Vielfalt und Neutralität: journalistische Arbeit gestern und heute
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Das Wiesentaleine starke Region im Wandel der Zeit
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Das Wirken von Max Josef Metzger bleibt unvergessen
IMPRESSUM
Geschäftsführung:
Carsten Huber
Verantwortlich für den Inhalt:
Anja Bertsch und Marco Fraune
Redaktion:
Anja Bertsch, Manuel Hunn, Alexander Maas, Maximilian Müller, Werner Müller, Gerald Nill, Harald Pflüger, Petra Pflüger, Verena Wehrle
Anzeigen:
Kai-Uwe Birk, Monika Grimmer, Elke Tirelli, Darius Wesolowski
Gestaltung:
Veronika Zettler
Druck:
Druckzentrum Südwest, Villingen-Schwenningen
Die Beilage „160 Jahre Markgräfler Tagblatt“ ist ein Produkt des Verlagshauses Jaumann, Lörrach. Sie erscheint in einer Auflage von über 12.000 Exemplaren.
Inhalt
Ein Streifzug durch die Geschichte des Markgräfler Tagblatts
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Die Lokalzeitung als Zeitzeuge der Stadtgeschichte
160 Jahre im Dienst des Journalismus
Im November wird der Schopfheimer Priester und Pazifist selig gesprochen 3 4 5 7 8 9 10 12 13 14 15 16
Editorial von Herbert Dachs, Vorsitzender der Geschäftsführung Medienholding Süd
Alles andere als ein Auslaufmodell
Grußwort von Geschäftsführer Carsten Huber
Heimatverbunden und weltoffen
Grußwort von Landrätin Marion Dammann
Sprachrohr für die Ideen und Anliegen der Bürgerinnen und Bürger Grußwort des Schopfheimer Bürgermeisters Dirk Harscher
Journalistische Arbeit gestern und heute Grußwort von Chefredakteur Marco Fraune
Die Lokalzeitung als Zeitzeuge der Stadtgeschichte
Das Schopfheimer Stadtarchiv beherbergt fast alle Zeitungsbände seit der Erstausgabe
Unsere Mediaberater
Mittler zwischen Anbieter und Verbraucher
Eine Geburt im Geiste der Revolution von 1848 Streifzug durch die Geschichte des Markgräfler Tagblatts
„Von wegen langweilige Provinz“
Zwei frühere Wiesental-Redakteure blicken zurück
Nah dran an den Menschen und dem, was sie bewegt
Die Gesichter hinter dem Markgräfler Tagblatt
Immer unterwegs und in der Heimat verwurzelt
Gerald Nill berichtet aus dem Leben als „Freier“
Die Stärke der Wirtschaft im Wiesental
Ein Gastbeitrag von Alexander Maas und Torsten Clement
Eine der schönsten Urlaubsregionen
Die Schwarzwaldregion Belchen bietet zu jeder Jahreszeit einmalige Genussmomente
Das Vermächtnis Max Josef Metzgers – aktueller denn je
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Das Team des Markgräfler Tagblatts stellt sich vor
Editorial
160 Jahre im Dienst des Journalismus
Das Markgräfler Tagblatt schreibt Geschichte(n)
Von Herbert Dachs, Vorsitzender der Geschäftsführung Medienholding Süd
Liebe Leserinnen und Leser,
160 Jahre – eine beeindruckende Zeitspanne ist das, in der das Markgräfler Tagblatt den Menschen in der Region als zuverlässiger journalistischer Begleiter zur Seite steht.
Seit der ersten Ausgabe hat sich vieles verändert – politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich. Doch eines ist geblieben und wird es immer bleiben: das Bestreben, relevante und glaubwürdige Informationen zu liefern.
Herausforderungen der Zukunft
In Zeiten des schnellen Wandels und der digitalen Transformation erscheint das wichtiger denn je. Daher blickt das Markgräfler Tagblatt zum Jubiläum nicht nur stolz auf eine lange Tradition zurück, sondern stellt sich auch den Herausforderungen der Zukunft mit Zuversicht.
Die Gründung der Zeitung fällt in eine Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche. 1864
war das Markgräflerland noch stark landwirtschaftlich geprägt, und eine regionale Tageszeitung war für viele Menschen die einzige Möglichkeit, sich über lokale Ereignisse und politische Entwicklungen zu informieren. Über die Jahrzehnte hinweg hat sich das Blatt stetig weiterentwickelt. Und doch bleibt bis heute der Anspruch bestehen, die vielfältigen Interessen der Region zu spiegeln, sei es in der lokalen Wirtschaft, der Kultur oder der Politik.
Auch die Zeitungsbranche ist geprägt von Veränderungen: Von der Einführung der Fotografie bis zur digitalen Revolution gab es viele technische Umbrüche, von der politischen Zensur bis zur Pressefreiheit nicht weniger politische. Heute, 160 Jahre nach der Gründung, erscheint die Zeitung als modernes Medium, das Print und Online vereint und damit auch jüngere Generationen anspricht. Die kontinuierliche Modernisierung zeigt, dass Tradition und Innovation sich nicht ausschließen.
Dieser Wandel war und ist jedoch nur durch ein engagiertes Redaktionsteam möglich. Die
E-Mail info@fallerbau.de · Mobil 0152 02 10 57 95 www.fallerbau.de
Journalistinnen und Journalisten, die hinter den Geschichten stehen, haben sich nicht nur der Neutralität und Unabhängigkeit verschrieben, sondern auch dem Wunsch, der Region eine Stimme zu geben. Jeder Bericht, jeder Kommentar, jede Analyse wird mit einem tiefen Verständnis für die Menschen und die Besonderheiten des Markgräflerlands formuliert.
Danke an die treuen Leser
Ein solcher Jahrestag ist ein Moment, um Danke zu sagen: an die Leserinnen und Leser, die oft seit Generationen „ihrem Markgräfler Tagblatt“ treu sind, an die Anzeigenkunden und Partner, und
Bezirksleiter Immobilien
natürlich an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ohne die diese Erfolgsgeschichte nicht möglich gewesen wäre. Ein Jubiläum sollte auch Anlass sein, den Blick nach vorne zu richten. Denn nur wer sich den Herausforderungen der Zukunft stellt, kann sie meistern. Die Zeit der Krisen und Kriege, in der wir uns aktuell befinden, for-
Thomas Ohlsen Diplomsachverständiger für bebaute, unbebaute Grundstücke, Mieten und Pachten Handelsvertreter der LBS Immobilien GmbH Südwest
Büro Schopfheim
Wehrer Straße 4 · 79650 Schopfheim
Telefon: 07622 667245
Mobil: 0173 700 88 20
Mail: Thomas.Ohlsen@LBS-SW.de · www.LBS-ImmoSW.de
dern Medienschaffende in ganz besonderer Weise heraus. Die Redaktion übernimmt dabei die Aufgabe, Orientierung zu geben und Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Überregional genauso wie regional – vor der Haustür sozusagen.
Alles dies dürfen Sie vom Markgräfler Tagblatt erwarten. Digitale Produkte ergänzen und
Bezirksleiter Immobilien Michael Dittrich-Klimmer
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erweitern dabei das gedruckte Leseangebot im Internet, über mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets. Mit Berichten und Analysen in Wort und Bild, mit Videos oder Multimedia-Reportagen.
Mit herzlichen und zuversichtlichen Grüßen, Herbert Dachs
In Zeiten von Fake News, politischen Unruhen und gesellschaftlichen Umbrüchen vermittelt die Tageszeitung Orientierung und Sicherheit.
Von
Carsten Huber,
Geschäftsführer der Schwarzwälder Bote Mediengruppe
Das Jahr 1864 war weltpolitisch von Unruhen, Machtwechseln und wirtschaftlichen Umbrüchen geprägt. Nach dem ersten der später so bezeichneten deutschen Einigungskriege verliert Dänemark im Frieden von Wien die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Italien verlegt seine Hauptstadt von Turin nach Florenz. 1864 ist das Geburtsjahr des deutschen Ökonomen und Soziologen Max Weber, des Komponisten Richard Strauss und des Psychiaters Alois Alzheimer, die Jahre später Weltgeschichte schreiben werden. Und im Kreis Lörrach wird am 2. April die erste Tageszeitung aus der Taufe gehoben: das Markgräfler Tagblatt.
Multimedialer
Nachrichtenlieferant
160 Jahre später hat sich die Zeitung längst vom klassischen Druckprodukt zum multimedialen Nachrichtenlieferanten entwickelt. Neben dem traditio-
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nellen Titel auf Papier bieten EPaper und Online-Dienst heute deutlich mehr Möglichkeiten, die Leser zu informieren. Gleichzeitig können Inserenten sich und ihre Produkte in einem attraktiven, für seine Seriosität geschätzten Umfeld präsentieren.
Nachrichten werden rund um die Uhr, an sieben Tagen pro Woche, das ganze Jahr über ausgespielt – eine Revolution für die Medienbranche und zugleich die Chance, aktueller denn je, aber kritisch wie eh und je zu berichten.
Entscheidungen hinterfragen, Orientierung geben, Meinungen aufzeigen, informieren, analysieren und unterhalten – diese Ansprüche verfolgt das Oberbadische Verlagshaus Jaumann auf allen Kanälen stets mit hohem Anspruch an Aktualität, Qualität und Zuverlässigkeit. Seit 1973 ist das Markgräfler Tagblatt als älteste Zeitung im Landkreis Teil des Verlagshauses, zu dem auch die Zeitungstitel Die Oberbadische und Weiler Zeitung zählen. Die besondere Verbundenheit mit den Menschen im Dreiländereck, die tiefe Verwurzelung in der Region und zugleich der Blick über die Landesgrenzen
hinweg sind die Stärken des Verlagshauses Jaumann. Das gilt besonders für die Redaktion, die sich selbst als kritischer, aber stets fairer Begleiter und Beobachter des lokalen und regionalen Geschehens versteht.
Digitalisierung als Chance
Neben der aktuellen Berichterstattung werden Hintergründe beleuchtet, Meinungen und Perspektiven aufgezeigt und kommentiert. Inzwischen selbstverständlich auf allen Vertriebswegen – gedruckt, im klassischen Printprodukt, ebenso wie digital in der E-Paper-Ausgabe, dem Online-Dienst oder auf verschiedenen Social-Media-Kanälen. 160 Jahre sind ein besonderer Anlass für das Markgräfler Tagblatt und das Verlagshaus Jaumann. Denn Bestand und Beständigkeit über so viele Jahrzehnte sind keine Selbstverständlichkeit für ein Unternehmen, besonders in der schnelllebigen Medienbranche.
Doch die Tageszeitung ist alles andere als ein Auslaufmodell. Die Digitalisierung stellt die Medienwelt zweifellos vor Herausforderungen, aber sie birgt enor-
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me Chancen. Etwa Orientierung und Sicherheit zu vermitteln in Zeiten von Fake News, politischen Unruhen und gesellschaftlichen Umbrüchen.
