red&queer 18/2010

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5. Jahrgang November 2010

#18

DKP queer und ihre Freunde haben AIDS ... von Thomas und Christian

... nicht vergessen. Es fällt auch schwer, HIV und AIDS an die Seite zu schieben, immerhin sind laut WHO rund 33 Millionen Menschen weltweit mit dem HI-Virus infiziert – In Deutschland sind es immerhin 67.000, sofern man den Zahlen des Robert-Koch-Instituts glaubt. In Wirklichkeit gehen die Aidshilfen in Deutschland von einer wesentlich höheren Zahl aus. Viele Menschen in Deutschland haben noch keinen Test gemacht. Bei den in der Öffentlichkeit kreisenden Zahlen muss man aber genau hinsehen, so Christian Schmidt von der Aidshilfe Hagen e.V.: „In letzter Zeit hört man immer wieder, dass die Infektionszahlen besonders im schwulen Bereich explodieren würden. Schaut man sich die Statistiken genauer an, stellt man fest, dass die Zahl der Neudiagnosen, also die Zahl der neu

festgestellten Infektionen, besonders im MSM-Bereich (Männer, die Sex mit Männern haben) angestiegen ist. Woran liegt das? Nach meiner Auffassung und meinen Gesprächserfahrungen ist die Risikobereitschaft eher gesunken. Das die Zahl steigt, liegt daran, dass gezielte Testangebote gibt, die zum Teil sogar an schwulen Treffpunkten stattfinden. Außerdem ist die Testakzeptanz besonders hoch; somit ist die Testquote bei MSM wesentlich höher als in der Restbevölkerung.“ HIV, HIV-Test, AIDS – Da kommt man schon mal leicht durcheinander. Christian erklärt: „HIV, der Human Immunodefficiency Virus, also der Menschliche Immunschwächevirus ist das, was von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Dieser Virus Fortsetzung auf Seite 2 ...

Aus dem Inhalt Titel Unwissenheit um HIV nährt Intoleranz und Neuinfektionsstatistiken. Seite 1 und 2 Aktuelles Der Aktionsbericht der SDAJ München schildert für uns die Ereignisse um den antisexistischen 1000-Kreuze-Marsch. Seite 3 Thema 10 Jahre Lebenspartnerschaftsgesetz. Seite 4 Geschichte Beschlossene Sache: Regierung und Parlament eiern um die seit nunmehr 10 Jahren ausstehende Umsetzung der Magnus-Hirschfeld-Stiftung herum. Seite 7 Letzte Seite Buchtipp, Termine, Impressum Seite 12


red&queer Nr. 18 Seite 2 ... Fortsetzung von Seite 1

‚zersetzt’ das Immunsystem indem die koordinierenden T4Helferzellen umprogrammiert werden. Wenn irgendwann nicht mehr genug T4-Helferzellen im Blut sind und das Immunsystem zusammenbricht spricht man von AIDS, dem Aquired Immunodefficy Syndrom – der Erworbenen Immunschwäche Krankenheit. Ist das Stadium AIDS erreicht, können Erreger nicht mehr bekämpft werden und selbst Viren, die für einen Erwachsenen eigentlich ungefährlich sind, führen zu oft lebensbedrohlichen Erkrankungen. Um möglichst effizient gegen das Virus vor gehen zu können, macht ein früher Test Sinn. Dieser sollte 90 Tage nach einem Risiko erfolgen, da der Test dann seine größte Zuverlässigkeit hat. Außerdem sollte er möglichst anonym erfolgen um zunächst – auch bei einem positiven Ergebnis – alle Optionen offen zu halten. Bei diesem werden bestimmte Antikörper nachgewiesen. Je nach Testart muss der Klient zwischen 30 Minuten und 10 Tagen auf sein Ergebnis warten. Infos zum Test gibt’s zum Beispiel bei den Aidshilfen oder den Gesundheitsämtern. Ein Test kann in einer Beziehung lebende Menschen, die sich vertrauen, schützen. Sind beide negativ getestet, kann man auf ein Kondom verzichten – natürlich nur innerhalb der Beziehung!

