontakte

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Mathijsen (3) van Bronckhorst (3,5)

van Bommel (2,5) Kuijt (4,5)

(0:0)

riert auftretenden holländischen Mannschaft passte, dass diesen Treffer erst Japans Keeper mit einer seltsam-missglückten Flugeinlage möglich machte. Zu einer Zugabe, die durch Afellay zweimal möglich gewesen wäre, konnte sich Bert van Marwijks Team nicht durchringen.

FAZIT Der Zweck heiligt die Mittel. Holland glückte eine Zangengeburt – unter extrem sparsamem Einsatz von kreativen Mittel.

SPIELER DES SPIELS

Mark van Bommel Sortierte die Defensive mit großer Umsicht. Steuerte einige schöne lange Bälle in die Laufwege seiner Offensiv-Kollegen.

Niederlande 3,7 2 18 49 % (90) 62 % 99 van Bronckhorst

Japan 3,8 2 10 51 % (93) 38 % 54 Komano

NIEDERLANDE: Seit dem 5. September 2008 ist die

Mathijsen und die 1Die 150 wie immer bunt kostümierten holländischen Schlachtenbummler, die das lockere Auslaufen ihrer Mannschaft am Sonntag in der Nähe von Johannesburg verfolgten, paarten die Freude über die vorzeitige Qualifikation fürs Achtelfinale mit hämischem Spott über den ins Straucheln geratenen Nachbarn: „Schade, Deutschland, alles ist vorbei!“ So sehr dabei der Wunsch Vater des Gedankens ist, so wenig interessiert die Anhänger der „Elftal“ die in Expertenkreisen akademisch geführte Diskussion über die (verlorene) Spielkultur ihrer Elf, die ihr Auftreten in Südafrika bisher unter das Motto „Ergebnis statt Erlebnis“ stellte. Dick Advocaat (62), der Holland 2004 bei der Europameisterschaft in Portugal betreute, verteidigte am Sonntag die Abkehr vom einstigen Hurra-Fußball und die Hinwendung zu einer spröden Sachlichkeit: „Für einen Trainer ist es das Wichtigste, zu gewinnen.“ Das hat Holland inzwischen zweimal getan, erst gegen Dänemark (2:0) und dann auch gegen Japan (1:0). Auf Bestnoten für einen hohen künstlerischen Wert ihres Auftritts kam es der Mannschaft um Kapitän Giovanni van Bronckhorst (35) nicht an. „Viel wichtiger“, sagt Innenverteidiger Joris Mathijsen (30), „viel wichtiger ist das Gefühl, dass wir ein Spiel nicht verlieren können.“ Wie sich eine Niederlage der Nationalmannschaft anfühlt, wissen die meisten schon gar nicht mehr: Seit dem 5. September 2008 (1:2 gegen Australien) wurde Holland nicht mehr bezwungen – jetzt

hält diese stolze Serie schon seit 21 Spielen, und ein Ende ist nicht abzusehen. Fast wirkt es da wie eine Drohung an den Rest der Welt, dass Mathijsen nach dem solide bewältigten Pflichtprogramm in der Vorrunde die verfeinerte Kür in der Knockout-Phase ankündigt: „Wir wollen viel besser spielen. Das Turnier dauert noch lange.“ Ab dem Achtelfinale werde Hollands Mannschaft wieder die für sie typische fußballerische Klasse und Virtuosität zeigen, prophezeit der in Hamburg beschäftigte Profi, „die nötigen Leute dafür haben wir“. Leute wie Arjen Robben (26), der nach einem bei der WM-Generalprobe gegen Ungarn (6:1) erlittenen Faserriss noch immer auf seinen ersten Einsatz beim globalen Championat wartet. Am Sonntag trainierte der Superstar des FC Bayern mit den Kollegen. „Es geht ihm gut, aber er ist noch nicht bei 100 Prozent“, sagt Bert van Marwijk (58). Offenbar hält er sich mit Robben noch einen Achtelfinaltrumpf in der Hinterhand. Mit dem Turbodribbler soll Hollands bislang fades Offensivspiel dann doch wieder mehr Fahrt aufnehmen.

Gruppe E 1. Niederlande 2 2. Japan 2 3. Dänemark 2 4. Kamerun 2 Do., 20.30 Dänemark – Japan

3:0 1:1 2:3 1:3

6 3 3 0

live in ZDF/Sky

Do., 20.30 Kamerun – Niederlande live in RTL/Sky

JAPAN: Trainer Okada übt keine Kritik an seinem

Eiji Kawashima: Und plötzlich 1Seinen Keeper ans Kreuz zu nageln, und dann noch in aller Öffentlichkeit – das verbot sich für Takeshi Okada. Also drückte sich Japans Nationaltrainer vor einem klaren Statement über die Schlüsselszene der Partie. Alle, referierte der in Statur und Aussehen an einen Grundschullehrer erinnernde Coach, alle hätten gegen Holland eine „vernünftige Leistung“ abgeliefert, alle, also auch sein Torhüter. Auf Eiji Kawashimas Irrflug vor dem einzigen Treffer des Nachmittags

ging Okada auch auf Nachfrage nicht ein. „Ich habe nicht erwartet, dass wir ohne Gegentor bleiben“, erklärte er lapidar. Um dann Foto: Getty Images/Franklin

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Mit Irrflug: Torwart Eiji Kawashima.


WM 2010_GRUPPE E

kicker, 21. Juni 2010

WM-MAGAZIN

Elftal in 21 Spielen ohne Niederlage geblieben

Unbesiegbarkeit

Nachrichten vom Kap Chilene Isla will Schweizer Inler per Telefon „nerven“ Bei Udinese Calcio spielen der Chilene Mauricio Isla und der Schweizer Gökhan Inler zusammen. Jetzt treffen sie bei der WM aufeinander und der Südamerikaner drohte seinem Kollegen an: „Ich rufe ihn an, um ihn zu nerven, und wette gegen ihn.“ Dagegen bleiben bei den Leverkusenern Arturo Vidal (Chile) und Tranquillo Barnetta sowie Eren Derdiyok (Schweiz) Frotzeleien aus. „Wir haben uns gegenseitig gewünscht, dass wir beide Spanien schlagen und so weit wie möglich kommen“, so Vidal.

Foto: Ulmer

Australien hofft auf Rijkaard als Nachfolger für Verbeek

Die letzte Gegenwehr: Hollands Innenverteidiger Joris Mathijsen gegen Shinji Okazaki bei der besten Chance der Japaner in der Nachspielzeit.

Torhüter und findet das Gegentor „unglücklich“

war der Ball verschwunden wenigstens noch hinzuzufügen, dass es sich um ein „sehr unglückliches Gegentor“ gehandelt habe, Nett formuliert. Kawashima hechtete in Sneijders harmlosen Schuss, er wollte den Ball wegboxen, was ein Kinderspiel gewesen wäre, aber als der Ball kam, rutschte er Japans Torhüter über die Hände. Kawashima beschrieb den Moment später wie einer, der für einen Augenblick ein UFO gesehen hatte, das für einen kurzen Augenblick am Himmel erschien und dann nicht

mehr existierte. „Bis 30 Zentimeter vor mir habe ich den Ball gesehen“, sagte Kawashima, „danach war er plötzlich verschwunden.“ Wie stark ausgeprägt sein Wunsch war, in diesem Moment in einem Erdloch zu versinken, ist nicht bekannt. Immerhin raffte sich der Japaner später noch zu zwei Rettungstaten gegen Afellay auf, die Japan eine gute Ausgangsposition erhalten: Ein Unentschieden gegen Dänemark reicht, um das Achtelfinale zu erreichen.

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Seitdem Pim Verbeek Mitte März angekündigt hat, seinen Vertrag als Nationaltrainer nicht zu verlängern, sucht Australiens Verband nach einem Nachfolger. Wunschkandidat Nummer eins ist Frank Rijkaard. Der steht allerdings noch bei Galatasaray Istanbul unter Vertrag. Dort haben ihn seine Profis Harry Kewell und Lucas Neill schon entsprechend bearbeitet. Der Niederländer hält sich jedoch noch bedeckt. Ganz anders sein Landsmann Ruud Gullit und auch der Argentinier Osvaldo Ardiles. Beide äußerten bereits ihr großes Interesses, die „Socceroos“ zu übernehmen.

CAS entscheidet für Ghanas Kapitän Appiah Stephen Appiah, Kapitän von Deutschlands Gruppengegner Ghana, hat in juristischen Auseinandersetzung mit seinem ehemaligen Klub Fenerbahce die Berufungsverhandlung vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS gewonnen. Der Mittelfeldstar war zur Zahlung von zwei Millionen Euro verurteilt worden, weil er 2008 den Istanbuler Klub im Streit über die Behandlung einer Knieverletzung verlassen hatte. Beide Parteien hatten bei der CAS Berufung eingelegt – Appiah gegen die Geldbuße, Fenerbahce gegen die Höhe der Summe (der türkische Klub verlangte 12 Millionen Euro). Der 29-jährige Ghanaer ist bis heute nicht völlig fit

und kam für seinen aktuellen Klub FC Bologna nur zu zwei Einsätzen in der Serie A.

Weltmeisterschaft bringt der FIFA 2,59 Milliarden Euro ein Das WM-Turnier wird der FIFA Einnahmen in Höhe von 2,59 Milliarden Euro bringen. Davon macht allein der Verkauf der weltweiten Fernsehrechte 1,6 Milliarden Euro aus. 75 Prozent des Geldes werden in neue Entwicklungsprojekte investiert. Auch die WM-Teilnehmer profitieren: Insgesamt erhalten sie 280 Millionen Euro. Dazu gehören zum Beispiel die sechs Millionen Euro, die jedes der 32 Länder als Antrittsprämie bekommt. Der Weltmeister darf sich über eine Titelprämie in Höhe von 20,5 Millionen Euro freuen, der Verlierer des Endspiels streicht immerhin noch 16,5 Millionen Euro ein.

Sicherheitslücken: Fan steht plötzlich in Englands Kabine Er hatte nach dem Spiel zwischen England und Algerien nur eine Toilette im Stadion von Kapstadt gesucht, doch plötzlich stand Pavlos Joseph in der englischen Kabine David Beckham gegenüber. „Ich konnte gar nicht glauben wo ich war“, sagte der 32-Jährige. Ein Offizieller der FIFA führte ihn schließlich weg. Es war nicht die einzige Panne der Sicherheitsdienste. Ein Reporterteam der brasilianischen Zeitung Lance hatte es während der Partie Argentinien gegen Südkorea ohne Eintrittskarten und andere Zutrittsberechtigungen geschafft, ins Stadion Soccer City in Johannesburg zu gelangen. Die FIFA kündigte eine Verschärfung der Kontrollen an: „Wir müssen auf jeden Fall verhindern, dass sich so etwas wiederholt“, erklärte Mediendirektor Nicolas Maingot.

Gratulation nach Darmstadt: Auf zur Endspielparty! Georg F. Grommes aus Darmstadt fliegt zur Bitburger-WM-Endspielparty nach Südafrika. Mit der richtigen Beantwortung der Frage: Wie viele WM-Titel hat Deutschland bereits gewonnen? (nämlich drei), hat er sich die beiden VIP-ReiseTickets geholt. kicker und Bitburger gratulieren!


WM 2010_GRUPPE E

kicker, 21. Juni 2010

Kamerun – Dänemark

1:2 Souleymanou (3)

Mbia (4)

Trainer: Le Guen

Nkoulou (2,5) Bassong (3,5) A. Song (2) Geremi (4)

(1:1)

Assou-Ekotto (5)

Enoh (2,5) Emana (3) Eto’o (3)

Webo (4)

Bendtner (3) Grönkjaer (3)

Tomasson (3) Jörgensen (4)

C. Poulsen (4)

Agger (3)

Kjaer (2,5)

S. Poulsen (2,5) Trainer: Olsen

Rommedahl (2)

Jacobsen (4)

Sörensen (2)

Eingewechselt: 46. Makoun (4,5) für Enoh, 73. Idrissou (–) für Bassong, 79. Aboubakar (–) für Webo – 46. Jensen (4) für Jörgensen, 67. Kahlenberg (–) für Grönkjaer, 86. J. Poulsen (–) für Tomasson – Reservebank: Kameni, Ndy Assembe (beide Tor), Bong, R. Song, Chedjou, Mandjeck, Matip, N’Guemo, Choupo-Moting – Andersen, Christiansen (beide Tor), Kröldrup, Mtiliga, Beckmann, Enevoldsen, Eriksen, Kvist, Larsen Tore: 1:0 Eto’o (10., Rechtsschuss, Vorarbeit Webo), 1:1 Bendtner (33., Rechtsschuss, Rommedahl), 1:2 Rommedahl (61., Linksschuss, Bendtner) – Chancen: 8:6 – Ecken: 7:2 SR: Larrionda (Assistenten: Fandino, Espinosa/alle Uruguay – Vierter Offizieller: O’Leary/Neuseeland), Note 2, souverän, gute Vorteilsauslegung, unaufgeregt. – Zuschauer: 38 074 (in Pretoria) – Gelbe Karten: Bassong, Mbia – Sörensen, Kjaer (2., gesperrt) – Spielnote: 2, ein unterhaltsames Spiel, vielleicht das kurzweiligste der WM, zwei Teams, die nach vorn spielten, sehr temporeich, dadurch möglicherweise eine hohe Fehlerquote in beiden Defensiven.

ANALYSE

Rommedahl mit Druck über außen Offener Schlagabtausch, zwei offensiv ausgerichtete Teams, eine schnelle Partie mit tollem Spannungsbogen. Ohne die Bundesliga-Legionäre Matip und Choupo-Moting trat Kamerun im 4-4-2-System mit Raute an. In einer 4-2-3-1-Grundordnung operierten die Dänen, bei denen Jensen und Kahlenberg anfangs auf der Bank saßen. Zunächst dominierten die Afrikaner, angetrieben von Enoh, zuweilen auch von Emana. Auffälligster Akteur war der „kleine Song“, der die Sechser-Rolle famos ausfüllte. Nach einem verhängnisvollen Abspielfehler von Christian Poulsen war Eto’os Tor Ausdruck dieser Überlegenheit. Die Dänen, die dank Rommedahl und Grönkjaer Druck über außen entwickelten, fanden nun ins Spiel. Flügel-

%-Spielcheck

Kamerun

Durchschnittsnote 3,4 Abseits 1 Fouls 7 Gewonnene Zweikämpfe 48 % (73) Ballbesitz 54 % Meiste Ballkontakte 78 Geremi

wechsel von Simon Poulsen, Patzer von Assou-Ekotto, Rommedahls Flanke, Bendtners Torriecher – so fiel der Ausgleich. Ein Schnitzer von Makoun ermöglichte Rommedahl mit einem Solo sogar die Führung, auf die Kamerun mit wütenden Angriffen reagierte. Chancen zuhauf dann für beide.

FAZIT Glücklicher Sieg der Dänen. Durch Fehler in der Defensive machte Kamerun alles zunichte.

SPIELER DES SPIELS

Dennis Rommedahl Vorbereiter und Vollstrecker. Bestes Länderspiel seit Jahren. Immer gefährlich auf dem rechten Flügel. Beweglich und technisch gut.

Dänemark 3,1 1 11 52 % (80) 46 % 62 C. Poulsen

.

DÄNEMARK: Der Coach rügt die vielen Fehler

Der andere Sieger: Olsens Wutausbruch 1So sehen mitunter auch Sieger aus. Beim Schlusspfiff schaute Morten Olsen so verkniffen, als habe ihm einer das Knäckebrot versalzen. Wütend warf er ein Handtuch an die Bande. Stampfte in die Kabine der Loftus-Versfeld-Arena, während seine Spieler feierten. Selbst eine Stunde später hatte sich der dänische Coach noch nicht beruhigt. Den Hinweis auf eine unterhaltsame Partie konterte er brüsk: „Wir haben nicht gut gespielt, zu viele Fehler, zu viele Chancen ausgelassen.“ Und im Gespräch mit dem kicker betonte der 60-Jährige, ein Perfektionist durch und durch: „Für die Zuschauer mag es nett gewesen sein, für mich als Trainer nicht.“ Im Duell der Verlierer hatten die Skandinavier zwar gewonnen, aber dennoch den Zorn des Lehrmeisters provoziert. So berichtete Daniel Jensen von der dicken Luft in der Kabine. Morten sei schön sauer gewesen, so der Bremer. „Hätten wir ein Tor mehr gemacht, hätte ein Remis gegen Japan gereicht.“ Nun müssen sie die quirligen Asiaten bezwingen. Für Dennis Rommedahl, den Machtwinner, die gleiche Ausgangslage wie vor dem Turnier: „Wir wussten, dass es enge Spiele werden und dass wir die Spiele gegen Kamerun und Japan

Foto: Getty Images

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Gewonnen und trotzdem sauer: Dänemarks Trainer Morten Olsen. gewinnen müssen, um weiterzukommen.“ In einer Begegnung mit „PokalCharakter“, wie Ebbe Sand, im Trainer-Team für die Offensive zuständig, es beschrieb, steigerten sich die Dänen, profitierten vom Einsatz des lange vermissten Kapitäns Jon Dahl Tomasson. Alle an Bord, es macht den Dänen Mut. Und was plant Taktik-Fuchs Olsen? Die Frage ist leicht zu beantworten. Er wird nicht auf totale Offensive setzen, sondern „wieder ein taktisches Spiel mit viel Ballkontrolle“ bevorzugen. So vermutet Rommedahl. Seine Vorschau: „Wir haben wieder Druck, so wie gegen Kamerun.“

KAMERUN: Das Aus für den Franzosen Le Guen

Emana mobbt Talente: Ein Chaos 1Die „unzähmbaren Löwen“ haben sich selbst zerfleischt. Kamerun, ein Team, das im Chaos versinkt – mit ebenso großem Potenzial wie Problemen. „Viel Unruhe“ habe geherrscht, diagnostizierte Joel Matip. Der Schalker registrierte einen anderen Umgang als bei seinem Arbeitgeber. Eine völlig neue Erfahrung für den 18-Jährigen, der wie auch Eric Maxim Choupo-Moting von den Altstars gemobbt worden ist. Matip sprach nur von einer längeren Aussprache, von Entschuldigungen einiger Kollegen. Der Hamburger wurde deutlicher: „Ich kann nicht verstehen, warum ich nicht gespielt habe.“ Die Platzhirsche, wie Achille Emana (27), hatten

sich dafür ausgesprochen, dass die Talente aus der Elf flogen. Zudem: Samuel Eto’o forderte eine Rolle im Zentrum. Der Trainer ließ alles geschehen, hörte auf die Falschen, grenzte Rigobert Song aus. Das Aus für Paul Le Guen. Sein Kommentar: „Das ist traurig für Kamerun.“

Gruppe E 1. Niederlande 2 2. Japan 2 3. Dänemark 2 4. Kamerun 2 Do., 20.30 Dänemark – Japan

3:0 1:1 2:3 1:3

live in ZDF/Sky

Do., 20.30 Kamerun – Niederlande live in RTL/Sky

6 3 3 0


MEINUNGEN

kicker, 21. Juni 2010

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Hiddink E XKLUSIV Guus Hiddink (63) Der türkische Nationalcoach, Trainer bei Weltmeisterschaften mit Holland (1998), Südkorea (2002) und Australien (2006), schreibt exklusiv im kicker.

Deutschland hat viele Sympathien gewonnen s sind normale Reflexe, die sich zuletzt in Deutschland zeigten: Nach dem AustralienSpiel große Freude, nach Serbien große Enttäuschung. Ich finde: Mit ihrer Art zu spielen hat die deutsche Elf auf jeden Fall viele Sympathien gewonnen. Der Auftritt gegen Australien hat sogar mir als Holländer Spaß gemacht. Und gegen Serbien konnte man mit der Einstellung und Moral einverstanden sein. Ich bin sicher, dass Deutschland die Gruppenphase übersteht, weil das Team seine Lektion verstehen wird. Bestimmte Fehler dürfen sich nicht wiederholen. Ich denke da an das Beispiel Miro Klose. Die erste Gelbe Karte war sicher übertrieben. Aber: Wenn ich merke, dass der Schiedsrichter so schnell und gerne zieht, muss ich mich eben als Spieler entsprechend verhalten. ie Mannschaft des Turniers sind für mich bislang die Argentinier. Sie strahlen einen echten Favoritenstatus aus. Und sie haben tolle, offensive Spieler, die genau das verkörpern, was Fußball so populär macht. Deshalb habe ich schon vor der WM gesagt: Ich hoffe, dass Argentinien weit kommen wird. Solche Mannschaften müssen für ihre Art zu spielen einfach belohnt werden. Für schönen Fußball standen immer auch die Holländer – mit der Tendenz, sich selbst ins Knie zu schießen, wie ich schon vergangene Woche formuliert habe. Diesmal lief es bislang anders: Keine tollen Spiele, aber die richtigen Resultate. Prompt sind in Holland viele Beobachter sehr kritisch. Aber ich bin zufrieden. Das Weiterkommen zählt, und man hat die Gelegenheit, sich noch zu steigern. chauen wir doch mal die Franzosen an. Wie die aufgetreten sind, das war entsetzlich. Da ist eine Mannschaft, die viel könnte, aber nicht will. Ich kenne einige Spieler persönlich und habe ihnen angesehen: Da ist keinerlei Emotion mehr. Dafür sind nicht nur die Spieler selbst zu kritisieren. Der Verband muss sich fragen lassen, ob es richtig war, noch mit dem Trainer die WM anzugehen, dessen Abschied ohnehin schon feststeht. Es wirkt nicht so, als würde er sein Team noch erreichen. Weniger dramatisch sehe ich die Lage der Engländer. Auch sie enttäuschten, sind verunsichert. Aber ein Sieg gegen Slowenien könnte den Knoten platzen lassen. Und Spaniens 0:1 gegen die Schweiz halte ich sowieso für einen Ausrutscher. Die Spanier bleiben einer der Favoriten. Sie spielen Fußball, den man möglichst lange sehen will!

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kicker-Herausgeber Rainer Holzschuh dreht den

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WM-SCHEINWERFER Die Abwehrschwächen bei der WM fallen auf isher fielen zwar verhältnismäßig wenig Tore bei dieser 19. Weltmeisterschaft. Dennoch erstaunt die Abwehrschwäche der meisten Teams. Ohne die Qualität des Turniers zu bewerten – es wird verstärkt Wert auf Offensive gelegt, selbst von Außenseitern wie Slowenien, Australien, Slowakei, die ihre Stärken ursprünglich in einem funktionierenden Defensivverbund sehen. „Mitspielen“ scheint ein wichtiger Faktor für die qualifizierten Teams zu sein, wobei in der Folge jedoch krasse Fehler unterlaufen – erstaunlich beim Turnier der weltbesten Fußballer. Eklatant fallen Abspielschwächen vor dem eigenen Strafraum auf, wie sie am Wochenende Dänen, Kamerunern, Australiern – oft ohne Bedrängnis – reichlich unterliefen; Stellungsfehler und damit taktische Mängel führen in fast jeder Mannschaft zu Problemen; die ungenaue Abstimmung zwischen Defensive und Mittelfeld reißt riesige Löcher in die eigene Hälfte. Und schließlich, als vielleicht markantestem Punkt, fehlen – mit wenigen Ausnahmen – überragende Persönlichkeiten, die als respektierte „Häuptlinge“ die Linie vorgeben und damit ihren Nebenleuten Selbstvertrauen vermitteln. Terry, Puyol, Cannavaro, die wenigen verbliebenen Rudel-Führer vergangener Zeiten, haben mehr mit sich selber zu tun, Lucio war ohnehin eher

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ein Einzelkämpfer denn ein Chef, und Vidic muss erst noch reifen. Die ganze Problematik eines funktionierenden Abwehrverbundes spiegelt sich im deutschen Team wider, das schon seit geraumer Zeit ohne einen echten Chef auskommen muss. Sicherlich hat sich das Abwehrspiel in den vergangenen Jahren verändert, auch weil die Verantwortung auf verschiedene Schultern verteilt ist. Aber der Mangel an überragenden Defensiv-Spezialisten fällt extrem ins Gewicht. Erst recht bei der DFB-Auswahl. Von einstiger internationaler Vorherrschaft wie in Zeiten der Beckenbauer, Schulz, Weber, Förster, Kohler ist wenig geblieben auf diesen zentralen Positionen. Eine der möglichen Deutungen könnte ergeben, dass manche Trainer an der Ausbildung und manche Vereinsmanager an der Verpflichtung der Defensiv-Strategen weniger Interesse zeigen als bei spektakulären Offensiv-Künstlern. Eine Sichtweise zum spanischen Schiedsrichter aus dem Deutschland-Spiel sei gestattet: Sicher mag er kleinlich gepfiffen haben. Aber zumindest blieb er seiner Linie bis zum Schluss konsequent treu. Und zwar regelkonform. Die Serben haben ihn schnell durchschaut, die Deutschen leider nicht. Was sie sich letztlich selber vorwerfen müssen …


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kicker, 21. Juni 2010

Mehr als WM DAS PASSIERT IN DER LIGA SCHALKE: Der Kapitän will an Bord bleiben

1Nach seinem bitteren WM-Aus kurz vor Turnierbeginn musste Heiko Westermann (26) zunächst einmal Abstand gewinnen. Zwei Wochen Familienurlaub auf Mallorca war angesagt, selbstredend auf einem ruhigeren Teil der Insel. Der deutschen Mannschaft drückte er vorm Fernseher die Daumen, mit Klubkollege Manuel Neuer (24) hielt er zwischendurch telefonisch Kontakt. Mittlerweile ist Westermann zurück in Gelsenkirchen und wird diesen Mittwoch pünktlich zum Trainingsstart auf Schalke erscheinen. „Ich denke aber nicht, dass ich dabei Fußball spiele“, witzelt der Verteidiger. Den linken Fuß trägt er schließlich weiterhin in Gips. Im Lauf der kommenden Woche soll erstmals untersucht werden, wie gut der im Test gegen Ungarn am 29. Mai erlittene Kahnbeinbruch inzwischen verheilt ist. Nach dieser Diagnose richtet sich dann der weitere Reha-Verlauf. „Im Moment macht eine Prognose, wann ich wieder einsteigen kann, noch keinen Sinn“, erklärt Westermann. Wenig sinnvoll erscheint ihm unterdessen

auch das, was englische Medien Ende vergangener Woche verbreiteten und in Deutschland prompt aufgegriffen wurde: Nämlich, dass sich ein Wechsel des Nationalspielers zum FC Sunderland anbahne. Westermann und seine Berater wissen jedenfalls nichts von der vielfach kolportierten Offerte. Allerdings bestätigen Insider dem kicker, dass der Tabellendreizehnte der abgelaufenen Premier-LeagueSaison tatsächlich ein Angebot für Westermann auf Schalke hinterlegt habe. Die Rede ist von über sieben Millionen Euro. Die Vorgehensweise wäre keine Neuigkeit: Schon vergangenen Winter hatte sich Schalke-Boss Felix Magath (56) mit Sunderland über einen Transfer von Kevin Kuranyi (28) geeinigt, den aber der Spieler dann ablehnte. Im aktuellen Fall bestätigt Magath immerhin: „Sunderland hat Interesse an Westermann bekundet.“ Dass er außer Neuer jeden seiner Profis gehen lassen würde, sofern der Preis stimmt, ist sattsam bekannt. Und in Kyriakos Papadopoulos (18, Olympiakos Piräus)

DORTMUND: Zorc über Gerüchte und Transfers

Foto: imago/Sven Simon

Westermann: Keine Lust auf Sunderland

Bekenntnis: Nationalspieler Heiko Westermann will mit dem FC Schalke in der Champions League spielen. Ein Wechsel ist ausgeschlossen. scheint der nächste Innenverteidiger bereits im Anflug. Westermann (Vertrag bis 2014) nach Sunderland – das könnte unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten für Magath und Schalke in der Tat Sinn ergeben. Doch müsste da auch der Umworbene selbst mitspielen. Was Westermann kategorisch ausschließt: „Es ist mir egal, ob Sunder-

land oder irgendein anderer Verein kommt. Ich will auf Schalke bleiben. Schließlich spielen wir nächste Saison in der Champions League und haben hohe Ziele. Das Thema Wechsel stellt sich für mich nicht.“ Der Kapitän bleibt also an Bord. Die Spekulationen, wer Schalkes überfrachteten Kader verlässt, werden weitergehen. T H I E M O M Ü L L E R

MAINZ: Ben-Hatira, Gäng und Kizito im Test

„Bei Valdez kommt Bewegung rein“ Tuchels Wunsch: Fathis Rückkehr 1Die Einkäufe sind getätigt, vier Transfers (Lewandowski, Piszczek, Langerak, Kagawa) über die Bühne gebracht. Michael Zorc kann die weitere Entwicklung im Kader gelassen abwarten, und ganz entspannt sieht er auch jüngste Meldungen aus England, der FC Sunderland biete rund zehn Millionen Euro für Nelson Valdez (26, Vertrag bis 2012). Dortmunds Sportdirektor über … .… mögliche Transfers: „Es wird noch Veränderungen im Kader geben. Bei Valdez wird noch Bewegung reinkommen, er hat ja die Gelegenheit, sich bei der WM zu empfehlen.“ … Neven Subotic: „Den haben wir ja schon mindestens siebenmal verkauft. Es wird viel spekuliert, aber konkret gibt es für ihn kein Angebot. Warum wir ihn sowieso nicht hergeben würden, hat ja jeder gesehen: Gegen Deutschland hat er wieder ein Riesenspiel gemacht.“

… Lukas Piszczek: „Ein wichtiger Einkauf, weil er Patrick Owomoyela Druck machen wird. Aber er kann auch offensiver und auf der linken Seite spielen; Lukas ist enorm vielseitig und hat sich gut entwickelt.“ … Florian Kringe: „Für ihn ist es eine schwierige Situation. Wir haben ja geklärt, dass er uns verlassen wird, aber jetzt muss er erst mal wieder fit werden.“ BVB-Dauerbrenner Kringe soll heute, Montag, in Berlin sein RehaTraining aufnehmen und dies ab Juli in Dortmund fortsetzen. Nach dem zweiten Mittelfußbruch innerhalb eines Jahres sucht er einen neuen Klub, muss aber erst mal wieder auf die Beine kommen. Sein Arbeitspapier in Dortmund läuft eigentlich noch bis 2012, aber er hat schon klargestellt: „Ich habe keine Lust, nur meinen Vertrag in Dortmund abzusitzen.“ OLIVER BITTER

1Hätte Thomas Tuchel bei der Personalwahl freie Hand, dann wäre sein sportlicher Wunsch klar: „Dass Malik Fathi zurückkommt!“ Momentan gibt es aber (noch) keinen neuen Stand, was die Zukunft des Berliners angeht, der bei Spartak Moskau bis Ende 2011 einen Vertrag hat. Und da der Mainzer Trainer nach eigener Auskunft keine Gelddruckmaschine hat, scheint ein Comeback Fathis am Bruchweg, Stand heute, unrealistisch. Dennoch bleibt Tuchel am Ball bei Fathi, mit dem er weiter in Kontakt steht. Sollte Moskau nach der Vorbereitung wider Erwarten grünes Licht für einen Wechsel des zweimaligen DFB–Nationalspielers geben, will Mainz zur Stelle sein. Parallel dazu hält Tuchel Ausschau nach Alternativen für die linke Außenverteidigerposition. Der FSV will auf alle Fälle noch einen

Spezialisten verpflichten, sieht sich dabei aber nicht unter Zeitdruck. Ob Joseph Nestroy Kizito, 28-maliger ugandischer Nationalspieler in Diensten von Novi Sad, ein Kandidat ist? Der 27-Jährige ist seit Donnerstag Trainingsgast, kam am Sonntag im Vorbereitungsspiel in Meisenheim zum Einsatz. Auf eine Chance bei einem Bundesligisten, möglichst in Mainz, spekuliert auch Änis Ben-Hatira. Der 21-Jährige kam als A-Junior im Januar 2006 von TeBe Berlin zum HSV, hatte zehn Bundesligaeinsätze, war zweimal an Duisburg (29 Spiele) ausgeliehen. Nach einer Hüftoperation hofft der deutsche U-21-Europameister, der beim HSV trotz eines Vertrages bis 2012 keine Perspektive hat, nun auf einen Neuanfang. Tuchel ist durchaus angetan: „Man merkt, das Änis etwas zeigen möchte.“ ULI GERKE


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MÜNCHEN: Der Trainer nimmt erst mal mit einem Mini-Aufgebot die Arbeit wieder auf

Van Gaal: Ein Start mit zwei Gefahren nicht spurt“, scherzt Gerland, „kann ich immer noch meine Krücken nach ihm werfen.“ Van Gaal weiß, dass der Start für ihn nicht nur lustig wird. Neben des Wer-steigt-wann-ein-Puzzles droht eine zweite Gefahr: die Erwartungshaltung. Wer Meister geworden ist und Pokalsieger und

es in der Champions League bis ins Endspiel gebracht hat, für den gibt es nur eine Steigerung: das Triple. Schon Felix Magath hatte als Bayern-Coach nach dem Double 2005 das Problem, dass das Double 2006 kaum noch gewürdigt wurde, weil er im Europacup früh rausgeflogen war. Van Gaal bittet die Fans daher

schon jetzt um Hilfe: „Ich freue mich auf die neue Saison, auch wenn es sicherlich nicht einfach wird, wieder so erfolgreich zu sein wie in meinem ersten Jahr. Aber mit der gleichen Unterstützung wie in den letzten Wochen dürfte wieder einiges für uns drin sein.“ Los geht’s … B E R N D S A L A M O N

Foto: imago/MIS

1Und los geht’s: An diesem Montag rollt ab halbzwölf der Ball an der Säbener Straße, die Profis des FC Bayern nehmen ihre Arbeit wieder auf. Louis van Gaal (58) teilt die Vorbereitung in zwei Strecken auf: Eine von jetzt bis zum 4. Juli, die zweite ab dem 15. Juli. Dazwischen gibt er seinen Jungs noch mal zehn Tage frei. Leicht werden die achteinhalb Wochen bis zum Ligastart am 20. August nicht, und das liegt zuallererst an der WM. Je erfolgreicher die 13 Bayern-Spieler in Südafrika sein werden, desto später steigen sie in München ins Training ein. Dieses Problem hat zwar jeder Coach, keiner aber so geballt wie van Gaal. „Das ist für einen Trainer natürlich keine einfache Situation, wenn die Hälfte des Kaders nicht dabei ist“, erklärt er, „aber ich werde mit meinem Stab auch aus dieser Situation das Beste machen.“ Die paar Stars, die von Anfang an auf der Matte stehen, wie van Buyten, Altintop oder Olic, arbeiten zunächst mit den Amateuren, die deren alter, neuer Chef Hermann Gerland (56) seit Donnerstag wieder über den Platz scheucht. Auf einem Golfmobil, weil sich der „Tiger“ im Urlaub beim Fußballtennis einen Achillessehnenriss zugezogen hat. Doch kein Problem: „Wenn einer

So war’s vor einem Jahr: Am 1. Juli 2009 bat Louis van Gaal zu seinem ersten Training in München.

