Anthrowiki - Die zwei Jesusknaben (nach Rudolf Steiner)

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Die zwei Jesusknaben Aus AnthroWiki Durch seine auf geistige Wahrnehmung gegründete Forschung kam Rudolf Steiner zu der Ansicht, dass um die Zeitenwende nicht einer, sondern zwei Jesusknaben in Bethlehem geboren wurden, der nathanische und der salomonische Jesus, die beide dem Geschlecht Davids entstammten. Mit dem zwölften Lebensjahr sei dann das Ich des salomonischen Jesus in die Leibeshüllen des nathanischen Jesus übergetreten. Über den weiteren Lebensweg dieses Jesus von Nazareth vom 18. bis zum 30. Lebensjahr, von dem in den vier Evangelien nicht berichtet wird, sprach Steiner sehr ausführlich in seinen Vorträgen über das sogenannte fünfte Evangelium. Steiner schildert darin, wie die irdische Inkarnation des Christus vorbereitet wurde, die tatsächlich erst im 30. Lebensjahr mit der Jordan-Taufe begonnen und sich mit dem Mysterium von Golgatha vollendet habe. Erst diese von Christus durchdrungene, durch die Vereinigung der beiden Jesusknaben gebildete und durch reiche Erfahrungen hindurchgegangene Menschengestalt darf, als gleichsam dritte Messias-Gestalt, zurecht als Jesus Christus angesprochen werden. Rudolf Steiners Ausführungen werfen ein erhellendes Licht auf die zwei einander widersprechenden Genealogien Jesu in den Evangelien, welche die Bibelwissenschaftler und Theologen lange Zeit vor nicht lösbar scheinende Rätsel stellten. Apokryphe Texte wie vor allem auch die in Qumran in der Nähe des Toten Meeres entdecken Schriften der Essener scheinen Steiners Ansichten nun auch durch äußere Dokumente zu unterstützen, indem sie ebenfalls auf zwei messianische Gestalten hinweisen, die der königlichen und der priesterlichen Linie des Hauses David entstammen. Jüngsten Entdeckungen und Interpretationen der Schriftrollen der Essener zeigen darüber hinaus, dass diese nicht nur einen oder zwei, sondern sogar drei Messiasse erwartete, was sich, wie oben angedeutet, gut zu den Darstellungen Steiners fügt. 12 Und David erkannte, dass der HERR ihn als König über Israel bestätigt und sein Königtum erhöht hatte um seines Volkes Israel willen. Söhne und Töchter Davids 13 Und David nahm noch mehr Frauen und Nebenfrauen in Jerusalem, nachdem er von Hebron gekommen war, und es wurden ihm noch mehr Söhne und Töchter geboren. 14 Dies sind die Namen der Söhne, die ihm zu Jerusalem geboren sind: Schammua, Schobab, Nathan, Salomo, 15 Jibhar, Elischua, Nefeg, Jafia, 16 Elischama, Eljada, Elifelet. – 2. BUCH SAMUEL: 5,12-16

Der Stammbaum Jesu, Darstellung aus dem Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg (um 1180)

Inhaltsverzeichnis 1 Die Vorfahren der beiden Jesusknaben 1.1 Matthäus-Evangelium 1.2 Lukas-Evangelium 2 Literatur 3 Weblinks 4 Einzelnachweise