Nah an den Kunden
Tatsächlich erreichen Regionalzeitungen nach wie vor mehr Menschen als Fernsehsender. Und im Gegensatz zu den beliebten Streamingdiensten bieten Verlage Information, Service und Hintergrund aus der Region und dem direkten Umfeld ihrer Leser. Kaum ein Unternehmen ist so nah an seinen Kunden wie die lokale Tageszeitung. 160 Jahre Markgräfler Tagblatt sind ein Anlass, um zurückzu-
blicken auf die Historie und Entwicklung. Gleichzeitig ist es eine Gelegenheit, um Danke zu sagen – unseren Lesern, Kunden, Partnern und Weggefährten für ihre Treue zum Verlagshaus, die teilweise über Jahrzehnte währt. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit Ihnen die Geschichte des Markgräfler Tagblatts fortzuschreiben. Ein besonderer Dank gilt allen aktiven und den ehemaligen MitarbeiterInnen, die den Traditionstitel zu dem entwickelt haben, was er heute ist: eine hochwertige Lokalzeitung und Teil eines modernes Medienunternehmens, das die Chancen der Zeit nutzt und dabei sein Kerngeschäft, die lokale Nachricht, immer in den
Mittelpunkt stellt. Traditionsreich, aber modern und stets an den Bedürfnissen der Leser und Kunden orientiert – dafür steht das Markgräfler Tagblatt ebenso wie das Verlagshaus Jaumann, heute so wie in der Zukunft. Wir freuen uns, mit Ihnen, liebe Leser und Kunden, aktive und ehemalige Mitarbeiter, 160 Jahre Markgräfler Tagblatt und damit 160 Jahre Zeitungsgeschichte im Kreis Lörrach zu begehen und den Anlass mit dieser Beilage zu würdigen. Sie gewährt einen Blick hinter die Kulissen des Verlags und ruft sicher auch manche Anekdote in Erinnerung. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre und alles Gute für die Zukunft.
Service wann immer Sie uns brauchen
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Carsten Huber
Heimatverbunden und weltoffen
Grußwort von Marion Dammann, Landrätin des Landkreises Lörrach
Jahre Markgräfler Tagblatt! Ein außerordentliches Jubiläum in unserer schnelllebigen und immer stärker digitalisierten Zeit!
Statthalter von Schopfheim
Die Anfänge des Markgräfler Tagblatts gehen zurück auf den Schopfheimer Zeitungspionier und (Buch-)Drucker Georg Uehlin, der die Vorläuferzeitung unter dem Namen „Statthalter von Schopfheim“ 1864 ins Leben rief. Sie war die erste Tageszeitung im Dreiländereck und ist heute noch die älteste im Landkreis Lörrach.
Liberal-demokratischer Geist
Das Markgräfler Tagblatt hat seinen festen Platz in der südbadischen Presselandschaft. Noch immer weht der liberal-demokratische Geist des Gründers durch die Berichterstattung. Als Anhänger der badischen Revolution setzte dieser sich für die freie Presse ein und versprach den Regierenden seiner Zeit: „Und dass man Euch auf die Finger schaut, daran dürft Ihr nicht zweifeln.“
TRAUMKÜCHENZUMANFASSEN
Auch heute ist „auf die Finger schauen“ beziehungsweise „genau hinschauen“ wichtiger denn je! Die Möglichkeiten und Angebote vor allem im virtuellen Netz, an Informationen zu kommen, sind ungeahnt und prasseln oft ungefiltert auf die Nutzer ein.
Richtiges von Falschem trennen
Grundsätzlich besteht nicht mehr das Problem, an Informationen zu gelangen. Vielmehr muss man – hier allen voran die jüngere Generation – lernen, wie man aus dem Informations- und Meinungswust heraus an die benötigte Auskunft gelangen kann. Immer mehr wird das Phänomen der „Fake News“ zu einem Hindernis des Erkenntnisgewinns. Man muss das Richtige vom Falschen selektieren können. Und das will gelernt sein!
Seriöser Lokaljournalismus gegen mediale Effekthascherei
Und hierbei unterstützt das Markgräfler Tagblatt. Es versteht in bemerkenswerter Weise, seinen journalistischen Anspruch gegenüber den Widrigkeiten der
heutigen Meinungsbildung und der medialen Effekthascherei aufrechtzuerhalten.
Ich wünsche mir, dass das Markgräfler Tagblatt im Rahmen seines seriösen Lokaljournalismus den liberalen Wurzeln treu bleibt, ebenso Heimatverbundenheit mit Weltoffenheit zu paaren weiß und weiterhin qualitative Berichterstattung seinen Lesern bietet.
Meine besten Glückwünsche begleiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inner- und außerhalb der Redaktion für weitere erfolgreiche Jahre der unabhängigen Pressearbeit des Markgräfler Tagblatts.
ZUR PERSON
Marion Dammann ist seit 2012 Landrätin des Landkreises Lörrach und wurde 2019 im Amt bestätigt. Die studierte Juristin war zuvor seit 1990 in verschiedenen Positionen bei der Stadt Lörrach beschäftigt, von 2005 bis 2012 als Bürgermeisterin. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.
HOHE-FLUM-STR. 20d · D-79650 SCHOPFHEIM TELEFON 07622-6844775 MAIL@APV-SCHREINEREI.DE WWW. APV-SCHREINEREI.DE
HOHE-FLUM-STRASSE20d D-79650SCHOPFHEIM
TELEFON 0762 2-6844775
MAIL@APV-SCHREINEREI.DE WWW .A PV-SCHREINEREI.DE
Foto:
Christoph Reichmann
Marion Dammann
160 JAHRE Danke
an unsere Abonnenten an unsere Anzeigenkunden an unsere Geschäftspartner für die langjährige Treue.
Sprachrohr für die Ideen und Anliegen der Bürgerinnen und Bürger
Grußwort von Dirk Harscher, Bürgermeister der Stadt Schopfheim
Zum 160-jährigen Bestehen des Markgräfler Tagblatts möchte ich ganz herzlich gratulieren!
Dieses Jubiläum ist nicht nur ein Meilenstein in der Geschichte der Zeitung, sondern auch ein bedeutender Moment für unsere gesamte Gemeinschaft.
Seit seiner Gründung im Jahr 1864 hat das Markgräfler Tagblatt eine zentrale Rolle in unserer Region gespielt. Es hat nicht nur die lokalen Nachrichten und Ereignisse festgehalten, sondern auch als Sprachrohr für die Anliegen und Ideen unserer Bürgerinnen und Bürger gedient. Die Berichterstattung der Zeitung hat unsere Gemeinschaft zusammengebracht, Informationen verbreitet und Diskussionen angestoßen – und das über viele Generationen hinweg. In einer Zeit, in der sich die Medienlandschaft rasant verändert, ist es umso wichtiger,
Dirk Harscher ist seit Januar 2019 Bürgermeister der Stadt Schopfheim.
auf die Tradition und die Werte zurückzublicken, die das Markgräfler Tagblatt auszeichnen.
Die Unabhängigkeit, die Objektivität und das Engagement für die Region sind die Grundpfeiler, die auch in Zukunft für die Qualität der Berichterstattung stehen werden. Ich bin stolz darauf, dass wir in Schopfheim eine so etablierte Lokalredaktion haben, die sich den Herausforderungen der digitalen Welt stellt und gleichzeitig ihre Wurzeln nicht vergisst. Ich danke der Redaktion und allen Mitarbeitenden für ihren unermüdlichen Einsatz und ihre Hingabe. Sie tragen maßgeblich dazu bei, dass unsere Gemeinschaft informiert und lebendig bleibt. Möge das Markgräfler Tagblatt auch in den kommenden Jahren weiterhin so informativ, vielfältig und unverzichtbar für unsere Region sein. Auf die nächsten 160 Jahre!
Alfred Kärcher Ver trieb s- Gm bH, Ni e de rl assung Lö
Grütt we g 1 , 79539 Lörrach Te lefo n: 07621 89071- 0, Telefa x: 07621 89071- 35
Alfred Kärcher Vertriebs-GmbH Niederlassung Lörrach Grüttweg 1, 79539 Lörrach
Wie sich eine Zeitungsredaktion in Zeiten von Digitalisierung und gesellschaftlichem Wandel laufend verändert
Von Marco Fraune
Jahre Markgräfler Tagblatt – angesichts solch einer zeitlichen Dimension wirken die neuen Entwicklungen der Medien wie eine kurze Etappe. Doch der digitale Wandel hat die Kommunikation ebenso stark verändert wie ab 1450 der Buchdruck. Von einer Medienrevolution konnte seinerzeit gesprochen werden, ebenso wie heute. Für die Redaktionen hat sich die Arbeit in Teilen damit deutlich verändert, in anderen Teilen haben bisherige Tugenden jedoch den gleichen Stellenwert, wenn nicht sogar noch einen höheren.
Journalistische Sorgfalt
jeweils andere Seite ebenso Ge hör finden.
Trotz der enormen Beschleuni gung der Nachrichtenübermitt lung gehört sich das nicht nur so, sondern es ist unerlässlich. Gleichzeitig stellt dies einen zen tralen Punkt der journalistischen Arbeit dar. Letztlich geht es hier um Glaubwürdigkeit des journa listischen Produkts.
Vielfalt und Neutralität
Das Markgräfler Tagblatt genießt in großen Teilen der Bevölkerung eine sehr hohe Glaubwürdigkeit. Daran wollen wir festhalten, be merken jedoch auch kräftigeren Gegenwind. Von „Lügenpres se“ ist die Rede, selbst wenn Landwirte für im Kern wichtige Anliegen protestieren, werden Medienschaffende mit solchen verbalen Angriffen auch von die ser Seite konfrontiert. Dies kommt auf dem Schopf heimer Marktplatz ebenso vor wie auf dem Lörracher oder in Stuttgart und Berlin. Meinungs
Eine saubere Recherche gehört immer noch zu den Handwerkstugenden eines Redakteurs wie die Darstellung des gesamten Bildes. Ein einfaches Beispiel: Wenn Vorwürfe von einer Seite geäußert werden, muss auch die Markgräfler Tag
ZUR PERSON
Marco Fraune ist Chefredakteur des Verlagshauses Jaumann, damit redaktionell verantwortlich für die lokalen Inhalte der Zeitungen Die Oberbadische, Markgräfler Tagblatt und Weiler Zeitung.
Verlässlicher „Zeitzeuge“ der Stadtgeschichte
Das Schopfheimer Stadtarchiv beherbergt fast alle Zeitungsbände seit der Erstausgabe im Jahr 1864
Von Werner Müller
Ganz druckfrisch ist er zwar nicht mehr. Aber gut gehalten hat er sich schon, der „Statthalter von Schopfheim“, der da auf dem Tisch im Stadtarchiv liegt. Die 160 Jahre, die das bedruckte Papier im handlichen Quartformat (22 x 16,5 Zentimeter) bereits überdauert hat, sieht man ihm jedenfalls nicht an.
„Als Schopfemer Statthalter tritt I hüt vor’s löblich Publikum, I weiß, es isch e gwogte Schritt und menge würd mi tadle drum“. Mit diesen kecken Worten setzte Georg Uehlin am 2. April 1864 eine Idee in die Tat um, die unter dem Namen „Markgräfler Tagblatt“ bis zum heutigen Tag weiterlebt und aus der Stadtgeschichte nicht mehr wegzudenken ist – ist sie doch längst selbst ein Teil derselben.
Rund 40.000 Ausgaben
Das sieht auch Johann Löwen so. Und er muss es wissen, schließlich ist der Leiter des Stadtarchivs so etwas wie der Hüter dieses einzigartigen Schatzes. Gut 40.000 Mal ist die Schopfheimer Lokalzeitung – über den Daumen gepeilt – im Laufe der vergangen 160 Jahre erschienen.
