Dresdner Musikfestspiel Magazin 2016

N° 5 / ZEIT / DRESDNER MUSIKFESTSPIELE 2016 VOM 5. MAI BIS 5. JUNI

ZEITKL ANG

Foto innen: Oliver Killig

Wie kommt das orchester o rchester auf die scheibe? s cheibe?

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Das Dresdner Festspielorchester feiert 2016 sein fünfjähriges Bestehen – ein Anlass, den das Ensemble mit seiner ersten CD krönen möchte!

99funken.de

Eine Initiative der Ostsächsischen Sparkasse Dresden in Partnerschaft mit Startnext Network GmbH DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN / 2 / ZEIT

Inhalt 4 Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding: Jan Vogler im Gespräch 6 Das Klavier als Zeitmesser: Michael Nyman 8 Die lange Nacht der Zeit 10 Magische Dirigate: Andris Nelsons 12 Diese verrückte israelische Mischung: Omer Meir Wellber 14 Powerfrauen und Grenzgängerinnen 16 Programmübersicht 18 Spielstätten 20 Fünf Jahre Festspielorchester 22 Ein Blick hinter die Kulissen – medici.tv 24 Der mit Madonna tanzt 26 Und die Welt hebt an zu singen 28 Festspielnachrichten 29 Rezept 30 Nehmen Sie sich Zeit mit Martina Gedeck

21 S E M P E R O P E R Schon beim Betreten umfängt den Besucher die Aura der langen, reichen Musiktradition, die das Haus und sein Orchester, die Sächsische Staatskapelle unter Christian Thielemann, heute noch fortschreiben. Ob großes Sinfoniekonzert, spritzig-sprühende Matinee oder eindringlicher Soloabend – die Bühne der prachtvollen Semperoper ist immer ein Ort für hochkarätige Festspielbegegnungen.

B R Ö N N E R , N A K A R I A KO V & F R E U N D E Werke von Armstrong, Bach, Brönner, Chopin, Jobim u. a.

MO 16. MAI 11.00

Liebe Festspielfreunde, große Musik steht entweder im Einklang mit oder im scharfen Kontrast zu der Zeit, in der sie komponiert wurde. Im neuen Festspieljahrgang möchten wir uns diesem Spannungsfeld widmen und beleuchten, welche Bedeutung Zeit im Kontext mit Musik und Geschichte hat. In einigen Milliarden Jahren werden wir im Weltall längst weitergezogen sein und andere Planeten bewohnen. Aber vielleicht werden wir immer noch einige der Musikstücke hören, die wir jetzt schon verehren? Ein Moment, der die Ewigkeit in sich trägt, welche Kunst könnte diesen Wunsch besser erfüllen als die Musik? Wir haben einige magische Künstler eingeladen, die Meister im Spiel mit dem Zeitgefühl sind, und Programme für Sie kreiert, die den Aspekt der Zeit in der Musik auf ganz unterschiedliche Weise abbilden. Ihr Jan Vogler W I L L KO M M E N / 3 / D R E S D N E R M U S I K F E S T S P I E L M A G A Z I N

Dieter David Scholz ist einer der renommiertesten deutschen Musikjournalisten und -kritiker. Er hat sich bereits in vielfältiger Form und diversen Beiträgen mit dem Thema Musik und Vergänglichkeit auseinandergesetzt.

„DIE ZEIT, DIE IST EIN SONDERBAR DING“ Jan Vogler im Gespräch mit Dieter David Scholz

T E X T D I E T E R DA V I D S C H O L Z I L LU S T R A T I O N G E S I N E G R OT R I A N

In einem Ihrer Festspielprojekte, „Klingende Stadt“, stellen Sie die Frage: Wie musikalisch ist Dresden?

Dresden ist offenbar musikalischer als jede andere deutsche Stadt, das belegen Statistiken. Fast jeder sechste Dresdner soll ein Instrument gelernt haben. Das ist ja ein enormes Potenzial!

Wir hoffen, dieses mobilisieren zu können als Zeichen für die D I E T E R DA V I D S C H O L Z „Die Zeit, die ist ein sonderbar weltoffene kulturelle Kraft von Dresden, gerade in Zeiten der Ding. Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts, schwindenden Toleranz und des Aufkeimens von Unkulturen aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie. Sie wie Rassismus und Aggressivität. ist um uns herum, sie ist auch in uns drinnen.“ So die Marschallin in Richard Straussens „Rosenkavalier“, Eine ganze Reihe von Konzerten sind jüdischen Künstlern und die damit etwas ausspricht, was insbesondere für die Komponisten gewidmet, die ja aufgrund ihrer Geschichte besonders sensibilisiert sind für das Thema „Zeit“.

Musik gilt, die zeitlichste aller Künste.

In der Tat. Im Schatten des Antiislamismus wächst auch der J A N V O G L E R Sie ist eben eine Philosophin, die Marschallin, und „Zeit“ ist ein philosophisches Thema. Antisemitismus wieder. Wir Musiker müssen daran erinnern, Musik lebt nur in der Zeit, trocken gesagt: nur in der wie wichtig unsere historische Verknüpfung mit der jüdischen Aufführungsdauer. Wenn ein Stück verklungen ist, Geschichte ist. Dieser multikulturellen Symbiose, gerade im gibt es keine Musik mehr. Aber während der Auffüh- Bereich der Musik, ist seit dem 18. Jahrhundert Bedeutendes zu rung gibt uns Musik ein magisches Zeitgefühl. Ja, sie verdanken. Das dürfen wir nie vergessen. Ich persönlich fühle zeigt uns manchmal, wie langsam Zeit fließen kann. mich sehr verwoben mit der deutsch-jüdischen Geschichte, mit Wenn wir beispielsweise einen langsamen Satz ihren vielen großen Künstlern und Komponisten. hören. Wenn wir etwas Rasantes hören, vergeht Zeit scheinbar schneller. Jeder Interpret nimmt uns auf Eine „Lange Nacht der Zeit“ eröffnet in diesem Jahr die Dresdner eine Zeitreise mit. Die Qualität einer Aufführung Musikfestspiele. Ein ungewohnter Auftakt.

Ja, wir wollten ganz bewusst diesmal nicht mit einem zeigt sich auch darin, wie ein Musiker das Zeitgefühl großen sinfonischen Orchester eröffnen, sondern an einem kunstvoll manipuliert.

DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN / 4 / ZEIT

Intendant Jan Vogler hat im Festspieljahr 2016 ein Programm kreiert, das die vielfältigen Beziehungen von Zeit und Musik auf spannende Weise auslotet.

Denn keine Kunst erfüllt den Wunsch nach einem Moment, der die Ewigkeit in sich trägt, besser als die Musik.

außergewöhnlichen Ort, dem Deutschen Hygiene-Museum, mit außergewöhnlicher Musik, einer Art lebendigen musikalischen Ausstellung. Die Veranstaltung mit Minimal Music von Michael Nyman ist gewissermaßen unsere Visitenkarte zum Thema „Zeit“.

Zeit und Musik haben naturgemäß auch mit Biografien zu tun.

Es geht bei Zeit immer auch um Lebenszeit. Wenn der Komponist George Gershwin in New York ein Stück komponiert, fließt unmittelbar Erlebtes ein. Die meisten Kompositionen erzählen uns auch etwas vom Leben des Komponisten. So vermittelt große Musik immer auch ein Zeitbild und ist die lebendigste Chronistin der Menschheitsgeschichte.

Der Geiger Daniel Hope spannt im Festspielprogramm „Zeitbrücken“ von Johann Sebastian Bach bis zu Philip Glass.

Das ist kein Zufall. Bach ist Alpha und Omega der Musik.

Wenn ich sehr gestresst bin, setze ich mich oft ans Cello und spiele eine Bachsuite. Das hilft mir, mich zu sammeln und auf das Wesentliche zu konzentrieren. Bei Bach steht die Zeit still, Hörer und Interpret treffen sich unweigerlich im Moment des Jetzt. Bei Philip Glass, einem weiteren Meister der Minimal Music neben Michael Nyman, wird der Zuhörer durch permanente Wiederholung kurzer und scheinbar einfacher Motive geradezu auf ein Zeitgefühl gestoßen.

Zeit hat auch mit Abschied und Neuentdeckung zu tun.

Deshalb haben wir uns mit dem diesjährigen Programm weiter vorgewagt als bei den vorangegangenen Musikfestspielen. Es gibt viel Neues zu entdecken in unseren Veranstaltungen, von „Originalklang“ bis zu neuester Musik. Es ist ein großes und breites Angebot an unser Publikum.

Es gibt ein Kinderkonzert, in dem Kinder mit der Zeit spielen sollen. Spielen nicht auch Musiker im Grunde mit der Zeit?

Jeder Mensch kann mit der Zeit spielen. Zum Beispiel, wenn er Langeweile hat. Als Kind kann man das vielleicht am besten. Da ist Langeweile der Auslöser von Kreativität, das Kind überlegt, wie es die Zeit überlisten kann, schneller zu vergehen. Jeder kreative Mensch braucht ab und zu diese Langeweile, er muss sich sozusagen auf die langsamste Art des Vergehens von Zeit herunterfahren. Wer zu stark beschäftigt ist, dem zerrinnt die Zeit zwischen den Händen, womit wir wieder bei der Marschallin sind.

Es würde mich freuen, wenn wir dem Zuhörer mit unseren Konzerten auch Denkanstöße geben können: zu einem neuen Nachdenken über das wichtigste Element des Lebens, die Zeit.

ZEIT / 5 / DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN

Michael Nyman ist einer der großen Komponisten der Gegenwart und hat mit seinen Werken Musikgeschichte geschrieben. Die von ihm mitgeprägte Minimal Music revolutionierte dabei das Zusammenwirken von Zeit und Musik in bahnbrechender Art und Weise.

T E X T J U A N M A R T I N KO C H F OT O G R A F I E F R A N C E S C O G U I D I C I N E

DAS KL AVIER ALS ZEITMESSER DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN / 6 / ZEIT

... Scheibchenweise durchtrennt es mit und Gefühl und kommentiert dieses Spiel seinen gehämmerten Akkordschlägen gleichzeitig.“ Vier gemeinsame Filme folgden Raum zwischen den Taktstrichen. Ein ten, ehe sich die Wege nach einem Streichquartett sirrt auch mit, und die Zerwürfnis anlässlich der ShakespeareHarmoniefolge kommt einem irgendwie Adaption „Prosperos Bücher“ (1991) trennbekannt vor … Klarheit bringt die Bass- ten. Musik daraus und das Stück „Time figur, von Saxofonen, Blechbläsern und Lapse“ aus dem Greenaway-Film „Ein Z E-Bass lakonisch hineingetutet: Es ist ein und zwei Nullen“ werden dann auch zum unsichtbarer Leporello, der zu seiner Programm der Michael Nyman Band zur Katalogarie anhebt, mit Inbrunst singt das Eröffnung der Dresdner Musikfestspiele Euphonium seinen Part. gehören. „In Re Don Giovanni“ heißt der Dass Nyman zahlreiche weitere respektlose Dreiminüter, mit dem Michael Kino-Scores schrieb und mit der Musik Nyman 1977 eher zufällig zu jenem Ton zu Jane Campions „Das Piano“ einen Weltfand, der sein Markenzeichen werden hit landete, hat ein wenig den Blick auf sollte. „Ein Teil Mozart, ein Teil Nyman, das versperrt, was Nyman darüber hinaus ein Teil Minimal Music, ein Teil Rock ’n’ komponiert hat: Chor- und OrchesterRoll“, so hat der 1944 geborene Komponist werke, Klavier- und Kammermusik sowie das Stück einmal auf den Punkt gebracht, sieben Stücke Musiktheater, darunter die das unter Zeitdruck entstand, als er für ein viel gespielte, auf Oliver Sacks’ berühmKonzert dringend neues Material brauchte. tem Buch basierende Kammeroper „Der Das Jahr 1977 markiert auch die Mann, der seine Frau mit einem Hut verVerwandlung der für ein Theaterprojekt wechselte“. Seine ganz eigene Auspräzusammengestellten Instrumentaltruppe gung der Minimal Music – ein Begriff, in die „Michael Nyman Band“. Darauf den Nyman als Musikwissenschaftler angesprochen, was es bedeutet, über vier und -journalist mitprägte, möglicherweise Jahrzehnte hinweg einen eigenen Klang- gar erfunden hat – und Rückbezüge in die körper zur Verfügung zu haben, antwor- Musikgeschichte bis hin zu Rock und Pop tet der Komponist: „Direkt mit den durchziehen sein Œuvre zwar auch Musikern zu arbeiten, beeinflusst jede außerhalb der Filmarbeit, doch zeigt sich einzelne Entscheidung, die ich treffe: als Nyman hier oft auch von einer ernsteren ‚performender Komponist‘ und als Kom- Seite. ponist, der unmittelbar für bestimmte So wird er mit dem Auftragswerk, Musiker schreibt. Es wirkt sich auf meine das zum Auftakt der Musikfestspiele urHaltung zur Klangerzeugung aus – die aufgeführt wird, an sein Klaviertrio „Time Artikulation und Präsentation meiner Will Pronounce“ von 1992 anknüpfen.