FRANKFURT: Lautern verzichtet auf Steinhöfer

STUTTGART: Lanig und Mandjeck weg

Teber: Verkauf nicht ausgeschlossen Junge Wilde, die dritte Generation 1Zum Verkauf steht Selim Teber (29) nicht direkt, aber „wenn ein Angebot kommt, denken wir darüber nach“, sagt Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen immerhin. „Ich weiß davon nichts. Ich spiele auch nächste Saison für die Eintracht“, bekräftigt Teber. Der Mittelfeldspieler war vor einem Jahr ablösefrei von 1899 Hoffenheim gekommen, konnte die Erwartungen als Führungsspieler bisher nicht erfüllen (29 Einsätze, kickerNotenschnitt 4,06). „Mit mir hat keiner über einen möglichen Wechsel gesprochen“, so Teber, der allerdings sehr wohl gespürt hat, dass er im Umfeld und den Medien sehr kritisch beäugt wird. „Ich bin erfahren genug, um damit zurechtzukommen. Die Eintracht hat eine tolle Saison gespielt, ich war in vielen Spielen dabei und bin zufrieden“, bekräftigte er – so

unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein. Auf der Sechs, wo Teber zu Hause ist, hat allerdings Pirmin Schwegler (23) eindeutig die Nase vorn und Ricardo Clark (27) bewies in den letzten drei Saisonspielen, die er bei der Eintracht mittun durfte, dass er sich vor Teber nicht zu verstecken braucht. Schwegler und Clark sind bei der WM im Einsatz. Womöglich wird in der neuen Saison Markus Steinhöfer (24) wieder zum Kader gehören. Am Sonntag erklärte der Vorstandsboss des 1. FC Kaiserslautern, Stefan Kuntz, „das Thema Steinhöfer ist erledigt“. Die Pfälzer haben für die rechte Außenbahn Ivo Ilicevic (23, VfL Bochum) verpflichtet. Jetzt hofft die Eintracht, dass Steinhöfer beim ehemaligen Frankfurt-Trainer Friedhelm Funkel in Bochum unterkommt. M I C H A E L E B E RT

1Mündlich ist alles klar. Sowohl in Sachen Martin Lanig (25) – er wechselt für bis zu 800 000 Euro zum Ligarivalen 1. FC Köln – als auch bei Georges Mandjeck (21). Der Kameruner soll in diesen Tagen zu Stade Rennes transferiert werden und weitere 1,2 Millionen bringen. Somit umfasst der neue VfBKader Stand jetzt noch 24 Mann (inklusive drei Torhüter). Die Schwaben haben zwar noch die Möglichkeit, personell nachzubessern, doch Sportdirektor Jochen Schneider sagt, dass „nichts akut“ sei. Beide Abgänge seien „Sechser“, „und auf dieser Position“, so Schneider, „sind wir überragend besetzt“. Mit Nationalspielern, die derzeit bei der WM ihren Dienst verrichten (Sami Khedira, Zdravko Kuzmanovic) oder dies tun sollten, ehe eine Verletzung dazwischenkam (Christian Träsch) oder die im erweiterten

Kader standen und nicht mitgenommen wurden (Christian Gentner). Letzterer könnte auch links offensiv im Mittelfeld spielen. Auf dieser Position hatte sich Trainer Christian Gross (55) noch einen „torgefährlichen Mann“ gewünscht. Der ist derzeit nicht mal schemenhaft zu erkennen. Stuttgart verbilligt seinen Kader nach den Abgängen von Jens Lehmann (40) und Alex Hleb (29). Selbst die Forderungen eines Roberto Hilbert (25) passten nicht in den Finanzrahmen, der durch das Verpassen der Champions League enger geworden ist. Deshalb schiebt der VfB nun die dritte Generation der jungen Wilden in die Verantwortung, nach Hildebrand, Hinkel & Co. sowie Gomez, Khedira und Tasci sollen nun Sebastian Rudy, Daniel Didavi (beide 20) und Kollegen ins Rampenlicht treten. M A RT I N M E S S E R E R


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ST. PAULI

Schlechte Karten für Barzagli

Hildebrand – große Lösung ist zu teuer

1Die Defensive, das hat Steve McClaren (49) schnell festgestellt, ist die Hauptproblemzone beim VfL Wolfsburg. „Wir kriegen zu viele Gegentore“, sagt der neue Trainer. Neue Innenverteidiger sollen für mehr Stabilität sorgen. Arne Friedrich (31, Hertha) könnte in die Rolle des Abwehrchefs schlüpfen, sein Wechsel ist aber entgegen anderer Meldungen noch nicht perfekt (siehe Seite 66). Großes Interesse besteht seit geraumer Zeit am Dänen Simon Kjaer (21, Palermo). Allerdings steht das Toptalent bei zahlreichen europäischen Spitzenklubs auf dem Einkaufszettel. Und beim VfL stellt sich die Frage: Wie sieht es für die vier unter Vertrag stehen Innenverteidiger aus? Andrea Barzagli (29): Wurde 2008 für 13,9 Millionen Euro verpflichtet. Im Meisterjahr eine Bank, in der vergangenen Saison ein Schatten seiner selbst. Sein Vertrag endet 2011, eine Verlängerung ist für den VfL kein Thema. Im Gegenteil: Man würde den Italiener, einer der Spitzenverdiener, sofort ziehen lassen. Allein: Barzagli fühlt sich beim VfL nicht unwohl und drängt deshalb nicht auf einen Wechsel. Jedoch scheint klar, dass er im Kampf um die Stammplätze eher schlechte Karten hätte. Jan Simunek (23): Er wird den VfL verlassen. Kaiserslautern will ihn weiterhin, Simunek will zum Aufsteiger. Seit Sonntag ist der Tscheche nach seinem Dubai-Urlaub zurück, in dieser Woche könnte eine Entscheidung fallen.

1Das Ziel ist klar umrissen. „Grundsätzlich haben wir unseren Kader zum Trainingsauftakt immer gern komplett“, sagt Manager Helmut Schulte. Am Freitag geht es los für den FC St. Pauli, ein paar offene Baustellen aber gibt es beim Aufsteiger noch. Am Wochenende verlängerte Linksverteidiger Davidson DroboAmpem (22), als Stammkraft in die abgelaufene Zweitligasaison gestartet, am Ende aber nur noch Ergänzungsspieler, seinen Vertrag bis 2013. Das Aus für Florian Lechner (29), den letzten Aufstiegshelden mit offener Zukunft? Der Rechtsverteidiger, seit 2004 beim Kiez-Klub und schon 2007 beim Aufstieg in die 2. Liga dabei, wäre angesichts der Fülle von Außenverteidigern eigentlich über: Mit Moritz Volz (27) und Carsten Rothenbach (29) ist Lechners rechte Seite doppelt besetzt, links stehen mit DroboAmpem, Jan-Philipp Kalla (23) und Bastian Oczipka (21) drei Verteidiger zur Auswahl. Dennoch sagt Schulte: „Die Personalie Lechner ist noch offen.“ In dieser Woche sollen Fakten geschaffen werden. Gleiches gilt im Fall Thomas Kessler (24). Das Leihgeschäft mit Kölns Keeper ist noch immer nicht perfekt. Parallel hat der Aufsteiger sogar eine große Lösung geprüft: Mit dem Ex-Hoffenheimer Timo Hildebrand (31) gab es zumindest ein Treffen, die Gehaltsvorstellungen jedoch klafften gehörig auseinander. S E B A S T I A N WO L F F / v N

Foto: Witters

WOLFSBURG: Innenverteidigung wird umgebaut – Warten auf Friedrich

Sein Platz wackelt: Der Italiener Andrea Barzagli fühlt sich wohl in Wolfsburg. Man würde den Italiener ziehen lassen.

Rever (25): Der Winterneuzugang ist in der Bundesliga noch ohne Einsatz. Und geht es nach ihm, ändert sich daran auch nichts mehr. „Ich will weg“, verkündete der Brasilianer (Vertrag bis 2014) in seiner Heimat und beklagte zudem, dass er weniger als das vereinbarte Gehalt erhalten habe. Manager Dieter Hoeneß (57) will die Aussagen des enttäuschten Rever nicht überbewerten und erwartet ihn zum Trainingsauftakt am 1. Juli in Wolfsburg. Sollte jedoch ein Verein die im Winter gezahlten fünf Millionen Euro auf den Tisch

legen, spricht nicht viel für einen Verbleib Revers beim VfL. Alexander Madlung (27): War noch der konstanteste VfL-Innenverteidiger der vergangenen Saison (kickerNotenschnitt 3,65). Vertrag bis 2013, er bleibt. Die Luft wird für den kopfballstarken Mann jedoch dünner, wenn neue Konkurrenz kommt. Doch damit hat Madlung Erfahrung. Schon häufig stand er zu Saisonbeginn auf der Kippe, durchgesetzt hat er sich am Ende aber eigentlich immer (108 Spiele in vier Jahren beim VfL). THOMAS HIETE

HAMBURG: Gespräche laufen – der neue zentrale Abwehrmann soll aus Leverkusen kommen

Reinhardts Suche nach seinem Nachfolger: Er will Reinartz Reinartz (21) von Bayer Leverkusen loseisen. Die Kontaktaufnahme zum 1,89 Meter großen Verteidiger ist bereits erfolgt. Hamburg lockt mit der Perspektive auf einen Stammplatz im Abwehrzentrum und einem Quantensprung beim Jahresgehalt. Knackpunkt: Reinartz,

Foto: imago/Kraft

1Erst knapp einen Monat ist Hamburgs neuer Sportvorstand Bastian Reinhardt (34) im Amt, dennoch bewegt er sich zu Beginn seiner Amtszeit eigentlich auf vertrautem Terrain. Der frühere Innenverteidiger sucht einen Abwehrspieler, ganz konkret einen seiner Nachfolger. „Die Verpflichtung eines Innenverteidigers genießt hohe Priorität.“ Denn nach Reinhardts Karriereende und dem Abschied von Jerome Boateng (21) sind gleich zwei Planstellen frei. Neben Joris Mathijsen (30) ist derzeit nur noch David Rozehnal (29) unter Vertrag. Ein Wunschkandidat ist längst auserkoren: Der HSV will Stefan

An der HSV-Angel: Stefan Reinartz.

der in der abgelaufenen Spielzeit nur drei seiner 27 Einsätze als zentraler Verteidiger absolvierte und zumeist vor der Abwehr agierte, hat noch einen gültigen Vertrag bis 2012. Nach Durchbruch in der Liga und dem Debüt im Nationalteam beim 3:0 über Malta im Mai ist sein Marktwert explodiert. Zwischen sechs und acht Millionen dürfte den HSV ein Transfer kosten, nicht auszuschließen, dass Bayer gar bis zu zehn Millionen fordert. Aber: Reinartz passt in jeder Hinsicht ins Raster. Nach Boatengs Wechsel zu Manchester City, für den der HSV zehn der 12,5 Millionen Euro Ablöse erhält (den

Rest bekommt Berlin), käme mit Reinartz erneut ein Verteidiger mit Perspektive, der vielseitig ist. Und: Er erfüllt auch jene Voraussetzungen, unter denen Milliardär KlausMichael Kühne (73) in HSV-Profis investieren will: Jung, talentiert, mit hohem Wiederverkaufswert. Reinhardts Suche soll bei Reinartz enden. Und dass der es auch im Abwehrzentrum kann, obwohl er vornehmlich als Ersatz von Simon Rolfes agierte, belegt sein kickerNotenschnitt. Dreimal verteidigte er innen, kommt in den Partien gegen Bremen, Bayern München und Gladbach auf eine Note von 3,0. S E B A S T I A N WO L F F


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KAISERSLAUTERN: Simunek will doch kommen

1Heute in einer Woche geht’s wieder los in Lautern. „Unser Ziel ist, den Kader am Start möglichst komplett zusammenzuhaben“, erklärt Trainer Marco Kurz zur Planung. Und das bedeutet für Vorstandschef Stefan Kuntz reichlich Arbeit in den nächsten Tagen. „Wir spielen jetzt eine Klasse höher. Da brauchen wir eine hohe Qualität und viele Alternativen für einen starken Konkurrenzkampf.“ Kurz ist sich einig mit Kuntz. Handlungsbedarf besteht nach wie vor in allen Mannschaftsteilen. Auch in der Offensive, trotz der jüngsten Verpflichtungen. Der Bulgare Ilian Micanski (24, Vertrag bis 2014, Ablöse 750 000 Euro), der in 28 Spielen 14 Tore für Zaglebie Lubin (Polen) erzielte, soll in die Fußstapfen von Erik Jendrisek treten. Kurz will den Neuzugang nicht mit dem zum FC Schalke abgewanderten Slowaken vergleichen. Den Sprung in die Bundesliga traut er Micanski allemal zu: „Ilian ist technisch stark, sehr beweglich, handelt im Straf-

raum und beim Abschluss schnell. Vor allem hat er eine unheimliche Quote.“ Micanski, Srdjan Lakic, Adam Nemec und …? Ein vierter Stürmer steht weiter ganz oben auf der Prioritätenliste. Eine Alternative in der Offensive bleibt Ivo Ilicevic (23). Der Außenbahnspieler, der im Vorjahr vom VfL Bochum ausgeliehen war, wechselt endgültig auf den Betzenberg. Statt der geforderten 750 000 Euro soll der Erstligaabsteiger nur etwa 250 000 erhalten für Ilicevic, der trotz 30 Einsätzen und vier Treffern nicht unumstritten war in der Aufstiegssaison. Mit dem neuen Vertrag (bis 2012) für Ilicevic hat sich eine Verlängerung der Vereinbarung mit Markus Steinhöfer (zurück zu Eintracht Frankfurt) erledigt. Mit nur 28 ließ Kaiserslauterns Abwehr die wenigsten Gegentore in der 2. Liga zu. Doch auch im hinteren Bereich muss der Neuling aufrüsten. Bedarf besteht nach dem Weggang von Fabian Müller (zurück nach Aue) und Daniel Pavlovic

Foto: imago/Newspix

Micanski ist da – die Stürmersuche hält an

Hoffnungsträger: Der bulgarische Stürmer Ilian Micanski kann auf eine hervorragende Torquote verweisen. Ein weiterer Angreifer soll kommen. (zurück zum FC Schaffhausen) auf den Außenverteidigerpositionen. Alternativen fehlen ebenso in der Innenverteidigung. Der Wolfsburger Jan Simunek (23) ist weiter ein Kandidat; er ist aus dem Urlaub zurück, würde nun doch gerne in die Pfalz kommen. „Kontakt ist noch da.“ Kuntz bestätigt anhaltendes Interesse am Tschechen, den der Ligarivale gerne abgeben würde.

Entschieden ist inzwischen auch, mit welchem Hauptsponsor der FCK in die neue Saison geht. Das Homburger Unternehmen „Dr. Theiss Naturwaren“ (u. a. Allgäuer Latschenkiefer), das nach 13 Jahren die Deutsche Vermögensberatung ablöst, soll sich das Engagement (vorerst bis 2012) beim Aufsteiger pro Saison vier Millionen Euro kosten lassen. U L I G E R K E

FREIBURG: Ablösepoker mit Dinamo Minsk

KÖLN: Franzose tendiert nach England

Klar mit Nationalspieler Putsilo

Lanig kommt, Ebondo wohl nicht

1Beim Hamburger SV war 2008 Anton Putsilo (23) der Durchbruch in der Bundesliga versagt geblieben. Demnächst will der Nationalspieler aus Weißrussland beim SC Freiburg einen neuen Anlauf unternehmen. „Sein Vertrag bei Dinamo Minsk läuft am 2. November aus, wir haben ihn ab 1. Januar unter Vertrag genommen, würden den Transfer aber gerne bereits im Sommer vollziehen“, erläuterte Sportdirektor Dirk Dufner (42) dem kicker. Dinamo Minsk will sich die vorzeitige Freigabe großzügig honorieren lassen, gilt Putsilo doch als großes Talent. Der 1,80 Meter große und 74 Kilo schwere Mittelfeldspieler absolvierte bislang zwölf Länderspiele (3 Tore). In der Liga brachte er es 2009 auf 22 Spiele (3 Tore) und in der laufenden Saison auf 13 Einsätze (5 Tore). „Er ist im Mittelfeld flexibel einsetzbar, technisch gut und schnell“, charakterisiert Dufner den künftigen SC-Spieler, der sich nach kicker-Recherchen drei Jahre an Freiburg band.

1Zäh wie Kaugummi zogen sich die Verhandlungen. Zur Einigung kam es doch: Martin Lanig (25) wechselt vom VfB Stuttgart nach Köln, erhält dort einen Vertrag bis 2013. Für den zentralen Mittelfeldspieler zahlt der FC 700 000 Euro Ablöse, die sich durch Zusatzvereinbarungen auf 800 000 erhöhen könnte. Unterschrieben ist der Vertrag noch nicht, doch eine große Baustelle ist damit geschlossen. Offen bleibt, wer die nach Moskau wechselnde Kreativkraft Zoran Tosic ersetzen soll. Dies soll kein unerfahrener Akteur tun. Folglich ist Mehmet Ekici (20, FC Bayern) laut Michael Meier „kein Thema. Wir können nicht nur Jugendliche holen“, begründet der FC-Manager dies, der weiter auf den ehemaligen Berliner Cicero (25) hofft. Doch seit dem FC-Angebot vor geraumer Zeit hat sich der „Status quo nicht geändet“, so Meier. Der Brasilianer sucht wohl attraktivere Optionen. Dies gilt auch für Albin Ebondo (26, FC Toulouse). Bei dem rechten

Im Januar 2008 war Putsilo ebenfalls mit großem Vorschusslorbeer zum Hamburger SV gekommen, setzte sich dort aber nicht durch. Die Hanseaten zahlten seinerzeit 500 000 Euro Leihgebühr. HSVSportchef Dietmar Beiersdorfer schwärmte zu Beginn: „Er hat was von Aliaksandr Hleb.“ Doch Putsilo kam in zwölf Monaten nur auf drei Bundesligaspiele. Das lag daran, dass er zunächst einen Rafael van der Vaart vor sich hatte, dann nach dessen Abgang zu Real Madrid das System umgestellt wurde und die zentrale Mittelfeldposition so nicht mehr existierte. „Wenn sich der Transfer noch in diesem Sommer realisieren lässt, suchen wir vor allem noch nach einem Stürmer und einem offensiven Außenbahnspieler beziehungsweise im Idealfall nach einem, der beides übernehmen kann“, so Dufner. Vor Putsilo nahm Freiburg zwei Spieler (Zvonko Pamic und Jan Rosenthal) für die neue Saison unter Vertrag. M I C H A E L E B E RT

Verteidiger hat der FC zunehmend schlechte Karten. „Warum sollten wir ihn abhaken, solange wir noch keine Absage haben“, fragt Meier, der dem ablösefreien Akteur ein Angebot unterbreitet hat. Doch der Franzose hat andere Ziele: „Obwohl Köln eine sehr gute Offerte gemacht hat, glaube ich, dass er lieber nach England wechseln möchte“, erklärt Bruno Satin von der Agentur IMG. Mit Stoke City, West Bromwich Albion und dem FC Fulham habe es bereits Gespräche gegeben. Rechts hinten fehlt also weiter die Alternative zu dem bei der WM soliden Slowenen Miso Brecko (26). Ob für links hinten neben Konstantinos Giannoulis (22, Iraklis Saloniki) jemand geholt wird, ist offen. „Es ist ja nicht so, dass wir ins Nichts fallen würden, wenn wir da nichts mehr machen“, meint Meier. So ist es fraglich, ob José Holebas (25, 1860 München), über den Meier sich erkundigte, ein heißes Thema wird. Besonders nicht, da er Ablöse kostet. S T E PH A N VO N N O C K S


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kicker, 21. Juni 2010

GLADBACH: Konstanz auf dem Managerposten

1Am heutigen Montagnachmittag bittet Trainer Michael Frontzeck (45) zum Vorbereitungsstart. Fehlen werden im Borussia-Park neben den WM-Fahrern auch Dante (26), der absprachegemäß morgen einsteigt, und Paul Stalteri (32), der nach der Saison noch Länderspiele für Kanada absolvierte und deshalb bis Anfang Juli Ferien genießt. Ob Stalteri dann bei der Borussia einsteigt oder bei einem neuen Arbeitgeber, bleibt abzuwarten. Der Routinier besitzt einen vergleichsweise hoch dotierten Vertrag bis 2011, wurde als Stammkraft hinten rechts aber vom deutlich jüngeren Tobias Levels (23) verdrängt. Gladbach würde Stalteri kaum Steine in den Weg legen. Perfekt ist seit dem Wochenende der Transfer von Stalteris Landsmann Rob Friend (29) zu Hertha BSC (s. Seite 66). „Ein vernünftiger Deal für alle Beteiligten“, urteilt Sportdirektor Max Eberl (36), der nun die Suche nach einem Nachfolger finalisieren will. Den Ex-Freiburger Mohamadou Idrissou (30), für Kamerun bei der WM am Ball, mag Eberl als Top-Favoriten weiter nicht bestätigen. Das gilt auch bei

einer weiteren anstehenden Personalie – seiner eigenen, vom Präsidium bereits seit geraumer Zeit geplanten Vertragsverlängerung. Wie der kicker erfuhr, soll diese auf jeden Fall noch vor Saisonstart in trockene Tücher gebracht werden. Im Oktober 2008 übernahm Eberl den Job des zurückgetretenen Christian Ziege (38) und wurde zunächst als angeblicher Handlanger des allgewaltigen Cheftrainers Hans Meyer (67) von vielen belächelt. Doch Eberl, zuvor seit 2005 Nachwuchskoordinator im Klub, etablierte und profilierte sich im Eiltempo. Nun ist offenbar vorgesehen, den aktuell noch bis 2011 laufenden Vertrag sogar gleich um drei weitere Jahre bis 2014 zu verlängern. Just die vermeintliche Verlegenheitslösung verspricht also jene Konstante zu werden, die der Borussia so quälend lange fehlte. Bestand haben soll möglichst auch Eberls Zusammenarbeit mit Frontzeck. Der Chefcoach ist ebenfalls bis 2011 gebunden. Und könnte beizeiten einen um ein oder zwei Jahre ausgedehnten Kontrakt unterschreiben. THIEMO MÜLLER

HANNOVER: Mit Cherundolo einig bis 2012

Foto: Witters/Speck

Bosse planen mit Eberl: Neuer Vertrag bis 2014

Gute Arbeit: Max Eberl hat sich in den knapp zwei Jahren als Manager einen exzellenten Ruf erarbeitet. Nun soll er sein Arbeitspapier verlängern.

HOFFENHEIM: Auch Zuculini nicht dabei

Schmadtkes klare Ansage an Hanke Carlos Eduardo fehlt beim Start 1Die Unterschrift fehlt noch, doch wie der Klub am Sonntag bereits offiziell vermeldete, sind sich beide Seiten nach langem Hin und Her nun einig: Steven Cherundolo (31), seit Januar 1999 in Diensten von Hannover, sagte mündlich zu, seinen Kontrakt zu verlängern. Bei der Laufzeit erzielten Manager Jörg Schmadtke und Berater Harun Arslan einen Kompromiss. Während US-Boy Cherundolo seinen vielleicht „letzten großen Vertrag“ gerne gleich für drei Jahre abgeschlossen hätte, kredenzt 96 ihm zwei Jahre, jedoch plus einjähriger Option, falls der aktuelle WM-Teilnehmer den Ansprüchen als Leistungsträger auch über 2012 hinaus genügt. Die Baustelle auf der rechten Abwehrseite ist damit geschlossen, drei weitere Positionen sind für Schmadtke nun noch vakant. Im Mittelfeld spricht der 96-Macher von zwei offenen Fragen: „Wir suchen

noch für die Außenbahn und auf der Zehner-Position.“ Hier ziehen sich die Bemühungen um ein Leihgeschäft mit Schalkes Jan Moravek (20) weiter hin. Für die Seiten besitzt Hannover links mit dem auch in der Abwehr verwendbaren Trio Constant Djakpa (23), Konstantin Rausch (20) und Christian Schulz (27) sowie Valdet Rama (22) quantitativ einige Möglichkeiten, rechts gilt dies für Sofian Chahed (27), Sergio Pinto (29) und Manuel Schmiedebach (21). Die Zugänge Moritz Stoppelkamp (23, Oberhausen) und Lars Stindl (21, Karlsruhe) gelten als Allrounder. Eine klare Ansage macht Schmadtke unterdessen an Mike Hanke (26): „Eventuell verpflichten wir auch noch einen Stoßstürmer.“ Handlungsbedarf, der zeigt, dass der Ex-Nationalspieler, wenn er bei 96 bleibt, trotz starker Saisonendphase seinen Platz nicht automatisch sicher hat. M I C H A E L R I C H T E R

1Ein Brasilianer fehlt beim Trainingsstart. Bei vielen Klubs gehört das zur alljährlichen Folklore, in Hoffenheim gibt es diesmal einen medizinischen Hintergrund. Carlos Eduardo (22) schwebt nicht ein zum Auftakt an diesem Montag, er hat Ärger mit den Ohren. Seit gut einem Jahr schon plagt ihn ein Loch im Trommelfell, nun hat sich die Stelle während des Heimaturlaubs entzündet. Mit einer Operation in Brasilien soll das Problem behoben werden, drei Wochen Pause. Neben den Rekonvaleszenten Tobias Weis (24) und Demba Ba (25) wird auch Franco Zuculini (19) wegen eines grippalen Infekts fehlen. Mit dem Argentinier plant Coach Ralf Rangnick aber ohnehin nur sehr bedingt, der Mittelfeldmann soll verliehen werden, außer Neapel haben sich weitere Interessenten gemeldet. Nachdem auch der Abgang von Maicosuel (24, für

vier Millionen Euro zu Botafogo) diese Woche abgeschlossen wird, widmen sich Rangnick und Manager Ernst Tanner voll der Kaderplanung. Auf ihrer Prioritätenliste stehen noch ein torgefährlicher Mittelfeldspieler sowie ein Stürmer. Keinen dringenden Bedarf sieht man hingegen in der Innenverteidigung. Die durch den Verkauf von Per Nilsson (27) an Nürnberg frei gewordene Planstelle soll durch die Talente Robin Neupert (18) und vor allem Manuel Gulde (19) besetzt werden, hinzu kommen die etablierten Kräfte Simunic (32), Compper (25) sowie Vorsah (21). Und in zwei Monaten dürfte auch der langzeitverletzte Matthias Jaissle (22) nach seiner Achillessehnenoperation wieder mit dem Training beginnen. „Matze kämpft sich zurück und wird noch wichtig für uns“, baut Rangnick weiter auf ihn. M A RT I N G RU E N E R


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NÜRNBERG: Neben dem Griechen sollen auch Boakye und Vidosic gehen

PERSONALIEN

Charisteas ist bereit, auf Geld zu verzichten

1. FC NÜRNBERG

griechische Heimat ausschließt. Immerhin: „Angelos ist bereit auf Geld zu verzichten, wenn er eine vernünftige Alternative hat.“ Dario Vidosic: Wie Charisteas WMTeilnehmer, allerdings bei Australien noch ohne Einsatz. Eigentlich kann der 23-Jährige zunächst als siebter Neuzugang gezählt werden, da er nach halbjähriger Ausleihe zum

MSV Duisburg zurückkehrt. Neben einer neuen Station in Deutschland gilt Japan als mögliches Ziel. Isaac Boakye: Der Ghanaer nimmt nicht an der WM teil, darf aber dennoch wechseln. Auch hier zeichnet sich bis dato nichts Konkretes ab, der 28-Jährige ist aber nicht abgeneigt, eine neue Herausforderung anzunehmen. F R A N K L I N K E S C H

FC ST. PAULI Jonathan Beaulieu-Bourgault (21), der am Ende der vergangenen Saison bei den Hamburgern keinen neuen Vertrag erhielt, wechselt zu Preußen Münster. Beim Regionalligisten unterschrieb der kanadische Mittelfeldspieler einen Einjahresvertrag, der sich im Falle eines Aufstieges um ein weiteres Jahr verlängert.