Mit moderner Medizin kann man bei einer Infektion das Immunsystem lange auf einem guten Stand halten. Leider haben wir in diesem Gesundheitssystem zwar eine gute aber nicht vollständige Versorgung von HIVPatienten. Auf dem Land sind Schwerpunktärzte rar und die Krankenkassen zahlen auch nicht alle Medikamente – ganz abgesehen von Menschen ohne Krankenversicherung.“ Um die Themen rund um HIV und AIDS ins Licht zu rücken und um an die Verstorbenen zu erinnern, rufen weltweit viele Organisationen seit 1988 am 1. Dezember zu Solidarität, Anerkennung und Engagement auf. Die rote Schleife, oder auch red ribbon, ist das Zeichen des Welt-Aids-Tags und der damit verbundenen Werte. Der Welt-Aids-Tag soll auch dazu dienen, den Verantwortlichen in der Politik jedes Jahr aufs neue zu zeigen, dass die HIV-AidsPandemie weiter besteht. Rot ist nicht nur die Farbe der internationalen Arbeiterbewegung und der Partei der Arbeiterklasse, es ist auch die Farbe der Liebe und der Gefahr. Dieses Rot soll vor den Gefahren von AIDS und den damit verbundenen sozialen Folgen wie Armut, Stigmatisierung und Ausgrenzung warnen. Noch immer gibt es Menschen, die HIV und AIDS als „von Gott gewollt“ betrachten – seien es die Klerikalfaschisten der Piusbruderschaft, hetzende evangelikale Sekten, homophobe Politiker in aller Welt wie David

Bahati aus Uganda, der gegen Homosexuelle die Todestrafe einführen will – aber auch Josef Ratzinger. Der gebürtige Bayer ist heute Staatsoberhaupt des letzten absolutistisch beherrschten Staates Europas. Er hat sich in den letzten Jahren mehrfach zu diesem Thema geäußert, lehnt aber weiter die einzig wirksame Methode, sich vor HIV und AIDS zu schützen ab, nämlich den „Safer Sex“. Sein Statthalter in Belgien, AndreJoseph Leonard bezeichnete die Immunschwächekrankheit als „spezifische Gerechtligkeit“ für Homosexualität. Und wie ist es in Deutschland? Dazu Christian Schmidt von der Aidshilfe Hagen e.V.: „In Deutschland herscht immer noch große Unwissenheit. [...] Zur Bekämpfung der HIV Pandemie wären drei kleine Dinge schon ein riesiger Schritt: 1. Beim Blasen: Raus bevor’s kommt! 2. Beim Poppen: Kondom benutzen! 3. Beim Drogengebrauch: Jedes mal eine eigene Einwegspritze! [...] Hiermit würden sich nach meiner Einschätzung mindestens 90 Prozent der Neuinfektionen vermeiden lassen, und daran sieht man auch: Soziale Kontakte mit HIV-Positiven sind kein Risiko! Ausgrenzung zerstört bereits, bevor es das Virus tut. [...] Macht allen HIV-Positiven und deren Angehörigen eine Freude, indem ihr an sie denkt und die rote Schleife tragt und das am besten nicht nur am 1. Dezember – denn HIV und AIDS gibt es das ganze Jahr!“


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Aktionsbericht: 1000-Kreuze-Marsch von SDAJ München

da sich die Polizei von einem Kondom, gefüllt mit Schlagsahne, bedroht fühlte.

Foto: SDAJ München

Wie jedes Jahr veranstalteten an Samstag, dem 27.10.2010 selbsternannte „Lebensschützer“, aus rechten und reaktionär christlichen Kreisen, einen 1000-Kreuze-Marsch quer durch die Münchner Innenstadt.

