Leute
Seit Bestehen des Jugendwerks gehören auch jedes Jahr zwei junge Menschen zum Team, die ihren Freiwilligendienst in einem der beiden DPJW-Büros, jeweils im Ausland, absolvieren. In diesem Jahr sind das Florian Brandenburg aus Detmold, der für ein Jahr im Warschauer Büro mithilft und Agnieszka Kloc aus Danzig, die die DPJW-Mitarbeiter/innen im Potsdamer Büro unterstützt. Damit sie „am eigenen Leib” erleben können, was deutsch-polnische
info DPJW nr 1/2016
Kooperation heißt und wie man ein deutsch-polnisches Projekt managt, bekommen die Freiwilligen die Gelegenheit, gemeinsam ein Vorhaben zu planen und umzusetzen. Zum 25-jährigen Jubiläum des Deutsch-Polnischen Jugendwerks wollten die beiden wissen, was aus den ehemaligen Freiwilligen geworden ist und wie sie heute ihre damalige Zeit beim Jugendwerk sehen. Dazu haben sie ehemalige Freiwillige besucht und mit ihnen Interviews geführt.
„Es war ein Wendepunkt in meinem Leben“ Wieso hattest du dich gerade für Polen entschieden? Ich muss sagen, am Anfang hatte ich den Gedanken, nach Westeuropa (Frankreich/England) zu gehen. Doch als ich bei der Entsendeorganisation ICE war und die Projektbeschreibung für Warschau gelesen habe, war für mich klar, ich will nach Polen, auch weil mein Opa gebürtiger Warschauer ist. Rückblickend kann ich sagen, dass es die perfekte Entscheidung war. Was war dein Highlight beim DPJW? Auf jeden Fall das gemeinsame Freiwilligenprojekt mit Marta Wąsowska. Wir haben gemeinsam ein geschichtliches Aufarbeitungsprojekt für Jugendliche in den Städten Dresden und Warschau organisiert. Das war auch vielleicht der Grund, warum ich jetzt Geschichtslehrer bin, da mir die Arbeit mit Jugendlichen sehr viel Spaß gemacht hat. Obwohl ich vor dem Auslandsjahr etwas anderes studieren wollte. Wie war die Zusammenarbeit mit Marta? Also, Marta konnte sehr gut Deutsch, das war mein Vorteil. Zwar habe ich Polnisch gelernt, aber das lief schleppend. Wir haben uns gut ergänzt und die Zusammenarbeit war immer positiv. Hat dich irgendetwas überrascht in deinem Jahr? Ja, z.B. die Emotionalität in der Sprache. Ich hatte manchmal das Gefühl, die brüllen sich an oder streiten sich, aber so war das nicht. Es hat sich herausgestellt, dass sie normal miteinander sprechen und es mir nur so vorkam, weil ich die Sprache nicht konnte. Aber auch die Offenheit und Gastfreundlichkeit der Polen.
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War das Jahr für dich eine Inspiration? Mehr als das, es war ein Impuls und ein Wendepunkt in meinem Leben. Sonst wäre ich heute nicht Lehrer und hätte viele Dinge im Leben nicht so gemacht, wie ich sie gemacht habe. Das Projekt und das Jahr haben mir viel gezeigt und haben mich dahin gebracht, wo ich heute bin. Dadurch bin ich sehr glücklich und fühle mich an der richtigen Stelle in meinem Leben. Es gibt mir sehr viel und das hat das Jahr für mich ausgelöst. Das Jahr gibt dir diese Zeit zum Nachdenken über deine Zukunft. Das gebe ich auch meinen Schüler/-innen weiter, dass man so ein Jahr machen soll, weil es einen persönlich weiter bringt und eine Bereicherung ist. Hattest du irgendwelche Enttäuschungen? Die Zeit… ging zu schnell vorbei, leider (lacht). Aber sonst eigentlich nichts.
Fotos: Leszek Gburzyński, Gebhard Ruess
Maik Gueldenstern hat im Jahr 2005/06 seinen Freiwilligendienst in Warschau absolviert. Heute arbeitet er als Lehrer in Hamburg. Agnieszka Kloc hat ihn getroffen und mit ihm über sein Leben als Freiwilliger in Warschau und das DPJW gesprochen.