1. FSV MAINZ 05

Mürrisch: Der sonst meistens gut aufgelegte Angelos Charisteas durfte zuletzt auch nicht für die Griechen bei der WM spielen.

BREMEN: Vasco verkauft Spieler und löst so vielleicht Werders Problemfall

Neuer Plan: Geld für Carlos Alberto aus der Porto-Kasse 1Neue, dem Anschein nach gute Nachrichten gibt es für Bremen aus Südamerika. Zwar (noch) nicht zum angedachten Wunschtransfer von Mittelfeldspieler Wesley (22, FC Santos) an die Weser, dafür aber in Sachen Carlos Alberto, dessen Ausleihe an Vasco da Gama zum 30. Juni formal endet. Der brasilianische Klub, bei dem der 25-Jährige zum Kapitän und Leistungsträger aufstieg, will den bei den Hanseaten als Problemfall

Mike Frantz (23), der sich im Relegationsrückspiel in Augsburg einen Innenbandanriss im Knie zugezogen hatte, absolviert weiter Reha. Ob er beim Trainingsauftakt am 3. Juli schon mit dem Ball übt, ist offen. Ins erste Trainingslager nach Bad Wörishofen (ab 5. Juli) fährt der Mittelfeldspieler aber in jedem Fall mit.

Foto: AP/Stavrakis

1Sechs Neue, neun Abgänge lautet die Transferbilanz des 1. FC Nürnberg bislang. Drei Stürmer sollen noch gehen, doch das gestaltet sich erstens nicht leicht, kann zweitens dauern und wird drittens höchstens noch eine geringe Ablöse bringen. Immerhin würde der FCN zusammengerechnet rund 2,5 Millionen Euro Gehalt sparen. Angelos Charisteas: Trainer Hecking plant nicht mehr mit dem griechischen EURO-Helden von 2004. Bei der WM konnte Charisteas bislang keine Eigenwerbung betreiben. „Er hat sich immer sauber verhalten, aber die Ehe zwischen dem FCN und ihm stand zuletzt unter keinem guten Stern“, sagt Sportdirektor Martin Bader. Nach der WM wird der 30-Jährige wohl drei Wochen Urlaub erhalten und danach das Training beim FCN aufnehmen. „Wir lassen uns nicht unter Druck setzen. Wenn sich etwas Sinnvolles in einer konkurrenzfähigen Liga ergibt, wird er wechseln“, sagt Berater Paul Koutsoliakos, der eine Rückkehr des Topverdieners in die

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geltenden Profi fest verpflichten und hatte unlängst zwei Akteure zum Tausch angeboten, was bei Werder allerdings auf wenig Gegenliebe stieß (kicker berichtete). Der neue Plan: Einer der beiden, Nachwuchsstar Souza (21, Mittelfeld), soll nun für umgerechnet rund 3,5 Millionen Euro an den FC Porto verkauft werden. Vasco besitzt angeblich 75 Prozent Anteile an Souza, könnte somit etwa 2,5 Millionen Euro Ablöse für den noch bis 2011 an Bremen gebun-

denen, einst 7,8 Millionen Euro teuren Carlos Alberto aufbringen. Fließt letztlich also Geld für Carlos Albertos Verkauf aus der „PortoKasse“? Berater Carlos Leite, der auch den Souza-Deal begleitet, arbeitet mit Hochdruck an einer Lösung, mit der sich alle Parteien anfreunden. „Ich will bleiben, Vasco helfen und hoffe, dass Werder das versteht“, hat sich Carlos Alberto in seiner Heimat bereits klar positioniert. MICHAEL RICHTER

Torwart Christian Wetklo (30, nach Nasen-OP) stieg erst am Wochenende in die Vorbereitung ein. + + +Weitgehend auf Laufen beschränkt sich noch das Arbeitspensum von Zsolt Löw (31, nach Sprunggelenk-OP). Der Linksverteidiger hofft nächste Woche wieder ins Teamtraining einsteigen zu können. + + + Mit der Rückkehr von Routinier Miroslav Karhan (33, Achillessehnenprobleme) rechnet Trainer Thomas Tuchel (36) erst in der zweiten Vorbereitungsphase, die am 19. Juli beginnt. + + + Für Stürmer Adam Szalai (22, nach Bänderriss) stehen noch knapp zwei Wochen Reha auf dem Programm.

SC FREIBURG Nach überstandener sportmedizinischer Untersuchung unterschrieb Jan Rosenthal (24) am Freitag einen Vertrag bis 2013.

NACHRICHTEN Maier nach Bad Neuenahr

Der SV Sandhausen hilft dem ehemaligen Erstligisten Waldhof Mannheim. Drittligist Sandhausen spielt in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals gegen den FC Augsburg im Mannheimer Carl-Benz-Stadion. 15 Prozent der Nettoeinnahmen aus dem Ticketverkauf plus ein Euro pro Karte fließen in die angeschlagenen Kassen des SVW, der keine Regionalligalizenz erhalten hatte und künftig in der Oberliga BadenWürttemberg antreten wird.

U-20-Nationalspielerin Leonie Maier (17) wechselt vom Zweitligisten VfL Sindelfingen zum Erstligisten SC Bad Neuenahr und unterschrieb einen Dreijahresvertrag.

A- und B-Junioren-Meisterschaft A-Junioren, Halbfinal-Rückspiele um die Deutsche Meisterschaft: Bayer Leverkusen – VfB Stuttgart 4:0 (Hinspiel 0:2), 1. FSV Mainz 05 – Hansa Rostock 2:2 (Hinspiel 0:1), Finale: Leverkusen – Rostock (Sonntag, 11 Uhr in Leverkusen, Bay-Arena)

B-Junioren, Halbfinal-Hinspiele um die Deutsche Meisterschaft: Hertha BSC – Eintracht Frankfurt 1:3 (Hinspiel: 1:2) Bayer Leverkusen – VfB Stuttgart 1:0 (Hinspiel 2:1) Finale: Frankfurt – Leverkusen (Samstag, 14 Uhr in Frankfurt, Volksbank-Stadion)

Testspiel FC Meisenheim – 1. FSV Mainz 05 0:12 Tore: Bancé (3), Schürrle (2), Ivanschitz (2), Holtby (2), Ben-Hatira, Tosunoglu, Trojan

Foto: Witters

Sandhausen hilft Waldhof

Unterschrieb in Freiburg bis 2013: Jan Rosenthal.


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Der Sommerfahrplan der F C B AY E R N M Ü N C H E N

VFL WOLFSBURG

Trainingsauftakt: 21.6., 11.30 Uhr Trainingslager: 19. 7. bis 24. 7. in Riva del Garda (Italien) Testspiele: 26. 6. beim Fanclub „Lohner Bayern Union“ (16 Uhr, in Nordhorn), 24. 7. gegen eine Trentino-Auswahl (17 Uhr), 31. 7. Halbfinale um den Liga-Total-Cup gegen Köln (18.35 Uhr, auf Schalke), 1. 8. Spiel um Platz 3 oder Finale (auf Schalke), 7. 8. Supercup-Finale gegen Schalke (17.45 Uhr in Augsburg), 13. 8. gegen Real Madrid (20.45 Uhr).

Trainingsauftakt: 1. 7., 10 Uhr Trainingslager: 17. bis 26. 7. in Going/ Österreich Testspiele: 5. 7. beim MTV Wolfenbüttel (18.30 Uhr), 8. 7. beim OSV Hannover (19 Uhr), 8. 7. beim 1. FC Magdeburg (19 Uhr), 20. 7. gegen Panathinaikos Athen (19.05 Uhr in Schwaz), 24. 7. Blitzturnier in Ingolstadt gegen FC Ingolstadt und FC Augsburg.

Foto: Witters/Speck

1. FSV MAINZ 05

FC SCHALKE 04

WERDER BREMEN Trainingsauftakt: 5. 7., Uhrzeit offen Trainingslager: 8. bis 15. 7. auf Norderney, 19. bis 25. 7. in Donaueschingen, 29. 7. bis 6. 8. in Bad Waltersdorf/Österreich Testspiele: 12. 7. gegen KFC Uerdingen (18.45 Uhr auf Norderney), 17. 7. gegen Kickers Emden (19 Uhr in Loga bei Leer), 17. 7. gegen FC Hambergen (19 Uhr in Vollersode), 20. 7. bei SSV Reutlingen (19 Uhr), 23. 7. gegen SC Freiburg (18.30 Uhr in Villingen), 7. 8. bei FC Fulham (16 Uhr MESZ), weitere Tests während des Trainingslagers in Bad Waltersdorf sind in Planung. B AY E R L E V E R K U S E N Trainingsauftakt: 28. 6., 18 Uhr Trainingslager: 2. bis 10. 7. in Zell im

Rendezvous im Supercup-Finale: Bayerns Arjen Robben und Schalkes Ivan Raktitic werden sich kurz vor dem Ligastart in Augsburg treffen. Zillertal/Österreich, 23. bis 30. 7. in Abtwil/St.Gallen/Schweiz Testspiele: 4. 7. gegen Zillertal-Auswahl (18 Uhr), 8. 7. bei Wacker Innsbruck (19 Uhr), 13. 7. in Thüringen (Ort und Uhrzeit noch offen), 16. 7. beim FC St. Pauli (19 Uhr), 21. 7. bei Hassia Bingen (18 Uhr), 4. 8. beim SC Paderborn (18 Uhr), 8. 8. Turnier in Aachen mit Alemannia Aachen und Fortuna Düsseldorf (18 Uhr).

BO RU S S I A D O R T M U N D Trainingsauftakt: 4. 7., 15 Uhr Trainingslager: 15. bis 23. 7. in Stegersbach (Österreich) Testspiele: 11. 7. bei SV Hohenlimburg (Uhrzeit offen), 13. 7. bei SF Lotte (19.30 Uhr), 24. 7. bei 1860 München (15.30 Uhr), 4. 8. gegen Manchester City (Uhrzeit offen).

zeit offen), 5. 8. Europa League, Rückspiel 3. Qualifikationsrunde (Gegner und Uhrzeit offen), 10. 8. beim FC Augsburg (19 Uhr).

HAMBURGER SV EINTRACHT FRANKFURT Trainingsauftakt: 28. 6., 10 Uhr Trainingslager: 1. bis 4. 7. auf Sylt und 21. bis 30. 7. in Längenfeld/Österreich Testspiele: 4. 7. in Leck gegen eine Auswahl, 14. 7. bei Hajduk Split, 18. 7. in Lübeck gegen Juventus Turin, 27. 7. in Schwaz gegen 1860 München (20.15 Uhr), 31. 7. in Gelsenkirchen beim T-Home-Cup gegen Schalke 04 (16.45 Uhr), 1. 8. Finale oder Spiel um Platz drei in Gelsenkirchen, 4. 8. in Hamburg gegen FC Chelsea (19 Uhr).

Trainingsauftakt: 5. 7., 15 Uhr Trainingslager: 12. bis 18. 7. in Grünberg, 3. bis 10. 8. in Hermagor/ Österreich Testspiele: 10. 7. bei Olympia Friedberg-Fauerbach (16.30 Uhr), 14. 7. bei der FSG Homberg/Ober Ofleiden (18.30 Uhr), 18. 7. beim VfB Marburg (15 Uhr), 21. 7. gegen Racing Straßburg in Kehl (18.30 Uhr), 1. 8. gegen FC Chelsea (16.30 Uhr); weitere Testspiele sind noch in Planung.

VFB STUTTGART Trainingsauftakt: 25. 6., 10 Uhr Trainingslager: 26. 6. bis 2. 7. in St. Moritz/Schweiz, 7. 7. bis 14. 7. in Donaueschingen, 30. 7. bis 4. 8. in Friedrichsruhe Testspiele: 30. 6. gegen FC Celerina in St. Moritz (18 Uhr), 9. 7. gegen Grasshopper Club Zürich in WaldshutTiengen (19 Uhr), 14. 7. bei Stuttgarter Kickers (18.30 Uhr), 21. 7. Uhren-Cup in Grenchen, Halbfinale (Uhrzeit offen), 23. 7. Uhren-Cup in Grenchen, Finale oder Spiel um Platz drei (Uhrzeit offen), 29. 7. Europa League, Hinspiel 3. Qualifikationsrunde (Gegner und Uhr-

Foto: Rhode

Trainingsauftakt: 23. 6., Uhrzeit offen Trainingslager: 24. 6. bis 2. 7. auf Borkum, 15. 7. bis 23. 7. in Irdning (Österreich) Testspiele: 30. 6. bei TuS Borkum (18 Uhr), 2. 7. bei TV Bunde (18 Uhr), 6. 7. bei VfB Hüls (18 Uhr), 9. 7. bei Eintracht Braunschweig (18 Uhr), 10. 7. gegen ERGO-Nationalelf (16 Uhr, in Recklinghausen), 13. 7. bei SW Essen (18 Uhr), 16. 7. gegen Murtal-Auswahl (19 Uhr, in Zeltweg), 21. 7. bei LASK Linz (19 Uhr), 22. 7. gegen Chernomerets Burgas (18.30 Uhr, in Schladming) 23. 7. gegen Erzgebirge Aue (19 Uhr, in Gera), 24. 7. bei RB Leipzig (17 Uhr), 25. 7. gegen GW Priesteritz (11 Uhr, in Wittenberg), 31. 7./1. 8. Liga-Total-Cup in der Veltins-Arena, 7. 8. Supercup-Finale gegen den FC Bayern München (17.45 Uhr in Augsburg).

Trainingsauftakt: War bereits am 14. 6., zwischen 11. und 18. 7. ist noch mal Urlaub Trainingslager: 21. bis 29. 7. in Flachau/Österreich Testspiele: 25. 6. bei Hassia Bingen (19 Uhr), 27. 6. gegen SV Gonsenheim (13 Uhr/Stadionfest am Bruchweg), 3. 7. beim Offenburger FV (15.30 Uhr), 4. 7. beim SVW Mainz (17 Uhr), 26. 7. gegen Panathinaikos Athen in Flachau (Uhrzeit offen), 3. 8. bei Wormatia Worms (19 Uhr), 8. 8. gegen FC Malaga (15.30 Uhr/Bruchwegstadion).

Hermagor, wir kommen wieder: Eintracht Frankfurt wird sich wie im letzten Jahr im österreichischen Bundesland Kärnten vorbereiten.


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1899 HOFFENHEIM Trainingsauftakt: 21. 6., 10 Uhr Trainingslager: 23. bis 27. 6. in Baiersbronn, 21. 7. bis 1. 8. in Leogang/ Österreich Testspiele: 1. 7. beim FC Bammental (18.30 Uhr), 14. 7. beim FC OberRamstadt (18 Uhr), 17. 7. gegen eine Regionalauswahl in Rosenberg (16 Uhr), 20. 7. beim VfB Rauenberg (18 Uhr), 8. 8. gegen den FC Sunderland in Sinsheim (15 Uhr).

gen, 19. bis 27. 7. in Bad Radkersburg/Österreich Testspiele: 8. 7. gegen Wisla Krakau (18 Uhr in Barsinghausen), 10. 7. bei FC Grone (Uhrzeit offen), 14. 7. bei SV Ramlingen/Ehlershausen (Uhrzeit offen), 16. 7. bei TSV Ottersberg (Uhrzeit offen), 31. 7. gegen FC Valencia (15.30 Uhr, AWD-Arena), 4. 9. bei MTV Immensen (Uhrzeit offen), weitere Tests, darunter ein Werbespiel gegen einen englischen Premier-League-Klub am 8. 8. in Lagos/Nigeria, sind in Planung.

BO R . M Ö N C H E N G L A D B A C H 1. FC NÜRNBERG Trainingsauftakt: 21. 6., 16 Uhr Trainingslager: 26. 6. bis 2. 7. in Herzlake, 16. bis 23. 7. in Saalfelden (Österreich), trainingsfrei: 3. bis 5. 7. Testspiele: 26. 6. beim FC Ottenstein (15 Uhr), 7. 7. bei der SSG BergischGladbach (18 Uhr), 10. 7. beim FC Wegberg-Beeck (16 Uhr), 13. 7. beim EVV Echt (20 Uhr), 24. 7. bei VVV Venlo (14.30 Uhr), 1. 8. gegen FC Liverpool (14.30 Uhr), 4. 8. gegen Nationalelf Luxemburg (19 Uhr, in Luxemburg), 7. 8. bei Union Berlin (15.30 Uhr). 1. FC KÖLN Trainingsauftakt: 30. 6., Uhrzeit offen Trainingslager: 4. bis 7. 7. in Marienfeld, 19. bis 28. 7. in Tröpolach (Österreich) Testspiele: 10. 7. bei SG 06 Betzdorf (15 Uhr), 11. 7. gegen den FC Remscheid (14.30 Uhr in Wipperfürth), 31. 7. Halbfinale Liga-Total-Cup auf Schalke gegen Bayern München (18.35 Uhr), 1. 8. Finalspiel LigaTotal-Cup.

Trainingsauftakt: 3. 7., 15 Uhr Trainingslager: 5. bis 11. 7. in Bad Wörishofen und 30. 7. bis 6. 8. in Kaprun/Österreich Testspiele: 11. 7. beim FV Bellenberg (14 Uhr), 14. 7. in Neumarkt gegen eine Stadtauswahl (18.30 Uhr), 17. 7. beim 1. FC Haßfurt (18.30 Uhr), 20. 7. gegen PAOK Saloniki (18.30 Uhr, in Schweinfurt), 24. 7. gegen PSV Eindhoven (15 Uhr). 1. FC KAISERSLAUTERN Trainingsauftakt: 28. 6., 10 Uhr Trainingslager: 16. bis 23. 7. in Herxheim/Pfalz Testspiele: 3. 7. Fan-Spiel, Waldsee (16 Uhr), 7. 7. beim SC Großrosseln (18.15 Uhr, in Steinbach), 9. 7. beim SC Hauenstein (18 Uhr), 15. 7. gegen FSV Frankfurt (18.30 Uhr, in Neustadt/Weinstraße), 21. 7. gegen FC Metz (18 Uhr, in Offenbach/ Queich), 24. 7. gegen FC Liverpool (18 Uhr), 31. 7. gegen AJ Auxerre (16 Uhr, beide Fritz-Walter-Stadion), 7. 8., Gegner offen (16 Uhr).

SC FREIBURG F C S T. PA U L I Trainingsauftakt: 28. 6., Uhrzeit noch offen Trainingslager: 24. bis 31. 7. in Schruns/Österreich Testspiele: 1. 7. beim SV Kenzingen (18.30 Uhr), 4. 7. beim SV Weil (11.30 Uhr), 10. 7. beim 1. FC Heidenheim (18.30 Uhr), 21. 7. gegen FC Sochaux (18 Uhr, Möslestadion), 23. 7. gegen Werder Bremen (18.30 Uhr in Villingen), 3. 8. gegen FSV Frankfurt (18 Uhr in Offenburg), 7./8. 8. Kaiserstuhl-Cup beim Bahlinger SC. H A N N OV E R 9 6 Trainingsauftakt: 28. 6., Uhrzeit offen Trainingslager: 3. bis 7. 7. in Göttin-

Trainingsauftakt: 25. 6., Uhrzeit offen Trainingslager: 29. 6. bis 3. 7. in Schneverdingen, 19. bis 25. 7. in Teistungen Testspiele: 26. 6. beim Heider SV (14 Uhr), 1. 7. bei Eintracht Lüneburg (19.30 Uhr), 4. 7. beim VfR Neumünster (14.30 Uhr), 6. 7. beim SV Westerrade (18 Uhr), 7. 7. bei TuS Aumühle (18.30 Uhr), 9. 7. in Sönderiyske (18 Uhr), 16. 7. gegen Bayer Leverkusen (19 Uhr), 23. 7. beim VfB Kirchhellen (18.30 Uhr), 24. 7. beim RSV Göttingen 05 (16 Uhr), 30. 7. gegen Racing Santander (19 Uhr), 4. 8. bei Eutin 08 (18.30 Uhr), 7. 8. bei Arminia Hannover (15.30 Uhr)

Foto: imago/Werek

Bundesliga

Bald wieder vereint auf dem Platz? Simon Rolfes (rechts) will zum Punktspielstart fit sein, ob dann Michael Ballack da ist?

LEVERKUSEN: Interview mit Simon Rolfes

Fit zum Trainingsstart? „Das ist nicht realistisch“ 1Zwei Drittel der vergangenen Saison und die WM verpasste Simon Rolfes (28) wegen einer Knieverletzung, nun kämpft er um sein Comeback. Der kicker sprach mit Leverkusens Kapitän. kicker: Wie groß war der Schock für den verhinderten Stammspieler Simon Rolfes am Freitag nach der Pleite gegen Serbien? Simon Rolfes: Es hielt sich in Grenzen. Ich sehe heute nicht alles schwarz, weil ich davor auch nicht alles rosarot gesehen habe. Wir haben weiter alles in der Hand. kicker: Aber ebenso die Chance, früh die Koffer zu packen … Rolfes: Das wird eine heiße Kiste gegen Ghana, ganz klar. Mich erinnert die Konstellation an die EURO 2008, als wir gegen Österreich siegen mussten. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, schon vor den K. o. - Spielen so richtig auf die Probe gestellt zu werden. Das schärft die Sinne. Den Holländern hat es ja auch nie geholfen, dass sie so häufig locker durch die Vorrunde marschiert sind. Meistens waren sie früher raus als wir. kicker: Sie sind jetzt seit fünf Monaten raus. Wann steigen Sie wieder ins Training ein? Rolfes: Wir beginnen in der kommenden Woche mit leichtem Balltraining und Koordinationsübungen auf dem Platz. kicker: Das klingt jetzt nicht so, als könnten Sie zum Saisonauftakt ins Mannschaftstraining einsteigen? Rolfes: Nein, der 28. Juni ist nicht realistisch. Es ist nicht dramatisch, aber ich bin einfach noch

nicht so weit. Es wird ein wenig länger dauern. kicker: Bleibt denn das ComebackZiel Saisonstart? Rolfes: Ja, das bleibt bestehen. Aber generell gilt: Es geht nicht um zwei Wochen früher oder später. Es geht um einen geregelten Aufbau, um Kontinuität. Wenn ich so lange warte, dann werde ich sicherlich nicht unnötig früh anfangen. kicker: Möglicherweise treffen Sie in der Vorbereitung auf Michael Ballack. Ihr Verein buhlt heftig um Ihren Nationalmannschaftskollegen, möchte ihn zurückholen. Wie sehen Sie diese Personalie? Rolfes: Dass Michael und ich auf dem Platz gut harmonieren, ist kein Geheimnis. kicker: Könnte er den Rest Erfahrung bringen, der dem jungen Team augenscheinlich noch fehlt? Rolfes: Das kann ich vorher nicht sagen. Mit Sami Hyypiä lief es überragend. Und Michael kann der Mannschaft sicherlich jede Menge geben. Aber Prognosen bringen nichts. kicker: Wäre Ballacks Verpflichtung nicht auch ein Zeichen der Bayer AG? Rolfes: Natürlich! Ein ganz deutliches sogar. Es wäre ein Signal, dass hier alle weiter nach oben wollen. Seine Verpflichtung würde für große Aufmerksamkeit weltweit sorgen. Aber diesen Weg muss man auch unabhängig von Michael gehen. Es ist ja nicht so, dass dieser Kader sieben oder acht neue Spieler braucht. Aber zwei Ergänzungen auf hohem Niveau würden uns schon weiterhelfen. I N T E RV I EW: F. LU ß E M


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INTERNATIONAL

kicker, 21. Juni 2010

Von Aalesund bis Zürich – Die Europapokal-Starter 2010/11 Land

Champions League (* = direkt für die Gruppenphase qualifiziert)

Europa League (* = direkt für die Play-offs qualifiziert)

England

* FC Chelsea (Meister und Pokalsieger), * Manchester United (2. und Ligapokalsieger), * FC Arsenal (3.), Tottenham Hotspur (4.) * FC Barcelona (Meister), * Real Madrid (2.), * FC Valencia (3.) FC Sevilla (4. und Pokalsieger) * Inter Mailand (Titelverteidiger, Meister und Pokalsieger), * AS Rom (2. und Pokal-Finalist), * AC Mailand (3.), Sampdoria Genua (4.) * Bayern München (Meister und Pokalsieger), * FC Schalke 04 (2.) Werder Bremen (3. und Pokal-Finalist) * Olympique Marseille (Meister und Ligapokalsieger), * Olympique Lyon (2.) AJ Auxerre (3.)

* Manchester City (5.), * Aston Villa (6.), FC Liverpool (7., da Pokal-Finalist FC Portsmouth keine UEFA-Lizenz erhielt) * Atletico Madrid (Titelverteidiger – direkt für die Gruppenphase qualifiziert, spanischer Pokal-Finalist), * RCD Mallorca (5.), * FC Getafe (6.) * US Palermo (5.), * SSC Neapel (6.), Juventus Turin (7.)

Ukraine

* Rubin Kasan (Meister 2009), * Spartak Moskau (2. 2009), Zenit St. Petersburg (3. 2009 und Pokalsieger) * Schachtjor Donezk (Meister), Dynamo Kiew (2.)

Niederlande

* FC Twente Enschede (Meister), Ajax Amsterdam (2. und Pokalsieger)

Rumänien

* CFR Cluj (Meister und Pokalsieger), Unirea Urziceni (2.)

Portugal Türkei Griechenland Schottland Belgien Schweiz

* Benfica Lissabon (Meister), Sporting Braga (2.) * Bursaspor (Meister), Fenerbahce Istanbul (2.), * Panathinaikos Athen (Meister und Pokalsieger), PAOK Saloniki (nach Play-offs) * Glasgow Rangers (Meister), Celtic Glasgow (2.) RSC Anderlecht (Meister), KAA Gent (nach Play-offs und Pokalsieger) FC Basel (Meister und Pokalsieger), Young Boys Bern (2.)

* Lokomotive Moskau (4. 2009), * ZSKA Moskau (5. 2009), Sibir Novosibirsk (Pokal-Finalist 2010) * Tavria Simferopol (Pokalsieger), * Metalist Charkow (3.), Dnjepr Dnjepropetrowsk (4.), Karpaty Lwow (5.) * PSV Eindhoven (3.), * Feyenoord Rotterdam (4. und Pokal-Finalist), AZ Alkmaar (5.), FC Utrecht (nach Play-offs) * FC Vaslui (3. und Pokal-Finalist), * Steaua Bukarest (4.), FC Timisoara (5.), Dinamo Bukarest (6.) * FC Porto (3. und Pokalsieger), Sporting Lissabon (4.), Maritimo Funchal (5.) * Trabzonspor (Pokalsieger), Galatasaray Istanbul (3.), Besiktas Istanbul (4.) * AEK Athen (nach Play-offs), Aris Saloniki (Pokal-Finalist), Olympiakos Piräus (nach Play-offs) * Dundee United (3. und Pokalsieger), Hibernian Edinburgh (4.), FC Motherwell (5.) * FC Brügge (nach Play-offs), Cercle Brügge (Pokal-Finalist), KRC Genk (nach Play-offs) * Grasshopper-Club Zürich (3.),FC Luzern (4.), Lausanne-Sport (Pokal-Finalist)

Dänemark Bulgarien Tschechien Norwegen Österreich

FC Kopenhagen (Meister) Litex Lovech (Meister) Sparta Prag (Meister) Rosenborg Trondheim (Meister 2009) RB Salzburg (Meister)

FC Nordsjaelland (Pokalsieger), Odense BK (2.), Bröndby IF (3.), Randers FC (Fairplay-Wertung) Beroe Stara Zagora (Pokalsieger), ZSKA Sofia (2.), Levski Sofia (3.) Viktoria Pilsen (Pokalsieger), FK Jablonec (3.), Banik Ostrau (4.) Aalesunds FK (Pokalsieger 2009), Molde FK (2. 2009), Stabaek IF (3. 2009) Sturm Graz (Pokalsieger), Austria Wien (2.), Rapid Wien (3.)

Serbien Israel Zypern Schweden

Partizan Belgrad (Meister) Hapoel Tel Aviv (Meister und Pokalsieger) Omonia Nikosia (Meister) AIK Solna (Meister und Pokalsieger 2009)

Slowakei

MSK Zilina (Meister)

Roter Stern Belgrad (2. und Pokalsieger), OFK Belgrad (3.), Spartak Zlatibor Voda Subotica (4.) Maccabi Haifa (2.), Maccabi Tel Aviv (3.), Bnei Yehuda Tel Aviv (Pokal-Finalist) Apollon Limassol (Pokalsieger), APOEL Nikosia (2.), Anorthosis Famagusta (3.) IFK Göteborg (2. und Pokal-Finalist 2009), IF Elfsborg Boras (3. 2009), Kalmar FF (4. 2009), Gefle IF (Fairplay-Wertung) Slovan Bratislava (2. und Pokalsieger), Dukla Banska Bystrica (3.), FC Nitra (4.)

Polen Kroatien Finnland

Lech Posen (Meister) Dinamo Zagreb (Meister) HJK Helsinki (Meister 2009)

Litauen

Ekranas Panevezys (Meister 2009 und Pokalfinalist 2010)

Irland

Bohemian FC (Meister 2009)

Lettland Slowenien Weißrussland Bosnien-Herzegowina Ungarn

Liepajas Metalurgs (Meister 2009) FC Koper (Meister) BATE Borissow (Meister 2009 und Pokalsieger 2010) Zeljeznicar Sarajevo (Meister) Debreceni VSC (Meister und Pokalsieger)

FK Jelgava (Pokalsieger 2010), FK Ventspils (3. 2009), Skonto Riga (4. 2009) NK Maribor (2. und Pokalsieger), ND Gorica (3.), Olimpija Ljubljana (4.) Dinamo Minsk (2. 2009), Dnjepr Mogilew (3. 2009), Torpedo Zhodino (Pokal-Finalist 2010) Borac Banja Luka (3. und Pokalsieger), Siroki Brijeg (2.), Zrinjski Mostar (4.) Videoton Szekesfehervar (2.), Györi ETO FC (3.), Zalaegerszegi TE (Pokal-Finalist)

Island Moldawien Georgien Liechtenstein Mazedonien

FH Hafnarfjördur (Meister 2009) Sheriff Tiraspol (Meister und Pokalsieger) Olimpi Rustavi (Meister) – (keine eigene Meisterschaft) Renova Dzepciste (Meister)

Breidablik Kopavagur (Pokalsieger 2009), KR Reykjavik (2. 2009), Fylkir Reykjavik (3. 2009) Iskra-Stal Ribnita (2.), Olimpia Balti (3.), Dacia Chisinau (Pokal-Finalist) WIT Georgia Tiflis (Pokalsieger), Dinamo Tiflis (2.), FC Zestafoni (3.) FC Vaduz (Pokalsieger) Teteks Tetovo (Pokalsieger), Robotnicki Skopje (2.), Metalurg Skopje (3.)

