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Lokales

2. Mai 2013

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Die Novum

Gesichter Mittweidas

Griechische Mythologie in der Mensa E

in Pan mit seinen Nymphen, Eros und Psyche und wilde, kämpfende Amazonen. Sie alle sind aufgereiht an der Wand der Bierschwemme in der Mensa Mittweida zu finden. Nackt, wie sie geschaffen, erzählen die glasierten Keramiken fanatasievoll die Geschichten aus dem alten Griechenland mit ihren Sagen und Mythen. Außerdem wurde die Beziehung zwischen Frau und Mann künstlerisch und thematisch gestaltet. „Ich schreite fast täglich an meiner Arbeit vorbei. Jene, die da sitzen, wissen nicht, dass sie den einstigen Arbeitsplatz des vorüberschreitenden, alt gewordenen Mannes einnehmen“, sagt Walter Oehme stadtbekannter Chronist Mittweidas. Er ist es, der die Keramik-Reliefs des Naumburger Künstlerehepaars Marika und Klaus Sängerlaub in der Mensa angebracht hat. Die Verordnung, in größeren öffentlichen Gebäuden ein bis zwei Prozent der Planungskosten für künstlerische Elemente aufzubringen, gibt es schon seit der DDR-Zeit. Um dem gerecht zu werden, wurden die Skulpturen im Schankbereich der Schwemme aufgehängt. Oehme war bereit, die Herausforderung anzunehmen – obwohl sie viele Schwierigkeiten mit sich

brachte. Die Künstler boten ihm ihre Hilfe an, doch er lehnte das Angebot ab. Der kreative Handwerker entwickelte mit großer Freude verschiedene Methoden der Absicherung, um die schweren Keramikstücke sicher an der Wand zu befestigen. Dies war besonders schwer, da die Innenseite der Reliefs hohl ist. Doch vor der Anbringung musste er die einzelnen Teile der Skulpturen aneinanderfügen. Wenn er heute nach fast 30 Jahren seine Arbeit betrachtet, ist er froh, damals den Auftrag angenommen zu haben. Jedoch ist Oehme von den Künstlern nie mit dankenden Worten für seine Arbeit bedacht worden. Das Ehepaar ist wenige Wochen nach Einweihung von Mensa und Bibliothek samt Kind in der Saale verunglückt. Bei den Kunstwerken handelt sich um insgesamt zehn Bilder, darunter „Odysseus und die Sirenen“, „Omphale und Herakles“ sowie die „Amazonen“, bei denen inzwischen ein kompletter Kopf abgebrochen wurde. Auch weitere Beschädigungen, wie abgebrochene Finger oder Hände, sind nicht zu übersehen. Walter Oehme ist über den Vandalismus an der Kunst sehr bestürzt. Während der Betrachter sich fragt, wer zu so etwas fähig sein könnte, bringt es Oehme auf den Punkt: „Rabauken gibt es überall.“ Solche Leute haben seiner Meinung nach nichts anderes

Eric Klapper

Urmittweidaer Walter Oehme erinnert sich

Mit den Keramik-Reliefs sorgt Walter Oehme für einen Hauch Kunst in der Mittweidaer Mensa.

als die Gewalt, um sich auszudrücken. „Menschen mit Geist machen so etwas nicht und außerdem ist diese Nackedei-Sache doch eigentlich was für Studenten“, so Oehme. Er zählt mit seiner Familie zum Urgestein Mittweidas. Zur Stadt selbst hat der willensstarke 87 Jahre alte Mann eine tiefgreifende Verbindung und erinnert sich gern an die vergangenen Zeiten. Einige der damit verbundenen Geschichten hat er über viele Jahre in einigen Schriften festgehalten. Diese sollen als Buch zur Einweihung des Zentrums für Medien und Soziale Arbeit veröffentlicht werden. Hauptberuflich war Oehme 21 Jahre lang als Lehrausbilder tätig. Bei seiner Arbeit

hat er Schülern unter anderem das Maurerhandwerk, verschiedene Holz- und Stahlflechtarbeiten beigebracht. Arbeitsbedingt interessierte er sich neben Architektur auch für die Kunst, so erinnert er sich unter anderem gern an die Arbeiten in der Schwemme der Mensa. Neben seinen beruflichen Erinnerungen schreibt er zum Beispiel auch über die Zeit mit seinem Großvater, der einer der letzten Stubenweber Mittweidas war. „Ich erinnere mich gern daran zurück, wie ich als kleiner dreijähriger Junge mit meinem Großvater an einem Webstuhl saß“, erzählt Oehme. Felix Tisch

„Jeden Tag mittendrin“ Markus Kretzschmar

99drei Radio Mittweida feiert Relaunch

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in neuer Wind weht seit gestern durch Radio Mittweida. „Wir legen viel Wert auf lokale Themen und sprechen unsere Hörer direkt an“, erklärt Programmchefin Sarina Jasch. Daher auch das neue Sender-Motto „Jeden Tag mittendrin“. Noch bevor die Sonne über Mittweida aufgeht, sind die Frühflieger auf Weck-Mission. Für einen gelungen Start in den Tag informieren gut gelaunte Moderatoren über das Neueste aus Mittweida

und dem Rest der Welt. „Gute Laune am Mikrofon ist besonders wichtig“, so Sarina Jasch, „denn es ist wissenschaftlich bewiesen, dass sich das auf sehr viele Zuhörer überträgt“. Dazu gibt es praktische Tipps und den „perfekten Musikmix für die Stadt“. „Sehr viele Hörer verfolgen unser Programm auch am Arbeitsplatz“, weiß Jasch, „darum heißt ‚Der Feierabend‘ jetzt ‚Der 99drei Nachmittag‘, die Hörer werden aber weiterhin von kreativen

Köpfen hinter dem Mikrofon in den Feierabend begleitet.“ Außerdem geht ab sofort auf 99drei jeden Dienstag ab 21 Uhr „Die Blackbox“ auf Sendung. Die Hörer erwartet ein Mix aus R´n´B, Hiphop und Urban Music. Neu im Programm ist der Kulturtipp. Jeden Mittwoch sucht das Radioteam im Kulturprogramm der Region die attraktivsten Angebote heraus. Diesmal wurden die Redakteure sogar im eigenen Haus fündig: Der Tag der offenen Tür und das 99drei Familienfest. Jeder, der wollte, konnte einen Blick ins Sendestudio werfen und den Radiomachern Fragen stellen. „Wir wollten unseren Hörern ein Stück näher kommen und alle besser kennenlernen“, verrät die Programmchefin. Und 99dreiHörerin Mandy Pfleitzschner (16) aus Mittweida freut sich: „Den André Glatzl hab‘ ich mir genau so vorgestellt, das ist mein Lieblingsmoderator“,

und präsentiert stolz ein Autogramm. Die Hörer dürfen sich auch weiterhin aktiv ins Programm einmischen. Die 99drei Charts präsentieren jeden Donnerstag die beliebtesten Hits der Mittweidaer, ermittelt durch ein online-Voting auf www.radio-mittweida.de. Mitmachen ist ganz einfach und jeder kann für seinen aktuellen Lieblingssong stimmen. Wer will, kann auch direkt eine Nachricht an den Moderator schicken – die neue Funktion „Mail ins Studio“ macht‘s möglich. Auf der Website gibt es auch noch einmal kompakt alle Informationen zum Sender, zur Redaktion und zum Programm. Nur einen Klick entfernt ist auch der Live-Stream – für alle die, die das Sendegebiet mal verlassen: Auch am Südpol, in Blagojeweschtschensk und Washington kommt 99drei so aus dem Lautsprecher. Nicole Grimm


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