Die Einzelausgaben des „MT“, wie das Blatt abgekürzt auch gerne genannt wird, sind in 300 dicken Bänden nahezu lückenlos gesammelt – und diese Wälzer füllen mehrere Meter in den Regalen des Stadtarchivs und des angeschlossenen Magazins. Das war nicht immer so. Denn
Das Markgräfler Tagblatt ist nicht nur ein Nachrichtenmedium, sondern auch ein Werbeträger – und damit wichtiger Mittler zwischen Anbietern und Verbrauchern.
Mit Rat und Tat zur Seite
Gute, vertrauensvolle Beratung der Anzeigenkunden ist in unserem Haus ausnehmend wichtig: Die Zielgruppen der Firmen und Betriebe sollen mit möglichst geringen Streuverlusten gezielt angesprochen werden, damit
Foto: Werner Müller
Stadtarchivar Johann Löwen mit der Erstausgabe des Statthalters von 1864 und seinem digitalen Nachfolger von heute.
die alten Zeitungen bis zum Erscheinungsjahr 1973 waren nach dem Verkauf der Zeitung an das Verlagshaus Jaumann in Lörrach ursprünglich in Besitz der Gründerfamilie Uehlin/Brüderlin geblieben. Dem Langenauer Autor und langjährigen MT-Mitarbeiter Kurt Ückert ist es zu verdanken, dass diese historischen Ausgaben in die Obhut der Stadt gelangten
und somit auch der Öffentlichkeit zugänglich wurden.
Zeitung als historische Quelle
Ein Glücksfall ist das erst recht auch für Archivleiter Johann Löwen, dessen Vorgängerin Ulla K. Schmid einst veranlasst hatte, dass die gesammelten Ausgaben komplett gebunden wurden. Vor
allem die alten Bände aus der Zeit vor 1945 sind für den studierten Politikwissenschaftler, der das Stadtarchiv seit drei Jahren leitet, als historische Quelle von hohem Stellenwert. „Es gibt sonst nicht so viele“, meint er. Die Stadt sammelt nach seinen Worten vor allem Akten, Urkunden und andere amtliche Dokumente. „Doch das“, so Löwen, „ist
in Bezug auf die Stadtgeschichte nur ein Aspekt“. Wer wissen wolle, wie es zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Stadt wirklich war, der sei auch auf andere Quellen angewiesen – und genau da komme die Zeitung ins Spiel. Denn im Unterschied zu Großstädten wie Berlin oder München, die mit erheblichem finanziellen und personellen Aufwand seit jeher selbst eine nachhaltige und systematische Dokumentation der eigenen Geschichte betreiben, sei dies bei kleineren Städten wie Schopfheim nicht der Fall. In diesen sei die Quellenlage vielmehr oft „sehr dünn“. Die Zeiten, als alte Zeitungen lediglich als Geschenkvorlage für eine eher banale „Geburtstagszeitung“ herhalten mussten, sind in seinen Augen jedenfalls längst vorbei. Ihr Stellenwert sei in Wahrheit viel größer. So habe er selbst beispielsweise im Vorfeld der Verlegung der so genannten „Stolpersteine“, die an die Deportation jüdischer Familien aus Schopfheim während der Nazizeit erinnern sollen, die alten MT-Ausgaben aus jener Zeit als „Inspiration und als Quelle“ zu Rate gezogen und ausgewertet.
„Die Zeitung ist für die lokalhistorische Forschung – neben Behördenunterlagen – oft die einzige und die wichtigste Quelle“, betont Löwen. Und sie kann, was Akten meist nicht können: Sie bildet ein Stück Lebenswirklichkeit ab. Dies wurde dem Stadtarchivar klar, als er in Vorbereitung für eine Dokumentation zur Gemeindereform vor knapp 50 Jahren in den alten Zeitungsbänden blätterte. „Da fungierten
die Lokalzeitungen als Bande zwischen den unterschiedlichen Akteuren“, so Löwen. Stellten sie doch die Plattform dar, auf der Argumente und Gegenargumente ausgetauscht werden konnten und jede Aktion eine Reaktion erzeugte.
Verlässliche Chronik
Johann Löwen ist denn auch überzeugt, dass Lokalzeitungen trotz digitaler und vermeintlich sozialer Medienkonkurrenz kein Auslaufmodell sind, ganz im Gegenteil. Die Zeitung genieße aufgrund ihrer Glaubwürdigkeit nach wie vor hohes Ansehen und liefere eine verlässliche Chronik zur Stadtgeschichte. Vor allem im lokalen Bereich könne da kein anderes Medium „auf Augenhöhe“ mithalten, sagt der Stadtarchivar und fügt abschließend hinzu: „Wenn die Zeitung wegfällt, haben wir keine Geschichte mehr.“
ZUR PERSON
Johann Löwen ist Leiter des Schopfheimer Stadtarchivs. Der studierte Politikwissenschaftler hat das Amt im Jahr 2021 von Ulla K. Schmid übernommen und treibt derzeit vor allem die Digitalisierung des umfangreichen Bestandes voran. Er schmiedet zudem Pläne für eine „Offensive“, die das Stadtarchiv dank zusätzlicher Angebote für die Bevölkerung attraktiver machen soll.
Unsere Mediaberater: Mittler zwischen Anbieter und Verbraucher
sie Bekanntheit und Umsatz steigern, Bestandskunden über aktuelle Angebote und Projekte informieren und neue Kunden gewinnen können.
Zwei erfahrene Ansprechpartner
Erste Ansprechpartner für die Gewerbetreibenden, Geschäftsleute und Gastronomen, für Einzelhandel, Handwerker und Dienstleister im Verbreitungsgebiet des Markgräfler Tagblatts zwischen Todtnau, Schopfheim und Lörrach, und vom Kleinen
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ständigkeitsbereichs. Schließlich ist er schon seit bald zwei Jahrzehnten für unser Haus als Media-Berater aktiv und immer unterwegs – sei es bei den Kunden vor Ort oder im telefonischen Beratungsgespräch. Elke Tirelli gehört seit über zehn Jahren zum Verlagshaus Jaumann und berät ihre Kunden mit viel Herzblut und Kompetenz: „Ich habe großen Spaß am Kundenkontakt und freue mich, wenn ich ihnen mit kompetenter Beratung zur Seite stehen kann“, sagt sie. (jab)
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Eine Geburt im Geiste der Revolution von 1848
Vor 160 Jahren hebt Georg Uehlin in Schopfheim das „Markgräfler Tagblatt“ aus der Taufe
Von Werner Müller
In den USA tobt wegen der Abschaffung der Sklaverei ein Bürgerkrieg. In London gründen Karl Marx und Friedrich Engels die „Internationale Arbeiterassoziation“. Alfred Nobel erfindet das Dynamit und Jules Verne veröffentlicht seinen Zukunftsroman über „Die Reise zum Mittelpunkt“ der Erde. Das Jahr 1864 war in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderes. Und auch im damals noch sehr beschaulichen Schopfheim passiert im April jenes Jahres etwas, das aus der Geschichte des Stadt nicht mehr wegzudenken ist: Georg Uehlin hebt die Lokalzeitung „Statthalter von Schopfheim“ aus der Taufe, die er wenige Jahre später in „Markgräfler Tagblatt“ umbenennt - und damit einen Volltreffer landet. Kann sein publizistisches Geschöpf doch in diesem Jahr sein 160-jähriges Bestehen feiern. Seine Heimatzeitung ist somit die älteste Zeitung im Wiesental und auch eine der ältesten in Baden-Württemberg.
Treibriemen des Diskurses
160 Jahre – eine historische Zeitspanne, erst recht für ein Erzeugnis, das im Grunde kurzlebig ist und sich im wahrsten Sinne des Wortes der Tagesaktualität verschrieben hat. Deutsch-französischer Krieg und Kaiserreich, Erster Weltkrieg und Weimarer Republik, Weltwirtschaftskrise und Nazi-Diktatur, die Gründung der Bundesrepublik und das Wirtschaftswunder, Kalter Krieg und Zerfall der Sowjetunion, deutsche Teilung und deutsche Wiedervereinigung, Corona-Krise und Ukraine-Krieg – Uehlins Geschöpf hat all dies als Zeitzeuge nicht nur begleitet und überdauert, sondern war als publizistische Plattform und Treibriemen des öffentlichen Diskurses zugleich ein aktives Element der
epochalen Geschehnisse – wenn auch nur ein vergleichsweise kleines im lokalen und regionalen Rahmen.
Von redlichem Willen beseelt
Dass sein publizistisches Kind zwei Jahrhundertwenden überstehen wird, hätte sich Georg Uehlin gleichwohl nicht träumen lassen, als er vor 160 Jahren mit der Erstausgabe seiner Lokalzeitung vor das Schopfheimer Publikum trat. „Der ‚Statthalter von Schopfheim‘ beginnt mit Heutigem seine Laufbahn, von dem redlichen Willen beseelt, der engern und weiteren Heimath sowie dem ganzen Vaterlande nützlich zu sein“, schreibt der Herausgeber im programmatischen Wahlspruch auf der Titelseite am 2. April 1864.
Revolutionäre Ideale
Eine Zeitung zu gründen und selbst herauszugeben, ist Georg Uehlin, dem Sohn eines Rotgerbers, bestimmt nicht in die Wiege gelegt. Es bedarf vielmehr des Funkens in Gestalt der Badischen
1864 gründete Georg Uehlin den „Statthalter von Schopfheim“, den er wenige Jahre später in „Markgräfler Tagblatt“ umbenannte.
deck weiterziehen. Uehlin fordert danach gemeinsam mit weiteren Gefolgsleuten in einer Resolution den Bürgermeister auf, den Gemeinderat einzuberufen, um über eine Unterstützung der Revolutionäre zu beraten.
Flucht in die Schweiz
Revolution von 1848, die in dem vielseitig veranlagten, auch literarisch begabten jungen Mann den Wunsch entzündet, sich politisch zu betätigen.
Uehlin ist Feuer und Flamme für die demokratischen und nationalstaatlichen Ideale der Revolutionäre um Friedrich Hecker und Gustav Struve, die im April
Nach dem endgültigen Scheitern der revolutionären Umtriebe entzieht sich Uehlin, gegen den Ermittlungen wegen der „Teilnahme an hochverräterischen Unternehmungen“ laufen, der drohenden Verhaftung durch Flucht in die Schweiz, wo er das Buchdruckerhandwerk erlerntund damit die Weichen für sein späteres Wirken stellt. Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt in den 1850er Jahren betreibt er zunächst einen Lederhandel, ehe er schließlich 1864 seine Zeitung für „wöchentliche Berichte und Unterhaltungen aus dem Leben der Heimath“ gründet.
Mit unkritischer Heimattümelei hat der Zeitungsmacher indes nichts am Hut. Er mischt sich vielmehr von der ersten Ausgabe an in die Lokalpolitik ein, fordert
Der Bleisatz gehörte lange Zeit buchstäblich zum Handwerkszeug der Zeitungsproduktion.
Eure Verantwortung, und dass man euch auf die Finger schaut, daran dürft Ihr nicht zweifeln.“
Damit trifft Uehlin bei seinen
1848 ja auch in der damals knapp 2000 Einwohner zählenden Markgrafenstadt Station machen, um Verstärkung werben (mit mäßigem Erfolg) und am folgenden Tag in Richtung Schei-
die Öffentlichkeit von Ratssitzungen, pocht auf die freiheitlichen Rechte der mündigen Bürger und schreibt den Stadträten ins Stammbuch: „Die Freiheit Eures Waltens ist beschränkt durch
Lesern offenbar einen Nerv. Erscheint der „Statthalter“ anfänglich mit vier Seiten nur einmal wöchentlich, schnellen Umfang und Frequenz rasch in die Höhe, ab 1865 zusätzlich mit der wö-
chentlichen Unterhaltungsbeilage „Feldbergs Töchterlein“. Laut der Stadtchronik von Pfarrer Eberlin gewinnt der „Statthalter“ rasch eine stattliche Anzahl von Abonnenten – 30 Jahre nach der Gründung sind es deren 2500.
