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magische orte
Allein, aber nicht einsam
Der Sölder Ortschronist Ewald Schöpf über seinen ewigen Sehnsuchtsort, die Lenzenalm Die Lenzenalm ist für Ewald Schöpf eine Sehnsuchtslandschaft, die nicht von jeher eine Sehnsuchtslandschaft war. Er hat sich die Lenzenalm erarbeitet. „Über viele Jahre war ich hier bei den Schwiegereltern“, sagt der frühere Hauptschuldirektor und heutige Dorfchronist Söldens, „und hab bei der Heuarbeit geholfen.“ Bei der Heuarbeit lernte der junge Mann, geboren 1941 in Gries, nämlich seine zukünftige Frau kennen. Das schreibt einem besonderen Platz natürlich eine besondere Geschichte ein. Als die Karriere den jungen Ewald aus der einklassigen Volksschule in Gries nach St. Rupert bei Bischofshofen verschlug, wo er die Matura ablegte, und anschließend nach Innsbruck brachte, wo er den Abiturientenkurs belegte, war die Alm ein Rückzugsort, eine 1896 Meter hohe Ersatzheimat. Als er als junger Volksschullehrer in Zwieselstein zu unterrichten begann, war die Lenzenalm der Ort, wo der Ewald eventuell einem interessanten Mädchen begegnen konnte. Als er das interessante Mädchen geheiratet hatte und vom Sölder Bürger meister zum Hauptschuldirektor befördert worden war – „das machst du!“, hatte der Bürgermeister dem jungen Lehrer ange schafft, Widerspruch zwecklos –, blieb ihm die Alm als Ort der Sammlung, als Platz, „wo ich allein, aber nicht einsam sein kann“. Ewald Schöpf wandert regelmäßig auf dieses offene, freundliche Stück Berg über dem Gurgler Tal, zum ersten Mal im Früh jahr, wenn der Schnee geschmolzen ist, zum letzten Mal im Herbst, wenn es jeden Tag zu
Ewald Schöpf schneien beginnen kann. Allein sein. Aber nicht einsam. Seit er pensioniert ist, hat er die Zeit, die ihm früher, als er die Schule zu leiten hatte, immer gefehlt hatte. Daneben war er bei der Musik, 40 Jahre, und bei der Erwachsenenschule, 36 Jahre, so dass er nun, wo ihn nur noch die Aufgaben des Dorf chronisten vom Wandern abhalten können, „endlich dieser Leidenschaft nachgehen kann“ – „nachgehen“ ist in diesem Zusam menhang wohl genau das richtige Wort.
Ewald Schöpf, 70, war Volksschullehrer in Zwieselstein und Hauptschuldirektor in Sölden. Derzeit ist er Dorfchronist von Sölden – und hat endlich Zeit, regelmäßig auf die Lenzenalm zu wandern.
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Lenzenalm, Blick auf das Gurgler Tal Sehnsuchtslandschaft auf 1896 Meter Höhe
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