RUDOLF STEINER ZARATHUSTRA Berlin, 19. Januar 1911
Unter den Feststellungen der Geisteswissenschaft, auf die im Verlaufe der bereits stattgefundenen Vorträge dieses Zyklus hingewiesen werden durfte, findet sich vor allen Dingen die Idee der wiederholten Erdenleben, das heißt jene heute ja wenig beliebte und verstandene Idee davon, dass sich die menschliche Individualität immer wieder und wieder in einer einzelnen menschlichen Persönlichkeit im Laufe der Menschheitsentwickelung der Erde auszuleben hat. Wir haben gesehen und werden noch sehen, wie sich mancherlei Fragen an diese Idee knüpfen. Unter diesen Fragen wird aber eine sein, die sich bezieht auf die Bedeutung dieser wiederholten Erdenleben. Man könnte nämlich fragen: Was hat es denn für eine Bedeutung, dass die menschliche Individualität nicht nur einmal dieses Leben zwischen Geburt und Tod durchläuft, sondern immer wieder und wieder? Wenn man aber auf der anderen Seite die menschliche Erdenentwickelung im Sinne der Geisteswissenschaft betrachtet und findet, dass in dieser menschlichen Entwickelung ein fortschreitender Sinn enthalten ist, dass jede Epoche, jedes neue Zeitalter in einer gewissen Beziehung doch einen andern Inhalt darbietet und die Menschenentwickelung in einer aufsteigenden Linie ist, - so erscheint es einem bedeutungsvoll, dass diese mannigfaltigen Möglichkeiten des Lebens, diese vielen Inhalte des Lebens, die auf uns einströmen können im Laufe der Menschheitsentwickelung, eben wirklich von dem menschlichen Wesenskern auch immer wieder und wieder in sich aufgenommen werden. Das aber ist nur möglich, wenn der Mensch mit alledem, was er wesenhaft ist, nicht bloß einmal, sondern viele Male mit dem lebendigen Strome der Erdentwickelung verknüpft ist. Wenn wir so diese ganze menschliche Entwickelung der Erdenmenschheit als ein sinnvolles Fort-