Musik ist sehr spezifisch und individuell – Wie dieses, so spielt auch das neue Stück und auf die Art, wie ich für Orchester mit dem Titel „As You Watch the Athletes schreibe.“ Score“ auf das Gedicht „Bosnia Tune“ von Wie gut sich dieser spezielle Joseph Brodsky an. „Dies ist auf vielfache Band-Sound zusammen mit Nymans un- Weise bedeutsam“, sagt Nyman dazu: bekümmertem und doch doppelbödigem „Einerseits dahingehend, dass wir tragiUmgang mit Zitaten aus der Musikge- scherweise den Bosnienkrieg durch jeden schichte für den Film eignen könnte, das aktuellen Konflikt ersetzen könnten, hat als Erster der Regisseur Peter Green- andererseits für meine eigenen künstleriaway erahnt. Er und Nyman kannten sich schen Vorhaben. Eines davon, eine seit den 1960er-Jahren und hatten schon Beschäftigung mit Doping-Methoden in bei einigen nichtfiktionalen Filmpro- der DDR, ist unrealisiert geblieben, das jekten zusammengearbeitet, ehe 1982 der andere bezieht sich auf das neue Stück, in raffinierte Kostümkrimi „Der Kontrakt dem Filmmaterial aus dem Deutschen des Zeichners“ für beide den Durchbruch Hygiene-Museum Dresden eine Rolle spiebrachte. len wird. Dort sind die unwillkürlichen Nymans pseudobarocke, auf Vor- Bewegungen und Zuckungen traumatilagen Henry Purcells beruhende Musik sierter Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg erwies sich als kongeniale Klangspur für und der Umgang mit Prothesen anhand Greenaways postmodernes, vor Subtexten sportlicher Übungen zu sehen. Mit dem und kunsthistorischen Anspielungen über- Thema des ‚Shell-Shock‘, des Kriegszitbordendes Kino. Ironische Musik hat terns, hatte ich mich schon in den verganGreenaway das genannt: „Er spielt mit der genen zwei Jahren im Zusammenhang mit Vorstellung von Komposition, Stimmung ‚War Work – 8 Songs for a Film‘ beschäftigt.“

An seinen Dresden-Besuch vor zehn Jahren, als er zur Wiedereröffnung des Grünen Gewölbes eine eigens dafür komponierte Fanfare aufführte, erinnert sich Michael Nyman sehr genau: „Dieser erste Aufenthalt war sehr bedeutsam für mich; es gibt da viele Berührungspunkte, von meiner Beschäftigung mit der deutschen Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts bis hin zur Bombardierung durch die Royal Air Force am Ende des Zweiten Weltkriegs.“ „Another Green Vault“ hatte Nyman seine Fanfare damals betitelt, in Anspielung auf das Album „Another Green World“ jenes Brian Eno, der vor vierzig Jahren die allererste Nyman-Aufnahme überhaupt produziert hat: „Decay Music“, eine minimalistisch strenge Musik des Zerfalls in der Zeit …

05 D E U T S C H E S H Y G I E N E - M U S E U M Das monumentale Gebäude im Stil der Neuen Sachlichkeit wurde von Wilhelm Kreis in den Jahren 1928–1930 erbaut und beherbergt das 1912 ursprünglich als „Volksbildungsstätte für Gesundheitspflege“ gegründete Museum, das sich heute als „Museum vom Menschen“ versteht.

In diesem Jahr zeigt sich das Haus einmal mehr als facettenreiche Festspielbühne für Konzertformate verschiedenster Art. E R Ö F F N U N G S KO N Z E R T: MICHAEL NYMAN BAND DO 05. MAI 19.00 BOHÈME 2020 SO 08. MAI 20.00

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FOYER

TEXT IMKE HINZ I L LU S T R A T I O N PA T R I C I A J A E C K L I N W IE KA N N M A N „ Z EI T“ S I NNL I C H E R FAH R BA R M AC H EN , W I E UNE ND L I C H K E I T, ST I L L E , MU SI K I N I H R EN UN T E R S C H I E D L I C H E N U ND VIELFÄ LT I G EN AUS F O RM U NG E N AKU ST I S C H U N D R ÄUM L I C H ER L E B B AR ? D I E B E S U C H E R D ER „ L A N G EN N AC H T D E R ZE I T “ S I ND E I NGELADEN , S I C H DI ES E R KÜ NST L E R I S C H E N GRENZ ER FA H R UN G H I NZU G E B E N.

Das Format eines Wandelkonzertes ist besonders geeignet, sich dem vielschichtigen Thema „Zeit“ anzunähern, denn es ermöglicht die Begegnung mit verschiedenen Erlebnis-, Wahrnehmungs- und Reflexionsformen. Die Räumlichkeiten des Deutschen Hygiene-Museums bieten hierfür die kongeniale Kulisse. Wie in einer Ausstellung wandelt der Besucher von Raum zu Raum und kann unterschiedliche musikalische Zeit-Angebote wahrnehmen.

MARTAF R A E N K E L- S A A L

GALERIE

Um die Erfahrung von Endlosigkeit geht es in der Komposition „Vexations“ von Erik Satie, die vom Abend des Eröffnungstages um 18 Uhr bis zum nächsten Morgen um 11 Uhr von sich abwechselnden Pianisten über 17 Stunden lang dargeboten wird. Im loungeartigen Foyer des Hygiene-Museums sind die Besucher eingeladen, sich für einen Moment in dieser musikalischen Zeitinsel zu verlieren und, schlafend oder auch nicht, über Nacht zu bleiben.

Im Kleinen Saal und im MartaFraenkel-Saal finden parallel dreimal zur vollen Stunde zwei sehr gegensätzliche Aufführungen unter dem Motto „Zeit der Stille“ und „Im Rhythmus der Zeit“ statt.

Die begnadete junge Tänzerin Maelle Dufour wird die Stille im dunklen Saal nur im Lichtkegel eines Spots durch ihren Tanz hörbar machen, während im Fraenkel-Saal 100 Metronome in György Ligetis bahn-

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GREAT AMERICAN SONGBOOK“

FR 6. MAI

KLEINER SAAL

ZEITVERTREIB THE KING'S SINGERS A

10 UHR

ZEIT DER STILLE MAELLE DUFOUR, TANZ

FR 6. MAI

MEDITATION UND ENTSCHLEUNIGUNG THE KING'S SINGERS

11 U H R

IM RHYTHMUS DER ZEIT GY Ö R GY L I G E T I : P O È M E S Y M P H O N I Q U E FÜR 100 METRONOME

ZEIT

E N D LO S I G K E I T ERIC SATIE: VEXATIONS

FR 6. MAI

GROSSER SAAL

RAUM

brechendem Werk „Poème Symphonique“ den „Rhythmus der Zeit“ vorgeben.

Unter dem Motto „Zeitvertreib“ präsentieren im Großen Saal die legendären King’s Singers jeweils 20 Minuten lang um 21.30 und 22.30 Uhr die schönsten Songs aus dem „Great American Songbook“, bevor dann um 23.30 Uhr das Silencio Sexteto Tipico, eine der besten internationalen Tangoformationen, das Publikum zum Tanzen auffordert – eine kurze Einführung in den argentinischen Tango inklusive.

Wer es ruhiger liebt, kann kurz vor Mitternacht in der Galerie noch einmal die glockenreinen Stimmen der King’s Singers genießen, diesmal unter dem Motto „Meditation und Entschleunigung“.

WA N D E L KO N Z E R T Z U M T H E M A „ Z E I T “ IM DEUTSCHEN HYGIENE-MUSEUM DO 5. MAI 21.00 BIS FR 6. MAI 11.00

Unser Streben nach Perfektion.

Senator Cosmopolite

Offizieller Partner

Senator Cosmopolite. Als idealer Begleiter aller Weltreisenden bringt das jüngste Meisterwerk von Glashütte Original mit einem raffinierten Zeitzonenmechanismus die große weite Welt ans Handgelenk. Eine außergewöhnliche Uhr, die Raum und Zeit gleichermaßen zelebriert – genau wie die diesjährigen Dresdner Musikfestspiele. Entdecken Sie die kosmopolitische Art der Zeitrechnung in unserer Dresdner Boutique.

Glashütte Original Boutique ∧ QF, Quartier an der Frauenkirche ∧ Töpferstraße 4 ∧ 01067 Dresden Tel. +49 (0)351 82 12 59 70 ∧ E-mail: Boutique.Dresden@glashuette-original.com

Magische Es gibt nur wenige wahre Traumkombinationen von Dirigent und Orchester auf dieser Welt. Eine davon dürfte die des Boston Symphony Orchestra und seines Music Directors Andris Nelsons sein.

07 F R A U E N K I R C H E Die Frauenkirche berührt in einzigartiger Weise durch das intensive Zusammenwirken von Raum und Klang und durch den Gedanken der Versöhnung, der in den Konzerten mitschwingt.

So eröffnen die Musikerlebnisse in diesem barocken Sakralbau immer wieder neue Dimensionen und beeindruckende Begegnungen. 1945 zerstört, ist die wiederaufgebaute Kirche ein Mahnmal des Friedens.

BOSTON SYMPHONY ORCHESTRA – NELSONS – VOGLER Werke von Bruch und Mahler FR 06. MAI 20.00 W D R S I N F O N I E O R C H E S T E R KÖ L N – J A N O W S K I – STEINBACHER Werke von Bruckner, Chausson, Vaughan Williams FR 20. MAI 20.00 DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN / 10 / KÜNSTLER

Dirigate T E X T C O R I N A KO L B E F OT O G R A F I E M A R C O B O R G G R E V E

Sobald Andris Nelsons ans Pult tritt, wird liebt. Sein Klang ist reich und zugleich eine elektrisierende Energie freigesetzt, transparent.“ die sich augenblicklich auf Orchester und Mit etwa elf Jahren habe er Gustav Publikum überträgt. Mit einnehmenden Mahlers Musik zum ersten Mal bewusst Gesten gestaltet er die Musik scheinbar gehört. Seitdem könne er ohne sie nicht innerhalb eines Kraftfeldes, dessen enor- mehr leben, gesteht Nelsons, der in Riga in mer Magnetismus bis zum letzten Ton einer Musikerfamilie aufwuchs. Als Tromerhalten bleibt. Mit erst 37 Jahren ist der peter im Lettischen Opernorchester spielte Lette einer der international profiliertesten er die Werke des Österreichers, bevor er sie Dirigenten, der regelmäßig an renommier- später zu dirigieren begann. „Die Neunte ten Konzert- und Opernhäusern gastiert. ist eine seiner genialsten Schöpfungen.

Nelsons, der zu Beginn der Saison 2017/18 Mahlers Werke handeln vom Sinn unseres Kapellmeister des Gewandhausorchesters Daseins und von dem, was auf den Tod Leipzig wird, ist seit 2014 Chef des Boston folgen könnte. Sie sind universell und Symphony Orchestra, mit dem er nun bei doch immer auf seine Person bezogen. den Dresdner Musikfestspielen zu erleben Sein Schaffen war in einem positiven Sinn ist. In Anerkennung seines Engagements egoistisch.“ Insbesondere berührt Nelsons für Musikvermittlung in der Gesellschaft der Schlussteil der Sinfonie, das im vierwird ihm in diesem Jahr der Glashütte fachen Piano verebbende Adagissimo.

Original MusikFestspielPreis verliehen. „Mahler gibt seine vehementesten AntUnter der Leitung Nelsons erklingt worten in den Pausen, im Unhörbaren. in der Frauenkirche zunächst „Kol Nidrei“, Claudio Abbado, einer der Dirigenten, die eine von hebräischen Melodien inspirierte mich am stärksten geprägt haben, sagte, Komposition des Romantikers Max Bruch dass zwischen dem letzten Ton dieser für Violoncello und Orchester, mit Festival- Sinfonie und dem Einsetzen des Applauses intendant Jan Vogler als Solist. Nach dem ein Moment des Innehaltens liegen müsse.