Aserbaidschan Estland Albanien Kasachstan

Inter Baku (Meister) Levadia Tallinn (Meister 2009 und Pokalsieger 2010) Dinamo Tirana (Meister) FK Aktobe (Meister 2009)

Armenien

Piunik Erewan (Meister 2009 und Pokalsieger 2010)

FK Baku (2. und Pokalsieger), Khasar Lenkaran (3.), Karabach Agdam (4.) Sillamäe Kalev (2. 2009), Trans Narva (3. 2009), Flora Tallinn (Pokal-Finalist 2010) Besa Kavaje (2. und Pokalsieger), KF Tirana (3.), KF Laci (4.) FK Atyrau (Pokalsieger 2009), Schachtjor Karaganda (3. 2009), Tobol Kostanai (4. 2009) – Lokomotive Astana (2.) erhielt keine UEFA-Lizenz. MIKA Ashtarak (2. 2009), Ulisses Erewan (3. 2009), Banants Erewan (4. 2009)

Wales Nordirland Färöer Luxemburg Montenegro

TNS Llansantffraid (Meister) FC Linfield (Meister und Pokalsieger) HB Torshavn (Meister 2009) Jeunesse Esch (Meister) Rudar Pljevlja (Meister und Pokalsieger)

Bangor City (Pokalsieger), Llanelli AFC (2.), Port Talbot Town (3.) FC Cliftonville (2.), FC Glentoran (3.), FC Portadown (Pokal-Finalist) Vikingur Göta (3. und Pokalsieger 2009), EB/Streymur (2. 2009), NSI Runavik (4. 2009) FC Differdingen 03 (Pokalsieger), F91 Düdelingen (2.), CS Grevenmacher (3.) Buducnost Podgorica (2. und Pokal-Finalist), Mogren Budva (3.), Zeta Golubovci (4.)

Andorra Malta San Marino

FC Santa Coloma (Meister) FC Birkirkara (Meister) Tre Fiori Fiorentino (Meister und Pokalsieger)

UE Sant Julia (3. und Pokalsieger), UE Santa Coloma (2.), FC Lusitans (4.) FC Valletta (2. und Pokalsieger), Sliema Wanderers (4.) – FC Qormi (3.) erhielt keine UEFA-Lizenz. SC Faetano (2. Gruppe B), Tre Penne Galazzano (Vizemeister und Pokal-Finalist)

Spanien Italien Deutschland Frankreich Russland

* Bayer Leverkusen (4.), * Borussia Dortmund (5.), VfB Stuttgart (6.) * Paris St. Germain (Pokalsieger), *OSC Lille (4.), SC Montpellier (5.)

Jagiellonia Bialystok (Pokalsieger), Wisla Krakau (2.), Ruch Chorzow (3.) Hajduk Split (2. und Pokalsieger), Cibalia Vinkovci (3.), NK Sibenik (4.) Inter Turku (Pokalsieger 2009), FC Honka Espoo (2.), Turku PS (3.), MyPa Anjalalankoski (Fairplay-Wertung) Suduva Marijampole (3. 2009), KFK Siauliai (4. 2009), Tauras Taurage (5. 2009) – Pokalsieger Vetra Vilnius erhielt keine UEFA-Lizenz. Sporting Fingal (Pokalsieger 2009), Shamrock Rovers (2.), FC Dundalk (5. 2009) – Cork City (3.) und Derry City (4.) erhielten als Zwangsabsteiger keine UEFA-Lizenz.


INTERNATIONAL

kicker, 21. Juni 2010

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SPANIEN: Barca bemüht sich um den Torjäger und bietet Ibrahimovic

1„Mir ist klar: Wenn ich eines Tages den Verein wechsle, dann gehe ich nach Barcelona oder ins Ausland. In Spanien könnte ich zu keinem anderen Verein wechseln als zu Barca.“ Das sagte Fernando Torres (26) im spanischen WM-Quartier. Allerdings im Jahr 2006, als er noch für Atletico Madrid stürmte. Vier Jahre später, davon drei Jahre ohne jeglichen Titel beim FC Liverpool, gewinnen seine Worte neue Aktualität. In Barcelona bemüht man sich offenkundig, ihn nun doch noch an Land zu ziehen. So schließt sich ein verschnörkelter Kreis. Die „Operation Torres“ wurde bei Barca nämlich nicht zuletzt deshalb ersonnen, um den vor einem Jahr für viel zu viel Geld von Inter geholten schwedischen Stürmer Zlatan Ibrahimovic (28) mit möglichst geringem Verlust an den Mann zu bringen. Doch weil der Schwede ein Jahresgehalt von etwa zwölf Millionen Euro netto bezieht

und man für ihn einen Verkaufspreis von gut 50 Millionen ansetzen müsste, existieren in Krisenzeiten wie diesen kaum Geschäftspartner für einen solchen Deal. Also böte sich die Möglichkeit eines Tauschgeschäftes mit Liverpool an: Torres für Ibrahimovic. Die Idee ist allerdings nicht neu und stammt wohl von den Managern von Manchester City. Die haben mit dem zuletzt an den FC Santos verborgten Brasilianer Robinho (26) ebenfalls einen teuren Mann auf der Gehaltsliste, der sich zudem mit Roberto Mancini nicht versteht. Der frühere Inter-Trainer ist wiederum stark an seinem ExSpieler Ibrahimovic interessiert. Also wurde ein Tausch Robinho/ Ibrahimovic ins Spiel gebracht. Doch ebenso beim AC Mailand wurde man hellhörig. Gibt es dort doch mit Alex Pato (20) einen weiteren Brasilianer, der gut als Tauschobjekt fungieren könnte.

Denn der oberste Milan-Boss Silvio Berlusconi hat angeblich ein Auge auf den früheren Inter-Torjäger Ibrahimovic geworfen – und er ist offenbar unzufrieden mit der jüngeren Entwicklung von Pato, dem ein sportlicher Klimawechsel tatsächlich nicht schaden könnte. Ob eines – und wenn ja: welches – dieser drei offenbar konkret angedachten Tauschgeschäfte Realität wird, entscheidet sich aller Voraussicht nach allerdings erst nach dem WM-Turnier, bei dem neben Fernando Torres auch Robinho im Einsatz ist. Der versichert: „Ich denke vorerst nur daran, mit Brasilien als Weltmeister heimzukehren.“ Für den FC Barcelona sind beide Stürmer schon deshalb interessant, weil sie beim Sportartikelkonzern Nike unter Vertrag stehen, dem sich der neu gewählte Barca-Präsident Sandro Rosell (46) offenkundig in besonderer Weise verbunden fühlt. H A R A L D I R N B E RG E R

Foto: pixathlon

Wird Torres zum Tauschobjekt?

Barca? Liverpool? AC Mailand? Mögliche Klubs für Ibrahimovic.

ITALIEN: Der große AC Mailand setzt auf einen Trainer, der bisher nur in der Provinz arbeitete

Die Posse um Milans neuen Coach Allegri nimmt ein Ende 1Man möchte denken, dass die Zukunft beim AC Mailand seit jeher in seinem Schicksal festgeschrieben stand. Denn sein Serie-A-Debüt als Spieler gab Massimiliano Allegri im Juni 1989 – gegen Milan. Seinen ersten Serie-A-Punkt als Trainer holte er 2008 – gegen Milan. Ab der kommenden Saison darf sich der 42-Jährige nun selbst um das Schicksal des Mailänder Nobelvereins kümmern. Ein enormer Sprung

für Allegri, dessen Trainerwirken sich bislang auf die Provinz des Calcio beschränkte. Nach Erfahrungen in der vierten Liga verhalf Allegri dem bedächtigen Sassuolo 2008 zum historischen Aufstieg in die Serie B und wurde anschließend zum Drittliga-Trainer des Jahres gewählt. Dann klopfte Cagliari an und hievte den gebürtigen Toskaner schließlich ins große Geschäft der Serie A.

In den meisten anderen Vereinen wäre das neue Abenteuer womöglich schnell beendet gewesen, denn Allegri verlor seine ersten fünf Partien. Präsident Massimo Cellino hielt den neuen Coach jedoch im Amt und sah sich nach Siegen u. a. bei Lazio und Juventus bestätigt. Allegri errang darauf mit den Sarden zwischenzeitlich 34 Punkte in 17 Partien, wurde schließlich beachtlicher Neunter und von den Kollegen zum

EUROPACUP-QUALI: VfB Stuttgart muss als erster Bundesligist ran

Schuster und Lienen starten besonders früh 1Noch während die WM läuft, werden bereits die Weichen für den Europapokal 2010/11 gestellt. Am heutigen Montag lost die UEFA die ersten beiden Qualifikationsrunden der Champions und Europa League aus. Bereits vom 29. Juni bis 1. Juli werden die Hinspiele der ersten Quali-Runde ausgetragen (Rückspiele: 6.-8. 7.). Die zweite Quali-Runde läuft vom 13.-15. und 20.-22. Juli. Prominenteste Teilnehmer in diesem zweiten Durchgang sind Österreichs Meister RB Salz-

burg (mit Trainer Huub Stevens) in der Champions League sowie Besiktas Istanbul (mit Fabian Ernst, Uwe Fink und dem neuen Trainer Bernd Schuster) und Olympiakos Piräus (mit Neu-Trainer Ewald Lienen) in der Europa League. Für die Bundesliga geht’s erst später los. Die Auslosung der dritten Quali-Runde der Europa League, in der der VfB Stuttgart in den Wettbewerb eingreift (Termine: 29. 7. und 5. 8.), findet am 16. Juli statt. Leverkusen und Dortmund sind für

die Play-offs gesetzt (Termine: 19. und 26. 8., Auslosung am 6. 8.). Ebenfalls erst in den Play-offs der Champions League (Termine: 17./18. und 24./25. 8, Auslosung ebenfalls am 6. 8.) fällt der Startschuss für den Bundesliga-Dritten Werder Bremen. Mögliche Gegner in dieser letzten Quali-Runde vor der Gruppenphase könnten unter anderem Tottenham Hotspur, der FC Sevilla, Sampdoria Genua, Ajax Amsterdam oder Fenerbahce Istanbul sein. U L I M AT H E J A

Trainer der Saison ernannt. Das rettete den Offensivliebhaber Allegri in Folge von neun sieglosen Partien hintereinander allerdings nicht vor der überraschenden Entlassung im vergangenen April. Dem kauzigen Patron Cellino, der sich 2001 zusammen mit seiner Schwester wegen Bilanzfälschungen strafbar gemacht hatte, waren nicht die mäßigen Resultate sondern das öffentliche Flirten Allegris mit Juventus und Milan sauer aufgestoßen. Auch deshalb hält Cellino den Coach, der noch einen Vertrag bis 2011 mit den Sarden hat, aktuell in einer burlesken Telenovela hin und sucht aus Trotz, die definitive Unterschrift bei Milan hinauszuschieben. Allegri und der AC sind sich einig, der AC und Cellino sind sich einig, nur die Unterschrift zur Vertragsauflösung bekommen beide Parteien nicht zustande, da Cellino in Teenagermanier sein Handy ausstellte und sich für unerreichbar erklärte. Noch in dieser Woche wird das Possenspiel aber ein Ende finden und Allegri kann zum offiziellen Saisonbeginn des AC Mailand am 20. Juli seinen neuen Job beginnen. OLIVER BIRKNER


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INTERNATIONAL

kicker, 21. Juni 2010

Foto: picture-alliance/empics

NEWS Juventus Turin verpflichtete Marco Storari (33) vom AC Mailand. Der Torwart kostet fünf Millionen Euro und soll Nationalkeeper Gigi Buffon (32) ersetzen, dem eine Bandscheiben-Operation und damit eine längere Pause droht. Der FC Malaga ist für 25 Millionen Euro an Hamad Bin Al-Thani (58) verkauft worden. Der Emir von Katar übernimmt beim spanischen Erstligisten Schulden von geschätzt rund 70 Millionen Euro.

Die drei von der Fangstelle: Robert Green, Joe Hart und David James (v. li.) verbindet eine ungewisse Zukunft.

ENGLAND: Wie geht’s in der Liga weiter mit den Nationaltorhütern?

Drei Torhüter – ein Schicksal 1Warum die englischen Natiosel ins Management im Gespräch. Eine, sagen wir mal angesicht des naltorhüter gerne zur Zielscheibe beißender Kritik werden, hat laufenden Insolvenzverfahrens zuletzt bei der WM Robert Green und Schulden in Höhe von mehr (30) demonstriert, als er einen als 120 Millionen Euro, sehr schwieharmlosen Schuss gegen die USA rige, aber auch reizvolle Aufgabe. passieren ließ. Dieser Patzer kosOder James empfiehlt sich bei der tete ihn seinen Platz zwischen den WM – mindestens einen Auftritt Pfosten, derzeit hütet David James hat er noch – doch noch für einen (39) das Tor, Joe Hart anderen Premier(23) kam noch nicht Der Premier-League-Spielplan League-Klub. für die Saison 2010/11 ist da! zum Einsatz. Immerhin hat er Herunterladen möglich ab Und genau dieses in Englands Eliteliga Montag, 13 Uhr, unter Schicksal droht in der 572 Spiele bestritwww.kicker.de/download kommenden Saison ten, so viele wie kein allen drei Keepern. Eher gelassen anderer Profi. Davon 170-mal zu kann David James der Zukunft null, so oft wie kein anderer Torentgegenblicken: Zwar ist sein wart. Englands aktuelle Nummer 1 Klub, der FC Portsmouth, aus der übrigens ist in Portsmouth sehr Premier League abgestiegen und beliebt. Die sportliche Leistung war sein Vertrag läuft in neun Tagen aus. unterm Strich okay, und als sich das Doch der Routinier hat mehrere finanzielle Desaster andeutete, griff Optionen: Zum einen könnte er James ein: Auf seine Initiative legte er mit einigen Teamkollegen Geld auch in der 2. Liga noch das Tor für zusammen, um vier Arbeitsplätze „Pompey“ hüten. Zum anderen ist von Klubangestellten zu retten. gar ein Karriereende und ein Wech-

Besagter Robert Green, der bei West Ham United in der vergangenen Saison 66 Gegentore kassierte, soll englischen Medienberichten zufolge seinen künftigen Trainer Avram Grant mit seinem Fehler dermaßen verschreckt haben, dass der israelische Coach ihn nach Englands WM-Ende trotz laufenden Vertrags bis Juni 2011 nicht mehr in London begrüßen möchte. Vielmehr präferiert der Trainer einen Keeper aus seiner Heimat: Nigerias Nationaltorwart Vincent Enyeama (27), der bisher eine gute WM spielt, ist noch bei Hapoel Tel Aviv unter Vertrag. Ungeklärt ist auch die Situation beim Dritten im Bunde: Joe Hart war an Birmingham City ausgeliehen. Nun muss er erst mal zurück zu Manchester City, doch an Irlands Nationalkeeper Shay Given scheint kein Vorbeikommen. Vielleicht lässt er sich noch mal ausleihen – nach Birmingham oder zu einem anderen Klub. THOMAS BÖKER

TÜRKEI: Trainer bleibt bei Fenerbahce – Mitarbeiterstab reduziert

Daum verliert erste Runde im Machtkampf 1Christoph Daum (Foto) bleibt Trainer von Fenerbahce Istanbul. Zwar versichert der 56-Jährige, er werde sich in seiner Arbeit zu „110 Prozent für den Klub einsetzen“, doch die Umstände dieser Arbeit haben sich für ihn seit einem Gespräch mit dem Vereinsvorstand am vorigen Donnerstag verschlechtert. Das Treffen hatte aus Daums Sicht eigentlich dazu führen sol-

len, dass er mehr Kompetenzen, zum Beispiel in der Transferpolitik, erhält. Im Ergebnis ist nun eher das Gegenteil der Fall. Sportdirektor Aykut Kocaman behält seinen starken Einfluss auf die personelle und konzeptionelle Ausrichtung Feners. Zudem muss Daum gegen seinen Willen ab sofort auf Assistent Ayhan Tumani, Torwarttrainer Holger Gehrke und seinen Sohn Marcel, der als Computeranalyst tätig war, verzichten. Dem Trio wurde ohne Angabe von Gründen gekündigt.

In einem Medizincheck erwies sich Daum als topfit. Andernfalls hätte der Klub ihm aus gesundheitlichen Gründen kündigen können. Vertrauensvolle Zusammenarbeit sieht anders aus. Obwohl er keine seiner Forderungen durchsetzen konnte, will Daum, dessen Vertrag bis 2012 läuft, nicht das Handtuch werfen. Für beide Seiten geht es neben einer millionenschweren Abfindung offenbar auch darum, in diesem Machtkampf nicht klein beizugeben. M . M Ü N C H R AT H

Denis Epstein (23) wechselt ablösefrei von Iraklis Saloniki zu Olympiakos Piräus. Der deutsche Mittelfeldspieler (Ex-Köln) unterschrieb einen Dreijahresvertrag beim neuen Klub von Trainer Ewald Lienen. Ein weiterer Neuzugang ist Belgiens Nationalstürmer Kevin Mirallas (22), der von AS St. Etienne ausgeliehen wird.

ERGEBNISSE LÄNDERSPIELE Sudan - Tunesien Baltic Cup in Kaunas: Litauen - Lettland Estland - Lettland Litauen - Estland 1. Litauen 2. Lettland 3. Estland

2:6

2 2 2

0:0 0:0 2:0 2:0 4 0:0 2 0:2 1

SPANIEN, Segunda Division Real Betis Sevilla - UD Levante 4:0 FC Cadiz - CD Numancia 4:2 CD Castellon - Cordoba CF 0:1 Celta Vigo - SD Huesca 0:1 FC Cartagena - Albacete Balompie 0:4 FC Elche - Real Sociedad San Sebastian 4:1 Girona FC - Real Murcia 1:1 Rayo Vallecano - Recreativo Huelva 4:0 Real Union Irun - Hercules Alicante 0:2 UD Las Palmas - CG Tarragona 1:0 FC Villarreal B - UD Salamanca 1:2 Abschlusstabelle: 1. Real Sociedad San Sebastian 42 53:37 74 2. Hercules Alicante 42 61:34 71 3. UD Levante 42 63:45 71 4. Betis Sevilla (A) 42 61:38 71 5. FC Cartagena (N) 42 58:49 65 6. FC Elche 42 67:57 63 7. FC Villarreal B (N) 42 60:56 61 8. CD Numancia (A) 42 55:53 59 9. Recreativo Huelva (A) 42 40:42 57 10. Cordoba CF 42 40:46 55 11. Rayo Vallecano 42 67:58 53 12. Celta Vigo 42 38:44 52 13. SD Huesca 42 36:40 52 14. Girona FC 42 45:59 52 15. Albacete Balompie 42 60:62 52 16. UD Salamanca 42 44:54 52 17. UD Las Palmas 42 49:49 51 18. CG Tarragona 42 42:55 51 19. FC Cadiz (N) 42 49:64 50 20. Real Murcia 42 49:51 50 21. Real Union Irun (N) 42 40:59 46 22. CD Castellon 42 37:62 33

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www.kicker.de/ tabellen-international


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kicker, 21. Juni 2010

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„Er ist kein Mann für 34 Spiele“ Der neue starke Mann bei ARMINIA BIELEFELD, Christian Ziege, überrascht gleich mit der Verpflichtung seines Gladbacher Weggefährten Oliver Neuville (37) aus dem Ruhestand heraus. Chance oder Risiko? ie Mission bei Arminia Bielefeld ist für Christian Ziege schwierig. Der Klub musste lange um die Lizenz bangen und hat für die kommende Saison nur einen kleinen Etat. Teure Spieler müssen abgegeben werden, junge „billigere“ Kräfte sollten kommen. Und das alles in einem kurzen Zeitraum. kicker: Herr Ziege, welche Rolle soll der 37-jährige Oliver Neuville übernehmen? Christian Ziege (38): Oliver wird mit seiner Erfahrung sicherlich ein ganz wichtiger Führungsspieler für unsere neue Mannschaft. Er weiß definitiv, wo das Tor steht, und bürgt auch sonst für eine hohe Qualität im Offensiv-Bereich. Er kann die jungen Spieler am Boden halten und gute Tipps geben. kicker: Was trauen Sie ihm sportlich noch zu? Ziege: Oliver hat – trotz seines hohen Fußballeralters – nichts von seiner Schnelligkeit eingebüßt. Er ist aber kein Mann, der alle 34 Spiele über 90 Minuten bestreitet. kicker: Und wie passt Neuville finanziell in den Arminia-Rahmen? Ziege: Oliver hat schon beim Gladbacher Abstieg 2007 auf viel Geld verzichtet. Seine Motivation ist nicht das Geld. Er will allen zeigen, dass es noch geht. Deshalb hat er sein Karriereende verschoben.

Foto: picture-alliance/dpa

D

Vertrauen auf den „alten“ Weggefährten: Christian Ziege (links) holt Ex-Nationalspieler Oliver Neuville.

kicker: Wie arbeitet es sich generell bei einem Klub mit limitierten Mitteln? Ziege: Die Situation ist schwierig. Unser kaufmännischer Geschäftsführer Ralf Schnitzmeier steckt den finanziellen Plan ab. Er sagt mir: Bis hierher und nicht weiter. Und das ist auch gut so. Es gibt viel zu tun – im Sport- und Finanzbereich. Ich glaube, dass darin auch eine große

DÜSSELDORF: Beister kommt vom HSV

Chance liegt: Man kann Dinge verändern und hoffentlich auf den richtigen Weg bringen. kicker: Wie sind Sie Ihre neue Arbeit angegangen? Ziege: Da war und ist viel Kreativität gefordert. Wir wollen natürlich mit den finanziellen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, eine gute Mannschaft zusammenstellen. Mein Ziel ist es, dass die Leute sich

darauf freuen ins Stadion zu gehen, um uns spielen zu sehen. Man muss hart daran arbeiten, nur dann kann es funktionieren. kicker: Welche Rolle spielt Arminia so in der neuen Saison? Ziege: Wir müssen uns von Anfang an darüber im Klaren sein, dass wir nicht um den Aufstieg mitspielen werden. I N T E RV I EW: C A R S T E N B LU M E N S T E I N

AUGSBURG: Klärendes Gespräch mit Luhukay

Werners Ärger mit Stürmer Quaner Kapllani: „Ich werde voll angreifen“ 1Manager Wolf Werner und Trainer Norbert Meier fackelten bei ihrer Spielersuche nicht lange. Sechs Zugänge verbucht die Fortuna bereits, mindestens drei sollen noch hinzukommen. „Wir wollen uns nicht nur qualitativ verbessern“, sagt Werner. „Wir wollen uns auch in der Breite besser aufstellen. Werner denkt bei den noch zu vergebenden Arbeitsplätzen in der Innenverteidigung, auf der Sechs und im Sturm an „gestandene Spieler“, soll heißen: Zweitligareife sollte nachgewiesen werden. Der Schwerpunkt der Bemühungen liegt dabei im Inland. So leiht die Fortuna Maximilian Beister vom Hamburger SV aus. „Ein richtig guter Junge“, wie Werner nach Be-

obachtung des 19-jährigen Stürmers urteilt. Ein Talent aus den eigenen Reihen könnte den Düsseldorfern hingegen durch die Lappen gehen. Stürmer Collin Quaner aus dem U-19-Team wird bei Ligakonkurrent Bielefeld als Zugang gemeldet – obwohl ihm auch von der Fortuna ein Angebot vorlag und Quaner, so Werner, mündlich zugesagt habe. „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, kündigt Werner an. Am heutigen Montag startet ein siebentägiges Lauftrainingslager im Westerwald, es folgt eine Woche Pause, vom 20. bis 27. Juli schließlich der bewährte einwöchige Aufenthalt in der Sportschule Bitburg. WO L F G A N G S C H M I T Z

1Bis 21. Juni macht Edmond Kapllani (27) noch Urlaub. Ab 27. Juni will der Augsburger Stürmer dann seine zweite Chance nutzen. „Ich will mithelfen, das Ziel zu erreichen, dass wir in der vergangenen Saison verpasst haben“, sagt Kapllani. Ganze zwei Punktspiele absolvierte er da für den FCA, ehe er im Winter nach Koblenz ausgeliehen wurde. Dabei war er mit großen Erwartungen vom Karlsruher SC zum FCA gewechselt. Er sollte der Sturmpartner von Michael Thurk werden. Und wie man aufsteigt, weiß Kapllani schließlich nur zu gut. Mit 17 Treffern war er am Aufstieg des KSC in der Saison 06/07 maßgeblich beteiligt. Doch in der Bundesliga saß er mehr auf der Bank als dass

er spielte. Deshalb wechselte er zum FCA. Dort stand er im ersten Punktspiel gegen Cottbus in der Startelf, danach nie mehr. Warum er bei Trainer Luhukay in Ungnade gefallen war, darüber schweigen sich beide Parteien aus. Kapllani selbst sagt: „Es gibt keine Erklärung, so etwas passiert im Fußball halt.“ In Koblenz traf er nach der Winterpause fünfmal, den Abstieg konnte er aber damit nicht verhindern, dafür aber Luhukay überzeugen. „Ich habe mit Edmond ein gutes Gespräch geführt“, sagt Luhukay. Er will es mit dem albanischen Nationalspieler noch einmal probieren, dessen Vertrag bis 2011 läuft. „Ich werde voll angreifen“, verspricht er. RO B E RT G Ö T Z


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2. BUNDESLIGA

kicker, 21. Juni 2010

HERTHA: Friend kommt, Beichler soll folgen

1Die Meldung, die am Sonntag von Südafrika nach Deutschland schwappte, erstaunte Michael Preetz. Dass der Wechsel von Arne Friedrich (31) zum VfL Wolfsburg nahezu perfekt sei, hieß es. „Das“, sagt Herthas Manager, „ist nicht korrekt. Wir haben bis jetzt für Arne kein Angebot erhalten, weder aus Wolfsburg noch von irgendeinem anderen Klub.“ Inzwischen ist klar: Interessenten, die darauf hoffen, Friedrich ablösefrei zu bekommen, müssen sich neu orientieren. Zahlt bis Ende Juni kein Klub eine Ablöse für den Nationalspieler, wird Preetz nach kicker-Informationen die Option ziehen – dann würde Friedrichs Vertrag bis 2012 zu gleichen Konditionen weiter Bestand haben. Dass Hertha Friedrichs Jahresgehalt von etwa 3,5 Millionen nicht stemmen könnte, wischt Preetz beiseite: „Ziehen wir die Option, könnten wir das finanziell auch darstellen.“ Immerhin: Der Kauf von Gladbachs Stürmer Rob Friend (29) kann ohne neue Ablöse-Einnahmen realisiert werden. Mit dem Kanadier ist sich Hertha über einen Vertrag bis 2013 einig, Ende des Monats soll Friend den Medizincheck absolvieren und danach unterschreiben.

„Mit Rob“, sagt Preetz, „haben wir unsere Wunschlösung bekommen.“ Die Ablöse umfasst einen Sockelbetrag von knapp 1,5 Millionen sowie erfolgsabhängige Zuschläge für den Aufstiegsfall und eine gewisse Anzahl von Einsätzen. In der Offensive will Hertha trotzdem noch mal nachlegen. Ganz oben auf der Liste: der Österreicher Daniel Beichler (21, Sturm Graz). S T E F F E N RO H R

Foto: imago/City-Press

Friedrich: Preetz zieht die Option Wenn er geht, dann nicht zum Nulltarif: Hertha lässt Arne Friedrich nicht ablösefrei weg, sondern will beim Nationalspieler die Option ziehen.

BOCHUM: Endgültiges Aus für Hashemian – Winnie Schäfer lockt Epallé

Funkel: Interesse an Nordkoreas „Rooney“ 1Kontakt zum Wolfsburger Mahir Saglik (27) hat Friedhelm Funkel bestätigt. Doch der ist bei Weitem nicht der einzige Kandidat für den Bochumer Angriff. Laut japanischen Medien ist der VfL an Jong Tae-Se (26, 1,81 Meter) interessiert, der derzeit für Nordkorea bei der WM stürmt und beim japanischen Erstligisten Kawasaki Frontale unter Vertrag steht, noch bis Ende 2011 übrigens. Klingt zunächst mal abwegig, wird aber nun aus dem VfL-Umfeld bestätigt und macht durchaus Sinn. Als Angreifer mit

AACHEN

starker Physis und guter Übersicht könnte der im japanischen Nagoya als Kind koreanischer Eltern geborene Jong Tae-Se gut in Funkels Offensiv-System passen. Der robuste Stürmer, der mit Englands Stürmerstar Wayne Rooney verglichen wird, soll nach Schätzungen rund 500 000 Euro Ablöse kosten, gewiss mehr, wenn er aktuell in Südafrika stark auf sich aufmerksam macht. Mindestens zwei Planstellen werden frei beim VfL nach dem Abschied von Diego Klimowicz

KARLSRUHE

(35, Karriere-Ende) und Vahid Hashemian (33, eventuell in den Iran). Zudem suchen auch die WM-Starter Stanislav Sestak (27) und Zlatko Dedic (26) neue Klubs. Schon frühzeitig war dagegen klar, dass Bochum ohne Joel Epallé (32) plant, der ein Vertragsangebot als „lächerlich“ bezeichnet hatte und auf dem Sprung nach Aserbaidschan ist. Winnie Schäfer, der als Nationaltrainer von Kamerun mit dem kampfstarken Mittelfeldmann zusammenarbeitete, lockt Epallé zum FK Baku. OLIVER BITTER

UNION BERLIN

Junglas kommt zurück Zwei Talente, ein Ziel

Ede will sich beweisen

1Auch eine Woche vor Trainingsbeginn hat die Alemannia immer noch keinen neuen Trainer gefunden. Doch es gibt auch positive Nachrichten – etwa von Manuel Junglas: „Mir geht es gut, ich bin zum Auftakt auf jeden Fall dabei.“ Im Januar hatte sich der 21-Jährige das Kreuzband gerissen, in der Vorbereitung will er nun erstmals wieder spielen. „Beim dritten Test gegen Saarbrücken (17.7) will ich auf jeden Fall wieder dabei sein.“ Das wird Erik Meijer sicher gerne hören, denn trotz seiner erst 20 Profieinsätze gehört Junglas wegen seines kampfbetonten Stils zu jenen Jungen, auf die der Aachener Manager in Zukunft baut. „Ich finde es gut, dass jetzt Leute aus der eigenen Jugend wie Marco Höger, Alper Uludag und ich die Chance bekommen, sich zu beweisen“, sagt Junglas, der sich zum Ziel gesetzt hat, einen Stammplatz zu erobern. „Bis zu meiner Verletzung konnte ich ganz zufrieden mit mir sein. Nun möchte ich meine Entwicklung fortsetzen.“ H O LG E R R I C H T E R

1Ein Schritt nach vorne. Für Chinedu Ede hat sich der Wechsel gelohnt. In der Hinrunde stand der Stürmer beim MSV Duisburg lediglich einmal in der Startelf, wurde elfmal eingewechselt. Beim 1. FC Union lief es nach der Winterpause gleich besser: Zehnmal gehörte Ede zur Anfangsformation, sechsmal kam er als Joker rein. Mehr Einsätze, mehr Spielzeit. „Ja, es lief ganz gut. Das war der absolut richtige Weg für mich – ich habe hier eindeutig mehr Spaß am Fußball“, bestätigt der gebürtige Berliner. Als Youngster brachte es Ede bei Hertha BSC auf 19 Bundesligaspiele, der wirkliche Durchbruch blieb dem deutschen U-21-Europameister (ohne Einsatz) aber auch in Duisburg verwehrt. Daran arbeitet er nun in der Heimat. Mit seinem ersten Halbjahr bei Union zeigt sich der 23-Jährige zwar zufrieden, sieht aber auch noch einiges an Luft nach oben. „Ich will mich hier richtig beweisen. Und wenn ich erstmals eine komplette Saisonvorbereitung mit der Mannschaft absolviert habe“, verspricht Ede, „wird es noch besser.“ M A RC U S L E H M A N N

1Als erste Anwärter auf die Position in der Abwehrzentrale gelten die beiden LangkampBrüder. Doch zwei talentierte Eigengewächse wollen in der neuen Saison Druck machen, Stefan Müller (21) und Thomas Konrad (20). Beide kommen aus der U23 von Markus Kauczinski und schnupperten schon in der vergangenen Saison Zweitligaluft. Müller brachte es auf drei Einsätze. Konrad, seit der C-Jugend beim KSC, absolvierte eine Partie über 90 Minuten. Konrad gilt als zweikampfstark mit gutem Stellungsspiel und einem guten Antritt. „In Sachen Offensive habe ich allerdings Luft nach oben“, bekennt Konrad, der nach seinem Abitur nun voll auf den Fußball setzt. Das macht auch Stefan Müller so. Müller, der im U-23-Team in der abgelaufenen Spielzeit fünf Treffer erzielte, will spielen. „Ich sehe die Möglichkeiten dazu“, sagt Müller, seit 12 Jahren beim KSC, selbstbewusst. „Ich komme über den Zweikampf und bringe meine körperlichen Vorteile ein, um so den Gegner auszuschalten.“ PE T E R P U T Z I N G


2. BUNDESLIGA

kicker, 21. Juni 2010

Reiner Maurer ist aus dem Rennen. Ein Schweizer soll neuer Coach von 1860 werden. berraschende Kehrtwende bei der Trainersuche der „Löwen“. Nach kicker-Informationen ist der ehemalige Trainer des VfL Bochum, der Schweizer Marcel Koller (49), der Favorit auf den Trainerposten, der nach dem Weggang von Ewald Lienen weiter vakant ist. 1860-Manager Miki Stevic wollte dies gegenüber dem kicker zwar nicht bestätigen, doch seine große Wertschätzung für Koller deutete er bereits am Wochenende an: „Ein hervorragender Trainer, der sehr erfahren ist in der Führung einer Mannschaft. Er ist jemand, der in Bochum über viele Jahre aus wenig Möglichkeiten viel gemacht hat.“ Der ruhige und besonnene Koller als Nachfolger des extrovertierten Entertainers Lienen? Koller selbst war am Sonntag nicht zu erreichen. Der Schweizer arbeitete zuletzt für den VfL Bochum, wurde dort am 20. 9. 2009 entlassen. Zuvor hatte er mehr als vier Jahre den Westverein trainiert und mit ihm 2006 den Aufstieg in die 1. Liga realisiert. Reiner Maurer (50), der U-23Trainer der Münchner, der lange Zeit als heißester Kandidat galt, ist so gut wie sicher aus dem Rennen. Zwar hatte Maurer am Donnerstag noch eine intensive Unterredung mit dem Präsidium gehabt, doch letztlich entschied sich die sportliche Führung für eine „große

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Koller ist der Favorit!

