Diogenes Magazin Nr. 6

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Kuriose Titel Der wohl lustigste Buchpreis des Jahres, gesponsert vom Branchenmagazin BuchMarkt und Schotts Sammelsurium, wurde während der Frankfurter Buchmesse zum dritten Mal vergeben. Den Preis für den kuriosesten Buchtitel des Jahres erhielt der Roman von Hallgrímur Helgason aus dem Tropen Verlag mit dem Titel: Zehn Tipps, das Morden zu beenden und den Abwasch zu beginnen. 2009 gewann Das Leben ist keine Waldorfschule von MischaSarim Vérollet (Carlsen Verlag), ein Jahr zuvor Begegnung mit dem Serienmörder. Jetzt sprechen die Opfer von Stephan Harbort (Droste Verlag).

In England hat der Preis eine lange Tradition und wird seit 1978 vergeben. Zum 30. Jubiläum erschien 2008 im Verlag Aurum Press ein Sammelband mit kuriosen Büchern. Unser Favorit: Knitting with Dog Hair (Stricken mit Hundehaaren), ein Sachbuch mit dem Untertitel: »Lieber einen Pulli von einem Hund, den Sie lieben, als von einem unbekannten Schaf«. Auch schön das Buch: How to Avoid Huge Ships (Wie man Riesenschiffen aus dem 10

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Weg geht), ein Handbuch für Hobbysegler von Kapitän John W. Trimmer, das 1992 ausgezeichnet wurde. Nicht kurios, aber sicherlich der komplizierteste Titel eines Diogenes Buchs ist Der Kongreß der Paläolepidopterologen, ein Roman von Urs Widmer, der 1989 erschien und bis heute als Diogenes Taschenbuch lieferbar ist und bei Buchhändlern (und Verlagsmitarbeitern) für Schweißausbrüche sorgt. Der längste Titel in der Diogenes Verlagsgeschichte war ein Cartoonband von Chaval aus dem Jahr 1970: Hochbegabter Mann, befähigt, durch die bloße Erdumdrehung einen Eindruck von Geschwindigkeit zu empfinden. Den Rekord für den kürzesten Titel teilen sich Banana Yoshimoto mit N.P. und Connie Palmen mit I.M.

Bericht Alte Schätze fürs Bücherregal mit Ratschlägen, wie man aus gebrauchten Büchern Geld machen kann. Der Wert von Büchern, so ist zu lesen, hänge »von drei Faktoren ab: Alter, Seltenheit und Zustand«. Neben Tipps über den Kauf und Verkauf wird aber auch gewarnt: »Die Preise alter Bücher schwanken allerdings stark – die Kurse seien zum Teil volatiler als Aktienkurse«, so Norbert Munsch vom Antiquarverband. Als Beispiel wurde unter anderem der Erzählband All the Sad Young Men von Francis Scott Fitzgerald aufgeführt. Kostenpunkt für die Erstausgabe heute: happige 4347 Euro.

Bücher & Geld »Wer Geld verdienen will, wird Banker, wer Geld verlieren will, wird Verleger«, hieß es früher. Dann kam die Finanzkrise, die Banken mussten mit Steuermilliarden gerettet werden. Mit dem Geld hätte man wahrscheinlich alle Bücher der nächsten 100 Jahre gratis verteilen können. Seit der Bankenkrise sucht man verzweifelt nach sicheren Anlagemöglichkeiten. Und auf einmal, so scheint es, werden auch Bücher interessant. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung brachte letztens im Bund Geld & Mehr den

Kurt Tucholsky forderte anno 1932: »Liebe Verleger, macht unsere Bücher billiger.« Gesagt, getan: Die Gesammelten Erzählungen von F. Scott Fitzgerald gibt es bei Diogenes in vier Leinenbänden im Schuber auf 2976 Seiten für nur 89 Euro – gegenüber der Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung eine Ersparnis von 4258 Euro –, dazu noch auf Deutsch, und mit 93 Erzählungen sind es 84 mehr als im Band All the Sad Young Men. Wenn das kein Anlagetipp ist! Auch Autoren können zu Geld werden: als Porträt auf Münzen. Herausgeber Jan Strümpel vom Göttinger Steidl Verlag hat im Buch Geld und gute Worte literarische Münzporträts aus der ganzen Welt gesammelt, von Homer und Horaz über Goethe und Schiller bis Kurt Tucholsky und Georges Simenon. Aus einer Auswahl der Münzen haben wir auf dem Rückenumschlag dieses Diogenes Magazins eine Anzeige gemacht. Danke an den Steidl Verlag, der den Abdruck gestattete – kostenlos.

Illustration: © Roland Topor

Schaufenster


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