RUDOLF STEINER
WAS IST AM MENSCHENWESEN UNSTERBLICH? Nürnberg, 12. März 1915
Wenn es schon zu jeder Zeit der menschlichen Seele und dem menschlichen Gemüte naheliegen muss, zu ihren intimsten Angelegenheiten gehören muss, die Frage aufzuwerfen, die den Gegenstand der heutigen Betrachtung bilden soll, - in unserer Zeit, wo so viele, viele Menschen im blühenden Alter durch die Pforte des Todes zu gehen haben, muss es aber noch ganz besonders bedeutungsvoll für die Seele sein, die Empfindungen, die Gedanken hinzulenken nach demjenigen, was am Menschenwesen unsterblich ist. Allerdings, m unserer Zeit stehen einer Betrachtung, wie es die folgende sein wird, Vorurteil über Vorurteil gegenüber, jene Vorurteile vor allen Dingen, welche von Seiten derjenigen kommen, die da glauben, von ihrem festen Boden, wie sie sagen, der wissenschaftlichen Weltanschauung aus über diese Frage nichts ausmachen zu können, sie entweder so betrachten zu müssen, dass sie die Grenze der menschlichen Erkenntnis übersteigt, oder dass doch alles dasjenige, was man über sie zu sagen hat, im klaren Widerspruch stehen müsse zu den Errungenschaften naturwissenschaftlicher Denkweise. Wenn nun irgendein Satz heute abend gesprochen werden müsste, welcher nicht voll bestehen könnte vor der strengsten Kritik naturwissenschaftlicher Weltanschauung, so würde ich diese Betrachtung lieber ungesprochen lassen. Denn dasjenige, was Naturwissenschaft von ihrem Gesichtspunkte aus über diese Frage zu sagen hat, es muss von dem, der auf dem Standpunkt der geisteswissenschaftlichen Weltanschauung steht, von dem aus hier gesprochen wird, - von ihm muss es im Grunde genommen nicht nur vorweggenommen sein, sondern es muss, sofern es sich in unserer Zeit nach dem Standpunkt der gegenwärtigen Wissenschaft als berechtigt erweist, auch durchaus als berechtigt anerkannt werden. Aber diejenigen, welche