Foto: firo

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Schweizer mit Auslandserfahrung: Nach Köln und Bochum könnten die „Löwen“ die dritte Deutschland-Station von Marcel Koller werden.

FÜRTH

DUISBURG

Lösung“. „Ich gehe davon aus, in der kommenden Saison, wie vereinbart, die U 23 zu trainieren. Eine Aufgabe, auf die ich mich sehr freue“, sagte Maurer am Sonntag zum kicker. Und Lothar Matthäus? Der Weltmeister von 1990 hatte sich ins Gespräch gebracht, doch blieb wieder mal nur ein Spekulationsobjekt. Der neue Trainer noch nicht da und ein Kader, der sieben Tage vor Trainingsstart einige Lücken aufweist. Mit Bülow (Rostock), Halfar (Bielefeld), Benjamin Schwarz (an Haching ausgeliehen) und Cooper (an Plymouth ausgeliehen) stehen erst vier Neue fest. Doch so gut wie sicher scheint mittlerweile der Wechsel von Offensivspieler Savio Nsereko (20) zu sein. Mit Florenz soll es in dieser Woche zu einer Einigung kommen. Daneben bemüht sich der Klub weiter um die Verpflichtung von Angreifer Djordje Rakic, der bis Sommer von Salzburg ausgeliehen war. Eine stattliche Einnahme könnte in Kürze durch den Verkauf von Jose Holebas (26) erfolgen. Der Linksverteidiger wird stark von Lienens neuem Klub Piräus umworben. Aber auch Köln hat den sprintstarken Linksfuß auf der Liste. Der momentane Kader hätte mit Rückkehrer Schwarz und Sandro Kaiser zwei Alternativen zu bieten. M O U N I R Z I TO U N I

COTTBUS

Vogler als Unbekannte Bajic bringt Erfahrung

Sörensen: Neuer Anlauf

1Nein, auf der großen Fußball-Bühne ist Stefan Vogler noch nicht wirklich bekannt. Gibt man seinen Namen beim Suchmaschinen-Platzhirsch Google ein, finden sich zwar 132 000 Treffer, viele befassen sich aber mit Politikern, Rechtsanwälten oder einem Großhandel für Confiserie. Dabei ist der Stefan Vogler, den Greuther Fürther im April unter Vertrag nahm, ein höchst interessanter Spieler. Im März befand sich der 19-jährige kopfballstarke Stürmer im Probetraining – und konnte so überzeugen, dass er gleich mit einem Vertrag bis 2013 ausgestattet wurde. „Wir wollen ihn langsam an den Profifußball heranführen“, sagt SpVgg-Manager Rachid Azzouzi. Mit 22 Treffern wurde der Youngster vom Bahlinger SC Torschützenkönig der Oberliga BadenWürttemberg, nachdem er in Kooperation mit der Freiburger Fußballschule (bis 2009 spielte er in der U 19 des Bundesligisten) sein Abitur gemacht hatte. Macht Vogler in diesem Tempo so weiter, wird er auch bei Google ganz groß rauskommen. AX E L H E I B E R

1Heimat-Urlaub in Dänemark, fünf Tage Italien, eine Woche Griechenland. Dennis Sörensen lässt derzeit zusammen mit Frau und Kind einfach nur die Seele baumeln. Danach geht es so weiter wie zuvor: Sonderschicht auf Sonderschicht soll folgen, damit der 29-Jährige zum Trainingsauftakt voll einsteigen kann. Am 2. Oktober 2009 absolvierte Sörensen sein siebtes und letztes Saisonspiel für Cottbus, ehe ihn ein Mittelfußbruch außer Gefecht setzte. „In ihn setze ich große Hoffnungen, er besitzt eine enorme Vielseitigkeit“, versichert Trainer Claus-Dieter Wollitz. Als Stürmer wusste der laufstarke Ex-Nationalspieler bislang kaum zu überzeugen (69 Spiele/8 Tore). Wollitz: „Ich sehe ihn auch eher rechts im Mittelfeld oder gar im Zentrum. Er muss verletzungsfrei bleiben, dann wird er uns mit Sicherheit weiterhelfen.“ Das soll auch Kolja Afriyie. Der FC Midtjylland bot ihm zwar eine Gehaltserhöhung, der Rechtsverteidiger (29) will aber weiterhin für drei Jahre zum FCE. Bis Sonntagabend fehlte jedoch noch die Vollzugsmeldung. M A RC U S L E H M A N N

1Mit der Verpflichtung des sechsten Neuzugangs erhoffen sich die Meidericher Stabilität für die Abwehr. Branimir Bajic bringt Erfahrungswerte mit, die er sich in 21 Länderspielen für Bosnien-Herzegowina erworben hat. Was den Ausschlag gab für den 30-Jährigen, der bis 2012 ablösefrei vom türkischen Erstligisten Denizlispor kommt, waren Detailkenntnisse des Trainers. Milan Sasic wohnt nach wie vor in Koblenz. Bajic bestritt vor seiner Haustür von 2007 bis 2009 55 Zweitliga-Spiele für die TuS. Der Bosnier spielt künftig mit dem ehemaligen Koblenzer Torwart David Yelldell zusammen. Der MSV hatte zuvor auch den Wolfsburger Innenverteidiger Daniel Reiche (22) unter Vertrag genommen. Bruno Soares (22) steht in der Zentrale auch wieder zur Verfügung. Julian Koch (rechts/Dortmund) und Michael Blum (links/Karlsruhe) gelten als Kandidaten für die Außen. Die Abwehr steht also. Die Verträge mit den aussortierten Fahrenhorst und Schlicke sollen aufgelöst werden. BERND BEMMANN


68

2. BUNDESLIGA

kicker, 21. Juni 2010

AUE

1Das Erzgebirgsstadion präsentiert sich derzeit als große Baustelle. Für rund 2,2 Millionen Euro wird die in die Jahre gekommene Sportarena (Baujahr 1950) umfassend saniert. Einige offene Baustellen will auch Cheftrainer Rico Schmitt möglichst zeitnah beseitigen, wobei der 41-Jährige vor allem in der Offensive den größten Handlungsbedarf sieht. Der mit zwölf Treffern erfolgreichste Torjäger in der Aufstiegssaison, Eric Agyemang, hat das Vertragsangebot der Auer abgelehnt und wird definitiv gehen. Mit Najeh Braham, der nach längerer Verletzungspause und anschließender Knieoperation erst wieder behutsam aufgebaut werden muss, fällt ein weiterer Torgarant der vergangenen Spielserie aus. „Ich gehe nicht davon aus, dass Najeh bis zum Saisonauftakt fit wird“, meinte Schmitt, der am heutigen Montag um 15 Uhr zum Trainingsauftakt bittet. Einer der ingesamt fünf Neuzugänge wird dann wahrscheinlich fehlen. Innenverteidiger Adli Lachheb hat mit dem Halleschen FC erst am 29. Mai die Regionalliga-Saison beendet. Der Tunesier darf sich deshalb noch ein paar Tage erholen.

Foto: imago

Schmitt sucht noch einen Torjäger

Unzähmbar oder nicht? Seinem Zweitliga-Debüt fiebert Björn Lindemann jedenfalls entgegen.

OSNABRÜCK: Mittelfeldspieler will seine Kritiker Lügen strafen

Lindemann: Gelbes Trikot und Kampf gegen Vorurteile 1Nach einer Ausdauereinheit auf dem Fahrrad bekam Björn Lindemann unlängst bei der launigen Siegerehrung von Co-Trainer Rolf Meyer das Gelbe Trikot überreicht. Das als unzähmbar geltende Ausnahmetalent will offensichtlich auch in seiner zweiten Saison in Osnabrück wieder all jene Lügen strafen, die ihm die richtige Einstellung absprechen und

seinen Lebenswandel unsolide nennen.„Feiern gehört ab und zu dazu, aber ich war immer topfit und hatte noch nie so gute Laktatwerte“, sagt der 26-Jährige, der seinem Zweitliga-Debüt entgegenfiebert. Der „Mann des Jahres“ der Drittliga-Saison 2009/10 wurde von Trainer Karsten Baumann an der langen Leine geführt und von seinen Kollegen als verrückter Typ akzeptiert.

Das zahlte er mit konstant guter Leistung zurück. In 36 Partien traf er elfmal und überzeugte mit starker Übersicht (kicker-Durchschnittsnote 2,88). Auf die Frage, warum er erst jetzt in der 2. Liga angekommen ist, macht er dem Verein das größte Kompliment: „Vielleicht musste ich ja erst für mich das richtige Team und den richtigen Trainer finden.“

FSV FRANKFURT

PADERBORN

INGOLSTADT

Gieskes Vorschlag: Schulz kommt – und Zündstoff im Vorstand Stöver sucht weiter

Vielseitiger Gonther mit Selbstvertrauen

Wiesinger: Leitl soll Kapitän bleiben

1Am 26. Juni werden sich erstmals mehrere Spieler des neuen RWOKaders an der Landwehr treffen. „Freiwilliges Konditionstraining“ ist anberaumt. Viele werden es wohl nicht auslassen, die Motivation der Spieler ist durchwegs hoch. Scheinbare Harmonie, doch hinter den Kulissen ist ein Kleinkrieg im Gange – zwischen Aufsichtsrat und Vorstand. Unter der Woche trafen sich die fünf gewählten Aufsichtsräte. Vorab ließ der alte und voraussichtlich neue Vorsitzende des Gremiums, Hartmut Gieske, verlauten, den alten Vorstand erneut beauftragen zu wollen. So weit, so gut. Aber er sei auch auf der Suche nach einem Finanz-Geschäftsführer. Davon hält der Vorstand offenbar nichts. „Wir werden niemanden zwischen uns lassen, den wir nicht wollen“, so ein Vorstand. Dass er ungenannt bleiben will, sagt einiges aus. G U S TAV W E N T Z

1An gesundem Selbstvertrauen herrscht bei Sören Gonther kein Mangel. „Ich war letzte Saison ein Leistungsträger. Der will ich auch in der neuen Spielzeit sein“, sagt der 23 Jahre alte Abwehrspieler. Der kann auf eine stolze Bilanz verweisen. In der letzten Saison absolvierte der gebürtige Nordhesse 33 Partien (ein Tor, kicker-Notenschnitt 3,67) und bekleidete dabei vier verschiedene Positionen. Gonther spielte im Abwehrzentrum, verteidigte auf beiden Außenbahnen und agierte beim 3:2-Auswärtssieg in Duisburg auf der Sechser-Position. „Innenverteidiger bin ich aber am liebsten“, sagt der 1,86-Meter-Mann, der in der vergangenen Spielzeit nur drei Gelbe Karten kassierte und weiter keine Ansprüche stellt. „Ich bin keiner, der murrt. Ich spiele da, wo man mich aufstellt“, merkt Gonther an. JOCHEM SCHULZE

1Der Mann ist im Stress. Michael Wiesinger pendelt für seinen Trainerschein fleißig zwischen Köln und Ingolstadt. Selbst die WM wird zur Nebensache. „Eine Hälfte der Deutschen habe ich bisher gesehen“, gesteht der 37-Jährige. Heute oder morgen klärt sich, ob Henning Bürger als zweiter CoTrainer neben Uwe Wolf bleibt. Die Wertschätzung von Wiesinger ist da: „Wir sind immerhin zusammen aufgestiegen.“ Es werde offen analysiert, „und es gibt eben auch unterschiedliche Vorstellungen“. Deutlicher wird der FCI-Chefcoach bei Stefan Leitl: „Er hat einen sehr guten Job gemacht. Das erwarte ich auch nächste Saison von ihm, insofern spricht nichts dagegen, dass er weiter die Kapitänsbinde trägt.“ Die ersten richtigen Tests warten bei der Stadioneröffnung (24. 7.): Neben Augsburg hat der VfL Wolfsburg zugesagt. J A N A W I S K E

O L A F M O RG E N S T E R N

OBERHAUSEN

1Mit Kai-Fabian Schulz (20) hat der FSV Frankfurt nach Marc Heitmeier (25, Kickers Offenbach) einen weiteren Innenverteidiger verpflichtet. Für ein Jahr wird der U-20-Nationalspieler (drei Einsätze) vom Hamburger SV (47 Regionalligaspiele für die zweite Mannschaft) ausgeliehen. „Schulz ist ein junger talentierter Spieler, der bei uns den nächsten Schritt gehen soll. Er ist zweikampf- sowie kopfballstark und besitzt ein gutes Spielverständnis“, sagt Uwe Stöver. Nach den Abgängen der erfahrenen Markus Husterer und Alexander Klitzpera plant der sportliche Leiter die Verpflichtung eines weiteren Innenverteidigers. „Gut muss er sein, denn Erfahrung allein hilft uns nicht weiter“, schließt Stöver nicht aus, dass die vakante Position im Abwehrzentrum mit einem weiteren jungen Spieler besetzt wird. JULIAN FRANZKE

H A R A L D PI S TO R I U S


3. LIGA

kicker, 21. Juni 2010

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OFFENBACH: Trainer Wolfgang Wolf hat im Sturm Nachholbedarf

1Seine zwölf neuen Mitspieler hatte Steffen Haas kaum begrüßt, da musste sich Offenbachs Kapitän schon wieder verabschieden. Im ersten Training erlitt der 22-Jährige einen Bänderriss. „Das ist natürlich bitter“, sagt Haas. „Aber besser am ersten Tag als am Ende der Vorbereitung. Ich hatte insofern Glück im Unglück.“ Haas wird nicht operiert, die Verletzung wird konservativ behandelt, er geht von „drei bis vier Wochen“ Pause aus. Ein Rückschlag im Kampf um einen Platz in der Startelf, den Trainer Wolfgang Wolf

ganz bewusst schürt: „Es gibt für niemanden einen Freifahrtschein.“ Wobei die Konkurrenz in Abwehr und Mittelfeld besonders groß ist, denn die Mehrzahl der Neuzugänge wurde für diese Positionen geholt. Nachholbedarf herrscht dagegen weiterhin im Angriff. Neben dem etablierten Mirnes Mesic (32) hat Wolf mit Tobias Rathgeber (26, Unterhaching) nur eine Alternative zur Verfügung. Kai Hesse kam zwar im ersten Test beim Kreisoberligisten Teutonia Köppern (2:0) zum Einsatz, soll aber trotz Vertrags

bis 2012 abgegeben werden. „Wir brauchen noch dringend einen Stürmer“, sagte Wolf, der auch noch „einen Spieler für die rechte Außenbahn“ sucht. Seit Trainingsbeginn testet Wolf Kandidaten für diese Positionen, unter anderem den früheren U-19-Nationalspieler Abdenour Amachaibou (23, Türkiyemspor Berlin), ist aber noch nicht fündig geworden. „Alle Welt sucht derzeit Stürmer“, glaubt Wolf, dass sich auf dem Transfermarkt erst in zwei, drei Wochen wieder etwas tun wird. J O C H E N KO C H

Foto: imago/cp24

Bänderriss: Pech für Steffen Haas

Verletzung im ersten Training: Der Offenbacher Steffen Haas.

ERFURT: Vorerst keine weiteren Neuzugänge

DRESDEN: Abfindung für Wagefeld?

Präsident Rombach sagt Stopp

Maucksch verlängert bis 2012

1Am heutigen Montag startet Erfurt in die neue Saison. Trainer Stefan Emmerling, der erst Ende März gekommen war und die Mannschaft nach seinen Vorstellungen nun erstmals vorbereiten kann, wird vier Neuzugänge begrüßen können: Die Mittelfeldspieler Rudi Zedi, Nils Pfingsten-Reddig und Denis-Danso Weidlich sowie Angreifer Dominick Drexler. Zwei, drei Akteure würde er sich durchaus noch wünschen, doch Präsident Rolf Rombach hat ein Stopp-Zeichen gesetzt. Solange der jetzige Kader nicht verkleinert ist, wird es keine weiteren Verpflichtungen geben, lautet die klare Ansage. Sowohl Petr Smisek als auch Julien Humbert und Chhunly Pagenburg

1Die Wogen haben sich geglättet, ein Not-Aufsichtsrat leitet die Geschäfte. Zwei wichtige Sponsoren sind im neuen Gremium ebenso vertreten wie Sport-Bürgermeister Winfried Lehmann und Klaus Sammer, ehemaliger Spieler und Trainer bei Dynamo und Vater von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer. Neuer Aufsichtsratsvorsitzender ist der Unternehmer Thomas Bohn, der sagt: „Unser Ziel ist es, innerhalb der Gremien und der Mitgliedschaft wieder eine offene und vertrauensvolle Kommunikation herzustellen.“ Gut ins harmonische Bild passt da auch die Vertragsverlängerung mit Trainer Matthias Maucksch. Der 41-Jährige unterschrieb einen

haben trotz eines jeweils noch ein Jahr laufenden Vertrages die Freigabe vom Klub erhalten. Doch bisher hat sich noch kein anderer Verein offiziell interessiert gezeigt. Ein Gespräch anderer Art hatte Pagenburg allerdings letzte Woche in Frankfurt/Main. In der DFB-Zentrale wurde er, wie Samil Cinaz (jetzt FSV Frankfurt) und Torwart Andreas Sponsel, im Zuge des Wettskandals durch den Kontrollausschuss einzeln vernommen. Die Anhörung erbrachte allerdings laut Stellungnahme des FC Rot-Weiß keine neuen, die Spieler belastenden Erkenntnisse. Schon zuvor hatten sie eidesstattliche Versicherungen abgegeben, nicht manipuliert zu haben. GERALD MÜLLER

neuen Kontrakt bis 2012. Unterstützung bekommen er und Dynamo von Reiner Calmund. Der 61-Jährige führte am Wochenende mit Maucksch, Geschäftsführer Volker Oppitz und dem Aufsichtsrat Gespräche. „Der Spielbetrieb muss zu hundert Prozent funktionieren“, sagt Calmund, „und es müssen professionelle Strukturen geschaffen werden.“ Klappt das, „kann ich mir vorstellen, im Herbst für den neuen Aufsichtsrat zu kandidieren.“ Offen ist die Personalie Maik Wagefeld (29). Der Ex-Kapitän sollte gehen, erschien zum Trainingsauftakt – und musste sich individuell beschäftigen. Dynamo soll sogar bereit sein, ihm eine Abfindung zu zahlen. J Ü RG E N S C H WA R Z

BURGHAUSEN: Vier Abstiege in vier Jahren

AHLEN: Die Zweite soll in die Kreisliga C

Jetzt will Omodiagbe oben stehen

Insolvenz gerade noch abgewendet

1Er hat sich beim SV Wacker im ersten Test mit einem dicken Patzer eingeführt: Darlington Omodiagbe, Neuzugang aus Ahlen, verschuldete beim 13:1 gegen den österreichischen Achtligisten Ulrichsberg das Gegentor. Ein zu kurz geratener Rückpass des Nigerianers wurde abgefangen – was ihn mächtig gewurmt hat: „Sehr ärgerlich, solche Fehler muss ich schnell abstellen“, so der 31-Jährige kleinlaut. Burghausens Trainer Jürgen Press tat den Fauxpas schnell als „kleine Unkonzentriertheit“ ab. Denn er setzt große Stücke auf Omodiagbe, der in der Innenverteidigung den Abgang von Benjamin Gorka (zu Osnabrück) wettmachen soll: „Omo ist ein sehr guter Fußballer und hat

1Sie haben gerechnet, gestrichen, gesammelt und den Spielbetrieb der ohnehin günstigen Profis so gerade noch vor der Pleite gerettet. Ahlens Aufsichtsrat und Vorstand tagten tagelang und haben eine drohende Insolvenz mit letzter Kraft abgewendet. Nach dem Wegfall einer hohen sechstelligen Summe eines ungenannten Großsponsors, mit 3,3 Millionen Euro weniger Fernsehgeld, den teuren Unterhaltungskosten für zwei Sportanlagen und mangels Unterstützung der Stadt fehlen rund 900 000 Euro, um wenigstens den Status quo erhalten zu können. Mit letzter Not hat man nach Aktivierung der letzten, auch privater Reserven den Spielbetrieb der Jugend erhalten können.

ein Kopfballspiel auf überragendem Niveau“, lobt der Coach den 1,90Meter-Mann mit der Erfahrung von 212 Zweitliga-Einsätzen. Für Omodiagbe ist der Wechsel ein Neuanfang. Er habe zuvor „viele negative Erfahrungen gemacht“, sagt er – in Anspielung darauf, in den letzten vier Jahren mit jedem seiner Vereine aus der 2. Liga abgestiegen zu sein (Ahlen, Osnabrück, Jena, Haching). Nun könne er das Wort Abstieg „nicht mehr hören“ und wolle mal „oben dabei sein“. Dass Burghausen, Vorjahr Rang 17, diesmal deutlich besser abschneiden wird, davon gibt sich Omodiagbe überzeugt: „Die Mannschaft ist jung, sie hat viel Potenzial.“ O L I V E R WAG E N K N E C H T

Damit wenigstens die auch sehr günstig zusammengestellte Profiabteilung in der 3. Liga weiterspielt, wird nun das Jugendleistungszentrum gestrichen sowie – als Option – das Perspektivteam aus der Westfalenliga abgemeldet und durch eine zweite Mannschaft in der Kreisliga C ersetzt. Letzteres ist indes noch nicht sicher. Der Hilferuf RW Ahlens soll, so der Wunsch der Verantwortlichen, nicht nur Sponsoren motivieren, sondern vor allem die ebenfalls chronisch klamme Stadt Ahlen dazu bringen, ihren größten Werbeträger zu unterstützen. Sonst gerät der Verein in Gefahr, dass spätestens übernächste Saison die Lichter für alle ausgehen. UWE GEHRMANN


70

3. LIGA

kicker, 21. Juni 2010

REGENSBURG: Der 37-jährige Neuzugang Michael Hofmann

PERSONALIEN

„Verantwortung ist mir bewusst“

SV BABELSBERG

EINTRACHT BRAUNSCHWEIG Mittelfeldspieler Mirko Boland (23) muss wegen einer Zehenentzündung pausieren, Angreifer Oliver Kragl (20) wegen einer Bänderdehnung im Sprunggelenk.

DYNAMO DRESDEN Defensivspieler Dennis Bühler (27, RW Essen) kommt als vierter Neuzugang. + + + Torhüter Oliver Birnbaum (21) wechselt zum Regionalligisten VFC Plauen.

TUS KOBLENZ Foto: Nickl

1Nach 14 Jahren beim Zweitligisten TSV München 1860 wird Michael Hofmann (37) in der neuen Saison eine Klasse tiefer für den SSV Jahn Regensburg im Tor stehen. Der routinierte Keeper entspricht genau dem Anforderungsprofil von Coach Markus Weinzierl und Franz Gerber. „Wir wollten einen erfahrenen Schlussmann, den haben wir jetzt mit Hofmann“, sagt der Geschäftsführer. kicker: Die letzten vier Zahlen Ihrer Handynummer sind 1860. Ein Indiz dafür, dass Sie sich voll mit den „Löwen“ identifizierten. Werden Sie dieselbe Leidenschaft künftig auch für den Jahn aufbringen? Michael Hofmann: Ja, sicher. Für den Verein, für den ich spiele, gebe ich stets alles. Und es kann auch in Regensburg eine längerfristige Geschichte werden. Aber deswegen ändere ich meine Telefonnummer nicht. Es war für mich mit Stolz und Leidenschaft verbunden, bei 1860 zu sein. kicker: Ist die 3. Liga für Sie sportlich ein Rückschritt? Hofmann: Nein, im Gegenteil. Es ist für mich nochmals eine große Chance, in einer attraktiven Liga gute Leistungen abzurufen. Ich gehe die neue Aufgabe mit Ehrgeiz und Euphorie an. Mir ist bewusst, dass ich als älterer Spieler gegenüber den jüngeren Teamkollegen auch Verantwortung habe. kicker: Was wissen Sie von Ihrem neuen Verein und der Mannschaft?

Hendrik Hahne (24, Hannover 96 II) ist der sechste Neuzugang. Er soll dem Mittelfeld als „Zehner“ mehr Struktur geben.

Der Geschäftsführer und sein Wunsch-Torhüter: Franz Gerber wollte einen Keeper mit Erfahrung, die bringt Michael Hofmann (links) mit.

Hofmann: Das Trainerteam um Chefcoach Markus Weinzierl sagt mir etwas. Von den Spielern kenne ich auch einige. Den Weg des Klubs habe ich stets über die überregionalen Medien verfolgt. Sportlich ist mir Jahn Regensburg durchaus vertraut. Mit 1860 München und der SpVgg Bayreuth habe ich oftmals gegen ihn gespielt, schon in der Jugend. kicker: Was möchten Sie mit dem Jahn erreichen? Hofmann: Nach Möglichkeit in der ersten Tabellenhälfte stehen. kicker: Hatten Sie noch andere Wechselmöglichkeiten?

Hofmann: Eventuell als Stand-byProfi bei 1860, falls Philipp Tschauner den Verein verlassen hätte. Es gab für mich aber auch noch andere Optionen. kicker: Zuletzt hatten Sie nur einen Saisoneinsatz. Es fehlt Ihnen die Spielpraxis. Ist das ein Handicap? Hofmann: Sicher sind Training und Spiel zwei Paar Schuhe. Doch mit meiner Erfahrung ist mir nicht bange. Es war in der Vergangenheit auch so: Immer wenn ich gebraucht wurde, konnte ich die Leistung abrufen und dem Druck standhalten. I N T E RV I E W: H E I N Z R E I C H E N WA L L N E R

Mittelfeldspieler Lukas Nottbeck (21, 1. FC Köln) hat einen Vertrag bis 2012 unterschrieben. Vom VfL Wolfsburg II wird Dennis Riemer (22, Mittelfeld) ausgeliehen.

JAHN REGENSBURG Mersad Selimbegovic (28, Abwehr) verlängerte seinen Vertrag bis 2012. Ebenso Patrick Wiegers (20, Tor) und Oliver Hein (20, Abwehr). Bis 2011 verlängerte Stefan Jarosch (26, Abwehr). + + + Profiverträge erhielten Philip Mayer (20, Abwehr) und Martin Zurawsky (20, Mittelfeld) aus der eigenen U 23 sowie Sebastian Nachreiner (21, Abwehr) vom FC Dingolfing (Landesliga).

VFB STUTTGART II Beim 6:0 über Landesligist Empfingen trafen Schipplock (3), Schwarz (2) und Riedle.

