Rudolf Steiner DIE CHYMISCHE HOCHZEIT DES CHRISTIAN ROSENKREUTZ Erstdruck in „Das Reich“, 2. Jg., Buch 3 und 1917/18. (GA Bd. 35, S. 332-390)
Wer das Wesen der Erlebnisse kennt, welche die Menschenseele macht, wenn sie sich die Eingangspforten zur geistigen Welt eröffnet hat, der braucht nur wenige Seiten der «Chymischen Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459» zu lesen, um zu erkennen, dass die Darstellung des Buches sich auf wirkliche geistige Erfahrungen bezieht. Subjektiv ersonnene Bilder verraten sich als solche demjenigen, der Einsicht in die geistige Wirklichkeit hat, weil sie weder in ihrer eigenen Gestalt noch in der Art, wie sie aneinandergereiht werden, dieser Wirklichkeit vollkommen entsprechen können. - Damit scheint der Gesichtspunkt gegeben, von dem aus die «Chymische Hochzeit» zunächst betrachtet werden kann. Man kann den geschilderten Erlebnissen gewissermaßen seelisch nachgehen und erforschen, was die Einsicht in geistige Wirklichkeiten zu ihnen zu sagen hat. Unbekümmert um alles, was über dieses Buch geschrieben worden ist, soll der damit gekennzeichnete Gesichtspunkt hier zunächst eingenommen werden. Aus dem Buche selbst soll geholt werden, was es sagen will. Dann erst kann über Fragen gesprochen werden, welche viele Betrachter stellen, bevor dafür eine genügende Grundlage geschaffen ist. In sieben seelische Tagewerke sind die Erlebnisse des Wanderers zur «Chymischen Hochzeit» gegliedert. Der erste Tag beginnt damit, dass dem Träger der Erlebnisse Imaginationen vor die Seele treten, die seinen Entschluss reifen lassen, die Wanderung zu beginnen. Die Schilderung ist so gehalten, dass sie besondere Sorgfalt des Darstellers erkennen lässt, zu unterschei-