Adagio, das auf einem Gebet zum jüdischen Denn am Ende fühlt man sich nicht mehr Versöhnungstag „Jom Kippur“ basiert, kün- ganz in dieser Welt.“ det die Neunte Sinfonie Gustav Mahlers Unvergessen bleibt Nelsons’ einvon Abschied und letzten Dingen. „Dieses fühlsames Dirigat bei einem GedenkWerk in der Frauenkirche zu dirigieren, konzert für den im Januar 2014 verstorbewird für mich sehr bewegend sein“, sagt nen Abbado in Luzern. Mitglieder des Andris Nelsons, der am selben Ort bei den Lucerne Festival Orchestra brachen nach Musikfestspielen 2013 Benjamin Brittens dem letzten Satz der Dritten Sinfonie „War Requiem“ mit dem City of Birming- Mahlers auf der Bühne in Tränen aus. Auf ham Symphony Orchestra aufführte. welch eindringliche Weise Nelsons Form Die letzte von Mahler vollendete und Emotionen zusammenbringt, zeigte Sinfonie stand ganz am Anfang von sich auch im vergangenen Jahr, als er mit Nelsons erfolgreicher Zusammenarbeit dem Festival-Klangkörper Mahlers Fünfte mit dem Boston Symphony Orchestra, aufführte. Bei seiner ersten Europatourdas zu den „Big Five“, den fünf besten nee mit dem Boston Symphony Orchestra Klangkörpern der USA, gerechnet wird. hatte er hingegen die Sechste Sinfonie im „2011 bin ich in der New Yorker Carnegie Gepäck.

Hall kurzfristig für James Levine eingeDie gewachsenen Traditionen sprungen“, erinnert er sich. „Die Musiker eines Orchesters zu bewahren, ohne den haben mich spontan mit großer Warm- Musikbetrieb im Musealen erstarren zu herzigkeit aufgenommen. Ich habe mich lassen, sieht er als große Verantwortung. sofort in dieses fabelhafte Orchester ver- Bei der Arbeit mit den Bostonern reizt ihn

nicht zuletzt auch der Gedanke an die Fortsetzung des europäischen Erbes, das Chefdirigenten wie Arthur Nikisch, Sergej Kussewitzki oder Charles Münch hinterlassen haben. Diskussionen über einen „amerikanischen“ oder „europäischen“ Klang von Orchestern hält er für unsinnig. „Jedes Orchester hat eine individuelle Persönlichkeit, einen eigenen Sound, den es weiterzuentwickeln gilt. Meine Aufgabe ist es, die Tradition in die Zukunft zu führen, während das Orchester sich darum kümmern muss, so gut wie möglich zu spielen.“ Andris Nelsons will erreichen, dass das Publikum Werke von Mahler, Brahms, Mendelssohn, Wagner oder Bruckner nicht als Relikte der Vergangenheit, sondern als Teil unserer heutigen Welt begreift. „Musik muss sich lebendig anhören. Die Leute sollen darin einen Bezug zu unserer Gegenwart und Zukunft erkennen.

Mit Hilfe moderner Technologien können wir sie auch über den Konzertsaal hinaus einer breiten Öffentlichkeit nahebringen.“ Durch Auftritte auf Internet-Plattformen oder im Fernsehen möchte Nelsons vor allem ein junges Publikum erreichen.

Unter anderem diese Vermittlungsarbeit, die auch Projekte mit Schulen umfasst, würdigt der mit 25.000 Euro dotierte Preis der Festspiele und der Uhrenmanufaktur Glashütte Original, der seit dem Jahr 2004 verliehen wird. In der Vergangenheit ging die Auszeichnung an Künstler wie die Geigerin Hilary Hahn, die Dirigenten Gustavo Dudamel und Sir Simon Rattle (zusammen mit den Berliner Philharmonikern) oder die Pianistin Hélène Grimaud.

D E R G L A S H Ü T T E O R I G I N A L M U S I K F E S TS P I E L P R E I S W Ü R D I GT V E R D I E N S T E U M DIE NACHWUCHSFÖRDERUNG UND DIE V E R M I T T LU N G K L A S S I S C H E R M U S I K .

ER WIRD 2016 ZUM 13. MAL VON DER U H R E N M A N U FA K T U R G L A S H Ü T T E ORIGINAL GESTIFTET UND GEMEINSAM MIT DEN DRESDNER MUSIKFESTSPIELEN VERLIEHEN.

KÜNSTLER / 11 / DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN

Diese verrückte israelische Mischung Der Dirigent Omer Meir Wellber im Gespräch TEXT ALBRECHT DÜMLING

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DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN / 12 / KÜNSTLER

A L B R E C H T D Ü M L I N G Herr Wellber, seit fünf Jahren dirigieren Sie regelmäßig die Sächsische Staatskapelle. Nun nehmen Sie mit dem Israel Philharmonic Orchestra an den Dresdner Musikfestspielen teil. Wie unterscheiden sich beide Orchester?

O M E R M E I R W E L L B E R Die Opern und Konzerte mit der Staatskapelle waren immer wunderbar und sehr wichtig für mein musikalisches Schaffen. Das Israel Philharmonic (IPO) klingt anders, geht aber auf eine ähnliche Tradition zurück. Es wurde von deutsch-jüdischen Einwanderern gegründet und war in den ersten zwanzig Jahren eigentlich ein deutsches Orchester. Noch in den 1950er- und 1960er-Jahren war die Mehrheit der Orchestermitglieder deutsch. Dann begann in Israel die zweite große Einwanderungswelle mit mehr als einer Million Russen, wodurch sich auch das Orchester änderte. Jetzt haben wir dort die deutsche Tradition aus russischer Perspektive.

Satz der arabisch-jüdischen Kultur, den zweiten Satz der Klezmer-Musik und im dritten Satz denken wir über Gegenwart und Zukunft nach. Das kann eine spannende Erfahrung werden.

Daniel Barenboim bemüht sich seit Jahren mit seinem West-Eastern Divan Orchestra um ein Zusammenwirken von Juden und Palästinensern. Sie waren sein Assistent in Berlin und Mailand. Was haben Sie von ihm gelernt?

Barenboim ist vermutlich zurzeit der wichtigste Musiker überhaupt, und dieses künstlerischpolitische Projekt ist auch sehr bedeutsam. Aber als Lehrer war Daniel Barenboim für mich noch entscheidender. Jede Frage, jede Antwort gibt er mit einer pädagogischen Motivation. Barenboim kann zwanzig Leute In Ihrem ersten Konzert bringen Sie Werke von Tschaikowsky, von der Straße auflesen und nach drei Stunden können Schostakowitsch und Michael Wolpe zur Aufführung. Wie kam sie Musik machen. Er weiß, wie man aus den Leuten das Beste herausholt. Das ist seine ganz besondere es zu dieser Zusammenstellung?

Wir haben uns überlegt, was am besten Mahlers Achte Befähigung. ergänzen könnte. Da wir eben über die deutsche und russische Welt sprachen, dachte ich, dass das zweite Programm solche In Ihrem dritten Konzert dirigieren Sie die Achte Traditionen enthalten könnte. Michael Wolpe, der Neffe von Sinfonie von Gustav Mahler in der Dresdner KreuzStefan Wolpe, ist ein Komponist mit deutscher, russischer und kirche. Wie kam es zur Wahl dieses Aufführungsorts?

Es gibt in dieser Sinfonie so viele Mitwirkende, arabischer Tradition – also diese verrückte israelische Mischung.

Zusammen mit Tschaikowsky und Schostakowitsch entspricht dass die Semperoper dafür nicht ausreicht. Ich finde das Programm ungefähr der Geschichte des IPO. Wolpes Stück aber auch, dass die Achte mit ihrer Mischung aus handelt von einem sehr israelischen Thema. In den 1970er- und „Faust“ und Kirchenlatein, halb jüdisch, halb christ1980er-Jahren gab es dort viele Schakale. Dann verschwanden lich, dem Menschen Gustav Mahler entspricht. In sie, bis sie in den 1990er-Jahren wiederkamen. Michael Wolpe dieser Kirche ist er gut untergebracht, denn es ist hat in der Wüste die Stimmen der Schakale aufgenommen und eine Kirche mit Geschichte. Vielleicht sind heute die diese wunderbare Tondichtung komponiert. Der Klang ist jüdische und die christliche Tradition einander näher als je zuvor. Die meisten Juden sind nicht reliphantastisch: das Orchester zusammen mit den Schakalen. giös, ebenso die meisten Christen. Plötzlich merken Dann folgt Schostakowitschs selten gespielte Sechste Sinfonie wir, wie viel wir gemeinsam haben. Ohne die Juden gäbe es nicht Einstein, und ohne die Christen keinen von 1939.

Vielleicht sollte man sie sich mit vier Sätzen vorstellen. Dante oder Leonardo da Vinci. Deshalb ist heute Den ersten Satz hat Schostakowitsch nicht geschrieben. Wir Mahlers Achte aktueller als je zuvor. Möglicherweise beginnen also mit dem langsamen zweiten Satz. Das war für verstehen wir sie erst heute richtig. Auch mit der Schostakowitsch vielleicht von Bedeutung, dass in diesem Wahl von Sängern aus aller Welt wollte ich Offenheit Moment – 1939 mit all den Problemen – der wichtigste Satz fehlt. zeigen. Das war es vielleicht, was Mahler im Blick hatte.

Die Sechste Sinfonie wurde unter Jewgeni Mrawinski uraufgeführt. Er gehört zu Ihren Vorbildern.

Neben Barenboim, der noch lebt, sind Bernstein, Mrawinski und Kleiber meine drei Lieblingsdirigenten. Mrawinski schaffte fast unbewegt die direkte Verbindung zwischen Partitur und Publikum. Dann haben wir Bernstein als eine ganz 15 R E S I D E N Z S C H LO S S ( K L E I N E R S C H LO L SSHOF) andere Welt und Carlos Kleiber als Synthese beider Extreme.

Das Dresdner Residenzschloss esidenzschloss war in der Vergangenheit nicht Wichtig ist für mich aber auch immer Improvisation und nur Regierungszentrum egierungszentrum sächsischer Kurfürsten und Könige, K Spontaneität. sondern stets auch kultureller Mittelpunkt der Stadt. Nach der aufwändigen Rekonstruktion des im Zweiten Weltkrieg eltkrieg

Am 19. Mai werden Sie Mozarts Klavierkonzert KV 414 aufführen und dabei Kadenzen in jüdischen Volksmusikstilen improvisieren. Danach folgt jüdische und arabische Folklore, um Frieden und Versöhnung zum Ausdruck zu bringen.

Wir haben in Israel viele Juden aus Marokko, Tunesien, Iran und Ägypten. In unserem Ensemble gibt es einen Mandolinenspieler aus dem Irak. Mozart ist vielleicht das beste Beispiel für die Internationalität der Musiksprache. Wir widmen den ersten

zerstörten Gebäudes kann das Schloss wieder an seine reiche kulturelle Vergangenheit anknüpfen. Ein besonderes Ambiente bietet der von einem transparenten Membrandach überspannte Kleine Schlosshof.

MUSIKER DES ISRAEL PHILHARMONIC ORCHESTRA & WELLBER Mozart: Klavierkonzert KV 414 sowie jüdische und arabische Folklore DO 19. MAI 21.00 KÜNSTLER / 13 / DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN

16 R E I T H A L L E D R E S D E N – S T R A S S E E ® Die Reithalle ist Teil des Kulturzentrums Straße E® – einem Veranstaltungszentrum bestehend aus zwei Klinkerbauten im Dresdner Industriegebiet. Die frühere Nutzung als Reithalle der Königlich Sächsischen Kavallerie gab der heute für Partys und Veranstaltungen genutzten Location ihren Namen. Erstmals Spielstätte der Dresdner Musikfestspiele, treffen dort klassische Musik und beste Clubkultur im neuen Format „Classical Beats“ aufeinander.

C L A S S I C A L B E A T S : S PA R K – D I E K L A S S I S C H E B A N D FR 27. MAI 21.00

Powerfrauen und Grenzgängerinnen Was haben die norwegische Schauspielerin und Sängerin Tora Augestad und die deutsche Blockflötistin Andrea Ritter gemein?

Beide sind Powerfrauen und seit Jahren als Grenzgängerinnen in unterschiedlichen musikalischen Welten unterwegs.

