Deutsche Oper Berlin: Libretto # 4 (Januar 2026)

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Deutsche BerlinOper Libretto

Magazin Januar 2026

Deutsche Oper Berlin, Januar 2026

Liebe Leserinnen und Leser, die meisten Opern sind ohne Tanz undenkbar. Verschwörungen und Konflikte, Liebe und Eifersucht, die spektakulärsten Szenen der Oper finden oft im Rahmen glanzvoller Bälle und Feste statt. Auch bei der Beschwörung von Traumwelten und gespenstischen Visionen kann Tanz eindringlich bewusst machen, wovon die Musik in diesen Momenten erzählt. Das gelingt den Tänzerinnen und Tänzern unseres Opernballetts immer wieder auf wunderbare Weise und als Leiterin dieses Ensembles bin ich besonders stolz, wenn sie neben den Sängern und Sängerinnen gleichberechtigt von Ihnen gefeiert werden. Natürlich ist das Opernballett auch in unserer Neuproduktion mit dabei, Erich Wolfgang Korngolds VIOLANTA. Schließlich lautet die Textzeile, die in dieser Oper mit Abstand am häufigsten wiederholt wird: »Aus den Gräbern selbst die Toten tanzen heute Brust an Brust«. Ich bin schon gespannt darauf, wie der Regisseur David Hermann das mit uns umsetzen wird. Über diese Premiere und über alles, was wir im Januar für Sie vorbereitet haben, erfahren Sie mehr in diesem Heft.

Viel Vergnügen beim Lesen! Ihre Silke Sense

Als Erste Solistin tanzte Silke Sense mit den großen Tänzern der Ballettwelt. Nun ist sie Leiterin und Choreografin des Opernballetts der Deutschen Oper Berlin. Darüberhinaus begleitet sie als Spielleiterin Neuproduktionen und verantwortet die Einstudierung des Repertoires

LA TRAVIATA im Januar > 5 im Spielplan

3 Fragen

Violetta aus LA TRAVIATA ist eine der ganz großen Rollen der Opernliteratur. Adela Zaharia erklärt, warum das so ist

Was macht die Schönheit und Faszination der Violetta aus?

Die Rolle ist monumental – stimmlich, psychologisch. Von den Koloraturen, den hohen Tessituren im ersten Akt, über die Linien, das Legato, die Verzweiflung im zweiten, bis zur Dramatik im dritten Akt, vor ihrem Tod. Ein Ritt durch ein Leben – an einem Abend.

Wie singt man diese Verzweiflung?

Es ist ein Drahtseilakt. Ich gehe so tief wie möglich in die Figur hinein, aber eben nur so weit, dass es die Technik meines Gesangs nicht beeinflusst.

Was an Violetta berührt Sie am meisten?

Ihre Verletzlichkeit. In »Die Kameliendame« wird erzählt, wie sie als Kind von zu Hause fortgeschickt wird, nach Paris. Ein Weg, den viele arme Mädchen der Zeit gingen. Den Schmerz trägt sie ein Leben lang in sich. Ein Abend von LA TRAVIATA ist für mich eine unaufhaltbare Lawine aus Drama und Tragödie.

Online: Acht Jahre zögerte Zaharia, bis sie als Violetta debütierte

Gleich passiert’s Giuseppe Verdi

DON CARLO, 3. Akt

Das spanische Volk trägt Carlo auf Händen. Doch gleich wird es erleben, dass sich der Thronfolger offen gegen seinen Vater auflehnt.

Marco Arturo Marelli erzählt

Verdis Inquisitionsdrama in Bildern von beklemmender Düsternis und majestätischer Strenge.

DON CARLO im Januar > 3 im Spielplan

Gleich passiert’s Giuseppe Verdi

LA TRAVIATA , 3. Akt LA TRAVIATA im Januar > 5 im Spielplan

Im Angesicht des Todes wird Violetta von einer nervösen Unruhe gepackt. Spürt sie, dass sie noch ein letztes Wiedersehen mit Alfredo erleben wird?

In Götz Friedrichs konzentrierter Inszenierung ist Verdis Tragödie immer wieder ergreifendes Musik theater.

Wieder auf unserer Bühne

Manche Gäste erinnern sich an die makellose Artikulation des Australiers. Welton studierte in Melbourne Sprachwissenschaft und Deutsch

DER FLIEGENDE HOLLÄNDER im Januar > 4 im Spielplan

Derek Welton war bis 2020 in unserem Ensemble. Nun kehrt der australische Bassbariton zurück als Titelheld in DER

FLIEGENDE HOLLÄNDER

Ich lasse mich ungern als Wagner­Spezialist festlegen. Seltsam vielleicht für alle, die mich als Wotan, Holländer oder Amfortas in Bayreuth, Salzburg und Berlin erlebt haben. Aber Bach und Händel liebe ich auch, die Variation hält meine Stimme beweglich, meine Seele wach. Fast wichtiger als Komponisten sind Häuser. Jede Bühne klingt anders; in Bayreuth lernt man, wie leise man singen kann, an der Deutschen Oper Berlin, wie sehr man dem Körper vertrauen muss. So entdecke ich immer neue Farben in Musik, die ich seit Jahren kenne. Der Holländer ist eine der Rollen, die für mich nie fertig sind. Er verlangt physische Kraft und innere Spannung. Am Ende des Duetts mit Senta, wenn Musik und Gefühl verschmelzen, spüre ich diese Mischung aus Erleichterung und Euphorie. Wagner zeichnet die Liebe zwischen Senta und dem Holländer nicht idealisiert, sondern realistisch – mit aller Unsicherheit und Zartheit. Vielleicht verstehe ich die Sehnsucht des Holländers auch deshalb so gut, weil ich schon die Hälfte meines Lebens fern meiner Heimat Australien verbringe. Mein musikalisches Zuhause aber habe ich gefunden: Berlin.

Matthiessen studierte klassisches Schlagzeug, spielte schon als 16-Jähriger im Landestheater Flensburg die Trommel, zum Beispiel bei LA TRAVIATA

Mein Instrument

Schlagzeuger Björn Matthiessen gibt mit der Kleinen Trommel den Walzertakt in Johann Strauß’ DIE FLEDERMAUS vor

Die Kleine Trommel kommt wie die Pauke ursprünglich aus der Militärmusik. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts hielt sie Einzug in die Orchesterstücke. Das bekannteste Beispiel ist sicher Ravels »Boléro«. Im Englischen heißt die Kleine Trommel »snare drum«. Das beschreibt ihren typischen schnarrenden Klang. Ihr Kessel ist aus Holz oder Metall. An der Ober­ und Unterseite sind Felle gespannt. Oben das Schlagfell, unten das Resonanzfell mit den sogenannten Schnarrsaiten. Die bestehen aus künstlichem Darm, umwickelt mit Metall, und erzeugen den prägnanten Sound. Für Strauß’ DIE FLEDERMAUS verwende ich ein Instrument mit Messingkessel. Das klingt leichter und brillanter als eine hölzerne Trommel. Ich spiele in der Operette noch andere Schlagwerke, das Glockenspiel und die Triangel. Aber den markantesten Auftritt hat die Kleine Trommel. Sie hebt sich mit ihrer glänzenden Tonfarbe von allen anderen Instrumenten ab – und gibt bei den Wiener Walzern den Takt vor.

