derstand über Widerstand mit seinen Auseinandersetzungen fände, Gegnerschaft über Gegnerschaft.
Rudolf Steiner
Seelenunsterblichkeit, Schicksalskräfte und menschlicher Lebenslauf Bremen, 16. Juni 1917 Öffentlicher Vortrag
Sehr verehrte Anwesende! In der gegenwärtigen Zeit über Rätsel des Lebens und der Welt zu sprechen, wie sie den Betrachtungen des heutigen Abends hier zugrunde liegen, ist einigermaßen schwierig, wenn der Anspruch, wie das hier der Fall ist, auf volle Wissenschaftlichkeit gemacht werden soll, auf solche Wissenschaftlichkeit, wie sie der Menschheit durch die großen, gewaltigen Fortschritte der Naturwissenschaft zur Gewohnheit geworden ist im Lauf der letzten Jahrhunderte, insbesondere des 19. Jahrhunderts und bis heute. Allein gerade dem Ansturm dieser bewunderungswürdigen Fortschritte der Naturwissenschaft gegenüber und demjenigen gegenüber, was daraus der Zeitgeist der letzen Zeit in Bezug auf die Erforschung des geistigen Lebens gemacht hat, ist es außerordentlich schwierig, über Fragen wie die nach der Seelenunsterblichkeit oder gar über Schicksalsfragen so zu sprechen, dass man nicht Wi1
Wenn man versucht, Umschau zu halten in den verschiedenen Werken der Literatur über wissenschaftliche Seelenkunde in der letzten Zeit, so wird man finden, dass über die Fragen der Seelenunsterblichkeit und die Frage nach dem Schicksal zu sprechen, etwa seit den 60erJahren des 19. Jahrhunderts ganz und gar aus diesen Literaturwerken verschwunden ist, dass es in einer gewissen Beziehung heute nicht mehr [für / als] wissenschaftlich gilt in der Seelenkunde, über diese Frage zu sprechen. Und dennoch, bedeutendste, gerade wissenschaftliche Vertreter der Seelenkunde, sie sehnten sich auch im 19. Jahrhundert [danach], ihre Seelenkunde so vertiefen zu können, dass sie nicht nur, wie das eben in der heute gebräuchlichen Psychologie der Fall ist, die Art behandelten, wie Vorstellung mit Vorstellung zusammenkommt in unserer Seele, wie die Willensimpulse durch die Vorstellung hindurchzucken und unsere Handlungen bewirken, sondern [sie] so zu vertiefen, dass dasjenige, was wissenschaftliches Ergebnis der Seelenkunde [hat / ist], auch hingeführt werden kann zu der Beantwortung all derjenigen großen Fragen, die sich in der Frage der Seelenunsterblichkeit zusammenfügen. Um nur ein Beispiel zu nennen, sei hingewiesen auf den vor kurzem verstorbenen, sehr bedeutenden Seelenforscher des 19. Jahrhunderts Franz Brentano, der 1874 im Frühling den ersten Band seiner «Seelenwissenschaft» 2