TEXT CHRISTIANE FILIUS-JEHNE I L LU S T R A T I O N G E S I N E G R OT R I A N

Die in Bergen geborene Tora Augestad studierte mehr ganz genau einordnen lassen. Ich liebe die Vielfalt, bin klassischen und Jazzgesang und widmet sich seither neugierig und entdecke gerne Dinge, die ich noch nicht kenne. intensiv den Werken des 20. und 21. Jahrhunderts. Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich mich mit Klängen, Die Vielseitigkeit dieses stimmlichen Multitalents Bildern, Texten, Menschen und Situationen umgeben kann, die inspiriert Komponisten, Regisseure und Dirigenten, mich bereichern und in mir neue Gedanken und Verknüpfungen und mit von ihr in Auftrag gegebenen Kompositionen anregen“, sagt die vielseitige Flötenvirtuosin. und ihren verschiedenen Ensembles sucht sie immer Über ihr Instrument, das gewöhnlich nicht zwingend wieder nach künstlerischem Austausch und neuen mit der „Energie und dem Biss einer Rockband verbunden“ Herausforderungen. wird – Eigenschaften, die sich die von ihr 2007 gegründete Andrea Ritter, die in Erlangen zur Welt kam, Formation Spark zuschreibt, sagt Andrea Ritter überzeugt: hat sich mit einer regen Konzerttätigkeit in Europa, „Die Blockflöte ist sehr vielseitig, da sie unmittelbar und fast den USA, Südamerika, Taiwan, China und Japan ohne Barriere den Atem und die musikalische Gestaltung des einen Platz in der Riege der weltbesten Blockflötisten Spielers überträgt. Sie kann also alles sein, was ich an sie erspielt. Hervorgegangen aus dem berühmten Amster- weitergeben kann. Der besondere Mischklang bei Spark mit dam Loeki Stardust Quartet, steht sie mittlerweile einem breiten Farbspektrum von Klavier, Streichinstrumenten als Solistin und mit den von ihr gegründeten Ensemb- und Flöten kann sehr kompakt und kraftvoll sein. Und es les Spark und Koschitzki & Ritter auf den internatio- macht einfach unheimlich Spaß, bei den passenden Stücken nalen Bühnen. zu fünft abzurocken.“ Als Performerin verbindet sie die klassische Die Musikerin, der immer wieder auffällt, dass sie „oft Musiktradition und Einflüsse aus der zeitgenössi- die einzige Frau ist – ob im Tonstudio oder auf der Bühne oder schen Avantgarde-Musik mit einer Leidenschaft für bei manchen Veranstaltungen für elektronische Musik“, hat, Kurt Weill und den Film noir. „Die heutige Zeit steht wie sie selbst betont, ein „Faible für starke Frauenpersönlichsehr stark für ein gleichberechtigtes Nebeneinander keiten“. Tora Augestad, die zweifellos in diese Kategorie zu zähvieler musikalischer Richtungen, die sich auch kaum len ist, hat sie bislang noch nicht persönlich kennengelernt.

DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN / 14 / KÜNSTLER

09 G E B Ä U D E E N S E M B L E D T. W E R K S T Ä T T E N H E L L E R A U „Leben und Arbeiten, Kultur und Natur“ – nach diesem Modell ließ der Unternehmer Karl Schmidt zusammen mit dem Deutschen Werkbund zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Gartenstadt Hellerau und das 1909/10 nach Entwürfen von Richard Riemerschmid als Fabrikneubau zur Produktion moderner Reformmöbel erbaute GebäudeEnsemble Deutsche Werkstätten Hellerau errichten. Mitsamt dem Karl-SchmidtInnenhof ist es heute ein vielseitiger Veranstaltungsort.

FR 03. JUNI 20.00

Andrea Ritter „Die heutige Zeit steht sehr stark für ein gleichberechtigtes Nebeneinander vieler musikalischer Richtungen.

Aber es wächst auch alles viel enger zusammen und beeinflusst sich gegenseitig.” „Ich habe aber bereits festgestellt, dass es da einige Gemeinsamkeiten gibt, und wir würden uns bestimmt gut verstehen.“ Die norwegische Sängerin, mit der Frage konfrontiert, ob sie denn Andrea Ritter kenne, beschreibt neben der Gemeinsamkeit gleich auch die unterschiedliche Herkunft: „Ich habe ein paar Sachen von Spark gehört. Es klingt cool. Tolle Besetzung! Die große Parallele ist, dass wir beide Grenzgängerinnen sind, allerdings aus unterschiedlichen Richtungen. Wir, also Music for a While und ich, kommen aus der Improvisationsmusik und bewegen uns in Richtung Klassik. Die Musiker von Spark kommen aus der Klassik und bewegen sich in die Pop-/ Rockwelt hinüber. Das ist doch toll, oder? Wir brauchen beides.“ Die Sängerin findet die Bandbreite von Genres, in denen sie arbeiten darf, „spannend und herausfordernd. Ich gehe stets von der Musik aus. Die bestimmt, welche Stimme ich benutzen soll. Für mich haben überhaupt Jazz und Neue Musik sehr viel gemeinsam. Lieber ein falscher Ton zum richtigen Zeitpunkt als umgekehrt. Das ist natürlich nicht wirklich ernst gemeint, denn Gott sei Dank trifft man ja meist die richtigen Töne.“ Befragt, ob man als Frau in der nach wie vor männerdominierten Musikwelt nicht ganz besonders viel Power brauche, etwa als Intendantin eines Festivals – Tora Augestad hat 2015 die Leitung des Hardanger Musikkfests übernommen –, antwortet sie: „Ich glaube, dass man in der Musik sowieso viel Power

Tora Augestad „Ich finde, wir leben in einer sehr spannenden musikalischen Zeit, in der viele Genres sich mischen. Ich bin zum Beispiel ein großer Fan von Künstlern wie Björk und Bon Iver, die die Popmusik neu gestalten.” haben muss, ob als Mann oder als Frau. Aber klar ist es, vor allem wenn es um leitende Positionen geht, immer noch schwieriger für Frauen als für Männer.

Da brauchen wir alle gute Vorbilder.“ Auf ihre Rolle in der Zusammenarbeit mit den vier Herren von Music for a While angesprochen, ergänzt sie: „Ich bin dort quasi Kapellmeisterin, wir bearbeiten aber alle Arrangements gemeinsam. Wir sind nun seit zwölf Jahren zusammen, und es ist für mich fast das Schönste, was ich mache, mit denen zu musizieren! Stian Carstensen sagt immer lachend: ‚Wir versuchen das Beste aus den letzten 400 Jahren zu spielen. Wir versuchen mit Respekt und voller Liebe Musik, die uns wichtig ist, auf unsere Art neu zu interpretieren. Alten Liedern noch mal Sinn und Leben zu geben.‘“ Vielleicht hat diese Auffassung von Musik ja auch etwas mit der Assoziation zu tun, die Tora Augestad hinsichtlich des diesjährigen Festspielmottos „Zeit“ äußert: „Der schwedische Schriftsteller Stig Johansson hat einmal Folgendes gesagt: ‚Ich wusste nicht, dass die Tage, die einfach so kamen und gingen, dass sie das Leben selber waren.‘“

KÜNSTLER / 15 / DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN

Programmübersicht DO

05. MAI 19.00

DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM

E R Ö F F N U N G S KO N Z E R T: M I C H A E L N Y M A N B A N D

KO N Z E R T N U M M E R N 0 1

DO

05. MAI 21.00

DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM

D I E L A N G E N A C H T D E R Z E I T: WA N D E L KO N Z E R T

02

FR

06. MAI 20.00

FRAUENKIRCHE

BOSTON SYMPHONY ORCHESTRA – NELSONS – VOGLER

03

06. MAI 20.00

SEMPEROPER

07. MAI 20.00

FESTSPIELHAUS HELLERAU

SA

07. MAI 21.00

REITHALLE DRESDEN – STRASSE E®

SO

08. MAI 20.00

DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM

08. MAI 20.00

FESTSPIELHAUS HELLERAU

09. MAI 20.00

HOCHSCHULE FÜR MUSIK

10. MAI 20.00

S C H LO S S WA C K E R B A R T H

11. MAI 20.00

DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM

12. MAI 20.00

ANNENKIRCHE

13. MAI 20.00

SEMPEROPER

14. MAI 20.00

M A R T I N - LU T H E R - K I R C H E

14. MAI 20.00

ANNENKIRCHE

15. MAI 11.00

SEMPEROPER

15. MAI 15.00

S C H LO S S P I L L N I T Z

15. MAI 19.00

PA L A I S I M G R O S S E N G A R T E N

16. MAI 11.00

SEMPEROPER

16. MAI 20.00

PA L A I S I M G R O S S E N G A R T E N

17. MAI 20.00

PA L A I S I M G R O S S E N G A R T E N

18. MAI 20.00

FRAUENKIRCHE

19. MAI 20.00

PA L A I S I M G R O S S E N G A R T E N

19. MAI 21.00

K L E I N E R S C H LO S S H O F

20. MAI 20.00

FRAUENKIRCHE

21. MAI 20.00

FRAUENKIRCHE

FR SA

SO MO DI MI DO FR SA SA SO SO SO MO MO DI MI DO DO FR SA

Werke von Bruch und Mahler

S Ä C H S I S C H E S T A A T S K A P E L L E – B LO M S T E D T – S E R K I N Werke von Beethoven und Reger

CULLBERG BALLET STOCKHOLM Cullberg Ballet, Édouard Lock. „11th Floor“

04 K 05

CLASSICAL BEATS: BRANDT BRAUER FRICK ENSEMBLE

06

BOHÈME 2020

07

Künstlerinnen und Künstler der „Bohème 2020“

CULLBERG BALLET STOCKHOLM siehe Veranstaltung Nr. 05

JERUSALEM QUARTET Werke von Schostakowitsch

KLAVIERRECITAL LISE DE LA SALLE Werke von Beethoven und Schumann

MARTINA GEDECK & SEBASTIAN KNAUER „American Dream – Erinnerungen an George Gershwin“

D O R OT H E E O B E R L I N G E R & F R E U N D E „Taklamakan – Paradiese aus Luft“

C O N C E R T G E B O U W O R C H E S T E R – B Y C H KO V – O P O L A I S Werke von Rachmaninow und Tschaikowsky

KAMMERORCHESTER BASEL & HOPE Werke von Bach, Bartók, El-Khoury, Glass, Mendelssohn, Pärt

HAGEN QUARTETT Werke von Bartók, Kurtág, Schumann

A N D R E J H E R M L I N A N D H I S S W I N G DA N C E O R C H E S T R A „Time of Swing“: Ein Glenn-Miller-Programm

SERENADE IM GRÜNEN Dresdner Kreuzchor, Kreuzkantor Roderich Kreile

KLAVIERRECITAL PIERRE-LAURENT AIMARD Messiaen: „Catalogue d’oiseaux“

B R Ö N N E R , N A K A R I A KO V & F R E U N D E Till Brönner, Sergei Nakariakov u. a. Werke von Armstrong, Bach, Brönner, Chopin, Jobim u. a.

K A V A KO S B E E T H O V E N Z Y K LU S I Leonidas Kavakos, Enrico Pace. Beethoven: Violinsonaten op. 30/1, 12/3, 12/2, 30/2

K A V A KO S B E E T H O V E N Z Y K LU S I I Leonidas Kavakos, Enrico Pace. Beethoven: Violinsonaten op. 23, 24, 96

ISRAEL PHILHARMONIC ORCHESTRA – WELLBER – GARRETT Werke von Schostakowitsch, Tschaikowsky, Wolpe

K A V A KO S B E E T H O V E N Z Y K LU S I I I Leonidas Kavakos, Enrico Pace. Beethoven: Violinsonaten op. 12/1, 30/3, 47

MUSIKER DES ISRAEL PHILHARMONIC ORCHESTRA & WELLBER Mozart: Klavierkonzert KV 414 (Quintettfassung) sowie jüdische und arabische Folklore

W D R S I N F O N I E O R C H E S T E R KÖ L N – J A N O W S K I – S T E I N B A C H E R Werke von Bruckner, Chausson, Vaughan Williams

VIRTUOSI SAXONIAE & GÜTTLER Werke von Bach, Fasch, Händel, Telemann

08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 K

K B E I S O G E K E N N Z E I C H N E T E N V E R A N S T A LT U N G E N G E LT E N D I E P R E I S E D E S KO O P E R A T I O N S PA R T N E R S / F R E M D V E R A N S T A LT E R S . E S S T E H T N U R E I N B DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN / 16 / PROGRAMMÜBERSICHT

besucherservice@musikfestspiele.com Weiße Gasse 8 in 01067 Dresden Mo bis Fr 10 –18 und Sa 10 –16 Uhr 0049351 656 06 700 Mo bis Fr 9 –18 und Sa 9–15 Uhr www.musikfestspiele.com 21. MAI 20.00

KREUZKIRCHE

22. MAI 20.00

SCHAUSPIELHAUS

23. MAI 20.00

BERLINER PHILHARMONIE

23. MAI 20.00

ALBERTINUM

24. MAI 20.00

HOCHSCHULE FÜR MUSIK

25. MAI 20.00

HOCHSCHULE FÜR MUSIK

26. MAI 19.30

S C H LO S S WA C K E R B A R T H

26. MAI 20.00

B A L L- U N D B R A U H A U S WA T Z K E

27. MAI 21.00

REITHALLE DRESDEN – STRASSE E®

SA

28. MAI 11.00

SEMPEROPER

SA

28. MAI 15.00

ÜBERALL IN DRESDEN

SA

28. MAI 17.00

D O M S T. M A R I E N (FREIBERG)

28. MAI 20.00

FRAUENKIRCHE

29. MAI 15.00

DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM

29. MAI 17.00

NEUE SYNAGOGE

29. MAI 19.30

ALBERTINUM

29. MAI 20.00

ANNENKIRCHE

30. MAI 20.00

ANNENKIRCHE

31. MAI 21.00

TU DRESDEN, B I O LO G I S C H E I N S T I T U T E

01. JUNI 20.00

S C H LO S S WA C K E R B A R T H

02. JUNI 20.00

KREUZKIRCHE

SA

SO

MO MO DI MI DO DO FR

SA SO SO SO SO MO DI MI DO

ISRAEL PHILHARMONIC ORCHESTRA & WELLBER Israel Philharmonic Orchestra, Prague Philharmonic Choir u. a., Omer Meir Wellber, Solisten.