Die Geburt des „MT“
Die erste Zäsur in der wechselvollen Geschichte der Heimatzeitung vollzieht sich im Jahr 1882: Georg Uehlin tauft seinen „Statthalter“ um und gibt ihm den Namen, den er bis heute trägt – „Markgräfler Tagblatt“. Mit der Namensänderung einher geht auch ein publizistischer Kurswechsel. Das „Markgräfler“ oder das „MT“, wie es seine Leser bis heute gerne nennen, habe sich durch seine „tägliche Erscheinungsweise, durch unabhängige Stellung und durch auf feste freiheitliche und rechtliche Grundhaltung gestützte Haltung
befähigt, im ganzen badischen Oberlande reichlich Verbreitung zu finden und den Bedürfnissen der Bevölkerung ausgiebig Genüge zu leisten“, schreibt Uehlin. Tatsächlich hat der Verleger zu der Zeit in Kandern, Sulzburg und Müllheim „neue Expeditionen“ gegründet, um sowohl aus dem „Webland“ (dem Wiesental) als auch aus dem Rebland zu berichten.
Parallel zu dieser Expansion krempelt Uehlin seine Zeitung um und gliedert den Lesestoff neu auf: Neben dem Hauptteil „Aus der Heimat“ enthält das MT fortan auch die Ressorts „Politische Rundschau“, „Aus der Schweiz“, „Handel und Verkehr“ sowie „Unglücksfälle und Verbrechen“.
Politische Konflikte
Einen weiteren Meilenstein in der Geschichte des Blattes markiert das Jahr 1885: Im Vorfeld der Reichstagswahlen schwappen die politischen Konflikte im Reich zwischen Nationalliberalen, Freisinnigen und katholischem Zentrum auch in die Redaktion der Schopfheimer Lokalzeitung, in der unterdessen Georg Uehlins Sohn Arnold sowie die Redakteure Arnold Fischer, Feodor Böhmer, Otto Purfürst und Gotthold Schmidt tätig sind. Während Letzterer im Streit ausscheidet und kurz danach in Lörrach gemeinsam mit einem Partner das „Freisinnige Volksblatt“ (Vorgänger der heutigen „Oberbadischen“) gründet, zieht sich Uehlin im Alter von 66 Jahren aus der Geschäftsleitung zurück und legt diese in die Hände seines Sohnes.
Für Verlag und Zeitung brechen unruhige Zeiten an. Im April 1892 stirbt Arnold Uehlin, gerade mal 42 Jahre alt. Und nur ein Jahr später folgt ihm auch der Gründer des MT im Alter von 74 Jahren. Schwiegertochter Katharina übernimmt das Ruder, unterstützt von Geschäftsführer Wilhelm Otte, der zeitweise auch als Redakteur einspringt. Katharina Uehlin führt auch das berühmte Kurhaus Schweigmatt, das ihr Vater ursprünglich als Stätte der
familiären Erholung errichtet hat, das später indes auch Gäste aus ganz Europa auf die Schweigmatt locken sollte. Nach dem Tod von Katharina Uehlin im Jahr 1905 nimmt ihr Sohn Hans das Zepter in die Hand. Drei Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, an dessen Vorabend die Zeitung noch ihr 50-jähriges Bestehen feiern konnte, stößt Arnold Brüderlin als Teilhaber zur Firma und tritt nach dem Tod von Hans Uehlin im Jahr 1932 als alleiniger Geschäftsführer an deren Spitze.
Schwere Zeiten brechen an
Er ahnt wohl kaum, welch schwere Zeiten ihm und der Schopfheimer Lokalzeitung bevorstehen. Denn nur ein Jahr später ist es vorbei mit der selbstbewussten, freien Presse. Dem MT widerfährt, was die Nazis allen anderen Zeitungen auch antun – es wird gleichgeschaltet. Das Blatt muss seiner demokratisch-libera-
genannten „Lizenzausgaben“ der Besatzer kehren nicht nur die früheren Leser zu ihrer Zeitung zurück - bald übersteigt die Zahl der Abonnenten jene aus der Vorkriegszeit bei weitem. Stolz und Trauer vermischen sich für das Markgräfler Tagblatt im Jahr 1964. Es ist einerseits ein historisches Datum, kann die Heimatzeitung doch ihr 100-jähriges Bestehen feiern. Allerdings ist das Jubiläum überschattet vom Tod des allseits verehrten Verlegers und Chefs Arnold Brüderlin, der das Blatt als „stiller und zuvorkommender Steuermann“ durch die Jahre des Wiederaufbaus gelotst hat und wenige Wochen vor dem runden Geburtstag des MT stirbt. Zum zweiten Mal muss Alma Brüderlin in die Bresche springen.
Eine neue Ära beginnt
seines Großvaters Georg Jaumann die Leitung des gleichnamigen Verlagshauses in Lörrach übernommen, das die „Oberbadische“ (damals noch „Oberbadisches Volksblatt“) sowie die „Weiler Zeitung“ herausgab. Das zusätzliche dritte Standbein in der Markgrafenstadt stärkt nicht nur die wirtschaftliche Basis des Unternehmens. Mit den nun drei verschiedenen Lokalausgaben kann das Verlagshaus publizistisch fast den gesamten Landkreis abdecken und seinen Lesern eine umfassende Berichterstattung garantieren.
Das Haus wird gewechselt
gebremst fort. Als im Jahr 2017 in dem baufälligen Gebäude ein Feuer ausbrach, war das Schicksal endgültig besiegelt. Im Frühjahr 2024 wurde das längst zur Bauruine verkommene Gebäude dem Erdboden gleichgemacht. Der geplante Neubau indes lässt auf sich warten.
Vom Setzkasten zum PC
len Grundhaltung bis zum Ende der NS-Diktatur im Jahr 1945 abschwören.
Dennoch wagt es Alma Brüderlin, die in Abwesenheit ihres Kriegsdienst leistenden Mannes Arnold die Geschäfte führt, den Hausener Sozialdemokraten Rainer Zumtobel, den die Nazis mit einem Berufsverbot belegt haben, als Autor heimatgeschichtlicher Artikel zu beauftragen – vorsichtshalber unter einem Pseudonym.
Als Deutschland nach dem Kriegsende 1945 in Schutt und Asche liegt, ist es auch um das „Markgräfler Tagblatt“ nicht gut bestellt. Die französischen Besatzer belegen die Zeitung mit einem Erscheinungsverbot, sie verschwindet vier Jahre von der Bildfläche. Erst mit der Gründung der Bundesrepublik im Jahr 1949 darf das „MT“ wieder erscheinen – sehr zur Freude eines mittlerweile gegründeten „Freundeskreises“. Trotz der neuen Konkurrenz durch die so
Die Ära der Generation Uehlin/ Brüderlin endet schließlich nur ein paar Jahre nach dem 100. Geburtstag der Zeitung. Alma Brüderlin sieht sich aus Altersgründen gezwungen, den Verlag mitsamt seinen 40 Mitarbeitern zu verkaufen, um den Fortbestand des traditionsreichen Blattes, das mehr als 100 Jahre im Familienbesitz gewesen war, dauerhaft zu sichern.
Dass dieser Wunsch in Erfüllung geht, ist einem Mann zu verdanken – dem Lörracher Verleger Dr. Hansjörg Jaumann. Er erwirbt im Jahr 1973 die Schopfheimer Lokalzeitung nicht nur, sondern stellt sie mit mutigen verlegerischen Entscheidungen auf neue Füße.
Mit Bernd-Jürgen Martini holt sich Jaumann einen versierten Redaktionsleiter an Bord, der mit kritischem und investigativem Journalismus in der Markgrafenstadt für Furore sorgt und entscheidenden Anteil daran hat, dass das MT mit Abonnentenzahlen weit jenseits der 4000erMarke an alte Glanzzeiten anknüpfen kann.
Der Kauf des „MT“ ist für den Verleger eine strategische Entscheidung. Der promovierte Diplom-Kaufmann hatte bereits in jungen Jahren nach dem Tod
Anfang der 90er Jahre heißt es für die Mitarbeiter der Schopfheimer Lokalzeitung Abschied nehmen: 128 Jahre lang, von 1864 bis 1992, war das „MT“ immer am gleichen Ort daheim gewesen – im Herzen der Stadt, in den beiden Häusern Hauptstraße 40 und 42, in denen Uehlin die Zeitung einst gegründet hatte.
Mit den modernen technischen, personellen und räumlichen Anforderungen können die beiden alten, zum Teil denkmalgeschützten Gebäude allerdings längst nicht mehr mithalten – ein Tapetenwechsel ist unumgänglich. Redaktion und Anzeigenabteilung ziehen deshalb im Jahr 1992 mit Sack und Pack in die Hauptstraße 51 um, wo das „MT“ bis heute zu Hause ist.
Der Brand im Jahr 2017
Die geschichtsträchtigen Uehlin-Häuser indes sind zwischenzeitlich selbst Geschichte: Nach dem Tod von Alma Brüderlin kaufte die Stadt das stadtbildprägende Gebäudeensemble –wusste jedoch nichts recht damit anzufangen: Einer zeitgemäßen Nutzung standen der bauliche Zustand der Häuser und die immensen Kosten einer Sanierung im Weg; gleichzeitig verwies der Denkmalschutz auf die immense stadtgeschichtliche Bedeutung des Gebäudes.
Ein jahrelanges Tauziehen um Erhalt oder Abriss begann – der Verfall schritt derweil un-
Während der 160 Jahre seines Bestehens hat das Markgräfler Tagblatt auch den großen technischen Wandel in der Zeitungsbranche zu meistern, der vor allem in der jüngeren Vergangenheit ein rasantes Tempo angeschlagen hat. Die Ära mit Setzkasten und Lettern, Schreibmaschine, Manuskript und Fotolabor ist schon längst passé, ohne PC und Pixelkameras, E-Mail und digitalen Datentransfer von der Redaktion in die Druckerei geht heute nichts mehr. Und auch das Papier verliert an Bedeutung: Zwar erscheint das Markgräfler Tagblatt, wie vor 160 Jahren, immer noch in gedruckter Form, doch immer mehr Leser auch der ältesten Tageszeitung im Landkreis steigen auf die elektronische Erscheinungsweise um und lesen ihr „Markgräfler“ als so genanntes E-Paper oder über die Homepage auf dem Tablet oder auf dem Smartphone. Tradition mit Zukunft Nichts bleibt auf Dauer, wie es war: Dies gilt auch für das Traditionsblatt mit Sitz in Schopfheim. Denn zum zweiten Mal in seiner wechselvollen Geschichte wechselt es den Besitzer. Im Jubiläumsjahr 2024 übergibt der bisherige Eigentümer Dr. Hansjörg Jaumann sein Unternehmen mit den drei Zeitungstiteln „Die Oberbadische“, „Weiler Zeitung“ und „Markgräfler Tagblatt“ an den langjährigen Kooperationspartner, den „Schwarzwälder Boten“. Wichtig ist ihm dabei vor allem die Zusage der neuen Eigentümer, die Heimatzeitung auch in Zukunft zu erhalten - und somit die stolze Tradition ihres Gründers Georg Uehlin fortzusetzen.
