RUDOLF STEINER VOM TODE Berlin, 27. November 1913
Nachdem ich mir in den drei ersten Vorträgen dieser Reihe gestattet habe, über Wesen und Gesinnung der Geisteswissenschaft im allgemeinen zu sprechen, mochte ich nun in den folgenden Auseinandersetzungen spezielle Gegenstände aus dem Gebiete dieser Geisteswissenschaft besprechen; und ich bemerke von vornherein, dass dieser heutige Vortrag und derjenige der nächsten Woche, «Der Sinn der Unsterblichkeit der Menschenseele», die gewissermaßen zusammen ein Ganzes bilden, die Fragen des menschlichen Seelenlebens behandeln werden, welche zusammenhängen mit dem Tode und mit dem, was für den Menschen aus dem Tode folgt, und was ich bezeichnen möchte mit dem Worte: der Sinn der Unsterblichkeit des Menschen. Es ist im allgemeinen, das soll gleich voraus bemerkt werden, nicht leicht, gerade über das Thema des heutigen Abends in unserer gegenwärtigen Zeit zu sprechen; denn es bestehen viele äußere und innere Hindernisse in der gegenwärtigen Zeitbildung gegenüber der Betrachtung desjenigen, was mit dem Worte «der Tod» zusammenhängt. Vor allen Dingen muss, damit wir nicht selber durch die Betrachtungen des heutigen Abends in Missverständnisse gedrängt werden, darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Geisteswissenschaft es gewissermaßen nicht so gut hat wie manches andere wissenschaftliche Gebiet der Gegenwart. Die Geisteswissenschaft ist darauf angewiesen, die Gebiete, über welche sie spricht, im strengsten Sinne zu analysieren, im strengsten Sinne logisch unterschieden von angrenzenden Gebieten ins Auge zu fassen. Das muss deshalb gesagt werden, weil die Auseinandersetzungen, welche heute und das nächste Mal gepflogen werden sollen, nur eine Bedeutung für das menschliche Erleben haben, und weil eine mehr naturalistische Wissenschaft der Gegenwart dasjenige, was man unter dem