Mahler: Sinfonie Nr. 8

„ D E R S C H WA N V O N C A T A N I A“ Marie Bäumer, Ludmilla Bauerfeldt, Pavel Kolgatin, Daniel Kotlinski, Raffaele Cortesi u. a. „Die Zeit des Belcanto“

SINGAPORE SYMPHONY ORCHESTRA – LAN SHUI – VOGLER Werke von Ravel, Schumann, Strauss, Zhangyi

PITTSBURGH SYMPHONY ORCHESTRA – HONECK – TRIFONOV Werke von Haydn, Liszt, Tschaikowsky

JUNGE INTERPRETEN DES CURTIS INSTITUTE I: „CURTIS ON TOUR“ Werke von Ludwig, Messiaen, Mozart

JUNGE INTERPRETEN DES CURTIS INSTITUTE II: „CURTIS ON TOUR“ Werke von Bruch, Schostakowitsch, Strawinsky

P R E I S T R Ä G E R D E S T S C H A I KO W S K Y-W E T T B E W E R B S : „ L A N G E N A C H T D E S C E L LO S “ Andrei Ionita, Alexander Ramm, Alexander Buzlov

B A R O C K LO U N G E : „ B A R O C K G O E S S T A D L ! “ Musiker des Dresdner Festspielorchesters

C L A S S I C A L B E A T S : S PA R K – D I E K L A S S I S C H E B A N D „Time and Again“

27 28 29 30 31 32 33 34 35

THE UKULELE ORCHESTRA OF GREAT BRITAIN

36

KLINGENDE STADT

37

O R G E L KO N Z E R T A L B R E C H T KO C H : „ Z E I T LO S : B. A . C . H.“

38

Werke von Bach, Krebs, Liszt, Schumann u. a.

SINGAPORE SYMPHONY ORCHESTRA – LAN SHUI – GIL SHAHAM Werke von Mendelssohn, Ravel, Schönberg, Zhangyi

K I N D E R KO N Z E R T: „ S P I E L E N M I T Z E I T “ mini.musik München und Nürnberger Papiertheater

NEUE JÜDISCHE KAMMERPHILHARMONIE DRESDEN – HURSHELL – RINGEL Werke von Korngold, Smit, Vainberg u. a.

DRESDNER PHILHARMONIE – SINAISKY – LEVIT Werke von Beethoven und Strauss

BLECHBLÄSERENSEMBLE DER BERLINER PHILHARMONIKER Werke von Bach, Berlin, Debussy, Ellington, Loewe, Piazzolla u. a.

L A R S V O GT & A A R O N P I L S A N Werke von Bach und Schubert

S O U N D & S C I E N C E : „ DA S G E H E I M N I S V O N M U S I K U N D Z E I T “ Dr. Thomas Schäfer, Jan Gerdes

HARFENRECITAL ANNELEEN LENAERTS Werke von Bach, Debussy, D’Haene, Fauré, Jongen, Liszt, Smetana u. a.

D R E S D N E R F E S T S P I E LO R C H E S T E R – D R E S D N E R K A M M E R C H O R – RADEMANN – OKUR

39 40 41 K 42 K 43 44 45 46 47

Haydn: „Die Schöpfung“ (choreografierte Fassung)

03. JUNI 20.00

GEBÄUDEENSEMBLE D T. W E R K S T Ä T T E N H E L L E R A U

Werke von Dowland, Händel, Purcell, Schubert, Weill u. a.

SA

04. JUNI 15.00

PA L A I S I M G R O S S E N G A R T E N

QUARTETT DER KRITIKER

49

SA

04. JUNI 17.00

PA L A I S I M G R O S S E N G A R T E N

W E R K S T A T T KO N Z E R T: „ S C H U M A N N I N D R E S D E N “

50

SA

04. JUNI 20.00

S C H LO S S P L A T Z / BRÜHLSCHE TERRASSE

05. JUNI 11.00

SEMPEROPER

FR

SO

TORA AUGESTAD & MUSIC FOR A WHILE: „CLASSICAL VARIATIONS“

Dresdner Festspielorchester, Jan Vogler u. a.

D R E S D E N S I N GT M E E T S P O S A U N E N T A G : O P E N - A I R - KO N Z E R T Dresdner und Leipziger Chöre, German Brass u. a.

A B S C H LU S S KO N Z E R T: F E S T S P I E LO R C H E S T E R – B O LT O N – V O G L E R Werke von Beethoven, Brahms, Schumann

48

51 52

N U R E I N B E G R E N Z T E S K A R T E N KO N T I N G E N T Z U R V E R F Ü G U N G . E R M Ä S S I G U N G E N U N D G R U P P E N R A B A T T E S I N D L E I D E R N I C H T M Ö G L I C H .

PROGRAMMÜBERSICHT / 17 / DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN

Spielstätten 04

03

19

10

21 17

02

20 07 01

15

11

08

05

22

D R E S D N E R M U S I K F E S T S P I E L M A G A Z I N / 1 8 / S P I E L S TÄT T E N

06

09

16

01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22

A L B E R T I N U M Georg-Treu-Platz 2, 01067 Dresden A N N E N K I R C H E Annenstraße 5, 01067 Dresden B A L L- U N D B R A U H A U S WA T Z K E Kötzschenbroder Straße 1, 01139 Dresden B E R L I N E R P H I L H A R M O N I E Herbert-von-Karajan-Straße 1, 10785 Berlin D E U T S C H E S H Y G I E N E - M U S E U M Lignerplatz 1, 01069 Dresden F E S T S P I E L H A U S H E L L E R A U Karl-Liebknecht-Straße 56, 01109 Dresden F R A U E N K I R C H E Neumarkt, 01067 Dresden F R E I B E R G E R D O M S T. M A R I E N Domgasse 6, 09599 Freiberg G E B Ä U D E E N S E M B L E D E U T S C H E W E R K S T Ä T T E N H E L L E R A U Moritzburger Weg 67, 01109 Dresden H O C H S C H U L E F Ü R M U S I K ( KO N Z E R T S A A L ) Wettiner Platz/Schützengasse, 01067 Dresden K R E U Z K I R C H E An der Kreuzkirche 6, 01067 Dresden M A R T I N - LU T H E R - K I R C H E Martin-Luther-Platz 5, 01099 Dresden N E U E S Y N A G O G E Am Hasenberg 1, 01067 Dresden PA L A I S I M G R O S S E N G A R T E N Hauptallee / Am Palaisteich, 01219 Dresden R E S I D E N Z S C H LO S S ( K L E I N E R S C H LO S S H O F ) Taschenberg 2, 01067 Dresden (Eingang über Sophienstraße) R E I T H A L L E D R E S D E N – S T R A S S E E ® Werner-Hartmann-Straße 2, 01099 Dresden S C H A U S P I E L H A U S Theaterstraße 2, 01067 Dresden S C H LO S S P I L L N I T Z August-Bockstiegel-Straße 2, 01326 Dresden S C H LO S S WA C K E R B A R T H S Ä C H S . S T A A T S W E I N G U T G M B H Wackerbarthstraße 1, 01445 Radebeul S C H LO S S P L A T Z / B R Ü H L S C H E T E R R A S S E 01067 Dresden S E M P E R O P E R Theaterplatz 2, 01067 Dresden T U D R E S D E N B I O LO G I S C H E I N S T I T U T E Zellescher Weg 20B, 01217 Dresden

12

18

S P I E L S TÄT T E N / 1 9 / D R E S D N E R M U S I K F E S T S P I E L M A G A Z I N

Fünf Jahre Festspielorchester Man nehme Musiker aus den besten Alte-Musik-Ensembles Europas, addiere Virtuosität und Leidenschaft und setze dem Ganzen mit einem der vielseitigsten Dirigenten unserer Zeit, Ivor Bolton, noch die musikalische Krone auf. Das wunderbare Ergebnis heißt Dresdner Festspielorchester und ist seit 2012 der Klangkörper der Dresdner Musikfestspiele.

TEXT ANA MARIA QUANDT I L LU S T R A T I O N G E S I N E G R OT R I A N

In der Saison 2016 feiert das Ensemble sein nunmehr fünfjähriges Bestehen und kann, obwohl noch jung an Jahren, auf beträchtliche Konzerthighlights und Erfolge zurückblicken. Der Blick zurück ist gleichsam auch ein stolzer Blick nach vorn in die Zukunft: Fünf Jahre Dresdner Festspielorchester, das sind „fünf Jahre Spielfreude, fünf Jahre Enthusiasmus“, resümiert Michael Neuhaus, Kontrabassist und Mitglied des Orchestervorstands.

Spielfreude und Enthusiasmus sind in der Tat die Kernbausteine des Orchesters, Eigenschaften, die bei jedem Auftritt in die Gesichter der Musiker geschrieben sind. Im Geiste des berühmten „Orchestra di Dresda“ gegründet – der legendären Hofkapelle Augusts des Starken –, hat sich das Festspielorchester ganz der historischen Aufführungspraxis verschrieben.

Fader Historizismus ist den Mitgliedern fremd, ihnen geht es um eine lebendige und vitale Auseinandersetzung mit dem Stoff Musik, den die großen Komponisten hinterlassen haben. „Das geballte Know-how der historischen Aufführungspraxis gepaart mit Virtuosentum und unbändiger Spielleidenschaft – das findet man nur hier in Dresden“, beschreibt Michael Neuhaus die einzigartige Zusammensetzung des Klangkörpers. Und weiter sagt er: „Alle Musiker haben in ihren eigenen Studien, in zahlreichen Orchester- und Ensembleerfahrungen mit der Inspiration durch hervorragende Interpreten und Dirigenten, viel Wissen und Können erworben.“ D R E S D N E R M U S I K F E S T S P I E L M A G A Z I N / 2 0 / W E R K S TAT T

Lang galt das Hauptaugenmerk der sogenannten historisch informierten Aufführungspraxis der Zeit des Barock, doch hat sich hier mittlerweile der Blick geöffnet. So ist auch das Dresdner Festspielorchester in allen großen Epochen der Musikgeschichte zu Hause und möchte gleichsam dem Klang der Klassik und Romantik auf die Spuren kommen.

Zahlreiche namhafte Tonschöpfer standen bereits auf dem Programm des Klangkörpers – ein Zeugnis der Vielseitigkeit und Vielfarbigkeit des Ensembles. Die Musik eines Bach, Mozart, Beethoven, Mendelssohn oder Strauss zu entdecken ist gleichsam ein Abenteuer und eine Herausforderung. „Das Ziel, den ‚originalen‘ Klang des gespielten Werks wieder auferstehen zu lassen, ist faszinierend für Musiker wie Zuhörer“, weiß Michael Neuhaus.

Faszinierend auch deshalb, weil eben niemand genau sagen kann, wie Musik wirklich in der Zeit ihrer Entstehung geklungen hat.

So ist das Musizieren anhand der Partituren auch immer ein Prozess des Suchens, bei dem ein kreativer Geist gefragt ist.

Den hat zweifelsohne auch der Chefdirigent Ivor Bolton, der dem international zusammengesetzten Spitzenensemble noch die „besondere Note“ verleiht. „Das Festspielorchester ist durch die hervorragende und intensive Arbeit von Ivor Bolton zu einem homogenen Klangkörper zusammengewachsen“, lobt Neuhaus die fruchtbare Zusammenarbeit.

Auch im fünften Jahr ist die Begeisterung und Offenheit der Musiker so frisch wie am ersten Tag und resultiert in der Geburtstagssaison in innovativen und abwechslungsreichen Programmen und Formaten. Locker, kurzweilig und unterhaltsam ist die Barocklounge der Dresdner Musikfestspiele, die von den Musikern des Festspielorchesters mit dem augenzwinkern-

den Titel „Barock goes Stadl!“ überschrieben wurde. Darin wird vereint, was zunächst nicht vereinbar scheint: Werke von Vivaldi und Corelli und traditionelle österreichische Tanz- und Unterhaltungsmusik. Doch Klischees und Vorurteile sind dazu da, aus der Welt geräumt zu werden – mit Musik und mit dem Dresdner Festspielorchester.