Als es nun endlich losgehen sollte, verzögerten die AktivistInnen und die SDAJ bereits den Beginn des Trauermarsches, nach 500 m wurde er sogar für 30 Minuten blockiert. Die Antwort der Polizei war selbst für München hart und unerwartet aggressiv: Beinahe alle DemonstrantInnen wurden gekesselt und teilweise mit Handschellen abgeführt – es kam zu 35 Festnahmen. Unbeirrt der massiven Repression gelang es uns, den Nach der Kundgebung des Trauermarsch bis zum Ende mit asab_m (Antisexistisches Akti- unseren Transpis zu begleiten onsbündnis München) auf dem und Parolen zu rufen. Rindermarkt bewegte sich die SDAJ zusammen mit mehreren Trotz der Gewalt der Polizei Dutzend Gegendemonstranten lassen wir uns nicht das Recht in Richtung Sendlinger Tor, dem nehmen, auch nächstes Jahr Versammlungsort der Abtrei- gegen fundamentalistische AbbungsgegnerInnen. Hier hatten treibungsgegnerInnen auf die wir die Möglichkeit, unsere Flyer Straße zu gehen und unseren zu verteilen und mit Unbetei- Protest auf die Straße zu tragen. ligten ins Gespräch zu kommen. Fight Sexism! Viele der BürgerInnen zeigten keinerlei Verständnis für den Trauermarsch der christlichen Hardliner und freuten sich, dass Mehr unter... jemand dagegen protestiert.

Hierbei handelt es sich um AbtreibungsgegnerInnen, die sich auf die biblische Schöpfungsordnung berufen, damit eine zweigeschlechtliche Ordnung festschreiben und Frauen in die Rolle der Gebärmaschine drängen. Diese Ansichten bilden die Grundlage ihrer reaktionären Weltanschauung und begründen ihren Hass auf alles was queer Leider kam es bereits am Sendund feministisch-emanzipato- linger Tor zu zwei Festnahmen unter den Gegendemonstranten, risch ist.

www.dkp-queer.de redaktion@dkp-queer.de


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10 Jahre „Homo-Ehe“ von Thomas

Großsekten und „christliche“ Parteien wollen uns eintrichtern, die Ehe sei eine besonders verlässliche und für Kinder förderliche Lebensform. Allerdings ist dies ein Irrglaube. Denn die Qualität von Beziehungen kann man nicht aus der Lebensweise ableiten. Vor zehn Jahren hat die in der BRD bestandene Regierung aus SPD und Bündnis 90/Grüne das als „eingetragene Lebenspartnerschaft“ bezeichnete, jedoch als sogenannte „Homo-Ehe“ bekanntere Gesetz aus der Taufe gehoben. Damit hat diese Regierung das erste Sondergesetz für Homosexuelle seit der Abschaffung des Schwulenparagraphen 175 des Strafgesetzbuches geschaffen. Wir sind der Meinung, das Lebenspartnerschaftsgesetz ist kein Schritt nach vorn, sondern zwei bis drei Schritte zurück. Wir fordern, daß alle freiwilligen Beziehungen zwischen Menschen gleichberechtigt zu behandeln sind. „Die DKP tritt für die Anerkennung und rechtliche Gleichstellung von Lebensentwürfen jenseits der bürgerlichen Ehe ein und fordert die Gleichstellung selbstbestimmter Lebensweisen. Sie steht an der Seite emanzipativer, gegen Diskriminierung ge-