DIE FLEDERMAUS im Januar > 1 im Spielplan

Dr. Takts Zeitreisen

Dr. Takt ist ein Zeitwanderer durch die Opernwelt. So manchen Komponisten besucht er. Wer weiß, ob er hier und da nicht sogar ein bisschen nachhilft?

LE NOZZE DI FIGARO von Mozart gilt als perfekte Oper. Ihr irres Tempo erzeugt diesen besonderen Sog. Ein Geheimnis aber konnte selbst Dr. Takt nicht lüften

Stellt der Zeitreisende Fragen, muss er damit rechnen, auch mal keine Antwort zu erhalten. Das passierte neulich im Hause Mozart. LE NOZZE DI FIGARO gilt als perfekte Oper. Hierfür wesentlich ist die für Mozarts Zeit revolutionäre Mischung aus Arien, Rezitativen, Ensembles und den drei großen durchkomponierten Aktfinali. Diesen verdankt die Oper ihr Tempo, ihre enorme Sogwirkung. Nur im vierten, letzten Akt wird das Tempo rausgenommen. Vor dem finalen Liebes ­ und Verwechslungsspiel kommen, nur durch Rezitative unterbrochen, fünf Arien hintereinander, drei der Nebenfiguren Barbarina, Marcellina und Basilio und je eine von Figaro und Susanna. Um herauszufinden, warum das so ist, treffe ich im Herbst 1785 in Wien Mozart und seinen Librettisten da Ponte – in einem Moment der Ratlosigkeit. Mozart hat gerade Susannas fast schon fertig komponierte letzte Arie verworfen und da Ponte um einen neuen Text gebeten. Sie diskutieren über Retardation, formale Disposition, welcher Sänger noch eine Arie brauche – und schweigen sich lange an. Ich bin ohne Antwort zurückgereist und musste an Ulrich Kreppein, einen befreundeten Komponisten denken. Er hatte von der »grundsätzlichen Unabgeschlossenheit des Genres Oper« erzählt. Und ich verstand, was er damit gemeint hat.

LE NOZZE DI FIGARO im Januar > 2 im Spielplan

Daniel Johansson Die Insel Ingarö vor Stockholm Mein Seelenort

Auf die Rolle des Elis im SCHATZGRÄBER bereitet sich der Tenor

Daniel Johansson in der Abgeschiedenheit der Schären vor

Mein Seelenort ist die Insel Ingarö. Sie gehört zum Schärengarten vor Stockholm. Fast 30 000 kleine Inseln und Felsformationen erstrecken sich hier entlang der Ostseeküste. Ingarö liegt nur rund fünfzehn Kilometer von meinem Haus entfernt. Schroffe Klippen, kleine Strände mit windgebeugten Kiefern, ein wunderschöner Ort. Wenn es stürmisch wird, sehe ich Windsurfer. Manchmal kommen Spaziergänger mit ihren Hunden vorbei. Aber meistens trifft man hier kaum Menschen.

Die Insel vermittelt ein Gefühl von Abgeschiedenheit. Genau das, was ich brauche. Der Beruf des Opernsängers kann sehr stressig und fordernd sein. Hier am Wasser finde ich Ruhe.

Ich bin in Småland im Süden von Schweden aufgewachsen, umgeben von Wäldern. Schon als Kind ging ich mit meinem Vater und meinem fünf Jahre älteren Bruder zum Jagen, Fischen und Pilzesammeln. Diese Natur hat mich geprägt. Wir fuhren zum Angeln auch

oft in den Norden Norwegens, wo es Lachse gibt. Die findet man vor Ingarö nicht. Aber einen ähnlichen Fisch: die Meerforelle. Ich angele sie am liebsten, weil sie schwer zu fangen ist. Alles muss stimmen. Das Wetter darf nicht zu gut sein. Nur wenn es kalt und windig ist, kommt sie in die Nähe der Küste. Man braucht Ausdauer und Geduld. Ich mag diese Herausforderung. Es geht mir nie darum, möglichst viele Fische zu fangen. Oder die größte Meerforelle zu angeln. So ticken manche, aber ich bin kein Rekordjäger.

Welche Werte zählen im Leben? Was verschafft uns Glück? Was macht die Gier mit uns? Diese Fragen stellt auch Franz Schreker in DER SCHATZGRÄBER. Wobei es noch um tausend andere Dinge geht, ein unglaublich vielschichtiges Werk. Ich liebe diese Oper! DER SCHATZGRÄBER ist auch eine Reflexion über das Geschichtenerzählen selbst. Über das Verhältnis von Kunst und Realität. Ich spiele Elis, einen Bänkelsänger, der mit seiner magischen Laute durch die Lande zieht. Er besitzt die Gabe, Schätze aufzuspüren, mithilfe seiner eigenen Lieder. Zum Beispiel singt er von einem Reh, dessen Augen zu Juwelen werden. An der Stelle im Wald, die er selbst heraufbeschworen hat, findet er dann wirklich Edelsteine.

Elis ist eine faszinierende Figur. Er verliebt sich in die Wirtstochter Els. Sie manipuliert Männer, lässt sie für sich stehlen, morden, hat es auf den Schmuck der Königin abgesehen. Auch Elis wird in deren Intrigen verwickelt, irgendwann droht ihm die Hinrichtung. Aber er bleibt ruhig, bittet nur: »Lasst mich sterben, wie ich gelebt habe. Mit einem Lied auf den Lippen«. Elis ist Musiker und beseelt vom Glauben an die Kraft der Kunst. Damit kann ich mich identifizieren. Um es mit

Churchill zu sagen: »Wenn nicht für die Kunst, wofür sonst sollten wir kämpfen?« Kunst überwindet Grenzen, zwischen Nationen, Religionen und Herkünften. Sie schafft Zusammenhalt. Den brauchen wir als Gesellschaft.