BABELSBERG: 38-jähriger Dauerbrenner

ROSTOCK: Trotz noch dünner Personaldecke

Almedin Civa peilt die 600 an

Stefan Beinlich peilt die Spitze an

1Mit Almedin Civa (38) ist beim heutigen Trainingsauftakt noch ein Spieler jener Mannschaft dabei, die 2001/2002 in der 2. Liga spielte. Fit scheint der Oldie wie eh und je, für Dietmar Demuth ist er weiterhin „ein wichtiger Motivator“. Der Trainer stellt klar: „Nicht das Alter, sondern die Leistung zählt.“ Jungbrunnen Civa erklärt sein Erfolgsrezept so: „Ich habe immer Fußball gelebt, nie bei einem Wehwehchen ausgesetzt!“ Klar weiß der Abräumer, dass die 3. Liga „einen Zacken schärfer wird und wir vom ersten Tag an gegen den Abstieg kämpfen“. Trotzdem ist das 1,78 Meter kleine Energiebündel optimistisch, auch wenn die Abgänge Björn Laars (jetzt im Management von Frauenmeister

1Knapp fünf Wochen vor dem Saisonstart sind die Personalplanungen in Rostock so gut wie abgeschlossen. „Ich bin mit dem Kader, den wir zusammengestellt haben, rundum zufrieden“, sagt Manager Stefan Beinlich, dem die schwierige Aufgabe obliegt, trotz leerer Kassen eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenzustellen. Elf neue Akteure hat der Ex-Nationalspieler bislang unter Vertrag genommen; der Kader umfasst somit 21 Spieler, davon drei Torhüter. „Die Personaldecke ist ziemlich dünn“, weiß Beinlich. „Es wäre schön, wenn noch ein oder zwei Spieler dazukommen würden, die uns sofort helfen können“, erklärt der Manager: „Aber dafür

Potsdam) und Denis-Danso Weidlich (Erfurt) „schmerzlich sind“. Bei den bisher sechs Neuen vertraut Civa „dem guten Auge des Trainers, der die Zugänge sicher schon lange unter Beobachtung hatte“. „Die Neuen kommen bei uns immer schnell ins Boot“, sagt Civa, der mit Akribie alle seine Pflichtspiele im Männerbereich dokumentiert. Einschließlich aller Pokalspiele kommt er auf stolze 589 Einsätze. In seinem 21. Seniorenjahr soll die 600er-Grenze fallen, und das sicherlich vor mehr Zuschauern als bisher. „Wenn die Fans aus Dresden, Rostock oder Braunschweig kommen, ist Stimmung garantiert“, freut Almedin Civa sich auf die 3. Liga. PE T E R B R A N D E S

bräuchten wir Hilfe von Sponsoren, finanziell ist nichts mehr möglich.“ Der alte Vorstand um den einstigen Chef Dirk Grabow, der weiter in der Finanzabteilung arbeitet, und den beurlaubten Ex-Manager René Rydlewicz haben Beinlich und Co. einen sportlichen und wirtschaftlichen Scherbenhaufen hinterlassen: Der Absteiger ist mit neun Millionen Euro verschuldet und hat die Lizenz nur unter strengen Auflagen erhalten. Doch Beinlich klagt nicht über die extrem schwierigen Rahmenbedingungen. „Wenn wir keinen mehr holen können, starten wir mit dem jetzigen Kader in die Saison“, sagt der 38-Jährige und kündigt an: „Wir wollen in der Spitzengruppe dabei sein.“ SÖNKE FRÖBE


REGIONALLIGA

kicker, 21. Juni 2010

NORD-SAISONBILANZ: Magdeburg bleibt der Zuschauermagnet

PERSONALIEN

Frahn ist der Torhüter-Schreck

SV ELVERSBERG Vom SV Wehen Wiesbaden kommt Torhüter Marc Birkenbach. Der 23-Jährige hat einen Einjahresvertrag unterschrieben. Außerdem wurde der defensive Mittelfeldspieler Samir Kozarec (28) vom Nordregionalligisten SV Wilhelmshaven für zwei Jahre verpflichtet. + + + Dagegen hat Linksverteidiger Thomas Drescher (31) nach wochenlangen Verhandlungen seinen Vertrag nicht verlängert und wechselt zum Ligakonkurrenten Eintracht Trier.

RB LEIPZIG Tomas Oral unterschrieb einen Dreijahresvertrag als neuer Cheftrainer. Der 37-Jährige war bis Oktober 2009 beim Zweitligisten FSV Frankfurt aktiv.

Foto: imago/Koch

1Tore: Die Stürmer waren fleißig. 845-mal schlug es im Tor ein, was eine Steigerung von 9,2 Prozent gegenüber 2008/09 bedeutet. Nur der Süden war noch effektiver: 855 Tore. In der Regionalliga West fielen 758 Tore. Mit 62 Treffern war Hannover 96 die Torfabrik, Oberneuland kassierte 71 Treffer – Rekord. Meister Babelsberg blieb in 20 von 34 Spielen ohne Gegentor. Torjäger: Daniel Frahn von Babelsberg konnte seine sensationelle Quote halten: Er traf nach der Winterpause 14-mal ins Netz, insgesamt 29-mal. Dabei schoss Babelsberg nur 54 Tore, Frahn also 53,7 Prozent. Die Magdeburger Lars Fuchs und Radovan Vujanovic bildeten den besten Angriff der Liga, erzielten zusammen 31 Tore und belegten die Plätze drei und vier in der Torschützenliste. „Eigentorschützenkönig“ wurde Marcel Wilke vom Chemnitzer FC, der zweimal ins eigene Netz traf. Elfmeter: 85-mal durften die Akteure vom Punkt antreten, verwandelten dabei 76-mal. Bester Schütze war Rafael Kazior (Hamburger SV), der alle acht Chancen nutzte. Als einziger verschoss Catalin Racanel (Magdeburg) zwei Strafstöße. Zuschauer: 11 234 Zuschauer verfolgten die Partie Magdeburg gegen den Halleschen FC. Allein mit dieser Zahl hätte der SCM in der GesamtStatistik Rang acht der Regionalliga belegt. Es kamen aber noch ein paar mehr: Die 93 340 Fans (Schnitt:

71

Nicht aufzuhalten: Daniel Frahn blieb konstant gut und war mit seinen 29 Treffern entscheidend am Babelsberger Aufstieg beteiligt. 5491) waren fast doppelt so viele wie beim Zweiten, dem Chemnitzer FC. Gerade mal 57 Zuschauer wohnten der Partie HSV II gegen VfL Wolfsburg II bei, als es immerhin um die letzte Chance im Titelkampf ging . . . Den schlechtesten Schnitt hatte Hertha BSC II mit 213 Fans. Eingesetzte Spieler: Gewohntermaßen setzt Hertha II auf Vielfalt. 39 Akteure schickte Trainer Karsten Heine auf den Platz. Reichlich Fluktuation gab’s auch in Hamburg, wo St. Pauli 37 und der HSV 35 Spielern eine Chance gab. Dagegen hatte Meuselwitz mit 21 Spielern den kleinsten Kader, gefolgt von Plauen (22). Dauerbrenner: Als Feldspieler von der ersten bis zur letzten Minute dabei

waren Daniel Reiche (VfL Wolfsburg) und Tim Hofmann (Hannover 96). Außerdem standen Matthias Tischer (Magdeburg) und Christian Person (VFC Plauen) immer zwischen den Pfosten. Ebenfalls auf 34 Einsätze kamen Chris Löwe (Chemnitz), Martin Pett (Hansa Rostock) und Adly Lachheb (Halle). Joker: Als Kurzzeitarbeiter erwies sich Sven Hartwig von Babelsberg: Er wurde 20-mal eingewechselt. In die andere Richtung ging es am häufigsten für den Hallenser Nico Kanitz, der 18-mal ausgewechselt H A R A L D B O RC H A R D T wurde. Den zweiten Teil der Bilanz lesen Sie in der kommenden Donnerstagsausgabe des kicker.

WORMATIA WORMS Die ersten beiden Neuzugänge stehen fest. Verpflichtet wurden die offensiven Mittelfeldspieler Martin Röser (19, Ludwigshafener SC, Verbandsliga) und Nauwid Amiri (19, Waldhof Mannheim U 19). + + + Martin Gollasch (24, Mittelfeld) hat für ein Jahr verlängert.

LIGENEINTEILUNG Das DFB-Präsidium beschloss am Samstag in Südafrika die Einteilung der drei Regionalligen für das Spieljahr 2010/2011. Nach kicker-Recherchen wird Wormatia Worms kommende Saison in der Südgruppe spielen. Die komplette Einteilung will der DFB am heutigen Montag offiziell bekannt geben.

STUTTG. KICKERS: Neuer Sportkoordinator

GROSSASPACH: Krasniqi auf dem Sprung

Michael Zeyers Fernziel: 2. Liga

Shaban Ismaili geht zu RB Leipzig

1Drei neue Spieler haben die Kickers bisher für die kommende Saison geholt. Doch der prominenteste Zugang steht nicht (mehr) auf dem Rasen. Der frühere Bundesligaprofi Michael Zeyer soll als Sportkoordinator künftig mithelfen, die Stuttgarter strukturell weiterzuentwickeln und damit zu professionalisieren. „Die Kickers sind ein Verein, bei dem man Aufbauarbeit leisten kann“, sagt der 42-Jährige und wird konkreter: „Wenn sich ein Klub jedes Jahr weiterentwickelt, passiert es zwangsläufig, dass er bald eine Spielklasse hochgeht. Oder zwei.“ Also: Fernziel 2. Liga. Dazu will der Betriebswirt vor allem das Scouting verbessern und mithilfe einer neu einzurichtenden

1Shaban Ismaili gehörte bei Großaspach in der vergangenen Saison zu den Leistungsträgern. Der vom VfB Stuttgart II für eine Runde ausgeliehene Flügelflitzer kam in 33 von 34 Spielen zum Einsatz und erzielte fünf Tore. Kein Wunder, dass sich der Verein mit Nachdruck darum bemühte, den 21-Jährigen für eine weitere Runde zu binden. „Wir wollten ihn behalten“, unterstreicht SG-Sportkoordinator Joannis Koukoutrigas, „aber das ist uns leider nicht gelungen.“ Ismaili habe ihm gegenüber betont, seine Chance beim VfB II in der 3. Liga suchen zu wollen. Das hat der Mittelfeldspieler zwar aufgegeben, doch Großaspach profitierte von diesem Sinneswan-

Datenbank personenunabhängiger machen. Zudem soll er den Nachwuchs voranbringen, das heißt A- und B-Jugend sollen bald wieder in der Bundesliga spielen. Finanziert wird Zeyers Arbeit von dem Investor, der im Februar eingestiegen ist. Der frühere Mittelfeldspieler arbeitet auf Teilzeit- und Honorarbasis, ist also nicht Angestellter des Vereins. Mit Trainer Dirk Schuster wird Zeyer künftig in der Kaderplanung, ein weiteres wichtiges Tätigkeitsfeld, eng zusammenarbeiten. „Wir haben bei Spielern in vielen Dingen die gleiche Meinung“, erklärt Zeyer. „Es wird sehr selten vorkommen, dass der eine einen Spieler will, aber der andere einen anderen.“ M AT T H I A S J U N G

del nicht: Ismaili wechselt laut Koukoutrigas zu RB Leipzig. Nach Innenverteidiger Fabian Aupperle verliert die SG Sonnenhof also einen weiteren Eckpfeiler der ersten Regionalliga-Saison. Ob auch Stürmer Abedin Krasniqi (19 Tore) bei einem Drittligisten anheuert, entscheidet sich in Kürze. Koukoutrigas nennt den 28. Juni, den Tag des Trainingsstarts, als Deadline. Danach gebe es keine Freigabe mehr. Als Zugänge vermeldet Großaspach bislang Marius Jurczyk (Heidenheim) für das defensive Mittelfeld und Linksverteidiger Simon Frank von der U 19 des VfB Stuttgart. Gesucht werden noch ein Innenverteidiger und zwei bis drei Stürmer. STEFFEN GRÜN


SPORTMAGAZIN

lljährlich, wenn Englands beste Profis vergeblich einen Anlauf zum Ruhm bei den Offenen Englischen Meisterschaften im All England Lawn Tennis and Croquet Club nehmen, wird Fred Perry wieder ins Bewusstsein der GastgeberNation zurückkatapultiert – der Mann, dessen Statue gleich hinterm Haupteingang an der Church Road an glorreiche Zeiten erinnert. Vor nunmehr 72 Jahren gewann Perry als letzter Engländer das wichtigste Turnier der Welt – mit 6:1, 6:1 und 6:0 gegen den deutschen TennisBaron Gottfried von Cramm. Wenn am heutigen Montag im Südwesten Londons jenes Turnier beginnt, das vor 25 Jahren den damals noch weitgehend unbekannten jungen Deutschen Boris Becker über Nacht zum Weltstar machte (siehe Seiten 80/81), dann bleibt den leidgeplagten Fans einmal mehr nichts anderes übrig, als sich an auswärtigen Stars zu erfreuen, sie gar in ihren Herzen zu adoptieren. So wie einst den eiskalten, wirklich coolen Schweden Björn Borg, den ersten Popstar des Wanderzirkus. So wie in den 80er Jahren diesen verrückten jungen Boris Becker, dem sie dank seiner erfrischenden Hoppla-jetzt-komm-ich-Attitüde mit seinem couragierten Powertennis sogar nachsahen, ein Deutscher zu sein. Und so wie in den letzten Jahren den eleganten sechsmaligen Sieger Roger Federer, der auch mühelos in das aristokratische Tennis der Vorkriegsepoche gepasst hätte – in jene Zeiten, in denen Perry und die französischen Musketiere den Schläger schwangen. „Es ist einfach unglaublich“, sagt Federer, „dass England in diesem

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Der englische Patient Ein bestenfalls wenig geliebter Schotte trägt alle Hoffnungen der Briten beim Klassiker in WIMBLEDON. Aus Deutschland kommen 17 Teilnehmer.

Foto: pixathlon

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Church Road, Wimbledon, London SW19 5AE – die vermutlich berühmteste Adresse im Welttennis. Turnier mit so wenigen Spielern vertreten ist.“ Genau genommen mit gar keinem: In diesem Jahr nämlich geht zum ersten Mal in der 133-jährigen Turniergeschichte überhaupt kein Engländer mehr in den Wettbewerb – ein historisches Desaster, das schon zu lauten Klageliedern in der Hauptstadtpresse

NACHRICHTEN Herzanfall: Kirchen im Koma Rad: Der luxemburgische Profi Kim Kirchen (31) ist nach einem Herzstillstand in ein künstliches Koma versetzt worden. In der Nacht zum Samstag hatte im Anschluss an die 204,1 km lange siebte Etappe der Tour de Suisse von Savognin nach Wetzikon das Herz des einstigen Telekom-Profis ausgesetzt. Kirchens Ehefrau Caroline erwartet diese Woche die Geburt von Zwillingen.

Martin gewinnt Zeitfahren Rad: Tony Martin (Eschborn) hat das abschließende Zeitfahren der Tour de Suisse gewonnen und Gesamtrang sechs belegt. Der Sieg ging an den Luxemburger Frank Schleck, zwölf Sekunden vor Lance Armstrong (USA).

Das Ticket zur Handball-WM

Handball: Eine Woche nach dem 25:20-Heimsieg über Griechenland hat die deutsche Nationalmannschaft mit dem 27:20 im Rückspiel die Qualifikation für die WM 2011 in Schweden geschafft. Russland hingegen scheiterte an Rumänien.

Bielecki verliert ein Auge Handball: Eine Woche nach der in einem Länderspiel gegen Kroatien erlittenen Verletzung steht fest, dass der polnische Nationalspieler Karol Bielecki vom Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen linksseitig sein Au-genlicht verloren hat. Der 28 Jahre alte Spieler ist nach zwei vergeblichen Operationen inzwischen aus einer Tübinger Spezialklinik entlassen worden,

führte. „Ein Dokument des Grauens“ nannte The Independent das Auslosungspapier für den Männerwettbewerb. Bei den Frauen schafften es fünf Engländerinnen ins Hauptfeld – ausnahmslos jedoch per Wildcard. Zum Vergleich: Aus Deutschland starten anno 2010 fünf Frauen und zwölf Männer. England gebietet über den größten Tennis-Klassiker, über eine sportliche Marke, die für Unverwechselbarkeit und Traditionsbewahrung selbst in der hektischen Moderne steht, über eine Geldquelle, die jährlich Gewinne bis zu 40 Millionen Euro abwirft. Doch große lokale Helden hat Wimbledon seit Jahrzehnten nicht geboren. Und obwohl die Lawn Tennis Association jährlich um die 20 Millionen Euro von den Wimbledon-Machern aufs Konto überwiesen bekommt, fehlt bis heute eine taugliche Infrastruktur, um Champions zu produzieren.

Bittere Konsequenz: Der Schotte Andy Murray ist über die letzten Jahre der einzige männliche oder weibliche Star(ter) des Vereinigten Königreichs gewesen, der internationale Relevanz besaß. Aber so richtig ins Herz geschlossen wurde der immer etwas distanziert wirkende Bursche aus Dunblane nicht von den Engländern, zumal nach manch befremdlichen Äußerungen wie etwa 2006, er freue sich mit jedem, „der England bei der WM schlägt“. Dem kicker verriet einst der schottische Formel-1-Pilot David Coulthard: „Immer wenn ich gewann, war ich Brite. Verlor ich aber, war ich Schotte.“ Neben den beiden Dauerfavoriten Roger Federer und Rafael Nadal zählt Murray diesmal tatsächlich zu den großen Anwärtern. 2009 im Halbfinale gescheitert, fühlt er sich nun bereit. Beendet ein Brite die Fed-Ära? J . A L L M E ROT H / S . B .

AM DONNERSTAG IM KICKER Deutschland gegen Ghana

Das Endspiel. Die Folgen.


BUNDESLIGA

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it einem Spieler, der binnen 13 Monaten bei vier verschiedenen Klubs unter Vertrag steht, kann ja wohl irgendwas nicht stimmen. Im Sommer 2009 wechselte Lewis Holtby, gerade 18 Jahre alt, aus Aachen zu Schalke 04. Drei Millionen Euro zahlten die Knappen, doch schon nach sechs Monaten wurde Holtby leihweise weitergereicht zum VfL Bochum. Und nun, nach dessen Abstieg, zu Mainz 05. Weil eine Begabung wie Holtby nicht mehr da spielen soll und will, wo sie vor einem Jahr herkam: in der 2. Liga. Für oberflächliche Betrachter passt das einfach nur ins Bild. Der

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Mehr als ein Sonnyboy

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Wechselfieber in der Bundesliga: Drei Neuzugänge wollen es allen zeigen. Der erste ist beim vierten Klub in 13 Monaten gelandet: LEWIS HOLTBY (19).

Neu Jungstar trägt bunte Fußballschuhe seines privaten Ausrüsters, hat ständig ein Lächeln und einen flapsigen Spruch auf den Lippen und verzückt seine Fangemeinde via Twitter mit jeder noch so belanglosen Neuigkeit aus seinem aufregenden Leben. Im Gegenzug haben ihm (großteils weibliche) Anhänger ein Video auf „youtube“ eingerichtet, in dem wiederum Holtby etwas erfährt: Dass er der Beste, Schönste und Tollste ist und selbstredend in die Nationalelf gehört. So einer hebt doch zwangsläufig ab. Oder? Man braucht ja nur mal ein paar seiner Trainer zu fragen. Thomas Tuchel (36) brach kürzlich eigens seinen Italien-Urlaub ab, um Holtby für zwölf Monate nach Mainz zu lotsen. „Ein richtiger Straßenfußballer, der zugleich die nötige Ernsthaftigkeit in den Beruf investiert“, urteilt er. Nun gut. Im Trainingsalltag hat Tuchel Holtby jetzt gerade eine Woche erlebt. Auch Mike Büskens (42) schwärmt von Holtbys Fußballcharakter. Der heutige Fürther holte ihn mit nach Schalke, doch

Foto: Getty Image

bei

Aachen, Schalke, Bochum – und jetzt Mainz: Lewis Holtby hat mit 19 schon eine Menge hinter sich. zusammengearbeitet hat er mit ihm nicht mehr. Jörg Schmadtke (46) dürfte den jungen Mann da schon besser kennen. Hannovers Sportdirektor machte Holtby einst als Aachener Interimscoach zum Profi und ist etwaiger Lobhudeleien von Natur aus unverdächtig. „Holtby“, sagt Schmadtke, „tritt sehr professionell auf, arbeitet zielorientiert und geht kritisch mit sich selbst um.“ Aber da ist ja noch Felix Magath (56). Als letzte Hoffnung auf Bestätigung der Klischees, die Sonnyboy Holtby scheinbar so perfekt erfüllt. Das mit der Nationalelf prophezeite

kicker-Check: Lewis Holtby Geboren am 18. 9. 1990 in Erkelenz, Größe 1,75 m, Gewicht 75 kg, spielte von 1994 bis 2001 bei Sparta Gerderath, von 2001 bis 2004 bei Borussia Mönchengladbach und seit 2004 für Alemannia Aachen. Saison 2007/08 2008/09 2009/10 Gesamt

Verein Alemannia Aachen II Alemannia Aachen Alemannia Aachen FC Schalke 04 VfL Bochum

Liga OL 2. BL 2. BL BL BL

Spiele 10 2 31 9 14 62

Erklärung: BL = Bundesliga, 2. BL = 2. Bundesliga, OL = Oberliga Nordrhein

Tore 5 0 8 0 2 15

Noten-Ø – 2,50 3,33 3,70 4,18 3,59

Schalkes Chef seinem Wunschspieler anfangs zwar auch. Doch dann machte er den Blondschopf gleich nach dessen Bundesliga-Debüt in Nürnberg öffentlich zur Schnecke. Und bunte Fußballschuhe sind Magath sowieso ein Gräuel. Also? „Lewis hat eine super Einstellung zur Arbeit“, erklärt Magath, „und gerade seine fröhliche, positive Art sollte er sich unbedingt erhalten.“ Tuchel, Büskens, Schmadtke, Magath, viel größer könnte die Bandbreite professioneller Anschauungen kaum sein. Über Holtby sind sich alle einig. Wer den Spieler nicht nur neben, sondern auch auf dem Platz begutachtet, kann davon übrigens nicht überrascht sein. So rannte Holtby zum Trainingsstart in Mainz beim „Shuttle-Lauf“ gleich einsam vorneweg – von früheren Stationen ein gewohntes Bild. In Bochum fiel auf: Auch wenn er schlecht spielte, war Holtby läuferisch präsent. Anders als viele andere, die sich allein auf ihr Talent verlassen. Auch im Gespräch beweist Holtby ernste Seiten, wenn er auf die „harte, deshalb lehrreiche Zeit“ unter Magath und in Bochum zurückblickt. Beim Thema Mainz blitzt freilich der Schalk auf: „Der

Klub passt optimal zu meiner Persönlichkeit. Die Mainzer nennen sich ja selbst Karnevalsverein, jedes Heimspiel ist da ne richtige Party.“ Das klingt wiederum nicht so professionell, trifft aber einen entscheidenden Punkt. Auch für Magath, der es nur anders formuliert: „Mainz halte ich für passend, weil sich Lewis dort ohne äußeren Druck entwickeln soll.“ Holtbys Problem sei nämlich nicht Leichtlebigkeit. Sondern: „Er verlangte bisher zu viel von sich, setzte sich selbst zu stark unter Druck.“ Perspektivisch erwartet auch Magath noch Großes von Holtby. Als Nummer 10, „zentral hinter den Spitzen, weil er kreativ ist und den Pass in die Tiefe beherrscht“. Tuchels aktuellen Plan mit dem Linksfuß als offensivem Flügelspieler unterstützt Magath voll. Auch wenn Holtby in dieser Rolle den Nachteil hat, kein Sprinter zu sein. Magath: „Es ist richtig, einen jungen Spieler auf außen auszubilden, bis er die Erfahrung fürs Zentrum besitzt. Ein Krassimir Balakov etwa hat auf links begonnen – und auch ich.“ Sieht also so aus, als würde doch ziemlich viel stimmen mit Holtby. THIEMO MÜLLER


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BUNDESLIGA

Er wird in Dortmund mit offenen Armen empfangen: Robert Lewandowski.

„Besser als Podolski“ eit zwei Jahren schon folgte Michael Zorc dieser Fährte. Inzwischen darf Dortmunds Sportdirektor getrost als Experte für den polnischen Fußball gelten. Die Entwicklung von Robert Lewandowski (21) hat er genau studiert und er ist sich sicher, dass sich der BVB ein Ausnahmetalent geangelt hat. „Dieser Bursche“, so schwärmt zum Beispiel Lech Posens Trainer Jacek Zielinski, „war für uns so wichtig wie Wayne Rooney für Manchester United. Er ist der beste Spieler der polnischen Liga.“ Das unterschreibt Zorc glatt. 32 Tore hat der Offensivmann in 58 Spielen der beiden vergangenen Jahre für Posen geschossen, vorher waren es 36 Treffer in 59 Partien für Znicz Pruszkow. Torschützenkönig war er erst in der dritten (2007 in der Staffel 1), dann in der zweiten, schließlich in der ersten Liga. Schon vor einem Jahr schien sich ein millionenschwerer Transfer ins Ausland

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Neu beim

Tore und Titel pflastern seinen Weg. Dortmunds Neuzugang ROBERT LEWANDOWSKI (21) gilt als riesiges Talent, das immer noch ein bisschen mehr will. abzuzeichnen, doch Lech-Besitzer Jacek Rutkowski legte sein Veto ein. Und auch diesmal entwickelte sich ein zähes Ringen um den Stürmer, den Posen erst nach etlichen Verhandlungsrunden und hartnäckigen Nachforderungen freigab: 4,5 Millionen Euro überweist der BVB, zuzüglich eines Nachschlags von 250 000 Euro, wenn die Gruppenphase der Europa League erreicht wird. Dass Lewandowski nicht länger zu halten sein würde, zeichnete sich allerdings frühzeitig ab. „Ich kann es nicht fassen“, staunte Rutkowski im Frühling, „aber Lewandowski ist schlicht zu gut für die polnische Liga.“ Ballsicher und schnell ist der Neu-Dortmunder, und „er besitzt eine außerordentliche Abschluss-

technik und Torgier“, wie BVB-Trainer Jürgen Klopp lobt. Robert Nimmersatt – immer noch ein bisschen mehr. Lewandowski ist auf dem Platz ständig unterwegs und damit genau der Spielertyp, den Klopp außerordentlich schätzt. Einige Trainer wollten ihn in der Jugend zur Leichtathletik abwerben, doch das laufstarke Talent setzte voll auf Fußball. Da musste alles andere zurückstehen. Wie vor seiner Erstkommunion, als Lewandowskis Vater den Priester um eine besonders kurze Messe bat, weil Robert schnell zu einem Spiel fahren musste. Die feiernde Gesellschaft hat er dann umgehend verlassen und sich im Auto rasch umgezogen, um rechtzeitig auf dem Fußballplatz zu stehen. Sport spielt in der Familie Lewandowski seit jeher eine große Rolle. Sein Vater war Judo-Trainer und spielte Fußball, Mutter Iwona war

Volleyballerin, auch seine Freundin ist Leistungssportlerin, macht Karate. Schon früh galt Lewandowski als Rohdiamant – nur nicht im eigenen Klub. Er spielte zwar für Legia Warschau, allerdings nur für die 2. Mannschaft. Trainer Jan Urban war nicht sonderlich angetan von dessen Qualitäten und ließ den torgefährlichen Offensivmann abblitzen mit den Worten: „Der passt nicht in unsere Philosophie. Bei uns käme er nur für die Bank infrage.“ Für die Bank also? Dafür war der Zielstrebige schnell viel zu gut. Mit 19 wechselte Lewandowski zu Lech Posen, schoss Tor um Tor, absolvierte 2008/09 satte 60 Spiele in Liga, Pokal, UEFA-Cup und Nationalteam. Aber auch mit diesem Pensum war der Akkord-Arbeiter kaum ausgelastet: „Am liebsten sind mir die englischen Wochen, wenn ich alle drei oder vier Tage auf dem Platz stehe. Mit längeren Pausen kann ich nicht viel anfangen.“ Robert Nimmersatt. Torhungrig, fleißig, aber nie überhastet. „Er nimmt immer den Kopf hoch“, lobt Michael Zorc, „und er hat sich


kicker, 21. Juni 2010

Geboren am 21. 8. 1988 in Warschau, Größe 1,83 m, Gewicht 76 kg Seine Vereine: – 12/04 Varsovia Warschau 01/05 – 06/05 Delta Warschau 2005 – 2006 Legia Warschau 2006 – 2008 Znicz Pruszkow 2008 – 2010 Lech Posen ab 1. 7. 2010 bei Borussia Dortmund Seine Einsätze/seine Tore: 58 Erstligaspiele in Polen 32 32 Zweitligaspiele in Polen 21 33 Drittligaspiele in Polen 17 10 Viertligaspiele in Polen 4 16 Europapokalspiele 6 22 A-Länderspiele für Polen 6 Seine Erfolge: Polnischer Meister 2010, Polnischer Pokalsieger 2009, Polnischer Superpokalsieger 2009, Polnischer Torschützenkönig 2010 (18 Tore), Torschützenkönig der 2. polnischen Liga 2008 (21 Tore).

in den letzten beiden Jahren sehr positiv entwickelt, ist viel robuster geworden und hat ausgezeichnete technische Fähigkeiten.“ Lewandowski gilt als bodenständiger Typ mit ausgeprägtem Verantwortungsbewusstsein. Sein Vater starb, als er 15 war, danach kümmerte er sich sehr um Mutter und Schwester. Nun geht er erstmals ins Ausland, und nicht nur Berater Cezary Kucharski, früher selbst ein Klassestürmer, ist sicher, dass er sich in der Bundesliga durchsetzen wird. „Er ist ein Talent, wie ich es lange nicht gesehen habe. Besser als Podolski in seinem Alter.“ Als treffsicherer Angreifer ist Lewandowski beim BVB höchst willkommen, nachdem zuletzt in Lucas Barrios, der auf Anhieb 19-mal traf, nur ein einziger hochwertiger Torjäger zur Verfügung stand. „Nach Lucas“, überlegt Mittelfeldmann Nuri Sahin bei seinem Saison-Rückblick, „kam bei uns in der vorigen Saison lange nichts.“ Dabei ist die Rolle des Polen-Imports im von Jürgen Klopp favorisierten 4-2-3-1System noch nicht klar definiert, möglich sind mehrere Varianten. „Robert kann neben Lucas und für Lucas spielen“, findet Michael Zorc. „Wir haben sechs Wochen Zeit in der Vorbereitung. Da kann der Trainer viel probieren.“ Ob neben oder für, hinter Lucas Barrios oder wo auch immer, eines ist gewiss: Großen Torhunger bringt Robert Lewandowski auf jeden Fall mit – ein Nimmersatt eben. R . KO LTO N / O. B I T T E R

Er wagt den Schritt von Maccabi Netanya in die Bundesliga. ALMOG COHEN (21) fühlt sich gut vorbereitet.

„Matthäus war wie ein Vater für mich“

kicker: Mit Anfang 20 wagen Sie den Sprung in die Bundesliga. Mit welchen Erwartungen, Herr Cohen? Almog Cohen: Ich hoffe, mit Nürnberg eine gute Saison zu spielen. Ich habe die Club-Spiele in der Rückrunde verfolgt und bin von der guten Qualität der Mannschaft überzeugt. Wir wollen den einen oder anderen großen Verein ärgern, und am Ende nichts mit dem Abstieg zu tun haben. kicker: Welche persönlichen Ziele haben Sie sich gesetzt? Cohen: Ich komme, um Stammspieler zu werden und werde alles da-

Neu beim ransetzen, mich in den Dienst der Mannschaft zu stellen und mich als wichtiger Spieler durchzusetzen. kicker: Fühlen Sie sich denn schon reif für diesen großen Schritt? Cohen: Natürlich ist es schwierig, sein Heimatland und die gewohnte Umgebung zu verlassen. Aber ich bin Profi und möchte in der Bundesliga spielen. Dafür nehme ich alles auf mich. Ich fühle mich reifer, als es mein Alter vermuten lässt, da ich seit fünf Jahren in der israelischen Liga spiele. Genauso lange stehe ich auf eigenen Füßen und lebe von meiner Familie örtlich getrennt. Außerdem habe ich viel Selbstbewusstsein erlangt, da ich mit 20 Jahren der jüngste Kapitän eines israelischen Teams gewesen bin und dadurch früh gelernt habe, Verantwortung zu übernehmen. kicker: Wie viel wissen Sie über die Bundesliga? Cohen: Ich weiß, dass sie eine der stärksten Ligen in Europa und das Umfeld der Vereine sehr professionell ist. Und ich kenne ja auch einige Spieler durch die U 21. Gegen Özil, Kroos, Müller und andere habe ich ja schon gespielt. kicker: Inwieweit haben Sie sich auf Deutschland schon vorbereitet? Cohen: Die Sprache ist natürlich sehr wichtig, und ich verstehe auch schon ein bisschen Deutsch. Nachdem ich beim 1. FC Nürn-

Fotos: imago/Sportnah, imago/Newspix

Robert Lewandowski

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Er lernt bereits Deutsch: Almog Cohen trainierte in der Saison 2008/09 bei Maccabi Netanya unter Lothar Matthäus. berg unterschrieben hatte, habe ich sofort einen Kurs besucht und pauke täglich Vokabeln. kicker: Wie charakterisiert sich der defensive Mittelfeldspieler Cohen? Cohen: Ich habe in allen israelischen Auswahlmannschaften gespielt und bin erst vor kurzem in die A-Nationalmannschaft berufen worden. Ich bin sehr, sehr ehrgeizig, und wenn ich auf dem Platz stehe, möchte ich immer gewinnen. Man kann sagen, dass ich etwas „positiv verrückt“ bin, aber auch immer für eine Überraschung gut. kicker: Wie kommt dieser Ehrgeiz zum Ausdruck? Cohen: Ich bin niemand, der sich selber lobt; eher jemand, der sich kritisiert. Ich möchte meine Leistungen auf dem Platz zeigen, dann kann sich jeder selbst ein Bild von mir machen. kicker: Welche Rolle spielte Ihr Entdecker Lothar Matthäus für Sie?

