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DIE NOVUM

Politik und Wirtschaft

9. Oktober 2013

Muezzin an der Pleisse Moscheebau in Leipzig geplant

ohlis, ein Stadtteil im Leipziger Norden, in dem 7.400 Menschen leben. Hier plant die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde (AMJ) den Bau der ersten Großmoschee in Mitteldeutschland. Der Stadt Leipzig liegen Baupläne vor, in der von Minaretten die Rede ist, deren Kuppeln zwei bis zwölf Meter hoch werden sollen. Stadtrat Wolf-Dietrich Rost (CDU) sieht das Ergebnis des Bauantrags noch als völlig offen an. Für ihn sind weiterhin zu viele Fragen ungeklärt, „sowohl zum städtebaulichen Konzept als auch zum Hintergrund der Antragsteller“, betont er. Im Moment leben circa 5.000 Muslime in Leipzig, davon gehören jedoch lediglich 1,7 Prozent der AhmadiyyaGemeinde an, die den Neubau stemmen will. Die Ahmadiyya unterhält deutschlandweit bereits 36 Moscheen mit Minaretten und Kuppeln. Die geplante Moschee in Gohlis soll im Zuge einer großen Neubauwelle entstehen, bei der die AMJ bundesweit über 100 neue muslimische Gebetshäuser errichten will. Die Gohliser selbst sind zwiegespalten. Während besorgte Bürger in Flugzetteln „den Bedarf an weiteren Moscheen derzeit nicht gegeben“ sehen, stören sich andere nicht am geplanten Moschee-Bau. So Adrian Graßhof, der seit 23 Jahren in Gohlis wohnt: „Der Islam ist eine interessante Religion und bietet auch in Sachen Kultur einiges“. Außerdem erkennt er Positives für das Viertel: „Die Straße hat einige Häuser, die nicht ansehnlich sind“ – die neue Moschee soll auf

www.ptext.de, SteffenKnüdel

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Der Uni-Riese und das Rathaus zieren bisher die Leipziger Skyline – in Zukunft könnte auch eine Moschee den Blick über Leipzig prägen.

einem Brachgelände in der GeorgSchumann-Straße entstehen. Mit ihrem orientalischen Stil könnte sie das Bild des Stadtteils aufpeppen. „Ich denke, dass es nicht schaden könnte“, meint Adrian Graßhof. Doch bereits im Jahr 2006 scheiterte die Ahmadiyya mit einem Bauantrag für eine Moschee. Damals war der Grundstückspreis zu hoch. Dieser ist sieben Jahre später wohl kein Problem mehr, die Volksbank als Grundstückseigner

will das verwucherte Gelände loswerden. Fehlt nur noch die Genehmigung der Stadt. Sie muss entscheiden, ob der orientalische Bau in das städDie Ahmadiyya wurde in den 1880ern in Britisch-Indien gegründet. Sie versteht sich als Sondergemeinschaft und Reformbewegung des Islam. Gläubige leiten „Ahmadiyya“ vom Namen „Ahmed“ ab, der im Koran für „Mohamed“ genannt wird. Am 9. Oktober

tebauliche Konzept passt. Bis Ende 2013 soll über die Voranfrage entschieden werden. Thomas Kraftschenko 1924 legte sie in Berlin den Grundstein für die älteste erhaltene Moschee Deutschlands. In Hessen hat die Ahmadiyya als einzige muslimische Vereinigung in Deutschland den gleichen Rechtsstatus wie die großen christlichen Kirchen.

Bitte Lächeln! Prävention. Ein Kommentar von Erik Lindner

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ackel-Dackel raus, Entspannungsmusik rein und immer schön langsam! Im gesamten Bundesgebiet schwärmen am Donnerstag rund 15.000 Polizisten und kommunale Mitarbeiter aus. In der 24-stündigen Präsenzzeit ab sechs Uhr früh sind die 8.600 Blitzer für mehr Sicherheit im Straßenverkehr im Einsatz. An den einschlägigen „Rennstrecken“ von Geschwindigkeits-Enthusiasten, typischen RaserHochburgen wie Bundes- und Landstraßen, stehen die Staatsbediensteten für Sie bereit, um in aufklärenden Gesprächen an Ihr Sicherheitsbedürfnis zu appellieren. Nun gut, der ein oder andere Knöllchen-Euro wird wohl auch raus-

springen. Primär soll es aber um die Prävention gehen! Daher werden reichlich Einsatzfahrzeuge, egal ob zivil oder in Polizei-Kolorit, bepackt mit allerhand Technik zur Geschwindigkeitskontrolle, zu finden sein. Zudem ist die Beweisführung durch kurze Videoclips geplant. Dem ein oder anderen Beobachter dürfte die Anti-RaserKampagne sehr realitätsnah und medienwirksam vermitteln: Füße weg vom Gaspedal, die Unkosten sind uns egal. Ok, ganz unbegründet sind derartige Maßnahmen nicht. Überhöhte Geschwindigkeit belegt in den UrsachenCharts des statistischen Bundesamtes, einen vorderen Rang – 37 Prozent aller 2012 erfassten Verkehrstoten lassen

sich darauf zurückführen. Allerdings ist die Zahl der Autounfälle mit Todesfolge in den meisten Bundesländern rückläufig. Zu den Ausnahmen gehört neben Hessen auch Sachsen. Die Verkehrspolizei betont deshalb, dass es ausschließlich um die Sicherheit ginge. Demnach ist im Rückschluss zu erwarten, dass mehrere Hundertschaften in einem nächtlichen Großeinsatz leere Zugwaggons bewachen und kriminelle Graffiti-Vandalen durch Vor-Ort-Gesprächsrunden aufgeklärt werden? Da lob ich mir unseren trendigen Freistaat. Das sächsische Ministerium des Innern zeigt sich auch bei uns spendabel, wenn es um „angepasste Geschwindigkeit“ geht – nur irgendwie sinnstiftender. Zum 19. Mal veranstal-

ten die sächsischen Polizeireviere die „Blitz for Kids“-Aktionstage. Im gesamten Freistaat verteilen sich zwischen dem 7. und 18. Oktober zukunftsbewusste Beamte an Problemzonen wie Schulen und Kindergärten, um Gaspedal-Durchdrückern die gelbe Karte zu zeigen. Gut, streng genommen setzt die Polizei auf minderjährige, schulpflichtige Hilfsarbeiter um die Karten und Mahnungen zu verteilen. Ist ja auch effektiver – Wer würde Sie zum Bremsen bewegen, der 55-jährige Polizeibeamte, der Geldstrafen verteilt, oder ein 10-jähriger Grundschüler, der von Ihnen wissen will, warum Sie leichtfertig sein Leben gefährden?


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