RUDOLF STEINER DER HIMMEL Berlin, 14. Mai 1908
In einer gleich schwierigen Lage wie schon das letzte Mal, da ich vor Ihnen über den Begriff der «Hölle» sprach, bin ich wohl heute, wo die verschiedenen Betrachtungen und Ergebnisse in der Reihe von Vorträgen, die ich in diesem Winter gehalten habe, in einer Betrachtung über die Grundlagen des Begriffes des «Himmels» zusammengefasst werden sollen. Wir stehen ja da vor einem Begriff, welcher in seiner wahren Bedeutung dem Glauben der verschiedenen Religionsbekenntnisse heute schon zum großen Teil abhanden gekommen ist, wenn diese auch an dem Begriff aus einem durchaus richtigen und treffenden geistigen Instinkte heraus festhalten. Zugleich aber stehen wir vor einem Begriff, der verhöhnt wird, abgewiesen wird in strengster Weise von denen, die tonangebend nicht nur sein wollen in den heutigen Geistesströmungen, sondern die auch von weiten Kreisen als tonangebend angesehen werden. In den Begriff des «Himmels» ist für eine übergroße Anzahl von Menschen heute noch das Ziel und der Inhalt tiefster Herzenssehnsucht eingeschlossen, es bildet das, was diesem Begriffe zugrunde liegt, den Inhalt hingebungsvollen Glaubens vieler Seelen, etwas, was diesen Vielen Trost ist in den allerschwierigsten Angelegenheiten des Lebens, während zu gleicher Zeit dieser Begriff von einer großen Anzahl von Menschen aufgefasst wird als etwas, worin sich tiefster Aberglaube ausdrückt und womit sich alles das verbindet, was im weiten Umkreis die Gegenstände menschlichen Aberglaubens ausmachen soll. Wir brauchen nur, gerade in unseren Tagen, unsere Aufmerksamkeit auf in gewissen Kreisen viel besprochene geistige Erscheinungen zu lenken und wir werden sehr bald sehen, welche gewaltigen Hindernisse dem Verständnis der heutigen Menschen entgegen-