Tarnkappe Magazin 01

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ANONYM | Verkauf privater Nutzerdaten | 25. Geburtstag des WWW

Bildquelle: AJEL

Mit dieser Entscheidung steht es den großen IT-Service-Providern aus den USA nunmehr bald offen, das Surf-Verhalten ihrer Nutzer zu überwachen und die so gesammelten sensiblen Daten, wie besuchte Webseiten und App-Nutzung, an andere Dienstleister auch ohne deren Zustimmung zu veräußern. Zur Verabschiedung der Resolution fehlt nur noch die Zustimmung des Repräsentantenhauses und die Unterschrift von Donald Trump.

Somit wurden schon kurze Zeit nach der Amtsübernahme von US-Präsident Donald Trump erste Internetregulierungen seines Vorgängers Barack Obama rückgängig gemacht. Erst im vergangenen Oktober hatte die US-Regulierungsbehörde FCC die Breitbandanbieter verpflichtet, vor der Erhebung persönlicher Daten die Zustimmung der Kunden einzuholen. Zusätzlich sollten die Provider die Sicherheit der Kundendaten gewährleisten. Die bald in Kraft tretende Resolution setzt diese FCC-Regelung nun vollständig außer Kraft, wobei die Vorschriften Ende dieses Jahres eigentlich verbindlich gelten sollten. Gegenüber der New York Times erklärten sowohl Republikanische Abgeordnete, als auch der FCC-Chef Ajit Pai, dass die ursprüngliche, abgewählte Regelung Provider gegenüber IT-Konzernen wie Facebook oder Google benachteiligt hätte. Die Kontrolle des Datenschutzes bei Inhalteanbietern und Zugangsprovidern soll künftig die US-Handelsbehörde FTC übernehmen. FCC-Chef Pai hatte bereits in den vergangenen Wochen angekündigt, die maßgeblichen Regelungen zur Netzneutralität seines Amtsvorgängers Tom Wheeler abzuschaffen. Inzwischen wäre „offensichtlich, dass die FCC einen Fehler gemacht hat“, äußerte Pai im Februar 2017 auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona.

reguliert werden müssten, schließlich können die meisten Kunden nicht einfach zu einem anderen Anbieter wechseln, wenn ihnen der Datenschutz zu lasch ausfällt. Im Vergleich zu Facebook und Co. könnten die Provider zudem deutlich besser erkennen, welche Inhalte ihre Nutzer interessieren. Als „extrem enttäuschend, dass der Senat heute den Datenschutz von Amerikanern geopfert hat, um die Gewinne der großen Internetfirmen zu schützen, darunter Comcast, AT&T und Verizon“ schätzt die Bürgerrechtsorganisation ACLU das Ergebnis in einer Stellungnahme ein. Die Verbraucherschutzorganisation Public Knowlegde beanstandet: „Die Entscheidung ist ein deutliches Zeichen dafür, dass amerikanische Interessen hinter denen der Breitbandanbieter zurückstehen“, in einer Stellungnahme. Nun gebe es keine Regeln mehr, die Provider daran hinderten, den Browserverlauf ohne Zustimmung der Nutzer zu verkaufen. Das betreffe sogar die Nutzung von Smartphone-Apps. 28. GEBURTSTAG DES WORLD WIDE WEB: WWW-ERFINDER TIM BERNERS-LEE ÄUSSERT BEDENKEN

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nlässlich des 28. Geburtstags des World Wide Web warnt Tim Berners-Lee vor Fake-News, Datenkraken, und gezielter politischer Online-Werbung. Gleichzeitig stellt der Informatiker einen Plan für ein besseres Netz vor. Berners-Lees Vision vom Internet vor 28 Jahren war eine „offene Plattform, die es jedem ermöglichen würde, Informationen zu teilen, Zugangsmöglichkeiten zu nutzen und über geografische und kulturelle Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten.“ Damals reichte er seinen Vorschlag beim CERN in Genf für einen Aufbau des WWW ein, heute äußert er sich kritisch zu aktuellen Entwicklungen im Netz, dazu, wie sich das Web entwickelt hat und was wir tun müssen, um sicherzustellen, dass sich seine Vorstellung einer Ausgleichsplattform erfüllt. In einem offenen Brief, der im Guardian veröffentlicht wurde, kommt Berners-Lee zu dem Schluss, dass das Web seiner Vision in vielerlei Hinsicht gerecht geworden wäre, allerdings trat bei ihm, besonders in den vergangenen 12 Monaten eine zunehmende Besorgnis ein um drei neue Trends:

Kritik an dieser Resolution kommt von den Demokraten. So meint die demokratische FTC-Kommissarin Terrell McS- 1. Verlust über die Kontrolle unserer persönlichen Daten: weeny, dass Breitbandanbieter eigentlich deutlich schärfer Das aktuelle Geschäftsmodell für viele Webseiten bie60


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