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Psychoonkologin Larissa Bartsch hilft Frauen nach einer Krebsdiagnose

Sturz aus der Wirklichkeit

Psycho-Onkologin Larissa Bartsch hilft Frauen nach einer Krebsdiagnose, das Leben zu sortieren und nach vorn zu blicken

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Wer braucht nach einer Brustkrebsdiagnose therapeutische Begleitung?

Bartsch: Das niederschwellige psychoonkologische Angebot in unserem Brustzentrum erlebe ich als sehr gut. Wir verteilen nach der Aufnahme Fragebögen und machen möglichst allen Patientinnen ein Gesprächsangebot. Ganz viele sind dankbar für das Angebot und können das psychoonkologische Gespräch gut für sich nutzen. Ungefähr ein Drittel der betroffenen Frauen braucht eine intensivere psychotherapeutische Behandlung. Die anderen erlebe ich in der Situation gut aufgestellt.

Warum ist Hilfe und Unterstützung notwendig?

Bartsch: Jede Krebsdiagnose bedeutet einen Sturz aus der normalen Wirklichkeit. Die Frauen berichten häufig davon, dass sie sich neben sich fühlen, wie hinter Glas, gar nicht in der Welt. Nach und nach findet die Realisierung statt. Bei dieser großen Angst und Verunsicherung ist eine psycho-onkologische Begleitung unterstützend und sinnvoll.

Wie sieht die Hilfe im Einzelnen aus?

Bartsch: Das richtet sich nach dem, was die Frau braucht. Ich schaffe einen Raum, in dem alles ausgesprochen werden kann, ich helfe zu sortieren und zu differenzieren. Oft reicht ein Erstgespräch. Wir schauen, was an Ressourcen vorhanden ist, was die Frauen ambulant brauchen können, welche Beratungsstellen es gibt, ich nenne Adressen und Anlaufstellen. Telefonisch können die Frauen mich weiterhin jederzeit um Unterstützung fragen.

Wie weit sind die Angehörigen in die Beratung einbezogen?

Bartsch: Eine Krebserkrankung betrifft das ganze Beziehungssystem. Seit Corona ist das noch mal wichtiger geworden, weil der Kontakt nach außen so schwierig bis unmöglich war. Unser Angebot richtet sich natürlich auch an die Angehörigen und es wird in der Regel dankbar angenommen. Es hilft, das System zu stabilisieren und zu beruhigen.

Was passiert mit den Kindern? Wie werden die aufgefangen?

Bartsch: Kinder nehmen alles sehr sensibel wahr, gerade die Ängste, und sie leiden, wenn zu wenig offen gesprochen wird. Zu den Kindern haben wir meistens keinen direkten Kontakt, eher sieht es so aus, dass die Patientinnen nachfragen, wie sie mit dieser oder jener Situation umgehen. Die psychoonkologische Begleitung findet dann im ambulanten Setting, beispielsweise in einer Krebsberatungsstelle, statt. Da gehen die Eltern dann hin für ein Coaching oder die Familie geht zusammen hin.

Und was ist mit den Männern?

Bartsch: Die Männer erlebe ich sehr nah bei ihren Frauen, sie geben viel Unterstützung, einfach auf pragmatische Weise. Unser Angebot nehmen sie eher nicht wahr. Sie schauen, was jetzt gebraucht wird. Rollen müssen oft neu verteilt werden, das Gespräch darüber, der Austausch sind dabei sehr, sehr wichtig.

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