Der berührendste Moment in Schrekers Oper ist für mich das Ende. Els liegt im Sterben, Elis erzählt ihr eine letzte Geschichte. Er lädt sie in eine tröstende

Traumwelt ein. »Du legst dein Köpfchen jetzt sanft zur Seit‘ und gibst mir dein Händchen«. Er singt von einer Stadt mit hohen Häusern, die sie gemeinsam durchwandern, »in Frieden und ohne Hast, bis wir das Ziel unserer Sehnsucht finden. Den herrlichen gläsernen Märchenpalast.« Sie werden dort von Trompeten empfangen, alle jubeln ihnen zu. Mit Worten schafft Elis ein Ruhekissen, auf dem seine Geliebte sich bettet.

Die Kunst als Erlösung: Daran glaubte auch Schreker.

Sein SCHATZGRÄBER ist musikalisch sensationell. Die Oper folgt nicht den traditionellen Phrasierungen, sie nimmt unerwartete Wendungen, wechselt ständig den Takt. Keine Seite Musik gleicht bei Schreker der anderen. Dabei schreibt er unglaublich eingängige Melodien! Man hört nicht, wie schwer das Werk zu singen ist. Eine tolle Herausforderung für mich als Sänger: das Komplexe ganz leicht klingen zu lassen.

Manchmal fahre ich an meinen Seelenort, um mich auf eine Rolle vorzubereiten. Ich lasse die Angel zuhause, sitze am Wasser, neben mir eine Thermoskanne mit Kaffee und die Partitur, in die ich mich vertiefe. Ich singe nicht, sondern lausche den Vögeln, den Wellen. Die Musik ist nur in meinem Kopf.

Daniel Johansson hat Elis schon in der Premiere 2022 bei uns gesungen, in der Neuinszenierung von Regisseur Christof Loy

DER SCHATZGRÄBER im Januar > 8 im Spielplan

Wusstest du, dass

du hier auch Ferien machen kannst?

Im Februar findet das Winterferienmusiklabor statt. Stimmcoach Rosemarie Arzt leitet einen der Workshops zum Thema Stimme Ein Kuckuck begegnet einem Feuerwehrauto. Wie klingt das? So könnte ein Tag bei uns beginnen. Am Anfang geht es noch gar nicht ums Singen, sondern ums Ausprobieren: Wie entsteht Klang im Körper? Wie fühlt sich Summen an? Gemeinsam entdecken wir, wie einzigartig jede Stimme ist. Mit rhythmischen Klatschspielen finden die Kinder dann in ihre Singstimme. Das nimmt die Hemmungen und macht richtig Spaß! Wir denken uns singende Figuren wie Frau Schnell oder Herrn Laut aus und experimentieren mit Tempo, Lautstärke und Tonhöhe. Besonders schön ist es, wenn Kinder aufblühen und sich trauen, anderen etwas vorzusingen. Dann spüren sie: »Meine Stimme zählt!« So erleben sie Selbstwirksamkeit und lernen, dass ihre Stimme es wert ist, gehört zu werden. Am Ende der Woche präsentieren wir kleine Lieder – am liebsten mit eigenen Texten. Es sind keine Vorkenntnisse nötig: Wer sprechen kann, kann auch singen.

Info und Anmeldung zum Winterferienmusiklabor

Es war die Epoche, in der das Unbewusste in die Kunst einfloss. Klimt macht das in seinen Bildern zum Thema, Korngold, Jahre später, in seiner Musik

Eine Frau, die sich entzieht Was mich bewegt

Regisseur David Hermann ist ein Spezialist für Wiederentdeckungen. Er erzählt, wie er mit Korngolds VIOLANTA von 1916 ein Psychodrama über Anpassung und Freiheit inszeniert

Erich Wolfgang Korngold war ein Wunderkind. Seine Oper VIOLANTA komponierte er im Alter von nur siebzehn Jahren. Er erzählt darin von den Abgründen der Liebe und der Verstrickung von Gewalt, Lust und Schuld. Man denkt: »Ein so junger Mensch besitzt dafür gar nicht die nötige Lebenserfahrung«. Aber Korngold war ein begnadeter Geschichtenerzähler! Er interessierte sich für Menschen, für Schicksale, verstand sich auf Psychologie. Das unterschied ihn von vielen anderen Komponistinnen und Komponisten seiner Zeit, die abgeschottet von der Welt ihre Sinfonien und Klaviersonaten schrieben.

Gleichzeitig beherrschte Korngold virtuos das Orchester. Er verband Einflüsse von Strauss, Wagner, Puccini oder solche aus dem Impressionismus zu ganz eigenen Klangwelten – suggestiv, rauschhaft und sinnlich. Dank seines Talents reüssierte er in Hollywood als Filmkomponist und gewann zwei Oscars. Einige Musikwissenschaftler blicken deshalb abschätzig auf seine Opern, weil sie wie frühe Filmmusik klängen. Das finde ich bitter. Nicht zuletzt, weil Korngold den Weg in die USA nicht freiwillig wählte. Er wurde als Jude in den 1930er Jahren von den Nazis in die Emigration gezwungen, musste einen neuen Weg und ein neues Zuhause für sein musikalisches Genie suchen. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte er, in Europa wieder Fuß zu fassen, ohne Erfolg.

Umso schöner, dass seine Werke, inzwischen wiederentdeckt, nun endlich ihren verdienten Platz in der Musikgeschichte bekommen. Die Deutsche Oper Berlin hat daran ihren Anteil. Hier wurden schon DIE TOTE STADT und DAS WUNDER DER HELIANE zum großen Erfolg, auch beim Publikum.

Mit VIOLANTA setze ich das Korngold­Mosaik jetzt weiter zusammen. Im Zentrum der Aufführung steht die Psychologie der Hauptfigur. Die Venezianerin Violanta will während des Karnevals den Suizid ihrer Schwester rächen, die vom Prinzen Alfonso verführt wurde. Es kommt zur Konfrontation. Dabei muss Violanta sich allerdings eingestehen, dass sie Alfonso selbst begehrt. Korngold unternimmt in dem Einakter eine Reise in das Innenleben der Figur; diese Reise ist dramaturgisch und musikalisch eindrucksvoll angelegt. Der Bogen spannt sich von einem mysteriösen Anfang zu einem extrem klangintensiven Ende.

