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heiMAt©erleben
»Berlin ist einmalig – Dichten, Denken, Schöpfen und Schaffen«
„berlin©war©immer©interessant,©anregend©und©furchtbar©lebendig“
Meine späte Heimkehr DeUtsChlAnDBilD
text©nikos DimoU, Athen
Drei Aufnahmen – Auszüge aus meiner Autobiographie. Diesen Untertitel wählt der griechische Philosoph und Schriftsteller Nikos Dimou für seinen Beitrag zur Reihe „Mein Deutschlandbild“.
26 Weltzeit©©1©|©2014
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5. September 1954. Nach einer 48-stündigen Reise befinde ich mich am Münchner Hauptbahnhof. Riesenmengen von Menschen – aber große Stille. Meine Ohren? Endlich, in einer Ecke höre ich laute Leute. Ach, ja. Es sind Griechen. Kein Mensch holt mich ab. Ich habe nur eine Adresse: Pension Frank, Schellingstraße 24. Es regnet. Alles scheint finster und düster. München liegt noch in Trümmern. Es gibt riesige Lücken zwischen den Häusern. Holzbaracken auf den leeren Grundstücken: Imbissbuden oder Läden. Eine knallrote Baracke Ecke Barer- und Georgenstraße
verkauft Bücher: „Wolfgang Gielow“. Mit kleinen Kritik-Zetteln am Schaufenster. Wenig Verkehr auf den Straßen. Ältere Autos. Nagelneue Käfer fallen auf. Viele Fahrräder. Die Leute sind zumeist ärmlich gekleidet. Nur in der Maximilianstraße sieht man elegante Frauen. In der Uni ältere Studenten. Zwei neue Wörter: Kriegsversehrte und Spätheimkehrer. Gaststätte „Zum Grünen Eck“, hinter der Uni (die Kneipe gibt es schon lange nicht mehr). Am selben Tisch mit zwei Studenten, die sich über eine Pirandello-Inszenierung streiten. Ich mische mich ein. Meine Einführung – oder besser: Einweihung – in das Münchner Kulturleben. Man trifft sich jeden