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Es gibt viel zu entdecken in der neuen Schau in Weil am Rhein: Gezeigt werden Werke von rund 80 Frauen, darunter Protagonistinnen der Moderne wie Eileen Gray, Charlotte Perriand, Lilly Reich oder Clara Porset. In vier Bereichen stöbern die Besucher durch 120 Jahre Designgeschichte. Ein erster Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung des Designs in Europa und den USA, wo um 1900 das Berufsbild des modernen Designers entstand – zur gleichen Zeit, als Frauen für mehr politische Mitbestimmung kämpften. Diese Bestrebungen spie-
gelten sich auch im Design, etwa in der Arbeit der Sozialreformerinnen Jane Addams und Louise Brigham. Den 1920er- bis 1950er-Jahren widmet sich der zweite Bereich. In dieser Ära konnten Designerinnen wie Charlotte Perriand, Eileen Gray oder Clara Porset erste internationale Erfolge verbuchen. Einige der porträtierten Gestalterinnen arbeiteten eng mit ihren Partnern zusammen, etwa Ray Eames mit ihrem Mann Charles oder Aino Aalto mit Alvar Aalto. Andere gezeigte Designerinnen arbeiteten zeitlebens unabhängig – so die Keramikerin Eva
Zeisel, die schon 1946 eine Einzelausstellung im New Yorker Museum of Modern Art hatte. Der dritte Bereich thematisiert die 1950er- bis 1980er-Jahre, in denen insbesondere ab den 60erJahren eine zweite Welle des Feminismus der konservativen Nachkriegsmentalität entgegentrat. Beispiele wie die Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA) von 1958 zeigen, dass Frauen auch im Design häufig mit häuslichen Tätigkeiten assoziiert wurden. Im vierten Bereich erreicht die Ausstellung die Gegenwart. Werke inter-
Foto: Elizabeth Timberman / ZVG
Mit seiner neuen Ausstellung „Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute“ legt das Vitra Design Museum den Fokus auf bedeutende weibliche Designerinnen von der frühen Moderne bis in die Gegenwart.
Clara Porset mit dem Modell eines Tisches, zirka 1952. Foto: Getty Research Institute / ZVG
Design neu definiert
Foto: Gabriele Basilico, Archivio Nanda Vigo Milano / ZVG
November/Dezember 2021
Nanda Vigo 1985 mit ihren Entwürfen Light Tree (1984) und Cronotopo (1964).
Greta Magnusson Grossman in ihrem Büro am Claircrest Drive, 1959.
nationaler Designerinnen wie Matali Crasset, Patricia Urquiola, Inga Sempé, Ilse Crawford oder Hella Jongerius belegen, dass Frauen im Design heute selbstverständlich sind. Manche
Designerinnen sprengen die etablierten Grenzen ihrer Disziplin und tragen maßgeblich zu einer neuen Definition von Design bei. www.design-museum.de