Zu einem nicht minder spannenden „Clash“ der Künste „Mit dem Festspielorchester hat Intendant Jan Vogler ein Herzstück lädt das zweite Projekt des Orchesters, das unter Hans-Christoph für die Dresdner Musikfestspiele Rademann Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ in einer geschaffen. Wir freuen uns choreografierten Version auf die Bühne bringt. Der in Paris sehr, dieses Stück neue Tradition lebende türkische Breakdancer Yaman Okur – übrigens auch mitgestalten zu dürfen.“ Weltmeister in seinem Fach – wird sich mit seinen Tänzern der Michael Neuhaus, Kontrabassist Genesis mittels Bewegung auf faszinierende Weise nähern. und Mitglied des Der zweite Block aus Werkstattkonzert und AbschlussOrchestervorstandes matinee kreist um Schumanns klangschwelgerisches Cellokonzert. Musiker des Orchesters, Jan Vogler, Ivor Bolton und Bernhard Hentrich erläutern in der „Werkstatt“ die Klangbausteine des Cellokonzertes wie auch die Entwicklung des Violoncellos selber. So ist man bestens gerüstet für das Abschlusskonzert, das in seinem Programm Brahms’ „Variationen für Orchester über ein Thema von Joseph Haydn“, Schumanns Cellokonzert – von Jan Vogler auf Darmsaiten interpretiert – sowie Beethovens schicksalhafte Fünfte Sinfonie vereint.

Nun ist es ja das Schicksal der Musik, dass sie im Unterstützen Sie die Realisierung der ersten CD des Moment des Hörens schon verklungen ist. Um der Flüchtigkeit Dresdner Festspielorchesters. Mehr Informationen unter des Klanges entgegenzuwirken und als besonderes Geschenk an www.99funken.de/dresdnerfestspielorchester sein Publikum, möchte das Dresdner Festspielorchester zum B A R O C K LO U N G E fünften Geburtstag seine erste eigene CD realisieren. „Eine CD- D O 2 6 . M A I 2 0 . 0 0 / B A L L- U N D B R A U H A U S WA T Z K E Produktion bedeutet immer eine noch intensivere Auseinander- H AY D N : „ D I E S C H Ö P F U N G ” setzung mit der Musik – sie bringt ein Orchester immer weiter. D O 2 . J U N I 2 0 . 0 0 / K R E U Z K I R C H E Außerdem freuen wir uns auf eine klingende Visitenkarte“, QUARTETT DER KRITIKER erzählt Michael Neuhaus. Gemeinsam mit Jan Vogler möchte S A 4 . J U N I 1 5 . 0 0 / PA L A I S I M G R O S S E N G A R T E N das Orchester Robert Schumanns Cellokonzert und seine Zweite Sinfonie aufnehmen, beides Werke, die in Dresden ent- W E R K S T A T T KO N Z E R T standen. Ein Traum, der noch Spenden braucht, die über ein S A 4 . J U N I 1 7 . 0 0 / PA L A I S I M G R O S S E N G A R T E N Crowdfunding gesammelt werden sollen. Damit der Traum A B S C H LU S S KO N Z E R T SO 5. JUNI 11.00 / SEMPEROPER zum Klangtraum wird.

W E R K S TAT T / 2 1 / D R E S D N E R M U S I K F E S T S P I E L M A G A Z I N

Ein Blick hinter die Kulissen – medici.tv TEXT ANA MARIA QUANDT S C R E E N S H OT S M E D I C I T V K L A S S I S C H E M U S I K I S T H E U T Z U T A G E FA S T Ü B E R A L L A U F D E R W E LT E R L E B B A R . D O C H K A N N D E R KO N Z E R T G Ä N G E R N I C H T I M M E R Ü B E R M E E R E U N D KO N T I N E N T E R E I S E N — G R E N Z E N , D I E DA S I N T E R N E T N I C H T K E N N T. WA R U M A L S O N I C H T B E I D E S KO M B I N I E R E N ? S O I N E T WA DA C H T E S I C H DA S H E R V É B O S S I È R E , G R Ü N D E R D E R O N L I N E - P L A T T F O R M M E D I C I .T V.

Das Licht im Konzertsaal wird langsam dunkler, und damit verstummt auch das Stimmendurcheinander des Publikums. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf die Bühne. Applaus. Die Musiker betreten den Saal und setzen sich. Der erste Ton beginnt und ... die Beine hochgelegt, das Lieblingsgetränk und einen Snack an der Seite, kann es sich der Konzertbesucher auf der Couch gemütlich machen und doch live dabei sein, wenn hochkarätige Stars der Klassik in den großen Musikzentren der Welt unterwegs sind.

Möglich macht dies das 2008 von Hervé Bossière gegründete Unternehmen medici.tv, das sich seitdem zur führenden Internetplattform für klassische Musik entwickelt hat.

Mit mehr als 100 Live-Übertragungen im Jahr aus den internationalen Konzertsälen und Opernhäusern findet der Klassikfan hier alles, was Rang und Namen hat. Und das kostenfrei. Nur wer Zugriff auf die gesamte Mediathek der vergangenen Veranstaltungen haben möchte, muss sich als Abonnent registrieren.

Das Geheimnis liegt also im Medium Internet. Würde alles etwa über eine Fernsehstation laufen, so könnte man in der Qualität nur um die fünf Konzerte pro Jahr realisieren, so Bossière. Eine innovative Idee mit großem Erfolg.

Während die Musiker auf der Bühne ihr Bestes geben, wird hinter den Kulissen auch dem Übertragungsteam so einiges abverlangt – was jedoch für den Musikgenießer vor dem Bildschirm meist verborgen bleibt. Je nach Konzertort, Besetzung und Aufwand arbeitet ein zehn- bis fünfzehnköpfiges Team an der reibungslosen Umsetzung der Live-Übertragung. Denn da zählt jedes Detail und ist hohe Konzentration gefragt. Zwischen D R E S D N E R M U S I K F E S T S P I E L M A G A Z I N / 2 2 / B A C K S TA G E

dem ersten Kabel bis zum letzten Ton am Konzertabend steht ein ganzer Tag voller Herausforderungen und natürlich mit großartiger Musik: 1 0 . 0 0 U H R — Das Team von medici.tv ist angekommen, und die ersten Vorbereitungen beginnen, damit am Abend alles steht. Hunderte Meter an Kabel müssen verlegt werden, quer durch den ganzen Veranstaltungsraum. Monitore, das Regiepult, die Tonanlage ... alles muss an seinen Platz.

1 2 . 0 0 U H R — Es herrscht reger Betrieb. Jeder Mitschnitt stellt das Team vor neue Herausforderungen, denn jeder Aufführungsort ist anders, klingt anders und verlangt eine genaue Analyse der Bedingungen. Zudem ist die Zahl der Musiker von entscheidender Bedeutung für die Anzahl und Positionierung der Kameras. Diese hängt auch davon ab, ob es sich um ein Orchesterkonzert, Kammermusik oder ein Solorecital handelt, bei dem die Musiker sitzen, was gezeigt werden soll und von wem was gespielt wird. Denn Ziel ist es, die einzigartige Atmosphäre einzufangen. Schließlich soll der Zuschauer das Gefühl haben, als sei er selbst im Konzert.

1 5 . 0 0 U H R — In einer Stunde kommen die Musiker zur Probe. Bis dahin werden weiter fleißig Kabel gerollt und angeschlossen. Die Bühne wird vorbereitet und die Mikrofone werden aufgehängt. Der erste Sound- und Bildcheck kann beginnen.

1 6 . 0 0 U H R — Während die Musiker auf der Bühne Platz nehmen, wird alles für einen ersten Probedurchlauf in Position gebracht. Die entscheidende Rolle hat nun der Regisseur. Er ist die Schaltstelle, bei der alles zusammenläuft. Über Funk kommuniziert er mit den Kollegen im Saal. Während die Musiker auf der Bühne noch einmal alle Stücke des Abends durchspielen, werden Kameraeinstellungen, Tonspuren und Übertragungsfeinheiten eingestellt und

Unser Tipp: Erleben Sie noch einmal die spektakuläre Live-Übertragung des Festkonzerts zum zehnjährigen Weihefest der Frauenkirche vom 24. Oktober 2015 mit dem Orpheus Chamber Orchestra, Mira Wang und Jan Vogler. Das von den Dresdner Musikfestspielen ausgerichtete Konzert steht bis Oktober 2016 auf medici.tv kostenlos zum Streaming zur Verfügung.

durchgespielt. Wie im Film folgt auch hierbei alles einem genauen Ablaufplan.

Wichtig ist dabei der Zusammenklang von Bild und Musik. Mit der Partitur in der Hand entscheidet der Regisseur anhand der Noten, welche Kameraeinstellung gerade genommen wird. Wo wird eine Gesamtaufnahme gebraucht und wo werden vielleicht die Hände des Pianisten in einer Nahaufnahme gezeigt?

Das alles ist essenziell für ein spannendes Musikerlebnis auf dem Bildschirm.

Damit am Konzertabend alles reibungslos zu sehen ist, prüft ein Mitarbeiter die funktionierende Übertragung im Internet. Da medici.tv nur online sendet, muss der Live-Stream sowohl auf dem Computer als auch auf dem Tablet und Handy gleichermaßen gut aufgerufen werden können.

1 8 . 0 0 U H R — Noch 120 Minuten bis zum Konzert. In einer Stunde wird das Publikum in den Saal gelassen. Letzte Kabel werden am Fußboden mit Klebeband fixiert. Im Regieraum wird noch einmal das Programm des Abends durchgesprochen.

2 0 . 0 0 U H R — Konzertbeginn. Das Licht geht aus, die Kameras gehen an. Die Musiker betreten die Bühne. Applaus.

Kurze Stille, die Musik beginnt. Der Regisseur gibt Anweisungen und dirigiert sein Team hinter der Bühne virtuos durch den Aufführungsabend. Nicht nur die Musiker auf der Bühne schwitzen im Scheinwerferlicht, auch hinter den Kulissen

wird Schwerstarbeit geleistet. Beim Solo des Klaviers bitte Kamera 3, dann wieder in die Totale. Alles klappt reibungslos, die Übertragung im Internet funktioniert.

2 2 . 3 0 U H R — Das Konzert ist zu Ende. Das Publikum ist bereits gegangen.

Doch für das Team von medici.tv ist der Tag noch nicht vorbei. Denn jetzt muss alles wieder abgebaut und verstaut werden. Das nächste Projekt wartet schon.

Und weiter geht es zu einer neuen Herausforderung. In New York oder Paris – oder in Dresden.

14 PA L A I S I M G R O S S E N G A R T E N Das romantische Barockpalais diente bereits dem Hof als Veranstaltungsort für rauschende Feste und bietet heute den vielfältigsten Formen von Kammerkonzerten einen stimmungsvollen und akustisch brillanten Raum. Nicht nur wegen der idyllischen Lage inmitten des Großen Gartens kann sich der Zuhörer für einen Augenblick dem hektischen Treiben der Stadt entziehen und sich dieser besonderen musikalischen Auszeit hingeben.

K A V A KO S B E E T H O V E N Z Y K LU S Ludwig van Beethovens gesamte Violinsonaten 16./17./19. MAI JEWEILS 20.00 B A C K S TA G E / 2 3 / D R E S D N E R M U S I K F E S T S P I E L M A G A Z I N

Der mit Madonna tanzt TEXT OLIVER GEISLER I L LU S T R A T I O N G E S I N E G R OT R I A N

Yaman Okur: Hip-Hop, Streetdance und historisches Instrumentarium – ein ganz neues Kapitel in der Aufführungsgeschichte von Haydns „Schöpfung“ DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN / 24 / KÜNSTLER

Ein Junge hat einen Traum. Er will Tänzer werden. So fangen bewegende und nicht selten erfolgreiche Filme an: Dem persönlichen Training und der Entwicklung eines eigenen, intuitiven Tanzstils mit viel Bauchgefühl folgt die Aufnahme in eine renommierte Akademie. Und dann scheint ein Motor angeworfen, denn mit unglaublicher Rasanz entwickelt sich dieser kleine Junge zu einem der angesagtesten Tänzer der Street- und Popkultur. Seine Choreografien, die immer auch Reminiszenzen an die eigene Vergangenheit sind, verschaffen ihm nicht nur höchste Anerkennung in der Szene, sondern öffnen ihm auch die zumeist golden patinierten Türen der Opern- und Konzerthäuser: Die klassische Musik ist bereit für neue Ausdrucksformen.