Im Jahr 1992 zog das Markgräfler Tagblatt in die Hauptstraße 51 um, wo es bis heute zu Hause ist.
Im Jahr
Ehemalige Redakteure blicken zurück
Vier Jahrzehnte in einem Beruf, der jeden Tag neue Herausforderungen mit sich bringt, heißt Zeitungsgeschichte mitgeschrieben und Lokalgeschichte miterlebt zu haben. Erinnerungen von Petra Pflüger und Harald Pflüger.
Im „heimeligen Redaktionsstüble": Petra Pflüger bei der Arbeit.
Von wegen langweilige Provinz
Wie wurde zwischen 1991 und 2023 Zeitung gemacht? Wie sah der Arbeitstag eines Lokalredakteurs damals aus? Wir haben ins heimelige Redaktionsstüble des Markgräfler Tagblatts mitten in der Schopfheimer Hauptstraße gelinst – und dabei noch einmal den ganzen Stress gespürt.
Von Petra Pflüger
Montagmorgen, 8 Uhr. Redaktionsleiter Werner Müller (wm) sitzt an seinem Schreibtisch und telefoniert. Mit dem Geschäftsführer. Dem Chefredakteur. Mit einem Informanten, der der Redaktion etwas Wichtiges „zu stecken“ hat - worüber es sich doch mal lohne, einen Artikel zu schreiben. „Da müssen wir nachbohren“, ist sich Werner Müller sicher. Die Tür geht auf, seine Kollegen schlagen auf: die Redakteure Harald Pflüger (hp), Peter Schwendele (pele), der mittlerweile leider verstorben, aber in der Erinnerung fest verankert ist, und Petra Martin (ma), jetzt Petra Pflüger. Auch der Volontär hat seinen Computer eingeschaltet. wm kündigt an, recherchieren zu wollen. Er habe da eine Sache erfahren, wenn die stimme, sei das ein echter Aufreger. pele wühlt sich durch die neuesten Nachrichten aus Zell, Schönau und Todtnau. „Ein neuer Pfarrer kommt, da müssen wir ein Porträt machen, den können wir doch schon mal unseren Lesern vorstellen.“ pele macht sich bereit für die Fahrt ins obere Wiesental.
hp checkt derweil die E-Mails für Steinen und Maulburg. Übers Wochenende sind jede Menge Berichte von freien Mitarbeitern eingetrudelt. Sie alle wollen zum Abdruck fertig gemacht werden. „Keiner will was sagen“, ruft wm in die Runde. Bei seinen Recherchen hat er harte Nüsse zu knacken. „Wenn Sie etwas sagen, ist es doch besser“, versucht er den Mann am anderen Ende der Telefonleitung zu überzeugen.
„Dann steht auch Ihre Meinung im Blatt.“ wm punktet, jetzt muss er nur noch im Rathaus anrufen, den Bürgermeister mit all den Vorwürfen konfrontieren, die er gesammelt hat.
Der Volontär kämpft sich durch Generalversammlungsberichte aus dem Kleinen Wiesental, aus Hausen und aus Hasel. „Das ist doch Provinz, das ist doch Pipifax“, will er uns weismachen. Ist es nicht. Die Menschen engagieren sich ehrenamtlich für die Feuerwehr, in Chören oder halten ihr Dorf mit Aktionen für Schule, fürs Schlachthaus oder für die Weidegemeinschaft auf Trab. Wenn sie Bilanz ziehen oder zum Konzert einladen, ist das der gesellschaftliche Höhepunkt des Jahres – und das soll sich in einem Bericht in der Zeitung niederschlagen. Als Lokalzeitung nahe an den Lesern sein – dafür sind wir nicht nur an diesem Montag zur Arbeit erschienen. Die Artikel werden von den Lesern ausgeschnitten und abgeheftet – sie spiegeln die Geschichte des Dorfes wider. Der Volontär macht sich an seine Hauptversammlungsberichte. „Ich sehe das jetzt aus einem ganz anderen Blickwinkel.“
Noch lange kein Feierabend ma redigiert ebenfalls einen Bericht nach dem anderen, dann schnappt sie sich die Kamera und geht „auf Termin“. Der Gewerbeverein bittet zum Pressegespräch. Wenn ma zurückkommt, wird sie den Artikel noch aktuell für die nächste Ausgabe schreiben. Sie hackt auf der Tastatur herum, bis wm mit den Augen rollt. „Nicht so viel, nicht mehr als 90 Zeilen.“ wm hat den Bürgermeister erreicht, der nun Auskunft geben muss. Selbstverständlich weist er alle Vorwürfe zurück. wm hat den Kommentar, den er zu seinem Artikel schreiben wird, schon im Kopf. Ein großer Stehsatz ist an diesem Montagvormittag entstanden, eine ganze „Halde“ an Artikeln.
Es ist Mittag und Zeit „zu spiegeln“, Berichte, Bilder und den Kommentar von wm auf den zur Verfügung stehenden Seiten unterzubringen. Das Layout, also die Art, wie die Artikel auf der Seite angeordnet werden, hat jeder erfahrene Redakteur schon beim Schreiben seiner Artikel vor seinem geistigen Auge. wm's
Bericht über die Vorwürfe von Stadträten und Bürgern gegenüber der Stadtverwaltung gehört mitsamt dem Kommentar nach oben auf die Seite. Der Aufmacher ist platziert. Schließlich wird Korrektur gelesen, Artikel für Artikel, Meldung für Meldung. 18 Uhr. Feierabend? Leider nicht. Alle Redakteure müssen noch zu einer Gemeinderatssitzung. Die kann lange dauern, manchmal fast so lang wie eine Zeller Hürussitzung am Ölfte Ölfte, wie Kollege pele bemerken würde. Block zücken, mitschreiben. Kurz vor Mitternacht zuhause. Die Aufgabe am nächsten Tag steht fest: Berichte schreiben über die Ratssitzung. Seiten machen. Noch etwas mit den Kollegen klären: Wer schreibt die Samstagsglosse „Stadtspiegel“, wer macht am Sonntag Zeitung? Plötzlich ein Alarm. Großbrand in der Innenstadt. Ausgerechnet da, wo neu gebaut werden soll. Es gilt: Alles stehen- und liegenlassen, Block und Kamera nehmen, hingehen, hinschauen, notieren.
Die Blattplanung ist kurz vor Redaktionsschluss für die Tonne, der Brand-Bericht hat Priorität. Der Feierabend ist in weiter Ferne. Die nächste Ausgabe soll wieder ganz aktuell werden – und nah am Leser sein. Von wegen langweilige Provinz. Übrigens: Als Ruheständler, die wir nun fast alle sind, lässt uns die Zeitung nicht los. Sie ist in unserer freien demokratischen Welt eine unverzichtbare Begleitung und Stütze bei der Einordnung dessen, was hier, wo wir wohnen, los ist. Wir alle lesen das Lokale, studieren bisweilen pedantisch Satz für Satz, eine Berufskrankheit. Anders gesagt: Redakteur bleibt Redakteur ein Leben lang.
ZUR PERSON
Petra Pflüger (früher Petra Martin) war - nach Studium und Volontariat - von 1986 bis 2023 als Journalistin tätig, davon fast 33 Jahre unter dem Kürzel ma als Redakteurin beim Markgräfler Tagblatt.
Johnny, lass mal den Tiger raus
Es gibt Sätze, die vergisst man nicht. „Johnny, lass mal den Tiger raus, damit der Herr von der Zeitung ein Bild machen kann“, ist so ein Satz. Seither ist viel Wasser die Wiese hinunter geflossen, der „Herr von der Zeitung“ nach mehr als 40 Berufsjahren beim Verlagshaus Jaumann im Ruhestand. Und der Tiger längst im Zirkushimmel.
Von Harald Pflüger
In den 80er Jahren gehörten neben der mechanischen Schreibmaschine, „Tipp-Ex“, Schere und Kleber zu den Arbeitsutensilien. E-Mail und Internet waren noch Science Fiction. Im Laufe der Jahre änderte sich die Zeitungsproduktion rapide. Technischer Fortschritt Irgendwann kam der Panda. Nicht die „tolle Kiste“ auf vier Rädern, sondern ein gleichnamiger Computer, der die Schreibmaschine ersetzte. Später standen auf dem Schreibtisch Rechner mit dem Apfel-Logo. Die Analogfotografie wurde durch die Digitalfotografie verdrängt. Archiviert wird auch nicht mehr auf den äußerst biegsamen Floppy-Disks, 3,5-ZollDisketten oder DVDs. Heute lagern die Bilder auf Festplatten.
Das Internet Früher kamen die Einladungen zu Sitzungen und Veranstaltungen mit der Post und auch die Berichte von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Recherchiert wurde nicht per Mausklick, sondern per Telefon. Heute möchte wohl niemand mehr die Errungenschaften der Technik missen. Einen Vorteil hatte die Vor-Internet-Zeit allerdings: Spam-Mails gab es nicht.
Begegnungen
Das Schöne am Journalistenberuf ist ja die Begegnung mit Menschen. Viele Begegnungen
sind deshalb unvergessen, weil sie Seiten des Gegenübers zum Vorschein brachten, mit denen man nicht gerechnet hatte.
Im Mittelpunkt einer Geschichte sollte nie der Autor stehen, sondern die Person oder Sache, um die es geht. Sich immer eine gewisse Distanz bewahren und nicht in Kumpanei verfallen, ist in dem Beruf angeraten. Trotz aller Routine gab es immer wieder Situationen, die einem nahe gingen. Etwa wenn Kinder bei einem Brand ihr Leben verloren oder Menschen durch Gewalttaten oder Unfälle starben.
Zur Stelle
Zur rechten Zeit am rechten Ort: Oft war bei einer guten Geschichte auch ein Quäntchen Glück dabei. Wie bei dem spektakulären Unfall, als ein Fahrzeug bei Maulburg in den Gewerbekanal stürzte und durch einen Durchstich unter der B 317 in die Wiese gespült wurde. In die Rubrik Spektakuläres lässt sich auch der Diebstahl einer Rangierlok einordnen, deren Fahrt an einem Prellbock in Saint-Louis endete.
April, April
Es gab Zeiten, da konnte man Leser in den April schicken, ohne einen Shitstorm befürchten zu müssen. Um Material musste man sich nie sorgen. Dafür sorgten zum einen die Leserinnen und Leser und zum anderen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit zum Teil aufwändigen Inszenierungen. In Erinnerung geblieben ist eine Meldung, dass für das Passieren des Langenfirsttunnels künftig Tunnelmaut bezahlt werden muss.
Der kleine Unterschied
Dass ein kleiner Buchstabe den Unterschied zwischen Wembach (Großes Wiesental), Wambach (Kleines Wiesental) und Warmbach (Hochrhein) macht, wird spätestens dann klar, wenn man vor geschlossener Rathaus- oder Hallentür steht.
Das Team „Ein starkes Team“ – um den Titel einer Kriminalfilm-Reihe zu zitieren – das war das Quartett um Redaktionsleiter Werner Müller. Er, Petra Martin (heute Petra Pflüger), der leider viel zu früh verstorbene Peter Schwendele und Harald Pflüger – sie verkörperten über Jahre und Jahrzehnte „das MT“. Zu deren Aufgabengebiet gehörte auch die Volontärsausbildung.
