Rudolf Steiner - Physischen Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich (Dornach, 4. April 1923)

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Rudolf Steiner

Physischen Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich Dornach, 4. April 1923 Vortrag vor Arbeitern

Meine Herren! Wissenschaft will nur dasjenige gelten lassen, was man mit Augen sehen, mit Händen greifen kann. Es gehört eine besondere Fähigkeit dazu, auch das zu erforschen, was man nicht mit Augen sehen, mit Händen greifen kann, und diese Fähigkeit will man sich nicht erwerben. Die mittelalterliche Glaubenswissenschaft hat gesagt, man habe eine Wissenschaft für alles, was irdisch ist, und eine Glaubenslehre, und das ist das, was in der Schrift steht. Und noch heute stehen die Menschen auf diesem Standpunkt.

Zeit schon alt ist, aber in Bezug auf diese Dinge ist gerade im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts das Ausschlaggebende geschehen. Ich brauche Ihnen nur die letzten Sätze eines Buches vorzulesen, so werden Sie gleich sehen, wie die heutige Wissenschaft gesinnt ist in dieser Beziehung. Sie sagt: «Über die Grenzen unseres Erkennens hinaus führt uns kein Weg. In die pfadlose ... können wir uns nur von der unerschöpflichen Hoffnung tragen lassen in mystisch süßem Halbschlummer, auf den Fittichen der Fantasie», und so weiter und so weiter. Also, was sagt der Herr? Er sagt: Dasjenige, was man mit Händen greifen kann, das ist Wissenschaft. Das andere ist eingebildete Fantasie. Das kann jeder Mensch sich vormachen und vormachen lassen, eine Fantasie ... denn über all das kann man ja gar nichts wissen. Und wenn sich die Menschen trösten mit allerlei übersinnlichen Dingen, nun, so braucht man ihnen das nicht zu nehmen.

Die Menschen wollen sich nicht mehr getrauen, eine Wissenschaft zu haben, die sich nicht mit Händen greifen lässt, weil sie eigentlich über eine Wissenschaft, die sich mit Händen greifen lässt, noch nicht hinausgekommen sind. Ich möchte Ihnen das, was ich Ihnen gesagt habe, ein bisschen erklären durch etwas, das ja für die heutige

Es ist geradezu schrecklich, in welche Verworrenheit diese Sache hineingekommen ist. Aber nun möchte ich Ihnen zeigen, dass diese Herrschaften überhaupt mit dieser Wissenschaft das Denken verlernt haben. Das möchte ich Ihnen gerade mit einer anderen Stelle dieses Buches zeigen. Denn was tut der Herr, der also alles dasjenige, was man nicht mit Händen greifen kann, in das Gebiet der Glaubensvorstellungen schiebt? Er sagt: Nun, dasjenige, was als ein ewiges Ich im Menschen wohnen soll, ist eigentlich ein wissenschaftlicher Unsinn, denn das Ich ist ja

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