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Wenn das Becken einen Knacks bekommt
Ein Sturz auf eisglattem Weg, ein Auffahrunfall, mit dem Fahrrad auf glatter Fahrbahn oder nassem Laub ausgerutscht – es gibt viele Situationen, die einen Beckenbruch verursachen können. Über die differenzierte Behandlung eines nicht ganz alltäglichen Bruches sprach Vitamin K mit Prof. Dr. Tim Lögters, Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Handchirurgie und Orthopädie am St. Vinzenz-Hospital:
Welche Aufgabe hat das gesunde Becken?
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Prof. Lögters: Das Becken ist der Skelett-Teil, der Wirbelsäule und Beine verbindet und die Lastübertragung vom Ober- auf den Unterkörper gewährleistet. Gleichzeitig stützt es die Eingeweide ab. Man kann sich das Becken wie einen Ring aus mehreren Einzel-Knochen vorstellen, die fest miteinander verbunden sind. Daher nennt man dieses Knochengefüge auch Beckenring.
Bei einem Beckenbruch bricht dieser Beckenring an einer Stelle also auseinander?
Prof. Lögters: In der Regel bedarf es dafür einer deutlichen Krafteinwirkung. Im höheren Lebensalter können jedoch schon banale Stürze zu schmerzhaften Beckenbrüchen führen. Wir unterscheiden zwischen stabilen und instabilen Frakturen. Ein Sonderfall ist die Hüftpfannenfraktur – diese entsteht z. B. bei Auffahrunfällen, wenn das Knie am Armaturenbrett aufprallt und der Oberschenkelkopf mit Schwung gegen die Hüftgelenkspfanne gestoßen wird.

Wie werden die unterschiedlichen Formen des Beckenbruchs behandelt?
Prof. Lögters: Stabile Beckenverletzungen können meist konservativ behandelt werden: anfangs ausreichend Schmerzmittel und Bettruhe, dann Physiotherapie mit Mobilisierung unter voller, schmerzangepasster Belastung der Beine.
Bei instabilen Brüchen kann eine Operation notwendig sein. Es gibt unterschiedliche Methoden, das Becken zu stabilisieren. Dabei kommen Schrauben und Platten oder von außen befestigte Haltesysteme (Fixateur externe) zum Einsatz. Häufig geht das minimalinvasiv, d. h. für den Patienten sehr schonend, über nur sehr kleine Hautschnitte. Dies führt zu einer schnellen Schmerzreduktion und Möglichkeit der zügigen Mobilisation.
Und wie ist die Prognose nach einer solchen Verletzung?
Prof. Lögters: Unser Ziel ist es, dass der Patient möglichst schnell wieder allein im Alltag zurechtkommt. Mit der entsprechenden Pflege und gezielter Physiotherapie ist die Prognose in der Regel gut. Die Patienten können bald wieder schmerzfrei nach Hause entlassen werden. Je nach Schwere des Bruches kann es aber auch mal entsprechend länger dauern.
Neuer Chefarzt der Unfallchirurgie
Zum 1.Oktober hat Prof. Dr. Tim Lögters als Chefarzt die Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Handchirurgie und Orthopädie am St. Vinzenz Hospital vom langjährigen Chefarzt Prof. Dr. Dietmar Pennig übernommen, der sich nach 29 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hat.
Nach seinem Medizinstudium an den Universitäten in Köln und Hamburg und Aufenthalten am University of Pittsburgh Medical Center (UPMC) sowie Massachusetts General Hospital Boston in den USA, hat Lögters 2010 an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf habilitiert. Sein Weg führte ihn über das Uniklinikum Düsseldorf und das St. Antonius Krankenhaus in Köln nun ins St. Vinzenz-Hospital. Seine Schwerpunkte liegen in der Behandlung der Erkrankung und Verletzung der oberen Extremitäten sowie in der Behandlung von Verletzungen der Wirbelsäule und des Beckens.
unfallchirurgie.kh-vinzenz@cellitinnen.de www.vinzenz-hospital.de
Chefarzt Prof. Dr. Tim Lögters
Klinik für Unfallchirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Orthopädie
Tel 0221 7712172