Zu Beginn des Stücks ist Violanta nach dem Tod ihrer Schwester verstummt. Erst allmählich öffnet sie sich. Sie beginnt zu realisieren, dass sie mit ihrem verschlossenen Ehemann nicht das richtige Leben führt und findet immer mehr zu sich selbst. Ich sehe darin die Geschichte einer Befreiung. Ein emanzipatorisches Motiv, trotz des tragischen Endes der Oper, das wir ganz anders deuten. Um das Schweigen der Violanta noch intensiver zu untersuchen, plane ich eine Erweiterung: Vor den Beginn des 75­minütigen Einakters

VIOLANTA von Erich Wolfgang Korngold

Musikalische Leitung

Sir Donald Runnicles Inszenierung

David Hermann (Foto) Premiere 25. Januar 2026

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setze ich eine zarte, intime Komposition von John Dowland sowie das Opus 6, Nr. 1 von Alban Berg. Dadurch entsteht ein Klangraum, in dem ich der Frage nachspüren will: »Wie reagieren wir auf eine Person, die sich entzieht?«

Das Seelenleben der Violanta übersetzen wir auch auf die bildliche Ebene. In unserem Bühnenbild wird eine gewaltige Spirale aus einer Schräge hervorbrechen – so wie aus dem Charakter der Violanta etwas hervorbricht, das sie vielleicht nicht wahrhaben wollte. Dieses Bühnenelement ermöglicht den Zugang zu verschiedenen Seelenräumen der Hauptfigur. Eine Anlehnung an die Türen in Bartóks HERZOG BLAUBARTS BURG , nur dass hier das Seelenleben einer Frau im Mittelpunkt stehen wird.

Ich möchte das Publikum zum Kern des Stückes führen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sollen von der Wucht dieses sehr komprimierten Psychodramas eingenommen werden. Es hilft, dass VIOLANTA eine Wiederentdeckung ist, kein vielgespieltes Stück, das nach neuen Lesarten verlangt, wie beispielsweise Mozarts Klassiker DON GIOVANNI, den ich kürzlich an der Bayerischen Staatsoper inszenieren durfte.

Im Falle von Korngold und VIOLANTA kommt das Publikum hoffentlich mit einer großen Erwartungsoffenheit. So kann das Momentum entstehen, in dem die Oper ihre volle Kraft und Emotionalität entfalten wird.

VIOLANTA im Januar > 6 im Spielplan

Wunderkind und Visionär. Korngold schrieb VIOLANTA mit nur 17 Jahren. In Hollywood gewann er später zwei Oscars

Die Verwandlung

Der Bass Liang Li über seine erste Anprobe für das Kostüm von Philipp II. in Verdis DON CARLO. Es ist der Moment, wenn aus Stoff und Metall eine Figur wird

Ich hatte das Kostüm gerade zum ersten Mal an, es passt perfekt. Der Kollege, der den Mantel vorher trug, war gleich groß, hatte eine ähnliche Figur. Ein Glück! Auf den Fotos sieht der Mantel mächtig und schwer aus, aber er ist erstaunlich leicht. Ich kann frei atmen, nichts zieht mich nach unten, der Stoff fällt weich und fließend. Das Kostüm trägt sich wie ein Federkleid – und doch fühle ich mich wie ein König. Sobald ich den Mantel anziehe, die Krone aufsetze, verändern sich meine Haltung und Wahrnehmung. Ich blicke in den Spiegel, sehe nicht mich, sondern Philipp II. Der Mantel hat hinten eine gewisse Länge, fast wie eine Schleppe. Das gibt Kraft, verleiht mir Gravitas. Wenn ich mich bewege, fließt sie hinter mir her – ruhig, majestätisch. Wenn ich wütend bin, schwingt sie mit, hektisch, laut. So sieht man die Spannung, ohne dass ich sie spielen muss. Dieses Kostüm atmet mit mir. Es trägt die Würde, die Macht und die Einsamkeit der Figur.

DON CARLO im Januar > 3 im Spielplan

Ein König auf rotem Linoleum: Liang Li strahlt die Würde des spanischen Herrschers selbst auf den nüchternen Fluren hinter der Opernbühne aus

Hinter der Bühne

In SATISFACTIONACTION spielt eine Swipe-Maschine eine Hauptrolle. Künstler Lukas Zerbst hat sie entworfen, programmiert, gebaut

Max Andrzejewski und ich haben lange an SATISFACTIONACTION gehirnt. Max, im Foto rechts mit rosa Kittel, stieß das Projekt an; seine Musik ist im Stück das tragende Element. Mich holte er fürs Raumkonzept hinzu, er wollte ein Musiktheater, das sich mit dem »oddly satisfying« ­ Phänomen befasst: OnlineContent, der sonderbar befriedigend wirkt: Videos, in denen Schaumstoff wie Butter geschnitten wird, Objekte, die perfekt ineinanderpassen, ASMR­ Clips. Irgendwann erwähnte ich meine Like ­Maschine, die ich Anfang 2025 für eine Ausstellung in Gent entwickelte. Wir waren uns einig, dass sie perfekt passte. »Follow me Blindly«, so ihr Name, scrollt unermüdlich weiter, als würde sie etwas suchen. Sie imitiert unser Swiping, bis es bedeutungslos wird, sie zeigt, wie sehr wir längst Teil der Maschine sind. Dass die Maschine inzwischen durch Ausstellungen tourt – 2026 sind Präsentationen in Portugal und den Niederlanden geplant – zeigt, dass das Werk einen Nerv trifft.

SATISFACTIONACTION im Januar > 7 im Spielplan

Der Operntherapeut

Patientin: Els (ca. 28 Jahre alt)

Sie stiehlt Juwelen, Herzen und Geheimnisse, ist immer auf der Jagd nach mehr. Doch je glänzender der Schatz, desto leerer das Gefühl. Am Ende sucht Els nicht Reichtum, sondern Hilfe – bei unserem Operntherapeuten

Fachärztlicher Bericht:

Überweisungsgrund Angst vor Kontrollverlust, Besitzzwang, emotionale und körperliche Erschöpfung

Anamnese Patientin erscheint gepflegt, aber hypernervös, spricht von »einem Schatz, der ihr zustehe«, von Männern, die sie »benutzen«. Dann gesteht sie gezielte Diebstähle, kalkulierte Raubzüge, mit denen sie Sicherheit erzwingen will. Hinter der Fassade liegt blanke Angst: Alles, was sie sich erkämpft hat, könnte sich als leer erweisen. Sie spürt, dass ihr System zu kollabieren droht. Familiärer Hintergrund ist hochgradig dysfunktional: Der Vater hat sie früh instrumentalisiert, Vertrauen kennt sie nicht. Besitz ersetzt Nähe. Musikalisch spiegelt sich der innere Riss in irisierenden Klangflächen, die ständig kippen, zwischen sinnlicher Verführung und schmerzlicher Dissonanz. In Els’ Stimme mischt sich Glanz mit Verzweiflung; jedes Aufleuchten ihrer Linie ist zugleich ein Absturz.

Diagnostische Einschätzung F60.3 (Emotional instabile Persönlichkeitsstruktur, impulsiver Typ) Z73.1 (Überperfektionismus und Kontrollstreben)

Therapieplanung und Zielsetzung Arbeit an Selbstwert ohne Bestätigung von außen, Symbolarbeit mit dem »Schatz« als Projektion innerer Leere

Prognose einsichtig, aber instabil. In der Katastrophe blitzt ein Rest Selbstwahrnehmung auf – vielleicht ihr wertvollster Schatz? In jedem Fall droht hohe Rückfallgefahr bei erneutem Schmuckfund.