Zugespitzt lässt sich so das Leben von Yaman Okur, dem türkischstämmigen Künstler, der heute in Paris lebt, zusammenfassen. Es war so ein Kindheitstraum, der dann gleich in der Pariser Académie Internationale de Danse mündete. Die Kompagnie Trafic de Styles lud ihn ein, wenig später prägte er die aufsehenerregende Tanzgruppe Wanted Posse. Nur zwei Jahre danach (2001) wurde er zum Weltmeister des Hip-Hop und Streetdance.

Denn nichts anderes bedeutet der ihm verliehene Titel „B-Boy World Champion at the Battle of the Year (International)“.

Es waren und sind vor allem der unverwechselbare, gleichermaßen raue wie enorm sinnlich-fließende Stil und die extreme Körperbeherrschung, die Yaman Okurs Karriere befeuerten. Hinzu kommt etwas, das man nicht lernen kann, sondern einfach hat – oder eben nicht: Charisma.

Vielleicht war es diese Mischung, die ihn zum Gastkünstler beim legendären Cirque du Soleil werden ließ. Oder die Sängerin Madonna nach einer einwöchigen tänzerischen Begutachtung dazu bewog, ihn für mehrere Welttourneen zu verpflichten. Und da steht oder besser: bewegt er sich nun – vor 90.000 kreischend-begeisterten Musikfans und reibt sich womöglich hin und wieder verwundert die Augen, ob das nicht doch noch alles Teil dieses Traumes ist ... Doch spätestens, wenn Madonna, wie vor jeder Show, alle Mitwirkenden zum gemeinsamen Gebet zusammenruft und den Muslim Yaman Okur bittet, doch diesmal das Gebet zu gestalten, wird es wieder sehr real und aufregend. „Meiner Meinung nach ist Madonna nicht nur eine Künstlerin ... Sie wendet sich uns zu wie eine Mutter, sorgt sich um unser Wohlbefinden, schenkt uns Liebe und Aufmerksamkeit.“ Mit seiner Kunst will er berühren, bewegen, mitreißen – und immer wieder Momente sensibler ästhetischer Erfahrungen kreieren. Er engagiert sich dafür, dass Jugendliche das Medium Tanz entdecken. À propos Entdeckungen: Neuerdings hat er sich der klassischen Musik zugewandt. Oder war es andersherum und die Welt der Klassik war bereit, sich ihm zu öffnen? Auf die Frage nach seinem Verhältnis zu dieser Form der Musik sagt er: „Klassische Musik ist eine vollkommen andere, eigene Welt. Ich liebte sie schon immer – aber wusste wohl gar nicht, wie sehr, bis ich eine Show für die Labèque-Schwestern choreografiert habe.“ Das war 2015, als er mit dem Klavier-Duo Katia und Marielle Labèque arbeitete.

In Dresden, bei den Musikfestspielen, beginnt für ihn alles mit Chaos. Schließlich eröffnet Joseph Haydn damit das epochemachende Oratorium „Die Schöpfung“, das der Tänzer für die Festspiele choreografiert. Für Yaman Okur eine ideale Situation. Ihm erscheint Chaos als „größtmögliche Freiheit. Ich vermute, dass Künstler insgesamt eher vom Chaos inspiriert werden als, sagen wir, von der Freude. Chaos verursacht Risse

und Unterschiede zwischen Gefühlszuständen. Chaos treibt eine Emotion stärker hervor als eine andere – ich muss diese dann nur aufgreifen und als Werkzeug meines Schaffens aneignen. Chaos erzeugt neue Kreisläufe.“ Und längst hat Okurs Leben selbst unzählige neue Kreisläufe initiiert und rasante Wendungen genommen. Längst hat sich sein Leben von einer zaghaft formulierten „Traumnovelle“ zu einem spannenden Abenteuerroman mit jeder Menge künstlerisch-philosophischer Reflexionen erweitert.

Danach befragt, worin der größte Unterschied bestünde, wenn man mit Madonna oder mit Eva tanze, antwortet Yaman Okur lachend: „Beide haben große Dinge hervorgebracht.“ Wenn das so ist, haben sie in ihm zumindest den idealen Tanzpartner gefunden.

Vielleicht ist der Adrenalinspiegel des einen oder anderen Klassik-Puristen bei dieser Re-Interpretation und neuen Lesart der „Schöpfung“ mit den Mitteln des Hip-Hop und Streetdance ja etwas höher als sonst. Sicher ist, dass die Verbindung zwischen dem historischen Instrumentarium des Festspielorchesters und dem charakteristischen Klang des Dresdner Kammerchores unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann mit der Choreografie von Yaman Okur ein neues Kapitel für diesen bemerkenswerten Künstler aufschlagen wird. Auf die Frage hin, was der Schlüssel zu der aufsehenerregenden Zusammenarbeit mit Madonna war, sagt Yaman Okur: „Sie liebt Dinge, die sie nie zuvor gesehen hat, die einzigartig sind.

Sie liebt Originalität und Abweichung. Und sie ist bereit, diese Dinge zuzulassen.“ Das klingt wie eine Einladung an die Besucher der „Schöpfung“ bei den Dresdner Musikfestspielen, sich an diesem Abend doch einmal ein bisschen wie Madonna zu verhalten ...

11 K R E U Z K I R C H E In ihrer langjährigen Geschichte wurde die ursprünglich 1215 gegründete Kreuzkirche am Dresdner Altmarkt mehrfach zerstört, wieder auf- und umgebaut. 1989 wurde sie zum Zentrum der Friedlichen Revolution in Dresden. Sie ist eine der bedeutendsten Aufführungsstätten für sakrale Musik in der sächsischen Landeshauptstadt und Heimstatt des Dresdner Kreuzchores.

D R E S D N E R F E S T S P I E LO R C H E S T E R – DRESDNER KAMMERCHOR – RADEMANN – OKUR Joseph Haydn „Die Schöpfung“ DO 02. JUNI 20.00 KÜNSTLER / 25 / DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN

„Und die Welt hebt an zu singen“ In Singapur ist es gelungen, in kürzester Zeit ein Spitzenorchester zu entwickeln. Das 1979 gegründete Singapore Symphony Orchestra darf geradezu als die Verkörperung des Wandels der Zeit und des Aufbruchs der Musik in Asien gelten.

TEXT WOLFGANG STÄHR F OT O G R A F I E C H R I S C H R I S T O D O U LO U

Musik lässt sich auf Dauer nicht eingrenzen. Dieses kavalier-Suite“ von Strauss und Ravels „La Valse“ das ViolinGlück teilt sie mit der Gedankenfreiheit – „es bleibet konzert von Felix Mendelssohn mit dem Solisten Gil Shaham dabei, die Gedanken sind frei“. Und deshalb konnten (in Dresden) und das durch und durch romantische Cellokonzert ein Bayer und ein Franzose, unbeschränkt von natio- von Robert Schumann mit Jan Vogler (in Berlin), dessen endlos nalen Hemmnissen, den Wiener Walzer verherrlichen: ausgesponnene Instrumentalkantilenen an die magische ForRichard Strauss in seiner nostalgischen Komödie „Der mel aus Eichendorffs Gedicht von der „Wünschelrute“ erinnern: Rosenkavalier“, die obendrein noch in Dresden „Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort, uraufgeführt wurde, fernab von Wien; und Maurice und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort.“ Ravel mit seinem betörenden, verstörenden Orchester- In die Spätzeit der Romantik und die Morgendämmerung der poem „La Valse“, einer Apotheose und Apokalypse Moderne entführt Arnold Schönbergs Tondichtung „Verklärte des Walzers. Ravel beschwor mit seiner Musik eine Nacht“ für Streichorchester – und auch dieses inbrünstige Fin-deszenische Vision herauf: „Durch wirbelnde Wolken siècle-Stück werden die Symphoniker aus Singapur bei den hindurch sind hier und da Walzer tanzende Paare Musikfestspielen interpretieren. erkennbar. Die Wolken zerstreuen sich nach und Dabei stellen sie ihren beiden Konzerten jeweils eine nach und geben den Blick auf einen gewaltigen Saal Art Ouvertüre voran, ein gerade erst uraufgeführtes Auftragsfrei, in dem sich eine Menschenmenge dreht. All- werk des jungen singapurischen Musikers Chen Zhangyi, das so mählich wird die Bühne heller, bis im Fortissimo der ätherisch und sinfonisch klingt wie sein geheimnisvoller Titel: volle Glanz der Kronleuchter erstrahlt. Ein Kaiserhof „Of an Ethereal Symphony“. Chen Zhangyi denkt dabei an ein um 1855.“ Gespräch mit seinem verstorbenen Großvater, „der einmal sagte, Auch die Philharmoniker und Symphoniker dass wir ‚an einem Ort leben, der dem Paradies gleicht‘“. müssen keineswegs aus Wien „stammen“, um den Der 1984 geborene Chen Zhangyi versteht das KompoWalzertakt zu beherrschen, nicht aus Österreich, nieren, namentlich wenn er für Orchester schreibt, wie einen nicht einmal aus Bayern oder Frankreich. In diesem Brief, den er an seine Freunde richtet. Auf die Frage, was denn Sommer kommen sie aus Singapur. Die Musikerinnen „singapurisch“ in der und für die Musik bedeute, hat er eine verund Musiker des Singapore Symphony Orchestra blüffende Antwort: „Singapurisch, das heißt nicht gänzlich chigastieren nach 2010 schon zum zweiten Mal bei den nesisch zu sein und nicht völlig westlich, sondern in einem Dresdner Musikfestspielen, mit Konzerten in der Zusammenfluss der Kulturen zu leben.“ Berliner Philharmonie und in der Dresdner FrauenDer südostasiatische Stadtstaat Singapur, ein Land mit kirche. Auf dem Programm stehen außer der „Rosen- vier Amtssprachen, berühmt als Sehnsuchtsziel der Reisenden, DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN / 26 / KÜNSTLER

ein glamouröses, hypermodernes, lange Zeit prosperierendes Inselreich – Singapur kann seit 2002 auch mit einem architektonisch ambitionierten Kulturzentrum aufwarten, dem Esplanade, und darin mit einem überaus beeindruckenden Konzertsaal.

Dort residiert das Singapore Symphony Orchestra, das erst 1979 gegründet wurde und somit noch ganz jung, fast wie ein „Orchesterkind“ erscheint im Vergleich zu den europäischen Klangkörpern mit ihren jahrhundertealten Traditionen in den Hofkapellen und den bürgerlichen Konzertvereinen. Aber unter dem seit 1997 amtierenden chinesischen Chefdirigenten Lan Shui, einem Meisterschüler von Leonard Bernstein und vormaligem Assistenten von Kurt Masur, konnte das Singapore Symphony Orchestra in kurzer Zeit eine erstaunliche internationale Erfolgsgeschichte schreiben: mit Konzerten in den Vereinigten Staaten, in China, Hongkong, Japan, Frankreich, Deutschland – und 2014 dem Debüt bei den „BBC Proms“ in London. Für das schwedische Label BIS hat das SSO eine Rachmaninow-Edition eingespielt, ein „Seascapes“-Album mit Werken von Claude Debussy, Frank Bridge, Alexander Glasunow und Zhou Long, allesamt zum Thema „Meer“, sowie einen Zyklus mit Klavierkonzerten und Sinfonien des Russen Alexander Tscherepnin.

Wenn das Singapore Symphony Orchestra mit Lan Shui und Jan Vogler am 23. Mai 2016 in der Berliner Philharmonie auftritt, kommt dieses Konzert einem doppelten Gastspiel gleich, da mit dem SSO ja auch die Musikfestspiele – zum bereits dritten Mal – in die Regierungsmetropole reisen, um dort die Stadt Dresden als Kulturbotschafter zu präsentieren. Und um ein Zeichen zu setzen, dass die Musik rein gar nichts zu tun hat mit engen Grenzen und nationaler Selbstbeschränkung.

1997 übernahm der im chinesischen Hangzhou geborene Lan Shui die musikalische Leitung des Singapore Symphony Orchestra und formte den Klangkörper zu einer der führenden musikalischen Stimmen im Musikleben Asiens.

04 B E R L I N E R P H I L H A R M O N I E Die Philharmonie ist seit mehr als 50 Jahren das musikalische Herz Berlins. Ihre ungewöhnliche, zeltartige Form und ihre weithin leuchtende, gelbe Farbe machen sie zu einem der Wahrzeichen der Stadt. In der weltberühmten Spielstätte gastiert mit dem Singapore Symphony Orchestra ein Spitzenensemble aus Fernost als Botschafter der Musikfestspiele.