Volontäre
Apropos Volontäre. Viele sind nach ihrer Ausbildung beim Markgräfler Tagblatt dem Metier treu geblieben. Ihre Namen las man später etwa in der Stern-Beilage, auf Spiegel Online, sah sie im Fernsehen oder man hatte sie als Pressesprecher eines Unternehmens am Telefon.
Fehlerfrei
Fehlerfrei durch mehr als vier Jahrzehnte. Das ist beim besten Willen nicht zu schaffen. Einmal kurz abgelenkt durch ein Telefongespräch, kam es, dass aus einem Preis pro Kubikmeter Wasser ein Literpreis wurde. Das wäre ein teures Duschvergnügen geworden.
Das MT Für die meisten Leserinnen und Leser stehen die Buchstaben „M“ und „T“ für Markgräfler Tagblatt. Für einen ehemaligen Redakteur heißt „MT“ schlicht „Meine Tageszeitung“. Die darf auf dem Frühstückstisch nicht fehlen. Und wenn die Neugierde zu groß wird: Es gibt ja noch das Vorabend E-Paper.
ZUR PERSON
Harald Pflüger (hp) arbeitete von 1980 bis zu seinem Ruhestand 2022 als Redakteur beim Verlagshaus Jaumann, davon mehr als 30 Jahre beim Markgräfler Tagblatt.
Harald Pflüger war 42 Jahre lang Redakteur beim Verlagshaus Jaumann.
Nah dran an den Menschen
Das Team des Markgräfler Tagblatts blickt auch über den Talrand hinaus
Kleine Redaktion, großes Einzugsgebiet: Das MTTeam hat das Revier entlang der Wiese zwischen Schopfheim und Feldberg unter seinen Fittichen und blickt dabei auch über den Talrand hinaus – ins Kleine Wiesental und bis nach Hasel. Ihr Domizil haben sie an der Hauptstraße 51, mitten in der Schopfheimer Innenstadt. Jeder der vier Redakteure hat „seine“ Gemeinden, um die er sich schwerpunktmäßig kümmert. Im Redaktionsalltag indes ist enge Zusammenarbeit gefragt, sowohl innerhalb des MT als auch mit den Kollegen an den anderen beiden Standorten unseres Verlags im Landkreis in Lörrach und Weil.
Anja Bertsch Nah dran an den Menschen und an dem, was sie bewegt: Sei es die Hiobsbotschaft einer Firmenpleite mitsamt verlorener Arbeitsplätze, sei es die hitzige Debatte um die Entwicklung des Stadtbilds oder die schönen, warmen Geschichten über Menschen, die vor Ort etwas bewirken und bewegen: Das breite Themen-Spektrum im Lokaljournalismus ist es, was Anja Bertsch an ihrem Beruf so schätzt.
Dem Markgräfler Tagblatt (MT) ist sie schon ihr Journalistenleben lang verbunden: Noch bevor es sie zum Geschichts- und Politikstudium nach Konstanz zog, hatte sie hier ihr Volontariat absolviert. Als Historikerin stieg sie zunächst noch tiefer in die
Forschung ein und in Archive hinab, bevor es sie vor gut 15 Jahren zurück ins aktuelle Geschehen des Dreiländerecks zog: Als freie Mitarbeiterin für die regionalen Zeitungen war sie im politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Geschehen zwischen Feldberg und Rheinknie unterwegs und zu Hause, bevor sie als OnlineRedakteurin wieder fest ans Verlagshaus andockte. Als stellvertretende Redaktionsleiterin hat „jab“ beim Markgräfler Tagblatt nun das Schopfheimer Stadtgeschehen unter ihren Fittichen.
Maximilian Müller Immer etwas Neues aus vielfältigen Bereichen lernen und das
Ganze dann mit anderen teilen: Das ist für Maximilian Müller das Reizvolle am Lokaljournalismus. Seit dem vergangenen Herbst ist der zweifache Familienvater in Schopfheim tätig, zuvor hatte er als Redakteur Steinen betreut. In Freiburg aufgewachsen, ist er nach mehreren Jahren in Norddeutschland und im Nordschwarzwald wieder froh, im „tiefen Süden“ zu sein.
Verena Wehrle
Auch direkt vor der Haustüre gibt es die richtig spannenden Geschichten. Davon ist Verena Wehrle überzeugt. Im Lokaljournalismus ist man eben direkt an den Menschen dran. Seit 2022 ist sie in der MT-Redaktion für „ihr“
Oberes Wiesental zuständig. Die heimatverbundene Todtnauerin liebt die Region, kennt die Menschen und freut sich immer wieder, wenn sie in einer solch spannenden Geschichte von Land und Leuten erzählen kann. Über 20 Jahre freie Mitarbeit und ein Abstecher in die Schweiz zum Studium „Journalismus und Organisationskommunikation“ in Winterthur gaben das Rüstzeug für den Beruf, der bei „vw“ viel mehr eine Leidenschaft ist. Und schreibt sie mal nicht, fotografiert die zweifache Mutter leidenschaftlich gerne, spielt Klarinette in der Trachtenkapelle Brandenberg oder ist mit ihrer Familie im schönen Schwarzwald unterwegs.
Manuel Hunn 160 Jahre MT, rund 160 Tage „mh“: Manuel Hunn, der in „Amtsjahren“ jüngste Redakteur im Team, betreut seit Mai die „Rund um Schopfheim“Gemeinden Kleines Wiesental, Hausen und Hasel. Auch zuvor waren schon Artikel von „mh“ im MT zu lesen, da er mit einem Volontariat in unserem Verlagshaus seine journalistische Ausbildung abgeschlossen hat. Einige Jahre verbrachte der Todtnauer für sein Politik- und Soziologie-Studium in der Großstadt in Köln – da er aber das Leben auf dem Land zu schätzen weiß, zog es ihn danach wieder in seine Heimat. Zurück im Wiesental, freut es ihn, dass ihn die
Menschen nicht mehr fragend anschauen, wenn er hin und wieder sein Alemannisch „auspackt“. Hier absolvierte er ein Journalismus-Fernstudium und sammelte gleichzeitig praktische Erfahrung als freier Mitarbeiter. Damals wurde ihm klar, was ihn am Lokaljournalismus besonders begeistert: die Möglichkeit, interessante Geschichten über die Menschen vor Ort zu erzählen.
Simone Rotzler Von A wie Anzeigen bis Z wie Zustellung: Unsere Geschäftsstelle im Herzen der Schopfheimer Innenstadt ist Anlaufstelle für so gut wie alles, was mit der Zeitung zu tun hat. Simone Rotzler hat in Personalunion die Geschäftsstelle und die Redaktionsassistenz unter ihren Fittichen. Sie ist die zentrale Anlaufstelle für Redaktion, freie Mitarbeiter, Ämter, Vereine – und natürlich für unsere Leser, die hier ihre Kleinanzeigen und Familienanzeigen ebenso aufgeben wie sie Konzerttickets für das reiche Kulturleben in der Regio erwerben können.
Doch auch „hinter den Kulissen“ gibt es jede Menge zu tun, ob bei der Honorarabrechnung für die freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder in der Büroadministration. Für diese Aufgabe braucht es die Freude am Umgang mit Menschen ebenso wie die Fähigkeit, den Überblick zu bewahren – auch, wenn’s mal stressig wird.
Immer unterwegs und verwurzelt in der Heimat
Fit in fast allen Themenbereichen: Aus dem Arbeitsalltag als „Freier Mitarbeiter“
Von Gerald Nill
Schreib doch mal was aus dem Leben eines Freien Mitarbeiters“ - so lautete der knappe Auftrag aus der Redaktion. Der Zufall wollte es: Es war gerade Zeit und Muße für ein Brainstorming.
Genau vier Jahre waren vergangen seit dem Anruf des ehemaligen Redaktionsleiters in Schopfheim, Werner Müller: „Lassen Sie uns doch mal einen Kaffee trinken.“ Warum nicht!
25 Jahre Festanstellung als Redakteur in Dortmund lagen hinter mir. Aber auch schon fünf interessante Jahre als Reiseleiter für englischsprachige Touristen, die durch den Schwarzwald, das Elsass, aber auch die Schweiz geführt werden wollten. Das bedeutete aber auch: Freie Zeit im Winter, die mit dem Schreiben dreier regionaler Bücher verkürzt wurden. Warum also nicht als freier Mitarbeiter für das Verlagshaus Jaumann schaffen?
Der Riesenvorteil des schönsten Jobs der Welt: Man sitzt nicht mehr im Büro! Stattdessen - wenn das die Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung sehen würden - auf dem eigenen Dachboden im Hängestuhl. Denn nur dort hat man in meiner Wahlhei-
Nill ist freier Mitarbeiter des Markgräfler Tagblatts.
mat Gresgen ein Telefonnetz. Ein bisschen jedenfalls. Oder, wenn‘s ganz wichtig ist: Mit dem Auto hinauf zum Waldparkplatz, um mit dem Geschäftsführer von Auto-Kabel über die Insolvenz zu reden. Um mit dem Sprecher von Mahle über Umstrukturierungen am Standort Zell zu sprechen. Um eine Umfrage unter Geschäftsleuten während Corona zu fertigen.
Arbeiten am Lago Maggiore
Wie gut, dass die Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung kein Bildtelefon haben. Denn an zehn Wochen im Jahr gehen die Telefonate auch von der zweiten Heimat auf einer Alm am Lago Maggiore aus. Dort gibt es zwar
keinen Strom und kein Leitungswasser, dafür ein besseres Telefon als in Gresgen, um mit den Bürgermeistern des Wiesentals über dies und das zu reden. Manchmal fanden die Gespräche halbnackt unter der Pergola statt. Die drängenden Themen liegen auf der Hand: der Klimawandel mit all seinen Folgen. Das Wasser ist knapp und kostbar. Die eine Gemeinde hat sich besser darauf vorbereitet als die andere. Der Journalist darf sich auch darüber echauffieren, dass das kostbare Nass trotz Wasserentnahmeverbot für die Beregnung von Holzlagern weiter verwendet wird, zum Nachteil des Lebensraumes Bach. Aus der Redaktion in Dortmund, bei der der jetzige Freie Mitarbeiter 25 Jahre lang
fest angestellt war, habe ich festgestellt, wie wichtig eine freie Presse für die Demokratie und für die gesellschaftliche Mitgestaltung ist.
Für den Zugereisten bedeutet die freie Mitarbeit beim Verlagshaus Jaumann aber auch eine Verwurzelung in der neuen Heimat, wie sie durch keinen anderen Job besser erreicht worden wäre. Wie oft geschieht es, dass man freundlich angesprochen wird. Das Kompliment des Nachbarn „Wenn ich Ihre Artikel lese, habe ich das Gefühl, ich wäre dabei gewesen“ könnte nicht besser ausfallen. Gut, dass es im Wiesental noch zwei Zeitungen gibt! Hoffentlich noch lange!
Das Reizthema Nummer eins nicht erst dieser Tage sind die Windkraftanlagen, die auf den Höhenlagen errichtet werden sollen. Der Vorteil des Zugereisten: Er ist neutral und will es auch bleiben, braucht sich weder von der einen Seite noch von der anderen vereinnahmen zu lassen, während die Festangestellten in der Redaktion sich durch Kommentare schon als Befürworter oder Gegner geoutet haben und dadurch angegiftet werden. Nicht immer vergnügungssteuerpflichtig sind Gemeinderatssitzungen, wenn der kleine Uhrzeiger schon jenseits der zehn steht und man den Bericht, besser die Berichte, Macht der Gewohn-
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heit, noch in der Nacht schreibt und mit Fotos in die Redaktion sendet.