Cohen: Lothar Matthäus war wie ein Vater für mich. Wir haben ein Jahr zusammengearbeitet und ich habe sehr viel von ihm gelernt und viele deutsche Tugenden verinnerlicht. Ich möchte Lothar an dieser Stelle ganz ausdrücklich danken für alles, was er für mich getan hat. I N T E RV I EW: F R A N K L I N K E S C H

Cohen hat vier Vorgänger Almog Cohen versucht als fünfter Israeli sein Glück in der Bundesliga: Die Vorgänger: Shmuel Rosenthal (1972 für Gladbach, 13 Bundesligaspiele, 1 Tor), David Pizanti (1985/86 für den 1. FC Köln, 19 Spiele, kein Tor), Gal Alberman (2008-10 für Gladbach, 16 Spiele, kein Tor) und Roberto Colautti (2008-10 für Gladbach, 47 Spiele, 6 Tore). Einziger internationaler Star derzeit ist Yossi Benayoun (30), der seit 2007 bei Liverpool spielt.


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INTERVIEW

kicker: Italiens Torwart Gianluigi Buffon bezeichnet den WM-Ball „Jabulani“ als „Schande“. Warum klagen mehrere Stars über den neuen Ball, Herr Hainer? Herbert Hainer: Sie wissen, wie das ist. Das gehört zum Ritual, fast wie ein Eröffnungsspiel. Dass die Torhüter unserer Wettbewerber sich über den Ball auslassen, war vor der WM 2006 genauso. Dann wurde der „Teamgeist“ gespielt, und dann war es vorbei mit der Kritik. Der Jabulani wird in vielen Ligen schon seit über einem halben Jahr eingesetzt, und da gibt es überhaupt keine Klagen. Aus der Bundesliga haben wir nichts gehört, auch nicht aus der portugiesischen oder argentinischen Liga. kicker: Adidas-Partner Lionel Messi findet den Ball „schwer für die Torhüter und auch für uns“. Hainer: Ich habe kein Problem damit, wenn der Ball für die Torhüter schwer ist. Der Fußball lebt doch davon, dass Tore fallen. Was Lionel Messi gemeint hat, ist: Man muss sich an den Ball gewöhnen, das ist sicherlich richtig. Wie gesagt:

„Schon in den 70er Jahren gab es Diskussionen um den Ball.“

„Die Bälle werden noch runder“ Foto: Witters

Die von uns ausgerüsteten Ligen und Mannschaften spielen mit diesem Ball seit Dezember 2009. Und wenn man sieht, welch attraktiven Fußball Bayern München in der gesamten Rückrunde mit dem Jabulani gezeigt hat, kann es wohl kaum am Ball liegen. kicker: Warum fällt die Umstellung auf einen neuen Ball so schwer? Hainer: Weil heute technologisch viel mehr möglich ist als vor 20, 30 Jahren. Die Bälle werden noch runder, sind aerodynamisch noch besser und dadurch werden sie natürlich schneller. Das sieht man auch, wenn sie geschossen werden. Der technische Fortschritt lässt sich nicht zurückdrehen. Und wissen Sie: Schon in den 70er Jahren, als der Ball noch aus Leder war, gab es Diskussionen über den WM-Ball. kicker: England klagte nach dem Torwartfehler beim 1:1 gegen die USA, Deutschland besitze einen Wettbewerbsvorteil, weil dort mit dem Ball schon gespielt wurde. Hainer: Wir haben gemeinsam mit der FIFA den Ball direkt nach der WM-Auslosung in Kapstadt am 4. Dezember 2009 allen Teilnehmern an der Endrunde zur Verfügung gestellt. Insofern zieht dieses Argument nicht. Punkt zwei ist, wenn Sie auf den englischen Torwart ansprechen: Wer vom Fußball ein bisschen Ahnung hat, hat doch

Wer kennt den Spruch nicht? Der Ball ist rund. HERBERT HAINER (55), Vorstandsvorsitzender der Adidas-Gruppe, geht weiter und spricht über neueste Technologien, über die Zusammenarbeit mit dem DFB, Michael Ballack und Bundestrainer Joachim Löw.


kicker, 21. Juni 2010

gesehen, dass dieses Tor definitiv nicht am Ball lag. kicker: Adidas stellt jetzt den Ligaball, er heißt „Torfabrik“ – kommt auch im DFB-Pokal ein einheitlicher Ball? Hainer: Da bestehen momentan noch keine konkreten Pläne. Aber ich denke, dass auch der Pokal zu einem Thema wird, weil ich schon glaube, dass die Mannschaften in der 1. und 2. Liga, die jetzt mit einem einheitlichen Ball spielen, dies auch im Pokal wünschen werden. kicker: Ab 2011 greift der neue Vertrag mit dem DFB, von dem auch die Profiklubs profitieren. Hainer: Wir haben in der neuen Vertragsgestaltung auch eine weitergehende Zusammenarbeit vereinbart in puncto Investition in sogenannte „Grassroot-Programme“, dadurch helfen wir mit, dass die Jugend stärker gefördert wird. Nicht nur in den Leistungszentren, sondern zum Beispiel auch über die Errichtung von Bolzplätzen, die der DFB schon begonnen hat. kicker: Ist die zunehmende Individualvermarktung für die Sportausrüster nicht ein zu expansiver Kostenfaktor? Hainer: Es ist richtig, wenn Sie sagen, dass es heute intensiver und weitreichender ist. Auf der anderen Seite ist nun mehr möglich. Die einzelnen Spieler stehen stärker im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Durch die Medientransparenz werden sie permanent gesehen. Und über die enormen Möglichkeiten in digitalen Medien hat man als Unternehmen noch mehr Möglichkeiten, den Spieler zu zeigen und mit dem Spieler zu arbeiten. Das hat auch seinen Reiz. kicker: Wie tief haben Sie durchgeatmet beim 1:0 von Lukas Podolski im Auftakt gegen Australien? Hainer: Ich fand zunächst einmal das Spiel klasse. Ich bin ja ein wirklicher Fußballfan. Das sage ich jetzt nicht nur, weil die deutsche Nationalmannschaft bei uns unter Vertrag ist. Und ich habe mich unheimlich für Lukas Podolski gefreut, weil er eine schwierige Saison hinter sich hat. Wir wissen ja alle, welches Potenzial er hat, und dass er dieses Potenzial in der vergangenen Saison nicht immer abrufen konnte. Ich hatte schon vor dem Turnier gesagt, dass Lukas Podolski eine tolle WM spielen wird, auch wenn er gegen Serbien kein Glück hatte. Er fühlt sich wohl in der Nationalmannschaft, das sieht man auch in Südafrika auf dem Platz, in den Pressekonferenzen und den Interviews. Er hat eben ein unwahrscheinliches Talent, eine unglaubliche Begabung, und die wollen wir natürlich alle sehen.

Aber primär geht es um die deutkicker: Demnach lohnt sich die eine sche Nationalmannschaft. Million Euro, die Adidas für den Vertrag mit Podolski zahlt. kicker: Wie fällt nach neun Jahren Ihr Fazit über die Beteiligung von Hainer: Diese Zahl geistert immer durch die Medien. Das wäre schön Adidas an der Bayern AG aus? für ihn, aber die Zahl ist deutlich zu Bekommt Adidas auch eine Divihoch. Lukas hat bei uns einen verdende? nünftig dotierten, leistungsbezogeHainer: Wir erhalten eine Gewinnbeteiligung. Diese wird aber nen Vertrag, und ich glaube, beide Seiten sind mit vom FC Bayern nicht der Zusammenarbeit veröffentlicht. sehr zufrieden. kicker: Fiel diese kicker: Rechnen Gewinnbeteilisich die Indivigung höher aus dualverträge? als die Dividende Hainer: Wie es für die Adidasimmer so ist im Aktionäre? Leben, haben sie Hainer: Das kann natürlich einige man so nicht wirkPersönlichkeiten, lich vergleichen, denn die Adidas AG Helden, denen die Kinist ja anders als der der, die Jugendlichen, die Fußballer generell Die Zukunft: Mit FC Bayern an der Börse nacheifern. Und da ist diesem Ball, genannt notiert. Aber natürlich, im Moment sicherlich „Torfabrik“, wird die da der FC Bayern Geeiner der ganz großen Bundesliga künftig winn macht, gibt es alle ihre Spiele Stars Lionel Messi. eine Gewinnbeteiligung austragen. Deswegen machen wir für die Partner. Insgeauch einen ganz eigesamt beurteile ich die nen Schuh für Lionel Messi, weil er Zusammenarbeit mit dem FC Bayeben auf der ganzen Welt sehr, sehr ern ausgesprochen positiv. Man hat stark nachgefragt wird. gesehen, dass sich jetzt die Audi AG kicker: Wie hat Adidas der Ausfall am FC Bayern beteiligt hat, und die von Kapitän Michael Ballack getrofmachen das ja auch nicht aus Jux und Tollerei. Ich muss sagen, dass fen, der im Mittelpunkt aller Werbeder FC Bayern – und da wird mir maßnahmen stand? keiner widersprechen – nicht nur Hainer: Zunächst ist es schade für Michael Ballack, es tut mir für ihn sportlich der erfolgreichste deutpersönlich leid. Man kann davon sche Verein ist, sondern auch wirtschaftlich sehr gut geführt wird. Er ausgehen, dass Südafrika seine letzte WM als Kapitän der Nationalist sportlich wie wirtschaftlich einer mannschaft gewesen wäre. Er hat der Topklubs in der Welt. sich unheimlich um den deutschen kicker: Stichwort Audi AG, eine Tochter des VW-Konzerns. Nach Fußball verdient gemacht. Auch für uns war sein Ausfall natürlich ein kicker-Recherchen haben Sie mit kleiner Schock, weil er ein wichtiger VW-Vorstandschef Dr. Martin WinWerbeträger und langjähriger Partterkorn ein Agreement getroffen, ner von Adidas ist. Nichtsdestotrotz wonach jeder vom VW-Konzern haben wir natürlich mit der deutgesponserte Klub in Adidas-Sportausrüstung spielen muss. schen Nationalmannschaft und Hainer: Wir arbeiten mit vielen Autoherstellern eng zusammen, „Joachim Löw leistet zum Beispiel mit Mercedes durch die Nationalmannschaft. Aber wir hervorragende Arbeit.“ haben eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem VW-Konzern, durch vielen Spielern wie Philipp Lahm, die unterschiedlichen Partner wie Bastian Schweinsteiger oder Lukas den FC Bayern oder auch Real Podolski enorm attraktive PersönMadrid, wo Audi ebenfalls dabei lichkeiten. Insofern mache ich mir ist. Oder durch Wolfsburg, wo der VW-Konzern Sponsor ist und den über Werbewirksamkeit und WerVerein trägt. Insofern arbeiten wir beattraktivität für die Marke Adidas keine Gedanken. Aber es steht natürlich an bestimmten Verbesgleichzeitig außer Frage: Wir hätserungen, die es in der Zusammenarbeit noch gibt. So werden ten Michael Ballack gerne hier in Südafrika dabeigehabt und werden wir in der neuen Saison auch den FC Ingolstadt ausstatten. mit ihm unabhängig davon weiter intensiv zusammenarbeiten. kicker: Sind andere Partner aus der Liga über Ihr viel höheres Engagekicker: Schlägt Ihr Bayern-Herz bei ment beim FC Bayern verstimmt? dieser WM in Südafrika mit? Hainer: Ach, ich freue mich, dass Hainer: Wir haben unsere Partnerso viele Bayern-Spieler dabei sind. schaften, zum Beispiel mit dem

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FC Schalke, langfristig verlängert. Wir arbeiten grundsätzlich mit all unseren Vereinen sehr eng zusammen. Ich habe mich vor der Pressekonferenz zur Präsentation des Ligaballes am vergangenen Dienstag in Südafrika mit Sportdirektor Rudi Völler von unserem Partner Bayer Leverkusen und Vorstandsmitglied Peter Peters vom FC Schalke unterhalten, da besteht wirklich ein harmonisches Miteinander. kicker: Sind Beteiligung an anderen Klubs in Deutschland ein Thema? Hainer: Nicht in Deutschland. Auch nicht außerhalb Deutschlands. Die Beteiligung am FC Bayern, das haben wir immer gesagt, ist eine einmalige Sache, auch aufgrund der jahrzehntelangen Verbindung zum FC Bayern München. kicker: Als langjähriger Partner des DFB – wie sollte der DFB Ihrer Meinung nach weiter verfahren in der Trainer- und Managerfrage? Hainer: Ich bin der Meinung, dass Joachim Löw mit seinem gesamten Trainerstab hervorragende Arbeit leistet. Die deutsche Nationalelf hat ein positives Erscheinungsbild, die Mannschaft hat unter Joachim Löw erfolgreich gespielt, stand im Endspiel der EURO 2008 und hat sich souverän für die WM qualifiziert. Hier ist das Team gegen Australien prima gestartet. Insofern könnte ich mir gut vorstellen, dass es eine längerfristige Zusammenarbeit mit dem Trainerteam gibt, aber das ist die Entscheidung des DFB. I N T E RV I EW: R A I N E R F R A N Z K E / J A N LU S T I G

Herbert Hainer Geboren am 3. 7. 1954 in Dingolfing/ Bayern. Diplom-Betriebswirt. Sein beruflicher Werdegang: 1979 – 1987 Procter & Gamble Verkaufs- und Marketing-Manager seit 1987 bei Adidas Deutschland bis 1991 Vertriebsdirektor bis 1993 GesamtVertriebsdirektor bis 1995 Geschäftsführer bis 1997 Senior Vice President Europa, Afrika, Mittlerer Osten seit 1997 Vorstandsmitglied 2000/01 Stellvertretender Vorstandsvorsitzender seit 2001 Vorstandsvorsitzender der Adidas-Gruppe Weitere Mandate: Stv. Aufsichtsratsvorsitzender FC Bayern München AG; Aufsichtsrat Engelhorn KGaA Aufsichtsrat Allianz Deutschland AG Aufsichtsrat Deutsche Lufthansa AG


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FORMEL 1

kicker, 21. Juni 2010

Der WM-Stand Fahrer Punkte 1. Lewis Hamilton (GBR) 109 2. Jenson Button (GBR) 106 3. Mark Webber (AUS) 103 4. Fernando Alonso (ESP) 94 5. Sebastian Vettel (GER) 90 6. Nico Rosberg (GER) 74 7. Robert Kubica (POL) 73 8. Felipe Massa (BRA) 67 9. Michael Schumacher (GER) 34 10. Adrian Sutil (GER) 23 11. Vitantonio Liuzzi (ITA) 12 12. Rubens Barrichello (BRA) 7 13. Vitali Petrov (RUS) 6 14. Sebastien Buemi (SUI) 5 15. Jaime Alguersuari (ESP) 3 16. Kamui Kobayashi (JAP) 1 17. Nico Hülkenberg (GER) 1

Foto: imago/HochZwei

Wartet auf Siege in Silber: Nico Rosberg.

Konstrukteure 1. McLaren-Mercedes 2. Red-Bull-Renault 3. Ferrari 4. Mercedes Grand Prix 5. Renault 6. Force-India-Mercedes 7. Williams-Cosworth 8. Toro-Rosso-Ferrari 9. Sauber-Ferrari

215 193 161 108 79 35 8 8 1

Mit und gegen Schumacher Im Schatten des Rekordchampions ist NICO ROSBERG (24) derzeit schwer einzuschätzen. Klar aber ist, dass ihn alle Verschwörungstheorien kalt lassen. Und dass er den Druck aufs Mercedes-Team noch erhöht. ausholen, alles rausholen. Aus einem Auto, das derzeit mehr ein Silberpfeilchen ist als ein Pfeil. Und aus sich. Nichts anderes tut Nico Rosberg, sein sechster Platz in der Fahrer-WM ist der statistische Beleg. Aber rausgehen, aus sich selbst? Davon ist bisher wenig zu spüren. Nico Rosberg, der Mensch, bleibt wie verschleiert. Was nicht gegen den Schumacher-Gefährten spricht, es aber schwierig macht, ihn einzuordnen. Einzuordnen in jenes deutschdeutsche Duell, von dem man sich ähnliche Knalleffekte wie einst bei Lewis Hamilton und Fernando Alonso oder aktuell bei Sebastian Vettel und Mark Webber erwartet hat. Jungstar gegen Altmeister, eine bessere Vorlage kann es nicht geben. Zumindest nicht fürs Klischee. Nico Rosberg klammert sich, was seine öffentlichen Auftritte angeht, an eine Ideallinie. Nur keinen Fehler machen, dem Medien-Briefing brav folgen. Everybody’s darling bleiben. Ist das noch der Rosberg, der bei Williams gehärtet wurde und seine Meinung dort ebenso gern zuspitzte

R

wie frei Schnauze äußerte? Die Frage muss anders gestellt werden: Haben wir überhaupt schon den wahren Rosberg erlebt? Zeiten ändern sich, Fahrer, Teams und Umstände. Hypothetisch, wie sein Auftritt ausfallen würde, wäre er der einzige Pilot mit deutschem Pass im Team, so wie es bei seiner Vertragsunterschrift im letzten

„Alles ist offen und entspannt. Ich kann also viel lernen.“ NICO ROSBERG Herbst und vor dem SchumacherComeback gedacht war. Ob es so viel einfacher gewesen wäre, gegen den Weltmeister Jenson Button anzutreten, sei dahingestellt. Das tut jetzt auch nichts zur Sache. Herr Rosberg sucht das Glück. Und sein eigenes Profil. Zunächst aber eine feuerfeste Rolle im Zusammenspiel mit dem Rekordweltmeister. Mit den besseren Ergebnissen auf der Strecke allein ist es wohl nicht getan, die

hat er ja schon. Rosberg, der diese Woche am Renntag des EuropaGrand-Prix in Valencia seinen 25. Geburtstag feiert, ist ein akribischer Punktesammler. Er brennt darauf, dass das Team mehr aus seinen Möglichkeiten macht. Aus Prinzip schon mag er den Traum vom Titel in diesem Jahr noch nicht beerdigen. Die Enttäuschung wäre zu groß. Endlich in einem Top-Team, wo er immer schon hinwollte und vom Talent her auch hingehört – und trotzdem noch in der Warteschleife. Sein Biss unterscheidet ihn vom Schicksal eines Heinz-Harald Frentzen, der zu sehr fixiert war auf Schumacher. Ein paar Begleiter aus der Frentzen-Entourage tummeln sich noch heute im Fahrerlager, sie gehörten und gehören wieder zur Schar der großen Warner. Die Unsicherheit, ob der Rekordweltmeister im internen Zweikampf wirklich so gnadenlos trickreich ist, wie es ihm weisgemacht wurde, ist er noch nicht ganz losgeworden. Obwohl er tapfer sagt: „Es ist eine tolle Erfahrung, mit Michael zu arbeiten. Bisher ist

unsere Zusammenarbeit wirklich sehr gut. Alles ist offen, entspannt. Ich kann also viel lernen.“ Das war jetzt fürs Protokoll. Und was ist mit der wirklichen Emanzipation? Rosberg ist zu klug, als dass er sich auf einen Kindergeburtstag gefreut hätte. Und er ist selbstbewusst genug, den Kampf mit seinen Mitteln aufzunehmen. Vielleicht hilft ihm dabei, dass er mit Schumacher wenig gemein hat, und das ist nicht nur eine Frage der Generation. Dass ihm der Ältere die Lässigkeit gestohlen hat, die eigentlich er gepachtet zu haben schien, das dürfte allerdings schon nerven. Die Verschwörungstheorien von außen aber, die lassen ihn kalt. Schumacher und Rosberg teilen das, was beiden hilft. Das verlangt schon Ross Brawn, dessen Team gar nicht die Kapazität hat, zwei unterschiedliche Autos zu bauen; und Mercedes-Statthalter Norbert Haug ebenfalls. Der braucht einen Goldjungen im Silberpfeil, spätestens 2011. Egal wie der heißt oder wie alt er ist. E L M A R B R Ü M M E R



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TENNIS enn er hinausblickt aus seinem Dachfenster, dann hat er ihn wieder fest im Blick. Den Ort, der sein Leben schlagartig veränderte. Den Centre-Court von Wimbledon. Jenen Spiel-Platz, auf dem er sich am 7. Juli 1985 als jüngster Sieger aller Zeiten in die Geschichtsbücher des Tennis und des Sports überhaupt einschrieb. Nur ein paar Schritte sind es von Boris Beckers neuestem Londoner Zuhause bis zu den handgeschmiedeten Eisentoren des All England Lawn Tennis and Croquet Club, bis zum Eingang ins grüne Tennisparadies. Und selbst heute, ein Vierteljahrhundert nach dem CentreCourt-Urknall, läuft Becker (42) noch jedes Mal ein sanfter Schauer über den Rücken, wenn er diesen ganz persönlichen Garten Eden betritt: „Wimbledon ist ein Stück Heimat für mich. Ein besonderer Platz“, sagt der alte Rasen-Meister, der auch in den nächsten beiden Wochen wieder einmal als Kommentator für die BBC die Hochgeschwindigkeitsspiele auf dem Grün begleiten wird. Tennis wurde natürlich in Deutschland auch schon vor

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Der Wenn am heutigen Montag in WIMBLEDON das bedeutendste Tennisturnier der Welt beginnt, werden Erinnerungen an einen besonderen Tag wach: Am 7. JULI 1985 verwandelt BORIS BECKER gegen den Südafrikaner Kevin Curren den zweiten Matchball. Mit 17 Jahren ist der Leimener plötzlich der Liebling der Nation. Sein Sieg macht ihn über Nacht zum Weltstar.

Fotos: Rauchensteiner (2), imago/Frinke (2)

Vor 25 Jahren

dem epochalen Auftauchen des „Jung-Siegfrieds“ (Der Spiegel) auf der größten und wichtigsten Tennisbühne der Welt gespielt. Aber mit Becker begann der Boom, der Ausnahmezustand, das Hoffen und Bangen einer ganzen Nation um die Stars auf dem Centre-Court, um ihn, den Teenager aus der Provinzstadt Leimen, und später auch noch um seine badische Landsfrau Steffi Graf und den coolen Hanseaten Michael Stich. „Es waren die goldenen Jahre, eine wunderbar verrückte Zeit“, sagt Beckers Trainer Günther Bosch, der zusammen mit Manager Ion Tiriac das kleine Kernteam bei Beckers erstem Wimbledon-Triumph bildete. Der Gutmütige, der Finstere und der Junge – so wurden sie von


kicker, 21. Juni 2010

den deutschen Reportern genannt, die 1985 unversehens in ein sportliches Jahrhundertereignis gerieten. Normal ist nichts bei diesem Wimbledon-Turnier, bei dem Becker ein paar Mal vor seiner historischen Mission auszuscheiden droht, bei dem er wegen einer Verletzung fast vor der Aufgabe steht, bei dem sich Wimbledon von seiner scheußlichen Wetterseite zeigt. Und bei dem die englischen Beastie Boys vom Zeitungsboulevard gern mal von „Panzer-Tennis“ sprechen, wenn sie Beckers Siegeszug in Schlagzeilen zuspitzen müssen. Doch der Reihe nach. Als Becker ins Turnier startet, ist der junge Deutsche schon einer der Geheimfavoriten, schließlich hat er das renommierte Vorbereitungsturnier in Queens souverän gewonnen. „Ich kam mit breiter Brust nach Wimbledon“, erinnert sich Becker, „aber auch mit dem unheimlichen Druck, weil sie mich nun alle als Siegkandidaten auf dem Zettel hatten.“ In der dritten Runde aber wird es heikel für Becker gegen den erfahrenen Schweden Joakim Nyström, am Ende rettet ihn wohl nur das Schmuddelwetter und die

Tiriac fuchtelt ebenso heftig mit den Armen wie Bosch, der Coach, und winkt Becker zum Pausenstuhl. Der soll Zeit gewinnen, sich von einem Physiotherapeuten behandeln lassen und dann versuchen, weiterzuspielen. „Ohne die beiden wäre es vorbei gewesen“, sagt Becker, „ich war ja viel zu unerfahren, um die Sache rauszuzögern.“ Dick bandagiert nimmt Becker seinen ganzen Mut und Mumm zusammen, biegt das Match sogar nach 1:2-Satzrückstand noch um. Und beweist Wimbledon, Deutschland und der ganzen Welt, welch leidenschaftlicher, unberechenbarer Kämpfer er sein kann. „Das war der Tag, an dem die Legende von Boris Löwenherz geboren wurde“, sagt Bosch, der einstige Trainer. Im Halbfinale wird Becker noch einmal zum Regenkönig, wieder gegen einen Schweden, gegen Anders Jarryd. Es gibt noch längst kein Dach über dem Centre-Court, und so wird das Halbfinale erst am Samstag zu Ende gespielt. Becker, der Bursche mit den erdbeerblonden Haaren, dem draufgängerischen Wesen und dem wilden, verzehrenden Blick,

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Während sich der deutsche Fußball noch immer mühsam von der EM-Schmach des Jahres 1984 erholt und Rumpelkicker flächendeckend in der Kritik stehen, holt Becker im richtigen Moment zum ganz großen Schlag aus. Als er am 7. Juli um 17.26 Uhr seinen zweiten Matchball gegen Curren, den Chan- Ehre: Bundespräsident Richard von Weizsäcker cenlosen, zum 6:3, begrüßt Boris Becker im „Aktuellen Sportstudio“. 6:7, 7:6, 6:4-Triumph verwertet, stürzt er nicht nur eine Erst am Freitag, fünf Tage nach dem ganze Nation in einen unglaubliSieg auf dem Heiligen Rasen, kehrt chen Freudentaumel, sondern setzt Becker in seine Heimatstadt zurück nebenbei auch die angestammte – ins Herz der nationalen Euphorie. Hackordnung im deutschen Sport Fast 50 000 Menschen sind auf den revolutionär neu zusammen. Er ist Beinen, alte Bekannte und neue nun ohne lange, lästige Umwege Fans und natürlich die Weltpresse. zum Weltstar geworden – und zur Ein geflügelter Spruch über Nummer eins daheim in Deutschden Himmelsstürmer ist da aber land. Und selbst in einer Ära, in schon veröffentlicht, in der Wasder es nur ein paar Fernsehprohington Post, ein Spruch, der seinen sagenhaften Erfolgsmoment besser nicht beschreiben könnte: „Vielleicht war er zu jung, um zu wissen, dass er zu jung war, um

Urknall

wurde ein Mythos geboren zweimalige Verschiebung der Partie, die bis zum Sieg des Teenagers geschlagene drei Tage dauert. Im Achtelfinale wird es erst recht dramatisch, als Becker auf dem ominösen „Friedhof der Stars“ (Court 2) gegen den Amerikaner Tim Mayotte umknickt – also genau auf jenem Schauplatz, auf dem er ein Jahr zuvor bei seiner Wimbledon-Premiere mit einem Bänderriss im Rollstuhl weggefahren wurde, erlitten in der Drittrunden-Partie gegen Bill Scanlon, ebenfalls USA. Jammernd liegt Becker auf dem Platz, nur noch ein Häufchen Elend, „doch zum Glück ist das Netz weit entfernt“, sagt später sein Manager Tiriac. Denn der Gang dorthin bedeutet Aufgabe.

bleibt aber kühl bis ans Herz. Wie ein ausgebuffter Profi schlägt er sich ins Finale durch, in dem ihn nicht etwa John McEnroe, sondern der grobschlächtige Südafrikaner Kevin Curren erwartet. Längst spielt die Heimat da schon verrückt, von acht bis achtzig versammeln sich die Familien und Generationen vor der Mattscheibe, um diesen „Crazy Boy from Germany“ (The Age) zu bestaunen, ihn und seine sportlichen Abenteuerreisen auf dem Centre-Court. Ist es die Sportart Tennis mit dem Protagonisten Becker, die sie in Beschlag nimmt? Oder ist es die Sportart Becker, mit Tennis als Verzierung? Darüber streiten sich noch ein Vierteljahrhundert später die Gelehrten.

Wimbledon-Sieger Boris Becker …

…beim Empfang in Leimen.

gramme mit der Fernbedienung zu steuern gilt und das Internet noch auf seine Entdeckung wartet, ist der Medienrummel um Boris Franz Becker gigantisch. „Er wurde von null auf hundert zur globalen Marke, sein Name zum Begriff auf allen Kontinenten“, sagt Manager Ion Tiriac. Er steuert ab sofort mit harter Hand den phänomenalen Kraftmeier, er dirigiert die Medientermine und Sponsorpflichten von „Bum-Bum-Boris“. Bevor das bis dahin heroenlose Deutschland seinen strahlenden Helden in die Arme schließen kann, muss der erst mal für viel Geld seine Story der Bild-Zeitung und deren Kolumnisten Franz-Josef Wagner erzählen.