DER SCHATZGRÄBER im Januar > 8 im Spielplan

Da war was los!

Große Gefühle, Intrigen, Neid und Missgunst. Wir blicken zurück auf die spektakulärsten Aufreger an der Deutschen Oper Berlin. Diesmal, 1932: Mord am Bühneneingang

Das Verbrechen wird ganz Berlin schockieren. Für den 23. Oktober 1932 steht in der Städtischen Oper Wagners SIEGFRIED auf dem Programm, mit Gertrud Bindernagel in der Partie der Brünnhilde. Die 38­jährige Sopranistin ist zu diesem Zeitpunkt eine der wichtigsten Sängerinnen des Hauses, sie feiert Erfolge vor allem in den dramatischen Verdi­ und Wagnerrollen. Doch an diesem Abend wird ihre eindrucksvolle Stimme zum letzten Mal zu hören sein. Denn kaum eine halbe Stunde, nachdem sie Brünnhildes letzte Worte in dieser Oper gesungen hat, »leuchtende Liebe, lachender Tod«, wird die Sängerin Opfer eines Mordanschlags. Ihr zweiter Ehemann Wilhelm Hintze, von dem sich Bindernagel erst kurz zuvor getrennt hatte, lauert ihr am Bühneneingang auf und schießt sie nieder. Bindernagel überlebt zunächst, stirbt jedoch einige Tage später an den Folgen des Bauchschusses. An ihrem Begräbnis auf dem Waldfriedhof Berlin nehmen 12 000 Menschen teil. Im Verlauf des Prozesses stellt sich heraus, dass Hintze nicht nur hoch verschuldet war, sondern zudem ein Verhältnis mit Bindernagels Hausmädchen hatte. Er wird wegen Totschlags zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt.

Mehr Unerhörtes in der Foyer-Ausstellung »Skandal!«

Meine Liste

Es gibt Träume jenseits der Oper: Was Opernstars unbedingt noch schaffen wollen

1. Richtig gut backen lernen

Die US-amerikanische Sopranistin ist eine der sehr gefragten Stimmen der Opernwelt. Bei uns am Haus singt Laura Wilde die Titelfigur in VIOLANTA und debütiert somit gleich zweifach – in der Rolle und auf unserer Bühne

Vor kurzem habe ich meine Liebe zum Backen entdeckt. Wenn ich zu Hause bin, experimentiere ich mit Aromen, Methoden und Kombinationen. Backen fühlt sich wie eine kreative Herausforderung für den Gaumen an. Ein bisschen ist es wie mit dem Singen: Ich kann kreativ sein, Risiken eingehen und meine Freude mit den Menschen teilen, die um mich herum sind.

Ich habe eine persönliche Verbindung zu einem wundervollen Schulprojekt in Fortaleza, Brasilien. »Channel to Brazil« sorgt dafür, dass Jungen und Mädchen in den ärmsten Stadtvierteln Schulbildung erhalten, neben den Kernfächern werden Informatik, Kunst, Gesang, Tanz und Musik angeboten. Ich habe die Schule vor sieben Jahren zum ersten Mal besucht, brachte den Kindern Oper näher und habe den Schulalltag miterlebt. Ich war tief bewegt von der Liebe, die mir die Schüler entgegenbrachten, und dem Engagement der Lehrer. Ich träume davon, eine Konzerttournee zu organisieren, um Geld für diese Schule zu sammeln.

3. Nochmal die Azoren besuchen

Die wunderschöne Insel São Miguel auf den Azoren ist einer der magischsten Orte, an denen ich je gewesen bin. Die Insel ist über und über mit Hortensien bedeckt, meinen Lieblingsblumen, und dabei so klein, dass man sie in ein paar Stunden mit dem Auto umrundet. Es gibt atemberaubende Ausblicke und herrliche Wanderwege. Ich kann es kaum erwarten wiederzukommen! Für eine Schule in Brasilien auf Tour gehen

VIOLANTA im Januar > 6 im Spielplan

Rätselhaft

Ihnen ist Oper kein Geheimnis? Dann raten Sie mal, was wir hier suchen (von oben): Komponist*in, Werk, Regisseur*in. Ein Tipp: Beachten Sie, wie sich das, was Sie sehen, anhört – auch in unter schiedlichen Sprachen!

Bitte senden Sie die Lösungen bis zum 15.12.2025 an diese Adresse: libretto@deutscheoperberlin.de. Unter allen Einsendungen verlosen wir zwei mal zwei Eintrittskarten für die Premiere von VIOLANTA am 25.01.2026, um 18 Uhr, in der Deutschen Oper Berlin. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Lösung finden Sie wie immer im nächsten Heft.

Auflösung aus Libretto #3: Umberto Giordano, FEDORA, Chistof Loy

Herausgeber Deutsche Oper Berlin – Stiftung Oper in Berlin

Intendant Christoph Seuferle

Geschäftsführender Direktor Thomas Fehrle

Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles

Konzept Grauel Publishing / Redaktion Ralf Grauel; Tilman Mühlenberg, Patrick Wildermann / Texte und Redaktion für die Deutsche Oper Berlin

Jörg Königsdorf [verantwortlich], Kirsten Hehmeyer, Marion Mair, Wenke Vendt, Dramaturgie, Marketing / Gestaltung und Satz Sandra Kastl

Anzeigen und Vertrieb anzeigen@deutscheoperberlin.de

Druck PIEREG Druckcenter Berlin GmbH

Libretto erscheint zehnmal pro Spielzeit

Bestellung und Anregungen libretto@deutscheoperberlin.de

Bildnachweise Impressum

Cover Matthias Horn / Editorial Max Zerrahn / Drei Fragen Klaudia Taday / Gleich passiert’s Marcus Lieberenz [2] / Wieder auf unserer Bühne Eduardus Lee / Mein Instrument Nancy Jesse / Dr. Takts Zeitreisen Eva Harmann / Mein Seelenort Margareta Bloom Sandebäck / Wusstest Du schon? Nancy Jesse / Was mich bewegt Archive / Alamy Stock / Die Verwandlung Max Zerrahn / Auf der Bühne Nancy Jesse / Operntherapeut Monika Rittershaus / Da war was los Bart Sparnaaij / Das muss ich nochmal sehen privat, Thomas M. Jauk / Spielplan Nancy Jesse, Archive / Alamy Stock, Kevin Maltby, Bettina Stöß

Cover: Szenenfoto aus DER SCHATZGRÄBER

Wir danken unserem Medienpartner.

Das muss ich nochmal sehen!