Am nächsten Morgen ist man tatsächlich wieder völlig frei, trifft sich mit diesem zum Thema Wasserradbau oder mit jener zur Beschreibung der Lourdes Grotte in Utzenfeld oder, oder, oder. Die Sorgen der Landwirte, die Anstrengungen des Biosphärengebiets und immer wieder Vereine in allen Schattierungen mit begeisterten Ehrenamtlichen - mittlerweile ist man in praktisch allen Themenbereichen fit und tatsächlich richtig angekommen - könnte es also etwas Schöneres geben als Freier Mitarbeiter einer Zeitung zu sein?
Zum Jubiläum die besten Glückwünsche!
■ Heizung: Brennwert-und Solar technik, Hackschnitzel-,Holz-und Pelletheizungen, Wärmepumpen
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Das MT-Team mit (von links) Maximilian Müller, Anja Bertsch, Mediaberater Kai-Uwe Birk, Manuel Hunn, Verena Wehrle und Simone Rotzler (Redaktionsassistenz und Geschäftsstelle).
Foto: Redaktion
Die Region mit Potenzial
Die wirtschaftliche Entwicklung des Oberen und Mittleren Wiesentals und seine Stärke im Wandel der Zeit
Von Alexander Maas & Torsten Clement
Das Obere und Mittlere Wiesental hat eine lange und bewegte wirtschaftliche Geschichte hinter sich. Für diese Entwicklung spielte vor allem der Fluss Wiese eine bedeutende Rolle: Zunächst als Wasserlieferant für die Landwirtschaft und mit der zunehmenden Industrialisierung als Energielieferant für die aufkommenden Industriebetriebe.
Industrielle Blütezeit
Die Industrialisierung war auch im Wiesental eine Zeit des tiefgreifenden Wandels: Unternehmen wie die Montfortsche Baumwollfabrik in Zell und Umgebung oder die Spinnerei und Weberei Iselin & Co. in SchönauBrand und natürlich die Todtnauer Bürstenfabriken prägten
jahrzehntelang die Region und boten vielen Menschen Arbeit. Die Verbindung ins Rheintal und der Ausbau der Infrastruktur ermöglichten den Austausch von Waren und Gütern und führten zu einer Blütezeit der regionalen Wirtschaft.
Strukturwandel und Innovationskraft
Mit dem Strukturwandel und der Globalisierung stand und steht auch die Wirtschaft im Wiesental vor großen Herausforderungen. Die Textilindustrie, einst ein Hauptpfeiler der Wirtschaft, verlor ab den 1970er Jahren zuerst durch die Billiglohnkonkurrenz in Asien und der Türkei sowie ab den 1990er Jahren auch in Osteuropa zunehmend an Bedeutung und zahlreiche Fabriken schlossen.
Doch die Unternehmen der Region verstanden es, sich neu zu
erfinden. Anstelle eines Niedergangs gab es einen Wandel hin zu einer diversifizierten und modernen Wirtschaftsstruktur.
Heute ist das Obere und Mittlere Wiesental geprägt von einem Mix aus traditionellem Handwerk, innovativen Mittelstandsunternehmen und weltweit tätigen Industrieunternehmen. Unternehmen wie Endress+Hauser, Busch Vacuum Solutions und Ekato Rühr- und Mischtechnik sind nur drei Beispiele für die Innovationskraft und Beständigkeit der regionalen Wirtschaft. Beispielhaft ist auch, was sich aus dem einstmals traditionellen Handwerk des Bürstenmachens im Oberen Wiesental entwickelt hat: Mehrere Bürstenproduzenten sowie Bürstenmaschinenhersteller, wie zum Beispiel der Weltmarktführer Zahoransky, sind dank Innovation und Spezialisierung bis heute wichtige Arbeitgeber in der Region.
Starke Standortfaktoren
Ein weiterer Faktor für den anhaltenden wirtschaftlichen Erfolg ist die geografische Lage des Wiesentals im Dreiländereck Deutschland, Schweiz und Frankreich. Diese ermöglicht es den Unternehmen, von grenzüberschreitenden Kooperationen und Märkten zu profitieren. Darüber hinaus bietet das Wiesental durch seine Nähe zu Basel und Freiburg eine hervorragende Anbindung an internationale Verkehrswege.
Ein weiterer Standortvorteil ist die hohe Lebensqualität der Region. Die Verbindung von urbaner Infrastruktur und naturnaher Umgebung macht das Wiesental zu einem attraktiven Ort zum Leben und Arbeiten.
Herausforderungen der Zukunft
Wie in vielen anderen Regionen Deutschlands stehen auch im Wiesental die Themen Transformation, Digitalisierung, Nachhaltigkeit sowie der Arbeits- und Fachkräftemangel im Fokus. Unternehmen müssen sich zunehmend mit neuen Technologien auseinandersetzen, ihre Produktionsprozesse digitalisieren und Geschäftsmodelle an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen. Zudem stellt nachhaltiges Wirtschaften in Zeiten des Klimawandels einen zentralen Erfolgsfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen dar. Viele Betriebe im Wiesental setzen bereits auf erneuerbare Energien, ressourcenschonende
Produktionsverfahren und nachhaltige Lieferketten. Darüber hinaus stellen der demografische Wandel und die Anziehungskraft der Ballungszentren bei der Personalgewinnung eine weitere Herausforderung für den ländlichen Raum dar. Für viele Betriebe in der Region wird es zunehmend schwieriger, Fachund Arbeitskräfte zu rekrutieren. Ein weiterer Aspekt beim Thema Fachkräftegewinnung besteht in der Grenznähe zur Schweiz, die mit einem höheren Lohnniveau lockt. Entsprechend müssen die Unternehmen nicht nur in der Entwicklung und Fertigung innovativ sein, sondern auch bei der Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden.
Die Wirtschaftsregion Südwest GmbH als Partner
Die Wirtschaftsregion Südwest GmbH (WSW) ist die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Landkreise Lörrach und Waldshut: Die WSW identifiziert zukunftsweisende Themen und Trends für Kommunen und Unternehmen, initiiert und entwickelt Projekte, organisiert Informationsveranstaltungen für Unternehmen und knüpft Netzwerke mit dem Ziel, die Weiterentwicklung der Region voranzubringen. Sie engagiert sich damit für ein innovationsfreundliches Umfeld und einen auch zukünftig wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Wirtschaftsstandort. Mit ihrem weitreichenden und lebendigen Netzwerk steigert die WSW zudem Bekanntheit und
Image der Wirtschaftsregion, die auch über die Grenzen der Region hinaus als herausragend wahrgenommen wird.
Mehrwerte für Unternehmen
Das Netzwerk SüdWestWork, in dem sich bereits mehrere Firmen und Kommunen aus dem Wiesental engagieren, hat die Gewinnung von Fachkräften für den Landkreis Lörrach zum Ziel. Durch gemeinsame Aktionen und eine zentrale Internetseite mit Informationen für Fachkräfte und ihre Familien macht das Partnernetzwerk auf die Region als attraktiven Lebens- und Arbeitsort aufmerksam.
Mit dem RegioWIN Förderprogramm Zukunft.Raum. Schwarzwald kann die WSW Unternehmen bei den Themen Nachhaltigkeit, Transformation und Innovation mit passgenauen Angeboten und Fördermitteln in Höhe von 54,5 Prozent unterstützen.
Fazit: Eine Region mit Potenzial Das Wiesental hat in den vergangenen Jahrzehnten bewiesen, dass es sich immer wieder neu erfinden kann. Die Region blickt auf eine stolze industrielle Vergangenheit zurück, steht aber zugleich vor vielfältigen Herausforderungen. Mit einer starken Wirtschaft, engagierten Unternehmen und einem lebenswerten Umfeld ist das Wiesental jedoch hervorragend aufgestellt, um auch in den kommenden
zehnten erfolgreich zu sein.
Jahr-
Alexander Maas (rechts) ist Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Südwest, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Landkreise Lörrach und Waldshut. Torsten Clement (links) gehört seit August als Wirtschaftsbeauftragter des Landkreises Lörrach zum Team.
Eine der schönsten Urlaubsregionen
Die Schwarzwaldregion Belchen bietet zu jeder Jahreszeit einmalige Genussmomente
Von Gerald Nill
Der Südschwarzwald wird wiederentdeckt. Unverfälschte Bergwelt. Nachhaltiger Tourismus. Freizeitaktivitäten im Einklang mit der Natur.
Und der schönste Gipfel von allen ist der Belchen mit seinen 1414 Metern über dem Meer. Wo ist der Rundblick schöner als von dort oben, wo sich Himmel und Erde berühren? Selbst Gäste aus der Schweiz sind verblüfft, dass sich der Alpenkamm von der Zugspitze bis zum Montblanc dort oben an klaren Wintertagen überblicken lässt.
Grandioses Bergpanorama
Zu Fuß oder bequem mit der Belchen-Seilbahn schwebend, erobern Gäste den Gipfel und genießen von der Sonnenterrasse des Belchenhauses bei einem kühlen Getränk und einem zünftigen Schwarzwälder Speckvesper ein grandioses Bergpanorama. Der Blick vom Belchen ist jedes Mal einfach einzigartig. Mit ihrem öffentlichen Nahverkehrsnetz und der hervorragenden Lage im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und der Schweiz ist die Schwarzwaldregion Belchen bestens mit Bussen und Bahnen erschlossen.
Wer die Region auf zwei Rädern erkunden will, kann dies ganz entspannt und ohne Auto tun. In der neuen Tourist-Information in Schönau im Schwarzwald gibt es Mountainbikes und Elektrofahrräder zum Leihen. Und: Auch hier erhalten sie mit der Gästekarte der Schwarzwaldregion Belchen Rabattleistungen. Zehn bestens ausgeschilderte Radrouten, von leicht bis schwer, weisen (E-)Mountainbikern und Gravelbikern den Weg durch eine herr-
liche, offene Naturlandschaft und versprechen dabei immer wieder faszinierende Fernsichten. Rennradfahrern bieten die unzähligen Seitentäler und kleinen Landstraßen, auf denen sich knackige Anstiege und rasante Abfahrten abwechseln, ein ideales Terrain zum Trainieren, aber natürlich auch zum Genießen. Wiesen und Wälder, Flüsse und Bäche in der Schwarzwaldregion Belchen bieten unzählige Möglichkeiten, von kleinen Füßen und Händen entdeckt zu werden. Im Energielehrpfad im „Buchenbrändle“ zu Schönau können Kinder auf spielerische Art austesten, welche Kraft Wasser hat. Ob Ponyreiten, Klettern oder ein Besuch bei der Feuerwehr – der
„Kindersommer“ ist vielseitig und hier kommt garantiert keine Langeweile auf.
Außergewöhnliche Wege
Die Schwarzwaldregion Belchen lädt Besucher dazu ein, auch zu Fuß einen unverwechselbaren Teil des Schwarzwaldes genauer kennenzulernen. Die Königsroute heißt Westweg. Jeder einzelne der insgesamt neun Entdeckungspfade hat sein eigenes Thema. Besonders beliebt ist auch der Premiumwanderweg und Schwarzwälder Genießerpfad Belchensteig, der 2020 zu Deutschlands schönstem Wanderweg in der Kategorie „Ganztagestouren“ gewählt wurde und auf 15 Kilometer Länge um den schönsten Schwarzwaldberg führt.