Wimbledon zu gewinnen.“ Sechs Tage nach dem Aufschrei der Erlösung, nach dem Sieg gegen Curren auf dem Centre-Court, wird Becker sogar im „Aktuellen Sportstudio“ von Bundespräsident Richard von Weizsäcker begrüßt. Es hat den Charakter eines Staatsaktes, wie so vieles, was noch folgen wird im turbulenten Leben von Becker. Vieles ist passiert im vergangenen Vierteljahrhundert, gescheiterte Ehen, gescheiterte Bemühungen als Unternehmer, kleine und große Skandälchen, kleine und große Erfolge. Langweilig wurde es nie mit ihm, dem deutschen Eroberer Wimbledons. „Ich habe keinen kalt gelassen“, sagt Becker heute. Stimmt! J Ö RG A L L M E ROT H


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LESERFORUM

kicker, 21. Juni 2010

Nationalelf: Joachim Löw muss sich Fehler vorwerfen lassen

stimmungstötend! Meine Konsequenz: Ich schaue nicht alle Spiele, schalte den Ton ab, alle werbenden Unternehmen werden boykottiert! Die TV-Sender fordere ich auf, den Stadionton zu reduzieren – und zusammen mit Sponsoren Druck auf die FIFA auszuüben, um ein baldiges Vuvuzela-Verbot durchzusetzen. Thomas Esch, Bubenheim

So kann es gehen, wenn man nach einem (zugegeben tollen) Sieg gegen einen zweitklassigen Gegner in den Himmel gelobt wird. Unser Bundestrainer Joachim Löw muss sich dieses Mal einige Fehler vorwerfen lassen. Es kann einfach nicht funktionieren, dass Spieler wie Miroslav Klose und Lukas Podolski, die ein ganzes Jahr ihre Form suchten, in einem Spiel, wo es eng zugeht, plötzlich die entscheidenden Figuren sein sollen. Das diese beiden die entscheidenden Fehler machten, war nur all zu logisch. Frank Etter, München Glückwunsch, Herr Löw! Die Stammplatzgarantie für BayernReservist Klose war ja ein voller Erfolg! Im nächsten Spiel werden Sie wahrscheinlich Gomez einsetzen, der ist ja ähnlich gut in Form und hat eine ebenso tolle Saison wie Klose gespielt. Hartmut Janz, Reinfeld, Holstein Den Schiri jetzt für die Niederlage verantwortlich zu machen empfinde ich als billige Ausrede. Auch wenn man über Kloses erste Gelbe diskutieren kann, hätte dieser sich danach zurückhalten müssen. Überhaupt bestand meiner Meinung nach der Fehler darin, dass dieser in der Startaufstellung stand und vieleicht haben dessen Fouls ja auch was mit mangelnder Spielpraxis zu tun! Aber der größte taktische Fehler seitens Herrn Löw war, den großen und unbeweglichen, guten Innen(!)Verteidiger Badstuber, ohne Not (wir haben gelernte Linksverteidiger im Kader),gegen den wieselflinken Krasic spielen zu lassen. Klaus Hecht, Arzberg Notengebung ist immer subjektiv und nicht immer einfach – aber wieder mal fallen mir merkwürdige

Bitte schreiben Sie an: Redaktion kicker-sportmagazin – Leserforum – Badstraße 4 – 6 90402 Nürnberg Fax: 0911 / 99 22 420 E-Mail: leserforum@kicker.de Erforderliche Angaben: Jeweils volle Vor- und Nachnamen sowie Anschrift von Verfasser oder Verfasserin plus kicker-Ausgabe und -Artikel, auf die sich der Leserbrief bezieht (gilt auch für E-Mails). Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Kürzere Stellungnahmen haben größere Chancen auf Veröffentlichung. Meinungen der Leser entsprechen nicht unbedingt kicker-Meinungen.

Foto: Getty Images

Betr.: Deutschland – Australien und Deutschland – Serbien

Schluss für Klose: Schiedsrichter Alberto Undiano Mallenco zeigt ihm Gelb-Rot, Schweinsteiger und Khedira protestieren vergeblich.

kicker-Noten auf. Deutschland – Australien: Spielnote 1,5 – übertrieben, da Australien nichts gebracht hat. Arne Friedrich: zuverlässig/ zweikampfstark, aber Note 3. Mesut Özil: Alle Welt schwärmt von ihm, aber der kicker ist hyperkritisch – Note 2,5! Es gäbe noch andere Beispiele. Nicht böse gemeint, ein Denkanstoß. Klaus Macke, Welver Bei allem Respekt vor den oft so zutreffenden Wertungen des kicker: Es wurden wohl nicht nur Schiedsrichter- und Spielnote vertauscht, sondern auch die von Lukas Podolski und Mesut Özil. Till Ruhe, Wolfenbüttel Schon nach dem ersten WM-Spiel wage ich folgende Prognose: Die „neue deutsche“ Fußballgeneration um Özil, Khedira, Marin, Cacau & Co. wird mehr für die Integration und Akzeptanz von Menschen mit Migrationshintergrund tun als drei Generationen lang leere Worthülsen von Politikern und anderen Wichtigtuern. Für Deutschland spielt jetzt auch ein Stück Türkei, ein Stück Brasilien und Osteuropa sowieso – und die Menschen fiebern mit! Ist das nicht schön! Fußball macht’s möglich! Stefan Haag, Renningen

WM 2010: Leere Ränge, Ärger um Vuvuzela, schwaches Niveau Betr.: Leere Ränge in Port Elizabeth: FIFA sucht nach Gründen – WM-Magazin + Das erste Fazit ist durchaus positiv – WM-Scheinwerfer; kicker-Nr. 48

Dass (nicht nur in Port Elizabeth) das Stadion nicht voll war, obwohl ein ausverkauftes Haus gemeldet wurde, überrascht mich nicht: Trotz Ankündigung der FIFA war es nämlich nicht möglich, Karten für die Fußball-WM 2010 in Südafrika wieder zurückzugeben oder

umzutauschen. Da wurde anscheinend mit aller Macht versucht, die Stadien vollzubekommen – oder richtiger: die Tickets loszuwerden, gleichgültig, ob die Stadien dann voll sind. Ich nenne das Abzocke! Karl-Heinz Böke, Seelbach Die WM in Südafrika ist vom spielerischen Niveau her bisher die schlechteste, die ich je gesehen habe. Kaum Offensivaktionen, alle haben offenbar Angst, ein Tor zu kassieren. Dazu kommen viele technische Mängel der Spieler sowie ungewöhnlich viele Torwartfehler. Diese langweiligen Partien sind grausam. Positiv bis jetzt sind nur die Schieds- und LinienrichterLeistungen. Michael Drews, Essen Als leidenschaftlicher Fußballfan verfolge ich seit 1974 jede WM, doch dieses Jahr vermiesen mir nervende Vuvuzelas den Genuss. Unerträglich,

Wie geahnt und befürchtet spaltet die Vuvuzela die Anhänger. Gesänge wären mir, wie wohl den meisten Fans, lieber. Auch die Spiele leiden unter dem nervigen, monotonen Krach. Verständigung der Spieler dürfte kaum noch funktionieren. Ich kann nur hoffen, dass sich DFB und DFL auf ein Verbot der Vuvuzela in deutschen Stadien einigen. Lars Kommallein, Zierenberg

Schalke: Finanzen vor Erfolg und kein Erfolg um jeden Preis! Betr.: Nur mit Magath? Oder wird der Trainer überschätzt? – Leserforum; kicker-Nr. 48

Felix Magaths Äußerungen belegen, wie richtig Schalkes Mitglieder lagen, als sie ihm die uneingeschränkte Macht vorenthielten. Weitere 30 Millionen Euro in die Profis investieren zu wollen ist angesichts der angespannten Finanzlage der Gelsenkirchener und des ohnehin schon aus fast 40 Spielern bestehenden Kaders geradezu absurd. Die Aufsichtsratsvorgabe, zunächst mit Spielerverkäufen Kosten zu senken, bevor über weitere Neuzugänge nachgedacht wird, ist also absolut richtig. Frank Linzenich, Düsseldorf

kicker-MANAGERSPIEL

COACHING-ZONE Neizert mit DFB-Block zum Tagessieg Gut 55 000 User haben sich bis dato beim Rexona-kickerManagerspiel zur WM 2010 versucht, mit Felix Neizert (Foto) aus Wuppertal sicherte sich ein 16-Jähriger den Tagessieg am 1. Spieltag. Der Gymnasiast schaffte 94 Punkte, wobei er sich in erster Linie auf seinen starken deutschen Block verlassen konnte. Lahm, Friedrich, Badstuber, Schweinsteiger, Podolski und Müller erspielten satte 58 Zähler, US-Keeper Tim Howard, der Ivorer Kolo Touré, Hollands Nigel de Jong und Frankreichs Franck Ribery machten den tollen WM-Start Neizerts perfekt. Einzig der Schweizer Valon Behrami kam für ihn nicht zum Einsatz. Vor dem Start hatte der Bayern-Fan kurz gegrübelt, ob er auch wirklich seine deutschen bzw. Münchner Lieblinge aufstellen sollte, denn im Managerspiel müssen die persönlichen Favoriten ja nicht gleichzeitig auch Punktegaranten sein. Doch der Hobby-Handballer verwarf seine Zweifel, der Erfolg gibt ihm recht. Nun schielt Neizert natürlich auch auf den Gesamtsieg – sechs Spieltage stehen aber noch aus, der Weg zum Cup ist noch weit. . .



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EXTRA AUTO

Mercedes-Benz, seines Zeichens DFB-Generalsponsor, sorgt dafür, dass auch Autokäufer was von dieser Fußball-WM haben. Mit diversen Sondermodellen, so heißt man, träfen Kunden „gleich mehrfach ins Schwarze“. Für die Baureihen A-, B-, C-, GLK- und SLK-Klasse bietet man noch bis zum 31. Juli die Spezialvarianten „Sport Edition“ an. Dazu gehört beispielsweise die „Avantgarde“Linie für die kompakte A-Klasse, inklusive Metallic, Audioanlage

Fotos: Werk

WER M A C H T WAS? Passend zur WM gibt es Mercedes-Sondermodelle. und Sitzheizung. Gleiches hat die B-Klasse „Sport Edition“ an Bord. Der geländegängige GLK rollt mit Sport-Paket an, der Roadster SLK u. a. mit der wohlig-warmen Nackenheizung „Airscarf“. Bei

kicker, 21. Juni 2010

Neuer Audi A1: Vorerst als Dreitürer, im Herbst wird die fünftürige Version „Sportback“ nachfolgen.

AUDI A1

Klein – aber echt Premium! Mit dem A1 will Audi das schicke, urbane, junge Publikum erreichen. Dass er viele Extras aus der Oberklasse bietet, lässt den Einstiegspreis von 15800 Euro freilich als Theorie erscheinen. eit dem A2 – längst verblichen, und doch auf dem Gebrauchtwagenmarkt sehr gefragt – ist Audi nicht mehr im Kleinwagensegment vertreten gewesen. Ende August ändert sich das. Dann werden die ersten Exemplare des A1 ausgeliefert. Und der dokumentiert exemplarisch, wie sehr sich das Anforderungsprofil an ein Unter-vierMeter-Auto, das nicht von schlechten Eltern ist, gewandelt haben. Premium-Attitüde soll es vermitteln, mithin attraktiv sein für jene, die sich zwar auch den Einstieg in eine Fahrzeugklasse höher leisten könnten, aber ganz bewusst kurz und kompakt, stadtgerecht und sparsam unterwegs sein möchten.

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gesamt „über 800 Konfigurationen“ möglich machen. Dazu gehören etwa Klebefolien für den Dachbogen, die sich praktischerweise zu ei-

Innen wie außen hochwertig: Der A1 dokumentiert Stilbewusstsein.

VIELE MÖGLICHKEITEN ZUR INDIVIDUALISIERUNG GEBOTEN der A-Klasse Sport Edition, so verspricht Mercedes, belaufe sich der Vorteil des Pakets gegenüber dem regulären Preis auf bis zu 47 Prozent. Beispiel: Für die Sonderausstattung beim A 160 CDI BlueEfficiency zahlen Kunden nur 2130,10 statt regulär 3570 Euro. Wer noch schnell (bis zum 25. Juni) reagiert und einen Leasing- oder Finanzierungsvertrag abschließt, kommt in den Genuss einer ganz besonderen Chance: Sollte das DFB-Team Weltmeister werden, gibt’s von Mercedes eine Leasing-Rate gratis spendiert.

„Junges, urbanes Stadtpublikum“ hat sich Audi als Kundschaft ausgeguckt, darunter „viele Frauen“. Da deren Sinnen und Trachten zunehmend nach Individualität strebt, lässt sich der A1 mit diversen Exterieur-Programmen ordern, die ins-

nem späteren Zeitpunkt abnehmen lassen; dazu gehören aber auch Sets wie das „Competition Kit Aerodynamik“ (1600 Euro), inklusive einer Lippe für den Frontspoiler, spezieller Seitenschweller, eines Heckdiffusors und verchromter Sport-Endrohrblenden, der passende Heckflügel kostet 400 Euro. Und auch die quattro-

Sportlich: Als Extra gibt es den A1 auch mit 7-GangDSG-Getriebe.

GmbH bietet neben einem „Optik“auch ein sportives „S-Line-Paket“. Ab 15800 Euro rollt der A1 an, mit 1.2 TFSI Motor und der einfacheren der beiden Ausstattungsvarianten, „Attraction“, die zwar Start-Stopund Rekuperationssystem sowie eine komplette Sicherheitsausstattung mitbringt, aber noch nicht einmal eine Klimaanlage. Sie muss, 900 Euro, selbst bei der „besseren“ Ambition-Version extra bezahlt werden. Ebenso, natürlich, wie die diversen Extras, die dem A1 erst den standesgemäßen Touch der Oberklasse verleihen: die MMI-„Medienzentrale“ aus dem Flaggschiff A8 (2650 Euro) mit ausklappbarem Bildschirm, Sprachdialogsystem, „music interface“ und 20-GB-Festplatte, das Bose-Surround-System (695 Euro), der Fernlichtassistent zu 135 Euro, das Panorama-Glasdach zu 880 Euro. In zunächst drei Motorvarianten geht der A1 an den Start: O 1.2 TFSI, 86 PS, max. Drehm. 160 Nm bei 1500 U/min, Spitze 180 km/h, Verbrauchsschnitt 5,1 l/100 km, CO2 118 g/km, ab 15800 Euro. O 1.4 TFSI, 122 PS, 200 Nm bei 1500 U/min, 203 km/h, 5,3 l, CO2 124 g/km, ab 18200 Euro. O 1.6 TDI, 105 PS, 250 Nm bei 1500 U/min, 190 km/h, 3,9 l, CO2 103 g/km, ab 18800 Euro. Und es soll noch sparsamer gehen: Etwas später wird der Öko-A1 folgen, nicht minder schick im Auftritt, aber mit einem 90 PS starken 1.6 TDI gerüstet, der nur noch 99 g/km CO2 emittieren soll. ULLA ELLMER


EXTRA AUTO

kicker, 21. Juni 2010

NEUE MODELLE

Peugeots Rakete heißt „RCZ“ Sensationeller Marktstart des neuen Sportcoupés – Günstige Preise locken die Käufer an.

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hinten dann doch recht eng zugeht. Passabel fällt hingegen der 321-lKofferraum aus. Ist man zu zweit unterwegs und klappt die Rücksitzlehne um, wächst das Volumen auf 639 Liter an. Obendrein zeigt der Laderaum eine gute (nicht bei allen Sportwagen übliche) Ausformung.

in Sportwagen für 26450 Euro? Mit einem immerhin 156 PS starken Motor, mit Klimaautomatik, 18-Zoll-Alurädern, elektrischen Fensterhebern, Zentralverriegelung, Audio-Anlage und anderem mehr? Das scheint zu diesem Preis ein gutes Angebot zu sein. Ist es wohl auch. Denn die Kundschaft greift beim Peugeot RCZ gern zu und das für Deutschland geplante Kontingent wurde so arg knapp. „Wir mussten nachordern“ sagt Geschäftsführer Thomas Bauch.

Fotos: Werk

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NICHT NUR DER PREIS STIMMT Die Nachfrage wird freilich nicht nur durch den attraktiven Preis gestützt. Vielmehr kommt auch das – dem Audi TT nicht unähnliche – Design des neuen Sportcoupés gut an. Zudem stimmen die Fahrwerte. So schafft der erwähnte Basisbenziner mit 156 PS Tempo 215, beschleunigt in nur 8,3 Sekunden auf 100 km/h und kommt nach Norm mit 6,7 l/Super je 100 km aus. Fast wie eine Rakete geht das

Modell RCZ: Das neue, 2+2-sitzige Sportcoupé beschleunigt den von Peugeot angestrebten Imagewandel. neue RCZ-Topmodell ab: Glatt 200 PS bringen den Renner auf 235 km/h und lassen ihn in nur 7,6 Sekunden auf 100 Sachen spurten.

SPORTLICH: DER DIESEL-MOTOR Auch der 2,0-l-Diesel, der 163 PS leistet und identisch mit dem 200PS-Benziner eingepreist ist (28950 Euro) legt – bei einem Verbrauch

von nur 5,3 l/100 km – ordentliche Fahrleistungen vor (maximal 225 km/h, 0–100 km/h 8,7 sec). Zu den guten Papierform-Werten passen die Fahreigenschaften. Der RCZ erweist sich als sehr fahrsicheres, agiles Automobil, ohne den Insassen jeglichen Komfort zu rauben. Apropos Insassen: der Wagen ist als 2+2-Sitzer zu sehen, wobei es

Peugeot freut sich zwar darüber, mit diesem Modell „den Nerv der Kunden getroffen zu haben“, sieht aber im sportlichen Neuling RCZ noch einen ganz anderen Nutzen: „Das ist ein Imageträger für uns“, sagt Thomas Bauch und setzt hinzu: „So finden neue und jüngere Käufer den Weg zu uns“. G E R H A R D W I N D PA S S I N G E R

VOLKSWAGEN

Nach dem Facelift ist der Touran wieder topfit Die Nr. 1 unter den kompakten Vans tritt in neuer Form an. r ist die absolute Nummer 1 unter den in Deutschland verkauften Kompaktvans – und er bleibt es wohl auch. Denn: Das jetzt erfolgte Facelift lässt den VW Touran wieder frisch und topfit erscheinen.

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FRONTPARTIE NEU GESTALTET Auch wenn zurückhaltend ins Blech eingegriffen wurde: An der Frontpartie erkennt man sehr wohl, dass man den aktualisierten Wagen vor sich hat. Retuschen gab es zwar auch am Heck, doch da ist schon ein zweiter, vergleichender Blick vonnöten, um Vorgänger und Nachfolger auseinanderhalten zu können. Gleiches gilt für den Innenraum. Auch hier wurde nur behutsam Hand angelegt, dennoch wirkt das Interieur nun einen Tick hochwerti-

ger und ansehnlicher. Die größten Fortschritte sieht man nicht, denn sie verbergen sich unter der Motorhaube. Hier kommen nur noch aufgeladene Direkteinspritzer zum Einsatz. Beim Aggregatetausch wurden große Sparerfolge erzielt. So bemisst sich beim 1,2 l TSI mit 105 PS die Verbrauchsminderung im Vergleich zur 102 PS-Vorgängermaschine auf 2,2 l/100 km, was einem Minus von 27 Prozent entspricht. Insgesamt stehen acht Motoren zur Wahl, wobei das Leistungsspektrum letztendlich von 90

VW Touran: Der Neue startet bei 21750 Euro.

bis 170 PS reichen soll. Als Alternative zu den TSI- und TDI-Versionen bietet sich der Erdgas-TSI-Ecofuel an. Ein für alle Modelle extra orderbares Bluemotion-Paket lässt z. B. den 105-PS-TDI mit 4,6 l Diesel je 100 km auskommen, womit nach VW-

Angaben „ein neuer Bestwert unter den siebensitzigen Vans gesetzt wird“. Siebensitzig? Ja, denn gegen Aufpreis (705 Euro) kann eine dritte Sitzreihe montiert werden. Dann aber verkümmert das sehr ordentlich bemessene Gepäckabteil (695 Liter) zu einem eher schmalen Staufach. Eine Variante fehlt noch im Touran-Programm. Doch Fans der Cross-Version müssen nicht zu lange darben: Dieses Modell mit dem robusten Outfit wird bereits im Herbst nachgeschoben. WIP


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MIXED ZONE

Olympia-Verlag GmbH Badstraße 4–6, 90402 Nürnberg Direktwahl für Redaktion: +49 911 216 22 42 Abonnement: +49 911 216 22 22 Anzeigen: +49 911 216 22 13

FAX: 992 24 20 FAX: 216 22 30 FAX: 216 27 39

Gegründet 1920 durch Walther Bensemann (†) Herausgeber: Rainer Holzschuh Chefredakteur: Klaus Smentek (verantwortlich für den Inhalt) Stellvertretende Chefredakteure: Jean-Julien Beer, Jörg Jakob Mitglied der Chefredaktion und Leitung Südwest: Rainer Franzke Art Director: Dieter Steinhauer Chefreporter: Karlheinz Wild Leitende Redakteure: Stefan Bomhard, Manfred Ewald, Manfred Münchrath, Günter Wiese Redaktion: Christian Biechele, Thomas Böker, Martin Gruener, Hartwig Hasselbruch, Axel Heiber, Harald Kaiser, Frank Linkesch, Klaus Meßenzehl, Martin Messerer, Georgios Moissidis, Peter Nickel, Michael Pfeifer, Thomas Roth, Bernd Salamon, Johann Strotkötter, Sabine Vögele, Jana Wiske, Jörg Wolfrum, Mounir Zitouni

Das Tor seines Lebens: Jürgen Sparwasser trifft per Kopf zum 1:0. Torhüter Sepp Maier, Berti Vogts und Horst-Dieter

„Das Tor war für mich der

Datenredaktion: Christoph Huber (Leitung), Gerd Heuser, Robert Hohensee, Ulrich Matheja, Georgios Vavritsas, Horst Wnuck Dokumentation: Peter Schütz (Leitung) Fotoredaktion: Peter Dworschak (Leitung), Michael Beims, Kenan Hakverdi Layout: Matthias Bracke, Uwe Fuchs, Horst Goebel, Heinz Neubauer, Stefan Schmid, Christian Weber, Doris Zeidler

22. JUNI 1974 BRD und DDR sind bereits für die Zwischenrunde qualifiziert, als es in Hamburg zum brisanten deutsch-deutschen WM-Duell kommt. Jürgen Sparwasser trifft und wird zur Legende.

Herstellung: Hermann Draser (Leitung), Siegfried Sandner (technische Produktion), Claus Cheng, Stefan Kemmether, Thomas Massler, Michael Zöllner Neue Medien: Werner Wittmann (Leitung), Manuel Kröppelt (Stv.) Redaktion kicker online: Alexander Wagner (Leitung), Andreas Holzmann (Stv.)

NACH SPIEL

is zum AchtelfiJürgen Sparwasser (62): nale ist er vor Ort. Höchstens in der Öffentlichkeit. Das Jürgen Sparwasser BRD-Team hat uns betreut für einen Berliner Reiseveranstalter in nicht unterschätzt. Wir Südafrika derzeit deutwaren ein paar Wochen sche Fans. Auch ihnen vorher mit Magdewird er die Geschichte burg Europacupsieger erzählen von dem Tor, geworden, das war das ihn zur Legende Warnung genug. machte – dem 1:0 im kicker: Das Spiel war In dieser Woche politisch innerdeutschen Duell extrem aufvor 36 Jahren bei der WM 1974. geladen. Hat Sie das kicker: Die Bild-Zeitung beeindruckt? titelte am Spieltag: „Warum wir Sparwasser: Nein, ich konnte das beiheute gewinnen.“ Wurde die DDRseiteschieben. Beide Teams waren Elf unterschätzt, Herr Sparwasser? bereits für die nächste Runde qua-

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Regionalredaktionen: West: Thomas Hennecke (Leitung) Frank Lußem (Stv.), Oliver Bitter, Jan Lustig, Thiemo Müller, Stephan von Nocks Konrad-Adenauer-Straße 2–4, 42853 Remscheid, Telefon +49 2191 46 96 88 -0 FAX +49 2191 92 60 50 Nord: Hans-Günter Klemm (Leitung) Thomas Hiete, Michael Richter, Sebastian Wolff Woltorfer Straße 116, 31224 Peine, Telefon +49 5171 66 66, FAX +49 5171 7 40 02

ZEIT

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Handschlag vor einem besonderen Spiel: Die Kapitäne Franz Beckenbauer und Bernd Bransch (rechts) mit Schiedsrichter Ruiz (aus Uruguay).

lifiziert. Die Medien bauschten dieses Spiel gewaltig auf. Als ich vorm Spiel die West-Zeitungen las, hatte ich den Eindruck, Schwarzenbeck sei der Techniker und ich hölzern. kicker: Nach etwa 20 Minuten bekam die DDR das Spiel in den Griff. Was war das Erfolgsrezept? Sparwasser: Wir haben Beckenbauers Vorstöße unterbunden und im Mittelfeld Overath und den später eingewechselten Netzer neutralisiert. Auch die Stimmung in Hamburg half uns: Das Publikum stand reserviert zum eigenen Team. Die Westdeutschen hatten gegen Chile und Australien gewonnen, aber nicht überzeugt. Das war zu spüren. kicker: Höttges, Vogts, Cullmann, Beckenbauer, Maier – wer hätte Ihr Tor denn verhindern können? Sparwasser: Keiner. Wenn ich heute die Szene sehe, denke ich: Da haben vier Gegenspieler auf mich gewartet – so bescheuert, da einfach loszulaufen, kann man gar nicht sein. kicker: Hat ja trotzdem geklappt . . . Sparwasser: Ich wollte Hamanns Pass mit der Brust mitnehmen, aber der Ball klatschte mir auf die Nase. Dadurch änderte sich seine Richtung – und ich war im Vorteil. Wäre er mir auf die Brust getropft, hätten mich Vogts oder Höttges gestellt. kicker: Viele glauben, Helmut Schöns Elf habe diesen Denkzettel gebraucht, um aufzuwachen und am Ende Weltmeister zu werden.


kicker, 21. Juni 2010

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abpfiff. DIETER HILDEBRANDT (83), GrimmePreisträger und Gründungsmitglied der Lach- und Schießgesellschaft. leitete von 1980 bis 2003 die ARD-Sendung „Scheibenwischer“. www.dieterhildebrandt.com ass ich dieses Sonderangebot, der Bild-Zeitung sei Dank, im letzten Moment wahrnehmen konnte, nämlich sechs Würstchen und sechs Bier für einen Euro, genannt der „Megakracher“, hat mein Maß voll gemacht. Damit war ich für die WM gerüstet. Dass die Würstchen in Schwarz-Rot-Gold gefleischert waren, hat mein Glück erhöht. Das Angebot einer Fahnenvertriebsfirma ist mir auch nicht entgangen. Seit zwei Wochen besitze ich eine Hissfahne für den Garten. Hilfreich waren die Empfehlungen für den morgendlichen und abendlichen Fahnenappell an Tagen mit deutscher Beteiligung an den Fußballfeindlichkeiten in Südafrika. Pünktlich um sieben hat die Familiengemeinschaft zur Hissung anzutreten. Auch Babys haben daran teilzunehmen. Schwarz-rotgoldene Schnuller sowie Windeln und Buggys gelten dabei als nationale Pflichtübung. Der Haushaltsvorstand gibt die Kommandos, die Hymne ertönt, wofür eigens von dem großen Komponisten Siegel eine WM-Fassung mit verändertem Text erstellt worden ist, der mit der Zeile „Einigkeit und Recht auf Freistoß“ beginnt. Ich war auf alles eingestellt. Auch auf ein Ausscheiden der deutschen Ballbuben (die Gartenfahne ist dann feierlich auf Halbmast zu setzen). Mir hätte die übliche Langeweile, die Fußballspiele bei Weltmeisterschaften erzeugen, nichts ausgemacht. Ich weiß aus Erfahrung, dass man als Anhänger dieser Sportart diese und jene Kröte schlucken muss – auf Tröten war ich nicht eingerichtet. Was um Gottes Willen hat diese sympathischen Südafrikaner auf den Gedanken gebracht, dass diese grässlichen Kleinkindertrompeten Stimmung im Stadion erzeugen könntenf? Dieser dämliche dumpfe Dauerton erzeugt Wut, nichts anderes. Millionen werden ihre Fernsehapparate abschalten. Wer hat die Freunde in Afrika auf diesen Blöd-

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Höttges (re.) sind machtlos. Rechts: Sparwasser dreht jubelnd ab.

Anfang vom Ende“ Sparwasser: Da ist was dran, danach gab’s bei denen ja auch ein paar Umstellungen. Kurz nach der WM erhielt ich aus der Bundesrepublik ein Telegramm von zwei Herren. Darin stand: „Spari, wir danken dir.“ Und Beckenbauer hat mal gesagt, eigentlich gehöre mir die 23. Medaille. Aber auf die warte ich heute noch (lacht). kicker: Der Treffer Ihres Lebens? Sparwasser: Es war das schönste Tor, aber mein wichtigstes war kurz vorher das 2:0 beim 2:1 im Europacup-Halbfinale gegen Sporting Lissabon. Das brachte uns ins Finale gegen den AC Mailand. kicker: Wie haben Sie den Sieg gegen die BRD gefeiert? Sparwasser: Ich hatte in unserem Hotel in Quickborn einen Wagen organisiert, um mit unseren Torhütern Croy und Blochwitz auf

der Reeperbahn zu feiern. Aber der Fahrer bat mich, darauf zu verzichten, er fürchtete einen Tumult. Die anderen beiden sind dann ohne mich los – und kamen zum Frühstück zurück ins Hotel. kicker: Sie und Ihre Kollegen waren Helden und bekamen danach in der DDR doch auch Neid zu spüren. Verfluchten Sie das Tor mal? Sparwasser: Nie, auch wenn über das 1:0 nicht alle im Osten glücklich waren. Wir bekamen nach der WM in den Stadien auch Pfiffe zu hören. Und auf mich und meine Familie wuchs der Druck auch von politischer Seite, man wollte mich vereinnahmen. Als ich später die Cheftrainer-Stelle in Magdeburg ablehnte, war ich unten durch. Das Tor war für mich der Anfang vom Ende im Osten. I N T E RV I EW: S T E F F E N RO H R

Weitere Jahrestage: Hrubesch, Overath, Völler, Rijkaard 22. Juni 1980 Im Finale in Rom sorgt „KopfballUngeheuer“ Horst Hrubesch (29, Foto) beim 2:1 über Belgien mit seinen ersten Länderspieltoren für den zweiten deutschen EM-Titel. 23. Juni 1970 Erst die herausragenden Auftritte gegen England (3:2 n.V. im Viertelfinale) und Italien (3:4 n.V. im Halbfinale), dann der 1:0-Sieg im Spiel um Platz drei gegen Uruguay: In Frankfurt wird das Team um Siegtorschütze Wolfgang

Overath bei der Rückkehr von der WM in Mexiko gefeiert, nach einem Platzregen aber nass bis auf die Haut. 24. Juni 1990 Deutschland setzt sich bei der WM in Italien im Achtelfinale gegen Holland durch. Der 2:1-Sieg (Tore durch Klinsmann und Brehme) wird überschattet von der Spuck-Attacke Frank Rijkaards (27, Foto) gegen Rudi Völler. Der argentinische Schiri Loustau schickt beide nach 22 Minuten mit Rot vom Feld.

sinn gebracht? Mir ist da eine Idee gekommen: Die FIFA, unter dem bestechenden Funktionstalent Blatter, hat wie immer strenge Regeln erlassen. Eigentlich übernimmt sie für die Zeit der WM die Macht im ausrichtenden Land. Sie bestimmt, was man in das Stadion mitnehmen darf und was nicht. Keine Butterbrote, keinen Alkohol, keine Streichhölzer, keine Vermummungsutensilien, kein Radio. Wahrscheinlich ist

Megakracher die FIFA während der Spiele auch Oberbefehlshaberin der Polizei und Armee, stellt den eigenen Geheimdienst, die Bodyguards, ordnet an, dass der Geldverkehr des Landes über die eigene FIFA-Bank gelenkt wird, jeweils mit einem kleinen Aufpreis für die Bemühungen der Blatter-Amigos; sie überwacht die Arbeit der Journalisten und ist für die Gerichtsbarkeit zuständig. Diese Vuvuzelas wird die FIFA in einer eigenen Trötenfirma hergestellt haben und darum an einem Stadionverbot für Megakracher aller Art wenig interessiert sein. Erstaunt wäre ich, wenn sie nicht auch eine Produktion von Stöpseln betreiben würde, für Menschen, die diesen Lärm nicht aushalten. Wofür man wahrscheinlich eine VuvuzelaSchutzgebühr hinblättern muss. Nach der Betrachtung der ersten Mannschaften, die lustlos gegeneinander antraten, habe ich mir darüber Gedanken gemacht. Von Fußball konnte da noch nicht die Rede sein.


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