Anthrowiki - Materialismus (mit Einblicken von Rudolf Steiner)

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Materialismus Aus AnthroWiki Der Begriff Materialismus (von lat. materia „Stoff“; etymologisch verwandt mit lat. mater „Mutter“ bzw. matrix „Gebärmutter“; siehe auch → Materie) bezeichnet eine philosophische Grundrichtung, die - im Gegensatz zum Idealismus - davon ausgeht, dass einzig der Materie Wirklichkeit zukommt und Gedanken und Ideen nur Erscheinungsformen der Materie sind. Der Materialismus ist eine der 12 grundlegenden Weltanschauungen, von denen Rudolf Steiner spricht. Im Tierkreis ordnet er dem Materialismus das Zeichen Krebs zu. Der erkenntnistheoretisch-ontologische Materialismus bildete die Grundlage des von Karl Marx und Friedrich Engels begründeten Dialektischen Materialismus. Umgangssprachlich steht die Bezeichnung Materialismus meist abwertend für eine ethische Lebenshaltung, die einzig auf Besitz und Wohlstand im Rahmen einer reinen Konsumgesellschaft ausgerichtet ist.

Inhaltsverzeichnis 1 Angst vor dem Bewusstsein als Triebkraft des Materialismus 2 Rudolf Steiner über den Materialismus 2.1 Kirche und Materialismus 3 Erkenntnistheoretisch-ontologischer Materialismus 4 Nichtreduktiver Materialismus 5 Geschichte 6 Umgangssprachliche Verwendung des Begriffs 7 Literatur 8 Einzelnachweise

Angst vor dem Bewusstsein als Triebkraft des Materialismus Für den US-amerikanischen Philosophen John Searle ist die „Angst vor dem Bewusstsein“, die Furcht, der Subjektivität zu verfallen, die eigentliche Triebkraft des Materialismus: „Wenn man den tiefsten Beweggrund des Materialismus bezeichnen wollte, dann könnte man wohl sagen, daß es einfach ein horror conscientiae[1] ist. Doch weshalb? Warum sollten sich Materialisten vor dem Bewußtsein fürchten? Warum nehmen sie das Bewußtsein nicht an als eine weitere materielle Eigenschaft unter vielen anderen? Einige unter ihnen - Armstrong und Dennett zum Beispiel - behaupten, genau das täten sie. Aber sie tun es, indem sie für »Bewußtsein« eine neue Definition geben, mit der das zentrale Merkmal von Bewußtsein bestritten wird: seine subjektive Qualität. Der tiefste Grund für die Angst vor dem Bewußtsein ist, daß Bewußtsein das von sich aus furchteinflößende Merkmal der Subjektivität hat. Es widerstrebt Materialisten, dieses Merkmal zu akzeptieren, weil sie glauben, daß die Existenz eines subjektiven Bewußtseins sich nicht vertrüge mit der Welt, wie sie sich in ihrer Konzeption ausnimmt. Viele denken, daß man angesichts der naturwissenschaftlichen Entdeckungen nur noch eine Konzeption der Wirklichkeit haben kann, in der die Existenz von Subjektivität bestritten wird. Wie beim »Bewußtsein« kann man sich auch hier wiederum damit behelfen, daß man »Subjektivität« so umdefiniert, daß dieses Wort nicht mehr Subjektivität bedeutet, sondern irgend etwas Objektives...“ (Lit.: Searle 1993, S. 72f)


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