sellschaftlicher Minderheiten großen Religionen im Widerwirkender Bewegungen.“ (aus spruch“. Auch aus der SPD kamen Zwischenrufe. Der damadem Parteiprogramm der DKP) lige Innenminister Otto Schily Aus diesem Grund ist die „Ehe- behauptete wie CDU/CSU und light“ zu streichen. Auch muss FDP, dass das Gesetz gegen den das Allgemeine Gleichstellungs- „besonderen Schutz von Ehe und gesetz durch ein echtes Akzep- Familie“ im Grundgesetz verstotanzgesetz ersetzt werden. Der ßen würde. Am 10.11.2000 kam Artikel 6.1 GG (Ehe und Familie es dann im Bundestag zur Abstehen unter dem besonderen stimmung über ein Gesetz, dass Schutze der staatlichen Ord- zwar einige Rechte wie das Zeugnung.) ist ersatzlos zu streichen; nisverweigerungsrecht enthielt. die steuerliche Ungleichbehand- Die Länderkammer verhinderte lung ist zu beenden. An erster aber, dass Schwule und Lesben Stelle muss das Kindeswohl bei im Steuerrecht gleichgestellt allen staatlichen und gesell- wurden. So kam es dazu, dass schaftlichen Entscheidungen Menschen in einer Lebenspartstehen. Aus diesem Grund for- nerschaft für ihren Partner eindern wir die notwendigen Än- stehen müssen, wenn er in eine derungen im Adoptionsrecht finanzielle Notlage gerät, wenn dahingehend, dass weder der es aber finanziell gut läuft, reSexualität noch dem Familien- agiert das Finanzamt bei den stand beim Sorgerecht für Kin- Partnern, als wenn sie alleine der und bei der Adoption eine lebten. Bedeutung zugemessen wird. Eine gemeinschaftliche Adopti- 2004 wurden zwar noch ein on muss uneingeschränkt mög- paar Rechte nachgeschoben, so können sich Homo-Paare jetzt lich gemacht werden. sogar verloben und nach einer Bei der Bundestagsdebatte um Eintragung das Kind des Partdas Gesetz bemerkt man jedoch ners adoptieren. Das volle Adeher den rückwärtsgewandten optionsrecht, lehnen nun neben Mief in diesem Staate. Im Jahr CDU/CSU auch SPD und Bündnis 2000 hat der als CSU-Hardliner 90/Grüne ab. Volker Beck argubekannte Norbert Geis gesagt: mentiert jetzt, es müssten jetzt „Der Entwurf steht nicht nur zu erst „genügend Erfahrungen unserer Verfassung, sondern mit dem neuen Gesetz gemacht“ auch zu den Prinzipien der drei werden.


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DKP queer tagt im Norden Vom 3. bis 5. Dezember findet im Hamburger Magda-ThüreyZentrum das 17. Bundestreffen von DKP queer statt Auf der Tagesordnung stehen unter Anderem der Besuch der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte in der Hansestadt, die Diskussion über homophobe Tendenzen in den Kommunistischen Parteien Ost- und Südosteuropas mit Willi Gerns. Die Jahresplanung für 2011 sowie die Auswertung für 2010 stehen desweiteren im Mittelpunkt unserer Debatte. Die Auswertung des 19. Parteitags der Deutschen Kommunis-

tischen Partei (DKP) im Oktober dieses Jahres in Frankfurt am Main, ist uns sogar einen gesonderten Tagesordnungspunkt wert. Unsere im Prinzip seit 2006 geführte Auseinandersetzung um die Grundsätze und Forderungen der DKP gegen die Diskriminierung sexueller Identität und Lebensweisen soll nun in einem weiterem Entwurf zum Abschluss kommen. Bereits 2008 wurde ein Antrag an den Parteitag der DKP gestellt, der aber als Arbeits-

papier zurückgewiesen wurde. Nach 20 Jahren „Blaues Heft“ fehlt jedoch eine aktuelle Position zum Thema. Die Kosten für das Bundestreffen belaufen sich für die Verpflegung auf 10 Euro. Getränke gehen allerdings extra. Zum Übernachten muss an Schlafsack und Isomatte gedacht werden. Wer Interesse hat, teilzunehmen, muss sich bis zum 26.11.2010 verbindlich bei uns anmelden. Die Anmeldung ist zu richten an: info@dkp-queer.de

UZ-Sozialistische Wochenzeitung der DKP Rote Fahnen sieht man besser!