Wenke Vendt arbeitet bei uns im Pressebüro. Sie möchte nicht verpassen, wenn der Holländer hier zum letzten Mal an Land geht

Wenn ich groß bin, will ich auch Wagnerianer werden. WagnerOpern haben mich schon immer fasziniert: gewaltig, opulent, aber lang. DER FLIEGENDE HOLLÄNDER ist ideal zum Einstieg: Mit zweieinviertel Stunden wirkt er fast »snackable« im Vergleich zu TANNHÄUSER oder LOHENGRIN. Die Ouvertüre mit dem eingängigen Holländermotiv lässt das Unheil aufziehen, Christian Spucks düstere Insze nierung trägt es bis zum Schluss konsequent weiter. Zerrissenheit und Abhängigkeit der Figuren sind spürbar, ich fühlte mich wie mitten in diesem Albtraum. Im Gegensatz zu den Hauptfiguren bin ich zum Glück heil wieder aufgetaucht.

DER FLIEGENDE HOLLÄNDER im Januar > 4 im Spielplan

JanuarSpielplan 2026

Premieren, Repertoire, Uraufführungen –Musiktheater im großen Saal und in der Tischlerei

Erik schwärmt für Senta, die aber nur Augen für das Bild des sagenumwobenen Seefahrers hat und zu dessen Erlöserin sie sich berufen fühlt

Willkommen 2026 Nächste Premiere

1. Januar 2026

Swingin’ 2026

Die Neujahrsgala der BigBand

Dirigent Manfred Honetschläger

Mit Mette Nadja Hansen, Meta Hüper, Atrin Madani, Aryeh Nussbaum Cohen

Conferencier Klaus Wallendorf

Dauer 2:30 | Eine Pause

Feiern Sie das neue Jahr 2026 mit Jazz, Swing … und einem ganz besonderen Gast: Aryeh Nussbaum Cohen kehrt nach seinem Sensationserfolg in WRITTEN ON SKIN hierher zurück und zeigt nun – als Jazzinterpret – eine vollkommen andere Facette seiner Kunst.

Ebenfalls mit von der Partie: Mette Nadja Hansen, Meta Hüper und Atrin Madani.

25. [Premiere], 29. Januar; 4., 6., 13. Februar 2026

Violanta

Erich Wolfgang Korngold

Dirigent Sir Donald Runnicles

Regie David Hermann

Mit Ólafur Sigurdarson, Laura Wilde, Mihails Culpajevs u. a. Dauer 1:30 | Keine Pause | 14+

Wie viele Opern der Jahrhundertwende beschwört auch Korngolds VIOLANTA das Bild der italienischen Renaissance als einer Epoche, in der die Menschen ungehemmt von bürgerlichen Konventionen ihre Leidenschaften auslebten. Unter der Oberfläche brodelnde Triebe und Gefühle konnten so in ihrer zerstörerischen Wirkung auf die Bühne gebracht werden. Folgerichtig legt der Berliner Regisseur David Hermann Korngolds Oper als eine Reise ins Innere von Violantas Psyche an – als einen Prozess der schmerzlichen Selbsterkenntnis. Er kombiniert Korngolds Werk mit Alban Bergs Präludium aus den Drei Orchesterstücken Op. 6.

Lesen Sie auch S. 24-29, 38-39

Zum letzten Mal

30. Januar; 7., 12. Februar 2026

Der Schatzgräber

Franz Schreker

Dirigent Marc Albrecht

Regie Christof Loy

Mit Olesya Golovneva, Daniel Johansson, Thomas J. Mayer, Thomas Cilluffo u. a.

Dauer 3:15 | Eine Pause | 16+

Als eine »riesige Kammermusik für 120 Musiker«, als »eine Musik, die in jedem Moment Suchtpotenzial entfaltet«, beschreibt Marc Albrecht Schrekers mystisches Meisterwerk über die mutterlose Wirtstochter Els, die ihre Liebhaber zum Raub an heißbegehrtem Schmuck anstiftet, und den fahrenden Sänger Elis, der mit seiner geheimnisvollen Laute Schätze aufzuspüren vermag. Schreker, der in den 20er Jahren einer der bedeutendsten Opernkomponisten in der Nachfolge Richard Wagners war, schuf mit diesem Werk eine Tragödie »wahrhaft aus dem Geiste der Musik«.

Lesen Sie auch S. 16-21, 35

18., 28. Januar 2026

Der fliegende

Holländer

Richard Wagner

Dirigent Sir Donald Runnicles

Regie Christian Spuck

Mit Patrick Guetti, Flurina Stucki, Kieran Carrel, Derek Welton u. a. Dauer 2:15 | Keine Pause | 13+

Der sagenumwobene Seefahrer ist dazu verdammt, ewig über die Meere zu irren, bis er durch die ungebrochene Treue einer Frau erlöst wird. Senta fügt sich bereitwillig in die Rolle der Erlöserin –um ihre Treue unter Beweis zu stellen, nimmt sie sich schließlich das Leben. Christian Spuck inszeniert Wagners »romantische Oper« als düstere Erinnerung von Erik, Sentas verschmähtem Verehrer, der am Ende allein zurückbleibt und in wiederkehrendem Albtraum das Geschehen zu verstehen sucht.

Lesen Sie auch S. 11, 42

Opernwerkstatt / Das kommt … Besuchen Sie im Vorfeld einer Premiere oder Wiederaufnahme eine Stückeinführung und eine Probe und kommen Sie mit Mitwirkenden ins Gespräch. Im Januar: VIOLANTA am 20. Januar und DER SCHATZGRÄBER am 27. Januar 2026.

Opern im Repertoire

2. Januar 2026

Hänsel und Gretel

Engelbert Humperdinck

Dirigent Friedrich Praetorius

Regie Andreas Homoki

Mit Artur Garbas, Maria Motolygina, Karis Tucker, Maria Vasilevskaya, Thomas Cilluffo, Sofia Savenko

Dauer 2:00 | Eine Pause | 8+

Aus der Armut ihres Elternhauses gelangen Hänsel und Gretel in einen Zauberwald, der alles verwandelt: Die Kleider sind bunter, überall wachsen Erdbeeren, liebenswerte Clowns wiegen in sanfte Träume. Wenn da nur die Hexe nicht wäre. Andreas Homoki erzählt die Geschichte kindgerecht mit poetischer Leichtigkeit.

3. Januar 2026

Die Fledermaus

Johann Strauß

Dirigent Patrick Hahn

Regie Rolando Villazón

Mit Thomas Blondelle, Stephanie Wake-Edwards, Hulkar Sabirova, Kieran Carrel, Philipp Jekal, Maria Vasilevskaya u. a.