SINGAPORE SYMPHONY ORCHESTRA – LAN SHUI – VOGLER Werke von Ravel, Schumann, Strauss, Zhangyi MO 23. MAI 20.00 W E I T E R E S KO N Z E R T I N D R E S D E N SA 28. MAI 20.00 / FRAUENKIRCHE siehe Programmübersicht S. 16 /17 KÜNSTLER / 27 / DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN

02 A N N E N K I R C H E

17 S C H A U S P I E L H A U S

Der Bau der ältesten Dresdner Vorstadtkirche

Das Staatsschauspiel Dresden darf sich,

wurde im 16. Jahrhundert von Kurfürstin

vielfach ausgezeichnet, zu den Zentren

Anna initiiert. Seit ihrem Bestehen erlebte

zeitgenössischer Bühnenkunst zählen. Die

die Annenkirche viele Umbauten und besitzt

rekonstruierte prächtige Originalarchitektur

daher den Reiz des Widersprüchlichen. Die

des 1913 eröffneten Schauspielhauses bietet

ursprünglich barocke Kirche wurde schließlich

den Festspielproduktionen eine Bühne, auf

im Jahre 1909 weitgehend durch einen vom

der sich musikalische und darstellerische

Jugendstil beeinflussten Bau ersetzt, der über eine

Ausdrucksformen auf ideale Weise verbinden.

außerordentlich gute Akustik verfügt.

„ D E R S C H WA N V O N C A T A N I A” Marie Bäumer erzählt die Geschichte des Belcanto

HAGEN QUARTETT

SO 22. MAI 20.00

Werke von Bartók, Kurtág, Schumann SA 14. MAI 20.00

Festspielnachrichten „QUARTETT DER KRITIKER“

KLINGENDES, SINGENDES DRESDEN

AUSKLANG UNTER FREUNDEN I N D E R F E S T S P I E L- LO U N G E I M Q F

Robert Schumanns Konzert für Violon- Nicht nur mitsingen, sondern sämtliche cello ist längst zu einem Klassiker und Mei- Straßen auch mit Instrumenten zum Auch in diesem Jahr lädt die Festspiellenstein der Celloliteratur avanciert und Klingen bringen können Laien- wie Profi- Lounge im obersten Stock des QF Hotels erfreut sich dabei gleichermaßen äußerster musiker und -sänger am 28. Mai. Mit der am Neumarkt dazu ein, einen KonzertBeliebtheit beim Publikum. Bei den Musik- „Klingenden Stadt“ lädt das Festival Men- abend bei angeregten Gesprächen unter festspielen ist die Komposition in der schen aus Dresden, Sachsen und darüber Freunden mit einem schönen Getränk Interpretation von Jan Vogler mit gleich hinaus dazu ein, mit eigenen Ensembles, und einem leckeren Snack ausklingen zu zwei Orchestern zu erleben: dem Singapore Chören, Bands und Programmen aufzu- lassen. Auch Festspielkünstler werden an Symphony Orchestra am 23. Mai und dem treten oder sich dem eigens für dieses vielen Abenden zu später Stunde dabei große Mitmachprojekt zusammengestell- sein und mit kleinen musikalischen EinDresdner Festspielorchester am 5. Juni.

Perfekter Diskussionsstoff für das ten Projektchor und -orchester anzuschlie- lagen für prickelnde Festivalatmosphäre Quartett der Kritiker, das auch in diesem ßen, die gemeinsam unter der Leitung sorgen. So dürfen sich die Gäste in der Jahr wieder bei den Festspielen tagt, von Prof. Ekkehard Klemm mitten in der Lounge am 11. Mai auf Sebastian Knauer diesmal im idyllischen Palais im Großen Stadt den vierten Satz der Neunten Sinfo- und am 12. Mai auf Dorothee Oberlinger Garten. Dabei nehmen vier Koryphäen nie von Ludwig van Beethoven aufführen und das Ensemble Sarband freuen. Musiker des deutschsprachigen Feuilletons Schu- werden. Friedrich Schillers völkerversöh- des Kammerorchesters Basel sind gleich manns Cellokonzert anhand berühmter nender Gedanke aus seiner berühmten zweimal zu erleben, nämlich am 13. und und für die Interpretationsgeschichte be- Ode „An die Freude“ steht für dieses Projekt 14. Mai. Einen besonderen musikalischen deutender Einspielungen unter die kriti- Pate. Jeder darf mitmachen, egal welcher Leckerbissen gibt es am 3. Juni mit Tora sche Lupe. Eine anregende und facetten- Herkunft und welche Sprache sprechend – Augestad und ihrer Band. Omer Meir reiche Auseinandersetzung ist garantiert, es darf nach Lust und Laune musiziert Wellber und Mitglieder des Israel Philhardie dabei bestens auf das sich anschlie- werden! Auf dass die Kraft der Musik an monic Orchestra werden nach ihren Konzerten am 18., 19. und 21. Mai israelisches ßende Werkstattkonzert und die Abschluss- diesem Tag alle vereinen möge!

Flair in das Dachgeschoss des QF tragen. matinee am darauffolgenden Tag in der Klingende Stadt, 28. Mai, ab 15.00, überall Und auch das Festspielorchester lässt es Semperoper einstimmt. in Dresden; mehr Informationen unter sich nicht nehmen, an drei Abenden in Mit: Eleonore Büning („FAZ“), www.musikfestspiele.com/de/musix/ der Lounge aufzutreten. Die genauen Sabine Fallenstein („Südwestrundfunk“), und weitere Termine erfahren Sie unter Christian Kröber (freier Musikkritiker) „News“ auf unserer Webseite. und Kai Luehrs-Kaiser („Die Welt“, „FONO FORUM“) Festspiel-Lounge im QF Hotel, Neumarkt 1, 6. Etage. Öffnungszeiten und musikalisches „Quartett der Kritiker“, 4. Juni, 15.00, Programm finden Sie unter www.musikPalais im Großen Garten (Eintritt frei, festspiele.com Anmeldung erwünscht) DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN / 28 / FESTSPIELNACHRICHTEN

Falafel I L LU S T R A T I O N G E S I N E G R OT R I A N

Impressum Dresdner Musikfestspiel Magazin Hauptstraße 21 01097 Dresden Telefon 0049351 / 478 56-0 Fax 0049351 / 478 56-23 info@musikfestspiele.com www.musikfestspiele.com Herausgeber Intendant Jan Vogler

Zum Themenschwerpunkt Israel hier ein klassisches Rezept für das heimliche israelische „Nationalgericht“. Klar gibt es für Falafel auch gute Fertigmischungen, aber so richtig authentisch schmecken sie nur, wenn man sie mit Kichererbsen und dicken Bohnen macht – und mit viel Zeit: 1 5 0 G G E T R O C K N E T E D I C K E B O H N E N in eine Schüssel geben, mit kaltem Wasser bedecken und zwei Tage quellen lassen (Wasser 1 mal, im Sommer 2 mal am Tag wechseln).

Am zweiten Tag zusätzlich 2 0 0 G G E T R O C K N E T E K I C H E R E R B S E N in einer weiteren Schüssel einweichen. Dann (am dritten Tag) die Hülsenfrüchte abgießen. 1 Z W I E B E L U N D 2 K N O B L A U C H Z E H E N grob hacken, B L Ä T T E R V O N 1 B U N D P E T E R S I L I E abstreifen und zusammen mit den Kichererbsen und den Bohnen, von denen man vorher die Haut abgezogen hat, in der Küchenmaschine fein pürieren. Mit 1 P R I S E C AY E N N E P F E F F E R , 1 T L G E M A H L E N E M KO R I A N D E R , 1 / 2 T L G E M A H L E N E M K R E U Z K Ü M M E L , 1 T L S P E I S E N AT R O N ( E R S AT Z W E I S E B A C K P U LV E R ) , S A L Z U N D P F E F F E R die Masse würzen und dann 30 Minuten ruhen lassen. Kleine Bällchen formen, diese ein wenig plattdrücken und weitere 30 Minuten ruhen lassen.

Großzügig Öl in eine tiefe Pfanne geben und die Falafeln ausbacken (möglichst nur 1 mal wenden). Warm oder kalt servieren.

Redaktion Martin Künanz V.i.S.d.P., Christiane Filius-Jehne, Ana Maria Quandt Dresdner Musikfestspiele Lektorat Christiane Filius-Jehne Texte Albrecht Dümling, Christiane Filius-Jehne, Ursula Gaisa, Oliver Geisler, Imke Hinz, Juan Martin Koch, Corina Kolbe, Dieter David Scholz, Wolfgang Stähr, Ana Maria Quandt Illustration & Fotografie Marco Borggreve, Mathias Bothor, Felix Broede, Chris Christodoulou, Gesine Grotrian, Francesco Guidicine, Mirko Joerg Kellner, Oliver Killig Art Direktion & Design Gesine Grotrian, Patricia Jaecklin www.grotrianleitzgen.de www.machmabunt.de Druck Druckerei Thieme, Meißen www.bythieme.de Papier maxioffset und maxigloss Dieses Magazin wurde gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Igepa Group. Produced by UPM. Auflage 2016 / 55.000 Nachdruck nur nach vorheriger Einwilligung. Alle Rechte vorbehalten.

REZEPT / 29 / DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN

Nehmen Sie sich Zeit mit Martina Gedeck TEXT URSULA GAISA F OT O G R A F I E M A T H I A S B OT H O R ( S . 3 0 ) , O L I V E R K I L L I G ( S . 3 1 ) U R S U L A G A I S A „Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding ...“ heißt es im „Rosenkavalier“. Was bedeutet Zeit für Sie? M A R T I N A G E D E C K : An die Zeit denke ich nur, wenn ich pünktlich sein muss. Da gibt es einen Zeitpunkt, auf den man sich geeinigt hat, um sich zu treffen. Diesen Punkt muss man erwischen, aus Achtung vor dem anderen. Ansonsten merke ich die Zeit nicht. Nicht punktgenau sein zu müssen, ermöglicht einem Raum zur Muße, den ich sehr liebe. In Zeiten der Muße fühle ich mich frei. Auch beim Spielen bin ich frei; zwar gibt es einen Rhythmus, den man braucht, aber die Zeit als solche, das heißt dass oder wie schnell sie vergeht, empfinde ich nicht.

Am 11. Mai werden Sie im Deutschen HygieneMuseum aus dem Leben George Gershwins erzählen.

Welche Bedeutung hat der große amerikanische Komponist für Sie? Sind Sie seinen Kompositionen schon in Ihren USA-Austauschjahren begegnet?

Gershwins Musik hat etwas so Lebensbejahendes, Mitreißendes. Sie hat für mich stark mit dem amerikanischen Lebensgefühl zu tun. Die Eleganz, die Nonchalance, die Begeisterung über die vielen Möglichkeiten und auf der anderen Seite die MelanSind Sie eher ein in sich ruhender oder ein „schneller“ cholie, der Blues – all das spricht aus seinem Werk.

Lieder wie „Summertime“, „Swanee“, „The Man I Love“ Mensch?

Schnell sein kann man ja zum Glück auch, wenn kenne ich, seit ich denken kann. man in sich ruht. Eigentlich dann sogar besonders gut.

Ist seine Musik zeitlos? Oder illustriert sie eher ZeitWelche Musik ist zeitlos für Sie? Was wird die Zeit geschichte?

Seine Musik spricht – wie jede gute Musik – überdauern?

Geist und Sinne an, und das immer neu. Da gibt es Johann Sebastian Bach, Archie Shepp. keine zeitliche Begrenzung.

Welche Rolle spielt Musik in Ihrem Leben? Hat Ihre Ein Film bleibt, eine Theateraufführung vergeht: Rolle als Clara Schumann etwas verändert?

Ich beschäftige mich gern mit dem Klavier. Das wahr oder nicht?

Vom Film wie vom Theaterstück bleibt das, ist auch durch meine Begegnung mit dem Instrument bei dem Film „Clara Schumann“ so gekommen. was man beim Erleben empfindet, gleichermaßen.

Mich interessiert aber auch die Musik in der Sprache.

Texte erarbeite ich stark vom musikalischen Aspekt her: Rhythmus, Melodie, Tempo, Farbe, Temperament et cetera. Die musikalische Ausdruckskraft des Das „Café Europa“ lädt ein, die Zeit zu genießen Sprechens ist ganz wesentlicher Bestandteil des und zu vergessen – ohne schauspielerischen Ausdrucks, besonders beim Film, Blick auf die Uhr. wo man so fein und nuanciert arbeiten kann.

DRESDNER MUSIKFESTSPIEL MAGAZIN / 30 / NIMM DIR ZEIT

Volkswagen wünscht Ihnen viel Freude bei Soli Deo Gloria.

Kunst zählt zu den wichtigsten Kulturgütern unserer Gesellschaft und setzt immer wieder neue Impulse, die uns inspirieren und zum Nachdenken anregen. Wir freuen uns daher ganz besonders, als Partner von Soli Deo Gloria Kunst und Kultur zu fördern und so einen Beitrag leisten zu können.