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CommPress Verlag GmbH • Hoffnungstraße 18 • 45127 Essen • Fax: 0201-24 86 484 • www.unsere-zeit.de


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In eigener Sache... Wir suchen DeLSI-Materialien Liebe Leserinnen und Leser, zu Beginn der 1980er Jahre wurde die der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) nahestehende Demokratische Schwuleninitiative (DeSI) gegründet, die sich 1984 zur Demokratische n Lesben- und Schwuleninitiative (DeLSI) weiterentwickelt hat.

gressive Organisationen im Zuge und möchte es uns zur Verfüder Liquidation des sozialis- gung stellen? Brauchen können wir alles! tischen Weltsystems aufgelöst.

Wir als DKP queer sehen uns natürlich im verstärktem Maße in der Tradition der DeLSI und wollen ihre Arbeit bewahren und fortführen. Dazu benötigen wir aber auch Material der DeSI und Mitte der 1990er Jahre hat sich der DeLSI. Jede Hilfe ist dazu erdie DeLSI wie viele andere pro- wünscht. Wer hat noch Material

Bitte beachten! Wir haben eine neue Adresse: DKP queer Zum Köpperner Tal 44 61381 Friedrichsdorf

www.kommunisten.de Britische Studie: Jugendliche haben ihr „Coming out“ immer früher von Roy Nach einer Umfrage der britischen LGBT-Gruppe „Stonewall“ haben junge Schwule und Lesben ihr „Coming out“ durchschnittlich mit 17 Jahren. Über 1.500 Schwule und Lesben beteiligten sich an der im Internet durchgeführten Befragung. Die Altersgruppe der über 60-jährigen gab mehrheitlich an, ihr „Coming out“ erst mit 35 bis 37 gehabt zu haben. Bei der Gruppe

der 18- bis 24-jährigen lag das Alter bei 17 Jahren. Die 18-jährigen hatten ihr „Coming out“ durchschnittlich bereits mit 15. „Jeder soll sein ‚Coming out’ haben, sobald er oder sie sich dafür bereit fühlt” so „Stonewall“-Sprecherin Ruth Hunt. Sie findet es klasse, dass inzwischen auch in Schulen mehr gegen Mobbing getan wird als noch vor fünf oder zehn Jahren. Dort, wo

Antidiskriminierung Thema im Unterricht sei, gehen auch die Fälle von Mobbing überdurchschnittlich zurück. Auch DKP queer bietet eine Coming-out-Hilfe an. „Uns ist es gleich, ob dabei jemand DKPMitglied ist oder nicht. Wer Hilfe braucht, dem helfen wir“, so Thomas Knecht von der Kollektiven Leitung der Kommission.


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Bundestag beschließt Gründung einer Magnus-Hirschfeld-Stiftung von Thomas

Vorstand des Wissenschaftlich-humanitären-Komitees (v.l.n.r.): Georg Plock, Dr. Ernst Burchard, Dr. Magnus Hirschfeld und Baron von Teschenberg (1901). Foto und Bildunterschrift: Wikipedia

Erste Ansätze für eine MagnusHirschfeld-Stiftung gab es schon im Jahr 2000. Der BRD-Bundestag hatte am 7. Dezember 2000 einstimmig beschlossen, diese Stiftung umzusetzen.Wie es aber bei BRD-Regierungen so ist, ist immer wieder etwas „dazwischen gekommen“. Nun hat der Haushaltsausschuss des Bundestages die Mittel zur Gründung einer Magnus-Hirschfeld-Stiftung bereitgestellt. Das Stiftungskapital soll in einer Höhe von 10 bis 15 Millionen Euro liegen. Nach unserer Meinung müsste es zu den ersten Aufgaben einer Magnus-Hirschfeld-Stiftung gehören, sich für die Rehabilitierung der verfolgten Homosexuellen nach dem 8. Mai 1945 einzusetzen. Ein Datum, das der Namens-