Dauer 3:00 | Eine Pause | 13+

»Champagner hat’s verschuldet!«: Darauf einigen sich nach einer durchfeierten Nacht voller ero tischer Ausrutscher die Protagonisten der FLEDERMAUS. Schuld ist aber nicht nur der Alkohol, sondern vor allem die Intrige des Dr. Falke. Strauß gelang mit seiner FLEDERMAUS der Prototyp der Wiener Operette – walzerselig, polkabesessen, voller bitterböser Ironie. Rolando Villazón inszeniert sie als skurrilen Gang durch die Zeiten.

Lesen Sie auch auf S. 13

4. Januar 2026

Le nozze di Figaro

Wolfgang Amadeus Mozart

Dirigent Ben Glassberg

Regie Götz Friedrich

Mit Thomas Lehman, Flurina Stucki, Lilit Davtyan, Artur Garbas, Arianna Manganello, Burkhard Ulrich, Elissa Pfaender u. a.

Dauer 3:45 | Eine Pause | 13+

Es ist gar nicht so einfach für Susanna und Figaro, als Dienstboten des Grafen Almaviva zu heiraten. Macht und Eitelkeit, falsche Versprechungen und juris tische Spitzfindigkeiten

verkomp lizieren das Leben am Hofe erheblich. Götz Friedrich folgt Mozart mit psychologischem Scharfblick, feinem Sinn für das Absurd-Komische und einem tiefen Verständnis für die menschliche Unvollkommenheit.

Lesen Sie auch auf S. 15

9. Januar 2026

Il barbiere di

Siviglia

Gioacchino Rossini

Dirigentin Anna Handler

Regie Katharina Thalbach

Mit Kangyoon Shine Lee, Misha Kiria, Martina Baroni, Philipp Jekal, Volodymyr Morozov, Maria Vasilevskaya u. a.

Dauer 3:00 | Eine Pause | 12+

Der charmante, mit allen Wassern gewaschene Frisör Figaro hilft dem Graf Almaviva, die Frau seiner Träume für sich zu gewinnen. Katharina Thalbach versetzt die Handlung in einen belebten Bade ort, an dem ein mysteriöser Theaterkarren voller Figuren der italienischen Commedia dell’arte eintrifft und den Alltag kräftig durcheinanderwirbelt.

7., 10. Januar 2026

20., 23. Februar 2026

Madama Butterfly

Puccini

Dirigent Stephan Zilias / Friedrich Praetorius [Feb.]

Regie Pier Luigi Samaritani

Mit Asmik Grigorian / Elena Stikhina [Feb.], Martina Baroni / Karis Tucker [Feb.], Dmytro Popov / Andrei Danilov [Feb.], Germán Olvera / Joel Allison [Feb.] u. a.

Dauer 3:00 | Eine Pause | 14+

Mit dieser Tragödie gelang Puccini ein emotional eindringliches Werk, das unsere Vorstellung von der Wirkungsmacht des Musiktheaters bis heute prägt: Tragisch ist nicht allein die Illusion von großer Liebe, der Cio-Cio-San erliegt, als der Amerikaner Pinkerton sie für die Dauer seines Japan-Aufenthaltes ehelicht. Tragisch ist auch das Gefühl tiefster Einsamkeit: Von den Japanern ausgestoßen muss sie erleben, auch von den Amerikanern nicht als ihresgleichen akzeptiert zu werden. Die Inszenierung Samaritanis erzählt von ihrem Lieben und Sterben in suggestiven JapanBildern.

Opern im Repertoire

11., 17., 31. Januar 2026

Don Carlo

Giuseppe Verdi

Dirigent Juraj Valčuha

Regie Marco Arturo Marelli

Mit u. a. Liang Li, Valentyn Dytiuk, Andrè Schuen, Patrick Guetti, Christina Nilsson, Karis Tucker Dauer 3:30 | Eine Pause | 16+

Verdi hat mit DON CARLO eine seiner großen politischen Opern erschaffen. Doch zugleich hat er in der Adaption des schillerschen Freiheitsdramas den Akzent stärker auf das individuelle Schicksal der Figuren gelegt, auf ihr Lieben, ihre Leidenschaften, auf Freundschaft, Begehren, Enttäuschung. Marco Arturo Marelli verdichtet dies in seiner strengen, bildmächtigen Inszenierung, indem er den Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit in ein dunkles Mauergefüge verschließt – und über allem thront die Inquisition.

Lesen Sie auch S. 6, 30

19., 23. Januar 2026 25., 28. Februar 2026

La traviata

Giuseppe Verdi

Dirigent Ivan Repušić / Francesco Lanzillotta [Feb.]

Regie Götz Friedrich

Mit Adela Zaharia / Elbenita Kajtazi [Feb.], Amitai Pati / Andrei Danilov [Feb.], Thomas Lehman / Dean Murphy [Feb.], Karis Tucker / Arianna Manganello [Feb.] u. a. Dauer 2:45 | Eine Pause | 13+

Fußend auf Alexandre Dumas’ Bestseller »Die Kameliendame« konfrontiert Verdi in LA TRAVIATA auf einzigartige Weise den Traum romantischer Liebe mit den Härten rigoroser Familienpolitik. Regielegende Götz Friedrich erzählt die berühmte Geschichte als Rückblende und verschärft so den tragischen Konflikt zwischen unbändiger Lebenslust und unaufhaltsamem Verfall: In dieser Pariser Halbwelt wandelt sich das rauschende Fest Schritt für Schritt zur Totenfeier.

Lesen Sie auch S. 5, 9

In der Tischlerei Staatsballett Berlin

29., 30. Januar 2026

Satisfactionaction

Komposition, Musikal. und Künstlerische Leitung Max Andrzejewski

Dauer 1:30 | Keine Pause

In dieser Musiktheaterinstallation entsteht ein Raum, in dem Befriedigung immersiv erlebbar und gemeinschaftlich zelebriert wird und in dem das Publikum multisensorisch auf seine Kosten kommen wird. Aber kann mit dieser ehrlich eskapistischen Gemeinschaftserfahrung wirklich ein Gegengewicht zum Dauergefühl von Krise und Über forderung hergestellt werden?

Lesen Sie auch S. 32

24. Jan. 2026 | 3. Tischlereikonzert

Wie kommt das

Neue in die Welt?

Mit Musiker*innen des Orchesters

Dauer 2:00 | Eine Pause

In diesem Kammerkonzert stehen Umbrüche im Fokus. Wo und wie beginnt das Neue? Gibt es konkrete Wegmarker? Wir begeben uns auf eine Spurensuche in Werken von u. a. Monteverdi, Gesualdo, Wagner, Webern und Ives.