Als ein ganz besonderer Weg gilt auch in Wieden der KneippWanderzirkel, der seinen Gästen auf drei unterschiedlichen Routen (zwischen zwei, drei und 13 Kilometer) spielerisch und erforschend die Bedeutung der Landschaft, des Waldes, seiner Pflanzen und Tiere näherbringt, sowie an verschiedenen Stationen das ganzheitliche Naturheilverfahren der fünf Elemente Sebastian Kneipps vermittelt. Wer die schönsten Plätze der Schwarzwaldregion Belchen samt dem ein oder anderen Ge-
heimtipp erkunden will, der kann die digitalen Wandernadeln in Bronze, Silber und Gold erwandern und als Belohnung jeweils ein wertiges Wandergeschenk in den beiden Tourist-Informationen der Schwarzwaldregion Belchen abholen.
Im Winterwunderland
Im Winter lockt die Schwarzwaldregion Belchen mit einem vielfältigen Angebot auf die Höhenzüge des Südschwarzwaldes. Wanderer finden dann zwischen Wiedener Eck und Belchen ein herrliches Winterwanderwegenetz vor, dass es ambitionierten Besuchern theoretisch sogar ermöglicht, von Schönau hinauf bis zum Belchengipfel zu wandern und die faszinierende Winterlandschaft der Schwarzwaldregion Belchen zu erleben. Für Freunde des nordischen Wintersports bietet das Langlaufzentrum Hohtann ein abwechslungsreiches Loipenwegenetz mit knapp 40 Kilometern Länge. Gibt es die Schneelage her, so sind sogar in Fröhnd und Schönau Ortsloipen begehbar. Alpine Wintersportler ziehen ihre Schwünge am Belchen, im Skigebiet Münstertal Wieden oder am Hornlift in Fröhnd, wo das Flutlicht- und Mondscheinskifahren die Highlights der Wintersaison darstellen. Wer den Winter in
seiner ursprünglichsten Art und Weise erleben und in eine tief verschneite Winterlandschaft im wahrsten Sinne des Wortes eintauchen will, der begibt sich entweder auf eine geführte Schneeschuhtour am Belchen oder auf eigene Faust auf die drei ausgewiesenen Schneeschuhtrails in Wieden, Tunau und Fröhnd.
Kulinarik und Kultur
Auch kulinarisch hat die Schwarzwaldregion Belchen einiges zu bieten. Zusätzlich finden
das Jahr über ebenso verschiedene Themenwanderungen statt, wie im Herbst die alljährlichen und äußerst beliebten Pilzworkshops.
Traditionelle Feste, Kurkonzerte und Führungen, wie beispielsweise im Heimatmuseum Klösterle, dem Besucherbergwerk Finstergrund mit dem Infozentrum für Bergbau und Geologie oder im Bauernhausmuseum Segerhof runden schließlich den Aufenthalt in einer der schönsten Urlaubsregionen des Schwarzwaldes ab.
Den Belchengipfel bei Sonnenaufgang zu erleben, ist genauso ein Highlight wie der Besuch des Nonnenmattweihers (Foto unten).
Foto: Gerald Nill
Foto: Gerald Nill
Max Metzgers Vermächtnis ist aktueller denn je
Die Katholische Kirche spricht den Schopfheimer Priester und Pazifisten nach einem 18 Jahre dauernden Prüfungsprozess als Märtyrer selig. Die Feierlichkeiten finden am 17. November im Freiburger Münster statt.
Von Werner Müller
Die Markgrafenstadt hat in ihrer mehr als 1200-jährigen Geschichte einige Persönlichkeiten hervorgebracht, derer sie mit Stolz gedenken kann. Einer davon ist sicher Georg Uehlin, demokratisch gesinnter Anhänger der Badischen Revolution von 1848 und vor 160 Jahren Gründer des „Markgräfler Tagblatt“.
Ein anderer ist Max Josef Metzger, der katholische Priester, der mit seinem Glauben und seiner pazifistischen Haltung den Nazis trotzte und dafür in den Tod ging. Lange Zeit drohte sein Vermächtnis in Vergessenheit zu geraten, jetzt endlich, 80 Jahre nach seiner Hinrichtung, erhält Max Metzger auch offiziell die Anerkennung, die ihm gebührt: die Seligsprechung durch die katholische Kirche.
Die kirchliche Feier soll noch in diesem Jahr am Volkstrauertag, am 17. November, im Freiburger Münster stattfinden. Der Tag der Hinrichtung Max Metzgers, der 17. April, soll zudem ein kirchlicher Gedenktag werden. Die Seligsprechung solle ein „offizielles Bekenntnis dafür sein, dass die Kirche für Frieden und Völkerverständigung, Gewissensfreiheit und Gerechtigkeit einstehen will“, heißt es in der Ankündigung der Erzdiözese.
Für die zahlreichen Fürsprecher Max Metzgers, der 1887 in Schopfheim zur Welt kam, geht damit eine schier endlose Wartezeit zu Ende. Denn das offizielle Verfahren zur Seligsprechung dauerte gefühlt eine Ewigkeit - 18 Jahre lang genau. Die Erzdiözese Freiburg hatte den Prozess 2006 eröffnet und 2014 eine Kiste mit mehr als 6000 Dokumenten nach Rom geschickt. Dann hieß es warten, bis im Jahr 2022 das im Vatikan zuständige „Dikas-
terium“ den Weg für die Seligsprechung Max Josef Metzgers freimachte und die Ermordung des Priesters durch die Nationalsozialisten als „Märtyrertod“ anerkannte.
„Darauf haben viele Menschen in der Erzdiözese lange gewartet“, freute sich der Freiburger Erzbischof Stephan Burger seinerzeit über die Entscheidung. Rom würdige damit „einen Verfechter des Friedens und einen Gegner des Nationalsozialismus.“ Dieser habe sich in „finsteren Zeiten für Menschlichkeit eingesetzt, als viele schwiegen“. Damit sei er „ein Vorbild, sich für den Frieden in unserem Land und in der Welt zu engagieren.“
Andenken lebendig halten
„Für unsere Stadt ist die Seligsprechung von Max Josef Metzger ein einzigartiges Ereignis, und für die Menschen hier ist es eine große Überraschung und eine große Freude“, so fasste August Bichelmeier seine Glücksgefühle in Worte, nachdem er die Hoffnung auf die Seligsprechung des Märtyrerpriesters nach eige-
nen Worten „schon fast aufgegeben“ hatte. Der mittlerweile pensionierte Gymnasiallehrer zählt zu einem vor mehr als 40 Jahren von Klaus Strütt, Klaus Schubring und den inzwischen verstorbenen Heiner A. Baur und Roland Kleinbub gegründeten Initiativkreis, der das Andenken an das Leben und das Wirken von Max Metzger lebendig halten will. Die Gruppe organisierte 1987 eine Ausstellung in der Markgrafenstadt, die anschließend im gesamten deutschsprachigen Raum auf Tour ging. Auch in den Jahrzehnten danach wies der Initiativkreis, beispielsweise aus Anlass von Todes- und Jahrestagen, in Vorträgen und Presseartikeln immer wieder auf das zeitlose Vermächtnis des Märtyrerpriesters hin.
In den Augen von August Bichelmeier ist die nun endlich bevorstehende Seligsprechung Max Metzgers ein „starkes Signal für unsere oft unselige Zeit“ und ein Aufruf, nicht nachzulassen im Engagement für den Frieden. „Hetzer, Hasser, Spalter und Draufhauer sollen uns nicht wieder in die Katastrophe führen“,
so Bichelmeier mit Blick auf aktuelle Zeiterscheinungen. Als Opfer eines rechtsextremistischen Unrechtsregimes mahne Metzger zur Bewahrung von Demokratie, Freiheit und Rechtsstaat. Insofern sei sein Vermächtnis auch 80 Jahre nach seiner Hinrichtung „immer noch aktuell.“ Nicht zuletzt deshalb ist es für Bichelmeier ein Anliegen, dass in Schopfheim das „Andenken an den wohl berühmtesten Sohn der Stadt“ in gebührender Weise erhalten bleibt.
Auch Bürgermeister Dirk Harscher würdigte den in Schopfheim geborenen und hier aufgewachsenen Theologen und Friedensaktivisten, der während des Zweiten Weltkriegs offen gegen den Nationalsozialismus und die Verbrechen des Regimes opponiert habe. Obwohl der Priester die Möglichkeit zur Flucht gehabt habe, sei er in Deutschland geblieben, um seine „unerschütterliche Überzeugung zu verteidigen.“
Einsatz für eine bessere Welt Harscher weist darauf hin, dass Schopfheim als Geburtsstadt das Andenken Metzgers durch verschiedene Initiativen würdige. „Sein Lebenswerk dient als Inspiration für viele, die sich für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt einsetzen“, so der Bürgermeister. Die Markgrafenstadt ehre das Vermächtnis von Max Josef Metzger als einen „ihrer be-
deutendsten Söhne und als Symbol für Zivilcourage und Einsatz für eine bessere Welt“.
Aus Anlass seines 80. Todestags am 17. April erinnerte die VHS mit zwei Veranstaltungen an den Priester und Pazifisten, zum einen mit einem Vortrag von August Bichelmeier mit dem Titel „Dr. Max Josef Metzger – Ein Leben für den Frieden“. Zudem übertrug die VHS ein Seminar „Widerstand gegen den Nationalsozialismus aus christlichem Glauben“ der Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand.
ZUR PERSON
Der am 3. Februar 1887 in Schopfheim geborene Max Josef Metzger, Priester der Erzdiözese Freiburg, gilt als Visionär, der sich entschieden für Völkerfrieden und Ökumene eingesetzt hat. Seine Erfahrungen als Feldgeistlicher im Ersten Weltkrieg machten Metzger zu einem radikalen Pazifisten. Schon 1917 entwickelte er ein internationales religiöses Friedensprogramm. Max Josef Metzger gründete verschiedene Organisationen wie den „Friedensbund Deutscher Katholiken“ oder das „Weltfriedenswerk vom Weißen Kreuz“, aus dem die geistliche Gemeinschaft „Societas Christi Regis“ entsteht. Aufgrund seiner öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten gerät Metzger ins Visier der Gestapo. Wegen scharfer Kritik wird er bereits im Januar 1934 für einige Tage und noch einmal im November 1939 für einen Monat inhaftiert. Metzgers ökumenische Friedensverbindungen zu Erz-
bischof Eidem von Uppsala/ Schweden führen am 29. Juni 1943 zu seiner endgültigen Verhaftung, nachdem eine Agentin sein Memorandum zu den künftigen demokratischen Strukturen Deutschlands an die Gestapo weitergeleitet hat. In einem 70-minütigen Schauprozess vor dem Volksgerichtshof unter Vorsitz seines Präsidenten Roland Freisler wird Max-Josef Metzger wegen „Hochverrats und Feindbegünstigung“ als „allzeit ehrloser Volksverräter“ verurteilt und nach acht Monaten in der Todeszelle am 17. April 1944 durch das Fallbeil hingerichtet. Zu Ehren Max Josef Metzgers trägt in Schopfheim eine Grundschule seinen Namen, beim katholischen Gemeindehaus erinnert ein Gedenkstein an ihn. Seit 2016 ist ihm vor dem Eingang der St. Joseph Kirche in Berlin-Wedding, wo er bis zur Verhaftung wohnte, ein Stolperstein gewidmet. Quelle: Erzdiözese Freiburg/wm