geber leider nicht mehr erleben konnte. Der Namensgeber ist der Arzt und Sexualwissenschaftler Dr. Magnus Hirschfeld (1868 bis 1935). Er ist durch seine wissenschaftliche Tätigkeit aber vor allem als Kämpfer für die Rechte der Homosexuellen bekannt geworden. Am 15. Mai 1897 gründete er, der 1868 in Kolberg geboren, in seiner Berliner Wohnung zusammen mit Max Spohr, Eduard Oberg und Max von Bülow das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK), zu dessen Vorsitzendem er auch gewählt wurde. Das Komitee war die weltweit erste Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, sexuelle Handlungen zwischen Männern zu legalisieren. Ein weiterer wichtiger Schritt war, als am 6.

Juli 1919 sein Institut für Sexualwissenschaft eröffnet werden konnte. Im gleichen Jahr war Hirschfeld Berater und Mitwirkender im ersten Schwulenfilm der Filmgeschichte, „Anders als die Andern“ von Richard Oswald. Hirschfeld war seit Gründung der NSDAP das Ziel faschistischer Hetzkampagen, besonders in „Der Stürmer“, und seine Vorträge wurden zunehmend von Schlägertrupps gestört. 1926 reiste er auf Einladung der Regierung der UdSSR nach Moskau und Leningrad. Er blieb bis zu seinem Lebensende ein Freund der Sowjetunion. Deshalb finden wir es auch merkwürdig, dass sich neben der BRD-Regierung auch der LSVD seines Namens bemächtigen.


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Buchtipp!

Die Tage in L.

2010 2011 Termine-Box 03.-05.12.2010 Hamburg

1986. Ein Westberliner geht in die DDR, um in Leipzig Literatur zu studieren. Seine Abschlussarbeit am Johannes R. Becher Institut wird zu einer außergewöhnlichen Beschreibung des Alltags, der Literatur und der Politik in der DDR sowie zu einer Reflektion über das Verhältnis von BRD und DDR (schreibt der Konkret Literatur Verlag). Ronald M. Schernikau, Die Tage in L., Darüber, dass die DDR und die BRD sich niemals verständigen können, geschweige mittels ihrer Literatur, 216 Seiten, broschiert, 15 Euro, ISBN: 978-389458-206-7 zu beziehen über: Neue Impulse Versand Hoffnungsstr.18 45127 Essen Fon: 0201 2486482 Fax: 0201 2486484 E-Mail: NeueImpulse@aol.com

Impressum red&queer Zeitung von DKP queer Kommission des Parteivorstands der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) Herausgeber und Redaktion: DKP queer V.i.S.d.P. Thomas Knecht

17. Bundestreffen von DKP queer im Magda-Thurey-Zentrum. Besuch der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte am 4.12. um 10 Uhr.

Lektorat: Andreas

08.01.2011 Berlin

Druck: Eigendruck

Teilnahme und Infostand auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz der linken Tageszeitung „junge Welt“ im Urania-Haus

09.01.2011, 10 Uhr Berlin, Frankfurter Tor Demonstration zum Gedenken an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht sowie zur Erinnerung an den Todestag von Lenin

18.3.-20.3.2011 München In Planung: 18. Bundestreffen der Kommission DKP queer

10.-13.06.2011 SDAJ Pfingstcamp

18.-19.06.2011, Berlin Infostand Motzstraßenfest

24.-26.06.2011, Dortmund 17. UZ-Pressefest

Layout: Roy

Anschrift & Kontakt: DKP queer Redaktion „red&queer“ Zum Köpperner Tal 44 61381 Friedrichsdorf Fon: 0201 177889-0 Fax: 0201 177889-29 redaktion@dkp-queer.de www.dkp-queer.de Spendenkonto: Konto 297 871 603 BLZ 500 100 60 Postbank Frankfurt Inhaber: DKP BV Hessen Verwendungszweck: „Spende red&queer“ Redaktionsschluss: 17.11.2010


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