13., 16., 24., 26. Januar 2026

2., 3. Februar 2026

Minus 16

Choreografien Sharon Eyal, Ohad Naharin

Musik vom Tonband

Mit Tänzer*innen des Staatsballetts Berlin

Dauer : 2 Stunden | Eine Pause

Mit SAABA zeigt Sharon Eyal ihre vierte Produktion mit dem Staatsballett Berlin. Der unverwechselbare Stil der Choreografin hat eine hypnotische, pulsierende Kraft, die jeder sofort wiedererkennt. Nach der Pause steht Ohad Naharins MINUS 16 auf dem Programm, eine temperamentvolle Choreografie voller akrobatischer Kühnheit. Zu einer eklektischen Musik von Dean Martin über Mambo und Techno bis hin zu traditioneller israelischer Musik ist der Abend eine Hommage an Tanzlust und Lebensfreude.

Vorschau Februar 2026

13., 15. Februar 2026

Die drei Rätsel

Detlev Glanert

Lasso begegnet auf seinem Weg ins Königreich Busilis Räubern, Wildschweinen, Sterndeutern, Hellsehern, intriganten Politikern und strengen Hofdamen und er findet einen treuen Freund und eine wunder volle neue Freundin. Erleben Sie noch einmal die wilde Mischung aus Märchen, Road-Movie und großer Oper für Kinder ab 9 Jahren und Erwachsene.

10. Februar 2026 | Philharmonie

Gurrelieder

Arnold Schönberg

Schönberg verbindet in der Nachfolge von Wagner, Mahler und Strauss sämtliche musikalische Ein flüsse der Spätromantik zu einem fast zweistündigen Opus, das Höhepunkt und Endpunkt jener Kunstepoche ist: Es dirigiert Sir Donald Runnicles.

11.,

14. Februar 2026

Turandot

Giacomo Puccini

21., 27. Februar 2026

Elektra

Richard Strauss

Um seiner Oper die Wucht der attischen Tragödie zu verleihen, schöpfte Strauss die Möglichkeiten des Orchesters bis ins Extreme aus und fordert von seiner Heldin nicht weniger als das Maximum an Dramatik. Wieder mit Catherine Foster in der Titelpartie.

„Nessun dorma“ – Niemand schlafe in dieser von Grausamkeit gezeichneten Welt. Zwar wird Calaf Turandots Rätsel lösen, aber Liebe, gar Frieden bringt dieser Sieg nicht. In Lorenzo Fioronis Inszenierung sind Assoziationen zu heutigen Diktaturen nicht fern.

Karten, Preise, Adressen

Unsere Adressen

Großes Haus

Bismarckstraße 35, 10627 Berlin

Tischlerei

Richard-Wagner-Straße / Ecke Zillestraße, 10585 Berlin [direkt an der Rückseite der Deutschen Oper Berlin]

Kartenverkauf

Webshop www.deutscheoperberlin.de

Am Telefon

T +49 30 343 84 343

Mo – Sa 9.00 – 20.00 Uhr

So, feiertags 12.00 – 20.00 Uhr

An der Tageskasse

[Bismarckstraße 35]

Fr – Sa 12.00 – 19.00 Uhr

So – Do, feiertags geschlossen

Abendkasse

[Bismarckstraße 35]

Für Vorstellungen im großen Haus ab 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn.

Für Vorstellungen in der Tischlerei gibt es keine Abendkasse.

Sie wollen generelle

Ermäßigungen nutzen?

Deutsche Oper Card

Die Deutsche Oper Card 25/26 kostet einmalig € 75,00 und berechtigt Sie zum Kauf von bis zu zwei Karten für sich und Ihre Begleitung mit einer Ermäßigung von 30% je Vorstellung der Preiskategorien A bis E (ausgenommen DER RING DES NIBELUNGEN , Fremd- und Staatsballettveranstaltungen und Vorstellungen mit Einheitspreisen im Saal sowie in Tischlerei und Foyer).

Die Deutsche Oper Card können Sie an der Tageskasse, am Telefon oder im Webshop erwerben.

Unsere Operntage!

Oper zum Einheitspreis: Karten für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren kosten € 10,00, für alle anderen – unabhängig von der Platzwahl – € 34, 00. Die Operntage finden Sie in den Monatskalendarien vermerkt.

ClassicCard App

Für alle bis 30 Jahren: Im Vorverkauf kosten Karten für Oper und Ballett € 18,00, für Konzerte € 16,00 / an der digitalen Abendkasse Oper und Ballett nur € 13,00, Konzerte € 11,00. Die Jahresmitgliedschaft kostet einheitlich € 28,00: classiccard.de

Live-Audiodeskription

Für blinde und sehbehinderte Gäste bieten wir Vorstellungen an, bei denen Sprecher*innen live audiodeskriptive Erläuterungen zum Bühnengeschehen geben. Vor der Vorstellung laden wir zu einer Tastführung und einer Stückeinführung ein: wieder am 9. Jan. 2026 zu IL BARBIERE DI SIVIGLIA, am 18., 28. Jan. 2026 zu DER FLIEGENDE HOLLÄNDER.

Spielplanansage:

T +49 30 279 08 776 Karten zu € 25,00:

T +49 30 343 84 343

Besucher*innen mit Behinderung

Unsere Oper ist barrierefrei. Informieren Sie sich im Detail

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Kontakt

T +49 30 343 84 343 info@deutscheoperberlin.de www.deutscheoperberlin.de

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Februar 2026

Führungen

4., 11., 17., 24. Januar 2026

1., 8., 14., 21., 28. Februar 2026

jeweils 13.00 Uhr

Dauer 1:30 | Kosten € 10,00

Familienführungen

speziell für Kinder ab 6 Jahren

4., 11., 17., 24. Januar 2026

1., 8., 14., 21., 28. Februar 2026

jeweils 14.30 Uhr

Dauer 1:00 | Kosten € 5,00

Unsere Kartenpreise

Im Großen Saal

Im Kalendarium finden Sie in der letzten Spalte jeweils einen Buchstaben, der auf das geltende Preisgefüge verweist. Für den Saal erwerben Sie ein Ticket, das Ihren Sitzplatz präzise bezeichnet. Die Preise der jeweiligen Kategorien belaufen sich auf:

A: € 18,00–€ 74,00

B: € 24,00–€ 92,00

C: € 26,00–€ 108,00

D: € 30,00–€ 144,00

E: € 36,00–€ 184,00

S: € 83,00–€ 143,00

In Foyer und Tischlerei

In der Tischlerei gelten Einheitspreise, wobei in der Darstellung des Kalenders der reguläre Preis zuerst genannt ist. Den niedrigeren Preis erhalten Ermäßigungsberechtigte. Mehr dazu auf unserer Website oder im telefonischen Kartenservice. In der Tischlerei sowie bei der Opernwerkstatt gilt freie Platzwahl.

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