Giotto di Bondone: Die Geburt Jesu mit zwei Jesusknaben

Die Vorfahren der beiden Jesusknaben In seinen im September 1909 in Basel gehaltenen Vorträgen über das Lukas-Evangelium enthüllte Rudolf Steiner erstmals das Geheimnis der beiden Jesusknaben. Von der Geburt des salomonischen Jesusknaben berichtet das Matthäusevangelium. „Es gab innerhalb des althebräischen Volkes das David-Geschlecht. Diejenigen, welche wir die «davidischen Geschlechter» nennen, leiteten sich alle auf ihren Stammvater David zurück. Sie können es nun aus der Bibel ersehen, daß David zwei Söhne hatte, Salomo und Nathan (2. Samuelis 5, 14). Zwei Geschlechterfolgen, die salomonische Linie und die nathanische Linie, stammen also von David ab. Wenn wir daher die Zwischenglieder unberücksichtigt lassen, können wir sagen: In der Zeit, als unsere Zeitrechnung beginnt, sind in Palästina vorhanden die Nachkommen sowohl der salomonischen Linie wie auch der nathanischen Linie des davidischen Geschlechtes. Und es lebt als ein Nachkomme aus derjenigen Linie, die wir die nathanische Linie des davidischen Geschlechtes nennen, ein Mann unter dem Namen Joseph in Nazareth. Er hat zu seiner Gemahlin eine Maria. Und es lebt ein Nachkomme der salomonischen Linie des David-Geschlechtes in Bethlehem, der auch Joseph heißt. Es ist nicht weiter wunderbar, daß da Raffaels Madonna Terranuova mit Johannes dem zwei Menschen leben aus dem Geschlechte Davids, welche beide Joseph heißen, und daß beide mit einer Täufer und den beiden Jesusknaben. Maria, wie sie die Bibel nennt, vermählt sind. Wir haben also zwei Elternpaare im Beginne unserer Zeitrechnung in Palästina; beide tragen die Namen Joseph und Maria. Das eine Elternpaar führt seine Abkunft auf die salomonische Linie des Geschlechtes David zurück, das heißt auf die «königliche Linie»; das andere Elternpaar, dasjenige in Nazareth, führt seine Abkunft zurück auf die nathanische Linie, das heißt auf die «priesterliche Linie» [...] Dieses Elternpaar aus der nathanischen Linie ging damals, als das Kind geboren werden sollte, von Nazareth nach Bethlehem - wie Lukas sagt — «zur Schätzung» (Lukas 2, 4-5). Das schildert uns das Geschlechtsregister des Lukas-Evangeliums. Das andere Elternpaar, das gar nicht in Nazareth ursprünglich wohnte - man muß die Evangelien nur wörtlich nehmen - , lebte in Bethlehem, und das wird uns geschildert von dem Schreiber des Matthäus- Evangeliums (Matthäus 2, 1). Die Evangelien schildern immer die Wahrheit - man braucht gar nicht zu klügeln - , und die Menschen werden durch die Anthroposophie schon wieder dahin kommen, die Evangelien wörtlich zu nehmen. Diesem Elternpaar der salomonischen Linie wird ein Kind geboren, das auch Jesus heißt. Dieses Kind hat auch eine mächtige Individualität innerhalb seines Leibes. Aber dieses Kind hatte zuerst eine andere Aufgabe - die Weisheit der Welt ist tief -, dieses Kind sollte nicht dazu berufen sein, dem astralischen Mutterleibe die jugendfrischen Kräfte abzugeben, sondern es war dazu berufen, dasjenige der Menschheit zu bringen, was man nur bringen kann, wenn man eine reife Seele ist. Dieses Kind wurde durch alle Kräfte, die dabei in Betracht kamen, so gelenkt, daß es die Verkörperung jener Individualität sein konnte, die einstmals in Persien den Ahura Mazdao gelehrt hat, die einstmals ihren Astralleib abgeben konnte an Hermes und ihren Ätherleib an Moses und die wiedererschien als der große Lehrer des Pythagoras, als Zarathas oder Nazarathos, der große Lehrer im alten Chaldäa: es ist keine andere Individualität als die Zarathustra-Individualität. Die Ichheit des Zarathustra wurde wiederverkörpert in dem Kinde, von dem uns der Matthäus-Evangelist erzählt, daß es geboren wurde von einem Elternpaare Joseph und Maria, welches aus der königlichen Linie, aus der salomonischen Linie des davidischen Geschlechtes stammte und ursprünglich schon in Bethlehem wohnte.


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