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n e g e i Z f n ü f Die

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bei. „Was soll denn das? Ich werde versuchen die Ziegen nachhause zu treiben. Ich bin viel größer als ihr alle, mir werden sie gehorchen.“ Es galoppierte auf die Ziegen zu, um sie herum und wieherte laut. Die Ziegen aber fraßen in Ruhe und mit Genuss weiter. Eine Biene kam herbeigeflogen. „Was macht ihr denn alle so spät hier draußen?“, wollte sie wissen. „Wir können die Ziegen nicht nachhause bringen. Sie wollen einfach nicht mitgehen“, erklärte der Junge. Alle haben es schon versucht: ich, meine Schwester, der Hund, der Fuchs und das Pferd.“ „Dann will ich jetzt mein Glück versuchen“, summte die Biene. „Du?“, wieherte das Pferd. „Du bist doch zu klein“, meinte die Schwester. „Wartet’s nur ab“, sagte die Biene. Sie flog zur größten Ziege hin und flog um ihren Kopf herum. Die Ziege hob ihren Kopf, sah die Biene und nahm Reißaus in den Stall hinein. „Halt, warte doch, wir kommen mit!“, riefen die anderen Ziegen und folgten auf der Stelle. Und so hat das kleinste der Tiere es geschafft, die Ziegen nachhause zu treiben.

Illustratorin: Liliane Oser/Martina Spanka

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Auf einem Hof lebten einst fünf Ziegen. Jeden Tag trieb der Junge des Hofes die Ziegen auf die Weide hinaus. Hier konnten sie Gras und Kräuter fressen und es sich gut gehen lassen. Am Abend brachte der Junge sie wieder heim in den Stall, wo sie gemolken wurden und der Familie gute Milch schenkten. Doch eines abends wollten sie nicht Nachhause. Der Junge rief wie immer: „Los ihr Fünf, kommt heim in den Stall!“, doch die Ziegen fraßen einfach weiter. So sehr der Junge auch bat und bettelte, schimpfte und antrieb, die Fünf gingen nicht mit. Da kam die Schwester des Jungen und sagte: „Warte nur, ich kann die Ziegen bestimmt nachhause treiben.“ Doch so sehr sie sich auch bemühte, die Ziegen störten sich gar nicht daran. Sie gingen nicht nachhaus. Sie fraßen einfach weiter. Der Hund kam vom Hof herüber gelaufen und rief: „Mir wird es gelingen, die störrischen Ziegen nachhause zu treiben. Wenn ich belle, werden sie sich erschrecken und laufen.“ Er bellte so laut er konnte, die Ziegen hoben kurz ihre Köpfe und schauten ihn fragend an, dann fraßen sie genüsslich weiter. Ein Fuchs kam gelaufen. „Was ist hier los? Kann keiner von euch die Ziegen nachhause treiben? Lasst mich nur machen. Vor mir haben sie gewiss Angst und laufen heim!“ Er schlich mit grimmiger Miene um die fünf Ziegen herum, machte einen Satz auf sie zu und schrie ganz fürchterlich. Die Ziegen hoben kurz ihr Köpfe, schauten und fraßen genüsslich weiter. Das Pferd von der Nachbarweide kam her-

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